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Dieser Artikel bezieht sich auf den rheinfrankischen Teil des germanischen Stammesbundes der Franken Fur die Westhalfte des spateren Herzogtums Franken siehe Westfranken Fur die Studentenverbindung gleichen Namens siehe Marburger Burschenschaft Rheinfranken Als Rheinfranken auch ripuarische ribuarische Franken Ripuarier Ribuarier oder Ripuaren Ribuaren von altfrankisch rip Ufer im Raum Koln auch als Kolner Franken bezeichnet wird in der Geschichtswissenschaft traditionell eine von zwei beziehungsweise drei Gruppen der Franken bezeichnet Diese stiegen in der Ubergangszeit zwischen Spatantike und Fruhmittelalter zum machtigsten germanischen Stamm in West und Mitteleuropa auf Der Teilstamm der Rheinfranken soll sich durch die Vereinigung einzelner kleinerer Volksgruppen im 4 Jahrhundert gebildet haben sein Hauptsiedlungsgebiet habe entlang des Rheins gelegen daher der Name Entlang des Flusses hatten sich die Rheinfranken von Koln uber Mainz bis nach Worms und Speyer ausgebreitet 1 Demgegenuber hat Matthias Springer allerdings die Ansicht vertreten dass es sich bei der vermeintlichen Zwei oder Dreiteilung der Franken und damit auch bei den Rheinfranken um ein Konstrukt der Forschung handelt das auf einer Missdeutung der spateren mittelalterlichen Quellen beruhe 2 Karte mit der klassischen Vorstellung einer Expansion zweier grosser frankischer Teilstamme namens Salfranken und Rheinfranken Germanische Stamme am niedergermanischen Limes aus denen spater der frankische Stammesbund hervorgehen sollte Inhaltsverzeichnis 1 Ethnogenese der Franken 2 Teilgruppen der Franken 3 Expansion der Rheinfranken 4 Konigreich der Rheinfranken 5 Literatur 6 EinzelnachweiseEthnogenese der Franken BearbeitenEin Volk namens Franci wird erstmals Ende des 3 Jahrhunderts in den lateinischen Schriftquellen erwahnt 3 spatere Autoren verwenden es bereits fur einfallende germanische Stamme in der Mitte des 3 Jahrhunderts 4 Dahinter verbargen sich in Wirklichkeit mehrere kleine Stamme die als Proto Franken bezeichnet werden Sie siedelten zunachst rechts des Rheins wechselten oft ihr Siedlungsgebiet und stiessen immer wieder in wechselnden Allianzen zu Raubzugen in gallo romisches Gebiet vor Im Laufe der Zeit bildete sich dabei aus den einzelnen Stammesverbanden in einem vielschichtigen Prozess der Ethnogenese schliesslich der Grossstamm der Franken Diese werden klassischerweise in einen nordwestlich siedelnden Teilstamm der Salfranken und einen am Mittelrhein und sudlich davon siedelnden Teilstamm der Rheinfranken aufgeteilt Alte germanische Stamme die auf diese Weise im Stammeskonglomerat der Franken aufgingen waren unter anderem 5 Moglicherweise die Salier die als namensgebender Hauptstamm der Salfranken angenommen werden was aber keineswegs sicher ist Chamaver zunachst nordlich der Lippe im 4 Jahrhundert bis zur Maas vorgedrungen Sugambrer mit der Untergruppe der linksrheinischen Cugerner im Raum Xanten bis Krefeld Brukterer bei Tacitus erwahnt an Ems und Lippe siedelnd waren an den Eroberungen Kolns und Triers beteiligt Chattuarier siedelten am oberen niederlandischen Lek einzelne Gruppen drangen tief nach Gallien in den Raum vor der spater als Hatuyer bezeichnet wurde Tenkterer ursprunglich ostlich des Rheins spater bis zur Sieg vorgedrungen Usipeter oft in Verbindung mit den Tenkterern genannt siedelten spater im Lahntal Ampsivarier von den Chauken aus ihren Stammgebieten an der Ems verdrangt zum Niederrhein abwandernd Chauken zwischen Friesen und Sachsen siedelnd wahrscheinlich Namensgeber fur die epischen Hugen im Beowulf Teile schlossen sich moglicherweise den Franken an der Grossteil stiess zu den SachsenNur bedingt an der Genese der Franken beteiligt waren die Bataver und die Ubier die zur Zeit der Ethnogenese der Franken bereits romanisiert waren und daher gemeinsam mit der restlichen gallo romischen Bevolkerung ihrer Siedlungsgebiete im frankischen Stammesverband aufgingen Teilgruppen der Franken BearbeitenDer traditionellen Geschichtswissenschaft zufolge bildeten sich kurze Zeit nach der Entstehung des Grossstammes der Franken im niederlandisch deutschen Grenzgebiet am Niederrhein die beiden Hauptstrome der Salfranken und Rheinfranken heraus aus denen spater das Volk der Franken entstand 6 Die Salfranken teils auch als Salier bezeichnet hatten im Salland an der IJssel und am Rheindelta gesiedelt von wo sie sich nach Toxandrien und ins nordliche Gallien ausgebreitet und dort die Grundlagen fur die Reiche der Merowinger und das spatere Frankenreich geschaffen hatten Die Rheinfranken dagegen hatten zwischen Niederrhein und Mittelrhein gesiedelt in der Mitte des 5 Jahrhunderts Koln erobert und sich von dort aus weiter nach Suden und Westen ausgebreitet Ab dem 5 6 Jahrhundert seien die salischen und rheinfrankischen Gebiete unter gemeinsamen Konigen vereinigt worden Fur die im Grossraum Koln siedelnden Rheinfranken habe sich ab dem 6 Jahrhundert die Sonderbezeichnung ripuarische Franken oder Ripuarier Uferbewohner herausgebildet von der die Bezeichnung Ripuarien fur diese Region abzuleiten sei 7 Der Teilstamm der Rheinfranken beziehungsweise die Untergruppe der Ripuarier habe schliesslich auch dem Stammesrechtsbuch der Lex Ripuaria den Namen gegeben wohingegen das Recht des salfrankischen Bruderstammes in der Lex Salica niedergelegt sei 8 Neuere Forschungen haben jedoch ergeben dass es sich bei der Lex Ripuaria um eine deutlich jungere Modifikation der Lex Salica handelt nicht um eine notwendigerweise fur eine separate Volksgruppe geschaffene Umarbeitung Damit ist die Vokabel Ripuaria fruhestens im 7 moglicherweise im 8 Jahrhundert zum ersten Mal belegt Das Wort riparii das in alteren Quellen vorkommt und haufig mit einem Teilstamm der Rheinfranken in Verbindung gebracht wurde hat dagegen nichts mit den Ripuariern zu tun sondern geht wohl auf Begrifflichkeiten aus der romischen Administration zuruck Auch die Bezeichnung Rheinfranken taucht in keiner Quelle aus der Zeit des Frankenreiches auf und der verwandte Begriff der Francia Rinensis ist erstmals im 9 Jahrhundert beim Geographen von Ravenna belegt Aus diesen Ergebnissen resultierend hat Matthias Springer geschlussfolgert dass die Unterscheidung zwischen Salfranken und Rheinfranken den historischen Gegebenheiten in keiner Weise entspreche Die Franken der Volkerwanderungszeit und der fruhen Merowingerzeit waren nicht zweigeteilt Es hat so viele frankische Gruppen gegeben wie es frankische Herrscher gab und zwar sowohl vor Chlodwig 511 als auch nach ihm 9 Von Sal und Rheinfranken abgegrenzt werden teilweise noch die Moselfranken eine Untergruppe der Rheinfranken die zu Beginn des 5 Jahrhunderts am oberen Rhein und an der Mosel ansassig wurden Der Rheinische Facher1 Niederfrankisch2 Limburgisch3 Ripuarisch4 nordliches Moselfrankisch5 sudliches Moselfrankisch6 Rheinfrankisch Von den historischen Uberlegungen uber die frankischen Teilvolker abzugrenzen sind die begrifflichen Unterscheidungen der heutigen Mundarten Als Ripuarisch werden nur die rheinubergreifenden Dialekte vom Sudwest Bergischen uber Koln bis Aachen bezeichnet Davon abzugrenzen sind entsprechend dem Rheinischen Facher die Dialekte am Niederrhein die auch als niederrheinisches oder niederfrankisches Platt bezeichnet werden und die Mundarten an der Mosel und im Rhein Main Gebiet die als Moselfrankisch und Rheinfrankisch bezeichnet werden Das romische Koln im 3 bis 4 Jahrhundert bevor es von den Franken erobert wurde Schaubild im Romisch Germanischen Museum Expansion der Rheinfranken BearbeitenFur das 4 Jahrhundert sind wiederholt Einfalle von Franken in linksrheinisches Gebiet bezeugt unter anderem wurden Trier und Koln mehrfach angegriffen 352 brach die romische Reichsgrenze zusammen und die als Rheinfranken bezeichneten Stamme setzten sich linksrheinisch fest In den folgenden Jahrzehnten 356 387 kam es mehrfach zu Auseinandersetzungen mit den Romern die wechselhafte Erfolge erbrachten Gleichzeitig erlangten aber auch einige frankische Heerfuhrer unter den romischen Kaisern Valentinian I und Gratian Spitzenpositionen im romischen Heer im Kampf gegen die Alamannen beispielsweise Merobaudes Richomer Bauto und Arbogast der Altere In den Jahren 388 und 389 durchbrachen Rheinfranken unter ihren Anfuhrern Marcomer Gennobaudes und Sunno den niederrheinischen Limes und verwusteten die Umgebung von Koln einigten sich aber mit dem Kaiser Valentinian II auf ein Friedensabkommen Dennoch kam es auch anschliessend weiterhin zu Unruhen am Rhein sodass um 402 der Sitz der Pratorianerprafektur aus der ehemaligen romischen Kaiserstadt Augusta Treverorum dem heutigen Trier nach Arelate heute Arles verlegt werden musste In den Jahren 413 bis 420 uberfielen frankische Gruppen Augusta Treverorum mehrfach um das Jahr 435 eroberten die Franken die Stadt endgultig 10 Auch Koln fiel 459 461 endgultig in die Hande der Rheinfranken die sich danach am Mittelrhein bis nach Mainz festsetzten Koln wurde Sitz eines Konigs der im dortigen Statthalterpalast Pratorium residierte Die Bewohner der romischen Stadt Romer Galloromanen aber auch mit den Romern in Frieden lebende Germanen wie die Ubier wurden soweit sie nicht gefluchtet waren unterworfen und gingen in der kommenden Zeit in der frankischen Gesellschaft auf Eine weitere Expansion der rheinfrankischen Stamme erfolgte in den Jahren 470 bis 485 nach Sudwesten wo sie Nachbarn der Burgunden wurden aber auch Anschluss fanden an die Siedlungsgebiete der als Mosel und Salfranken bezeichneten Gruppierungen 11 In den folgenden Jahrzehnten gelang dem salfrankischen Reich unter den Konigen Childerich I und seinem Sohn Chlodwig I die Eroberung ganz Galliens Bei den Kriegen gegen die Alamannen die in der Schlacht von Zulpich gipfelten erhielt letzterer Unterstutzung durch den in Koln residierenden Rheinfranken Konig Sigibert Konigreich der Rheinfranken BearbeitenIn der Forschung wurde bei verschiedenen frankischen Herrschern der Versuch gemacht sie als Rheinfranken einzuordnen Dazu gehort der frankische Konig Theudomer von dem lediglich durch den galloromischen Bischof und Geschichtsschreiber Gregor von Tours Informationen bekannt sind Er war Sohn des Richomer und der Asycla wurde zunachst romischer Konsul und spater frankischer Kleinkonig und schliesslich gemeinsam mit seiner Mutter durch die Romer hingerichtet 12 Gleiches gilt fur Sigismer der fur das Jahr 469 als Konigssohn in den Quellen erwahnt wird Aufgrund seines Namens und der Tatsache dass er eine burgundische Prinzessin heiratete was aus bundnisstrategischen Uberlegungen fur einen rheinfrankischen Herrscher als wahrscheinlicher gilt als fur einen salfrankischen wurde er zu den Rheinfranken gezahlt 13 Eindeutig als rheinfrankisch eingeordnet wurde das frankische Konigreich dessen Herrscher in Koln residierten Der einzige langer amtierende Konig ist Sigibert von Koln der um die Wende vom 5 zum 6 Jahrhundert regierte Sigibert besiegte in Allianz mit dem salfrankischen Merowinger Chlodwig I im Jahre 496 497 in der Schlacht bei Zulpich die Alemannen Im Kampf zog sich Sigibert eine Knieverletzung zu als deren Folge er den Beinamen der Lahme erhielt Um 508 509 wurde Chloderich der Sohn Sigiberts durch Chlodwig zu einem Attentat auf seinen Vater angestiftet Kurz darauf wurde er seinerseits von Chlodwig als Vatermorder beschuldigt und getotet Daraufhin zog Chlodwig in Koln ein und wurde von den lokalen Grossen als Konig anerkannt 14 Chlodwig regierte bis zu seinem Tod im Jahr 511 uber die nunmehr vereinigten frankisch besiedelten Territorien Danach erbte Chlodwigs Sohn Theuderich I diesen Reichsteil spater Austrasien oder Austrien genannt das sich uber die alten salfrankischen Gebiete in Toxandrien uber das Gebiet der Rheinfranken bis zur thuringischen Grenze ausdehnte Dieses Gebiet wurde in der Folgezeit von Konigen aus der Herrscherlinie der Merowinger regiert und mit den anderen frankischen Gebieten vereinigt Literatur BearbeitenErich Zollner Geschichte der Franken bis zur Mitte des sechsten Jahrhunderts C H Beck Munchen 1970 Ulrich Nonn Die Franken Kohlhammer Stuttgart 2010 ISBN 978 3 17 017814 4 Matthias Springer Riparii Ribuarier Rheinfranken nebst einigen Bemerkungen zum Geographen von Ravenna In Dieter Geuenich Hrsg Die Franken und die Alemannen bis zur Schlacht bei Zulpich 496 97 Erganzungsbande zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 19 Walter de Gruyter Berlin New York 1998 ISBN 3 11 015826 4 S 200 269 Matthias Becher Chlodwig I Der Aufstieg der Merowinger und das Ende der antiken Welt C H Beck Munchen 2011 ISBN 978 3 406 61370 8 S 251 ff Hans Hubert Anton Francia Rinensis In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 9 Walter de Gruyter Berlin New York 1995 ISBN 3 11 014642 8 S 369 373 Einzelnachweise Bearbeiten Ulrich Nonn Die Franken Kohlhammer Stuttgart 2010 ISBN 978 3 17 017814 4 S 11 63 Matthias Springer Riparii Ribuarier Rheinfranken nebst einigen Bemerkungen zum Geographen von Ravenna In Dieter Geuenich Hrsg Die Franken und die Alemannen bis zur Schlacht bei Zulpich 496 97 Walter de Gruyter Berlin New York 1998 ISBN 3 11 015826 4 S 200 269 Panegyrici Latini 11 5 4 und 11 7 2 aus dem Jahr 293 Aurelius Victor Liber de Caesaribus 33 3 Ulrich Nonn Die Franken Kohlhammer Stuttgart 2010 ISBN 978 3 17 017814 4 S 15 31 Erich Zollner Geschichte der Franken bis zur Mitte des sechsten Jahrhunderts C H Beck Munchen 1970 S 2 43 Erich Zollner Geschichte der Franken bis zur Mitte des sechsten Jahrhunderts C H Beck Munchen 1970 S 20 43 Rudolph Sohm Uber die Entstehung der Lex Ribuaria Bohlau Weimar 1866 S 1 81 Matthias Springer Riparii Ribuarier Rheinfranken nebst einigen Bemerkungen zum Geographen von Ravenna In Dieter Geuenich Hrsg Die Franken und die Alemannen bis zur Schlacht bei Zulpich 496 97 Walter de Gruyter Berlin New York 1998 ISBN 3 11 015826 4 S 200 269 hier S 260 Ulrich Nonn Die Franken Kohlhammer Stuttgart 2010 ISBN 978 3 17 017814 4 S 147 149 Erich Zollner Geschichte der Franken bis zur Mitte des sechsten Jahrhunderts C H Beck Munchen 1970 S 30 43 Gregor von Tours Historien 2 9 Vgl Erich Zollner Geschichte der Franken bis zur Mitte des sechsten Jahrhunderts C H Beck Munchen 1970 S 2 43 Matthias Becher Chlodwig I Der Aufstieg der Merowinger und das Ende der antiken Welt C H Beck Munchen 2011 ISBN 978 3 406 61370 8 S 142 f Erich Zollner Geschichte der Franken bis zur Mitte des sechsten Jahrhunderts C H Beck Munchen 1970 S 2 43 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rheinfranken amp oldid 230458513