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Die Riechschleimhaut oder das Riechepithel auch Regio olfactoria genannt enthalt die Sinneszellen des Geruchssinns Es ist ein besonderer Bereich der Schleimhaut in der Nasenhohle in deren oberstem Teil Mit den hier angeordneten Riechzellen als Chemorezeptoren des Geruchs ist es Saugetieren moglich eine Vielzahl von Geruchen aufzunehmen und zu unterscheiden Menschliches olfaktorisches System 1 Riechkolben 2 Mitralzelle 3 Viscerocranium 4 Nasales Epithel 5 Glomerula olfactoria 6 GeruchsrezeptorBei anderen Tierstammen konnen Riechzellen an vollig anderen Korperstellen sitzen wie bei Insekten und vielen Wassertieren beispielsweise an den Fuhlern Inhaltsverzeichnis 1 Aufbau der Riechschleimhaut 2 Erregung der Riechzellen 3 Anpassung der Riechzellen 4 Riechkolben und Weiterleitung der Signale 5 Weblinks 6 Siehe auch 7 EinzelnachweiseAufbau der Riechschleimhaut BearbeitenDie Riechschleimhaut auch Regio olfactoria genannt ist ein besonderes Areal der Schleimhaut links und rechts in der Nasenhohle Beim Menschen liegt sie im oberen Nasengang am Dach der Nasenhohle und nimmt eine Flache von etwa 5 cm ein Sie hat eine braunliche Farbung und ist etwas dicker als die umgebende gewohnliche Nasenschleimhaut Regio respiratoria Der Epithelschicht liegt eine Schleimdecke auf sie hat eine Hohe von 30 60 µm 1 Etwa ebenso lang sind die darin eingebetteten Zellfortsatze der Sinneszellen die Zilien mit spezifischen Geruchsrezeptoren tragen Neben diesen Riechzellen enthalt die Riechschleimhaut sogenannte Stutzzellen und Basalzellen sowie kleine serose Drusen Glandulae olfactoriae Bowmansche Drusen genannt Die Mikrovilli tragenden Stutzzellen enthalten ein rotlich braunes Pigment das dem Riechfeld seine abweichende Farbung verleiht 2 nbsp Am Aufbau der Riechschleimhaut sind Riechsinneszellen Stutzzellen Drusenzellen und Basalzellen beteiligtDie Riechsinneszellen sind als olfaktorische Rezeptorzellen spezialisierte Nervenzellen Sie konnen sich bei Bedarf erneuern bei Schadigung oder Uberalterung indem aus den basal gelegenen Stammzellen ausdifferenzierte Sinneszellen hervorgehen wahrend die alten funktionsunfahigen Riechzellen durch Apoptose zugrunde gehen Erst die erstaunliche fortlaufende Regeneration hat zur Erkenntnis gefuhrt dass sie auf neuronalen Stammzellen mit Teilungsfahigkeit beruht In das Epithel der Riechschleimhaute sind beim Menschen etwa 20 30 Millionen Riechsinneszellen eingelagert 1 Ein Hund hat etwa 250 Millionen Riechzellen ein Aal fast eine Milliarde Jede dieser Zellen tragt auf ihrem dendritischen Zilienfortsatz 5 20 Harchen mit speziellen Rezeptorproteinen in der Zellmembran Sie ragen uber die Epithelschicht hinaus in den Mucus Schleim genannten Uberzug der Schleimhaut Mit der Atemluft eintreffende Duftmolekule werden von der feuchten Schicht eingefangen und gelangen an die Sinnesharchen Deren Rezeptoren sprechen jeweils nur auf bestimmte chemische Charakteristika der Geruchsstoffe an Beim Menschen gibt es insgesamt etwa 350 verschiedene Arten von Geruchsrezeptoren eine jede typisch fur eine besondere Gruppe von Sinneszellen die verteilt in der Regio olfactoria liegen Die hiermit jeweils detektierten Geruchsstoffgruppen unterscheiden sich in ihren Kennzeichen nach Form und Ladungsverteilung der Molekule Erst durch die Kombination der jeweils angesprochenen Rezeptoren ergeben sich Erregungsmuster die als unterschiedliche Geruche wahrgenommen werden wobei viele tausend Varianten moglich sind Die von den Riechzellen ausgehenden Axone werden in Bundeln von Nervenfasern zum Gehirn geleitet wo sie an weiteren Neuronen des olfaktorischen Systems enden Diese Faserbundel verlaufen vom Nasendach als Riechnerven durch feine Knochenoffnungen der Siebplatte Lamina cribrosa in das Schadelinnere Sie ziehen zum sogenannten Riechkolben Bulbus olfactorius einem vorgelagerten Teil des Riechhirns der zum Endhirn zahlt Die Riechnerven heissen auch Nervi olfactorii N I Erregung der Riechzellen BearbeitenTrager der Geruche sind kleine bis mittelgrosse Molekule in gasformiger Phase die in der Luft meist nur in geringer Konzentration enthalten sind Die Geruchsstoffe gelangen uber Nase oder Mund in die obere Nasenhohle zur Riechschleimhaut verstarkt beim Schnuffeln und Kauen Werden die Molekule von der feuchten Schleimschicht eingefangen und in der flussigen Phase gelost konnen sie abhangig von ihren chemischen Eigenschaften an passende Rezeptormolekule binden die in der Membran der Sinnesharchen von Riechzellen bereitgehalten werden Durch die Bindung an den jeweiligen Geruchsrezeptor wird in der Sinneszelle eine Kette von Reaktionsschritten ausgelost und damit ein zellulares Signal gebildet Signaltransduktion Riechzellen sind primare Sinneszellen die so durch chemische Stoffe derart erregt werden konnen dass am Axonhugel ein Aktionspotential gebildet und uber ihren Neurit weitergeleitet wird Diese elektrischen Impulse werden uber die Fasern der Riechnerven ins Schadelinnere und in den Riechkolben des Gehirns geleitet Anpassung der Riechzellen BearbeitenDie molekularen Vorgange in den Riechzellen werden uber die G Protein gekoppelten Geruchsrezeptoren in der Membran der Zilien der Sinneszelle angestossen Bindet ein passender Geruchsstoff an den Rezeptor so koppelt dieser an das G Protein Gs olf das darauf in seine drei Untereinheiten zerfallt Mit der a Untereinheit wird die Adenylylcyclase AC3 aktiviert und damit der sekundare Botenstoff cAMP in der Zelle gebildet der u a bestimmte Ionenkanale HCN Kanale moduliert Dies fuhrt uber Ionenstrome zur Depolarisation Diese Vorgange der Signaltransduktion innerhalb der Sinneszellen laufen sehr rasch ab sie leiten zugleich etwa uber den Einstrom von Calcium Ionen Ca2 nachfolgende ahnlich rasch ablaufende Vorgange ein die gegensinnig wirken Vermittelt uber Calmodulin wird beispielsweise eine CaM abhangige Kinase CaMK aktiviert die wiederum eine Phosphodiesterase aktiviert welche cAMP zu AMP abbaut Die a Untereinheit des G Proteins wird durch ihre GTPase Aktivitat GTP GDP deaktiviert und assoziiert danach mit den beiden anderen Untereinheiten wieder zum heterotrimeren G Protein Gs olf Infolge der raschen Desensitivierung adaptieren Riechzellen schnell und passen sich selbst starken Reizen innerhalb weniger Minuten an Der das Riechepithel uberziehende Schleim enthalt neben Mucinen auch Proteine die fur einen besseren Transport der Geruchsmolekule durch den Mucus zu den Zilien sorgen sowie auch solche mit enzymatischer Wirkung z B Monooxygenasen vom Typ Cytochrom P450 CYP die aromatische Molekule chemisch verandern und umbauen bzw abbauen konnen Riechkolben und Weiterleitung der Signale BearbeitenIm Riechkolben findet die erste synaptische Verschaltung des Geruchssinns statt bevor Information die entsprechenden Hirnzentren erreicht Sogenannte Mitralzellen filtern und konstrastieren die von den Riechzellen eintreffenden Signale indem sie uber eine Reihe von Riechzellen integrieren denen gemeinsam ist dass sie gleiche Geruchsrezeptoren tragen Mitralzellen reprasentieren damit bestimmte Geruchskomponenten ahnlicher Geruchsstoffe Von jedem Riechkolben einer Seite geht eine Nervenbahn aus Tractus olfactorius genannt Hieruber bestehen zum einen nach Umschaltung im Nucleus olfactorius anterior und Kreuzung in der Commissura rostralis Verbindungen zum gegenseitigen Riechkolben Zum anderen teilt sich die Riechbahn jederseits auf in einen medialen Strang Stria olfactoria medialis und einen lateralen Stria olfactoria lateralis die Signale aus den primaren Projektionsgebieten der Bulbi olfactorii weiterleiten zu sekundaren Projektionsgebieten im olfaktorischen Cortex Uber den medialen Streifen wird die Area septalis und das Tuberculum olfactorium erreicht der laterale Streifen fuhrt zum Cortex praepiriformis zum entorhinalen Cortex und zum Nucleus corticalis der Amygdala Weiterhin bestehen Verbindungen zum Hypothalamus und zum Teil nach Verschaltung im mediodorsalen Kern des Thalamus zum orbito frontalen Assoziationskortex wie zur Inselrinde Bei Nasenatmung streicht die Atemluft uber die Regio respiratoria der Nasenschleimhaut und wird so befeuchtet und erwarmt was die tieferen Atemwege vor Austrocknung schutzt und Korperwarme abfuhrt Uber die im Nebenstrom gelegene Regio olfactoria werden Veranderungen der eingeatmeten Luft bemerkt die als ubelriechend oder als wohlriechend wahrgenommen werden konnen Der Organismus kann daruber sowohl vor eventuell schadlichen Einflussen oder Begegnungen geschutzt werden als auch gunstige Umgebungen freundliche Sozialpartner oder nutzliche Nahrungsquellen am Geruch erkennen Geruche konnen Sekretionsreflexe auslosen der Duft leckeren Essens kann das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen Unangenehme Geruche konnen Niesreiz und Brechreiz verursachen Der Zusammenhang zwischen Geruchsempfindungen und dadurch vermittelten etwa vegetativen Reaktionen kann unbewusst bleiben Ob aber Geruche fur die Synchronisation des Menstruationszyklus von in Gemeinschaft lebenden Frauen eine wesentliche Rolle spielen ist fraglich 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Olfactory receptor neurons Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienSiehe auch BearbeitenJacobson OrganEinzelnachweise Bearbeiten a b Steffen Schaal Konrad Kunsch Steffen Kunsch Der Mensch in Zahlen Eine Datensammlung in Tabellen mit uber 20000 Einzelwerten 4 Auflage Springer Berlin 2015 ISBN 978 3 642 55399 8 S 178 L C Junqueira J Carneiro Histologie Lehrbuch der Cytologie Histologie und mikroskopischen Anatomie des Menschen 2 Auflage Springer Berlin 2013 ISBN 978 3 662 07782 5 S 587 Aras Petrulis Chemosignals hormones and mammalian reproduction Review In Hormones and Behavior Band 63 Nr 5 Mai 2013 S 721 741 DOI 10 1016 j yhbeh 2013 03 011 Normdaten Sachbegriff GND 4316062 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Riechschleimhaut amp oldid 234566290