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Die Nordische Purpurschnecke Nordische Steinchenschnecke oder das Steinchen Nucella lapillus ist eine Schnecke aus der Familie der Stachelschnecken Gattung Nucella die im Nordatlantik verbreitet ist Sie ernahrt sich von Seepocken und Muscheln In der Nordsee sind ihre Bestande durch Gewasserverunreinigungen stark zuruckgegangen Nordische PurpurschneckeNordische Purpurschnecken fressen SeepockenSystematikUnterordnung HypsogastropodaTeilordnung Neuschnecken Neogastropoda Uberfamilie MuricoideaFamilie Stachelschnecken Muricidae Gattung NucellaArt Nordische PurpurschneckeWissenschaftlicher NameNucella lapillus Linnaeus 1758 Weibchen von Nucella lapillus aus dem Gehause entfernt und mit aufgetrenntem Mantel a Anus vg Vagina gp Hypobranchialdruse r Nierenausgang br Ctenidium br Parabranchia Osphradium Aus Encyclopaedia Britannica 1911 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Verbreitung 3 Lebensraum 4 Lebenszyklus 5 Ernahrung 6 Feinde 7 Bedeutung fur den Menschen 8 Gefahrdung 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenDas eiformig zugespitzte dickwandige Schneckenhaus von Nucella lapillus hat ein kegelformiges Gewinde konvexe Umgange und eine dicke innen gezahnte Lippe Es ist etwas geglattet grun gelblich bis weisslich gelblich und oft weiss gebandert Bei ausgewachsenen Schnecken erreicht das Gehause eine Lange von 3 5 bis 4 5 cm bisweilen bis 6 cm Die Farben variieren sehr Das hornige Operculum ist oval 1 2 Die Schnecke selbst ist weiss oder kremfarben mit weissen Flecken und hat einen abgeflachten Kopf mit zwei Fuhlern An beiden Fuhlern sitzt auf etwa einem Drittel Lange von der Basis aussen jeweils ein Auge 3 Der Fuss ist klein und ragt nicht uber den Rand des Gehauses 4 Die Proboscis mit dem Mund und der Radula erreicht etwa dieselbe Lange wie das Gehause 5 Verbreitung BearbeitenDie Nordische Purpurschnecke tritt im Nordatlantik an den Kusten Europas und Nordamerikas auf so etwa in der Nordsee vor Gronland Kanada und den USA 6 Ausserdem gibt es Vorkommen in der Ostsee 7 Lebensraum BearbeitenDie Nordische Purpurschnecke lebt in der Gezeitenzone und unterhalb bis in eine Tiefe von 40 Metern bevorzugt auf Felsen 6 Lebenszyklus Bearbeiten nbsp Weibchen von Nucella lapillus und ihre abgelegten Eikapseln Port en Bessin Huppain 2014 nbsp Verlassene Eikapseln von Nucella lapillus im Vordergrund Seepocken teilweise leergefressen Wimereux 2016 nbsp Gehause Ansicht aus verschiedenen Richtungen nbsp Gehause von Nucella lapillusNordische Purpurschnecken konnen 6 bis 10 Jahre alt werden Wie andere Neuschnecken ist Nucella lapillus getrenntgeschlechtlich Im Alter von 1 bis 2 Jahren werden die Schnecken geschlechtsreif Das Mannchen begattet das Weibchen mit seinem Penis Zum Paaren und Eierlegen kommen oft viele Mannchen und Weibchen an einem geschutzten Ort zusammen wobei sie in dieser Zeit nicht fressen Die Paarungen die uber das ganze Jahr hinweg ablaufen konnen werden in Abstanden wiederholt und dazwischen werden einige wenige Eikapseln abgelegt In einem Gelege sitzen etwa 10 bis 50 Kapseln auf einer dunnen Membran die auf einem Felsen oder einer Molluskenschale haftet Die flaschenformigen gelblichen Eikapseln sind gestielt etwa 7 5 mm lang und enthalten jeweils etwa 400 bis 600 Eier von denen sich etwa 25 entwickeln wahrend die anderen als Nahreier dienen Die Fruchtbarkeit variiert Im Weissen Meer legt ein Weibchen im Jahr 20 bis 30 Kapseln in der Nordsee dagegen meist uber 100 Das Veliger Stadium wahrend dessen die Embryonen die Nahreier verzehren wird in der Kapsel durchlaufen Nach 4 bis 7 Monaten Nordsee bzw Weisses Meer entschlupfen den Kapseln kleine Schnecken mit etwa 2 mm langen Gehausen 8 9 Ernahrung BearbeitenNucella lapillus frisst Seepocken und Muscheln 2 Die Schnecke presst ihre lange dunne Proboscis zwischen die Kalkplatten der Seepocke bzw die Schalenhalften der Muschel oder bohrt diese mit der Radula auf Bei der Auflosung des Calciumcarbonats spielt Carboanhydrase eine Rolle die im Akzessorischen Bohrorgan ABO 10 einer Druse in der Fusssohle der Schnecke produziert wird 11 Das Sekret einer anderen Druse der Purpur produzierenden Hypobranchialdruse in der Nahe des Mastdarms der Schnecke enthalt Cholinester Urocanylcholin die bei der Betaubung der Beute eine Rolle spielen und zu einer Erschlaffung von Muskeln fuhren 12 Die Schnecke fuhrt sodann ihre dunne verlangerbare Proboscis durch das Loch an das Fleisch der Beute Diese wird mit Enzymen vorverdaut so dass die Radula bei der Zerkleinerung keine Hauptrolle spielt Der Nahrungsbrei wird aufgeschlurft 13 Verschiedene Versuche zur Beuteauswahl in England deuten darauf hin dass die Nordische Purpurschnecke die Seepocke Semibalanus balanoides gegenuber Seepocken der Gattung Balanus bevorzugt Diese Seepocken frisst sie lieber als Miesmuscheln Mytilus edulis welche sie wiederum gegenuber der Seepocke Elminius modestus und Seepocken der Gattung Chthalamus bevorzugt Diese frisst sie nur wenn die anderen Beutetiere fehlen Waren in Versuchen in Kanada weder Seepocken noch Muscheln vorhanden wurden auch junge Gemeine Strandschnecken gefressen wahrend ausgehungerte Purpurschnecken bei Versuchen in England diese Schneckenart ignorierten Fur 3 cm lange Schnecken sind 2 cm lange Miesmuscheln eine optimale Beute doch ab etwa 4 cm Lange sind die Muscheln sicher vor Angriffen von Nucella lapillus so dass diese zwar die auf der Muschel sitzenden Seepocken frisst die Miesmuschel aber verschont lasst Eine Purpurschnecke kann im Sommer etwa eine Seepocke pro Tag und eine Miesmuschel alle zehn Tage fressen Zum Bohren eines Lochs in eine grosse Seepocke werden etwa 9 Stunden gebraucht An vielen Orten beeinflusst Nucella lapillus die Populationen der Beutearten erheblich Bereits frisch geschlupfte Nordische Purpurschnecken fressen Seepocken 13 Frisch geschlupfte 1 3 mm grosse Nordische Purpurschnecken wurden aber auch dabei beobachtet statt Seepocken kleine Polychaeten der Art Spirorbis borealis zu fressen 14 Miesmuscheln verfugen uber eine Verteidigungsstrategie die wirksam ist wenn viele Muscheln beieinander sind indem sie mit Hilfe ihrer Byssusfaden die Steinchenschnecken immobilisieren und so verhungern lassen Dies fuhrt dazu dass die Schnecken dichte Muschelbanke meiden und eher einzeln stehende Miesmuscheln angreifen 15 Die Farbung des Schneckenhauses wird wahrscheinlich von der Nahrung der Purpurschnecken beeinflusst So haben Schnecken die vor allem Seepocken fressen eher weisse Gehause solche dagegen die vor allem von Miesmuscheln leben malvenfarbene bis braune Schalen 16 17 Grosstenteils wird die Farbe jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach vererbt 18 19 Feinde BearbeitenHauptfeinde sind verschiedene Vogel Eiderenten Meerstrandlaufer und andere Watvogel sowie einige Krebse Die feste Schale bietet relativ guten Schutz gegen Bruch wahrend die Zahnung am Gehauserand das Offnen des Operculums verhindert Austernfischer und manche Krebse vermogen die harte Schale zu knacken wahrend Eiderenten die Schnecke als Ganzes verschlucken 20 Bedeutung fur den Menschen BearbeitenNucella lapillus lange Zeit unter dem Synonym Purpura lapillus bekannt bildet wie andere Purpurschnecken in ihrer Hypobranchialdruse zur Betaubung der Beute und zur Verteidigung ein milchiges cholinesterhaltiges Sekret das sie abscheidet wenn sie gereizt wird Das Sekret farbt sich unter Lichteinwirkung purpurn und kann deshalb zum Farben verwendet werden 12 21 In Irland gibt es von den Inishkea Inseln im County Mayo Funde von einer Farberwerkstatt aus dem 7 Jahrhundert mit aufgebrochenen Steinchenschnecken und gefarbtem Textil 22 Hauptartikel Purpurfarberei von der fruhen Romischen Kaiserzeit bis zum Ende des Byzantinischen ReichesGefahrdung BearbeitenDie Bestande der Nordischen Purpurschnecke in der Nordsee sind seit Anfang der 1970er Jahre durch Tributylzinn Verbindungen TBT bedroht eine fur Antifouling Schutzanstriche an Schiffen verwendete Gruppe von Chemikalien Untersuchungen haben gezeigt dass TBT bei Weibchen der Nordischen Purpurschnecke und anderen Schnecken z B Wellhornschnecken zur Bildung mannlicher Geschlechtsorgane fuhrt Diese vom sog Imposex betroffenen Weibchen konnen keine Eier mehr legen 23 24 Die Nordische Purpurschnecke wird in der Nordsee als stark gefahrdet eingestuft Vor Helgoland wurden 2002 von der einst haufigen Schnecke keine Tiere mehr gefunden 25 Nach der deutschen Bundesartenschutzverordnung Anlage 1 sind die Populationen der Nord und Ostsee geschutzt 26 Literatur BearbeitenJ H Crothers 1985 Dog whelks an introduction to the biology of Nucella lapillus L PDF 5 1 MB Memento vom 15 Dezember 2010 im Internet Archive Field Studies 6 1985 S 291 360 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Nucella lapillus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Fischhaus Zepkow Familie Muricidae Stachelschnecken Ecomare Nordische Purpurschnecke Memento vom 19 September 2010 im Internet Archive Biologie und Gefahrdung MarLIN Biodiversity amp Conservation Dog whelk Nucella lapillus BIOTIC Species Information for Nucella lapillus englisch sehr ausfuhrlich und referenziert Marine Species Identification Portal Nucella lapillus Linne 1758 Unterwasser Welt Nordsee Nordische PurpurschneckeEinzelnachweise Bearbeiten C Bruggemann Die Naturgeschichte in getreuen Abbildungen und mit ausfuhrlicher Beschreibung derselben Verlag von Eduard Eisenach Leipzig 1838 Die Weichthiere S 68 Das Steinchen Buccinum Purpura Lapillus List a b Erwin Stresemann Hrsg Exkursionsfauna Wirbellose I S H Jaeckel Mollusca Volk und Wissen Berlin 1986 DNB 870164724 S 133 Die Purpurschnecke Nucella lapillus L Harvey Tyler Walters Nucella lapillus Dog whelk Memento des Originals vom 22 Februar 2012 imInternet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www marlin ac uk Marine Life Information Network Biology and Sensitivity Key Information Sub programme on line Plymouth Marine Biological Association of the United Kingdom 2007 Louis Charles Kiener Species general et iconographie des coquilles vivantes comprenant la collection du Museum d histoire naturelle de Paris la collection Lamarck celle du Prince Massena et les deecouvertes reecentes des voyageurs Chez Rousseau J B Bailliere Paris 1835 S 101 103 64 Pourpre a teinture Purpura lapillus Lam J H Crothers 1985 S 295 a b World Register of Marine Species World Marine Mollusca database Nucella lapillus Linnaeus 1758 Vollrath Wiese Vorlaufige Artenliste der Mollusken der Ostsee Haus der Natur Cismar Malakologisches Museum Emil Selenka Die Anlage der Keimblatter bei Purpura lapillus In Niederlandisches Archiv fur Zoologie 1 Haarlem 1871 S 211 218 J H Crothers Dog whelks an introduction to the biology of Nucella lapillus L In Field Studies 6 291 360 1985 Field Studies Council 1986 edition ISBN 978 1 85153 171 4 Deutsche Ubersetzung des Ausdrucks ABO accessory boring organ in Cleveland P Hickman Larry S Robert Allan Larson Helen l Anson David J Eisenhour Zoologie 13 Auflage aus dem Englischen von Thomas Lazar Deutsche Bearbeitung von Wolf Michael Weber Pearson Deutschland Munchen 2008 1347 Seiten ISBN 978 3 8273 7265 9 S 510 Monique Chetatl Jean Fournie Shell Boring Mechanism of the Gastropod Purpura Thais lapillus a Physiological Demonstration of the Role of Carbonic Anhydrase in the Dissolution of CaCO3 In American Zoologist 9 3 S 983 990 1969 doi 10 1093 icb 9 3 983 a b Melbourne R Carriker Shell penetration and feeding by naticacean and muricacean predatory gastropods a synthesis PDF 7 3 MB In Malacologia 20 2 S 403 422 1981 a b J H Crothers 1985 S 293 301 H B Moore The biology of Purpura lapillus 2 Growth PDF 2 47 MB In Journal of the Marine Biological Association of the United Kingdom Vol 23 S 57 66 1938 doi 10 1017 S0025315400053947 Peter S Petraitis Immobilization of the predatory gastropod Nucella lapillus by ist prey Mytilus edulis In The Biological Bulletin Vol 172 S 307 314 1987 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Bremerhaven Gefahrdungssituation der belebten Umwelt von Nord und Ostsee eine Bestandsanalyse 1 2 Vorlage Toter Link www deutscher naturschutztag de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis PDF 2 0 MB S 7 8 31 Deutscher Naturschutztag 17 21 September 2012 Erfurt Anlage 1 der Bundesartenschutzverordnung Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nordische Purpurschnecke amp oldid 219874717