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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Gratian Begriffsklarung aufgefuhrt Gratian 18 April 359 in Sirmium 25 August 383 in Lugdunum mit vollstandigem Namen Flavius Gratianus war von 375 bis 383 Kaiser im Westen des Romischen Reiches wurde aber bereits 367 von seinem Vater Valentinian I zum Mitkaiser ernannt Zusammen mit Theodosius I erhob er das Christentum zur Staatsreligion im Romischen Reich Marmorbuste Gratians im Rheinischen Landesmuseum Trier Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Jugend und Ausbildung 1 2 Herrschaft 1 3 Religionspolitik 1 4 Usurpation des Magnus Maximus und Tod Gratians 2 Bewertung 3 Rezeption 4 Quellen 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenLeben BearbeitenJugend und Ausbildung Bearbeiten Gratian genoss eine hervorragende Bildung wobei er unter anderem vom Erzieher und Dichter Ausonius unterwiesen wurde Sein Vater Valentinian I regierte ab 364 den Westteil des Romischen Reiches wahrend dessen Bruder Valens in der ostlichen Halfte herrschte Im Jahr 367 erhielt Gratian als Achtjahriger nachdem er im Jahr zuvor bereits das Konsulat bekleidet hatte nach einer schweren Erkrankung seines Vaters den Titel Augustus Mitkaiser Um 374 heiratete er Constantia 383 die Tochter Constantius II nach Constantias Tod heiratete er eine sonst unbekannte Frau namens Laeta Nach dem Tod seines Vaters 375 wurde Gratian Kaiser des Westens Sein Halbbruder Valentinian II wurde von den Truppen unter dem germanischen Heermeister Merobaudes der eine wichtige Rolle am Hof Gratians spielen sollte ebenfalls zum Kaiser ausgerufen Gratian stimmte dieser Erhebung zu zumal sein Bruder noch minderjahrig war und somit keine Gefahr darstellte Herrschaft Bearbeiten Solidus GratiansGratian liess sich zunachst in Trier nieder wo er sich auch die meiste Zeit seiner Regierung aufhielt spater residierte er unter anderem aber auch in Mailand und feierte 376 seine Decennalien zehnjahriges Regierungsjubilaum in Rom Mit dem Senat unterhielt er gute Beziehungen und forderte auch die lateinische Literatur Ausonius scheint seinen Einfluss auf den jungen Kaiser ausgenutzt zu haben um Verwandten und Freunden zu Posten zu verhelfen und generell den Einfluss der gallischen Aristokratie am Hof Gratians zu erhohen 1 Der Wegzug Gratians aus Trier beendete diese Bevorzugung gallischer Aristokraten jedoch Aber auch ansonsten lag die tagliche Regierungsarbeit in den Handen von anderen so kam dem Pratorianerprafekten und damit obersten Verwaltungsbeamten Sextus Petronius Probus eine wichtige Funktion zu Im militarischen Bereich setzte Gratian die von seinem Vater eingeleiteten Massnahmen zur Sicherung der Rheingrenze fort wobei er germanische Truppen besonders schatzte und widmete sich dem Kampf gegen die vordringenden Alamannen mit denen er sich 378 die grosse Schlacht bei Argentovaria in der Nahe von Colmar lieferte Sein damit verbundener Rheinubergang war der letzte eines romischen Kaisers 2 Im gleichen Jahr am 9 August 378 wurde sein Onkel und ostlicher Mitkaiser der senior Augustus Valens durch die Goten in der Schlacht von Adrianopel besiegt und getotet Gratian der mit Truppen aus dem Westen herangeruckt war um seinen Onkel zu unterstutzen kam zu spat Da eine Alleinherrschaft uber das Gesamtreich nicht mehr moglich schien und sein Halbbruder Valentinian II noch ein Kind war wies Gratian daraufhin am 19 Januar 379 den Osten notgedrungen Theodosius I zu der insgesamt eine erfolgreiche Politik betrieb Allerdings zeigte sich in den folgenden Jahren auch dass Theodosius seine beiden westlichen Mitkaiser auszustechen versuchte Religionspolitik Bearbeiten Ambrosius von Mailand dargestellt auf einem spatantiken Mosaik in der Kirche Sant Ambrogio Mailand Bronzemunse Theodosius I drapierte und gepanzerte Buste mit Diadem nach rechts umlaufende Schrift D N THEODOSIVS PF AVGDie Herrschaft Gratians ist als eine Ubergangsepoche des Reiches vom Heidentum zum Christentum anzusehen und fallt in das Ende des arianischen Streits Gratian lehnte wohl 382 oder 383 unter dem Einfluss von Ambrosius von Mailand die Insignien des Pontifex Maximus ab die Konstantin und dessen Nachfolger weiterhin angenommen hatten 3 Im arianischen Streit war Gratian zuerst schwankend ging dann aber uberzeugt von Ambrosius insbesondere durch dessen Abhandlung de Fide gegen die Arianer und Donatisten massiv vor und verbot deren Gottesdienste die Kirchen gab er den Trinitariern zuruck Mit mehreren Gesetzen unterstutzte er die orthodoxe Geistlichkeit Alle Kleriker waren fortan von Lasten und Steuern befreit Ansonsten verfolgte Gratian aber in der Religionspolitik keinen besonders stringenten Kurs und konnte auch mehrere Streitpunkte so die Auseinandersetzung zwischen den Bischofen Priscillian und Hydatius nicht schlichten was aber von einem Kaiser erwartet wurde Mit dem am 27 Februar 380 zusammen mit Theodosius erlassenen Edikt Cunctos populos beendete er die Religionsfreiheit die Konstantin mit dem Edikt von Mailand 313 eingefuhrt hatte Die katholisch orthodoxe Kirche erklarte er zur alleinigen Staatskirche In der Regel wird angenommen dass Gratian auf Anraten seines Beraters Ambrosius von Mailand differenzierter jedoch nun Alan Cameron 4 harter gegen das Heidentum vorging Er schaffte jedenfalls alle Privilegien der heidnischen Priester und Vestalinnen samt den Sonderrechten ihrer Kulte ab und entzog ihnen damit auch finanzielle Mittel 381 liess er den Altar der Victoria aus dem Sitzungssaal des Senats entfernen siehe Streit um den Victoriaaltar Ohne staatliche Unterstutzung verlor das Heidentum in der Folgezeit immer mehr an Einfluss 383 erklarte Gratian zudem per Gesetz Apostasie Abfall vom Glauben zu einem vom Staat zu verfolgenden Verbrechen 5 Usurpation des Magnus Maximus und Tod Gratians Bearbeiten Im Fruhjahr 383 brach ein Aufstand der romischen Truppen in Britannien unter dem aus Spanien stammenden Magnus Maximus aus der auf das Festland ubergriff und sich in Gallien ausbreitete Die Hintergrunde der Rebellion sind nicht ganz klar denn Gratian konnte auf eine durchaus erfolgreiche Regierungszeit zuruckblicken und hatte auch militarische Siege vorzuweisen wenngleich er sich am Ende seiner Regierungszeit beim Heer und bei Teilen der mehrheitlich heidnischen Senatsaristokratie recht unbeliebt gemacht hatte In den Quellen wird erwahnt dass im Heer durch die Bevorzugung barbarischer Alanen Unruhe entstanden sei die sich in der Usurpation des Maximus entlud doch mag dies auch nur vorgeschoben sein Gratian hatte anscheinend seine Aufmerksamkeit nicht mehr ausreichend den bedrohten Gebieten in Gallien gewidmet und daher dort seinen Ruckhalt verloren was Maximus ausnutzte um zum Purpur zu greifen 6 Gratian befand sich zum Zeitpunkt der Usurpation in Oberitalien und marschierte Maximus sobald er von dessen Kaisererhebung erfuhr entgegen Beim heutigen Paris kam es zu einigen kleineren Gefechten Maximus hatte unter Theodosius dem Alteren dem Vater des neuen Kaisers Theodosius gedient Aus dieser Zeit hatten einige Truppenverbande Gratians aber wohl noch gute Erinnerung an Maximus dem es daher nicht schwerfiel diese zum Uberlaufen zu bewegen Gratian sah sich bald von seinen Truppen im Stich gelassen und floh mit wenigen Begleitern nach Lyon wo er am 25 August 383 von dem Heermeister Andragathius eingeholt und erschlagen wurde Gratians Kopf wurde abgeschlagen und offentlich zur Schau gestellt 7 Gratians Halbbruder Valentinian II blieb im Amt musste die Herrschaft im Westen aber mit Maximus teilen Theodosius blieb Herr im Osten des Reiches Als Maximus 387 auch in Italien einfiel und Valentinian II vertrieb trat Theodosius ihm entgegen heiratete Valentinians Schwester und besiegte Maximus 388 der kurz darauf von den eigenen Mannern ermordet wurde Valentinian II nahm sich 392 das Leben Bewertung BearbeitenGratians Regierungszeit setzte sich einerseits von der Herrschaft seines Vaters ab was das gute Verhaltnis zum Senat betraf andererseits zeigte es auch Kontinuitat was die Militar und Grenzpolitik anging Gratian war den Quellen zufolge fromm sehr gebildet und nicht unbegabt Der Politik galt jedoch nicht in erster Linie sein Interesse und es scheint ihm an Entschlossenheit gefehlt zu haben 8 ebenso war er recht stark von seinen Beratern abhangig was zum Teil seine recht wankelmutige Politik im Inneren erklart Dies durfte auch der Hauptgrund fur die Unzufriedenheit im Militar gewesen sein die zur erfolgreichen Usurpation des Maximus fuhrte Im Streit um den Victoriaaltar hingegen stand er ganz auf der Seite des Ambrosius Von Bedeutung ist neben seiner Religionspolitik vor allem die von ihm vorgenommene Ernennung des fahigen Theodosius sowie seine insgesamt erfolgreiche Grenzverteidigung auch wenn der Kaiser als Person relativ wenig bedeutend war Allerdings scheinen sich sein Charakter und sein Privatleben von manchem seiner Vorganger positiv unterschieden zu haben Rezeption BearbeitenDie Stadt Grenoble Gratianopolis in Frankreich wurde ihm zu Ehren benannt die heutige Namensform ist die Folge einer Lautverschiebung uber die Jahrhunderte hinweg Quellen BearbeitenDie wichtigsten erzahlenden spatantiken Quellen sind Ammianus Marcellinus Hauptquelle bis 378 wenngleich Gratian gegenuber recht negativ eingestellt Zosimos teils fehlerhaft und nur wenig objektiv die anonyme Epitome de Caesaribus mit nicht unwichtigen und durchaus zuverlassigen Angaben das Geschichtswerk des Orosius sowie die Kirchengeschichte des Sozomenos und die des Sokrates Scholastikos Weitere wichtige Quellen sind die diversen Gesetze Gratians gesammelt im Codex Theodosianus und Munzen Literatur BearbeitenThomas S Burns Barbarians within the Gates of Rome A Study of Roman Military Policy and the Barbarians ca 375 425 Indiana University Press Bloomington 1994 ISBN 0 253 31288 4 wichtige militargeschichtliche Darstellung Alan Cameron The Last Pagans of Rome Oxford University Press Oxford New York 2011 ISBN 978 0 19 974727 6 Alan Cameron Gratian s Repudiation of the Pontifical Robe In The Journal of Roman Studies Band 58 1968 S 96 102 Klaus Martin Girardet Kaiser Gratian letzter Trager von Amt und Titel eines pontifex maximus in der Geschichte des antiken Rom In Romische Quartalschrift fur Christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte Band 113 2018 S 166 196 Gunther Gottlieb Gratianus In Reallexikon fur Antike und Christentum Band 12 Hiersemann Stuttgart 1983 ISBN 3 7772 8344 4 Sp 718 732 Peter Kehne Gratian In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 12 Walter de Gruyter Berlin New York 1998 ISBN 3 11 016227 X S 598 601 Otto Seeck Geschichte des Untergangs der antiken Welt Band 5 Primus Darmstadt 2000 ISBN 3 89678 161 8 unveranderter Nachdruck der Ausgabe Stuttgart 1921 umfassende Darstellung der Ereignisgeschichte in der Deutung aber uberholt Otto Seeck Gratianus 3 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band VII 2 Stuttgart 1912 Sp 1831 1839 Weblinks Bearbeiten Commons Gratian Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Walter E Roberts Kurzbiografie englisch bei De Imperatoribus Romanis mit Literaturangaben Anmerkungen Bearbeiten Vgl Hagith Sivan Ausonius of Bordeaux New York 1993 S 119ff Knappe Darstellung mit Literaturhinweisen bei Kehne S 599 601 Die Datierung ist unsicher jedenfalls zwischen 379 und 383 vgl Cameron Gratian s Repudiation of the Pontifical Robe sowie Cameron Last Pagans of Rome S 51ff Vgl Cameron Last Pagans of Rome S 33ff Vgl zur Religionspolitik Gratians Gottlieb Gratianus Guy Halsall Barbarian Migrations and the Roman West Cambridge 2007 S 186 f Seeck Geschichte Bd 5 S 167 f Vgl auch die Kritik von Ammianus Marcellinus 31 10 18f VorgangerAmtNachfolgerValentinian I ValensRomischer Kaiser 367 375 383Valentinian II und Magnus Maximus Theodosius I Normdaten Person GND 11869720X lobid OGND AKS LCCN nr95046647 VIAF 57409191 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME GratianALTERNATIVNAMEN Flavius GratianusKURZBESCHREIBUNG Kaiser im Westen des romischen Reiches 375 383 GEBURTSDATUM 18 April 359GEBURTSORT SirmiumSTERBEDATUM 25 August 383STERBEORT Lyon Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gratian amp oldid 235375448