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Die olfaktorische Wahrnehmung oder Riechwahrnehmung auch Geruchssinn oder olfaktorischer Sinn von lateinisch olfacere riechen genannt ist die Wahrnehmung von Geruchen Die Zusammenhange des komplexen Geruchssinns erforscht die Osmologie oder Osphresiologie Eine menschliche Nase enthalt in ihren Hohlen die RiechschleimhautEine Hundenase hier eines Samojeden ist eines der empfindlichsten RiechorganeBei Menschen scheint der Geruchssinn oft eine geringere Rolle zu spielen als das Sehen Horen oder Tasten Seine Leistungen fallen aber dann auf wenn die olfaktorische Wahrnehmung verloren geht beispielsweise bei einem Schnupfen Fur viele wild lebende Tierarten ware solch ein Zustand lebensbedrohlich da sie in mehrfacher Hinsicht auf ihren Geruchssinn angewiesen sind Denn die erst hiermit wahrnehmbaren Riech oder Duftstoffe dienen zur Identifizierung von Nahrung von Verdorbenem Faulnis oder von Verwestem Aasgeruch zur Unterscheidung des eigenen Korpergeruchs von dem der vertrauten Gruppenmitglieder Stallgeruch und von dem fremder Artgenossen sowie von dem anderer Arten der Warnung vor Feinden Pradator beziehungsweise der Vermutung von Beute Beutetier Die olfaktorische Wahrnehmung ist also nicht allein fur die Nahrungsaufnahme wichtig sondern spielt daruber hinaus eine wesentliche Rolle beim Sozialverhalten wie fur das Paarungsverhalten So wird die Geschlechtsreife von weiblichen Tieren den mannlichen Artgenossen durch Pheromone signalisiert Sexuallockstoffe Daneben dienen Duftstoffe auch der raumlichen Orientierung Viele Tiere setzen Duftmarken um ein Revier abzugrenzen oder folgen wie Ameisen der Duftspur von Vorgangern Daruber hinaus konnen chemische Signalstoffe auch der Kommunikation zwischen verschiedenen Arten dienen Zum Beispiel emittieren die Bluten vieler Pflanzen duftende Stoffe welche Insekten anlocken die sie nur bestauben Allomon oder nur Nektar sammeln Kairomon oder beides vollfuhren Synomon Bei der Schadlingsbekampfung im Obstbau macht man sich die Wirkung von Pheromonen nutzbar um beispielsweise die Paarung von Pflaumenwicklern einzuschranken An der olfaktorischen Wahrnehmung konnen verschiedene sensorische Systeme beteiligt sein neben dem eigentlichen olfaktorischen System Geruchsreize auch das nasal trigeminale System taktile und chemische Reize sowie Einflusse des gustatorischen Systems Geschmacksreize Der Geruchssinn ist der komplexeste chemische Sinn Die Sinneszellen des Geruchs sind mit spezifischen Geruchsrezeptoren ausgestattet und bei Wirbeltieren in der Regel in der Nase lokalisiert Manche Geruche werden nicht bewusst wahrgenommen siehe auch Jacobson Organ Beim Menschen ist das Jacobson Organ als Rudiment aufzufinden Darstellung einer Nasenhohle Sagittalschnitt 1 Paraseptalknorpel Cartilago paraseptalis 2 Offnung zum Jacobsonschen Organ in die eine Sonde vorgeschoben wurde 3 Tuberculum septi nasi 4 Ductus nasopalatinus 5 Mundung der Keilbeinhohle 6 StirnhohleInhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften bei den Saugetieren 2 Eigenschaften bei Menschen 2 1 Reizaufnahme 2 2 Wahrnehmungs und Erkennungsschwelle 2 3 Zentralnervose Verschaltungen zur Identifikation und Gedachtnis 2 4 Zentralnervose Verschaltungen und Emotionen 2 5 Konditionierung 2 6 Wahrnehmungsstorung 2 7 Sprachlicher Ausdruck 3 Geschichte 3 1 Wissenschaftsgeschichte 3 2 Sinnesgeschichte 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEigenschaften bei den Saugetieren Bearbeiten nbsp Sinnesorgan des menschlichen olfaktorischen Systems ist die Riechschleimhaut am Dach der Nasenhohlen zu den im Riechkolben 1 Bulbus olfactorius gelegenen sekundaren afferenten Nervenzellen 2 Mitralzellen gelangen Nervenfasern durch den Schadelknochen 3 Siebbein aus der Nasenschleimhaut 4 Regio olfactoria von den primaren Sinneszellen 6 Riechzellen und bilden dort knauelartige Verknupfungsformen 5 Glomeruli olfactorii source source source source source source source track Video Rolle des Geruchssinn bei der Partnerwahl Beispiel Stichlinge Die Rezeptionszone des olfaktorischen Systems befindet sich im Innern der Nase In jeder Nasenhohle ragen drei wulstartige Gebilde von den Nasenaussenwanden nach innen die Nasenmuscheln Conchae nasales die den Luftstrom lenken Das olfaktorische Gebiet ist auf die Schleimhaut oberhalb der oberen Nasenmuschel beschrankt die Riechschleimhaut der Regio olfactoria und wird auch als Geruchsorgan Organum olfactus bezeichnet Dieser Bereich der durch eine gelbe bis braune Farbe auffallt und beim Menschen etwa 2 5 cm beim Hund 2 25 cm gross ist enthalt die auf Riechstoffmolekule spezialisierten Sinneszellen In der Zellmembran von Fortsatzen der einzelnen Riechzellen liegen spezifische Rezeptoren eines bestimmten Typs die jeweils auf besondere chemische Eigenschaften der Riechstoffe ansprechen Beim Menschen gibt es rund 400 unterschiedliche molekulare Geruchsrezeptoren wobei eine bestimmte Rezeptorzelle meist nur jeweils einen Typ tragt 1 Bei Hunden oder Ratten sind insgesamt mehr als 1000 verschiedene Rezeptortypen ausgebildet Fur die sensorische Innervation der Riechschleimhaut ist der Riechnerv Nervus olfactorius I Hirnnerv zustandig wahrend der Nervus trigeminus V Hirnnerv die ubrige Schleimhaut des Naseninneren sensibel innerviert und durch mechanische und chemische Reize angesprochen werden kann Beim normalen Atmen gelangen nur geringe Mengen Teilluft zur Regio olfactoria Bei der sensorischen Analyse wird der Luftstrom intensiviert und Luft in kurzen Stossen durch die Nase eingesaugt Schnuffeln oder aus der Mundhohle hierher verschoben Verkosten nbsp Chemoelektrische Auslosung einer Erregung in Riechsinneszellen durch kurzzeitig zugelassene Ionenstrome infolge der Bindung von Duftstoff an spezifische GeruchsrezeptorenDie Sinneszellen des Geruchssinns die Riechzellen haben einen dendritischen Fortsatz aus dem mehrere Zilien hervorgehen die im Schleim der Riechschleimhaut parallel zur Oberflache liegen Eingelagert in ihre Membran tragen sie jeweils spezifische Rezeptorproteine fur die Reizaufnahme Gelangen Riechstoffe an diese Membranproteine konnen sie abhangig von ihren chemischen Eigenschaften gebunden werden und so den Rezeptor verandern Uber Veranderungen der Geruchsrezeptorproteine darauffolgende Aktivierung der Adenylatzyklase anschliessende Aktivierung cAMP gesteuerter Ionenkanale und weitere Schritte wird ein Rezeptorpotential aufgebaut und in eine Serie von Aktionspotentialen umgebildet Diese Signale der olfaktorischen Rezeptorzellen werden uber ihren neuritischen Zellfortsatz weitergeleitet an zentral liegende Nervenzellen des olfaktorischen Systems Die Axone der Riechzellen ziehen in Bundeln von Nervenfasern als Fila olfactoria des Riechnerven durch die Locher der Siebplatte Lamina cribrosa des Siebbeins Os ethmoidale in die Schadelhohle zum daruber liegenden Riechkolben Bulbus olfactorius des Gehirns wo die zentralnervose Verarbeitung beginnt In den beiden Bulbi werden die Reizmuster von Geruchen verarbeitet und analysiert Der Bulbus olfactoris ist nervos mit dem Hypothalamus verknupft der unter anderem wesentlich an der Steuerung der Nahrungsaufnahme und des Sexualverhaltens beteiligt ist Aus dem Riechhirn der niederen Wirbeltiere soll sich der Cortex cerebri der Saugetiere entwickelt haben Die eigentliche Riechempfindung die mit Emotionen Erinnerungen und hedonischen Urteilen stark verbunden sein kann entsteht dann in eher unspezifischen evolutionsgeschichtlich alten kortikalen Hirnzentren In diesem Bereich wird sowohl die chemosensorische Analyse der Atemluft als auch die retronasale Analyse von Speisearomen durchgefuhrt Uber das Vomeronasale Organ das einem zusatzlichen akzessorischen ebenfalls olfaktorischen System zugeordnet ist wird eine spezifische Geruchs oder Pheromonwahrnehmung moglich Daneben wird gelegentlich von einem hamatogenen Riechen gesprochen worunter das Wahrnehmen von Riechstoffen verstanden wird welche ins Blut injiziert worden sind Geruchsaktive Substanzen mussen fluchtig sein Die Zusammenhange zwischen den chemisch physikalischen Eigenschaften der Riechstoffe und den resultierenden Riechempfindungen sind noch unzureichend erforscht Die meisten zu riechenden Stoffe sind Kohlenstoffverbindungen Die Duftwahrnehmung wird stark beeinflusst vom Hormonstatus und der Motivation Beispielsweise fuhrt Hypogonadismus haufig zu weitgehender Anosmie dem Verlust des Geruchssinns ein hoher Ostrogenspiegel zu erhohter Geruchssensibilitat oder eine Sattigung mit Nahrung zu einer Anderung der hedonischen Bewertung von Geruchen Fur die olfaktorischen Wahrnehmung wird wie fur die gustatorischen eine Vektorkodierung der Eindrucke angenommen Diese Kodierung erklart die ausserordentliche Vielfalt an olfaktorischen Eindrucken und auch wie stark sich die Mannigfaltigkeit der Wahrnehmungswelt eines Lebewesens vergrossert wenn nur eine Rezeptorart mehr etwa 7 statt 6 vorliegt und eine hohere Auflosung etwa 30 statt 10 differenzierbare Stufen gelingt Auch zwischen Menschen wirken sich kleine Unterschiede in der Auflosung der Rezeptoren dermassen stark aus Je nach Auspragung des Geruchssinnes unterscheidet man zwischen Nasentieren mit einer sehr differenzierten Geruchswahrnehmung wie beispielsweise Hunde und Ratten die auch als Makrosmaten bezeichnet werden und Mikrosmaten Geringriecher deren Nase und Riechhirn einen erheblich geringeren Differenzierungsgrad ermoglicht und zu denen auch die Primaten gezahlt werden Lebewesen mit schwacher ausgepragtem Riechvermogen haben dafur oft gute Fahigkeiten im Bereich der visuellen Wahrnehmung 2 Eigenschaften bei Menschen BearbeitenDie Riechschleimhaut eines Menschen befindet sich am Dach der Nasenhohle und hat eine Flache von insgesamt 5 cm In ihr befinden sich etwa 20 30 Millionen Riechzellen die etwa 400 verschiedene Rezeptoren tragen Eine einzelne Sinneszelle tragt meist nur einen bestimmten Rezeptortyp Somit gibt es einige tausend Riechzellen gleichen Typs die aber uber die gesamte Riechschleimhaut verteilt sind Geruchsstoffe werden anhand chemischer Strukturmerkmale erkannt Ein einzelner Geruchsstoff spricht meist mehrere spezifische Rezeptortypen und damit auch verschiedene Riechzellen an Sinneszellen eines bestimmten Typs werden durch chemisch ahnliche Verbindungen mit gleichem Merkmal erregt wobei die Empfindlichkeit fur solche Klassen recht unterschiedlich sein kann Durch Kombinationen der gleichzeitigen Aktivierung verschiedener Rezeptoren kann der Mensch etwa 10 000 verschiedene Geruche unterscheiden 3 Eine alternative Theorie die 1928 von Malcom Dyson 4 vorgeschlagen wurde sieht einen Zusammenhang mit der Molekulschwingung der Riechstoffe Die Theorie wurde 1996 von Luca Turin 5 aufgegriffen und seitdem kontrovers diskutiert 6 7 Der Geruchssinn ist bei der Geburt schon weitgehend ausgebildet Die Riechzellen werden beim Menschen alle 30 bis 60 Tage erneuert Dabei sterben Riechzellen ab Apoptose und werden durch junge aus der Teilung von basalen Zellen hervorgegangene neue Riechzellen ersetzt 8 Deren Neuriten wachsen ortsspezifisch aus und ziehen meist an die frei gewordenen Stellen im Riechkolben Reizaufnahme Bearbeiten Die 6 20 feinen Harchen Zilien des Dendriten einer Riechzelle enden in der von den Bowman Drusen gebildeten Schleimschicht welche die Riechschleimhaut bedeckt Molekule von Riechstoffen losen sich in der Schleimschicht und heften sich uber spezifische Rezeptormolekule in der Membran von Riechzellen an 8 Durch die Bindung eines Riechstoffmolekuls an das Rezeptormolekul in der Zellmembran der Zilien wird ein G Protein aktiviert Hiermit wird innerhalb der Riechzelle eine Signalkaskade eingeleitet wobei cAMP uber Offnung von CNG Ionenkanalen dafur sorgt dass sich der Ca2 Spiegel im Cytosol erhoht Dies fuhrt zu einer Offnung von Cl Ionenkanalen und damit zu einem Cl Ausstrom wodurch die Zelle nun depolarisiert und ein Aktionspotential ausgelost wird 9 nbsp NasenlocherDie Aktionspotentiale der Riechzellen werden als Signale uber deren Neuriten zum Gehirn geleitet Die Gesamtheit der Neuriten bildet die Riechfaden Fila olfactoria Dieses Bundel aus etwa 20 Riechnerven Nervi olfactorii wird auch als erster Hirnnerv angesehen Sie ziehen durch die Locher der Siebplatte des Siebbeins ins Schadelinnere zum Bulbus olfactorius Riechkolben Hier endet das erste Neuron der Riechbahn 10 Hier liegen komplexe Verschaltungsstellen die Synapsen der Riechknauel Glomeruli olfactorii Hier konvergieren oft mehr als 1 000 Axone und zwar solche von Geruchsrezeptoren des gleichen Typs auf ein einziges nachfolgendes zweites Neuron welches als Mitralzelle bezeichnet wird Den Mitralzellen benachbarte Zellen periglobulare und Kornerzellen erhohen durch Signalhemmung oder verstarkung noch die Trennscharfe der Geruchsempfindung 11 Neben Verbindungen zwischen den beiden Riechkolben die schon dem Riechhirn Rhinencephalon beziehungsweise Endhirn Telencephalon zugeordnet werden bestehen jeweils als Riechbahn Tractus olfactorius Projektionen zum primaren olfaktorischen Cortex dem fur die Verarbeitung von Geruchsinformationen zustandigen Teil der Hirnrinde Von dort gibt es auch Verbindungen zu anderen Hirnregionen insbesondere zum Hypothalamus und zum limbischen System 12 Abweichen kann die Reizaufnahme bei der unbewussten Wahrnehmung von Pheromonen Wahrnehmungs und Erkennungsschwelle Bearbeiten Die meisten geruchsaktiven Substanzen haben eine molare Masse unter 300 g mol Fur die Wahrnehmung von besonders geruchsaktiven Substanzen genugen 10 100 Millionen Molekule das sind 10 15 bis 10 14 mol einer Substanz Die Menge ab der eine Substanz riechbar ist nennt man Geruchsschwelle 13 Dabei wird unterschieden zwischen der Wahrnehmungs oder Absolutschwelle und der Erkennungsschwelle fur den jeweiligen Riechstoff siehe auch Olfaktometrie Wahrnehmungsschwelle Nur vier Mikrogramm des in Knoblauch enthaltenen Methylmercaptans in 106 m Luft entsprechend einer Halle zu 500 100 20 Meter oder 4 10 15 g dm genugen um bei einem Menschen die Empfindung es riecht nach etwas hervorzurufen Auch olfaktorischen Reize unterhalb der Schwelle aufmerksamkeitsabhangiger bewusster Wahrnehmung konnen als sogenannte subliminale Reize Wirkungen entfalten die beispielsweise fur eine unterschwellige Werbung benutzbar sind ErkennungsschwelleUm einen bestimmten Stoff an seinem Geruch erkennen zu konnen muss die Geruchsstoffkonzentration deutlich hoher sein fur Methylmercaptan liegt diese Erkennungsschwelle bei dem Funfzigfachen der absoluten Schwelle der Wahrnehmung und betragt so etwa 0 2 Pikogramm pro Liter Luft 2 10 13 g dm Immerhin lassen sich Verunreinigungen durch Geruche mit einem einfachen Nasentest mittels Riechstreifen unterscheiden Auch wenn die Riechstreifengeruchsschwellen von Menschen individuell unterschiedlich sind finden sich typische Grenzwerte So wurden noch 50 ppm Diesel in Ethanol nach Training auch 10 ppm 100 ppm Fuselol 1 Pentanol in Bioalkohol und 100 ppm Essigsaure und gleichfalls Butylacetat in Essigester Ethylacetat errochen 13 2018 wurde eine Forschungsarbeit um Veronika Schopf Psychologie Universitat Graz publiziert In Nasen von 67 Probanden kommen 27 typische Bakterienstamme vor Bei den Menschen mit weniger sensiblem Geruchssinn wurden vermehrt Bakterien gefunden die selbst stark riechende Buttersaure ausscheiden 14 Viele Saugetiere haben eine erheblich feinere olfaktorische Wahrnehmung als der Mensch bei einem Schaferhund beispielsweise um den Faktor 1000 Zentralnervose Verschaltungen zur Identifikation und Gedachtnis Bearbeiten Meistens spielen intensive Erfahrungen mit dem Geruch an einem bestimmten Ort bzw mit dem Geruch assoziierte Ereignisse eine Rolle episodisch autobiographisches Gedachtnis fur das Erinnerungsvermogen Die Bewertung eines Geruchs findet vor der eigentlichen Geruchserkennung statt nbsp Sagittalschnitt durch die Nasenhohle des MenschenMan unterscheidet haufig ein implizites prasemantisches von einem semantischen Gedachtnis fur Geruche Beim prasemantischen Gedachtnis wird spontan der Bezug von einem Geruch zu einem Ort erinnert Dies geschieht oft mithilfe des visuellen Systems indem wir uns den Platz bildlich vorstellen und eine Atmosphare erinnern die wir riechen beispielsweise Weihnachten Da es im olfaktorischen Cortex keine Abbildung der einzelnen Dufte gibt werden Geruchsempfindungen mit raumlicher Zuordnung verankert und bei Sehenden wesentlich auch uber Anteile des visuellen Cortex reprasentiert wodurch sie bildhaft werden Zur sprachlichen Wiedergabe eines Geruchs bedarf es des Weiteren eines zweiten semantischen Bezuges mit dem verbal ein Name beispielsweise Zimt zugeordnet und identifiziert werden kann Bei der Verarbeitung olfaktorischer Reize gibt es also einen Unterschied zwischen dem explizit semantischen und dem prasemantischen impliziten Gedachtnis Von den Riechzellen laufen Nervenfasern in direkter Verbindung zum Bulbus olfactorius der unser primares Riechzentrum darstellt Die sensorische Geruchsdiskrimination geschieht in erster Linie uber die Projektion des Bulbus olfactoris via der Stria lateralis zur Area praepiriformis primare Riechrinde und zum Thalamus Daran schliesst sich die Weiterleitung in den orbitofrontalen Cortex an Auch die Verbindung via der Stria medialis uber das Tuberculum olfactorium zum Thalamus dient der Geruchsidentifikation Vom Bulbus olfactorius gibt es uber die Stria lateralis zur Area praepiriformis und weiter dann Aufschaltungen zum Hippocampus Die Verarbeitung im Hippocampus fuhrt dazu dass Gedachtnisinhalte dauerhaft gespeichert werden Der Hippocampus arbeitet ressourcenarm das heisst er sortiert auf dem Weg ins Langzeitgedachtnis praktisch keine Informationen aus Aus diesem Grund mussen Geruche nicht wie Vokabeln gelernt werden sondern konnen prompt gespeichert werden Zentralnervose Verschaltungen und Emotionen Bearbeiten Die folgenden Verbindungen stehen vor allem fur die emotionale Komponente der Geruchswahrnehmung Vom Bulbus olfactorius uber die Stria lateralis kommt es zu einer Verbindung mit der Amygdala Limbisches System dem lateralen Hypothalamus anschliessend dem basalen Vorderhirn und dem orbitofrontalen Cortex Ebenso gibt es Projektionen uber die Stria medialis zum Tuberculum olfactorium und weiter zum Septum Dieser Schaltkreis ist vor allem fur die Vermittlung des Gefuhls zustandig das wir empfinden wenn wir einen Duft riechen Besonders die Amygdala ist an der Vermittlung von Gefuhlen beteiligt das basale Vorderhirn und der orbitofrontale Cortex spielen bei motivationalen Funktionen eine Rolle Informationen welche mit Emotionen verknupft sind lassen sich besser lernen da sie nicht nur explizit im semantischen Gedachtnis zu speichern sind sondern mit dem emotionalen Hintergrund auch implizit uber das episodische Gedachtnis abgelegt werden Konditionierung Bearbeiten Beim Menschen konnen manche unangenehme Geruche Schutzreflexe wie zum Beispiel Wurgereflexe auslosen Der enge Zusammenhang des Geruchssinns mit dem limbischen System und dem Hypothalamus fuhrt zu einer Sonderstellung bei Lernprozessen Anders als bei der klassischen Konditionierung konnen die Zeitabstande zwischen unkonditioniertem Stimulus und konditioniertem Stimulus extrem ausgedehnt werden Trotz langer Intervalle kann es so zu einer konditionierten Reaktion beispielsweise Ubelkeit und Erbrechen infolge von Ekel kommen ausgelost durch einen ursprunglich neutralen Reiz beispielsweise einen bestimmten Geruch der nun als konditionierter Reiz diese Reaktion bedingt Die hedonische Bewertung von Riechstoffen im Gegensatz zu den Geschmackstoffen wird beim Menschen weitgehend in den ersten 5 10 Lebensjahren erlernt Wahrend Neugeborene durch mimische Reaktion deutliche Lust beziehungsweise Unlustreaktionen auf Reize durch Saccharose suss beziehungsweise Koffein bitter zeigen sind die Reaktionen bei Geruchen haufig indifferent Fakalien Frucht oder Schweissgeruch werden hedonisch wenig differenziert Wahrnehmungsstorung Bearbeiten Unterschieden werden quantitative und qualitative Geruchsstorungen Zu den quantitativen Storungen zahlen das vollige Fehlen des Geruchssinnes als Anosmie die zu geringe Riechleistung als Hyposmie und die ubermassige Riechleistung als Hyperosmie Das qualitativ gestorte Riechen ist im neurologischen Bereich die Kakosmie bzw Parosmie und im psychiatrischen Bereich die Phantosmie als eine olfaktorische Halluzination Sprachlicher Ausdruck Bearbeiten Menschen sollen schatzungsweise uber 1 Billion verschiedene Mischungen von Riechstoffen unterscheiden konnen Jedoch begrenzt der Mangel an sprachlichen Ausdrucken fur Geruche unser Vermogen olfaktorische Nuancierungen differenziert mitzuteilen 15 Wahrend Ungeubte rund 50 der wiederholt dargebotenen Geruche wiedererkennen und auch korrekt benennen konnen Trainierte ihre Trefferquote auf 98 steigern Anders als bei anderen Sinneseindrucken wie etwa Farbbezeichnungen als Teil der visuellen Wahrnehmung gibt es bei der olfaktorischen Wahrnehmung keine abstrakten Grundbegriffe Bei verschiedenen Vorschlagen der Systematisierung und Klassifizierung orientieren sich die Grundgeruche an den Materialbezeichnungen Hauptartikel GeruchGeschichte BearbeitenDie Beschaftigung mit der Geschichte des Riechens ebenso wie seine Erforschung ist Teil der Sinnesgeschichte und Wissenschaftsgeschichte Sie kann auch als Teil der Kulturgeschichte begriffen werden insbesondere wenn es um die Erforschung sprachlicher Ausdrucke und gesellschaftlicher oder tatigkeitsspezifischer Unterschiede geht Wissenschaftsgeschichte Bearbeiten Zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Thema Geruchssinn zahlt auch dass sich dieser zunachst bei aquatisch lebenden Tieren entwickelt hat Fur zahlreiche Tiere wurden mittlerweile Modelle zur olfaktorischen Struktur und Funktion entwickelt die oftmals dabei helfen okologische Zusammenhange aufzudecken So haben sich Pflanzen deren Bluten wie bei einigen Aronstabgewachsen nach Aas riechen lediglich den Vorlieben ihrer Bestauber angepasst zu denen Fliegen zahlen die durch den Aasgeruch angelockt werden 16 Im Jahr 1960 entdeckte Dietrich Schneider die Insektenpheromone und ihre Bedeutung fur die Fortpflanzung von Insekten Anfang der 1990er Jahre erforschten die spateren Nobelpreistrager Linda Buck und Richard Axel die Struktur der Geruchsrezeptoren von Mausen Mittlerweile ist bekannt dass Saugetiere zwischen 500 und 1500 unterschiedliche Geruchsrezeptoren haben wahrend es bei Insekten zwischen 50 und 150 Rezeptorenarten gibt Jedoch ist fur die Wahrnehmung mancher Duftmolekule z B Sexualpheromone nur ein einziger Rezeptorentyp zustandig 16 Fur die Erforschung der Riechrezeptoren und der Organisation des olfaktorischen Systems erhielten die Wissenschaftler Richard Axel und Linda Buck im Jahre 2004 den Nobelpreis fur Medizin Ihre Forschung prasentiert Erkenntnisse zu den Proteinfamilien die fur die Schaffung der Riechrezeptorproteine zustandig sind welche wiederum fur die Wahrnehmung der einzelnen Duftstoffe notwendig sind 17 Sinnesgeschichte Bearbeiten Fur antike Autoren ist die olfaktorische Wahrnehmung meist von nachgeordnetem Interesse wahrend dem Sehen und Horen mehr Aufmerksamkeit entgegengebracht wird 18 Im Mittelpunkt der Untersuchungen steht hier meist der Mensch und seine olfaktorische Wahrnehmung In der jungeren altertumswissenschaftlichen Forschung ruckt die Beschaftigung mit der olfaktorischen Wahrnehmung zunehmend in den Fokus 19 Siehe auch BearbeitenAnosmie Olfaktorische Kommunikation bei Hausmausen Retronasale Aromawahrnehmung Elektronische Nase Odorierung Olf Makrosmatiker PheromonLiteratur BearbeitenKapitel Chemische Sinne In Thomas Braun et al Kurzlehrbuch Physiologie Elsevier Urban und Fischer Munchen 2006 ISBN 3 437 41777 0 Monika Pritzel Matthias Brand Hans Joachim Markowitsch Gehirn und Verhalten Ein Grundkurs der physiologischen Psychologie Spektrum Heidelberg 2003 ISBN 3 8274 0248 4 585 Seiten Luca Turin Secret of Scent Faber amp Faber 2006 ISBN 0 571 21537 8 256 Seiten englisch Robert Hamilton Wright The Science of Smell George Allen amp Unwin London 1964 englisch LCCN 64 054720 Historisch bedeutend Einzelaspekte Hanns Hatt Das Maiglockchen Phanomen Alles uber das Riechen und wie es unser Leben bestimmt Piper 09 2008 ISBN 978 3 492 05224 5 Walter Kohl Wie riecht Leben Bericht aus einer Welt ohne Geruche Zsolnay Verlag Wien 2009 ISBN 978 3 552 05475 2 20 Karl Isak Duftstoffe als moderne Manipulatoren Die psychologischen Aspekte des Einsatzes von Duftstoffen im wirtschaftlichen Alltag mit Schwerpunkt auf die schriftliche Kommunikation und die Auswirkungen auf Wahrnehmung und Responseverhalten Dissertation 2001 Universitat Klagenfurt Fakultat fur Kulturwissenschaften Institut fur Psychologie BelletristikPatrick Suskind Das Parfum Tom Robbins Pan Aroma Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary riechen Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Literatur von und uber Olfaktorische Wahrnehmung im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Drosophila Genetik zeigt uberlappende Elemente zwischen visueller und olfaktorischer SignaltransduktionEinzelnachweise Bearbeiten Gottfried Schatz Jenseits der Gene NZZ Libro 2008 ISBN 978 3 03823 453 1 S 38 40 Lexikon der Biologie Makrosmaten Spektrum der Wissenschaft abgerufen am 30 Juni 2023 Steffen Schaal Konrad Kunsch Steffen Kunsch Der Mensch in Zahlen Eine Datensammlung in Tabellen mit uber 20000 Einzelwerten 4 Auflage Springer Berlin 2015 ISBN 978 3 642 55399 8 S 178 GM Dyson Some aspects of the vibration theory of odor In Perfumery and Essential Oil Record Band 19 1928 S 456 459 L Turin A spectroscopic mechanism for primary olfactory reception In Chemical Senses Band 21 Nr 6 1996 S 773 91 doi 10 1093 chemse 21 6 773 Quantum smell idea gains ground BBC News 2003 abgerufen am 29 Oktober 2017 Klio Maniati Katherine Joanne Haralambous Luca Turin Efthimios M C Skoulakis Vibrational Detection of Odorant Functional Groups by Drosophila Melanogaster In eNeuro 26 Oktober 2017 ISSN 2373 2822 S ENEURO 0049 17 2017 doi 10 1523 ENEURO 0049 17 2017 eneuro org abgerufen am 27 Oktober 2017 a b Jan C Behrends Physiologie Georg Thieme Stuttgart 2010 ISBN 978 3 13 138411 9 S 718 Werner A Muller Stephan Frings Tier und Humanphysiologie Eine Einfuhrung 4 Auflage Springer Berlin 2009 ISBN 978 3 642 00462 9 S 478 Hans Frick Helmut Leonhardt Dietrich Starck Spezielle Anatomie Band 2 Georg Thieme Stuttgart 1992 ISBN 3 13 356904 X S 567 Wolfgang Legrum Riechstoffe zwischen Gestank und Duft Vorkommen Eigenschaften und Anwendung von Riechstoffen und deren Gemischen 2 Auflage Springer Berlin 2015 ISBN 978 3 658 07310 7 S 7 Wolfgang Legrum Riechstoffe zwischen Gestank und Duft Vorkommen Eigenschaften und Anwendung von Riechstoffen und deren Gemischen 2 Auflage Springer Berlin 2015 ISBN 978 3 658 07310 7 S 9 a b Gerd Scharfenberger Helmut Romer Volker Lorbach Immer der Nase nach GIT Labor Fachzeitschrift 1 2013 Seite 19ff Bakterien pragen den Geruchssinn orf at 22 Januar 2018 abgerufen am 22 Januar 2018 C Bushdid M O Magnasco L B Vosshall A Keller Humans Can Discriminate More than 1 Trillion Olfactory Stimuli In Science 2014 343 6177 S 1370 1372 doi 10 1126 science 1249168 a b Bill S Hansson Geruchswahrnehmung bei Insekten Forschungsbericht von 2007 Max Planck Gesellschaft abgerufen am 30 Juni 2023 Nobelpreise 2004 Eine ausgezeichnete Nase vom 4 Oktober 2004 Spektrum der Wissenschaft abgerufen am 30 Juni 2023 Plat Tim 45b 68d Arist de An 2 418a 423b Arist Sens 1 437a 3 440b 4 441a 442b 5 442b 445b Theophr Sens 5 11 25 28 39 40 49 58 Mark Bradley Hrsg Smell and the Ancient Senses London New York 2015 David Axmann Ohne Geruchssinn Walter Kohl Wie riecht Leben Memento vom 12 Juli 2010 im Internet Archive In Wiener Zeitung extra 12 Dezember 2009 S 11 Wahrnehmung Die funf klassischen Sinne Sehen Horen Riechen Schmecken TastenWeitere Sinne Temperatur Schmerz Tiefensensibilitat Viszerozeption Gleichgewichtssinn Magnetsinn VibrationEinteilung nach ausseren und inneren Reizen Exterozeption Interozeption Normdaten Sachbegriff GND 4156907 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Olfaktorische Wahrnehmung amp oldid 236533907