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Die Neuroanatomie ist eine Wissenschaft die den Aufbau des Nervensystems untersucht Sie ist ein Teilgebiet der Neurobiologie sowie ein Spezialgebiet der systematischen Anatomie und hat in der Neurophysiologie und in der Neurochemie Schwesterdisziplinen Eng mit der Neuroanatomie verbunden ist auch die Neuropathologie die die strukturellen Veranderungen des Nervensystems bei krankhaften Prozessen untersucht Schema eines in der Medianebene geschnittenen menschlichen GehirnsDie Neuroanatomie beschaftigt sich mit der Grosse Lage Benennung und Struktur des Nervensystems von Menschen und Tieren Die Teildisziplin der vergleichenden Neuroanatomie stellt Beziehungen zwischen Gehirn oder Ruckenmarksstrukturen von verschiedenen Tiergruppen auf und kann so Aussagen uber die Evolution des Nervensystems treffen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte der Neuroanatomie 2 Gegenstand 3 Methoden der anatomischen Datengewinnung 3 1 Klinische Beobachtung 3 2 Praparation 3 3 Axonaler Transport 3 4 Diffusions Tensor Bildgebung 3 5 Degenerationsmethoden 3 6 Transkraniale magnetische Stimulation 4 Anatomie des Zentralen Nervensystems 4 1 Motorische Bahnen 4 1 1 Pyramidales System 4 1 2 Tractus reticulospinales medialis et lateralis 4 1 3 Tractus rubrospinalis 4 1 4 Tractus corticospinalis 4 2 Sensorische Bahnen 5 Assoziierte Erkrankungen 5 1 Aussere Gewalteinwirkungen 5 2 HGPPS 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte der Neuroanatomie BearbeitenDie Rolle des Nervensystems fur die Ubertragung von Informationen wurde von griechischen Philosophen und Arzten der Antike eher erahnt als gewusst In den Konzepten des Altertums wurden die Nerven meist fur hohle Leitrohren fur das Pneuma eine Art lebenspendende Substanz die im Gehirn aus dem Blut gebildet werden sollte gehalten Das Gehirn selbst wurde sehr unterschiedlich bewertet mal galt es als Zentrum des Verstandes und Sitz der Seele mal sollte es lediglich dazu dienen das Blut zu kuhlen oder Phlegma zu produzieren Erst um das 3 Jahrhundert v Chr kamen mit der Alexandrinischen Schule Anatomen wie Herophilos von Chalkedon und Erasistratos zum Zuge die durch zahlreiche Sektionen auch an Menschen die Grundlagen einer wissenschaftlich beobachtenden Neuroanatomie legten Recht dezidierte Erkenntnisse auch uber physiologische Zusammenhange wurden vor allem von Erasistratos gewonnen der sich hierbei auf die Vivisektion von Tieren stutzte Er erkannte bereits die Unterschiede zwischen motorischen und sensiblen Nerven und gliederte das Gehirn in seine makroanatomischen Anteile Galenos ein griechischer Arzt der hohen romischen Kaiserzeit trug das Wissen seiner Zeit zusammen und fuhrte auch selbst Sektionen durch allerdings nur an Tieren wodurch sich viele Fehlschlusse in seine Schriften verirrten Da er fur fast 1 300 Jahre als die unangefochtene Autoritat auf dem Gebiet der Anatomie galt blieben diese Irrtumer solange unentdeckt Erst in der Renaissance wurden die antiken Erkenntnisse uberpruft und teilweise korrigiert Das Ventrikelsystem wurde erstmals im 16 Jahrhundert eingehend beschrieben von Andreas Vesalius dem Begrunder der modernen Anatomie Neuroanatomische Detailbeschreibungen erfolgten im 17 und 18 Jahrhundert unter anderem durch Franciscus Sylvius Morgagni Eustachius Willis und Xavier Bichat 1 Gegenstand BearbeitenDer behandelte Gegenstand ist das Nervensystem seine geweblichen und zellularen Strukturen Eine morphologische Besonderheit dieses Systems ist die Konnektivitat also das Prinzip dass die einzelnen Zellen untereinander vielfache Verbindungen eingehen die deren Zusammenspiel ermoglichen und definieren Die kleinste funktionelle Einheit die Nervenzelle auch Neuron bildet Auslaufer Dendrite und Axone durch die sie mit anderen Nervenzellen uber Synapsen Kontakt aufnehmen und Informationen als elektrische Potentiale weiterleiten konnen Neurone haben ein besonders leicht modulierbares Membranpotential und sind daher schnell und wiederholt reizbar Uber die Synapse selbst wird die Erregung durch Botenstoffe sogenannte Neurotransmitter weitergeleitet Man unterscheidet zwischen dem zentralen Gehirn und Ruckenmark und dem peripheren Anteil Nerven des Nervensystems Weiterhin wird zwischen dem somatischen Willkur Nervensystem und dem autonomen Nervensystem unterschieden Diese Einteilungen dienen mehr der Systematik da die beschriebenen Untersysteme keine wirklich voneinander unabhangige Einheiten darstellen Das Nervengewebe hoherer Tiere wird in zellreiche graue Substanz und faser zellfortsatz reiche weisse Substanz unterteilt Die zellulare Zusammensetzung die sogenannte Zytoarchitektur unterscheidet sich dabei in verschiedenen Anteilen des Nervensystems erheblich und widerspiegelt die jeweilige Funktion Embryonal entstehen alle Bestandteile des Nervensystems aus dem ausseren Keimblatt dem Ektoderm Nur ein Teil der Vorlauferzellen differenziert sich zu Nervenzellen aus andere werden zu spezialisiertem Stutzgewebe der Glia Besonders wichtig zum Verstandnis der neuroanatomischen Verhaltnisse sind die raumlichen topischen Beziehungen einzelner Abschnitte zueinander Damit ist der definierte Verlauf die Projektion der Bahnen von einer Zellpopulation zu einer anderen gemeint Diese verlaufen nicht beliebig sondern unterliegen einer klaren Struktur bei der sich aus den Fortsatzen vieler Nervenzellen gebildete Nervenbahnen Tractus Fasciculi Lemnisci etc unterscheiden lassen Uber die genetisch vorgegebene Grundstruktur hinaus verfugt das Nervensystem jedoch uber eine hohe Plastizitat wodurch die Ausbildung der anatomischen Feinstrukturen nicht zuletzt von Pragung und Lernen bestimmt wird Methoden der anatomischen Datengewinnung BearbeitenUm den Verlauf von Verbindungen innerhalb des zentralen Nervensystems ZNS zu erfassen kommt eine Vielzahl von Methoden zum Einsatz deren wichtigste Vertreter nachfolgend aufgelistet sind Klinische Beobachtung Bearbeiten Auch heute noch sind viele grundlegende Erkenntnisse uber das Gehirn und seine Eigenheiten aus klinischen Erfahrungen abgeleitet Bereits Hippokrates bemerkte dass eine linksseitige Wunde am Kopf einen rechtsseitigen Ausfall der Motorik zur Folge hat 2 Dass die kontralaterale Beziehung von Korper und Gehirn ein wirkliches Charakteristikum des menschlichen Organismus ist wurde zuerst von Antonio Maria Valsalva 1666 1723 und seinem Schuler Giovanni Battista Morgagni 1682 1771 erkannt und nachtraglich mit dem wenig gebrauchlichen Begriff Valsalva Doktrin belegt 3 Die bis dahin vorherrschenden hippokratischen galenischen Konzepte die keinerlei Zusammenhang zwischen Gehirn und Motorik respektive Sensorik sahen erklaren diesen recht spaten Zeitpunkt der Schlussfolgerung in der Menschheitsgeschichte 4 Ein weiteres bekanntes Beispiel ist das Brown Sequard Syndrom welches nach halbseitiger Durchtrennung des Ruckenmarks vorliegt Praparation Bearbeiten Die Praparation der Fasertrakte innerhalb des ZNS ist dem besseren Verstandnis des Verlaufs grosser Trakte enorm zutraglich Kleinere Verbindungen lassen sich so jedoch kaum darstellen Den Ort der Kreuzung des Tractus corticospinalis konnten Francois Pourfour du Petit und Domenico Mistichelli bereits 1710 durch Praparation auf den unteren Teil der Medulla oblongata die Pyramiden festlegen und Franz Joseph Gall 1758 1828 und Johann Spurzheim 1776 1832 gelang einhundert Jahre spater eine Darstellung der Faserbahnen von der Pyramide zum Cortex Hirnrinde Axonaler Transport Bearbeiten Axonales Tracing macht sich die Transportmechanismen innerhalb der Neurone zu Nutze durch welche fur gewohnlich reger Stoffaustausch zwischen Synapse und Zellkorper gewahrleistet werden Daran beteiligt sind insbesondere die Mikrotubuli als Bestandteile des Cytoskeletts sowie die Transportproteine Dynein und Kynesin 5 Diffusions Tensor Bildgebung Bearbeiten Die Diffusions Tensor Bildgebung ist die wohl detailreichste nichtinvasive Darstellung von Fasertrakten im Gehirn Uber die Messung der Wasserdiffusion entlang der Nervenbahnen konnen ebendiese sehr detailgetreu dargestellt werden 6 Jedoch bestehen noch einige Probleme bei der realitatsgetreuen Darstellung Beispielsweise konnen kleine von grosseren Trakten manchmal schlecht abgegrenzt werden was insbesondere bei kleinen kreuzenden und grossen ipsilateral verlaufenden Trakten der Fall ist 7 Mit Hilfe dieses Verfahrens werden derzeit auch im Rahmen des Human Connector Project versucht den Verlauf aller Nervenfasern im Gehirn zu kartieren 8 Degenerationsmethoden Bearbeiten Bis in die 1970er Jahre wurde der Verlauf und das Ziel von Bahnen hauptsachlich mit Degenerationsmethoden bestimmt Als Beispiel zu nennen ware hier die sogenannte Wallersche Degeneration die den Untergang eines Nervenanteils distal einer Schadigung des Nerven bezeichnet So lasst sich der Verlauf der geschadigten Axone weiterverfolgen Transkraniale magnetische Stimulation Bearbeiten Hierbei werden die Trakte uber kurze magnetische Stimulation der entsprechenden Hirnregion stimuliert An der innervierten Muskulatur lassen sich die erzeugten Signale messen Anatomie des Zentralen Nervensystems BearbeitenDas Zentrale Nervensystem wird unterschieden in das Ruckenmark Medulla spinalis und das Gehirn Encephalon welches entwicklungsbiologisch drei primaren Hirnblaschen entsprechend unterteilt wird in die Hauptabschnitte von Vorderhirn Prosencephalon Mittelhirn Mesencephalon und Rautenhirn Rhombencephalon Das Vorderhirn besteht aus dem Endhirn Telencephalon zu dem auch die Grosshirnrinde Cortex cerebri gehort und dem Zwischenhirn Diencephalon zu dem unter anderem der Thalamus zahlt Das Mittelhirn enthalt im Mittelhirndach die Vierhugelplatte der die paarigen oberen Hugel Colliculi superiores und unteren Hugel Colliculi inferiores zugehoren Das Rautenhirn wird unterteilt in das Hinterhirn Metencephalon wozu neben der Brucke Pons auch das Kleinhirn Cerebellum zahlt und das Markhirn Myelencephalon auch verlangertes Mark Medulla oblongata genannt Als Hirnstamm werden Mittelhirn und Rautenhirn ohne Kleinhirn zusammengefasst also Mes Met und Myelencephalon mit Ausnahme des Cerebellums Der mit dem Ausdruck Stammhirn bezeichnete Begriff dagegen umfasst neben dem Hirnstamm das Zwischenhirn sowie daruber hinaus gelegentlich auch das Kleinhirn und Teile des Endhirns als dessen Stammganglien Basalganglien Das Ruckenmark wird in Segmente unterschieden die je dem Halsmark dem Brustmark dem Lendenmark dem Kreuzmark oder dem Steissmark bzw Schwanzmark zugeordnet werden Motorische Bahnen Bearbeiten Hauptmotorikbahnen von Wirbeltieren die nicht den Saugetieren angehoren sind die Tractus reticulospinalis vestibulospinalis und rubrospinalis 2 Pyramidales System Bearbeiten nbsp Pyramidenbahn Hauptartikel Pyramidales System Der Hauptteil des pyramidalen Systems ist die Pyramidenbahn Tractus corticospinalis Sie ist beidseits an der Unterseite der Medulla oblongata Myelencephalon als seichter Langswulst Pyramis Pyramide sichtbar In der Pyramidenkreuzung Decussatio pyramidum am Ubergang zwischen Nachhirn und Ruckenmark kreuzen 70 bis 90 Prozent der Neuriten als Tractus corticospinalis lateralis auf die jeweils andere Seite kontralateral die restlichen laufen als Tractus corticospinalis anterior paramedian im Vorderstrang des Ruckenmarks und kreuzen segmental ins Vorderhorn der kontralateralen Seite des Ruckenmarks Einige Bahnen kreuzen uberhaupt nicht sondern verbleiben ipsilateral Das Ausmass der Kreuzung ist bei den einzelnen Saugern unterschiedlich Beim Menschen und beim Hund kreuzt die Mehrzahl der Fasern Bei Huftieren kreuzt nur etwa die Halfte der Bahnen Tractus reticulospinales medialis et lateralis Bearbeiten Die Tractus reticulospinales medialis et lateralis sind in allen bis 2007 untersuchten Spezies der Wirbeltiere vorzufinden und stellen damit wohl die ersten motorischen Faserbahnen dar 9 Es werden insbesondere korpernahe Muskelgruppen kontrahiert 2 Tractus rubrospinalis Bearbeiten Alle bis dato 2007 untersuchten Saugetiere und Vogel besitzen einen Tractus rubrospinalis wohingegen er unter Fischen Amphibien und Reptilien in einigen aber nicht allen Arten vorkommt 9 Seine Entstehung geht einher mit der beginnenden Entwicklung von kieferbesitzenden Wirbeltieren 9 Er ist insbesondere bei Tieren mit Extremitaten bzw Pseudoextremitaten wie beispielsweise Rochen zu finden 9 Beim Menschen ist der Tractus rubrospinalis nur als Anlage entwickelt 10 Von der Qualitat her liegt er zwischen vestibulo reticulospinalis und dem Tractus corticospinalis 2 Tractus corticospinalis Bearbeiten Der Trakt konnte bisher ausschliesslich bei Saugetieren nachgewiesen werden 2 Alle bisher untersuchten Saugetiere besitzen diesen Trakt und seine Entstehung fallt mit der Ausbreitung der Saugetiere und der Entwicklung des Neocortex zusammen Zuruckverfolgen lasst er sich jedoch nur innerhalb einer Saugetierart was vermuten lasst dass er in jeder Saugetierart unabhangig voneinander entstanden ist Dies wurde auch die Variabilitat im Verlauf erklaren 9 und die teils starken zwischenmenschlichen Variationen 2 Man vermutet dass sich die corticospinalen Fasern aus den corticobulbaren entwickelt haben 9 In der Regel kreuzen bei allen Saugetieren fast alle Fasern doch die Lamina der Verschaltung im Ruckenmark variiert stark zwischen Saugetierarten Bei Igeln und Schliefern verlauft der Trakt generell ipsilateral 9 Die Kreuzungsstelle kann aber auch beispielsweise im Pons wie beim Elefanten liegen 2 Phylogenetisch haben sich zuerst die Fasern aus dem parietalen Cortex entwickelt Prazise Steuerung der Extremitaten 10 Die Basalganglien sowie die Substantia nigra sind in allen Wirbeltierklassen und im Stamm der Kieferlosen nachgewiesen 11 Sensorische Bahnen Bearbeiten Aus evolutionaren Betrachtungen wird man eine Reihenfolge der Entstehung der sensorischen Bahnen nicht sicher ableiten konnen Denn alle noch lebenden Tierarten verfugen uber alle Sinne in unterschiedlichem Ausmass was aber als Zeichen der anschliessenden Differenzierung gedeutet wird Die Ereignisse liegen zudem zu weit in der Vergangenheit als dass Fossilien Aufschluss daruber geben konnten Alternativ konnte man die Embryologie bemuhen Die Reihenfolge in welcher sich die Sinne embryonal entwickeln entspricht auch der phylogenetischen Reihenfolge Anhand der motorischen Bahnen lasst sich dieses Vorgehen rechtfertigen siehe oben Die Fahigkeit zur Nozizeption konnte in allen Stammen des Tierreichs nachgewiesen werden sogar bei Nesseltieren die kein ausgebildetes Gehirn besitzen 12 Assoziierte Erkrankungen BearbeitenDie Analyse von Erkrankungen lasst oft Ruckschlusse auf die Sinnhaftigkeit betroffener Strukturen zu Das Maus Knock Out Modell arbeitet genau nach diesem Prinzip Es gibt eine Reihe von Krankheiten bei welchen zum Beispiel die Pyramidenbahn entweder eine abnormale Kreuzung oder sogar gar keine Kreuzung aufweist Problematisch ist dass viele der Erkrankungen in der Regel mit weiteren tiefgreifenden Veranderungen des ZNS einhergehen z B Corpus callosum Agenesie Aussere Gewalteinwirkungen Bearbeiten Bei traumatische Gewalteinwirkungen auf das Gehirn sind in der Regel Korperfunktionen der kontralaterale Extremitat von eventuellen Ausfallen betroffen Die wenigen Falle in der Literatur wo eine ipsilaterale Paralyse nach Gewalteinwirkung auftrat wurden genauer analysiert Auch bei solche Patienten kreuzten die Bahnen nur wurden durch gewissen Umstande beispielsweise durch blutungsbedingten Druck auf die Hirngegenseite ipsilaterale motorische wie sensorische Ausfalle erzeugt 3 Bei einseitiger Schadigung der motorischen oder sensorischen Trakte ist der ipsilaterale nicht geschadigte Cortex haufig in der Lage den Ausfall zu kompensieren insbesondere bei jungen Kindern Hierzu werden ipsilateralen Efferenzen sowie komplexe polysynaptische Verschaltungen corticorecticulospinal aktiviert 2 HGPPS Bearbeiten Patienten mit progressiver externer Ophthalmoplegie und Skoliose HGPPS weisen keine Kreuzung der Pyramidenbahn der superioren cerebellaren Pedunkel und keine Kreuzungen der Hinterstrangbahnen auf was durch Magnetresonanztomographie erfasst und durch Diffusions Tensor Bildgebung transkraniale magnetische Stimulation und intraoperative Stimulation bestatigt wurde 13 Fasern des Corpus Callosum sowie corticopontine Fasern 14 die des Tractus spinothalamicus und das Chiasma opticum bleiben hingegen von den Mutationen unbeeinflusst 2 Die fehlende Kreuzung macht sich beim Tractus corticospinalis sogar als ausgepragtere Schmetterlingsform des Ruckenmark bemerkbar 15 Verantwortlich fur die Symptome ist eine Mutation im Robo3QGen 15 2 3 Es wurde bereits durch Deletion des kodierenden Gens bei Mausen nachgewiesen dass das Protein Robo3 essentiell fur die Kreuzung der Trakte ist Es fand keine Kreuzung der Trakte im gesamten Ruckenmark oder Hirnstamm mehr statt 15 Die Mause starben kurz nach Geburt ein komplettes Fehlen des mutierten Protein ist also letal Fur das Verstandnis der kreuzenden Fasertrakte im ZNS ist folgende Beobachtung wegweisend Bei keinem der von HGPPS betroffenen Patienten wurden sensorische oder motorische Beeintrachtigungen wie Taubheit Muskelschwache oder mangelhafte Koordination festgestellt obgleich die Bahnen wie oben beschrieben ipsilateral verlaufen 15 Dies bedeutet dass ein ipsilateraler Aufbau des ZNS keine wesentlichen Nachteile der Motorik oder Sensorik mit sich bringt Als Grundlage der Augenlahmung diskutiert man Veranderungen des Nucleus abducens oder der Formatio reticularis pontis paramediana 15 Andere sehen in der schlechten Koordination der autochthonen Ruckenmuskulatur eine mogliche Herkunft der Skoliose 3 In diesem Zusammenhang sind zwei Untersuchungen uber den Nervus trochlearis sehr aufschlussreich welcher bekannterweise kreuzt dorsal aus dem Hirnstamm austritt und den kontralateralen Musculus obliquus superior innerviert Durch Unterdruckung der fur die Kreuzung von Axonen wichtigen Netrin Rezeptoren bei Mausen konnte eine teilweise oder vollstandige ipsilaterale Innervation des M obliquus superior durch den N Trochlearis erreicht werden 16 Hierbei sind keinerlei funktionelle Nachteile einer ipsilateralen Innervation aufgefallen In einem anderen Experiment wurde der N Trochlearis bei Froschembryonen durchtrennt Der Nerv regenerierte versorgte nun aber den ipsilateralen M Obliquus superior ebenfalls ohne Verhaltensauffalligkeiten 17 Diese Untersuchungen bestatigen ebenfalls dass die Funktionalitat bei einer Kreuzung nicht im Vordergrund stehen muss 18 Literatur BearbeitenAxel Karenberg Neuroanatomie In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 1035 f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Neuroanatomie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikibooks Neuroanatomie Lern und Lehrmaterialien nbsp Wiktionary Neuroanatomie Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Wolfgang Seeger Carl Ludwig Geletneky Chirurgie des Nervensystems In Franz Xaver Sailer Friedrich Wilhelm Gierhake Hrsg Chirurgie historisch gesehen Anfang Entwicklung Differenzierung Dustri Verlag Deisenhofen bei Munchen 1973 ISBN 3 87185 021 7 S 229 262 hier S 230 a b c d e f g h i j S Vulliemoz O Raineteau D Jabaudon Reaching beyond the midline why are human brains cross wired In The Lancet Neurology Band 4 Nummer 2 Februar 2005 S 87 99 doi 10 1016 S1474 4422 05 00990 7 PMID 15664541 Review a b c d H S Schutta K K Abu Amero T M Bosley Exceptions to the Valsalva doctrine In Neurology Band 74 Nummer 4 Januar 2010 S 329 335 doi 10 1212 WNL 0b013e3181cbcd84 PMID 20101039 Review E D Louis Contralateral control evolving concepts of the brain body relationship from Hippocrates to Morgagni In Neurology Band 44 Nummer 12 Dezember 1994 S 2398 2400 PMID 7991135 U Matzner R Lullmann Rauch u a Enzyme replacement improves ataxic gait and central nervous system histopathology in a mouse model of metachromatic leukodystrophy In Molecular therapy the 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