www.wikidata.de-de.nina.az
Projektion bedeutet Fortleitung ortliche Verlagerung Der aus der Optik stammende Begriff wurde u a von der Neurophysiologie und Neuroanatomie ubernommen Er ist abgeleitet von lat pro 1 vor im Angesicht von 2 fur zum Schutz von und lat iacere werfen lat proiectio das raumliche Hervortretenlassen Vorwerfen Ausstrecken z B eines Gliedes lat proicere vorwerfen hinwerfen z B Nahrung hinauswerfen wegwerfen verschmahen sich erniedrigen Projektion ist definitionsgemass zunachst ein physiologischer Begriff da er eine bestimmte Funktion beschreibt namlich z B die Verlegung eines Sinneseindrucks an eine bestimmte Stelle 1 Projektionszentren sind primare Hirnzentren auch primare Rinde genannt Diese Zentren konnen sowohl motorische als auch sensorische Qualitaten besitzen Damit bezieht sich die Bezeichnung Projektionszentren konkret sowohl auf den Motorcortex als auch auf die Sensorischen Projektionszentren Projektionsbahnen bestehen aus denjenigen kurzen oder langen Nervenfasern welche die spezifische Funktion der jeweils primaren Rinde ausmachen Es handelt sich somit um die spezifisch motorischen sensorischen oder vegetativen Bahnen so z B um die Sehstrahlung Diese Bahnen gaben Anlass fur die Bezeichnung Projektion da sie sich zu den eher flachenhaft band oder facherformig ausgebreiteten Projektionsfeldern verzweigen mussen 2 Inhaltsverzeichnis 1 Grundbegriff der funktionellen Neuroanatomie 2 Projektionsbahnen und Projektionszentren 2 1 Allgemeines und Begriffsentwicklung 2 2 Projektionsbahnen 2 2 1 Aufsteigende Projektionsbahnen 2 2 2 Absteigende Projektionsbahnen 2 3 Projektionszentren 2 3 1 Sensorischer Cortex 2 3 2 Motorcortex 2 3 3 Viszerale Projektionszentren 3 Organisationsprinzip 4 EinzelnachweiseGrundbegriff der funktionellen Neuroanatomie BearbeitenAls anatomischer Begriff ist Projektion erst in der modernen Gehirnanatomie gebrauchlich geworden 2 Das physiologische Konzept der Projektion erlaubt es raumliche Zusammenhange anatomisch besser verfolgen und verstehen zu konnen Dieses Konzept basiert auf der Lokalisationslehre Hierunter wird in der Neurologie die ortlich moglichst exakte Zuordnung von somatischen und psychischen Funktionen zu bestimmten Bereichen im Zentralnervensystem verstanden Sie geht davon aus dass es bestimmte Zentren von Nervenzellen im Gehirn gibt die eine spezifische Leistung an einer bestimmten Stelle vollbringen Als Beispiel hierfur mag die optische Leistung der Sehrinde dienen Ein z B auf der Netzhaut des Auges aus einer Vielzahl verschiedener Bildpunkte entstandenes Bild wird uber Projektionsbahnen die aus einer Vielzahl von Neuriten bestehen an ganz bestimmte fur die Informationsverarbeitung zustandige Felder des Zentralen Nervensystems ZNS weiter geleitet Punkt zu Punkt Ubertragung Projektionsbahnen waren somit Nervenleitungen die ein gegliedertes Abbild oder eine aus vielen einzelnen Elementen mosaikartig zusammengesetzte Information von einer bestimmten Stelle des Korpers an eine andere Stelle in Form von Nervenimpulsen weitervermitteln Man spricht dabei von topisch gegliederten Informationen die jeweils auch von topisch gegliederten Empfangsorganen aufgenommen und verarbeitet werden 3 4 Dieses Empfangsorgan ist im Falle des optischen Sehens die primare Sehrinde Sie stellt das spezifische Hirnzentrum fur die Sehfunktion dar Die physiologische Organisation der Punkt zu Punkt Abbildung beim Sehen nennt man Retinotopie Dieses Organisationsprinzip ist in ahnlicher Form auch bei den ubrigen Sinnesleistungen feststellbar Zu unterscheiden sind aufsteigende Projektionsbahnen die von der Peripherie zu den Hirnzentren verlaufen von absteigenden Projektionsbahnen die in umgekehrter Richtung von den Hirnzentren zur Peripherie laufen Diese absteigenden Bahnen scheinen der Definition mosaikartig zusammengesetzter Informationen insofern zu widersprechen als es hier um quasi punktformige Efferenzen handelt die von einem exakt lokalisierbaren Zentrum ausgehen also z T um letzte Informationen vor der motorischen Ausfuhrung Die Impulse des spezifisch motorischen Cortex sind jedoch nicht nur das Ergebnis eines sensomotorischen Kurzschlusses wie dies aufgrund der reinen Lokalisationslehre verstandlich ware namlich im Sinne des Reflexbogens und als Ausdruck der topographisch korrespondierenden sensorischen und motorischen Homunkuli Sie sind vielmehr uberwiegend als Ausdruck fein abgestimmter Bewegungsablaufe zu bewerten und zu verstehen vgl PMA und SMA Auch das Gestaltprinzip der somatotopischen Gliederung der Pyramidenbahn widersprache einem rein punktuellen Verstandnis der effektorischen Leistung dieser einzelnen Projektionsbahnen im Sinne eines reinen Input Output Mechanismus dieser motorischen Zentren als isoliert und absolut wirksamer neuronaler Module Die Organisation der Punkt zu Punkt Ubertragung muss im Zusammenhang mit den integrativen Leistungen des Gehirn gesehen und verstanden werden wie sie von den Assoziationszentren vollbracht wird Projektionsbahnen und Projektionszentren BearbeitenAllgemeines und Begriffsentwicklung Bearbeiten nbsp Abb 1 Funktionsweise einer Lochkamera nbsp Abb 2 Projektor nach dem Prinzip der SchattenprojektionProjektionsbahnen und Projektionszentren bilden eine gemeinsame Einheit weshalb einer getrennten Darstellung etwas Erzwungenes anhaftet Das hier vertretene Konzept der aufsteigenden und absteigenden Projektionsbahnen schliesst sich den Darstellungen an von Voss und Herrlinger 5 ebenso wie von Sobotta und Becher 6 bzw von Benninghoff und Goerttler 3 Manche Autoren wie Robert F Schmidt und Wilfrid Janig behalten den Begriff Projektion nur absteigenden Nervenbahnen vor und verwenden ihn insbesondere nicht fur die aufsteigenden spino thalamischen und thalamo corticalen Bahnen 7 Die Darstellung im Roche Lexikon der Medizin von 1987 2 Auflage erwahnt nur die aufsteigenden Anteile der Projektionsbahnen sowie die Zentren in der Hirnrinde nicht die absteigenden Anteile Es beschreibt Projektion physiologisch als Lokalisierung einer Empfindung im Raum bzw an der Korperoberflache z B anhand der Lage des entsprechenden Lichtreizes im Netzhautbild 8 Ab der 4 Auflage des Lexikons 1999 werden auf und absteigende Projektionsbahnen erwahnt Projektionsbahnen Bearbeiten nbsp Abb 3 PyramidenbahnDer anatomische Name Projektionsbahnen Tractus nervosi projectionis ist eine Bezeichnung bestimmter Nervenbahnen nach der Pariser Nomenklatur PNA Diesen Namen verdienen die Nervenbahnen bereits in rein beschreibender Hinsicht aufgrund der facherartigen Ausbreitung einer der wichtigsten Projektionsbahnen im Motorcortex des Endhirns der Auffacherung der Pyramidenbahn Abb 3 oder auch der Corona radiata Diese Auffacherung von Bahnen hat Ahnlichkeit mit dem divergenten Strahlenbundel eines Projektors zur vergrosserten Darstellung von Bildmaterial Abb 2 Eine Besonderheit und Eigentumlichkeit der Projektionsbahnen in rein anatomischer Sicht besteht darin dass sie in verschiedenen Korperhalften verlaufen und z T gemischte Anteile aus verschiedenen Korperhalften aufweisen Auch darin kann eine somatotopische Gliederung erkannt werden Auf diese Weise unterscheiden sich Projektionsbahnen von den Assoziationsbahnen die definitionsgemass nur in einer Korperhalfte verlaufen und lediglich Anteile von einer Korperhalfte besitzen 7 Opticusfasern z B sind Projektionsbahnen welche in unterschiedlicher Zusammensetzung aus Fasern des rechten und linken Auges stammen Das Gesichtsfeld jedes Auges wird in jeweils verschiedene Abschnitte zerlegt von denen die fur verschiedene Gesichtsfeldabschnitte zustandigen Nervenfasern jeweils verschieden zusammengesetzt werden und somit auch aus verschiedenen Korperhalften stammen Diese Zusammensetzung der Projektionsbahnen unterscheidet sich jeweils vor und nach der Kreuzung im Chiasma opticum Die Sehbahn ist somit nach physiologischen Zweckmassigkeiten des Gesichtsfelds gebildet Durch Fusion genannter Bildabschnitte des Gesichtsfelds kann ein grosseres Gesamtbild wahrgenommen werden als es von jedem einzelnen Auge erfasst werden kann Auch entsteht so ein Gesamtbild von raumlicher Tiefenwirkung Projektionsfasern werden von Assoziationsfasern und Kommissurenfasern unterschieden Projektionsfasern sind haufig lange Leitungsbahnen seien es nun Pyramidenbahnen oder lange sensorische Bahnen welche die Sinnesorgane mit dem Gehirn bzw mit dem betreffenden sensorischen Projektionszentrum verbinden Hierbei spielt es in Anbetracht des Kriteriums Lange keine Rolle dass insbesondere die aufsteigenden Projektionsbahnen im Thalamus unterbrochen sind und auf ein anderes Neuron umgeschaltet werden Assoziationsfasern verbinden einzelne Abschnitte einer Hemisphare miteinander also etwa ein primares Rindenfeld mit dem sekundaren Kommissurenfasern verbinden einzelne Abschnitte einer Hemisphare mit der anderen Diese Fasern verlaufen uber den Balken Corpus callosum zur anderen Hemisphare 7 Nach dem Lehrbuch von Benninghoff Goertler bestehen auch die Kommissurensysteme aus Assoziationsfasern 3 Aufsteigende Projektionsbahnen Bearbeiten Aufsteigende Projektionsbahnen corticopetale oder afferente Bahnen vermitteln Eindrucke aus der Umwelt sensible und sensorische Projektion oder aus der Innenwelt viszerale Projektion an bestimmte Gebiete von Nervenzellen im Zentralen Nervensystem 3 5 Diese Endstellen bzw Empfangsorgane der Ubertragung in den Hirnzentren werden sensorische Projektionszentren oder sensorische Projektionsfelder genannt Exkurs zur Begrifflichkeit von Zentrum Feld und Rinde Der Begriff Feld wird der Vorstellung einer raumlich ausgedehnten topischen Gliederung innerhalb eines Verbands von Nervenzellen bei einem bestimmten Rindengebiet gerecht und ermoglicht damit eine strukturierte Abbildung sinnesphysiologischer Daten wie z B eines akustischen Klangeffekts etwa eines Akkords oder eines optisch wahrzunehmenden Gegenstands etwa eines Tischs Die Bezeichnung Zentrum dagegen lasst an einen punktformigen Ursprung von Lichtstrahlen entsprechend dem Lochkameraprinzip denken Abb 1 Diese Bezeichnung eines nervosen Zentrums wird der Integration von Leistungen verschiedener Nervenzellen innerhalb eines regionalen Verbands von spezifisch differenzierten Nervenzellen gerecht etwa von optischen Rindenzentren Die willentlich gesteuerte Bewegung eines Fingers z B nimmt ihren Ausgang von einem sehr eng umschriebenen sozusagen punktformigen Zentrum in der motorischen Hirnrinde Da diese Zentren in jeweils fest bestimmten Regionen der Hirnrinde liegen und sehr spezifische Leistungen erbringen spricht man auch von primaren Rindenzentren oder kurz von primarer Rinde Die primare Rinde die den Projektionsfeldern zuzurechnen ist wird der sekundaren und tertiaren Rinde gegenubergestellt Diese Felder erbringen ihrerseits Integrationsleistungen hinsichtlich verschiedener Sinnesmodalitaten So erfordert z B die Wahrnehmung eines optischen Gegenstands z B eines Tischs ein Zusammenspiel von optischen und akustischen Rindenfeldern Hierdurch kommt es bei dem gewahlten Beispiel uber den Weg der Begriffsbildung zur gedanklichen Reproduktion des Wortes Tisch und ggf zur Aussprache dieses Worts vgl dazu die Wahrnehmungstheorie Sekundare und tertiare Zentren gehoren jedoch definitionsgemass nicht mehr zu den Projektionsfeldern auch wenn sie mit diesen in vielfacher neuronaler Verbindung stehen Sie gehoren dem Assoziationscortex an Diese sekundaren und tertiaren Zentren lassen an das technische Prinzip der Schattenprojektion denken Abb 2 In den primaren und sekundaren Zentren des Gehirns werden hirnlokal unterschiedliche spezialisierte und differenziertere Leistungen erbracht Topistische Hirnforschung Hierbei handelt es sich nicht nur um angeborene spezifische Sinnesleistungen oder um spezifische motorische Leistungen PS und EPS sondern um komplexe erlernte Aufgaben wie u a Sprache Korperschema und Symbolverstandnis die bei neuropsychologischen Syndromen gestort sein konnen Man hat diese Funktionen auch als Reprasentationen einer inneren Landkarte oder als Reprasentation von Wirklichkeiten 2 Ordnung bezeichnet 9 Definitionsgemass spricht man bei nervosen Verbindungen zwischen diesen jeweils halbseitig ausgebildeten und nur halbseitig verknupften Feldern von Assoziationsbahnen bei nervosen Verbindungen zwischen diesen halbseitigen Assoziationsfeldern von Kommissurenbahnen Manche Autoren rechnen auch die Kommissurenbahnen noch zu den Assoziationsbahnen andere unterscheiden sie von ihnen Nach den Prinzipien der topistischen Hirnforschung erfullen jedoch die Kommissurenbahnen ahnliche Funktionen wie die Assoziationsbahnen da sie nicht nur der Abgleichung zwischen linker und rechter Hemisphare sondern insbesondere auch der funktionellen Differenzierung beider Hemispharen Rechnung tragen 10 Hier handelt es sich jedoch in erster Linie um eine begriffliche Trennung zwischen Assoziationscortex und Projektionscortex die vom Gedanken spezifischer Sinnesmodalitaten und der Unterscheidung zwischen motorischen und sensorischen Funktionen gepragt ist Eine histologische Unterscheidung ist nicht moglich cytoarchitektonische Unterschiede werden aber erforscht Es handelt sich also weitgehend um eine makroskopische anatomisch topographische Beschreibung Nur die bei umschriebenen Schadigungen auftretenden Ausfallserscheinungen lassen empirische Ruckschlusse auf die Funktion dieser Felder zu 11 Absteigende Projektionsbahnen Bearbeiten Impulse der Grosshirnrinde an die Peripherie werden uber absteigende Projektionsbahnen corticofugale oder efferente Bahnen weitergeleitet motorische Projektion Es konnen sich etwa bei Reizung von Nervenzellen an einer umschriebenen Stelle des Gehirns ganz bestimmte funktionell zusammengehorige Muskelgruppen kontrahieren Wahrend von der vorderen Zentralwindung nur einfache Bewegungen auslosbar sind zeigen sich die uber Assoziationsfasern Fibrae arcuatae verbundenen und weiter angrenzenden Teile der Stirnwindungen als sekundare Zentren Assoziationszentren fur kompliziertere Bewegungen eupraktische Bewegungskombinationen Als Beispiel hierfur seien die konjugierten Bewegungen der Bulbi und entsprechende gleichzeitige Drehbewegungen des Kopfes genannt Das sekundare Zentrum hierfur liegt im Gyrus frontalis medius 4 So entsteht ahnlich wie bei aufsteigenden Projektionsbahnen ein somatotopisch gegliedertes Feld von Erregungen auch fur die absteigenden Projektionsbahnen das fur komplexe Funktionen zustandig ist Auch fur einfache Bewegungen lasst die Pyramidenbahn eine somatotopische Gliederung in der Capsula interna erkennen siehe Kap Motorcortex Bei den absteigenden Projektionsbahnen sind pyramidale und extrapyramidale Bahnen PS und EPS zu unterscheiden Projektionszentren Bearbeiten Bestimmte zentralnervose Strukturen stellen als Projektionszentren entweder die Endstelle der von Sinnesorganen jeweils ausgehenden sensorischen Leitungsbahnen im Gehirn dar zur Vorbereitung der sinnlichen Wahrnehmung oder den Ausgangspunkt fur willkurliche spezifische Muskelaktionen motorische Leistungen des ZNS ausgehend von den frontalen Zentren fur die Willensbildung oder aber eine Schaltstelle des vegetativen Nervensystems dar die z B zu hormonellen oder immunologischen Regulationsmechanismen fuhrt und dabei auch Informationen hoherer Zentren verwendet Sensorisch sind diejenigen Nervenbahnen deren Erregung zu einer Empfindung fuhrt die weiter bearbeitet und bewusst wahrgenommen werden kann Wahrnehmung Im Gegensatz dazu vermitteln die ebenfalls zentripetal verlaufenden sensiblen Bahnen nicht notwendigerweise eine mit Bewusstsein ausgestatteten Erregungserfolg Der Begriff Projektionszentrum ist weitgehend synonym verwendet mit Projektionsfeld zur naheren Unterscheidung siehe den oben ausgefuhrten Exkurs uber diese Fachbegriffe Entsprechend der Modellverstellung des Reflexbogens stellen Projektionszentren das Verbindungsglied zwischen aufsteigenden und absteigenden Projektionsbahnen dar Sie sind somit Bestandteil des Regelkreises auf der animalischen Stufe Dieser Regelkreis ist auch als psychischer Reflexbogen bezeichnet worden Die einzelnen Projektionszentren sind als neuronaler Verband in topische Felder Projektionsfelder gegliedert siehe Topistische Hirnforschung Sensorischer Cortex Bearbeiten Unter dem primaren sensorischen Cortex ist die Endstelle der von den Sinnesorganen jeweils ausgehenden sensorischen Leitungsbahnen zu verstehen Synonyma primare sensorische Rinde primare sensorische Hirnrinde sensorisches Projektionszentrum Zur sensorischen Rinde zahlt u a die in der hinteren Zentralwindung endende Korperfuhlsphare somatosensorisches Rindenfeld Mit den sensorischen Projektionszentren sind jeweils auch die der primaren Rinde ubergeordneten Zentren verbunden sekundare und tertiare Rinde Sie werden Assoziationsgebiete genannt siehe den vorstehenden Exkurs zu Zentrum und Feld 11 In diesen sekundaren und tertiaren Zentren erfolgt die Integration der fortgeleiteten Afferenzen der Sinnessysteme Eine solche Integration ware z B die Fusion der zweidimensionalen Bilder zu einem raumlichen Bild im Falle der Sehbahn oder das Erkennen von Schriftzeichen was uber das blosse Sehen dieser Zeichen im Sinne von unbearbeiteten und nicht beachteten Empfindungen hinausgeht Motorcortex Bearbeiten Von den motorischen Hirnzentren erhalten die motorischen Projektionsbahnen den fur die Muskelaktion verantwortlichen zentralnervosen Impuls siehe auch sensomotorischer Cortex Das motorische Hauptgebiet ist die Regio praecentralis Area pyramidalis und die Areae extrapyramidales Von der Regio praecentralis nehmen ein Grossteil aller willkurlichen Bewegungen ihren Ausgang von hier aus werden sie gesteuert Man bezeichnet sie daher als primar motorische Rinde analog zum sensorischen Rindengebiet Auch im Bereich der Motorik gibt es verschiedene Stufen der Projektion primare und sekundare Zentren je nach Ausbildung der fur die Muskelaktion zustandigen Neuronenkette Pyramidales und Extrapyramidalmotorisches System unterscheiden sich hinsichtlich dieser zusatzlichen Umschaltzentren auf das nachste Neuron der Projektionskette Pyramidale und extrapyramidale Bahnen sind als absteigende Projektionsfasern zu werten Die fur die Willkurmotorik wichtigste Bahn ist die Pyramidenbahn Die Pyramidenbahn weist in ihrem Verlauf durch die Capsula interna eine somatotopische Gliederung auf Die zum Pyramidenbahnsystem PS gehorigen Bahnen werden auf ihrem Weg zu den motorischen Kernen im Mittelhirn der Medulla oblongata und dem Ruckenmark nicht durch synaptische Verbindungen bzw durch Umschaltung auf andere Neurone unterbrochen Brodmann Areale 4 und 8 Dies erlaubt eine relativ schnelle Reaktionsweise Die Bahnen des extrapyramidalen Systems EPS werden auf ihrem Weg zu den motorischen Kernen mindestens einmal durch synaptische Umschaltung auf ein anderes Neuron unterbrochen Diese Umschaltung erfolgt u a im Thalamus dem Linsenkern oder in der Brucke Brodmann Areae 1 6 19 und 22 Dies entspricht dem eher von vegetativen Einflussen mitbestimmten Funktionen des EPS vgl auch limbisches System Formatio reticularis und Reflextatigkeit PS und EPS konnen in gewisser Hinsicht als antagonistische Systeme aufgefasst werden Beide Systeme hemmen sich untereinander Bei Schadigung des PS tritt z B eine deutliche Reflexsteigerung auf 5 Viszerale Projektionszentren Bearbeiten Das Zentrum der aufsteigenden viszeralen Projektionen also der von den Gefassen Knochen und inneren Organen ausgehenden Empfindungen und Schmerzen ist sehr wahrscheinlich der Hypothalamus Es versteht sich dass die Schmerzempfindungen der Haut bzw die Projektionen somatischer Empfindungen hierbei nicht in Betracht kommen Diese viszeralen Afferenzen werden mit solchen aus dem Hormonsystem gekoppelt und in den Dienst der vegetativen und animalen Korperfunktionen gestellt Mit dem Hypothalamus scheinen auch weitere Zentren uber z T phylogenetisch sehr alte Bahnen assoziiert Diese sind der Gyrus cinguli anterior der rostrale Thalamuskern der dorsoventrale Thalamuskern der vordere Temporalpol die vordere InselAls weitere Assoziationszentren konnen die der orbito cingularen Region benachbarten prafrontalen Gebiete auf der Konvexitat des Stirnlappens genannt werden Diese spielen eine Rolle bei der Integration der Affekte Willens und Antriebsbildung Man hat versucht durch Leukotomie tiefe viszerale Schmerzen auszuschalten Organisationsprinzip Bearbeiten nbsp Abb 4 Neuronales Netzwerk gezeichnet von Sigmund Freud im Jahre 1895 Die Pfeile zeigen das Schema einer Fortleitung Projektion neuronaler Erregung durch die Fortsatze der Nervenzellen Dendriten und Neuriten Der Bereich um die Neuriten a alpha d delta und b erhalt Impulse auf unterschiedlichen Projektionsebenen der VerarbeitungDas Organisationsprinzip der Projektionsbahnen Projektionszentren und der damit verbundenen Leistungen entspricht dem Prinzip des Strukturfunktionalismus Max Neuburger hat die Entwicklung der Medizin als Wellenbewegungen dargestellt zwischen der auf rein anatomischer Lokalisation aufgebauten Anschauungsweise topische Diagnostik und einer physiologischen Vorstellungsweise im Sinne einer allgemeinen funktionellen Pathologie 12 Das Konzept der Projektionsbahnen und der in den Projektionszentren vollbrachten Leistungen entspricht diesem Gedanken Somatotopische bzw anatomische Gesichtspunkte einerseits und funktionelle bzw physiologische Gesichtspunkte anderseits erganzen sich zu einem gegenseitigen Gewinn an Erkenntnis Es ist eine Forderung der Vernunft morphologische Gegebenheiten mit physiologischen Leistungseigentumlichkeiten in Einklang zu bringen Dies ist auch einer der Grundgedanken des anatomischen Lehrbuchs von Benninghoff Goerttler 3 Wendet man diesen Grundsatz auf die Projektionszentren an so ergibt sich die Folgerung dass hier eine Leistungskette oder ein neuronales Netz besteht 13 Durch die Verlagerung eines Sinneseindrucks an eine bestimmte Stelle Triepel erfolgt eine zweite Niederschrift Durch diese neue Niederschrift eines Sinnesreizes oder eines Handlungsentwurfs besteht die Moglichkeit zu seiner qualitativ neuen und andersartigen Verarbeitung durch diese Zentren und weitere angrenzende Assoziationsgebiete Dieses Prinzip wurde bereits von Sigmund Freud 1915 formuliert Freud verfugte bekanntlich uber neuropathologische Erfahrungen 14 Zur Frage der anatomischen Topik von Bewusstseinsqualitaten unterschied er zwischen verschiedenen Moglichkeiten Er unterschied prinzipiell die Moglichkeit der zweiten Niederschrift einer Vorstellung an einem anderen Orte unterschiedliche Topik je nach verschiedenen Bewusstseinsqualitaten dies kame dem Prinzip somatotopisch gegliederter Assoziationszentren recht nahe von einer bloss funktionellen Zustandsanderung ohne den Ort der ersten Niederschrift zu verlieren konstante Topik bei jeweils unterschiedlicher dynamischer Besetzung vgl Abb 4 15 Der Neurophysiologe Herbert Hensel grenzte 1952 ebenfalls zwei Variationsmoglichkeiten zur Unterscheidung von Sinnesqualitaten voneinander ab Grundlegend hob er eine Wahrnehmung von Reizen in spezifischen Rindenzentren infolge unterschiedlicher Lokalisation dieser Zentren von einer Unterscheidung infolge verschiedener Erregungsformen in ein und demselbsen Zentrum voneinander ab 16 17 Einzelnachweise Bearbeiten Hermann Triepel Worterbuch der anatomischen Fachbegriffe Springer Verlag 2013 ISBN 978 3 642 97798 5 S 73 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b Hermann Triepel Robert Herrlinger Die anatomischen Namen Ihre Ableitung und Aussprache Bergmann Munchen 1962 S 59 a b c d e Alfred Benninghoff Kurt Goerttler Lehrbuch der Anatomie des Menschen Dargestellt unter Bevorzugung funktioneller Zusammenhange 3 Band Nervensystem Haut und Sinnesorgane Urban amp Schwarzenberg Munchen 1964 S 133 a 240 d 242 ff a c e insbesondere S 247 ff a a b Helmut Ferner Anatomie des Nervensystems und der Sinnesorgane des Menschen Reinhardt Munchen 1964 S 162 f a b c Hermann Voss Robert Herrlinger Taschenbuch der Anatomie Nervensystem Sinnessystem Hautsystem Inkretsystem Band III Fischer Jena 1964 S 20 c 62 ff a b Johannes Sobotta H Becher Atlas der Anatomie des Menschen 3 Teil Zentralnervensystem u a Urban amp Schwarzenberg Munchen 1962 Fig 215 217 und 299 Text S 330 f a b c Robert F Schmidt Hrsg Grundriss der Neurophysiologie Springer Berlin 1979 ISBN 3 540 07827 4 S 188 a 282 b c Norbert Boss Hrsg Roche Lexikon Medizin Hoffmann La Roche AG und Urban amp Schwarzenberg Munchen 1987 ISBN 3 541 13191 8 S 1401 Otto Bach Uber die Subjektabhangigkeit des Bildes von der Wirklichkeit im psychiatrischen Diagnostizieren und Therapieren In Psychiatrie heute Aspekte und Perspektiven Festschrift fur Rainer Tolle Urban amp Schwarzenberg Munchen 1994 ISBN 3 541 17181 2 S 1 6 Roger Wolcott Sperry et al Die beiden Gehirne des Menschen In Bild der Wissenschaft 9 1972 S 920 927 a b Peter Duus Neurologisch topische Diagnostik Anatomie Physiologie Klinik Thieme Stuttgart 1990 ISBN 3 13 535805 4 S 387 ff Max Neuburger Hrsg Handbuch der Geschichte der Medizin Jena 1902 Manfred Spitzer Geist im Netz Spektrum Heidelberg 1996 ISBN 3 8274 0109 7 S 97 ff Erwin H Ackerknecht Kurze Geschichte der Psychiatrie Enke Stuttgart 1985 ISBN 3 432 80043 6 S 91 Zitat 1885 wurde der kaum 30jahrige Freud Dozent fur Neuropathologie Sigmund Freud Das Unbewusste 1915 e In Das Unbewusste Schriften zur Psychoanalyse Fischer 1963 S 15 19 Herbert Hensel Erg Physiol 47 166 1952 Hermann Rein Max Schneider Physiologie des Menschen 15 Auflage Springer Berlin 1964 S 650 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Projektion Nervensystem amp oldid 210580414