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Die Kirche Sant Ambrogio in Mailand im Norden Italiens wurde ab 378 von ihrem heutigen Namenspatron dem Bischof und Kirchenvater Ambrosius von Mailand errichtet stammt aber in ihrer heutigen Gestalt grossenteils aus dem romanischen Umbau zwischen 1088 und dem Ende des 12 Jahrhunderts Sant Ambrogio Frontansicht Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 2 1 Atrium 2 2 Kirchenraum 3 Ausstattung 3 1 Orgel 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Lage im spatantiken MailandIn romischer Zeit diente das Gelande ausserhalb des Stadttors Porta Vercellina auf dem die heutige Kirche steht als Friedhof Nachdem Kaiser Konstantin 313 n Chr mit seinem Edikt von Mailand den bis dahin verfolgten Christen u a den Bau von eigenen Kirchen erlaubt hatte waren hier Grabkapellen und Gedenkstatten einiger Martyrer errichtet worden unter ihnen Victor Nabor und Felix Direkt nordlich der Kapelle Victors liess der Mailander Bischof Ambrosius zwischen 379 und 386 eine grosse dreischiffige Basilika zur Verehrung der Martyrer Nabor und Felix sowie Gervasius und Protasius erbauen die Kirche Ss Nabore e Felice Von dieser querschifflosen Kirche die in ihren Massen in etwa dem heutigen Bauwerk entsprach haben sich nur wenige Reste erhalten die vier roten Saulen aus Porphyr die das Ziborium uber dem Altar tragen einige Saulenbasen und ein Bruchstuck der damaligen Dekoration der Apsis 1 Nach seinem Tod wurde Ambrosius neben Gervasius und Protasius bestattet Schon fruh erhielt die Kirche daraufhin den Namen Basilika Ambrosiana Die hohe Bedeutung dieser Kirche wird an dem Umstand deutlich dass eine Reihe von Bischofen hier am Grab ihres heiligen Vorgangers die Bischofsweihe empfangen haben Im Jahre 784 wurde im unmittelbar angrenzenden Bereich der heutigen Katholischen Universitat eine Benediktinerabtei gegrundet die funf Jahre spater von Karl dem Grossen ihre Bestatigung erhielt der sie um eine Gemeinschaft von Kanonikern erweiterte Die bisherige Kirche war fur diese neuen Anforderungen zu klein die Monche fugten noch im 8 Jahrhundert am Ostende einen neuen Chorraum mit darunter liegender Krypta an Im 9 Jahrhundert erhielten auch die Seitenschiffe Apsiden und das Atrium wurde angelegt Bischof Angilberto II stiftete um 846 einen goldenen Altarvorsatz Werk des Volvinius Wenig spater wurde angeregt durch das Vorbild von Alt St Peter in Rom der rechte Kirchturm erbaut bis heute Campanile dei Monaci Turm der Monche genannt Mit seinem quadratischen Grundriss ist er einer der ersten wenn nicht der erste lombardische Kirchturm uberhaupt Der romanische Umbau von Wissenschaftlern des 19 Jahrhunderts auf das 11 Jahrhundert eingeschatzt wird nach aktuellem Stand auf das 12 Jahrhundert datiert siehe LBC beginnend um 1100 abgeschlossen mit der neuen Blei Eindeckung der Dacher 1192 1194 Als erstes wurde das Langhaus umgebaut dann noch vor 1128 der zweite Glockenturm Campanile dei Canonici errichtet Anschliessend entstand der Tiburion und das Atrium erhielt seine heutige Gestalt Ab 1140 widmete man sich vor allem der Innenausstattung Am 27 Januar 1186 wurde hier Mit Konig Heinrich VI ein Sohn des Kaisers Barbarossa mit Konstanze von Sizilien der Tochter von Roger II vermahlt Am 6 Januar 1311 wurde in dieser Kirche der romisch deutsche Konig Heinrich VII aus dem Hause Luxemburg mit der Eisernen Krone zum Konig von Reichsitalien gekront 2 Im 15 Jahrhundert wurde die Victorkapelle mit der Kirche verbunden Das Ende dieses Jahrhunderts kann als die grosste Blutezeit des Klosters angesehen werden Kardinal Ascanio Sforza hatte 1497 als Kurator des Klosters die Ablosung der Benediktiner durch Zisterzienser aus der in der Nahe von Mailand gelegenen Abtei Chiaravalle angeregt Aus dieser Zeit stammen die Kanonikergebaude von Bramante im Norden der Kirche nbsp Grundriss 1847 nbsp Grundriss 1911Im 16 und 17 Jahrhundert wurden einige Seitenkapellen angefugt und das Innere barockisiert Nach der franzosischen Besetzung in der Folge der Revolution wurde das Kloster aufgelost und diente kurzzeitig als Krankenhaus Doch unter osterreichischer Herrschaft begann eine neue Blute 1856 1890 erfolgte eine purifizierende Restaurierung mit dem Ziel den romanischen Zustand zu rekonstruieren 3 Am 23 April 1874 wurde die Kirche zur Basilica minor erhoben 1921 zog die Katholische Universitat in die Klostergebaude ein Ein alliierter Bombenangriff im August 1943 hatte schwere Schaden zur Folge die aber bereits 1951 behoben waren nbsp Zerstorungen 1943Architektur BearbeitenAtrium Bearbeiten Das der Kirche vorgelagerte Atrium war fruher der Ort an dem sich u a wahrend des Gottesdienstes die Katechumenen versammelten da sie noch nicht an der Hl Messe in der Kirche teilnehmen durften Die heutige Gestalt des Atriums stammt aus der Mitte des 12 Jahrhunderts 1174 als neues Atrium erwahnt Die Kapitelle der Saulen zeigen Blumen oder christliche Symbole Die kampfenden Tiere versinnbildlichen den Kampf des Guten gegen das Bose Die den Hof umgebenden Pfeilerarkaden setzen sich vor der Kirchenfassade in den drei etwas niedrigeren mit lombardischen Zierelementen versehenen Bogen des Narthex fort im Geschoss daruber staffeln sich entsprechend der Dachneigung die funf Arkaden der Benediktionsloggia von der aus Segen gespendet wurde An den Wanden des Atriums haben sich einige wenige teilweise aus dem Mittelalter stammende Fresken erhalten Ausserdem stosst man auf zahlreiche Grabplatten Vom Atrium hat man einen guten Blick auf die beiden Kirchturme Solche Doppelturmfassaden tauchten kurz vorher erstmals an Alt St Peter in Rom sowie der zweiten Kirche von Cluny in Burgund auf und wurden wegen der grossen Bedeutung dieser beiden Orte in der Folge haufig kopiert Der linke Turm 1123 28 begonnen blieb lange Zeit unvollendet noch heute kann man am Mauerwerk die Erganzungen aus dem 19 Jh erkennen Der rechte Turm wird um 840 datiert nbsp Gesamtansicht nbsp Atrium 12 Jahrhundert nbsp Turm der Kanoniiker 12 Jahrhundert nbsp Kanonikergebaude und achteckiger Tiburio 12 JahrhundertKirchenraum Bearbeiten Das dreischiffige Langhaus ist eine Emporenhalle mit gebundenem System das heisst an jedem Joch des Mittelschiffs liegen an jeder Seite zwei Seitenschiffsjoche Diese sind in ihrer Hohe in ganzer Flache durch Emporen geteilt Sowohl der Raum unter den Emporen als auch der Raum uber den Emporen ist mit Kreuzgratgewolben gedeckt Das Mittelschiff ist von Kreuzrippengewolben mit runden Gurt und Schildbogen aber leicht gespitzten Rippenverlaufen uberspannt Seine Kampfer liegen ungewohnlicherweise in geringerer Hohe als die der oberen Seitenschiffsgewolbe Sowohl die Bandrippen des Mittelschiffs als auch die Arkadenbogen und die Gurtbogen der Seitenschiffe sind aus Backstein gemauert Obwohl die Kirche kein Querhaus und damit auch keine Vierung hat ist das Mittelschiffsjoch vor der Apsis nach oben zu einem Kuppelturm erweitert der italienische Begriff fur so einen Turm Tiburio wird auch fur Vierungsturme verwendet Der Raumteil unter der Kuppel gehort funktionell zum Chor und beherbergt das Ziborium Altarhaus mit dem Hauptaltar von hier fuhren einige Stufen hinauf in den hinteren Altarbereich bestehend aus einem kurzen tonnengewolbten Vorjoch und der Apsis deren Halbkuppel als byzantinisches Mosaik erstrahlt nbsp Mittelschiff mit Bandrippen aus Backstein nbsp Seitenschiff mit Empore nbsp Altarhaus mit Porphyrsaulen aus der ambrosianischen Basilika 4 Jahrhundert nbsp Eines der Kapitelle mit TierdarstellungenAusstattung Bearbeiten nbsp Kanzel 13 Jahrh auf Sarkophag aus dem 4 Jahrhundert nbsp Eherne Schlange 11 JahrhundertIm Inneren stosst man auf zwei Saulen die angeblich 1007 von Erzbischof Arnolf als Geschenk des byzantinischen Kaisers Basileios II aus Konstantinopel mitgebracht worden waren Die bronzene Schlange wurde damals als Abbild der Ehernen Schlange des Mose angesehen oder gar als diese selbst war aber vermutlich eher ein antikes Attribut des Gottes Askulap Das Kreuz auf der anderen Saule stammt aus neuerer Zeit Die nahe gelegene Kanzel gehort zu den bedeutenden Ausstattungsstucken Sie wurde zwischen 1204 und 1212 nach einem Gewolbeeinsturz aus Fragmenten uber einem um 390 geschaffenen fruhchristlichen Sarkophag neu errichtet Dieser wohl zu Unrecht mit dem Namen des romischen Heermeisters Stilicho in Verbindung gebrachte Steinsarg ist reich mit Reliefs geschmuckt sie zeigen Christus als Lehrer der Apostel Himmelfahrt des Elias Moses mit den Gesetzestafeln Bustenmedaillos des ehemals beigesetzten Ehepaars und die Anbetung der Hl drei Konige Das Lesepult aus vergoldetem Kupfer 11 Jh symbolisiert die Evangelisten Mathaus Mensch und Johannes Adler Der romanische Altarbaldachin aus dem fruhen 12 Jahrhundert ruht auf fruhchristlichen Porphyrsaulen Die Stuckreliefs in den Giebeln zeigen die Schlusselubergabe an Petrus und den Missionsauftrag an Paulus Westseite Ambrosius zwischen den Hl Gervasius und Protasius Ost den Hl Benedikt Sud und vielleicht die Hl Scholastika Nord Der Altar unter diesem Baldachin der beruhmte paliotto mit der weltweit einzigen erhalten gebliebenen karolingischen Altarverkleidung entstanden zwischen 824 und 856 zeigt an der goldenen Vorderseite Antependium Christus mit den Aposteln an den silbernen Seiten Erzahlungen aus den Evangelien und an der Ruckseite Episoden aus dem Leben des Ambrosius 4 Eine Inschrift nennt als Verfertiger den Goldschmied Volvinus Hinter dem Altarziborium erstreckt sich der Chorraum der eigentliche Gebetsraum der Monche Das holzerne Chorgestuhl von 1494 steht am Ubergang zur Renaissance Eine Marmorkathedra Bischofsthron aus dem 9 Jh steht in der Apsisachse Das Mosaik in der Kalotte daruber wurde im 11 oder 12 Jh aus Fragmenten des 8 bis 9 Jahrhunderts neu kombiniert und immer wieder erheblich erganzt und restauriert zuletzt nach den erheblichen Bombenschaden von 1943 Die zentrale Christusdarstellung ist komplett aus jungerer Zeit Sie wird flankiert von den beiden Martyrern Gervasius und Protasius sowie den Erzengeln Michael und Gabriel In der Kirche finden sich die sterblichen Uberreste zahlreicher Heiliger neben den bereits erwahnten Ambrosius Gervasius Protasius und Victor auch Marcellina die Schwester des Ambrosius Ausserdem ist Kaiser Ludwig II in der Kirche bestattet Sudlich des Chorraums befindet sich der Zugang zur Victorkapelle S Vittore in Ciel d oro Diese fruhchristliche Grabkapelle ist reich mit Mosaiken aus der Erbauungszeit ausgestattet von denen eines Ambrosius mit individuellen Zugen darstellt eine seltene fur weitgehend authentisch gehaltene Abbildung nbsp Altarvorsatz des Volvinius um 846 nbsp Mosaik der Apsis 11 oder 12 Jahrhundert nbsp Graber des Ambrosius Protasius und Gervasius nbsp Einer der OrgelprospekteOrgel Bearbeiten Die Orgel wurde 1951 von der Orgelbaufirma Balbiani Vegezzi Bossi Mailand erbaut Das Instrument ist auf drei Gehause im Kirchenraum verteilt Es hat 38 Register auf drei Manualwerken und Pedal Die Spiel und Registertrakturen sind mechanisch 5 I Positivo Espressivo C c4Salicionale 8 Gamba 8 Corno Camoscio 8 Eufonio 8 Flauto armonico 4 Nazardo 2 2 3 Flautino 2 Terza 1 3 5 CornettoClarabella 8 Clarino 8 Vibratore II Grand Organo C c4Principale 16 Principale 8 Diapason 8 Flauto 8 Dulciana 8 Unda maris 8 Ottava 4 Quintadecima 2 RipienoTromba 8 III Espressivo C c4Principale 8 Bordone 8 Quintante 8 Viola d orchestra 8 Concerto Viole 8 Fugara 4 Corno di notte 4 RipienoVoce corale 8 Oboe 8 Vibratore Pedale C g1Basso 32 Contrabbasso 16 Subbasso 16 Basso 8 Violone 8 Bordone 8 Cello 8 Literatur BearbeitenRolf Toman Hrsg Die Kunst der Romanik Architektur Skulptur Malerei Koln 1996 S 82 Heinz Schomann Lombardei Reclams Kunstfuhrer Italien I 1 Stuttgart 1981 S 270 283 Anna Elisabeth Werdehausen Bramante und das Kloster S Ambrogio in Mailand Romische Studien der Bibliotheca Hertziana 2 Wernersche Verlagsgesellschaft Worms 1990 ISBN 978 3 88462 078 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Sant Ambrogio Milan Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Offizielle Website der Basilika Sant Ambrogio italienisch Lombardia Beni Culturali Basilica di S Ambrogio italienisch Milano archeologia La Basilica di Sant Ambrogio italienisch Sant Ambrogio Mailand auf der Plattform ETHoramaEinzelnachweise Bearbeiten A Calderini La basilica milanese dei Ss Nabore e Felice In Ambrosius Rivista Liturgico Pastorale XXXVI Suppl zu Nr 6 1960 S 144 ff Nabore e Felice In Bibliotheca Sanctorum 1ff Rom 1961 ff Sp 689 693 Franz Josef Heyen Hrsg Kaiser Heinrichs Romfahrt Die Bilderchronik von Kaiser Heinrich VII und Kurfurst Balduin von Luxemburg 1308 1313 DTV Mai 1978 ISBN 3 423 01358 3 S 68 Schomann S 272 siehe Artikel in der italienischen Wikipedia unter den Links Informationen zur Orgel45 462425 9 175806 Koordinaten 45 27 44 7 N 9 10 32 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sant Ambrogio Mailand amp oldid 238425129