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Geruchsrezeptoren oder olfaktorische Rezeptoren englisch olfactory receptors abgekurzt OR sind Rezeptoren fur chemische Reize und als Membranprotein von Chemorezeptoren insbesondere an der Geruchsempfindung beteiligt siehe olfaktorische Wahrnehmung 1 Daruber hinaus kommen Geruchsrezeptoren auch in Organen vor die nicht an der Geruchswahrnehmung beteiligt sind z B in der Leber und in den Hoden Bei Wirbeltieren ist das Geruchsrezeptormolekul ein G Protein gekoppelter Rezeptor Die Zahl an unterschiedlichen Typen von Geruchsrezeptoren betragt beim Menschen etwa 350 wahrend es beim Hund etwa 1200 verschiedene sind In der Physiologie wird die Bezeichnung Geruchsrezeptor auch fur eine gesamte Nervenzelle verwendet die als Sinneszelle des olfaktorischen Systems spezifische Geruchsrezeptorproteine in die Membran ihrer Zilien einlagert die Riechzelle als Rezeptorzelle des Geruchssinnes Inhaltsverzeichnis 1 Selektivitat 2 Diversitat 3 Signaltransduktion 4 Klassifikation und Benennung 5 Forschungsgeschichte 6 Einzelnachweise 7 WeblinksSelektivitat BearbeitenGeruchsrezeptoren sind Zielmolekule fur Geruchsstoffe die an diese anbinden und den Geruchsrezeptor aktivieren konnen Dabei zeigen Geruchsrezeptoren eine Selektivitat fur unterschiedliche Geruchsstoffe Am extrazellularen Ende des Geruchsrezeptors der siebenmal die Zellmembran durchspannt bildet das Rezeptorprotein eine Tasche Diese Tasche stellt eine Andockstelle fur das Duftmolekul dar mit der es sich nach dem Schlussel Schloss Prinzip verbinden kann Auf Grund ihrer Molekulstruktur konnen sich nur bestimmte Molekule mit der Tasche verbinden Daher ist der Geruchsrezeptor fur dieses bestimmte Molekul oder eine Gruppe von strukturell ahnlichen Molekulen spezifisch Geringfugige Anderungen der Proteinstruktur fuhren zu Anderungen der Konformation der Andockstelle und variieren damit die Spezifitat eines Geruchsrezeptors Diversitat BearbeitenJede Riechzelle produziert zahlreiche Geruchsrezeptormolekule eines bestimmten Typs mit gleicher Proteinstruktur und verankert diese in der Membran Die Riechzellen eines Wirbeltieres unterscheiden sich voneinander durch den jeweils eingebauten Geruchsrezeptortyp Rezente Wirbeltiere verfugen uber zahlreiche verschiedene Geruchsrezeptortypen je nach Spezies mit unterschiedlicher Anzahl von etwa 100 bei Fischen bis uber 1000 bei Mausen und Hunden Beim Menschen konnen mehr als dreihundert unterschiedliche Geruchsrezeptoren gebildet werden deren Aufbau jeweils im Einzelnen genetisch codiert ist Die rund 340 Gene der humanen OR Familie finden sich an uber funfzig Orten verstreut im Genom lediglich die Chromosomen 8 20 und das Y Chromosom enthalten nach bisherigen Erkenntnissen keine Gene fur Geruchsrezeptoren Nach der Ahnlichkeit ihrer Sequenzen lassen sich etwa 170 Subfamilien unterscheiden Oft liegen Gene mit ahnlichen Sequenzmotiven chromosomal benachbart Es wird vermutet dass die Diversitat der Geruchsrezeptoren durch Genverdopplung und spatere Mutation entstanden ist Im menschlichen Genom fanden sich neben intakten Genen fast ebenso viele Pseudogene die inaktiv sind 2 Signaltransduktion Bearbeiten nbsp Signaltransduktion des GeruchsrezeptorsNach Anbindung des Geruchsstoffs an das Rezeptorprotein kommt es zu einer Konformationsanderung jenes Proteins und zu einer Aktivierung des angehangten G Proteins Golf 3 Dieser Komplex aus Rezeptor und G Protein ist fur die Weiterleitung des Geruchsreizes in das Zellinnere verantwortlich Signaltransduktion Er aktiviert das Enzym Adenylylzyklase welches die Umwandlung von ATP zu cAMP katalysiert und damit die Konzentration dieses Second Messengers in den Cilien erhoht Dieser intrazellulare Botenstoff aktiviert seinerseits Proteinkinasen welche Ionenkanale an der Zellmembran offnen konnen und somit das Membranpotential beeinflussen Zunachst wird via cAMP der Typ eines Ionenkanals geoffnet durch den positive Natrium und Calciumionen in das Zellinnere einstromen konnen Der Einstrom des Calciums aktiviert dann mittelbar einen zweiten Ionenkanaltyp der spezifisch fur negative Chlorionen ist die nun aus der Zelle ausstromen Die Folge ist eine Depolarisation die ein Aktionspotential am Axonhugel des Riechzelle erzeugen kann Dieses Signal einer Sinneszelle wird als Aktionspotentialserie uber ihr Axon im Riechnerven Nervus olfactorius an Neuronen im Riechkolben Bulbus olfactorius geleitet Von hier bestehen uber die Riechbahn Tractus olfactorius Verbindungen zum primaren olfaktorischen Cortex bzw zur weiteren Auswertung der olfaktorischen Wahrnehmung in anderen Regionen des Zentralnervensystems 4 Klassifikation und Benennung BearbeitenDie Geruchsrezeptoren bilden eine Superfamilie Alle bisher bekannten Geruchsrezeptoren von Wirbeltieren zeigen den grundlegend gleichen Aufbau mit einer variablen Erkennungsregion 7 transmembranosen Abschnitten und einem Aktivierungsbereich fur das G Protein Fur die Benennung einzelner Geruchsrezeptoren bzw ihrer Gene wird folgendes Schema vorgeschlagen OR Zahl Buchstabe Zahl zum Beispiel OR1A1 Dabei steht OR fur die Superfamilie olfaktorischer Rezeptoren und die nachfolgende Zahl fur eine der 56 Familien Der folgende Grossbuchstabe vereint eine Gruppe von Geruchsrezeptoren deren Gene zu mindestens 60 ubereinstimmen Die letzte Zahl klassifiziert den speziellen Geruchsrezeptor 5 Daruber hinaus konnen Klassen von Familien definiert werden Klasse I Fisch analoge Rezeptoren Familien 51 56 Klasse II Tetrapoden spezifische Rezeptoren Familien 1 13Forschungsgeschichte BearbeitenDer in jungerer Zeit grosste Erfolg bei der Erforschung des Geruchssinns gelang den beiden amerikanischen Forschern Linda Buck und Richard Axel die bei ihren Untersuchungen rund 1000 fur Geruchsrezeptoren codierende Gene identifizieren konnten und dafur 2004 den Medizinnobelpreis erhielten Diese Gene bestimmen die Proteinstruktur eines Rezeptorproteins und damit seine Spezifitat Bisher sind nur wenige der rund 340 Geruchsrezeptoren des menschlichen Korpers naher untersucht Einzelnachweise Bearbeiten Anna Menini The Neurobiology of Olfaction In Frontiers in Neuroscience CRC 2010 ISBN 978 1 4200 7199 3 englisch B Malnic P A Godfrey L B Buck The human olfactory receptor gene family In Proceedings of the National Academy of Sciences Band 101 Nr 8 13 Februar 2004 ISSN 0027 8424 S 2584 2589 doi 10 1073 pnas 0307882100 englisch L Oboti P Peretto S D Marchis A Fasolo From chemical neuroanatomy to an understanding of the olfactory system In European journal of histochemistry EJH Band 55 Nr 4 2011 ISSN 2038 8306 S e35 PMID 22297441 PMC 3284237 freier Volltext englisch H Spors D F Albeanu V N Murthy D Rinberg N Uchida M Wachowiak R W Friedrich Illuminating vertebrate olfactory processing In The Journal of neuroscience The official journal of the Society for Neuroscience Band 32 Nr 41 Oktober 2012 ISSN 1529 2401 S 14102 14108 doi 10 1523 JNEUROSCI 3328 12 2012 PMID 23055479 PMC 3752119 freier Volltext englisch G Glusman A Bahar D Sharon Y Pilpel J White The olfactory receptor gene superfamily Data mining classification and nomenclature In Mammalian Genome Official Journal of the International Mammalian Genome Society Band 11 Nr 11 November 2000 ISSN 0938 8990 S 1016 1023 doi 10 1007 s003350010196 PMID 11063259 englisch Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Geruchsrezeptor Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geruchsrezeptor Protein amp oldid 202139946