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Dieser Artikel behandelt das gleichnamige Gestein fur das Gefuge siehe Porphyrisches Gefuge Zu Informationen uber den Philosophen siehe Porphyrios Porphyr von altgriechisch porfyra porphyra deutsch Purpurschnecke Purpurfarbe ist ein weit verbreiteter Sammelbegriff fur verschiedene vulkanische Gesteine die grosse gut ausgebildete einzelne Kristalle in einer sehr feinkornigen Grundmasse besitzen Sie haben fur gewohnlich eine saure quarzreiche bis intermediare Zusammensetzung und enthalten einen hohen Anteil an Feldspaten Quarzporphyr Rhyolith aus LobejunIn der modernen geologischen Fachsprache gilt der Begriff Porphyr streng genommen nur fur das Gefugebild eines Gesteins und nicht fur ein bestimmtes Gestein Dieses Gefugebild wird entsprechend als porphyrisches Gefuge bezeichnet Daneben ist Porphyr aber immer noch als umgangssprachlicher Kulturbegriff und als Bestandteil der Eigennamen zahlreicher Werksteine gebrauchlich Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Porphyrarten und strukturell ahnliche Gesteine 2 1 Porphyre im eigentlichen Sinn 2 2 Porphyrgranit u a 2 3 Porphyrtuff 2 4 Kupferporphyr 3 Vorkommen in Mitteleuropa 4 Verwendung 5 Geschichte 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenGesteine mit porphyrischem Gefuge entstehen wenn Magma im Erdinneren zunachst langsam erkaltet In der Tiefe bilden sich bereits wenige aber grosse Kristalle die in der Schmelze schwimmen Kommt es dann zu einem schnellen Aufstieg des Magmas mit einem Vulkanausbruch kuhlt das verbleibende noch flussige Magma sehr rasch ab und kristallisiert Dabei entstehen zahlreiche mikroskopisch kleine Kristalle die als Grundmasse oder auch Matrix bezeichnet werden Je rascher die Abkuhlung erfolgt desto feinkorniger wird die Grundmasse Die grossen mit blossem Auge gut sichtbaren Kristalle werden als Einsprenglinge bezeichnet Sie haben meist eine Grosse zwischen wenigen Millimetern und mehreren Zentimetern Meistens handelt es sich um voll ausgebildete und daher typisch geformte idiomorphe Kristalle Porphyrarten und strukturell ahnliche Gesteine Bearbeiten nbsp Handstuck eines porphyrischen Gesteins latitischer Zusammensetzung Gut erkennbar sind die grossen rotlichen Einsprenglinge aus Alkalifeldspat in der weisslichen Grundmasse aus Plagioklas Porphyre im eigentlichen Sinn Bearbeiten Es wird allgemein zwischen quarzreichem und quarzarmem Porphyr unterschieden Beim Erstgenannten finden sich neben Feldspat auch Quarzkristalle als Einsprenglinge Eine mittlerweile veraltete Bezeichnung fur dieses Gestein ist daher Quarzporphyr wobei damit vor allem alte palaozoische quarzreiche Porphyre bezeichnet wurden 1 Der heute zu verwendende Name fur dieses Gestein ist Rhyolith Dieser Name macht allerdings keine Aussagen uber das Gefuge sondern nur uber den Mineralbestand und die vulkanische Entstehung Daher ist nicht jeder Rhyolith zwangslaufig auch ein Porphyr Genaugenommen muss daher von porphyrischem Rhyolith gesprochen werden wenn ein entsprechendes Gefuge vorliegt Quarzarme Porphyre konnen Quarz noch in der Grundmasse enthalten Er kann aber auch vollstandig fehlen Da die genauere chemische Zusammensetzung fur dessen Definition keine Rolle spielt fallen unter den Begriff des quarzarmen Porphyrs mehrere Gesteine wie zum Beispiel Andesit Trachyt oder Dazit Hierbei gilt dasselbe wie fur Rhyolith nicht jedes so bezeichnete Gestein ist zwangslaufig porphyrisch Fur palaozoisch gebildete Dazite bisweilen auch fur alte quarzarme Porphyre allgemein war analog zu Quarzporphyr die Bezeichnung Porphyrit gebrauchlich insbesondere bei Vorhandensein von Einsprenglingen aus Plagioklas 1 Porphyrgranit u a Bearbeiten Ein Porphyrgranit oder Granitporphyr ist ein quarz und alkalifeldspatreiches plutonisches Gestein bzw Ganggestein dessen Gefuge zwischen dem eines echten Granites und dem eines vulkanischen Porphyrs steht Hierbei werden die Gesteine mit noch relativ grobkorniger Grundmasse als Porphyrgranit die Gesteine mit sehr feinkorniger Matrix einem jedoch sehr hohen Anteil an relativ kleinen Einsprenglingen als Granitporphyr bezeichnet In Abhangigkeit von der chemischen Zusammensetzung bzw dem Mineralbestand existieren entsprechend auch Granodioritporphyre und Dioritporphyre Bei entsprechenden basischen Gesteinen spricht man hingegen von porphyrischen Doleriten und Mikrogabbros Porphyrtuff Bearbeiten Der petrographische Gesteinsbegriff Porphyrtuff ist aufgrund der strukturellen Ahnlichkeit der so bezeichneten Gesteine mit den echten Porphyren sprachlich an diese angelehnt Einige Vorkommen von Porphyrtuffen wurden fruher sogar tatsachlich als Porphyre klassifiziert und die in diesen Vorkommen abgebauten Naturwerksteine werden noch heute als Porphyre verkauft Porphyrtuffe sind zwar vulkanischer Herkunft und chemisch mit Rhyoliten Daziten oder Andesiten identisch unterscheiden sich durch ihren eigentlichen Entstehungsprozess von diesen jedoch deutlich Es handelt sich nicht um erkaltete Lavastrome sondern um pyroklastische Sedimente Das porphyrische Erscheinungsbild geht bei ihnen auf die Zusammensetzung aus sehr feinkorniger vulkanischer Asche welche die Grundmasse bildet und darin eingebetteter grobkornigerer Lapilli den Einsprenglingen zuruck Vor allem die Aschepartikel sind oft so schnell abgekuhlt dass es sich nicht wie bei den echten Porphyren um mikrokristallines Material handelt sondern um vulkanisches Glas mit amorpher Ultrastruktur Die Entstehung zahlreicher Porphyrtuffvorkommen wird mit pyroklastischen Stromen in Zusammenhang gebracht Solche Porphyrtuffe werden auch Ignimbrite genannt Bekannte Porphyrtuffe aus Deutschland sind der Rochlitzer Porphyr der Hilbersdorfer Porphyrtuff Zeisigwald Tuff und der Rudigsdorfer Porphyrtuff alle aus dem Rotliegend von Sachsen 2 Kupferporphyr Bearbeiten Als Kupferporphyr oder Copper Porphyry werden kupferreiche subvulkanische Porphyre bezeichnet welche heutzutage als Erzlagerstatten fur Kupfer Gold oder Molybdan Bedeutung haben Diese an Subduktionszonen gebundenen Gesteine entstehen bei der Intrusion eines fluidreichen insbesondere Wasser Magmas in hohere Gesteinsschichten Die Fluide sammeln sich bei der nun beginnenden Kristallbildung in der Restmagma an und dringen in das Deckgebirge ein Die Fluide sind angereichert an Schwermetallen welche bei der Metasomatose des Deckgebirges ausgefallt werden Die Zusammensetzung der Schwermetalle hangt von dem Entstehungsort ab so sind in basaltischen Inselbogen vorkommende Kupferporphyre goldreicher wahrend in saurer Kruste entstandenen Porphyre u a Molybdan anreichern 3 Vorkommen in Mitteleuropa BearbeitenPorphyre sind in Deutschland relativ weit verbreitet Sie entstanden dabei vor allem zur Zeit des Rotliegend im Unteren Perm Grosse Vorkommen gibt es unter anderem im Thuringer Wald in Nordwestsachsen der Rochlitzer Porphyr oder bei Dornreichenbach im nordlichen Saalekreis und in Halle Saale siehe auch Hallescher Porphyrkomplex und am Haarstrang Weitere bedeutende Vorkommen in Deutschland findet man bei den Bruchhauser Steinen am Battert im Odenwald im Tharandter Wald und im Meissener Land Leutewitz Andesit Weiterhin sind skandinavische Porphyre als eiszeitliches Geschiebe in Norddeutschland recht haufig und sehr weit verbreitet Sie sind mit Ausnahme der permischen Porphyre aus dem Oslograben meist prakambrischen Alters Zuweilen sind bestimmte Porphyre als Leitgeschiebe charakteristisch fur ein definiertes Herkunftsgebiet Dazu zahlt z B der Rhombenporphyr aus dem Oslograben Sehr ausgepragt ist auch das Vorkommen innerhalb der Etschtaler Vulkanit Gruppe in Sudtirol und dem Trentino Verwendung Bearbeiten nbsp Detail des grosstenteils aus rotlichem Porphyr gearbeiteten Rathaushofbrunnens in BernPorphyre dienen einerseits als Massenrohstoff fur die Baustoffindustrie insbesondere fur die Schotter und Splittherstellung Andererseits sind sie auch ein begehrter Naturwerkstein Vor allem poliert konnen sie durch ihr porphyrisches Gefuge sehr dekorativ wirken Dabei finden sie sowohl im Aussenbereich als auch im Innenbereich Verwendung etwa als Fassadenverkleidung oder als Arbeitsplatte in der Kuche Aufgrund der raschen oberflachennahen Abkuhlung sind die meisten Porphyrvorkommen von einem engmaschigen Netz aus Abkuhlungskluften durchzogen sodass aus diesen keine grosseren Werksteinblocke gewonnen werden konnen was die Einsatzmoglichkeiten etwas einschrankt Geschichte BearbeitenPorphyr wurde bereits im Alten Agyptischen Reich am Mons Porphyrites in Agypten abgebaut dem damals einzigen bekannten Abbaugebiet Grossere Abbauspuren stammen von dort auch aus romischer Zeit Porphyr war zur Zeit der romischen Tetrarchie und dann auch in konstantinischer Zeit sehr beliebt Aufgrund seiner purpurnen Farbe war es ausschliesslich den Kaisern und ihren Bildnissen vorbehalten Ein bekanntes Beispiel sind die Statuen der vier Tetrarchen am Markusdom in Venedig Fur Kaiser Konstantin gab es Porphyrkreise in den Fussboden seiner Empfangshallen die nur er betreten durfte und auch seine Sohne wurden in porphyrgetafelten Zimmern Porphyra geboren und in Porphyrsarkophagen beerdigt Weitere bekannte Beispiele fur die Verwendung von Porphyr ist die Porphyrscheibe die im Petersdom die Stelle markiert an der Karl der Grosse gekront worden sein soll Im Dom zu Palermo befinden sich u a die Grabmaler Kaiser Heinrichs VI Kaiser Friedrichs II sowie von Konig Roger II von Sizilien und Konstanze von Sizilien auch diese wurden aus Porphyr gefertigt Auch der Sarkophag von Konig Wilhelm I von Sizilien in der Kathedrale von Monreale ist aus Porphyr Ein seit der Antike sudlich der Alpen verwendetes porphyrisches Gestein ist der Krokeische Stein nbsp Endneolithische Porphyr Doppelaxt aus Sudschweden Falbygden Museum Falkoping nbsp Antike Buste der Minerva 2 Jh mit Erganzungen aus dem 17 Jh Louvre nbsp Taufbecken im Magdeburger Dom aus Porfido rosso nbsp Die aus Porphyr gefertigte spatantike Venezianische Tetrarchengruppe am Markusdom in Venedig nbsp Die Grabmaler Friedrich II und Rogers II im Dom von Palermo nbsp Sarkophag Wilhelms I in MonrealeLiteratur BearbeitenNaturwissenschaftlicher Verein Aschaffenburg Hrsg Porphyre Mitteilungen des Naturwissenschaftlichen Museums der Stadt Aschaffenburg Bd 26 Tagungsband der Porphyr Tagung am 21 und 22 Oktober 2011 in Weilbach und Amorbach Landkreis Miltenberg Helga Lorenz Verlag Karlstein am Main 2012 ISSN 0939 1924 Gabriele Borghini Hrsg Marmi antichi Edizioni de Luca Rom 2001 ISBN 88 8016 181 4 Raymond Perrier Les roches ornementales Edition Pro Roc Ternay 2004 ISBN 2 9508992 6 9 Arnd Peschel Natursteine 2 uberarbeitete Auflage Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie Leipzig 1983 Monographienreihe nutzbare Gesteine und Industrieminerale 1 ZDB ID 554920 6 Roland Vinx Gesteinsbestimmung im Gelande Elsevier Munchen 2005 ISBN 3 8274 1513 6 Yvonne Schmuhl Porphyr In RDK Labor 2016 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Porphyry Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Mineralienatlas Porphyr Porfido verde antico das markante grune Gestein andesitischer Porphyr aus Griechenland Porfido rosso antico der imperiale rote Porphyr aus Agypten und andere Porphyre Einzelnachweise Bearbeiten a b Wolfhardt Wimmenauer Petrographie der magmatischen und metamorphen Gesteine Enke Verlag Stuttgart 1985 ISBN 3 432 94671 6 S 175 Heiner Siedel Sachsische Porphyrtuffe aus dem Rotliegend als Baugesteine Vorkommen und Abbau Anwendung Eigenschaften und Verwitterung Institut fur Steinkonservierung e V Bericht Nr 22 2006 PDF Memento des Originals vom 5 Dezember 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot tu dresden de Jamie J Wilkinson Triggers for the formation of porphyry ore deposits in magmatic arcs nature geoscience 13 Oktober 2013 doi 10 1038 ngeo1940 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Porphyr amp oldid 237440511