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Die Bisamratte Ondatra zibethicus ist eine ursprunglich ausschliesslich in Nordamerika beheimatete Nagetierart die sich ausgehend von Bohmen und spater Frankreich uber fast ganz Europa und Asien ausgebreitet und als neue Art Neozoon etabliert hat Zoologisch ist die Bisamratte keine Rattenart sondern gehort zu den Wuhlmausen Arvicolinae deren grosster lebender Vertreter sie ist BisamratteBisamratte Ondatra zibethicus SystematikUberfamilie Mauseartige Muroidea Familie Wuhler Cricetidae Unterfamilie Wuhlmause Arvicolinae Tribus OndatriniGattung OndatraArt BisamratteWissenschaftlicher Name der TribusOndatriniGray 1825Wissenschaftlicher Name der GattungOndatraLink 1795Wissenschaftlicher Name der ArtOndatra zibethicus Linnaeus 1766 Die Bisamratte verdankt ihren Namen einem stark nach Moschus duftenden Sekret das die Praputialdrusen der Mannchen absondern Bisam ist eine andere Bezeichnung fur Moschus einen vom Sibirischen Moschustier Moschus moschiferus erzeugten Duftstoff Das als Bisam bezeichnete Fell der Bisamratte ist ein bedeutender Handelsartikel der Pelzbranche je nach Mode in unterschiedlichem Umfang Zu den volkstumlichen Bezeichnungen der Bisamratte gehoren auch die Bezeichnungen Moschusratte Zwergbiber Bisambiber Zibetratte Sumpfkaninchen Sumpfhase und Wasserkaninchen Die Bisamratte wird gelegentlich mit der Nutria verwechselt Inhaltsverzeichnis 1 Morphologie und Merkmale 2 Verhalten 2 1 Lebensweise 2 2 Bisambaue 2 3 Nahrung 2 4 Lebenserwartung und Fressfeinde 2 5 Rauber Beute Beziehung zwischen Mink und Bisamratte 3 Fortpflanzung 4 Verbreitung 4 1 Ursprungliches Verbreitungsgebiet 4 2 Ausbreitung ausserhalb Nordamerikas 5 Die Bisamratte als Neobiont 5 1 Argumente zur Bisamratte in europaischen Okosystemen 5 2 Argumente zur Okonomie der Bisamratte 5 2 1 Bekampfungsmassnahmen 6 Unterarten 7 Literatur 8 Weblinks 9 Anmerkungen 10 QuellenMorphologie und Merkmale Bearbeiten nbsp Schlangelnde Bewegungen des abgeplatteten Schwanzes unterstutzen ein Schwimmen ohne SchwimmhauteDie Bisamratte ist mit einer Kopf Rumpf Lange von rund 35 cm und einer Schwanzlange von etwa 22 cm kleiner als eine Nutria Myocastor coypus oder ein Biber Castor fiber und grosser als eine Wanderratte Rattus norvegicus Das Gewicht liegt in der Regel zwischen 0 8 und 1 6 Kilogramm maximal 2 3 Kilogramm Die Bisamratte ist von gedrungener rattenartiger Gestalt Der kurze und dicke Kopf geht ausserlich ohne Hals in den Rumpf uber Der Schwanz ist fast nackt und nicht rund sondern abgeplattet nbsp Schadel einer Bisamratte Sammlung Museum Wiesbaden Die Bisamratte ist hervorragend an das Leben im Wasser angepasst Sie hat wasserdicht verschliessbare Ohren deren Ohrmuscheln tief im Fell versteckt liegen Obwohl ihre hinteren Pfoten im Gegensatz zu Bibern und Nutrias keine Schwimmhaute aufweisen ist die Bisamratte ein geschickter Schwimmer und Taucher Statt der Schwimmhaute besitzen Bisamratten sogenannte Schwimmborsten steife Haare die als Saum an den Randern der Zehen wachsen und so die Zehen paddelartig vergrossern Fur den Hauptantrieb bei der Fortbewegung im Wasser sorgen die langen kraftigen Beine und die weit gespreizten Hinterfusse Zur Steuerung und Unterstutzung der Schwimmbewegung nutzt die Bisamratte ihren Schwanz den sie in horizontaler Ebene nach rechts und links bewegt Ihr Fell ist sehr dicht und wasserabweisend so dass sie sich haufig fur langere Zeit im Wasser aufhalten kann Das Fleisch der Bisamratten ist essbar Ihr Fell ist fur die Pelzindustrie sehr wertvoll Es variiert von schwarz uber dunkelbraun bis cremefarben vereinzelt gibt es auch Albinos daher gilt sie in einigen Landern wie z B den USA als wertvolles Nutz Jagd und Zuchttier Ihr Lebensraum liegt am Wasser Verhalten BearbeitenLebensweise Bearbeiten nbsp Bisamratte im Wasser nbsp Bisamratte vor ihrer WinterburgBisamratten halten sich uberwiegend im Wasser auf Sie sind ausgezeichnete Schwimmer und konnen bis zu zehn Minuten tauchen An Land wirkt die Bisamratte dagegen eher unbeholfen Das scheue Tier nimmt fast jedes einigermassen geeignete Fliess und Stillgewasser als Lebensraum an Bisamratten sind in der Regel nacht und dammerungsaktiv Wie bei vielen anderen Tierarten wie beispielsweise beim Rotfuchs und beim Wildschwein ist der Tag und Nachtrhythmus jedoch abhangig von Storungen durch Menschen In Gebieten in denen sie relativ ungestort sind sind sie haufig auch tagsuber zu beobachten Innerhalb der Art spielen optische und olfaktorische Signale eine Rolle Das Mannchen setzt wahrend der Fortpflanzungszeit Kot an den Reviergrenzen ab Wahrend dieser Zeit vergrossern sich auch die paarigen Praputialdrusen stark in denen das Moschussekret erzeugt wird Laute aussert die Bisamratte selten Wahrend der Paarung geben beide Tiere mitunter quakende Tone von sich und die Nestjungen piepsen ahnlich wie Mause Bei Konfrontationen mit Artgenossen oder bei Bedrohung schlagen Bisamratten in rascher Folge die Schneidezahne aufeinander und erzeugen damit ein weit horbares Gerausch Bisambaue Bearbeiten Bisamratten errichten zwei unterschiedliche Formen von Bauen Der Typus ist abhangig vom Lebensraum Uberall da wo eine Uferpartie die Moglichkeit bietet graben Bisamratten als Unterschlupf Erdbaue deren Eingange unter Wasser liegen Bei steigendem oder fallendem Wasserstand wird der Eingang entsprechend hoher oder tiefer angelegt Hierbei unterminieren sie haufig Deiche Damme und Befestigungsanlagen wodurch sie den wasserbaulichen Anlagen grosse Probleme bereiten konnen Zum Graben nutzen sie sowohl die Vorderpfoten als auch die Nagezahne Vom Eingang zum Bau fuhrt eine Rohre schrag aufwarts und endet in einem Kessel Dort wo das Biotop keine Moglichkeit bietet einen solchen Erdbau zu errichten bauen Bisamratten 0 5 bis 2 Meter hohe Behausungen aus Rohricht und anderen Wasserpflanzen wie Binsen und Schilf die sogenannten Bisamburgen Das darin verborgene Nest befindet sich nur knapp uber dem Wasserspiegel Die Form der Burgen ist meist stumpf kegelformig die Grundflache ist kreisformig bis elliptisch die Rohre die zum Kessel fuhrt liegt wie bei den Erdbauen unter Wasser Grossere Burgen werden gelegentlich uber mehrere Jahre bewohnt Nahrung Bearbeiten nbsp Albino BisamratteBisamratten ernahren sich hauptsachlich von Wasser und Uferpflanzen Zu den haufig gefressenen Pflanzenarten zahlen Schilf Rohrkolben Binsen See und Teichrosenarten sowie Baumrinde Schachtelhalm und Laichkrautarten Sie gehen jedoch auch an Getreide Gemuse Obst und Graser und graben nach den Knollen des Topinamburs In den vegetationsarmen Monaten erganzen sie ihre Nahrung durch Muscheln Larven von Wasserinsekten Krebse Wasserschnecken und seltener auch Frosche und Fische Die bevorzugte Nahrung ist jedoch auch in dieser Zeit pflanzlich Sie graben in dieser Zeit bevorzugt nach Pflanzenwurzeln Die Behauptung dass Bisamratten auch Vogel oder deren Gelege verzehren konnte nicht bestatigt werden Auch der Anteil den Muscheln und Krebse an ihrer Beute haben ist umstritten Lebenserwartung und Fressfeinde Bearbeiten nbsp Der Rotfuchs gehort zu den Fressfeinden der BisamratteIn der freien Natur vollenden nur wenige Bisamratten das dritte Lebensjahr Bei Tieren im Alter zwischen 30 und 36 Monaten sind die Kronen der Molaren Mahlzahne in der Regel bis zum Wurzelhals abgekaut so dass die Tiere aufgrund mangelhafter Ernahrung eingehen 85 Prozent einer Population zu Beginn der Fortpflanzungsperiode bestehen dagegen aus Tieren die im Vorjahr zur Welt kamen Hohe Verlustraten treten vor allem wahrend der Wanderung der Tiere auf Sie sind in dieser Zeit einem hoheren Feinddruck ausgesetzt als wenn sie sich in einem etablierten Revier aufhalten Auch wahrend der Zeit der Reviergrundung vor einer Fortpflanzungsperiode ist die Sterblichkeit der Tiere sehr hoch Fischotter Lutra lutra Uhu sowie der Rotfuchs machen Jagd auf den Nager In Schweden hat man festgestellt dass in Jahren nach einer Wuhlmausgradation auch die Bisamrattenbestande zuruckgehen Dies ist darauf zuruckzufuhren dass nach dem Zusammenbruch einer sehr grossen Wuhlmauspopulation der Feinddruck auf die Bisamrattenbestande sehr hoch ist Rauber Beute Beziehung zwischen Mink und Bisamratte Bearbeiten Als wichtigster Fressfeind der Bisamratte gilt der ebenfalls aus Nordamerika eingefuhrte amerikanische Nerz der Mink Neovison vison Uber die komplexe Rauber Beute Beziehung zwischen Bisamratte und Mink liegen umfangreiche Untersuchungen des Zoologen Paul Errington vor der sich mehr als 30 Jahre mit der Okologie der Bisamratte in den Feuchtgebieten Iowas beschaftigte Minke und Bisamratten ahneln sich in ihrer Korpergrosse haben eine ahnliche semiaquatische Lebensweise und die gleichen Habitatpraferenzen Minke haben zwar eine etwas grossere Korperlange dafur sind ausgewachsene Bisamratten etwas massiger gebaut Minke erbeuten Bisamratten indem sie sie mit ihren Vorderbeinen packen und sie mehrfach in Kopf und Genick beissen Obwohl die bevorzugte Nahrung von Minken die Bisamratte ist konnte Errington nachweisen dass die Dezimierung durch Minke kein die Bisamrattenpopulationen begrenzender Faktor ist Der Territorialinstinkt von Bisamratten bestimmt wie viele Individuen in einem Lebensraum ausreichend Nahrung und genugend Raum zur Anlage von Bauen finden Sobald der Lebensraum voll ist und eine sehr hohe Populationsdichte erreicht ist nimmt die Sterblichkeit aller weiteren Bisamratten zu Die Sterblichkeit ist vor allem unter den Bisamratten hoch die aus dem Umland einwandern oder durch Krankheiten und Alter geschwacht sind oder als Jungtier ein Territorium erst noch suchen mussen Uberwiegend diese Tiere werden von Minken erbeutet In dem untersuchten Gebiet in Iowa waren 70 Prozent der von Minken erjagten Bisamratten durch Krankheiten oder extreme Klimabedingungen geschwacht Ein betrachtlicher Prozentsatz der Beute waren mannliche Bisamratten die im Fruhling ihre Baue verliessen und in unbekannte Gebiete abwanderten um neue Territorien fur die Fortpflanzungsperiode im Sommer zu suchen Ebenso haufig fielen Jungtiere fur die im Lebensraum nicht ausreichend Nahrung vorhanden war den Minken zum Opfer gesunde erwachsene Bisamratten die nahrungsreiche Territorien besetzt halten dagegen kaum Die Populationsdynamik von Bisamratten wird daher als dichteabhangig beschrieben zwischen der Gesamtzahl der Bisamratten in einem Gebiet und der als potenzielle Beute verfugbaren Individuen besteht fur den Mink ein grundlegender Unterschied In vorteilhaften okologischen Positionen lebende Bisamratten bleiben weitgehend unbehelligt Fortpflanzung BearbeitenWahrend der Fortpflanzungszeit besetzen Bisamratten ein Revier das sie gegen ihre Artgenossen auch verteidigen Die Grosse des Reviers ist abhangig von den jeweiligen Nahrungsbedingungen Durchschnittlich ist ein Revier zwischen 3000 und 5000 Quadratmetern gross In klimatisch begunstigten Lebensraumen kann sich die Bisamratte das gesamte Jahr uber fortpflanzen Das lasst sich beispielsweise in den sudlichen Regionen der USA beobachten Fortpflanzungszeit ist in Mitteleuropa in der Regel von Marz bis September Allerdings hat man auch in Mitteleuropa schon wahrend des Winterhalbjahres trachtige Weibchen oder Jungtiere beobachtet In der Regel kommt es in Mitteleuropa zu zwei Wurfen wahrend eines Jahres Bei sehr guten Umweltbedingungen ist auch ein dritter Wurf moglich Die Tragezeit betragt 30 Tage Wurfe bestehen aus vier bis neun Jungen Der normale Wurf besteht aus funf bis sechs Jungtieren Im folgenden Jahr sind die Jungtiere wiederum geschlechtsreif Ihre sehr rasche Ausbreitung erfolgt entlang ihres naturlichen Lebensraums also stromauf und stromab entlang von Bachen und Flussen Die bei Geburt etwa zwanzig Gramm schweren Jungen werden blind und nackt geboren Ihr dichtes und seidiges Nestlingsfell entwickeln die Jungtiere innerhalb der ersten 14 bis 18 Tage ihre Augen offnen sich zwischen dem 10 und 14 Lebenstag Nach etwa vier Wochen beginnen die Deckhaare zu wachsen dieser Haarwechsel in das sogenannte Alterskleid ist nach vier Monaten abgeschlossen Die Tiere haben dann etwa ein Gewicht von 600 Gramm erreicht Grossgezogen werden die Jungtiere in den Wohnburgen Verbreitung BearbeitenUrsprungliches Verbreitungsgebiet Bearbeiten Das ursprungliche Verbreitungsgebiet der Bisamratte sind die Feuchtgebiete Nordamerikas In den USA bewohnt die Bisamratte sogar die durch die Gezeiten beeinflussten Salzsumpfe an der Atlantikkuste Ideale Lebensbedingungen findet die Bisamratte jedoch an den grosseren Teichen oder Seen mit starker Wasserpflanzenproduktion Den Ruckgang der naturlichen Lebensraume in Nordamerika konnte die Bisamratte dadurch kompensieren dass sie heute auch entlang kunstlich angelegter Kanale lebt Von wenigen Gebieten abgesehen sind sowohl die USA als auch Kanada vollstandig von dieser Art besiedelt Ausbreitung ausserhalb Nordamerikas Bearbeiten nbsp Verbreitungskarte der Bisamratte Rot ist das ursprungliche und grun das eurasische Verbreitungsgebiet eingezeichnet nbsp Verbreitungskarte der Bisamratte in Eurasien nbsp Aufruf zur Bekampfung der Bisamratte 1961Nach allgemein akzeptierter Meinung ging die Erstbesiedelung Europas und Asiens von Bohmen im heutigen Tschechien aus Furst Joseph Colloredo Mansfeld brachte 1905 drei Weibchen und zwei Mannchen der Bisamratte von einer Jagdreise aus Alaska mit Morphologischen Untersuchungen zufolge handelt es sich bei den ausgesetzten Tieren allerdings um die im ostlichen Kanada vertretene Nominatform Ondatra zibethicus zibethicus Die Tiere liess er im Hutsky rybnik deutsch Huttenteich beim bohmischen Stara Hut Althutten auf seinem Gut Dobris Doberschisch rund 35 Kilometer sudwestlich von Prag aussetzen Von dort breiteten sie sich mit grosser Geschwindigkeit in alle Richtungen aus 1912 hatten sie fast ganz Bohmen besiedelt 1915 erschienen die ersten am Regen in Bayern 1927 hatten sie auf breiter Front die Nachbarlander erreicht und sich auf eine Flache von etwa 200 000 Quadratkilometern ausgebreitet 1935 sichtete man sie in Stendal 1936 in Magdeburg Die Ausbreitung erfolgte entlang von Bachen und Flussen wie der Elbe und der Weser Ganz Tschechien Slowakei Ungarn Polen Rumanien der nordliche Teil von Jugoslawien und weitere Lander wurden ausgehend von der Colloredo Mansfeldschen Population besiedelt Der grosste Uberseetransport von Bisamratten erfolgte 1929 durch eine Leipziger Gesellschaft aus Kanada fur die Sowjetunion In Leningrad wurden etwa 900 Tiere von Professor Petr Alexandrowitsch Zoege von Manteuffel Direktor des Moskauer Zoos ubernommen Ein kleiner Teil kam in die Versuchsfarm Puschkino Der grosste Teil wurde in Trupps von 20 bis 50 Tieren in geeigneten Flussgebieten der Taiga Zone des europaischen und asiatischen Russlands bis zum Fernen Osten ausgesetzt 1 Eine andere fur die Besiedlung des eurasischen Lebensraumes wichtige Invasion ging 1930 von einer Zuchtanlage im Teichgebiet von Leval bei Belfort in Frankreich aus Dort entliefen etwa 500 Bisamratten Diese Gefangenschaftsfluchtlinge erreichten unter Nutzung des Rhein Rhone Kanals und der Ill sehr rasch Nordostfrankreich Uber die Pfalz und Baden wurden anschliessend weite Teile des Westens von Deutschland besiedelt Diese Population war in den 1950er Jahren bereits so gross dass vom Land Rheinland Pfalz ein Bekampfungsdienst eingerichtet wurde 2 Diese und weitere Auswilderungen in Belgien Schweden Finnland Polen und Russland beschleunigten die Ausbreitung der Bisamratte Viele der Auswilderungen geschahen bewusst So wurden in Finnland ab 1919 mehrfach Bisamratten aus Deutschland der Tschechoslowakei den USA und Kanada eingefuhrt und mit behordlicher Genehmigung an etwa 300 verschiedenen Orten ausgesetzt Wiederum waren bis zum Jahr 1932 aus Finnland 1636 Tiere weiter nach Russland exportiert worden 1 Von Sibirien aus erreichten die Bisam die Mongolei die Republik China und die Mandschurei Nach Japan wurde die Bisamratte 1945 eingefuhrt So eroberte diese uberaus erfolgreiche Art in wenigen Jahrzehnten weite Teile des eurasischen Kontinents und hat dort heute ein grosseres Verbreitungsgebiet als in ihrer angestammten Heimat Nordamerika Ausser in Eurasien wurden Bisamratten auch in Argentinien und Chile eingefuhrt und sind dort ebenso heimisch geworden Begunstigt wurde der Ausbreitungserfolg der Bisamratte durch die Herkunft aus einem ahnlichen Klimabereich ihre hohe Fortpflanzungsquote und die ausgepragte Wanderlust Im neuen Lebensraum fehlt es ausserdem an Fressfeinden die auf sie spezialisiert sind Die Bisamratte als Neobiont Bearbeiten nbsp BisamratteTrotz ihres zeitweilig wirtschaftlich wertvollen Pelzes mit den langen glanzenden Deckhaaren wird die Bisamratte in Deutschland vor allem in Fluss und Kustenregionen in der Regel als zu bekampfender Schadling eingeordnet Macht sich der mitteleuropaische Bisamfanger die Muhe die gefangenen Tiere zu pelzen kann er die Felle noch zu einem meist geringen Preis an den Fellhandel abgeben ein grosseres wirtschaftliches Interesse am Pelz der Tiere besteht derzeit nicht mehr Der Invasionsbiologe Ingo Kowarik ist der Meinung dass die Bisamratte als Neobiont in stark genutzten Landschaften eine Nische besetzt und kommt zu einem differenzierten Bild der Schadwirkung Bevolkerungskreise die keine Lasten des Deichschutzes zu tragen haben folgen teilweise der Einschatzung in anderen Landern die die Bisamratte tolerieren oder sogar schutzen Der Bisam ist 2017 in die Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung fur die Europaische Union aufgenommen worden 3 Argumente zur Bisamratte in europaischen Okosystemen Bearbeiten Invasionsbiologen vertreten die Ansicht dass Okosysteme hinsichtlich ihrer Artenvielfalt ungesattigt sein konnen Neophyten und Neozoen konnen in diesen Okosystemen entweder Nischen besetzen die niemals von heimischen Tier und Pflanzenarten besetzt waren oder solche von Arten die durch anthropogene Ursachen mittlerweile zuruckgedrangt sind Der grosse Ausbreitungserfolg der Bisamratte ist nach Ansicht des Professors fur Okosystemkunde der TU Berlin Ingo Kowarik auf eine solche unbesetzte beziehungsweise nicht mehr besetzte Nische zuruckzufuhren 4 Ein anderer mittelgrosser semiaquatischer Pflanzenfresser kommt in Deutschland nicht mehr vor Vor diesem Hintergrund entsteht ein nach Interessen differenziertes Bild der Auswirkung der Bisamratte auf mitteleuropaische Okosysteme Die Wuhltatigkeit der Bisamratten stellt im Binnenland die ursprungliche Vielfalt und Dynamik der Ufer wieder her An naturbelassenen Ufern sind Schaden durch Bisamratten unbedeutend zumal diese in Uberschwemmungsbereichen nicht siedeln Bisamratten konnen in kleinen Biotopen erhebliche Veranderungen verursachen naturschutzrelevante Veranderungen durch Bisamratten konnten nach Kowariks Untersuchungen bis jetzt nicht vorteilhaft festgestellt werden Auch die Reduzierung von Rohrichtbestanden zu der es haufig kommt wenn Bisamratten einen Lebensraum besetzen fuhrt nach dieser Ansicht eher zu einer Erhohung der Biodiversitat Die Reduzierung der Rohrichtbestande hat zwar zur Folge dass schilfbrutende Vogelarten wie beispielsweise Teichrohrsanger und Rohrdommel ihres Brutraumes beraubt werden und abwandern Die entstehenden offenen Wasserflachen werden jedoch rasch durch Schwimmblattpflanzen und andere Wasservogelarten besiedelt Die Auswirkungen der Bisamratten als Pradator von Grossmuschelarten ist aus Sicht von Kowarik nicht ausreichend untersucht Fur ein objektives Urteil fehlen hier Vergleiche zwischen ungestorten Muschelpopulationen und von Bisamratten genutzten Bestanden Auch hier gilt dass der Fischotter der fruher diese Arten als Nahrungsgrundlage nutzte heute weitgehend verdrangt ist und die Bisamratte diese Nische neu besetzt hat Ein weiteres okologisches Problem ist dass der Nager ein Zwischenwirt des Fuchsbandwurmes Echinococcus multilocularis ist Wird eine befallene Bisamratte von einem Fuchs erbeutet dann wird dieser ebenso mit dem Parasiten infiziert Aus okologischer Sicht werden auch die von der Bisamratte verursachten Frassschaden betrachtet Gelegentlich macht sie sich auch uber Feld und Gartenanlagen her oder zerstort Korbweidenkulturen Durch das Fressen an Rohrichtpflanzen kann der Nager die Struktur der Flora eines gesamten Ufer Okosystems entscheidend verandern Die entsprechende Rechtsverordnung wurde inzwischen aufgehoben durch das Erste Gesetz zur Anderung des Pflanzenschutzgesetzes vom 14 Mai 1998 ist die Bekampfung der Bisamratte nicht mehr Gegenstand des Pflanzenschutzrechts 5 nbsp Durch die Vernichtung von Rohrichtbestanden durch die Bisamratte wird die Rohrdommel ihres Brutraums beraubtInsbesondere wenn im Winter das pflanzliche Nahrungsangebot nicht ausreicht frisst die Bisamratte auch Muscheln und Krebstiere deren Bestand in Deutschland durch Gewasserverschmutzung und Flussbegradigungen ohnehin schon stark bedroht ist Sie gilt als der Haupt Frassfeind der grossen Susswassermuscheln Uberfamilie Unionacea zu denen z B die mittlerweile sehr seltene Flussperlmuschel Margaritifera margaritifera zahlt Der Zusammenbruch von Bestanden der Gemeinen Flussmuschel Unio crassus in einzelnen Bereichen von Baden Wurttemberg wird ebenfalls der Bisamratte zugeschrieben Argumente zur Okonomie der Bisamratte Bearbeiten Die Bisamratte siedelt oberhalb der Wasserlinie Sie ist gefurchtet wegen der massiven okonomischen Schaden die ihre unterminierende Wuhltatigkeit an Ufern Dammen und Deichbauten anrichtet Hierdurch entstehen dem Tief und Wasserbau im Kustenschutz hohe zusatzliche Kosten fur Reparatur und Instandhaltung der Deiche Fur Niedersachsen werden diese zusatzlichen Kosten vom Landesamt fur Wasserbau und Kustenschutz auf 1 6 Millionen Euro pro Jahr 2006 geschatzt Aufgrund der festgestellten okonomischen Schaden die die Bisamratten in manchen Landern verursachen wurde eigens die Organisation Europeenne pour la Lutte contre le Rat Musque mit Sitz in Paris ins Leben gerufen Bekampfungsmassnahmen Bearbeiten Schon wenige Jahre nach der Aussetzung der Bisamratte in Bohmen wurde sie als Schadling eingeordnet Bayern leitete nach der ersten Sichtung von Bisamratten Bekampfungsmassnahmen ein Die 1917 dafur geschaffene gesetzliche Grundlage wurde von anderen deutschen Landern ubernommen 1935 wurde ein Reichsbeauftragter fur die Bisamrattenbekampfung ernannt der gemeinsam mit 36 Mitarbeitern allerdings relativ erfolglos blieb Trotz massiver Bekampfung widersteht die Bisamratte sowohl auf dem europaischen Kontinent als auch im asiatischen Verbreitungsgebiet fast uberall ihrer Ausrottung Sowohl die Bejagung als auch der Einsatz von bakteriellen Krankheitserregern konnten die Bisamratte lange Zeit nicht nachhaltig dezimieren Bekampft wird die Bisamratte hauptsachlich in den Benelux Landern in Deutschland und Frankreich Nur in Grossbritannien gelang es aufgrund der Insellage in kurzer Zeit die ursprunglich aus Farmen stammende Bisampopulation anscheinend vollstandig auszurotten 1927 waren dort Bisamratten zur Fellgewinnung eingefuhrt worden Noch im selben Jahr konnten einige Tiere entweichen Bereits 1932 wurden weitreichende Bekampfungsmassnahmen eingeleitet zu denen auch ein vollstandiges Importverbot sowie eine Untersagung der Haltung gehorten Nach rund sechs Jahren war diese intensive Bekampfung erfolgreich 1939 gab es in Grossbritannien keine Bisamratten mehr In den Niederlanden traten 1941 die ersten Bisamratten auf Hier zielt die Bekampfung darauf ab die festgelegten Schutzniveaus des Hochwasserschutzes zu erhalten Daher wurden die Bisamratten besonders intensiv bekampft nachdem 1985 die Provinzen gesetzlich dazu verpflichtet wurden Dennoch konnte die Populationszunahme zunachst nicht gestoppt werden Dies gelang erst als die von einem hauptamtlichen Bekampfer zu betreuende Gewasserlange auf hochstens 650 Kilometer verringert wurde entsprechend insgesamt 439 Bekampfern zuzuglich Fuhrungspersonal Die Fange je Feldstunde des Bekampfers gelten als Mass fur die Population 2003 war mit 0 85 ihr Maximum erreicht 2004 wurde die grosste absolute Zahl von knapp uber 400 000 Tieren gefangen 2009 waren die Fange je Feldstunde bereits auf 0 3 gefallen Die absolute Zahl gefangener Tiere ging bei wieder leicht verringertem Personaleinsatz auf 155 000 zuruck Verwendet werden Drahtreusenfallen neuerdings um ein Ertranken zu umgehen auch zunehmend in schwimmender Ausfuhrung mit Koder sowie kafiggesicherte Schlagbugelfallen 6 Bei Hochwasser werden die auf hoherem Gelande oder in Baumen Schutz suchenden Bisamratten mit Schusswaffen bejagt 7 Zum Fang der Tiere werden zumeist spezielle Fallen eingesetzt die den Mitfang anderer Tiere verhindern In Deutschland wird die Bisamratte spatestens seit den 1950er Jahren intensiv bekampft Rheinland Pfalz richtete schon damals einen Bekampfungsdienst ein der die Tiere in grosseren Stuckzahlen erlegte 8 Anm 1 Auch heute wird in Deutschland die Bisamratte weiter ganzjahrig bekampft Die Massnahmen sind weitgehend auf Hochwasserschutzanlagen beschrankt die vor der Wuhltatigkeit der Bisamratten gesichert werden mussen Die Zahl der Tiere fur deren Fang Pramien mit Forderung des Landes Schleswig Holstein gezahlt worden sind belief sich 1996 auf 22 602 1997 auf 26 638 und 1998 auf 41 029 Exemplare 9 Unterarten BearbeitenJe nach Autor werden in Nordamerika vierzehn bis sechzehn Unterarten unterschieden Zu den Unterarten zahlen Ondatra zibethicus zibethicus der im ostlichen Kanada beheimatet ist Ondatra zibethicus macrodon der Blaue Bisam mit einem blauschwarzlichen Fell der in einzelnen Gebieten von Virginia beheimatet ist Die Fellfarbe wird rezessiv vererbt bei der Vermischung mit anderen Unterarten dominiert daher der braune PhanotypFur Europa werden keine Unterarten beschrieben Freigesetzt wurden Tiere unterschiedlicher Unterarten die sich vermischt haben sodass keine Differenzierungen mehr moglich sind Literatur BearbeitenCarsten Bothe Bisamfang Alles uber den Bisam Fang Bekampfung Fallen Verwertung Neumann Neudamm Melsungen 1996 ISBN 3 7888 0685 0 Max Hoffmann Die Bisamratte Die neue Brehm Bucherei H 78 ISSN 0138 1423 Geest amp Portig Leipzig 1952 2 unveranderte Auflage Nachdruck der 1 Auflage Westarp Wissenschaftliche Verlags Gesellschaft Hohenwarsleben 2003 ISBN 3 89432 159 8 Ingo Kowarik Biologische Invasionen Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa 76 Tabellen Mit einem Beitrag von Peter Boye Ulmer Stuttgart 2003 ISBN 3 8001 3924 3 Mario Ludwig Harald Gebhard Herbert W Ludwig Susanne Schmidt Fischer Neue Tiere amp Pflanzen in der heimischen Natur Einwandernde Arten erkennen und bestimmen BLV Munchen u a 2000 ISBN 3 405 15776 5 Jochen Niethammer Franz Krapp Hrsg Handbuch der Saugetiere Europas Band 2 Teilband 2 Heikki Henttonen Rodentia II Cricetidae Arvicolidae Zapodidae Spalacidae Hystricidae Capromyidae Aula Verlag Wiebelsheim 1982 ISBN 3 400 00459 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Bisamratte Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Commons Bisamratte Album mit Bildern Videos und Audiodateien spurenjagd de Bisamratte Spurendatensammlung Ondatra zibethicus in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2006 Eingestellt von Baillie 1996 Abgerufen am 9 Mai 2006 Anmerkungen Bearbeiten In Rheinland Pfalz erlegte Bisamratten Bundesbahndirektion Mainz Hg Amtsblatt der Bundesbahndirektion Mainz vom 21 April 1961 Nr 16 Bekanntmachung Nr 197 S 79 Jahr Tiere1958 25031959 36401960 4361Quellen Bearbeiten a b Paul Schops Die Anfange der Pelztierzucht in Europa In Die Pelzwirtschaft Heft 1 Januar 1979 S 39 Bundesbahndirektion Mainz Hg Amtsblatt der Bundesbahndirektion Mainz vom 21 April 1961 Nr 16 Bekanntmachung Nr 197 S 79f Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung Unionsliste Ingo Kowarik Biologische Invasionen Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa 76 Tabellen Mit einem Beitrag von Peter Boye Ulmer Stuttgart 2003 ISBN 3 8001 3924 3 Bisamverordnung Jahresberichte der Landelijke coordinatiecommissie Muskusrattenbestrijding Memento des Originals vom 5 April 2010 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www muskusrattenbestrijding nl Landelijke coordinatiecommissie Muskusrattenbestrijding De Nederlandse Muskusrattenbestrijding Memento des Originals vom 4 November 2010 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www muskusrattenbestrijding nl Bundesbahndirektion Mainz Hg Amtsblatt der Bundesbahndirektion Mainz vom 21 April 1961 Nr 16 Bekanntmachung Nr 197 S 79f Bekampfung des Bisam PDF 115 kB Kleine Anfrage Dr Christel Happach Kasan F D P und Antwort Minister in fur Umwelt Natur und Forsten Drucksache 14 2614 In landtag nrw de Landtagsinformationssystem Schleswig Holstein 14 Dezember 1999 S 2 abgerufen am 31 Juli 2014 nbsp Dieser Artikel wurde am 20 August 2005 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Normdaten Sachbegriff GND 4136887 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bisamratte amp oldid 234461241