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Als Purpurschnecke bezeichnet man verschiedene marine Schnecken aus der Familie der Stachelschnecken Muricidae aus deren Sekret einer Druse in der Mantelhohle Purpurfarbstoff gewonnen werden kann Dies trifft weltweit auf zahlreiche Arten dieser Familie zu doch sind mit Purpurschnecke meist die beiden im Mittelmeer lebenden fruher als Murex bezeichneten Arten Herkuleskeule Bolinus brandaris und Stumpfe Stachelschnecke Hexaplex trunculus sowie die Nordische Purpurschnecke des Nordatlantiks Nucella lapillus fruher Purpura lapillus bisweilen auch die Art Stramonita haemastoma gemeint Bolinus brandarisHexaplex trunculus Inhaltsverzeichnis 1 Ernahrung 2 Funktion des Purpursekrets 3 Kulturgeschichte 4 Einzelnachweise 5 Literatur 6 WeblinksErnahrung BearbeitenDie Arten der Familie der Stachelschnecken Muricidae zu denen die Purpurschnecken gehoren sind vor allem rauberisch teilweise aber auch aasfressend Sie fressen dabei Seepocken andere Schnecken und Muscheln indem sie die Schale der Beute mit ihrem eigenen Schalenrand aufbrechen aufhebeln oder sie anbohren Nicht alle Stachel bzw Purpurschnecken konnen bohren so auch nicht die Herkuleskeule Andere Arten darunter die Stumpfe Stachelschnecke und die Nordische Purpurschnecke besitzen an der Fusssohle ein Akzessorisches Bohrorgan ABO mit Hilfe dessen sie Kalk auflosen und so durch gleichzeitiges Raspeln mit der Radula Locher in Schalen von Muscheln Schnecken oder Rankenfusskrebsen bohren konnen 1 2 nbsp Aus der Purpurschnecke Hexaplex trunculus gewonnene Purpurkupe nbsp Chemische Strukturformel von PurpurFunktion des Purpursekrets BearbeitenNicht mit dem ABO zu verwechseln ist die Hypobranchialdruse die bei Purpurschnecken in der Decke der Atemhohle neben dem Mastdarm liegt Diese Druse sondert einen gelblichen Schleim ab der Cholinester enthalt welcher die Beute lahmt ihre Schliessmuskeln entspannt und so zur Offnung des Operculums bzw der Muschelschalenhalften fuhrt Das Sekret wird auch bei Reizung der Schnecke abgeschieden dient also offenbar auch der Verteidigung Diese Flussigkeit die nicht mit dem Purpurfarbstoff verwechselt werden darf enthalt lediglich die Farbstoffvorprodukte Chromogene und entwickelt sich erst im Sonnenlicht bzw unter Sauerstoffeinwirkung oder unter beidem zum Purpurfarbstoff 3 4 2 Zunachst wird das Sekret grun dann blau schliesslich purpurfarben und scharlachrot und gibt dabei einen ekelerregenden lang anhaltenden Geruch ab Der Farbstoff bildet sich auch bei Luftabschluss in Stickstoff oder Wasserstoff aber nicht im Dunkeln Man kann den farbengebenden Stoff aus den gepulverten Schnecken durch Alkohol und Ether extrahieren und aus der goldgelben Losung scheidet sich der Purpur am Licht als kornig kristallines Pulver aus welches in Wasser Alkohol und Ether unloslich in siedendem Anilin jedoch loslich ist Kulturgeschichte BearbeitenPurpurschnecken wurden lange vor den Phoniziern schon um 1600 v Chr zum Farben 5 eingesetzt Plinius der Altere um 23 79 berichtet in seiner Naturalis historia Naturgeschichte von dem komplizierten Herstellungsverfahren Die Meeresschnecken mussten in Reusen lebend gefangen werden dann wurde der kleine Drusenkorper aus der Atemhohle entfernt Um das darin enthaltene weissliche Sekret zu gewinnen wurden die Drusen zerquetscht drei Tage in Salz eingelegt und zehn Tage erhitzt aber nicht gekocht Das hatte die Entwicklung des Farbstoffes verhindert Dabei entwickelte sich unter der Einwirkung des Lichts oder des Sauerstoffs bzw unter beidem ziemlich rasch der Purpurfarbstoff der jedoch als entwickelter Farbstoff nicht auf die Faser aufziehen konnte Dazu musste er in seine Leukoform reduziert werden Der zu farbende Stoff wurde dann in die Purpurkupe eingetaucht Alles gefarbte Material kommt grun aus der Kupe man taucht es sofort in frisches Wasser und erst im Kontakt mit dem Sauerstoff moglichst ohne Belichtung zeigt sich die erreichte Purpurvariante Zum Schluss wird die getrankte Wolle gut gewaschen und zum Trocknen an die Sonne gelegt Aus 8000 Purpurschnecken liess sich ein Gramm des Farbstoffes gewinnen 6 Um ein Kilogramm Wolle zu farben wurden 200 Gramm Farbstoff benotigt das entspricht drei Kilogramm Drusensaft Diese wahrscheinlich auf Paul Friedlaender 1857 1923 der die chemische Struktur des Purpurfarbstoffes aufklarte zuruckgehende hohe Zahl wird von israelischen Forschern nicht mehr bestatigt So wurde in neuerer Zeit festgestellt dass 1 kg Wolle beispielsweise fur die Tunika eines Herrschers mit 10 000 Schnecken gefarbt werden kann Romische Magistrate und Senatoren trugen ihre Toga mit einem Purpurstreifen und auch die Toga der romischen Kaiser und Triumphatoren wurde mit Purpur gefarbt Sie war ihnen vorbehalten Einzelnachweise Bearbeiten Cleveland P Hickman Larry S Robert Allan Larson Helen l Anson David J Eisenhour Zoologie Aus dem Englischen von Thomas Lazar Deutsche Bearbeitung von Wolf Michael Weber 13 Auflage Pearson Studium Deutschland Munchen 2008 1347 Seiten ISBN 978 3 8273 7265 9 S 510 Hier auch die deutsche Ubersetzung des englischen Ausdrucks ABO accessory boring organ a b Melbourne R Carriker 1981 Shell penetration and feeding by naticacean and muricacean predatory gastropods a synthesis PDF 7 3 MB In Malacologia 20 2 S 403 422 H Fouquet Bau und Reaktionen naturlicher Chromogene indogoider Farbstoffe bei Purpurschnecken Dissertation Saarbrucken 1970 S 2 13 G Thomas Watters Ohio State University Digital Murex Purpura Bruguiere 1789 Memento vom 19 Juli 2010 im Internet Archive Marianne Guckelsberger Purple murex Dye in Antiquity Studienarbeit an der Universitat Island Fakultat fur Geisteswissenschaften Latein 2013 S 8 bis 12 Adalbert Wollrab Organische Chemie Eine Einfuhrung fur Lehramts und Nebenfachstudenten Springer 2013 ISBN 9783662091371 S 876 Literatur BearbeitenKarl Heinz Bernhardt Der alte Libanon Verlag Koehler amp Amelang Leipzig 1976 Schroll Verlag Wien 1976 S 96 98 ISBN 978 3 7031 0438 1 Paul Karrer Lehrbuch der organischen Chemie Georg Thieme Verlag Stuttgart 1948 10 Auflage OCLC 19616172 S 605 Heinke Stulz Die Farbe Purpur im fruhen Griechentum Verlag B G Teubner Stuttgart 1990 ISBN 978 3 519 07455 7 Ehud Spanier The Royal Purple and the Biblical Blue Keter Publishing House Jerusalem 1987 OCLC 640127534 Gosta Sandberg The Red Dyes Cochineal Madder and Murex Purple Lark Books Asheville 1997 ISBN 978 1 887374 17 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Purpurschnecke Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Normdaten Sachbegriff GND 4176413 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Purpurschnecke amp oldid 238582940