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Die Kugelmuscheln wissenschaftlicher Name Sphaeriidae sind eine Familie der Muscheln Alle Arten der artenreichen Familie leben im Susswasser Zu den Kugelmuscheln gehoren einige der kleinsten Muschelarten im Susswasser vermutlich der kleinsten Muscheln uberhaupt Nach den Fluss und Teichmuscheln Unionidae sind sie die zweitartenreichste Familie der Susswassermuscheln KugelmuschelnSphaerium corneum mit vorgestrecktem FussSystematikUnterklasse AutobranchiaTeilklasse HeteroconchiaEuheterodontaOrdnung SphaeriidaUberfamilie SphaerioideaFamilie KugelmuschelnWissenschaftlicher NameSphaeriidaeDeshayes 1855Der deutsche Trivialname Kugelmuscheln wird manchmal nur auf die Vertreter der namensgebenden Gattung Sphaerium bezogen Kugelmuscheln im engeren Sinne die Familie wird dann alternativ Kugel und Erbsenmuscheln nach den Erbsenmuscheln der Gattung Pisidium genannt Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Lebenszyklus 3 Biologie und Lebensraum 4 Verbreitung 5 Phylogenie und Systematik 6 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenKugelmuschel Arten 1 sind meist zwischen 3 und 15 Millimeter lang und damit recht kleine Muscheln Die kleinsten Arten wie Odhneripisidium moitessierianum werden nicht grosser als 2 5 Millimeter die grossten etwa die nordamerikanische Sphaerium simile oder die europaische Sphaerium rivicola konnen 20 bis 25 Millimeter erreichen Das Gehause die Schalen ist meist im Umriss fast rund oder oval seltener dreieckig oder trapezformig Bei den europaischen Arten sind die Vertreter der Korbchenmuscheln an dem bei diesen markant dickwandigeren Gehause unterscheidbar das gilt aber nicht generell Der Wirbel Umbo kann je nach Gattung zentral oder vor bzw hinter der Mitte liegen Die Oberflache ist glatt oder weist eine Skulptur aus Wachstumsstreifen parallel zur Mundung auf die von feinen Rillen bis zu kraftigen Rippen reichen kann Auf der Innenseite der Schale sind oft feine Poren ausgebildet deren Position und Dichte wichtig fur die Artbestimmung sein kann Eine Palliallinie Mantellinie ist undeutlich eine Einbuchtung Sinus ist nie ausgebildet Die Schlosszahne sind heterodont die linke Schale mit zwei Kardinalzahnen unter dem Wirbel und je einem vorderen und hinteren Lateralzahn bei der rechten Schale nur ein Kardinalzahn und die Lateralzahne Selten sind die Zahne mehr oder weniger reduziert Das aussenliegende Ligament verlauft langs bei der Mehrzahl der Arten ist es aber von einer dunnen kalkigen Hulle bedeckt und so nicht frei sichtbar Am Weichkorper ist der Mantelrand an zwei Stellen teilweise verwachsen und lasst drei manchmal nur zwei Offnungen frei Siphonen konnen je nach Gattung vorhanden sein oder fehlen sie sind entweder frei oder Einstrom und Ausstromsiphon miteinander verschmolzen Bei Pisidium ist nur ein Siphon der fur das ausstromende Wasser erhalten Die Siphonalmuskeln der Sphaeriidae sind in mehrere voneinander getrennte Einzelmuskeln aufgespalten dies lasst sich auch an den Ansatzstellen an der Schale erkennen Der Fuss ist fast immer kraftig und kann lang vorgestreckt werden er dient auch als Graborgan Eine Byssusdruse mit Byssusfaden gibt es nur bei den Larven sie fehlt den geschlechtsreifen Muscheln Ausnahme ist hier aber die sudamerikanische und afrikanische Unterfamilie Euperinae mit den beiden Gattungen Eupera und Byssanodonta In den Kiemen sind wie typisch fur die gesamte Verwandtschaft benachbarte Kiemenfilamente durch Gewebebrucken miteinander zu blattartigen Strukturen verwachsen eulamellibranche Kiemen Der aussere Demibranch ist immer klein manchmal vollig ruckgebildet Lebenszyklus BearbeitenAlle Kugelmuschel Arten sind simultane Zwitter Hermaphroditen Mannliche und weibliche Gonaden eines Individuums sind zur selben Zeit ausgebildet und funktionsfahig es gibt also keine mannlichen oder weiblichen Exemplare 1 2 Dabei ist Fremdbefruchtung die Regel es kommt aber auch gelegentlich Selbstbefruchtung vor 2 Die Eier entwickeln sich wie typisch fur Susswassermuscheln in einem von den Kiemen gebildeten Brutraum im Inneren Frei lebende Larven Veliger gibt es nicht mehr die Entwicklung ist direkt Bei den Euperinae werden dotterreiche Eier im inneren Demibranch zuruckgehalten und entwickeln sich simultan zu Jungmuscheln die freigesetzt werden Bei allen anderen Gattungen der Unterfamilie Sphaeriinae bilden die Filamente des Demibranch spezielle Brutkammern Marsupien in denen die jungen Muscheln heranreifen die dann in den Kiemenraum freigesetzt und meist sukzessive uber den Siphon in die Umwelt entlassen werden Wahrend tropische Arten meist gleichmassig reproduzieren haben Arten der gemassigten Breiten eine oder zwei Brutperioden Die Zahl der Nachkommen pro Individuum und Brutperiode ist recht gering meist etwa 20 bis 30 bei einigen Arten nur zwei oder drei Arten der Gattung Sphaerium haben schon bei Freisetzung funktionsfahige Gonaden sind also unmittelbar geschlechtsreif Sie brauchen aber noch vier bis acht Monate Wachstumszeit bis sie ihre endgultige Grosse erreicht haben Andere wie Musculium und Pisidium erreichen die Geschlechtsreife erst spater Musculium Arten sind schon nach 60 bis 70 Tagen ausgewachsen Pisidium benotigt dafur etwa ein Jahr Die Muschel Individuen erreichen zumindest in den gemassigten Breiten ein Lebensalter von bis zu funf Jahren bei Musculium nur ein Jahr 1 Kugelmuscheln weisen bei Untersuchung der Chromosomen einen auffallend hohen Grad an Polyploidie auf nur wenige Arten sind rein diploid Teilweise wurden uber 100 Chromosomen pro Zelle festgestellt Polyploidie in diesem Ausmass ist eine Ausnahme im Tierreich und sonst meist mit ungeschlechtlicher Fortpflanzung verbunden Der evolutionare Ursprung und Vorteil der Polyploidie bei den Kugelmuscheln ist bisher nicht verstanden 2 Biologie und Lebensraum BearbeitenKugelmuscheln leben 1 eingegraben im weichen Substrat des Gewassergrunds die grossen Arten oft nur teilweise bedeckt mit den Siphonen ins freie Wasser vorgestreckt Wie typisch fur Muscheln sind sie Filtrierer und ernahren sich vorwiegend von Phytoplankton Kleine Arten sind aber oft tief im Sediment ohne Kontakt zum freien Wasser vergraben und ernahren sich von suspendierten organischen Stoffen im Luckensystem des Sediments Arten der Gattungen Eupera und Byssanodonta verankern sich mit den nur bei ihnen ausgebildeten Byssusfaden an Hartsubstraten leben also frei und nicht eingegraben Kugelmuschel Arten gibt es in fast allen Susswasserlebensraumen sowohl in stehenden wie in Fliessgewassern von kleinen Quellrinnsalen bis zu grossen Flussen und von Sumpfen mit kaum freier Wasserflache bis hin zu Seen Einige Arten sind Habitatspezialisten und treten nur in wenigen Gewassertypen auf andere haben eine breite okologische Valenz und kommen etwa in Stand und Fliessgewassern gleichermassen vor Sie konnen nicht in sauerstofffreien anaeroben Habitaten uberleben mehrere Arten sind aber recht tolerant gegenuber Gewasserverschmutzung Einige Arten konnen im Substrat eingegraben das zeitweilige Austrocknen ihres Wohngewassers uberdauern Kugelmuscheln sind reine Susswasserarten und konnen nicht in Brackwasser mit erhohtem Salzgehalt uberleben Verbreitung BearbeitenDie Familie ist weltweit verbreitet 2 Phylogenie und Systematik BearbeitenDie Spaeriidae gehoren zu einer Verwandtschaftsgruppe innerhalb der Euheterodonta die Neoheterodontei benannt wurde 3 die fast exklusiv im Meer lebend sind Sie umfasst unter anderem die Uberfamilien Veneroidea mit den Venusmuscheln Mactroidea mit den Trogmuscheln und Myoidea mit den Klaffmuscheln Nach den genetischen Daten steht sie darin basal mit allen anderen bisher getesteten Gruppen gemeinsam als Schwestergruppe 4 Sie wird daher heute zusammen mit einigen ausgestorbenen und nur fossil erhaltenen Gruppen allein in eine eigene Uberfamilie Sphaerioidea gestellt 5 Eine zeitweise angenommene Zusammenfassung mit den ebenfalls teilweise susswasserlebenden Corbiculidae Korbchenmuscheln hat sich nicht bestatigt sie wurde sowohl nach morphologischen wie nach genetischen Untersuchungen zuruckgewiesen 2 Ein Homonym zum wissenschaftlichen Namen der Familie ist Sphaeriidae Erichson 1845 Kugelkafer in der Unterordnung Myxophaga Diese wurden nach Beschluss der ICZN deshalb zu Sphaeriusidae umbenannt Innerhalb der Spaeriinae wurden lange Zeit nur drei Gattungen akzeptiert die weltweit verbreitet waren Genetische Untersuchungen 6 haben dann wie vorher schon langer anhand morphologischer Merkmale vermutet eine Aufsplittung der fruheren Gattung Pisidium in vier neue Gattungen erforderlich gemacht In vielen alteren Werken vor allem okologischen und faunistischen Untersuchungen sind die Arten bis heute noch innerhalb der Gattung Pisidium aufgefuhrt zum Beispiel die Gemeine Erbsenmuschel als Pisidium casertanum anstelle von Euglesa casertana 7 Die Taxonomie der Gruppe beruhte lange Zeit fast ausschliesslich auf Schalenmerkmalen wobei diese recht merkmalsarm innerhalb der Arten variabel und zwischen verschiedenen Arten recht ahnlich sind Bei einer Untersuchung konnten etwa von 1000 publizierten Artnamen in der Gattung Pisidium nur 80 valide Arten bestatigt werden 6 Dennoch werden bis heute neue Arten entdeckt und beschrieben mit Euglesa interstitialis noch 2020 eine neue Art in Mitteleuropa 8 In vielen Gruppen werden Kryptospezies vermutet sind aber bisher nicht nachgewiesen Die rezenten Sphaeriidae werden in zwei Unterfamilien unterteilt 5 Unterfamilie Euperinae mit zwei Gattungen Eupera Bourguignat 1854 mit gut 40 Arten Sud und Mittelamerika Afrika eine Art nach Nordamerika eingeschleppt Byssanodonta mit der einzigen Art Byssanodonta paranensis d Orbighy 1846 Endemit des Rio Parana Argentinien Sudamerika Unterfamilie Sphaeriinae Afropisidium Kuiper 1962 Fruher meist als Untergattung von Pisidium aufgefasst etwa 14 Arten in Afrika Ostasien Sudamerika Euglesa Jenyns 1832 Synonym Cyclocalyx Fruher meist als Untergattung von Pisidium aufgefasst etwa 120 Arten Musculium Link 1807 etwa 50 Arten Odhneripisidium Kuiper 1962 Fruher meist als Untergattung von Pisidium aufgefasst etwa 30 Arten Pisidium Pfeiffer 1821 etwa 50 Arten Sphaerium Scopoli 1777 etwa 45 Arten darunter die Gemeine Kugelmuschel Sphaerium corneum Gattungen und Artenzahlen hier angegeben ohne rein fossile Taxa Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Alexei Victor Korniushin 2006 Non Unionid Freshwater Bivalves Sphaeriidae Corbiculidae Dreissenidae of North American Fauna Vestnik zoologii 41 1 13 22 a b c d e Taehwan Lee Sphaeriidae Chapter 37 in Charles Lydeard Kevin S Cummings editors Freshwater Mollusks of the World A Distribution Atlas Johns Hopkins University Press Baltimore 2019 John D Taylor Suzanne T Williams Emily A Glover Patricia Dyal 2007 A molecular phylogeny of heterodont bivalves Mollusca Bivalvia Heterodonta new analyses of 18S and 28S rRNA genes Zoologica Scripta 36 6 587 606 doi 10 1111 j 1463 6409 2007 00299 x David J Combosch Timothy M Collins Emily A Glover Daniel L Graf Elizabeth M Harper John M Healy Gisele Y Kawauchi Sarah Lemer Erin McIntyre Ellen E Strong John D Taylor John D Zardus Paula M Mikkelsen Gonzalo Giribet Rudiger Bieler 2017 A family level Tree of Life for bivalves based on a Sanger sequencing approach Molecular Phylogenetics and Evolution 107 191 208 doi 10 1016 j ympev 2016 11 003 a b Sphaerioidea Deshayes 1855 MolluscaBase Database abgerufen am 8 August 2022 a b Taehwan Lee amp Diarmaid O Foighil 2003 Phylogenetic structure of the Sphaeriinae a global clade of freshwater bivalve molluscs inferred from nuclear ITS 1 and mitochondrial 16S ribosomal gene sequences Zoological Journal of the Linnean Society 137 245 260 doi 10 1046 j 1096 3642 2003 00047 x Jurgen H Jungbluth amp Dietrich von Knorre 2009 Rote Liste der Binnenmollusken Schnecken Gastropoda und Muscheln Bivalvia in Deutschland 6 revidierte und erweiterte Fassung 2008 Mitteilungen der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft 81 1 28 Klaus Groh Ulrich Bossneck Catharina Clewing Christian Albrecht Ira Richling 2020 A new pill clam from an unusual habitat the interstitial Pisidium interstitialis n sp Bivalvia Sphaeriidae from southwestern and Central Germany Journal of Molluscan Studies 86 104 119 doi 10 1093 mollus eyz036 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kugelmuscheln amp oldid 226800490