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Das Y Chromosom ist ein Geschlechtschromosom Gonosom Es bewirkt die Ausbildung des mannlichen Phanotyps Das Idiogramm des Y ChromosomsBei vielen Arten wird das Geschlecht eines Individuums durch eine chromosomale Geschlechtsbestimmung festgelegt Wenn in weiblichen Individuen zweimal das gleiche Chromosom homozygot XX und in mannlichen Individuen zwei unterschiedliche Chromosomen hemizygot XY vorkommen heissen diese per Definition X Chromosomen und Y Chromosomen Das XX XY System der Geschlechtsdetermination kommt bei Saugetieren Theria d h Beuteltiere und Hohere Saugetiere Eutheria nicht aber bei Eierlegenden Saugetieren einigen Insektenarten und noch einigen anderen Tiergruppen vor siehe Geschlechtschromosom Bei manchen Lebewesen wie den Vogeln besitzen dagegen mannliche Individuen zwei gleiche Z Chromosomen und weibliche je ein W und ein Z Chromosom Inhaltsverzeichnis 1 Theorie der Entstehung des Y Chromosoms bei Saugetieren 1 1 Veranderungen im Laufe der Zeit 1 2 Kompensationsmechanismen 1 3 Ansammlung von Fertilitatsgenen 1 4 Stabilitat der Fertilitatsgene 1 5 Die Ausnahme 2 Bekannte Gene auf dem Y Chromosom 3 Synonyme 4 Siehe auch 5 Einzelnachweise 6 WeblinksTheorie der Entstehung des Y Chromosoms bei Saugetieren Bearbeiten source source source source source source source source source source source source source source track Y Chromosom und der Stammbaum des Menschen source source source source source source source source source source source source source source track Y Chromosom und Wanderwege des MenschenZum Y Chromosom existiert im diploiden Chromosomensatz kein vollkommen homologes Chromosom Es hat nur ein Drittel der Grosse des X Chromosoms und kann nur auf funf Prozent seiner Lange in den Telomer nahen pseudoautosomalen Regionen mit dem X Chromosom rekombinieren obwohl es noch zahlreiche Gene des allgemeinen Stoffwechsels aufweist die auch auf dem X Chromosom zu finden sind Viele Gene des Y Chromosoms haben aber kein Gegenstuck auf dem X Chromosom Es sind vor allem Gene der Spermienproduktion Aufgrund der Kenntnis der Basensequenz des menschlichen Genoms durch das Humangenomprojekt lasst sich ein Entwicklungsweg dieses Chromosoms konstruieren Die gangigste Theorie zur Entstehung des Y Chromosoms bei Saugetieren besagt dass die beiden Gonosomen X und Y das Ergebnis von Mutationen in einem gemeinsamen Vorlauferchromosom das jeweils analog den Autosomen diploid vorlag sind 1 2 Dieses enthielt die Gene die zur Ausbildung beider Geschlechter notwendig sind fur die Differenzierung zum mannlichen und weiblichen Geschlecht waren exogene Einflusse wie die Temperatur verantwortlich Der entscheidende Schritt seien Mutationen gewesen die einem dieser Chromosomen Gene einbrachten die eindeutig fur die Entwicklung hin zum mannlichen Geschlecht verantwortlich gemacht werden konnen Gleichzeitig mussen diese Mutationen dazu gefuhrt haben dass sich die beiden Geschlechtschromosomen in ihrer Sequenz so stark unterschieden dass eine Rekombination zwischen ihnen ausgeschlossen wurde so dass das neue Mannlichkeitsgen nicht auf das unmutierte Geschlechtschromosom verschoben werden konnte Diese grosse Mutation soll eine Inversion auf dem langen Arm des Y Chromosoms gewesen sein Es entstand das SRY Gen sex determinating region on Y chromosome das fur den testis determinating factor TDF codiert durch die Inversion wurde die Paarung mit dem vormals homologen Bereich auf dem nicht mutierten Chromosom verhindert 3 Das Geschlecht eines Individuums auf diese Weise zufallig zu bestimmen hat den Effekt der relativen Ausgeglichenheit der Geschlechterverteilung wahrend zuvor Populationen mit einem stark verschobenen Geschlechterverhaltnis moglich waren Im weiteren Verlauf habe das Y Chromosom immer wieder Gene verloren 4 die nicht mit der Entwicklung des mannlichen Geschlechts assoziiert waren wahrend sich andererseits Gene die beispielsweise Bedeutung fur die Fruchtbarkeit der Mannchen hatten mehr und mehr auf dem Y Chromosom versammelten Allerdings existieren nach wie vor auf X und Y homologe Gene welche letztlich auch die Basis der gesamten Theorie des gemeinsamen Vorlauferchromosoms sind Mit dem Verlust autosomaler Gene allein auf dem Y Chromosom ging allerdings einher dass zwischen mannlichen und weiblichen Mitgliedern einer Spezies betrachtliche Unterschiede in der Aktivitat jener Gene entstanden die nun nur noch auf dem X Chromosom vorlagen Frauen haben die doppelte Gen Dosis und somit theoretisch die doppelte Genaktivitat Da aber jede Frau eines dieser X Chromosomen auch wieder an einen Sohn weitergeben konnen muss musste eine Losung des Dosisproblems gefunden werden die fur beide Geschlechter gleichermassen funktioniert Zum einen finden sich in den Theria d h Beuteltieren und Hoheren Saugetieren viele Gene des ehemaligen gemeinsamen Vorlauferchromosoms auf Autosomen so besitzen mannliche und weibliche Individuen jeweils die gleiche diploide Gendosis Zum anderen wird in jeder weiblichen Zelle eins der beiden X Chromosomen inaktiviert siehe Barr Korperchen Allerdings betrifft diese Deaktivierung offenbar nicht alle Gene auf dem betreffenden X Chromosom so dass Frauen zum Teil doch eine hohere Genaktivitat aufweisen was gern auch popularwissenschaftlich zur Erklarung einiger geschlechtsspezifischer Unterschiede wie der hoheren Sprachbegabung und dem ausgepragteren Sozialverhalten von Frauen im Vergleich zu Mannern herangezogen wird 5 Schliesslich hat die Evolution vom gemeinsamen Vorlauferchromosom hin zum X Y System auch Nachteile fur die mannlichen Individuen einer Spezies Denn X chromosomal rezessive Gendefekte die bei Frauen meist durch die zufallige Inaktivierung eines X Chromosoms wenig ins Gewicht fallen konnen beim mannlichen Genotyp nicht kompensiert werden Ein Beispiel Eine Mutation auf dem X Chromosom fuhrt zur Rot Grun Blindheit Frauen besitzen durch die zufallige Inaktivierung eines X Chromosoms also rot grun empfindliche und unempfindliche Rezeptorzellen in der Netzhaut Sohne dieser Frauen Konduktorinnen haben das 50 prozentige Risiko das defekte X Chromosom der Mutter zu erben und konnen diesen Defekt dann auch nicht kompensieren So treten heterozygote Mutter bei X chromosomal rezessiv vererbten Erkrankungen immer als klinisch nicht oder nur milde betroffene Ubertragerinnen auf Veranderungen im Laufe der Zeit Bearbeiten nbsp Veranderungen des Y Chromosoms im Laufe der Evolution der SaugerEs wird angenommen dass das Y Chromosom ein Homolog zum X Chromosom war also dieselbe Struktur und dieselben Genorte besass Moglicherweise vor 350 Millionen Jahren entstand auf dem langeren Arm des einen X Chromosoms aus dem Gen SOX3 der Vorlaufer des geschlechtsbestimmenden SRY Gens Sex determining region of Y SRY codiert ein Signalprotein das verschiedene Gene aktiviert die die Entwicklung der Hoden im Embryo bewirken Dieses neue Gen hat vermutlich die Entwicklungsmoglichkeiten eines Individuums zum mannlichen Geschlecht starker gefordert als es zuvor moglich war Bei einigen Sauropsida Reptilien wird die Geschlechtsentwicklung durch Umwelteinflusse wie die Umgebungstemperatur beeinflusst sie besitzen kein SRY Gen Da bereits die Kloakentiere und alle anderen Saugetiere dieses Gen aufweisen entstand dieses Gen moglicherweise zu dieser Zeit der Abspaltung der fruhen Saugetiere von den Reptilien Vor 320 bis 240 Millionen Jahren fand im langeren Arm des Y Chromosoms eine Inversion statt die fast den ganzen Arm betraf Dadurch konnten in diesem Abschnitt zwischen X und Y Chromosom keine Rekombinationen mehr stattfinden Dies fuhrte zu starkeren Abweichungen von den homologen Genorten im X Chromosom oder sogar zu Genverlusten Deletionen Da im weiblichen Geschlecht die volle Rekombinationsfahigkeit zwischen den homologen X Chromosomen und damit die Reparaturfahigkeit erhalten blieb kam es auf dem X Chromosom nicht zu Genverlusten Es werden drei weitere Inversionen vor 170 bis 130 130 bis 80 und 50 bis 30 Millionen Jahren im kurzen Arm des Y Chromosoms angenommen die die Rekombinationsfahigkeit weiter einschrankten und Verluste forderten wodurch das Y Chromosom weiter verkurzt wurde Zu einem nicht rekonstruierbaren Zeitpunkt wurde das SRY Gen vom langen in den kurzen Arm des Y Chromosoms verlagert Nicht alle Sauger Mammalia haben das X Y System der Geschlechtschromosomen Bei den basalen Eierlegenden Saugetieren Monotremata findet man ein abweichendes System so etwa beim Schnabeltier Kompensationsmechanismen Bearbeiten Einige Gene des Grundstoffwechsels auf dem Y Chromosom sind gegenuber den entsprechenden Genorten des X Chromosoms sogar in den invertierten Abschnitten kaum verandert Hatten bei diesen Genen starkere Veranderungen stattgefunden ware die Uberlebensfahigkeit der mannlichen Gentrager so herabgesetzt worden dass diese Mutationen durch Selektion ausgemerzt worden waren Mit dem Verlust vieler Gene auf dem Y Chromosom hatten manche Gene im mannlichen Geschlecht nur die halbe Aktivitat Im Laufe der Evolution kam es zu einer Kompensation Um die verminderte Aktivitat aufgrund der fehlenden zweiten X Gene im mannlichen Geschlecht auszugleichen wurde die Aktivitat der entsprechenden Gene auf dem X Chromosom verdoppelt Dadurch hatte aber im weiblichen Geschlecht eine zu hohe Genaktivitat vorgelegen Dies wurde dadurch kompensiert dass die Gene auf einem der beiden X Chromosomen durch die sog X Inaktivierung im Laufe der Entwicklung inaktiviert werden Bei der Fruchtfliege Drosophila melanogaster verdoppeln die Mannchen die Aktivitat der Gene auf dem X Chromosom die keine Entsprechung auf dem Y Chromosom haben Ansammlung von Fertilitatsgenen Bearbeiten Neben dem Verlust von Genen kann aber auch ein Erwerb vor allem der Fertilitats Gene beim Y Chromosom festgestellt werden Zum einen entstanden durch Mutationen auf dem Y Chromosom neue Gene Zum anderen sammelten sich Gene von anderen Chromosomen durch Translokation auf dem Y Chromosom Es ist noch nicht geklart welcher Evolutionsmechanismus zu dieser Ansammlung fuhrte Moglicherweise mussen sich die Fertilitatsgene auf dem Y Chromosom sammeln da die Weibchen ohne Schaden zu erleiden auf diese nur fur die Reifung der Spermien wichtigen Gene verzichten konnen Stabilitat der Fertilitatsgene Bearbeiten Eigentlich mussten die Fertilitatsgene die nur auf dem Y Chromosom vorkommen aufgrund der fehlenden Rekombinationsmoglichkeit auch zugrunde gehen Sie liegen jedoch auf einem Chromosom in mehreren Kopien vor die einzelne Verluste kompensieren konnen Die Ausnahme Bearbeiten Die Tokudaia osimensis Amami Inselstachelratte lebt auf der japanischen Insel Amani Diese Art hat ihr Y Chromosom im Laufe der letzten 2 Millionen Jahre verloren dennoch existieren beide Geschlechter Bei Untersuchungen wurde auf Chromosom 3 neben dem SOX9 Gen eine Verdopplung gefunden Es wird vermutet dass so das fehlende Chromosom ersetzt wird 6 7 Bekannte Gene auf dem Y Chromosom BearbeitenDas Y Chromosom enthalt unter anderem folgende Gene AMELY Amelogenin Y Isoform RPS4Y1 40S ribosomales Protein S4 Y Isoform1 RPS4Y2 40S ribosomales Protein S4 Y Isoform2 AZF1 Azoospermia Factor 1 BPY2 Testis specific basic protein Y 2 DAZ1 Deleted in azoospermia protein 1 DAZ2 Deleted in azoospermia protein 2 DDX3Y DEAD box helicase 3 Y linked PRKY Serin Threonin Proteinkinase PRKY RBMY1A1 RNA binding motif protein Y linked family 1 member A1 SRY sex determining region of Y TSPY Testis specific Y encoded protein 1 USP9Y Ubiquitin specific peptidase 9 Y linked UTY ZFY Zinc finger Y chromosomal proteinVon den Genen des Y Chromosoms sind in Mausen zwei Gene essentiell SRY und Eif2s3y 8 Werden diese beiden Gene auf anderen Chromosomen untergebracht konnen mannliche Mause ohne Y Chromosom erzeugt werden 8 Synonyme BearbeitenDas Y Chromosom wird in der Bioinformatik auch als 24 Chromosom bezeichnet wenn bestimmte Datenbanken nur die Eingabe von Zahlen zulassen 9 Siehe auch BearbeitenHaplotyp Adam des Y ChromosomsEinzelnachweise Bearbeiten S Sun J Heitman Should Y stay or should Y go the evolution of non recombining sex chromosomes In BioEssays news and reviews in molecular cellular and developmental biology Band 34 Nummer 11 November 2012 S 938 942 ISSN 1521 1878 doi 10 1002 bies 201200064 PMID 22948853 PMC 3700811 freier Volltext M A Jobling The impact of recent events on human genetic diversity In Philosophical transactions of the Royal Society of London Series B Biological sciences Band 367 Nummer 1590 Marz 2012 S 793 799 ISSN 1471 2970 doi 10 1098 rstb 2011 0297 PMID 22312046 PMC 3267116 freier Volltext P Manolakou G Lavranos R Angelopoulou Molecular patterns of sex determination in the animal kingdom a comparative study of the biology of reproduction In Reprod Biol Endocrinol 4 13 November 2006 S 59 PMID 17101057 J H Malone B Oliver The sex chromosome that refused to die In BioEssays news and reviews in molecular cellular and developmental biology Band 30 Nummer 5 Mai 2008 S 409 411 ISSN 1521 1878 doi 10 1002 bies 20752 PMID 18404685 PMC 2696266 freier Volltext C M Disteche Dosage compensation of the sex chromosomes In Annual review of genetics Band 46 2012 S 537 560 ISSN 1545 2948 doi 10 1146 annurev genet 110711 155454 PMID 22974302 PMC 3767307 freier Volltext Turnover of mammal sex chromosomes in the Sry deficient Amami spiny rat is due to male specific upregulation of Sox9 https www pnas org doi 10 1073 pnas 2211574119 Michael Le Page How Y chromosome could be lost in NewScientist Volume 256 Issue 3415 3 December 2022 Page 10 a b Y Yamauchi J M Riel V A Ruthig E A Ortega M J Mitchell M A Ward Two genes substitute for the mouse Y chromosome for spermatogenesis and reproduction In Science Band 351 Nummer 6272 Januar 2016 S 514 516 doi 10 1126 science aad1795 PMID 26823431 Homo sapiens chromosome Y GRCh38 p13 Primary Assembly 29 Mai 2020 nih gov abgerufen am 5 Juli 2020 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Y Chromosom Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Y Chromosom Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen The Y Chromosome Consortium YCC englisch Human Y Chromosome information Oak Ridge National Laboratory englisch Evolutionsbaum Haplogruppen Y chromosomale DNA Y DNA Adam des Y ChromosomsA00 A0 1 2 3 4A0 A1 2 3 4A1 A2 3 4A2 3 A4 BCDEFA2 A3 B CT DE CFD E C F G IJK H G1 G2 IJ K I J L K xLT T I1 I2 J1 J2 M NO P S N O Q R R1 R2 R1a R1bDie Chromosomen des Menschen Chromosom 1 Chromosom 2 Chromosom 3 Chromosom 4 Chromosom 5 Chromosom 6 Chromosom 7 Chromosom 8 Chromosom 9 Chromosom 10 Chromosom 11 Chromosom 12 Chromosom 13 Chromosom 14 Chromosom 15 Chromosom 16 Chromosom 17 Chromosom 18 Chromosom 19 Chromosom 20 Chromosom 21 Chromosom 22 X Chromosom Y Chromosom Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Y Chromosom amp oldid 237238211