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Olfaktometrie ist die Messung der Reaktion von Prufpersonen auf den Geruchssinn betreffende Reize 1 Wahrend einer kontrollierten Darbietung von mit Geruchsstoffen beladener Luft werden die hierdurch beim Menschen auftretenden Sinnesempfindungen erfasst Die Gerate mit denen die Geruchsproben den Prufpersonen dargeboten werden heissen Olfaktometer Die Masseinheit zur Quantifizierung von Geruchen ist die Europaische Geruchseinheit die unter anderem auch in der TA Luft Anwendung findet Die in den 1980er Jahren entwickelte Einheit Olf wird hingegen kaum noch verwendet Prufer an einem Olfaktometer Inhaltsverzeichnis 1 Mathematisch naturwissenschaftliche Grundlagen 2 Aufbau und Entwicklung von Olfaktometern 3 Dynamische und statische Olfaktometrie 4 Messprinzip 5 Darbietung der Proben 6 Anforderungen an Gerat Labor und Prufer 7 Messunsicherheit und Nachweisgrenze 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseMathematisch naturwissenschaftliche Grundlagen BearbeitenMathematisch naturwissenschaftliche Grundlage fur die Olfaktometrie ist die Weber Fechner Gleichung die einen Zusammenhang zwischen der Geruchsintensitat I der Konzentration des Geruchsreizes c und der Konzentration des Bezugsreizes c0 herstellt kw ist eine Konstante 2 I k w lg c c 0 displaystyle I k w cdot lg frac c c 0 nbsp Aufbau und Entwicklung von Olfaktometern BearbeitenEin Olfaktometer besteht im Wesentlichen aus einer Pumpe einer Mischapparatur einer etwaigen Vorverdunnungseinrichtung Schlauch oder Rohrleitungen und einem oder mehreren Riechrohren Die Pumpe fordert eine mit Neutralluft verdunnte Geruchsprobe von der Mischapparatur zu den Riechrohren Die Pumpengerausche sollen moglichst minimiert werden um den Erfordernissen des Arbeitsschutzes gerecht zu werden und um eine Ablenkung der einzelnen Prufer zu verhindern 3 Als Referenzstoff dient n Butanol Dieses wird in der Regel in Prufgasflaschen bereitgestellt 4 Die Entwicklung von Olfaktometern begann im Jahr 1888 mit dem Zwaardemaker Olfactometer 3 In den 1960er Jahren stieg aufgrund zunehmender Nachbarschaftsbeschwerden der Bedarf Geruchsemissionen damals uberwiegend aus der Landwirtschaft quantifizierbar zu machen Anfang der 1970er Jahre erschienen die ersten Messsysteme auf dem Markt die spater Olfaktometer genannt wurden 3 Dynamische und statische Olfaktometrie BearbeitenEs werden zwei verschiedene Arten von Olfaktometern unterschieden Sie unterscheiden sich durch die Verfahren zur Verdunnung der geruchsbehafteten Gase fur die Prufer Bei der statischen Olfaktometrie wird ein Teilvolumen des Abgases in einen geeigneten Beutel aus geruchsneutralem Material gesaugt und im Anschluss im Olfaktometer analysiert 5 In diesem wird das beprobte Abgas mit einem geruchlosen Gas vermischt Aus dem Verhaltnis der Gasvolumina ergibt sich die Verdunnung 6 Olfaktometer die nach diesem Verfahren arbeiten heissen statische Olfaktometer Die dynamische Verdunnung basiert auf der Vermischung zweier bekannter Gasvolumenstrome der Geruchsprobe und der Neutralluft Die Verdunnung wird aus den Volumenstromen berechnet 7 Analog zur Bezeichnung bei der statischen Verdunnung spricht man bei Geraten die zwei Gasstrome vermischen und durch einen gemeinsamen Ausgang fordern von dynamischen Olfaktometern und von dynamischer Olfaktometrie Messprinzip BearbeitenBei der Messung wird einer Gruppe von Prufern Panel genannt die zu untersuchende Probe in verschiedenen Verdunnungen dargeboten Die Prufer sind diejenigen Personen deren jeweiliger Geruchssinn zum Messergebnis fuhrt Um verwertbare Ergebnisse zu erlangen werden an die Prufer zahlreiche festgelegte Anforderungen gestellt sei es dass sie nicht erkaltet sind oder dass sie keine riechenden Korperpflegemittel vor der Messung verwendet haben 8 Ublicherweise besteht eine Gruppe aus vier Prufern die zeitgleich an der Messung beteiligt sind was zugleich die vorgeschriebene Mindestgrosse darstellt Bei der Messung selber wird dem Panel die Probe in ansteigenden Konzentrationen zugefuhrt Die Verdunnung erfolgt mit geruchsfreier Neutralluft z B Druckluft oder bei entsprechenden Laborbedingungen Umgebungsluft Aus den Ruckmeldungen der Prufer wird in mehreren Messreihen der Verdunnungsfaktor ermittelt bei dem 50 der Prufer einen Geruch wahrnehmen konnten Die Geruchsschwelle Fur diesen Verdunnungsfaktor ist die Grundeinheit der Geruchsstoffkonzentration die Europaische Geruchseinheit je Kubikmeter GEE m meist kurz GE m definiert sie betragt hier 1 GE m Die Geruchsstoffkonzentration der untersuchten Probe ist dann ein Vielfaches einer GE m entsprechend der fur die Geruchsschwellenbestimmung eingestellten Verdunnung Die Geruchsstoffkonzentration in GE m kann genauso verwendet werden wie die Massenkonzentration in kg m In Analogie zum Schall werden zum Teil auch Geruchspegel in Dezibel dBG angegeben wobei die Schwellenkonzentration von 1 GE m als Bezugsgrosse dient 9 Darbietung der Proben BearbeitenZur Feststellung der Geruchsschwelle und anderer Schwellenwerte werden bevorzugt zwei voneinander verschiedene Verfahren eingesetzt Forced Choice Methode Ja Nein ModusBei der Forced Choice Methode auch Zwangswahlverfahren genannt werden dem Prufer zwei oder mehr Riechrohre angeboten wobei nur aus einem dieser Rohre die tatsachliche Probenluft stromt wahrend die anderen nur von Neutralluft durchstromt werden 10 Der Prufer ist nun gehalten eine Entscheidung zu treffen aus welchem Rohr die Probe stromt auch dann wenn er sich nicht sicher ist und keinen Unterschied feststellen kann Um die Schwankungsbreite zu verringern wird der Prufer gebeten anzugeben ob es sich bei seiner Aussage um Vermutung Ahnung oder Gewissheit handelt 10 Durch welches Rohr die Probe stromt wird variiert Beim Ja Nein Modus hat der Prufer das aus einem Riechrohr austretende Gas dahingehend zu bewerten ob er etwas riecht oder nicht Dabei ist sich der Prufer bewusst dass auch sogenannte Nullproben an zufalligen Positionen in der Darbietungsreihe angeboten werden 10 Nullproben sind Proben die nur aus Neutralluft bestehen In diesem Modus kann dem Prufer noch ein Riechrohr mit Neutralluft als dauerhafte Vergleichsmoglichkeit zur Verfugung gestellt werden Fur beide Darbietungsverfahren gilt dass jede Probe maximal fur 15 Sekunden dargeboten werden darf Ebenso muss die Pause zwischen zwei Darbietungen mindestens 30 Sekunden betragen Beide Zeitvorgaben haben den Zweck dass sich die Prufer nicht an einen Geruch gewohnen Adaption 11 Anforderungen an Gerat Labor und Prufer BearbeitenBei der Olfaktometrie sollte wie in vergleichbaren Fallen die Sicherheit aller involvierten Personen Vorrang haben Es sind die ublichen Sicherheitsvorschriften fur Labore und andere Arbeitsplatze zu beachten ebenso wie auf den sachgerechten Umgang mit unter Umstanden giftigen Substanzen zu achten ist So ist schon im Vorfeld zu uberprufen ob giftige Stoffe im zu beprobenden Abgas enthalten sein konnen da nicht nur die Prufer sondern auch die Probenehmer gefahrdet werden konnten 12 Da die Prufer Menschen sind unterliegen die Messergebnisse gewissen Schwankungen Um diese so wenig wie moglich zu beeinflussen enthalt die Norm DIN EN 13725 einen Verhaltenskodex fur Prufer und Prufpersonen 8 Neben der Tatsache dass die Teilnehmer motiviert sein mussen sind dort verschiedene Verhaltensweisen festgelegt die dafur sorgen sollen dass der Geruchssinn der Prufer so wenig beeintrachtigt wird wie moglich So sind dort beispielsweise Vorschriften zur Nahrungsaufnahme vor und wahrend der olfaktometrischen Messung sowie zur personlichen Hygiene enthalten 8 Die Anforderungen an die Raumlichkeiten in denen die Messung durchgefuhrt werden soll lassen sich auch kurz damit zusammenfassen dass auch dort alle Beeinflussungen der Prufer zu vermeiden sind Das betrifft sowohl Geruche als auch andere Ablenkungen wie z B laute Gerausche Der maximale Kohlenstoffdioxidgehalt im Riechraum darf 0 15 nicht uberschreiten 13 Fur das Gerat gilt in erster Linie dass alle Beeinflussungen der Probe und der Prufer zu vermeiden sind Es sollten also keine Materialien verwendet werden die einen starken Eigengeruch aufweisen oder dazu neigen mit den Geruchsstoffen zu reagieren und diese dadurch verandern Um trotz sorgfaltiger Materialauswahl Restrisiken zu vermeiden sollte man zusatzlich danach streben Leitungslangen fur die Geruchsprobe moglichst kurz zu halten Bei Verwendung von Probenbeuteln sollten diese moglichst geringe Wechselwirkungen mit der Probe eingehen Beispielsweise erfullen Beutel aus Polyethylenterephthalat diese Anforderungen 14 Im technischen Bereich schreibt die Norm DIN EN 13725 unter anderem vor dass die Verdunnungseinheit des Olfaktometers zumindest den Verdunnungsbereich von 1 128 bis 1 16384 abdecken muss wobei zwischen grosster und kleinster moglicher Verdunnung ein minimaler Bereich von 213 13 Verdunnungsstufen einzuhalten ist 15 Aktuelle handelsubliche Olfaktometer besitzen vollautomatische Verdunnungssysteme mit einem Verdunnungsbereich von 1 4 bis 1 65536 was einem Bereich von 214 entspricht Der Luftstrom an die Prufer darf nicht unter 20 l min liegen wobei die DIN EN 13725 noch folgende Anmerkung dazu macht Die Offnung sollte so geformt sein dass die Luftgeschwindigkeit in der durchstromten Offnung mindestens 0 2 m s betragt Die Luftgeschwindigkeit aus dem Riechbecher wird in der Regel unter 0 5 m s gehalten um dem Prufer Unbehaglichkeit zu ersparen 15 Messunsicherheit und Nachweisgrenze BearbeitenBei der Olfaktometrie haben einige Komponenten wie Verdunnungseinheit Referenzgas Prufer und Messraum einen besonderen Einfluss auf die Messunsicherheit 16 Gemass DIN EN ISO IEC 17025 mussen Messlabore uber ein Verfahren zur Bestimmung der Messunsicherheit verfugen und dies anwenden 17 Fur ein einzelnes Labor bedeutet dies in der Praxis Doppelbestimmungen durchfuhren zu mussen Da dies unter anderem ein zweites Olfaktometer erfordert sind fur einzelne Labore die Bestimmung der Messunsicherheit auf der Basis von Doppelbestimmungen in der Regel nicht moglich 18 Beim Vergleich von mehreren Messungen der gleichen Geruchsprobe zeigt sich eine grosse Schwankung der Ergebnisse besonders wenn verschiedene Labore beteiligt sind 19 20 In Ringversuchen wurden identische Geruchsproben von verschiedenen Laboren unter kontrollierten Bedingungen nach den Vorgaben der EN 13725 vermessen Die Ergebnisse ergaben aufgrund der grossen Qualitatsunterschiede der teilnehmenden Labore eine enorme Messunsicherheit Mit dem genormten Instrumentarium des Guide to the Expression of Uncertainty in Measurement kurz GUM genannt ergibt sich eine erweiterte Messunsicherheit bei 95 Konfidenzintervall zwischen dem Vierfachen und einem Viertel des Messwertes Eine gemessene Geruchsstoffkonzentration von 1000 GE m weist daher einen Messunsicherheitsbereich zwischen 250 und 4000 GE m auf 19 Akkreditierte Olfaktometerlabore auf hohem Qualitatsniveau konnen diese Messunsicherheit deutlich reduzieren Diese Labore liefern durch die Einhaltung der nach DIN EN 13725 vorgegebenen Genauigkeit und Wiederholprazision auf Referenzgeruchsstoffe reproduzierbare Ergebnisse Die Einhaltung dieser Anforderungen konnen heute nur wenige Labore anhand von erfolgreichen Ringversuchergebnissen nachweisen 19 Als Nachweisgrenze der Olfaktometrie wird die niedrigste wahrnehmbare Geruchsstoffkonzentration die mit 95 statistischer Sicherheit als von Null verschieden bestimmt werden kann festgelegt 15 Zu ihrer Bestimmung sind mindestens sechs voneinander unabhangige Messungen durchzufuhren Literatur BearbeitenDIN EN 13725 2003 07 Luftbeschaffenheit Bestimmung der Geruchsstoffkonzentration mit dynamischer Olfaktometrie Deutsche Fassung EN 13725 2003 Beuth Verlag BerlinWeblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Olfaktometrie Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten DIN EN ISO 5492 2009 12 Sensorische Analyse Vokabular ISO 5492 2008 Mehrsprachige Fassung EN ISO 5492 2009 Beuth Verlag Berlin S 17 25 VDI 3477 2004 11 Biologische Abgasreinigung Biofilter Biological waste gas purification Biofilters Beuth Verlag Berlin S 87 a b c Dietmar Mannebeck Heinrich Mannebeck Olfaktometerentwicklung in Europa In Kommission Reinhaltung der Luft im VDI und DIN Normenausschuss KRdL Hrsg Geruche in der Umwelt VDI Berichte 2195 2013 ISBN 978 3 18 092195 2 S 15 22 VDI 3884 Blatt 1 2015 02 Olfaktometrie Bestimmung der Geruchsstoffkonzentration mit dynamischer Olfaktometrie Ausfuhrungshinweise zur Norm DIN EN 13725 Olfactometry Determination of odour concentration by dynamic olfactometry Supplementary instructions for application of DIN EN 13725 Beuth Verlag Berlin S 18 VDI 3880 2011 10 Olfaktometrie Statische Probenahme Olfactometry Static sampling Beuth Verlag Berlin S 2 DIN EN 13725 2003 07 Luftbeschaffenheit Bestimmung der Geruchsstoffkonzentration mit dynamischer Olfaktometrie Deutsche Fassung EN 13725 2003 Beuth Verlag Berlin S 13 DIN EN 13725 2003 07 Luftbeschaffenheit Bestimmung der Geruchsstoffkonzentration mit dynamischer Olfaktometrie Deutsche Fassung EN 13725 2003 Beuth Verlag Berlin S 6 a b c DIN EN 13725 2003 07 Luftbeschaffenheit Bestimmung der Geruchsstoffkonzentration mit dynamischer Olfaktometrie Deutsche Fassung EN 13725 2003 Beuth Verlag Berlin S 33 Monika Paduch Der Geruchspegel als Schlusselgrosse zur Unterscheidung von Geruchsstoffminderung und Geruchsminderung Gefahrstoffe Reinhaltung der Luft Band 73 2013 10 S 429 434 a b c DIN EN 13725 2003 07 Luftbeschaffenheit Bestimmung der Geruchsstoffkonzentration mit dynamischer Olfaktometrie Deutsche Fassung EN 13725 2003 Beuth Verlag Berlin S 38 DIN EN 13725 2003 07 Luftbeschaffenheit Bestimmung der Geruchsstoffkonzentration mit dynamischer Olfaktometrie Deutsche Fassung EN 13725 2003 Beuth Verlag Berlin S 39 VDI 3880 2011 10 Olfaktometrie Statische Probenahme Olfactometry Static sampling Beuth Verlag Berlin S 9 VDI 3884 Blatt 1 2015 02 Olfaktometrie Bestimmung der Geruchsstoffkonzentration mit dynamischer Olfaktometrie Ausfuhrungshinweise zur Norm DIN EN 13725 Olfactometry Determination of odour concentration by dynamic olfactometry Supplementary instructions for application of DIN EN 13725 Beuth Verlag Berlin S 26 VDI 3880 2011 10 Olfaktometrie Statische Probenahme Olfactometry Static sampling Beuth Verlag Berlin S 12 a b c DIN EN 13725 2003 07 Luftbeschaffenheit Bestimmung der Geruchsstoffkonzentration mit dynamischer Olfaktometrie Deutsche Fassung EN 13725 2003 Beuth Verlag Berlin S 31 Frank Muller Ermittlung der Messunsicherheit bei olfaktometrischen Emissionsmessungen in Anlehnung an DIN EN ISO 20988 Gefahrstoffe Reinhaltung der Luft Band 69 2007 Nr 6 S 243 245 DIN EN ISO IEC 17025 2005 08 Allgemeine Anforderungen an die Kompetenz von Pruf und Kalibrierlaboratorien ISO IEC 17025 2005 Deutsche und Englische Fassung EN ISO IEC 17025 2005 Beuth Verlag Berlin S 36 VDI 3884 Blatt 1 2015 02 Olfaktometrie Bestimmung der Geruchsstoffkonzentration mit dynamischer Olfaktometrie Ausfuhrungshinweise zur Norm DIN EN 13725 Olfactometry Determination of odour concentration by dynamic olfactometry Supplementary instructions for application of DIN EN 13725 Beuth Verlag Berlin S 10 a b c Peter Boeker Torsten Haas Die Messunsicherheit der Olfaktometrie Gefahrstoffe Reinhaltung der Luft Band 67 2007 Nr 7 8 S 331 340 Download PDF 331 kB Bjorn Maxeiner Ringversuch Olfaktometrie Ringversuch zur dynamischen Olfaktometrie nach DIN EN 13725 2003 In Kommission Reinhaltung der Luft im VDI und DIN Normenausschuss KRdL Hrsg Geruche in der Umwelt VDI Berichte 1995 2007 ISBN 978 3 18 091995 9 S 31 45 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Olfaktometrie amp oldid 221336424