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Dieser Artikel erlautert die zoologisch als Muscheln bezeichnete Klasse der Weichtiere Fur weitere Bedeutungen siehe Muschel Die Muscheln Bivalvia von dem lateinischen Wort bi valvius zwei klappig abgeleitet sind eine Klasse der Weichtiere Mollusca Merkmale der Klasse sind eine aus zwei kalkigen Klappen bestehende Schale und ein weitgehend reduzierter Kopf Sie leben weltweit in Salzwasser zu 80 Prozent Brackwasser und Susswasser und sind meist zwischen 0 und 100 m selten in bis 11 000 m Wassertiefe zu finden Muscheln leben im Meeresgrund sind an ihm festgewachsen oder liegen frei auf ihm Die meisten Muschelarten ernahren sich von Plankton das sie mit ihren Kiemen aus dem Wasser filtern Die Lebenserwartung reicht von ca 1 Jahr bis zu mehr als 500 Jahren MuschelnSchalen verschiedener MeeresmuschelartenSystematikohne Rang Bilateriaohne Rang Urmunder Protostomia Uberstamm Lophotrochozoen Lophotrochozoa Stamm Weichtiere Mollusca Unterstamm Schalenweichtiere Conchifera Klasse MuschelnWissenschaftlicher NameBivalviaLinnaeus 1758Der Mensch nutzt Muscheln als Nahrungsmittel und Muschelschalen als Ausgangsmaterial fur Schmuck z B als Perlenlieferant Souvenir und fruher auch als Muschelgeld Daruber hinaus werden Muscheln auch in Teichen zur Reinigung verwendet Die Klasse enthalt etwa 7500 bis 10 000 rezente und 20 000 fossile Arten die in 106 Familien eingeteilt werden Nach Huber 2010 ist heute von weltweit etwa 8000 marinen Arten in vier Unterklassen und 99 Familien mit 1100 Gattungen auszugehen Die Familie der Venusmuscheln ist mit mehr als 680 Arten die grosste marine Familie Aus dem Susswasser sind weitere etwa 1200 Arten in sieben zusatzlichen Familien bekannt Die Fluss und Teichmuscheln stellen hier mit etwa 700 Arten die artenreichste Familie Inhaltsverzeichnis 1 Wissenschaftliche Bezeichnung 2 Korperbau 2 1 Weichkorper 2 1 1 Rudimente des Kopfes 2 1 2 Mantel 2 1 3 Kiemen 2 1 4 Kreislaufsystem 2 1 5 Fuss 2 2 Gehause 2 2 1 Material 2 2 2 Ligament 2 2 3 Schloss 2 2 4 Muskelabdrucke 2 2 5 Formen 2 2 6 Locher 3 Lebensweise 3 1 Lebensraume 3 2 Fortbewegung und Verankerung 3 3 Ernahrung 3 4 Fortpflanzung und Entwicklung 4 Gefahrdung 5 Stammesgeschichte und Systematik 5 1 Evolution 5 2 Systematik der Grossgruppen 5 3 Stammbaum 5 4 Zahl der Arten nach Grossgruppen 6 Muscheln und der Mensch 6 1 Muscheln als Nahrung 6 2 Perlen und Perlmutt 6 3 Muschelwahrungen 6 4 Schaden durch den Schiffsbohrwurm 6 5 Symbole und Mythologie 7 Das Meeresrauschen in der Muschel 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseWissenschaftliche Bezeichnung BearbeitenDer wissenschaftliche Name Bivalvia Carl von Linne 1758 ist von der zweigeteilten Kalkschale abgeleitet die ihren Korper je nach Art mehr oder weniger schutzend umhullt Die Bezeichnung Lamellibranchia Henri Marie Ducrotay de Blainville 1824 wurde nach der Gestaltung der Kiemen Blattkiemen gewahlt und ist in der wissenschaftlichen Literatur am haufigsten zu finden Weitere vor allem historische Namen sind Pelecypoda August Goldfuss 1820 nach der Gestaltung des Fusses oder Acephale Georges Cuvier 1798 aufgrund des fehlenden Kopfes oder Conchifera Jean Baptiste de Lamarck 1818 wegen der Muschelschalen Schalentrager Die Begriffe sind nicht ganz synonym Probleme bilden die Abgrenzungen der Gruppen so umfasste z B Bivalvia fur Linne auch die Armfusser Brachiopoden Die deutsche Bezeichnung Muscheln wird nicht nur bei Weichtieren verwendet sondern auch etwa fur die zu den Krebsen gehorenden Entenmuscheln Korperbau BearbeitenWeichkorper Bearbeiten Bei Muscheln ist der Kopf reduziert Der Weichkorper der Muschel wird beidseitig von den Mantellappen bedeckt und umschliesst die Kiemen und die meist getrenntgeschlechtlichen Gonaden Das Kreislaufsystem mit einem Herzen ist offen Typische Muskeln sind die zwei getrennten Schliessmuskeln die die beiden Schalenhalften zusammenziehen die Fussruckziehmuskeln und die Mantelruckziehmuskeln Der Fuss der Muscheln ist beweglich und mit Schleimdrusen ausgestattet Das Nervensystem besitzt zwei Nervenzellhaufungen das Pedal und das Viszeralganglion Rudimente des Kopfes Bearbeiten Aufgrund der ursprunglich im Sediment grabenden Lebensweise ist der Kopf mit Ausnahme der Mundregion zuruckgebildet deswegen nannte Frederic Cuvier 1798 die Muscheln Acephala die Kopflosen Im Vergleich mit den anderen Weichtieren nur noch rudimentar sind die Tentaktel die Kiefer die Radula und die Zunge Die Schlunddrusen sind weitgehend reduziert Neben der Mundoffnung sitzen noch paarige flache Mundlappen Auf diesen Mundlappen sitzen bei ursprunglichen Formen wie den Nussmuscheln noch bewimperte Taster die Nahrungspartikel zur Mundoffnung transportieren Mantel Bearbeiten nbsp Sandklaffmuschel mit Sipho Aus Herklots 1859Der Weichkorper der Muschel wird beidseitig von den Mantellappen bedeckt und geschutzt Der von den beiden Mantellappen gebildete Raum wird als Mantelraum bezeichnet Der Mantelrand besteht aus drei Falten die unterschiedliche Aufgaben erfullen Die ausserste Randfalte bildet Schale und Schalenhaut Periostracum die mittlere dient der Wahrnehmung sensorischer Aufgaben z B Punktaugen und die innere Falte reguliert den Wasserstrom in den Mantelraum zu den Kiemen nbsp Bei dieser Kammmuschel sind die Punktaugen zu erkennenDer Mantelrand ist bei den meisten Arten hell dunkel empfindlich Bei schwimmenden Muscheln wie Kamm Pecten und Feilenmuscheln Lima die genauere Informationen uber ihre Umgebung brauchen ist der Mantelrand mit einfachen Ocellen Punktaugen besetzt Bei der Gattung Arca konnen es uber 200 Augen sein Ursprunglich verlaufen die Mantelrander getrennt und parallel zum Schalenrand integripalliat Abgeleitet sind bei den meisten Arten die aneinander liegenden Mantelrander mehr oder weniger miteinander verwachsen Zum Teil bleiben nur drei Offnungen bestehen zwei Offnungen am hinteren Ende der Muschel durch die Atemwasser und Nahrung in den Mantelraum ein und durch die Kiemen gefiltert wieder ausstromen sowie einer Offnung fur den Fuss Der Mantelrand um die Atemoffnungen des Mantels sind bei grabenden oder bohrenden Muschelarten oft schlauchformig verlangert so dass die Muschel auch im Substrat mit Atemwasser und Nahrung versorgt ist Die schlauchformigen Mantelfortsatze bezeichnet man als Siphonen Man unterscheidet einen zufuhrenden Sipho Ingestionssipho und einen ausfuhrenden Sipho Egestionssipho Beide konnen zu einer einziehbaren Doppelrohre verwachsen sein die im ausgestreckten Zustand langer sein kann als die Muschel selbst Damit dieser Sipho bei Gefahr in die Schale zuruckgezogen werden kann musste die Ansatzlinie der Mantelrandmuskeln nach innen ausweichen Diese zuruckgewichene Ansatzlinie ist in der Schale anhand einer mehr oder weniger ausgepragten Mantelbucht der Mantellinie zu erkennen sinupalliat Sandklaffmuscheln Mya arenaria beispielsweise leben eingegraben im Substrat des Wattenmeeres und versorgen sich durch den Sipho Werden sie aus dem Substrat ausgespult mussen sie sterben Im Gegensatz dazu sitzt die Gemeine Miesmuschel Mytilus edulis angeheftet auf festen Untergrund und benotigt deshalb keinen Sipho Sie stirbt daher wenn sie von Substrat begraben wird Im Mantelrand der Riesenmuscheln Tridacna leben symbiotische Algen Zooxanthellen die von der Muschel geschutzt werden Im Gegenzug dafur kommt die Muschel in den Genuss der Photosyntheseprodukte der Algen Kiemen Bearbeiten nbsp Muscheln mit SiphoEvolutionar haben sich aus einfachen Fiederkiemen zur Atmung die komplexeren Faden und Blattkiemen zur Filtration entwickelt Die im Mantelraum liegenden Kiemen der Muschel dienen dann nicht nur zur Atmung sondern bei den meisten Arten ausserdem zur Nahrungsaufnahme Die Kiemen sind wie die ganze Mantelhohle mit Wimpern besetzt die einen Atemwasserstrom produzieren der auch Nahrungspartikel einstrudeln kann Die Kiemenbogen produzieren einen Schleim in dem die Partikel hangenbleiben und auf Wimpernbandern zum Mund transportiert werden Ungeeignete Partikel werden jedoch nicht verschluckt sondern in Schleim zu grosseren Scheinkotballen Pseudofaeces zusammengerollt und mit dem ausstromenden Wasser nach aussen abgegeben Kiementypen Die paarigen Fiederkiemen Ctenidien bestehen jeweils aus einem Schaft mit mehreren Kiemenblattchen 1 Bei den Fadenkiemen Filibranchien hangen vor und hinter dem Fuss W formige Kiemenfaden in zwei Reihen in den Mantelraum Die Kiemenfaden sind dorsal an der mittleren Spitze des W befestigt und die Schenkel des W untereinander durch kleine Wimpernstrukturen verbunden Die netzartigen Schein Blattkiemen Pseudolamellibranchien sind durch seitliche Verwachsung der Kiemenfaden also Verbindungen zwischen aufeinanderfolgenden Ws entstanden Die echten Blattkiemen Eulamellibranchien sind durch echte von Blutgefassen durchzogene Gewebebrucken zwischen den Kiemenfaden gekennzeichnet Die Netzkiemen Septibranchien sind schmal netzformig und seitlich mit dem Mantel verwachsen Diese Verwachsung ist muskulos Bei einigen Formen sitzen die Kiemen in Lochreihen dieser Verwachsung die dann eine Scheidewand Septum ausbildet selten sind die Kiemen ganz reduziert Typischerweise sind die Netzkiemen Arten Tiefseebewohner und saugen z T aktiv Nahrung ein Kreislaufsystem Bearbeiten Das Blutgefasssystem der Muscheln ist wie bei den meisten Weichtieren offen Das Herz hat zwei Vorkammern und eine Hauptkammer Die Hauptkammer wird primar und sekundar vom Enddarm durchzogen Fuss Bearbeiten Der ursprunglich flach beilformige Fuss der Muscheln kann angepasst an Lebensweise und Fortbewegung unterschiedliche Formen wie balkenformig zungenformig oder wurmformig annehmen Schwimmende und festsitzende Muschelarten haben oft einen weitgehend zuruckgebildeten Fuss Der Fuss tragt die Byssusdrusen die vor allem bei Jungmuscheln Haftfaden 70 Kollagen produzieren Bei einigen Arten produzieren auch die ausgewachsenen Tiere Byssusfaden mit denen sich die Muscheln am Untergrund verankern z B bei Miesmuscheln Mytilidae Archenmuscheln Arcidae Kammmuscheln Pectinidae und Steckmuscheln Pinnidae Die Byssusverbindung kann spater gelost werden indem die Muschel die Faden sekretorisch abtrennt Mytilus oder ganz abstosst Perlmuscheln Pinctada Miesmuscheln nutzen ihre Byssusfaden auch zur Verteidigung indem sie kleinere Schnecken z B Reusenschnecken Hinia damit einspinnen Gehause Bearbeiten nbsp Innenseite einer linken Muschelschale nbsp Muschel von dorsal von oben rechte Schalenklappe unten nbsp Schale einer Herzmuschel Innenansicht der linken Schalenklappe source source source source source source source source source source source source Computeranimierte 3D Ansicht eines µCT Scans einer jungen Miesmuschel die stark mit Seepocken besetzt ist Auflosung des Scans ca 29 µm Voxel Das Gehause der Muscheln besteht aus einer rechten und einer linken Klappe und umgibt den Weichkorper der Muschel Beide Klappen werden auf dem Rucken also oben mit einem Schloss und einem Schlossband Ligament zusammengehalten Der Wirbel Umbo ist der alteste Teil des Muschelgehauses Farben und Formen sind sehr variabel Das Gehause wird vom Mantel einer Hautfalte der Muschel gebildet und zwar in drei Schichten der farbigen Schalenhaut Periostracum der Prismenschicht Ostracum und der inneren Kalkschicht Hypostracum Die beiden Halften konnen durch zwei innere Schliessmuskeln zusammengezogen werden Material Bearbeiten Die inneren Schalenschichten bestehen hauptsachlich aus Kalk dessen Kristalle mittels einer organischen Substanz dem Conchin verkittet werden Die Art der gebildeten Kalkstrukturen hat sich im Laufe der Evolution verandert Ursprungliches Merkmal ist die Bildung von perlmuttrigem Aragonit Bei den heute dominierenden Heterodonta und bei den Taxodonta wird als abgeleitetes Merkmal ein kreuzlamellarer Aragonit gebildet Parallel dazu entwickelten die Pteriida die Einlagerung von Calcit Calcit tritt auch abgeleitet in der mittleren Prismenschicht auf und zwar bei den Anisomyaria und den ausgestorbenen Hippuritoida Die Calcit und Aragonitkristalle sind in der Prismenschicht in kleinen eckigen Saulen Prismen angeordnet die mehr oder weniger senkrecht nach aussen zeigen Das aussere Periostracum besteht aus organischem Conchiolin und kann verschieden ausgepragt sein Am haufigsten wird eine dunne Haut ausgebildet es kommen aber auch Haare z B Bartige Archenmuschel und lappige Vorhange z B Solemya togata vor Ligament Bearbeiten Eigentlich ist die Schale nur im Bereich der beiden Kalkschichten Ostracum und Hypostracum in zwei Halften geteilt Die ausserste Schalenschicht das Periostracum uberzieht die Schale auch hier verstarkt sich zum Ligament und verbindet so ruckenseitig die beiden Schalenhalften Dieses Ligament zieht oft in den Scharnierbereich hinein und verdickt sich zum Resilinum siehe Resilin und Abductin Dieses Schlossband besteht aus nicht verkalkendem Conchin Dieser Ligament Resilinum Komplex ist sehr elastisch und arbeitet antagonistisch zu den Schliessmuskeln Nach dem Tod des Tieres klaffen daher die beiden Schalen auseinander und werden durch mechanische Beanspruchung wie etwa die Brandung leicht getrennt sodass man meist nur mehr einzelne Schalenhalften findet im Gegensatz zur selteneren Dublette die noch aus beiden Klappen besteht Schloss Bearbeiten Damit die beiden Halften seitlich nicht verrutschen tragen sie meist sogenannte Schlosszahne deren Ausbildung auch Grundlage systematischer Zuordnungen ist Diese Schlosszahne bestehen aus zahn oder leistenformigen Erhebungen am inneren Ruckenrand der Klappen beziehungsweise entsprechenden Gruben auf der Gegenklappe die ineinandergreifen Auch ineinandergreifende Einkerbungen am unteren Schalenrand konnen ein seitliches Verrutschen verhindern Diese Einkerbungen sind ebenfalls bestimmende Merkmale einer Muschelart Es werden bis zu neun verschiedene Schlosstypen unterschieden taxodont reihenzahnig zahlreiche Zahne sind in einer meist abnehmenden Reihe am Rand der Muschel platziert z B bei Archenmuscheln heterodont verschiedenzahnig wenige grosse Zahne und max vier Nebenzahne z B bei Cerastoderma Venusmuschel desmodont bandzahnig Zwei Zahne zu einem verwachsen mit loffelformigen Chondrophor einem vorstehenden Trager des inneren Ligaments z B bei Mya pachyodont dickzahnig ein bis drei dicke Zapfen die in tiefe Gruben der Gegenseite passen dysodont schlecht bezahnt ohne Zahne nur kleine Erhebungen z B bei Ostrea schizodont spaltzahnig mittlerer Zahn der linken Klappe meist gespalten und rechts von zwei keilformigen Zahnen umrahmt isodont gleichzahnig zwei bis vier Zahne symmetrisch auf beiden Klappen hemidapedont schwach ausgebildete Hauptzahne nur selten Nebenzahne anomalodesmatisch ohne oder nur mit schwach ausgebildeten Zahnen mit Chondrophor einem vorstehenden Trager des inneren Ligaments Schliessknorpel oder Resilium Analog spricht man bei den Schalen der Articulata die keine Muscheln sind sondern zu den Armfussern gehoren vom Schloss Muskelabdrucke Bearbeiten Die Ansatzstellen der Schliessmuskeln Schliessmuskelabdrucke und der Mantelruckziehmuskeln die Mantellinie spielen fur Systematik und Bestimmung eine wichtige Rolle Von den Schliessmuskelabdrucken sind ursprunglich zwei gleich grosse vorhanden isomyar Im Lauf der Evolution entstanden Arten mit unterschiedlich grossen Schliessmuskelabdrucken anisomyar oder heteromyar und solche mit nur einem Abdruck monomyar Die Mantellinie veranderte sich von einer einfachen gebogenen Linie die die beiden Schliessmuskelabdrucke verbindet integripalliat vgl das Foto einer Herzmuschel hin zu einer eingebuchteten Form sinupalliat vgl Zeichnung Formen Bearbeiten nbsp Konvergente Schalenformen bei Muscheln Panopea und Mya leben vergraben im SedimentIn Farbe Form und Beschaffenheit sind die Schalen der einzelnen Arten sehr unterschiedlich Weisse und stachlige existieren ebenso wie langliche schwarze und glatte Schalen Die Schalenform der Muscheln ist an ihre jeweilige Lebensweise angepasst Da Muscheln aus unterschiedlichen Gruppen oft ahnliche Lebensweisen besitzen etwa im Sediment vergraben durch einen Sipho Wasser filtrieren bilden sie trotz geringer Verwandtschaft oft ahnliche Schalenformen aus Konvergenz Der Zusammenhang zwischen Schalenform und Lebensweise ermoglicht auch die Rekonstruktion der Lebensweise fossiler Formen und eventuell auch deren Habitate Locher Bearbeiten Am Strand angespulte Muschelschalen weisen manchmal kreisrunde 1 3 mm grosse Locher auf Diese werden von Raubschnecken meist Naticidae erzeugt welche die Muschel mit ihrer Raspelzunge aufbohren und dann die Weichteile verzehren 2 Lebensweise BearbeitenLebensraume Bearbeiten nbsp Riesenmuscheln sind mit bis zu 140 cm Lange und 400 kg Gewicht die grossten noch lebenden MuschelnMuscheln sind an das Leben im Wasser gebunden Sie kommen sowohl im Salzwasser Brackwasser als auch Susswasser vor von der Arktis und Antarktis bis in die Tropen Besonders im Wattenmeer findet man sehr grosse Mengen an Muscheln beispielsweise Herzmuscheln und Miesmuscheln im beziehungsweise auf dem Watt Sie stellen eine wichtige Nahrung fur Seevogel dar Die Art Enigmonia aenigmatica HOLTEN 1803 eine Anomiidae lebt in der Gezeitgischt auf Mangrovenblattern im Indopazifik und entspricht am ehesten einer Lebensweise an Land Muscheln leben als erwachsene Tiere uberwiegend sessil festsitzend teils an festen Oberflachen beispielsweise Felsen oder Steinen teils im Sand oder Schlick Sie gehoren also zum Benthos Sie sind von der Gezeitenzone bis in die Tiefsee verbreitet Fortbewegung und Verankerung Bearbeiten Folgende Fortbewegungsarten sind bei Muscheln beobachtet worden Fortbewegung mit Hilfe des FussesDie haufigste Fortbewegungsweise bei Muscheln ist die Fortbewegung mit Hilfe ihres Fusses Dieser Korperteil kann zum Beispiel bei Herzmuscheln Cardiidae auf die dreifache Lange des Schalendurchmessers gestreckt werden Dank ihres Fusses konnen sich Muscheln schnell eingraben ruckweise kriechen oder sogar springen Knotige Herzmuschel Acanthocardia tuberculata aus einem 20 cm hohen Aquarium Fur die Fortbewegung brauchen die Muscheln ein geeignetes Substrat da sie im Gegensatz zu Schnecken nie einen echten Kriechfuss besitzen Arten der Gattung Sphaerium sind in der Lage sich auf Pflanzen spannerartig fortzubewegen indem der Fuss ausgestreckt die Spitze festgeklebt und der Korper nachgezogen wird Durch Schalenklappern freies Schwimmen auf kurzen StreckenArten der Gattung Lima schwimmen gut einige der Familie Kammmuscheln Pectinidae ebenfalls Sie konnen durch ruckartiges Zusammenklappen der Schalenhalften einen gerichteten Wasserstrom erzeugen und sich so nach dem Raketenprinzip ein Stuckchen durch das Wasser bewegen Kammmuscheln konnen angeblich Wasser auch gezielt durch die Ohrchen an den Seiten ausstossen und so ihre Bewegungen unterstutzt durch ihre Linsenaugen feiner koordinieren Verankern mit ByssusfadenEinige Muscheln unter anderem Miesmuscheln Mytilus Steckmuscheln Pinnidae Archenmuscheln Arcidae und Sattelmuschel Anomia ephippium spinnen mit einem Sekret der Byssusdruse an ihrem Fuss so genannte Byssusfaden mit denen sie sich aneinander und an der Unterlage festkleben Fur Positionswechsel konnen zumindest Miesmuscheln die Byssusfaden mit einem Sekret wieder auflosen Feste Verankerung mit der Schale am UntergrundBekanntestes Beispiel sind die Austern Ostreidae Weitere festgewachsene Gattungen Chama Pseudochama einige Anomia Arten Stachelaustern Spondylus Keine feste Verankerung da von Substrat geschutztBei Arten die in Substrat wie Holz oder Stein bohren kann die Bewegungsfahigkeit eingeschrankt und die Schale als Schutz reduziert sein Beispiele Schiffsbohrwurmer und Krause Bohrmuschel Ernahrung Bearbeiten Die Muscheln waren ursprunglich Sedimentfresser abgeleitet entstanden filtrierende Planktonfresser und Sonderformen wie Holzfresser Jager und Bakterienzuchter Die urtumlichen Muscheln aus der Unterklasse Protobranchia sammeln mit verlangerten Mundlappen vom umgebenden Substrat essbare Partikel wie Protozoen Eier Larven und verdaulichen Detritus ein Die Nahrung gelangt anschliessend uber eine Wimperrinne zur Mundoffnung Die meisten hoher entwickelten Muscheln ernahren sich ausschliesslich durch Filtration ihres Atemwassers Im Mantelraum und auf den Kiemen gelegene Wimpern erzeugen einen gerichteten Wasserstrom der durch eine Atemoffnung eintritt und durch die andere wieder austritt Feste Teilchen im Atemwasser werden an den Kiemen aufgefangen und gelangen in einem Schleimpaket zur Mundoffnung Die verwertbaren Partikel meist Plankton werden verdaut der Rest in Kotschnuren ausgeschieden Aufgrund ihrer Ernahrung durch Filtration kommen Muscheln mit sehr grossen Wassermengen in Kontakt was sie besonders empfanglich fur im Wasser enthaltene Schadstoffe macht und als Bioindikatoren pradestiniert Die Bohrmuscheln Teredinidae verwerten mit speziellen Enzymen das Holz in dem sie bohren Einige moglicherweise auch die meisten Arten der zu den Anomalodesmata gehorenden Septibranchia darunter die Keulenmuscheln sind Jager die mithilfe ihres muskulosen Septums in der Mantelhohle aktiv kleine Krebstiere einsaugen Die Riesenmuscheln Tridacna und Arten der Gattung Solemya leben mit symbiotischen Photosynthese betreibenden Algen im Mantelrand und Tiefseearten an Black Smokern halten sich Sulfidbakterien in speziellen Strukturen ihrer Kiemen Fortpflanzung und Entwicklung Bearbeiten Die meisten Muschelarten sind getrennt geschlechtlich es gibt sowohl mannliche als auch weibliche Tiere Befruchtung und anschliessende Larvenentwicklung finden ausserlich im Wasser statt Der Ausstoss von Eiern und Samenzellen kann etwa bei den Riesenmuscheln Tridacna hormonell koordiniert sein Nach einer Entwicklung uber ein Larvenstadium vom Trochophora oder Veliger Typus entsteht aus der Larve nach einer Metamorphose die Jungmuschel die sich wahrend ihres Heranwachsens einen passenden Ort sucht an dem sie das Erwachsenenleben verbringen kann Bei Miesmuscheln Mytilus Austern Ostrea und anderen koloniebildenden Arten bleiben die Jungmuscheln meist in der Nahe der Kolonie und befestigen sich anschliessend nicht nur am Untergrund sondern auch an anderen Muscheln So entstehen beispielsweise die Muschelbanke der Miesmuschel wie man sie aus dem Wattenmeer kennt Die im Susswasser lebenden Muschelarten zeigen sehr unterschiedliche Fortpflanzungs und Entwicklungsmethoden Diese Muschelgruppen ebenso wie die im Susswasser und an Land lebenden Schneckengruppen haben sich im Verlauf ihrer Entwicklung stark an die wechselhaften Lebensbedingungen die das Susswasser von den relativ konstanten Bedingungen im Meer unterscheiden angepasst Die Gruppe der Unionida zu denen die in Mitteleuropa heimischen Grossmuscheln Maler Bach Teich und Flussperlmuscheln gehoren entwickelt sich uber ein parasitisches Larvenstadium die so genannten Glochidien die sich zur weiteren Entwicklung erfolgreich an einem vorbeischwimmenden Fisch festheften mussen Im Gegensatz dazu sind die meisten im Susswasser lebenden Kleinmuscheln Erbsenmuscheln Pisidium und Kugelmuscheln Sphaerium zwittrige Tiere die lebende Larven gebaren Ovoviviparie Die zu den Dreikantmuscheln gehorende Wandermuschel Dreissena polymorpha hingegen entwickelt sich wie ihre meereslebenden Verwandten uber ein veligerahnliches planktontisches Larvenstadium Gefahrdung BearbeitenDurch Gewasserverschmutzung und Flussbegradigungen sind die grossen Susswassermuscheln Unionida zu denen auch die Flussperlmuschel Margaritifera margaritifera zahlt vielerorts stark in ihrem Bestand bedroht Hinzu kommt die weitere Dezimierung durch die 1905 nach Eurasien eingeschleppte Bisamratte die als Haupt Frassfeind dieser Muschelarten zahlt Stammesgeschichte und Systematik BearbeitenEvolution Bearbeiten nbsp Verteilung von 2032 Muschelgattungen vom Kambrium bis zur geologischen Gegenwart nbsp Fossile Kammmuschel aus der spaten Kreidezeit Pecten Syncyclonema Nilsoni Unteres Maastrichtium Rugener Kreide ca 70 Millionen Jahre alt Muscheln erscheinen fossil erstmals im Kambrium vor etwa 500 Millionen Jahren Die fruhen Formen waren noch einfach gebaute Weichtiere mit einer einklappigen Schale Im mittleren Ordovizium erschienen erstmals Vertreter aller modernen Unterklassen Die rezenten Muscheln sind aus sedimentgrabenden Vorfahren entstanden Diese hatten als Anpassung an das Leben im Meeresboden den Kopf bis auf die Mundoffnung und die Mundlappen reduziert Jungere Formen stellten auf eine Ernahrung durch Filtration um Evolutionar haben sich aus einfachen Fiederkiemen zur Atmung die komplexeren Faden und Blattkiemen zur Filtration entwickelt Wahrend der Kreidezeit bildeten schnell wachsende Muscheln riffahnliche Strukturen die mit heutigen Korallenriffen vergleichbar sind Diese Muscheln deren Schalen Licht leitende Elemente enthielten lebten teilweise in Symbiose mit Photosynthese betreibenden Einzellern In vielen Gesteinen zahlen Muscheln zu den besonders haufigen Fossilien da die harte Schale sich gut erhalt Sie dienen deswegen oft als Leitfossilien Die Evolutionsgeschwindigkeit der Muscheln ist sehr unterschiedlich Wahrend als Leitfossil dienende Arten im Durchschnitt 0 3 bis 1 Million Jahre existieren sind einzelne Gattungen erheblich langlebiger Die Gattung Gryphaea ist seit dem Unterjura 195 Mio Jahre die Gattung Spondylus seit dem Perm 285 Mio Jahre und Lima seit dem Jura nachgewiesen Das ursprungliche taxodonte Schloss der Muscheln besitzt eine grosse Zahl kleiner gleichformiger Zahnchen wahrend hoch abgeleitete heterodonte Formen aus wenigen Hauptzahnen und bis zu vier leistenformige Seitenzahnen bestehen oder gar keine Zahne besitzen Systematik der Grossgruppen Bearbeiten Die Systematik der Muscheln war in der Vergangenheit grosseren Veranderungen unterworfen Auch heute kommen vor allem durch molekulargenetische Untersuchungen neue Daten hinzu die selbst die Grosssystematik noch geringfugig verandern konnten Allerdings hat sich die Systematik und auch die Phylogenie der Grossgruppen in den letzten 15 Jahren jedoch mit wenigen Ausnahmen weitgehend stabilisiert Die Unterschiede in den verschiedenen Klassifikationen beruhen vor allem in der sehr subjektiven hierarchischen Stellung einiger weniger Gruppen z B Ordnung Ostreida gegen Uberfamilie Ostreoidea Anomalodesmata Ordnung oder Uberordnung Die Klassifikation der Muscheln nach Bieler amp Mikkelsen 2006 nur rezente Gruppen und Amler et al 2000 auch fossile Gruppen sowie nach dem Zoological Record stellt sich zurzeit so dar Klasse Bivalvia Linnaeus 1758 Infraklasse Protobranchi at a Pelseneer 1889 Ordnung Nuculida Dall 1889 Ordnung Solemyida Dall 1889 Ordnung Nuculanida Carter Campbell amp Campbell 2000 diese neue Ordnung hat noch keine allgemeine Akzeptanz gefunden nach Zoological Record alternativ konnen die in dieser Ordnung vereinigten Familien in die Ordnung Nuculida gestellt werden Infraklasse Autolamellibranchi at a Autobranchi at a Grobben 1894 Unterklasse Pteriomorphia Beurlen 1944 Ordnung Praecardioida Newell 1965 Ordnung Cyrtodontoida Scarlato amp Starobogatov 1971 Ordnung Ostreida Ferussac 1822 diese Ordnung wird von Bieler amp Mikkelsen 2006 nicht anerkannt sondern zu einer Uberfamilie innerhalb der Ordnung Pteriida degradiert Demgegenuber verwendet die uberwiegende Mehrzahl der Malakologen diese Grossgruppe im Ordnungsrang laut Zoological Record Ordnung Arcida Stoliczka 1870 Ordnung Mytilida Ferussac 1822 Ordnung Pteriida Newell 1965 Ordnung Limida Waller 1978 Ordnung Pectinida H Adams amp A Adams 1857 Unterklasse Heteroconchia Hertwig 1895 Uberordnung Palaeoheterodonta Newell 1965 Ordnung Actinodontoida Douville 1912 Ordnung Modiomorphoida Newell 1969 Ordnung Trigonoida Dall 1889 Ordnung Unionida Stoliczka 1870 Uberordnung Heterodonta Neumayr 1883 Ordnung Carditida Dall 1889 Ordnung Hippuritida Newell 1965 Ordnung Venerida H Adams amp A Adams 1856 Ordnung Myida Stoliczka 1870 Ordnung Anomalodesmata Dall 1889 Diese Gruppe wird von den meisten Malakologen noch als Uberordnung betrachtet Harper et al 2006 begrunden die Ruckstufung auf Ordnungsrang jedoch mit vielen neuen molekulargenetischen Daten Fur noch altere Klassifikationen die gelegentlich noch in popularwissenschaftlichen Muschelhandbuchern auftauchen sei auf den Artikel Systematik der Muscheln verwiesen Stammbaum Bearbeiten Uber die Phylogenie bzw die Kladistik der heutigen Gruppen besteht insofern weitgehende Einigkeit unter den Malakologen als die Protobranchi at a als die Schwestergruppe der restlichen Muscheln den Autolamellibranchi at a oder auch Autobranchi at a angesehen werden Einige halten die Protobranchia jedoch fur eine paraphyletische Gruppierung Innerhalb der Autolamellibranchia bilden Pteriomorphia und Heteroconchia wiederum Schwestergruppen Die weitere Schwesterngruppengliederung innerhalb der Pteriomorphia ist noch unsicher Innerhalb der Heteroconchia bilden Palaeoheterodonta und Heterodonta Schwestergruppen nbsp Zahl der Arten nach Grossgruppen Bearbeiten Huber 2010 geht von weltweit 106 Familien mit insgesamt 1260 Gattungen und etwa 9200 rezenten Muschelarten aus Diese verteilen sich wie folgt auf die jeweiligen Gruppen Zahl der Familien Gattungen ArtenProtobranchia 10 49 700Nuculoidea 1 8 170Sapretoidea 1 ca 5 10Solemyoidea 1 2 30Manzanelloidea 1 2 20Nuculanoidea 6 32 460Pteriomorpha 25 240 davon 2 Susswasser 2000 davon 11 Susswasser Mytiloidea 1 50 1 Susswasser 400 5 Susswasser Arcoidea 7 60 1 Susswasser 570 6 Susswasser Pinnoidea 1 3 50Pterioidea 5 9 80Ostreoidea 2 23 80Dimyoidea 1 3 15Anomioidea 2 9 30Plicatuloidea 1 1 20Pectinoidea 4 68 500Limoidea 1 8 250Palaeoheterodonta 7 davon 6 Susswasser 171 davon 170 Susswasser 908 davon 900 Susswasser Trigonioidea 1 1 8Unionoidea 6 Susswasser 170 Susswasser 900 Susswasser Heterodonta 64 davon 1 Susswasser 800 davon 16 Susswasser 5600 davon 270 Susswasser Crassatelloidea 5 65 420Thyasiroidea 1 ca 12 ca 100Lucinoidea 2 ca 85 ca 500Galeommatoidea ca 4 ca 100 ca 500Cyamioidea 3 22 140Solenoidea 2 17 2 Susswasser 130 4 Susswasser Hiatelloidea 1 5 25Gastrochaenoidea 1 7 30Chamoidea 1 6 70Cardioidea 2 38 260Tellinoidea 5 110 2 Susswasser 900 15 Susswasser Glossoidea 2 20 110Arcticoidea 2 6 13Cyrenoidea 1 6 3 Susswasser 60 30 Susswasser Sphaerioidea 1 Susswasser 5 Susswasser 200 Susswasser Veneroidea 4 104 750Hemidonacoidea 1 1 6Cyrenoidoidea 1 1 6Ungulinoidea 1 16 100Mactroidea 4 46 220Dreissenoidea 1 3 2 Susswasser 20 12 Susswasser Myoidea 3 15 1 Susswasser 130 1 Susswasser Pholadoidea 2 34 1 Susswasser 200 3 Susswasser Limoidea 1 8 250 Anomalodesmata 14 71 770 Pholadomyoidea 2 3 20Clavagelloidea 1 2 20Pandoroidea 7 30 250Verticordioidea 2 16 160Cuspidarioidea 2 20 320Muscheln und der Mensch BearbeitenMuscheln als Nahrung Bearbeiten Siehe auch Austernzucht nbsp Austern gehoren zu den wenigen Tierarten die auch in der westlichen Welt lebend gegessen werden nbsp Austernkultur im Fluss Belon FrankreichMenschen aus vielen historischen und prahistorischen Kulturen haben in ihren Kuchenabfallen Hinweise darauf hinterlassen dass Muscheln konsumiert wurden Die altesten Belege hierfur sind rund 165 000 Jahre alt und stammen von den so genannten Pinnacle Point Menschen aus Sudafrika In Danemark werden solche urgeschichtlichen Muschelhaufen Kokkenmoddinger genannt Auch heute noch dienen viele Arten von Muscheln in der westlichen Welt besonders Miesmuscheln Austern Venusmuscheln Messermuscheln wie Schwertformige Scheidenmuschel und Kammmuscheln als Nahrung des Menschen Allein in Europa werden jahrlich rund 100 000 t Miesmuscheln verzehrt Die Zucht von Muscheln auf Muschelbanken ist heute besonders Austern und Miesmuscheln die auch naturlich solche Banke bilden ein wichtiges Gewerbe an nahezu allen Kusten der Welt Die Angaben zum Nahrwert unterscheiden sich zwischen Muschelarten nur geringfugig Der Energiegehalt in kJ wurden nach den fur Menschen gultigen Formeln berechnet Wenn Muscheln als Nahrung fur Tiere dienen muss eventuell der Aufwand fur die Verdauung der Muschelschale bedacht werden Je nach Schalendicke kann daher die Energiebilanz negativ ausfallen Energiegehalt und Nahrstoffe pro 100 g in g unfrittiert verzehrbarer Anteil fur Frischware Art kJ Protein Fett KohlenhydrateJakobsmuschel 336 11 9 1 5 5Klaffmuschel 288 11 1 1 4 2 6Miesmuschel 292 10 2 1 5 3 4Venusmuschel 340 11 1 1 1 6 4Perlen und Perlmutt Bearbeiten Neben der Nutzung als Nahrungsmittel ist die Verwendung von Muschelteilen besonders Perlen und Perlmutt als Schmuck von Bedeutung Auch diese hat eine lange Tradition Beispielsweise wurden im Neolithikum in Europa Muschelschalen uber weite Strecken als Handelsware transportiert wie Funde der Schalen der Stachelauster Spondylus gaederopus in der Bandkeramischen und Theiss Kultur zeigen Spondylus princeps die an der Kuste von Ecuador vorkommt besass eine grosse Bedeutung fur die Menschen der prakolumbischen Zeit Zu den Funden der asiatischen Mehrgarh Kultur des fruhesten Neolithikums gehort ebenfalls Schmuck aus Meeres Muscheln Vertreter der Unionida und Pteriidae sind von jeher naturliche Quellen fur Perlen und Perlmutt Der hohe Wert von Perlen der Flussperlmuschel fuhrte dazu dass sie im Mittelalter in einigen Regionen der heutigen Bundesrepublik Deutschland unter Schutz gestellt und Wilderei massiv etwa durch das Abhacken der Hand bestraft wurde Ab dem 5 Jahrhundert n Chr wurden in China so genannte Buddha Perlen in Susswassermuscheln wie z B Hyriopsis cumingii gezuchtet aber erst dem Japaner Kokichi Mikimoto gelang es in den fruhen 1920er Jahren die ersten vollrunden Zuchtperlen auf den Markt zu bringen und damit die Grundlage der heutigen Perlenzucht und des Handels mit Perlen zu legen Muschelwahrungen Bearbeiten Viele Kulturen etwa die Ureinwohner Nordamerikas besassen eine eigene Muschelwahrung da Muscheln wegen ihrer Seltenheit und ihres Schmuckwertes geschatzt wurden So entstand der englische Begriff shell out fur bezahlen Schaden durch den Schiffsbohrwurm Bearbeiten Auch negative Auswirkungen von Muscheln auf den Menschen und seine Technik sind bekannt Ein Beispiel fur Bioerosion bietet der Schiffsbohrwurm Teredo navalis der sich vom Holz von Schiffen Stegen Buhnen oder holzernen Deichtoren ernahrt und durch seine langen Gange das Holz bruchig macht Seine Einschleppung aus Amerika fuhrte zu einer Revolution des Schiffbaus sein derzeitiges Vordringen in die Ostsee ist ein aktuelles Problem der Unterwasserarchaologie da er dort historisch bedeutsame Holzschiffreste zerstort Symbole und Mythologie Bearbeiten nbsp Die Geburt der Venus 1485 Sandro Botticelli nbsp Jakobspilger mit Muscheln an Umhangen und Huten Darstellung von 1568 Muscheln finden sich als Symbol in der Kunst und Mythologie die wiederum die Benennung von Muscheln inspirierte Zum Beispiel sind die Venusmuscheln zu denen auch die Muschelgattung Venus gehort benannt nach Venus der antiken romischen Gottin der Liebe des erotischen Verlangens und der Schonheit Darstellungen zeigen oft die Geburt der Venus aus einer Muschel allerdings wird dabei oft nicht eine Venusmuschel dargestellt sondern eine Kammmuschel der Gattung Pecten so auch im Bild rechts Seit dem Mittelalter dienen die starker gewolbten rechten Schalenhalften der Grossen Pilgermuschel Pecten maximus bzw Zinnabgusse solcher Muscheln den Jakobspilgern die das Grab des heiligen Jakobus in Santiago de Compostela besuchen als Erkennungszeichen Die Mittelmeer Pilgermuschel Pecten jacobaeus die der Bezeichnung Jakobsmuschel naher kommt kann aufgrund ihres Verbreitungsgebietes nicht die von den Pilgern genutzte Art sein Im Artikel Jakobsmuschel werden daher sowohl Pecten maximus als auch Pecten jacobaeus als Jakobsmuscheln bezeichnet Das Wappen von Guinea Bissaus enthalt eine stilisierte Kammmuschel als Symbol fur die Lage des Landes an der Kuste Afrikas Der Olkonzern Shell englisch shell Muschel verwendet sie als Firmenlogo Das Meeresrauschen in der Muschel BearbeitenEs heisst dass in Muscheln das Rauschen des Meeres zu horen sein soll Man kann namlich das Rauschen der Muschel mit einem Mikrofon aufnehmen ohne dass sich ein Mensch in der Nahe befindet Auf der Aufnahme ware das Rauschen dann zu horen Tatsachlich handelt es sich hierbei um ein Resonanzphanomen Wie in einem Blasinstrument befindet sich in der Schale eine Luftsaule die eine bestimmte Eigenfrequenz besitzt Das ist jener Ton welcher entsteht wenn man die Muschel zum Schwingen bringt Die Luftsaule wird durch kaum merkliche Gerausche in der Umgebung deren Frequenzen ungefahr der Eigenfrequenz der Muschel entsprechen in Schwingung versetzt Dadurch werden diese sonst nicht horbaren Umgebungsgerausche erheblich verstarkt Das entstehende Tongemisch wird vom Menschen als Rauschen wahrgenommen 3 4 5 Siehe auch BearbeitenMuschelschale Muschelmuseum Kokkenmoddinger prahistorische Muschelhaufen Literatur BearbeitenR Tucker Abbott S Peter Dance Compendium of Seashells 1990 ISBN 0 915826 17 8 Markus Huber Compendium of Bivalves A Full Color Guide to 3 300 of the World s Marine Bivalves A Status on Bivalvia after 250 Years of Research 901 S CD ConchBooks Hackenheim 2010 ISBN 978 3 939767 28 2 Rudolf Kilias Marine Muscheln und Schnecken Lexikon 2 Auflage Ulmer Stuttgart 2000 Erstausgabe 1997 ISBN 978 3 8001 3105 1 Gert Lindner Muscheln und Schnecken der Weltmeere Aussehen Vorkommen Systematik Bestimmungsbuch 5 uberarbeitete und erweiterte Auflage BLV Munchen Wien Zurich 1999 ISBN 3 405 15438 3 Gert Lindner Muscheln und Schnecken sammeln und bestimmen Die haufigsten und schonsten Arten Fur die Strande Europas Bestimmungsbuch In Der zuverlassige Naturfuhrer 3 Auflage BLV Munchen 2008 ISBN 978 3 8354 0374 1 Arno Hermann Muller Lehrbuch der Palaozoologie Band II Teil 1 Protozoa Mollusca 1 Fischer Jena 1993 ISBN 3 334 60409 8 Alfred Kaestner Begrunder Lehrbuch der Speziellen Zoologie Band I Teil 3 Mollusca etc Fischer Stuttgart 1982 ISBN 3 437 20260 X Rudiger Bieler Paula M Mikkelsen Bivalvia a look at the Branches Zoological Journal of the Linnean Society 148 223 235 London 2006 Michael Amler Rudolf Fischer Nicole Rogalla Muscheln Haeckel Bucherei Band 5 Enke Verlag Stuttgart 2000 ISBN 3 13 118391 8 Elisabeth M Harper Hermann Dreyer Gerhard Steiner Reconstructing the Anomalodesmata Mollusca Bivalvia morphology and molecules Zoological Journal of the Linnean Society 148 3 395 420 London 2006 D C Campbell Paleontological and molecular evidence on Bivalve phylogeny In Evolutionary Paleobiology and Paleoecology of the Bivalvia 2002 J A Schneider Bivalve systematics in the 20th century Journal of Paleontology 75 1119 1127 2001 Gonzalo Giribet Daniel L Distel Bivalve phylogeny and molecular data In Lydeard Charles Lindberg David R Eds Molecular systematics and phylogeography of mollusks S 45 90 Smithsonian Series in Comparative Evolutionary Biology Smithsonian Books Washington and London 2003 Robert Prezant Classification In P L Beesley G J B Ross amp A Wells Hrsg Mollusca The Southern Synthesis Part A Fauna of Australia Band 5 S 224 226 Collingwood CSIRO Publishing 1998 J G Carter D C Campbell M R Campbell Cladistic perspectives of early bivalve 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Caudofoveata Mollusca PDF Diss Universitat Wien 2008 Wolfgang von Buddenbrook Vergleichende Physiologie Band III Ernahrung Wasserhaushalt und Mineralhaushalt der Tiere Springer Basel 1956 S 262 121 Akustische Hohlraumschwingungen Nicht mehr online verfugbar Friedrich Schiller Universitat Jena Physikalisch Astronomische Fakultat 13 August 2010 archiviert vom Original am 13 Mai 2012 abgerufen am 19 Oktober 2011 Versuch mit einer leeren Flasche Vladimir Rydl Wissensfrage Meeresrauschen oder Ohrensausen was hort man wenn man sich das Gehause einer Meeresschnecke ans Ohr halt In Planet Wissen 1 Juni 2009 abgerufen am 19 Oktober 2011 Was rauscht in der Muschel Nicht mehr online verfugbar Schweizer Fernsehen 19 April 2007 ehemals im Original abgerufen am 19 Oktober 2011 1 2 Vorlage Toter Link www srf ch Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven Normdaten Sachbegriff GND 4040785 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Muscheln amp oldid 236727032