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Der Stamm der Ampsivarier Amsivarier germanisch Ems Manner lateinisch Ansibarii griechisch Ἀnsibarioi war ein germanischer Stamm an der Ems im heutigen Emsland Mitte des 1 Jahrhunderts n Chr wurden sie von den Chauken aus ihren Wohnsitzen vertrieben Ab dem spaten 4 Jahrhundert ging der Stamm in den Franken auf Verbreitung germanischer Stamme um 50 n Chr Inhaltsverzeichnis 1 Quellenlage 2 Geschichte 2 1 Um die Zeitenwende 2 2 Vertreibung und Landsuche 3 Literatur 4 EinzelnachweiseQuellenlage BearbeitenDie Ampsivarier haben in den antiken Quellen nur wenige Spuren hinterlassen Moglicherweise ist der Stamm bei Strabon nach 23 n Chr als Kampsianer Kampsianoi bzw als Ampsaner Ampsanwn erwahnt 1 Am ausfuhrlichsten berichtet Tacitus um 120 n Chr In den Annalen beschreibt er die vergeblichen Versuche der Ampsivarier im Jahr 58 n Chr von den Romern Siedlungsland zu erhalten 2 In der Germania des Tacitus ist der Stamm nicht genannt Die Existenz des Stammes im 4 Jahrhundert wird durch das Veroneser Verzeichnis Laterculus Veronensis die Karte des Julius Honorius sowie vielleicht durch die Tabula Peutingeriana dort moglicherweise als vapii oder varii eingetragen belegt laut den Notitia dignitatum stellten die Ampsivarier Hilfstruppen 3 Der spatantike Geschichtsschreiber Sulpicius Alexander erwahnt die Ampsivarier im Rahmen von Kampfhandlungen zwischen Romern und Franken Ende des 4 Jahrhunderts 4 Geschichte BearbeitenUm die Zeitenwende Bearbeiten Die Wohnsitze der Ampsivarier um die Zeitenwende lagen an der unteren Ems zwischen den Friesen im Nordwesten und den Chauken im Nordosten Obwohl die Ems von strategischer Bedeutung fur die romischen Eroberungsversuche der Jahre 12 v bis 16 n Chr Augusteische Germanenkriege war taucht der Stamm in der Uberlieferung zu jener Zeit nicht auf wenn man von den ungesicherten Erwahnungen bei Strabon 5 absieht Dies spricht dafur dass sich der Stamm ahnlich wie seine Nachbarn seit 12 spatestens 11 v Chr unter romischer Oberhoheit befand 6 Die Beteiligung der Ampsivarier an der Varusschlacht im Jahr 9 n Chr und an den Kampfen der Arminius Koalition gegen Germanicus 15 16 n Chr Germanicus Feldzuge ist unsicher Tacitus berichtet dass der ampsivarische Furst oder Hauptling Boiocalus auf Betreiben des Arminius hin verhaftet wurde Dies spricht fur interne Konflikte zwischen pro und antiromischen Faktionen Ein Engagement des Stammes oder von Stammesteilen in der Arminius Koalition lasst sich daraus jedoch nicht zweifelsfrei ableiten Spater diente Boiocalus unter Tiberius und Germanicus als Soldner im Kampf gegen Arminius 7 Vertreibung und Landsuche BearbeitenUm die Mitte des 1 Jahrhunderts n Chr verdrangten die Chauken die Ampsivarier aus ihren Wohnsitzen Der heimatlos gewordene Stamm bat die Romer 58 n Chr um die Erlaubnis sich auf rechtsrheinischem Gebiet in den heutigen Niederlanden wohl zwischen Vechte und IJssel niederzulassen Die Romer beanspruchten dieses Gebiet als entvolkerte Pufferzone vor der Rheingrenze und waren nicht bereit eine germanische Ansiedlung zu dulden Bereits zuvor hatten die Legionen Teile der Friesen die in das Gebiet vorgedrungen waren mit Waffengewalt abgewiesen Tacitus schildert die vergeblichen Verhandlungen die der betagte Boiocalus mit dem romischen Legaten Avitus fuhrte Der Furst berichtete er sei bei dem Cheruskeraufstand auf Geheiss des Arminius verhaftet worden habe dann unter dem Kommando des Tiberius und Germanicus um Sold gedient und erganze nun seinen 50 Jahre langen Gehorsam noch dadurch dass er sein Volk unserer Herrschaft unterwerfe Welch grosser Teil der Felder lage ungenutzt da in den man nur gelegentlich Schafe und Rinder der Soldaten hinubertriebe Wie der Himmel den Gottern so sei die Erde dem Menschengeschlecht verliehen und was herrenlos sei sei Gemeingut Dann sah er zur Sonne auf und rief die ubrigen Gestirne an so als seien sie personlich zugegen und fragte sie ob sie auf ein menschenleeres Land niederschauen wollten Sie sollten lieber das Meer daruber ergiessen gegen die Landrauber 8 Der letzte Satz wird als heiliger Fluch gegen die romische Willkur gedeutet Die Verwunschung entspricht einem germanischen Eid der bei den Sternen geschworen wurde 9 Der beunruhigte Avitus erteilte dem Ansinnen der Ampsivarier eine Absage bot jedoch dem Boiocalus als Privatperson Land an was dieser erbost als Aufforderung zum Verrat an seinem Stamm zuruckwies Man trennte sich in erbitterter Stimmung wie Tacitus berichtet 10 Die Ampsivarier riefen so Tacitus weiter Brukterer Tenkterer und die entfernteren verbundeten Volkerschaften Chasuarier Chamaven 11 zum Krieg Avitus seinerseits liess Curtilius Mancia den Legaten des oberrheinischen Heeres den Rhein uberschreiten und den Rucken der Ampsivarier Koalition bedrohen Avitus selbst marschierte mit seinen Truppen gegen die Tenkterer drohte mit deren Vernichtung und konnte sie auf diese Weise aus der Ampsivarier Koalition herausbrechen Gleiches gelang danach bei den Brukterern worauf schliesslich auch die anderen Stamme abfielen 12 Es folgten vergebliche Versuche der Ampsivarier sich mit Waffengewalt Gebiete der Usipeter und Tubanten dann der Chatten und schliesslich der Cherusker anzueignen Tacitus geht davon aus dass die Ampsivarier auf ihrer Irrfahrt aufgerieben wurden moglicherweise berichtete er deshalb in seiner Germania nichts von ihnen die Germania entstand zwar vor den Annalen beschreibt jedoch einen spateren Zeitpunkt als die betreffenden Kapitel des Geschichtswerks Allerdings belegen spatantike Zeugnisse die Existenz der Ampsivarier noch im 4 Jahrhundert Unsicher ist ob sie zwischenzeitlich Wohnsitze an der oberen Wupper gefunden hatten 13 Ab dem Ende des 4 Jahrhunderts wurden die Ampsivarier zu den Franken gerechnet und tauchen nicht mehr als eigenstandiger Name auf 6 Literatur BearbeitenMaximilian Ihm Amsivarii In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band I 2 Stuttgart 1894 Sp 1982 f Klaus Peter Johne Die Romer an der Elbe Das Stromgebiet der Elbe im geographischen Weltbild und im politischen Bewusstsein der griechisch romischen Antike Berlin 2006 Klaus Tausend Im Inneren Germaniens Beziehungen zwischen den germanischen Stammen vom 1 Jh v Chr bis zum 2 Jh n Chr Geographica Historica Bd 25 Stuttgart 2009 Reinhard Wenskus Amsivarier In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 1 Walter de Gruyter Berlin New York 1973 ISBN 3 11 004489 7 S 257 online Einzelnachweise Bearbeiten Strabon Geographica 7 1 3 bzw 4 hierzu Reinhard Wenskus Amsivarier In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 1 Berlin 1973 S 257 und Klaus Peter Johne Die Romer an der Elbe Das Stromgebiet der Elbe im geographischen Weltbild und im politischen Bewusstsein der griechisch romischen Antike Berlin 2006 S 194 Tacitus Annales 13 55f Notitia dignitatum 188 Uberliefert bei Gregor von Tours Zehn Bucher frankische Geschichte 2 9 Strabon Geographica 7 1 3f a b Reinhard Wenskus Amsivarier In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 1 Berlin 1973 S 257 Tacitus Annales 13 55 1 Tacitus Annales 13 55 in der Ubersetzung von Hans Werner Goetz Karl Wilhelm Welwei Altes Germanien Auszuge aus den antiken Quellen uber die Germanen und ihre Beziehungen zum romischen Reich Teil 1 Ausgewahlte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters Bd 1a Darmstadt 1995 S 167 Gunther Behm Blancke Kult und Ideologie In Bruno Kruger Hrsg Die Germanen Geschichte und Kultur der germanischen Stamme in Mitteleuropa Ein Handbuch in zwei Banden Band 1 Von den Anfangen bis zum 2 Jahrhundert unserer Zeitrechnung Berlin 1976 S 351 373 hier S 354 Tacitus Annales 13 56 1 Klaus Tausend Im Inneren Germaniens Beziehungen zwischen den germanischen Stammen vom 1 Jh v Chr bis zum 2 Jh n Chr Geographica Historica Bd 25 Stuttgart 2009 S 34 Tacitus Annales 13 56 2f Kritisch hierzu Reinhard Wenskus Amsivarier In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 1 Berlin 1973 S 257 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ampsivarier amp oldid 211534922