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Als olfaktorische Kommunikation bei Hausmausen bezeichnet man in der Biologie den Informationsaustausch und die Kommunikation uber Geruche bei Hausmausen Mus musculus also mit Hilfe der olfaktorischen Wahrnehmung Hausmause Mus musculus verfugen uber ein ausgepragtes olfaktorisches KommunikationsmusterHausmause leben in der Regel in Gruppen die bis zu 50 Individuen umfassen konnen und weisen ein komplexes Sozialverhalten auf weswegen sich bei ihnen im Verlauf der Stammesgeschichte auch ein komplexes Kommunikationsverhalten entwickelt hat Hierbei lauft die Kommunikation zum Grossteil uber Geruche welche hauptsachlich dem Urin entspringen aber auch den Schweissdrusen unterseits der Fusse und an den Seiten des Rumpfes Die Geruche geben unter anderem Auskunft uber korperlichen Zustand wie Tragzeit Besitzrechte speziell in Bezug auf das Revier derzeitiges Sozialverhalten und Position innerhalb der Rangordnung sowie andere Sachverhalte Vergleichsweise unbedeutend fur die Kommunikation mit Artgenossen ist die visuelle Wahrnehmung wahrend die auditive Wahrnehmung zumindest in der Mutter Nestling Kommunikation und bei Rangordnungskampfen eine wichtige Rolle spielt Wegen ihrer haufigen Haltung als Labortiere ist das Verhalten der Hausmause und der Ratten besonders gut erforscht Inhaltsverzeichnis 1 Zusammensetzung des Urins 2 Absetzen des Urins 3 Wirkungen des Geruches und Verhaltensweisen 4 EinzelnachweiseZusammensetzung des Urins BearbeitenDer Urin von Hausmausen bildet die Basis der olfaktorischen Kommunikation von Hausmausen Neben dem gewohnlichen Harnstoff und sonstigen Abfallprodukten enthalt der Urin spezielle Chemikalien fluchtige Duftstoffe von geringer molarer Masse sowie nicht fluchtige Proteine von hoherer molarer Masse Durch die genetische Diversitat der Hausmause bedingt hat jedes Tier einen eigenen Geruch dazu tragen speziell die extrem variablen und somit polymorphen Gene des Haupthistokompatibilitatskomplexes kurz MHC bei Weiters enthalt der Urin grosse Mengen von Major Urinary Proteins kurz MUP aus kleinen Lipocalin Proteinen Diese Proteine werden in der Leber produziert und in der Niere in den Urin gefiltert Der Urin adulter Mannchen enthalt 30 Milligramm MUP pro Milliliter Urin der Urin adulter Weibchen enthalt 40 Prozent mehr Diese Proteine binden die Duftstoffe in einen zentralen Hohlraum aus dem sie langsam entweichen Dieses mit Proteinen geformten Gebilde fur die Markierung bezeichnet man als Retard Kapseln Der Geruch wird in Variationen vererbt somit konnen Hausmause selbst lange nicht prasente Verwandte schnell wiedererkennen 1 Absetzen des Urins BearbeitenDer Urin wird meist wahrend der Bewegung im eigenen Revier regelmassig in kleinen Mengen abgegeben speziell auf zuvor noch nicht markierten Flachen wodurch diese von einer dunnen Schicht uberzogen werden An oft besuchten Orten wie Futterstellen dem Eingang zu Nestern und auf oft benutzten Wegen bilden sich oft stalagmitenahnliche Kommunikations Pfahle aus Staub und Urin Dominante Mannchen setzen Urinmarkierungen anders als die nur ca zehnmal stundlich markierenden nicht dominanten Mannchen oder Weibchen extrem haufig oft uber hundert Mal in einer Stunde Rangniedrige Mannchen in Revieren dominanter Mannchen urinieren sehr selten was so gedeutet werden kann dass hierdurch eine kraftezehrende Auseinandersetzung mit dem Revierinhaber vermieden wird 1 nbsp Durch die Geruchskommunikation bei Hausmausen werden auch ausreichend Nachwuchs und andere Arterhaltungsaspekte gesichert Die komplette Fortpflanzungsbiologie von Mus musculus hangt von der olfaktorischen Kommunikation ab Wirkungen des Geruches und Verhaltensweisen BearbeitenDer Geruch des Urines wirkt sich hauptsachlich auf das Territorialverhalten und Fortpflanzungsverhalten aus Der Urin wird von meist dominanten Mannchen effizient zur Markierung und Verteidigung des Reviers eingesetzt Der Geruch eines dominanten Mannchens schreckt oft andere Mannchen vom Eindringen in ein fremdes Revier ab was den evolutionaren Vorteil hat dass aggressive Auseinandersetzungen vermieden werden Andererseits ist das Tier immer von einem gewohnten Geruch umgeben somit konnen Fremdobjekte rasch erkannt werden da sie nicht den Eigengeruch besitzen Gruppenmitglieder werden ebenso wahrgenommen wie Nicht Gruppenmitglieder letztere fuhren stets zu Nachforschungen in Form von intensivem Beschnuffeln und haufig zu Angriffen Ab und zu setzen die dominanten Mannchen auch im Zusammenhang mit dem Eindringen in das Revier fluchtige Duftstoffe ab welche Weibchen anlocken und andere Mannchen zu Vorsicht oder Attacken bewegen Ausserdem greifen dominante Mannchen oft unterlegene Mannchen an wenn diese eigene Duftmarken in verstarkter Weise setzen und sichern so ihren Platz in der Rangordnung Nach der Vertreibung setzt das dominante Mannchen neuen Urin auf die Stelle Falls ein dominantes Mannchen sein Revier doch nicht verteidigen kann setzen konkurrierende Mannchen zahlreiche Duftmarken und fordern damit anthropomorph formuliert das dominante Mannchen heraus 1 Weibchen wahlen mittels dieses Konkurrenzkampfes ein Mannchen fur die Paarung aus Durch die Bevorzugung von Mannchen deren Geruch sich deutlich vom Eigengeruch unterscheidet wird Inzest vermieden Uberdies konnen Mannchen ihre eigenen Jungtiere nicht von denen anderer Mannchen unterscheiden damit wird die Totung der Jungtiere verhindert 1 Ein anderer Aspekt der Geruchskommunikation betrifft den Ostrus und Zyklus der Weibchen So erreicht ein junges Weibchen die Geschlechtsreife etwa in 36 bis 40 Tagen wenn jedoch ein unbekanntes adultes Mannchen der Urin des Vaters zeigt keine Wirkung seinen Urin in der Nahe des jungen Weibchens absetzt benotigt es zum Erreichen der Geschlechtsreife sechs Tage weniger Diese Beobachtung kann so interpretiert werden dass das junge Weibchen auf diese Weise eine hohere Chance hat sich mit dem unbekannten Mannchen zu verpaaren Allerdings wird das dominante Mannchen versuchen die Paarung zu verhindern womit sich das starkste Mannchen mit dem Weibchen verpaart Bei Weibchen die vor kurzem begattet wurden dessen befruchtete Eizellen sich jedoch noch nicht in die Gebarmutterwand eingenistet haben kann der Geruch eines unbekannten adulten Mannchens fur eine Unterbindung des Beginns der Tragzeit sorgen und stattdessen erneut die Paarungsbereitschaft auslosen somit hat das unbekannte Mannchen eine Chance zur Paarung aber auch in solch einem Fall wird der Kampf mit dem ansassigen dominanten Mannchen dafur sorgen dass sich das starkste Mannchen mit dem Weibchen verpaart Auf nicht trachtige Weibchen wirkt der Geruch eines unbekannten adulten Mannchen ostrusverkurzend und lost Paarungsbereitschaft aus 1 Die Weibchen von Hausmausen leben oft in Gruppen zusammen und teilen sich die Aufzucht des Nachwuchses Der Geruch trachtiger Weibchen sorgt dafur dass andere Weibchen fruher paarungsbereit sind Wenn mehr als drei Weibchen zusammenleben und auf eine Paarung warten sondern sie mit dem Urin einen Geruch ab welcher bei nicht geschlechtsreifen Weibchen die Geschlechtsreife um 20 Tage hinauszogert und bei anderen erwachsenen Weibchen den Zyklus stoppt Beide Mechanismen konnen dahingehend gedeutet werden dass sie letztlich fur eine rasche Fortpflanzung bei guten Bedingungen und fur eine Verhinderung von Ubervolkerung sorgen 1 Auf den Uringeruch eines geangstigten Artgenossen mit bestimmten enthaltenen Schreckstoffen zeigten andere Hausmause Fluchtreaktionen somit kann bei Hausmausen vom Vorhandensein eines Angstgeruches gesprochen werden Die Angstgeruche werden von dem geangstigten Tier auf umgebende Gegenstande bei Beruhrung ubertragen wo sie bei Versuchen erst nach sieben bis acht Stunden abklangen und nach 24 Stunden nicht mehr feststellbar waren Die Geschlechter reagieren differenziert auf den Geruch Bei dem Urin eines gleichgeschlechtlichen Tieres mit Schreckstoff wird eine Meidereaktion ausgelost ebenso wirkt der Schreckurin von Mannchen auf Weibchen Allerdings verursacht der Schreckurin von Weibchen bei Mannchen eine anziehende Reaktion Dieser Schreckurin wird wahrscheinlich bei Gefahr gesetzt vielleicht zu Warnung von Artgenossen Nach den Ergebnissen einer Arbeit hierzu reagieren nur Hausmause mit mehr als 18 Tagen Lebensalter mit einer Schreckreaktion auf genannten Urin 2 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Jane Hurst Eine Datenautobahn fur Geruche Kommunikationsmuster unter Hausmausen In David MacDonald Hrsg Die grosse Enzyklopadie der Saugetiere Konemann Verlag Konigswinter 2004 deutsche Ubersetzung der englischen Originalausgabe von 2001 ISBN 3 8331 1006 6 S 644 655 Quelle von MacDonald 2004 Robert J Berry Biology of the house mouse Academic Press London 1981 ISBN 0 12 613347 6 Hansjorg Muller Velten Uber den Angstgeruch bei der Hausmaus Mus musculus L In Journal of Comparative Physiology A Neuroethology Sensory Neural and Behavioral Physiology Dezember 1966 Abstract Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Olfaktorische Kommunikation bei Hausmausen amp oldid 218930689