www.wikidata.de-de.nina.az
Giovanni Battista Morgagni d ʒoˈvanːi baˈtːista mɔrˈgaɲi auch Giambattista Morgagni und latinisiert Joannes Baptista Morgagnus 25 Februar 1682 in Forli 5 Dezember 1771 in Padua war ein italienischer Arzt Anatom Hochschullehrer in Padua und mit seiner Vorstellung dass jeder Storung der Gesundheit eine anatomische Veranderung zuzuordnen sei der Begrunder der modernen Pathologie bzw pathologischen Anatomie 1 Mit seiner ihn beruhmt machenden wegweisenden 1761 erschienenen Schrift De sedibus et causis morborum lateinisch fur Uber Sitz und Ursache der Krankheiten war er einer der grossten Pathologen 2 des beginnenden 18 Jahrhunderts Giovanni Battista Morgagni Portrat aus De sedibus et causis morborum Venedig 1761 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Zitat 3 Namensgeber 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksLeben BearbeitenGiovanni Morgagni wurde in Forli in der Romagna geboren und nach dem fruhen Tod des Vaters Fabrizio Morgagni als Halbwaise von der Mutter Maria Tornielli erzogen 1698 bis 1701 studierte er in Bologna wo er im Alter von 19 Jahren in Medizin und Philosophie promoviert wurde Bereits wahrend der Studienzeit 1699 wurde er Mitglied der Accademia degli Inquieti Akademie der Unruhigen einer 1691 gegrundeten Sozietat zur Forderung der Wissenschaften deren Vorsitz Morgagni 1704 ubernahm Nach Abschluss der Promotion arbeitete er zunachst einige Jahre an verschiedenen Hospitalern in Bologna und als Assistent seines Lehrers Antonio Maria Valsalva fur den er auch eine einjahrige Lehrstuhlvertretung an der Universitat Bologna ubernahm Gemeinsam mit Valsalva unternahm er wahrend dieser Zeit anatomische Studien insbesondere am Kehlkopf Die Ergebnisse die er 1706 als ersten Teil seiner Adversaria anatomica veroffentlichte und der Accademia degli Inquieti widmete machten ihn auch ausserhalb Italiens bekannt und trugen ihm bereits 1708 die Mitgliedschaft in der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina ein 3 nbsp Titelseite der zweiten erweiterten Ausgabe Adversaria Anatomica Omnia 1762 1707 bis 1709 setzte er seine Studien in Venedig fort Dort studierte er Chemie bei Gian Girolamo Zannichelli 1662 1729 und fuhrte gemeinsam mit Gian Domenico Santorini 1681 1737 Sektionen an menschlichen Korpern durch Im Juni 1709 kehrte er zuruck in seine Heimatstadt Forli und wirkte dort fur zwei Jahre erfolgreich als praktischer Arzt Wahrend dieser Zeit heiratete er Paola Verazeri die Tochter einer angesehenen Familie aus Forli Aus der Verbindung gingen zwolf Tochter und drei Sohne hervor Im September 1711 wurde er an die Universitat Padua berufen zunachst auf den zweiten Lehrstuhl fur theoretische Medizin Er hielt dort am 17 Marz 1712 seine Antrittsvorlesung Nova institutionum medicarum idea Im September 1715 wechselte er dann auf den ersten Lehrstuhl fur Anatomie den wichtigsten an seiner Fakultat den er bis zu seinem Tod behielt 1717 veroffentlichte er den zweiten Teil der Adversaria Anatomica 1719 dann die insgesamt sechs Teile zusammenfassenden Adversaria Anatomica Omnia die auch 1723 4 und 1762 noch einmal in einer erweiterten Ausgabe erschienen Neben seiner Lehr und Forschungstatigkeit verfolgte er in Padua auch seine bereits in der Jugend ausgebildeten vielseitigen literarischen archaologischen und historischen Interessen weiter aus denen unter anderem eine Veroffentlichung von Briefen zur Uberlieferung der Werke von Aulus Cornelius Celsus und Serenus Samonicus hervorging 1735 nbsp Titelseite der zweibandigen Erstausgabe von De sedibus et causis morborum 1761 Im Jahr 1761 bereits achtzigjahrig veroffentlichte er sein Hauptwerk die funf Bucher De sedibus et causis morborum per anatomen indagatis 5 Uber den Sitz und die Ursachen der Krankheiten aufgespurt durch die Anatomie 6 7 Die Ergebnisse von rund 640 Sektionen durchgefuhrt zum Teil von Schulern Morgagnis werden darin in insgesamt 70 Briefen mitgeteilt Gemass dem allgemeinen Ansatz Morgagnis Krankheitssymptome nicht mehr gemass dem theoretischen Ansatz der antiken Humoralpathologie auf ein Ungleichgewicht der vier Korpersafte sondern auf organische Ursachen zuruckzufuhren und diese empirisch nachzuweisen ist das leitende Interesse des Werkes der neuen Solidarpathologie die Identifizierung und Lokalisierung organischer Krankheitsursachen Diese setzt bei der postmortalen Untersuchung Untersuchung nach dem Tode von krankheitsbedingten anatomischen Veranderungen der Organe an und versucht auf diesem Weg den organischen Sitz der Krankheit einzugrenzen Zu den Methoden Morgagnis die wesentlich zum Erfolg seines empirischen Vorgehens beitragen gehort unter anderem der systematische Vergleich pathologischer Befunde an verschiedenen Leichen mit vergleichbarer Krankheitsgeschichte Das Werk das ins Franzosische 1765 Englische 1769 und Deutsche 1771 ubersetzt wurde erlangte nachhaltigen Einfluss auf die Medizin in ganz Europa und gilt als das Grundungsdokument der wissenschaftlichen Pathologie Morgagni stand in personlicher und brieflicher Verbindung zu einer grossen Zahl von Wissenschaftlern und Gelehrten seiner Zeit beriet 1765 James Boswell der an einer chronischen Harnwegsinfektion litt 8 und war Mitglied einer ganzen Reihe von wissenschaftlichen Gesellschaften so der bereits genannten Accademia degli Inquieti und der Leopoldina aber auch der Akademien der Wissenschaften in London 1724 Paris 1731 Sankt Petersburg 1735 und Berlin 1754 Das UK Antarctic Place Names Committee benannte am 23 September 1960 den andernorts als Mount Cabeza bekannten Berg auf der antarktischen Brabant Insel nach ihm Zitat Bearbeiten Nulla est alia pro certo noscendi via in pathologia nisi quam plurimas et morborum et dissectionum historias collectas habere et inter se comparare 9 Ubersetzung Es gibt keine andere Moglichkeit in der Pathologie Gewissheit zu erlangen als moglichst viele Krankengeschichten und Sektionen zu sammeln und sie zu vergleichen Namensgeber BearbeitenNach Morgagni sind in der medizinischen Terminologie eine Reihe von Befunden benannt 10 Morgagni Adams Stokes Anfall auch Adams Stokes Syndrom oder MAS Anfall Anfallartige Storung der Hirndurchblutung infolge akuter Herzrhythmusstorungen Morgagni Spalte auch Morgagni Loch Trigonum sternocostale dextrum Rechtsseitige Spaltung des Zwerchfells zwischen Brustbein und Rippenteil Morgagni Hernie Durch die Morgagni Spalte hindurchtretende Zwerchfellhernie Bruch des Zwerchfells Morgagni Hydatide auch Morgagni Anhang Anhangsel am oberen Pol des Hodens Appendix testis als Relikt der Embryonalentwicklung oder auch ahnliches Anhangsel unterhalb des Eileiters Morgagni Katarakt auch Cataracta Morgagniana Besondere Form des uberreifen grauen Stars Katarakt bei der der harte Kern der Augenlinse in der verflussigten Linsenrinde nach unten sinkt Morgagni Syndrom auch Stewart Morel Morgagni Syndrom oder Morgagni Trias Diabetes der bartigen Frauen besonders bei alteren Frauen vorkommende Kombination aus Fettsucht Hirsutismus und Hyperostosis frontalis interna Morgagni Ventrikel auch Morgagni Tasche Ventriculus laryngis Beidseitige Ausbuchtung des Kehlkopfes zwischen Taschenband und Stimmband Morgagni Krypten und Morgagni Saulen Bezeichnung fur die Sinus anales und Langsfalten Columnae anales in der Zona columnalis des Analkanals in erstere munden die Analdrusen Glandulae anales Literatur Bearbeiten nbsp De sedibus 1765Axel W Bauer Morgagni Giovanni Battista In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 1007 1008 Luigi Belloni Morgagni und die pathologische Anatomie In Ciba Zeitschrift 11 1950 S 4459 4462 Klaus Beneke Biographien und wissenschaftliche Lebenslaufe von Kolloidwissenschaftlern deren Lebensdaten mit 1996 in Verbindung stehen Verlag Reinhard Knof Nehmten 1999 Beitrage zur Geschichte der Kolloidwissenschaften Band 8 Mitteilungen der Kolloid Gesellschaft 1999 ISBN 3 934413 01 3 S 32 36 uberarbeitete elektronische Fassung von Januar 2004 PDF 442 kB Johanna Bleker Die Geschichte der Nierenkrankheiten Boehringer Mannheim Mannheim 1972 S 86 88 Giovanni Cagnetto Morgagni Giambattista In Enciclopedia Italiana Band 23 Messie Ms Rom 1934 Wolfgang U Eckart Geschichte der Medizin 4 uberarbeitete und erganzte Auflage Springer Verlag Berlin u a 2000 ISBN 3 540 67405 5 S 232 233 Michael Kutzer Morgagni Giovanni Battista In W U Eckart C Gradmann Hrsg Arzte Lexikon Von der Antike bis zur Gegenwart 2 vollstandig uberarbeitete Auflage Springer Verlag Berlin u a 2001 ISBN 3 540 67529 9 S 223 224 Morgagni Giovanni Battista In Dizionario di Medicina Rom 2010 Giuseppe Ongaro Morgagni Giovanni Battista In Raffaele Romanelli Hrsg Dizionario Biografico degli Italiani DBI Band 76 Montauti Morlaiter Istituto della Enciclopedia Italiana Rom 2012 Oreste Trabucco Morgagni Giovanni Battista In Il Contributo italiano alla storia del Pensiero Scienze Rom 2013 Fabio Zampieri Alberto Zanatta Gaetano Thiene An etymological autopsy of Morgagni s title De sedibus et causis morborum per anatomen indagatis 1761 In Human Pathology Band 45 Nr 1 2014 ISSN 0046 8177 S 12 16 doi 10 1016 j humpath 2013 04 019 Einzelnachweise Bearbeiten Johanna Bleker Die Geschichte der Nierenkrankheiten Boehringer Mannheim Mannheim 1972 S 86 87 Die Begrundung der pathologischen Anatomie durch Morgagni Hans H Lauer Geschichtliches zur Koronarsklerose BYK Gulden Konstanz 1971 Aus dem Institut fur Geschichte der Medizin der Universitat Heidelberg S 3 Mitgliedseintrag von Giovanni Battista Morgagni bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina abgerufen am 21 Januar 2017 Joannes Baptista Morgagnus Adversaria anatomica omnia I IV in einem Band nebst anderen Arbeiten Leiden Johann Arnold Langerak 1723 Giovanni Battista Morgagni De sedibus et causis morborum per anatomen indagatis Venedig 1761 archive org Auch bei Simonius Neapel 1762 Neuausgabe Altenburg 1771 1776 Vgl Giovanni Battista Morgagni Sitz und Ursachen der Krankheit aufgespurt durch die Kunst der Anatomie Venedig 1761 Ausgewahlt und ubersetzt von Markwart Michler Bern Stuttgart 1967 Hubers Klassiker der Medizin und der Naturwissenschaften Band 10 Vgl auch Giovanni Battista Morgagni Von dem Sitze und den Ursachen der Krankheiten Altenburg 1773 William B Ober Boswell s Clap In William B Ober Boswell s Clap and Other Essays Medical Analyses of Literary Men s Afflications Southern Illinois University Press 1979 Taschenbuchausgabe Allison amp Busby London 1988 Neuauflage ebenda 1990 ISBN 0 7490 0011 2 S 1 42 hier S 11 12 und 40 Zitiert aus Hans H Lauer Geschichtliches zur Koronarsklerose BYK Gulden Konstanz 1971 Aus dem Institut fur Geschichte der Medizin der Universitat Heidelberg S 31 vgl Pschyrembel Klinisches Worterbuch 258 Aufl 1988 S 1040 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Giovanni Battista Morgagni Sammlung von Bildern Literatur von und uber Giovanni Battista Morgagni im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Morgagni Giambattista In Enciclopedia on line Istituto della Enciclopedia Italiana Rom Abgerufen am 25 Februar 2022 Eintrag in der Catholic Encyclopedia Robert Appleton Company New York 1913 Hector O Ventura Giovanni Battista Morgagni and the Foundation of Modern Medicine In Clinical Cardiology 23 2000 S 792 794 englisch Carla P Aguirre Marco Giovanni Battista Morgagni 1682 1771 Artikel mit Bibliographie aus der Reihe Eponimos y biografias medicas im Projekt www historiadelamedicina org der Universitat Valencia CSIC spanisch Normdaten Person GND 104265264 lobid OGND AKS LCCN n83221430 VIAF 68968590 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Morgagni Giovanni BattistaALTERNATIVNAMEN Morgagni Giambattista Morgagnus Joannes BaptistaKURZBESCHREIBUNG italienischer Arzt Anatom und Begrunder der modernen PathologieGEBURTSDATUM 25 Februar 1682GEBURTSORT ForliSTERBEDATUM 5 Dezember 1771STERBEORT Padua Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Giovanni Battista Morgagni amp oldid 238655106