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Die Immunantwort auch Immunreaktion bezeichnet in der Immunologie die Reaktion des Immunsystems auf potenziell schadliche Organismen oder Substanzen 1 Unterschieden wird dabei zwischen der angeborenen und der erworbenen oder auch adaptiven Immunantwort Die angeborene Immunantwort erkennt fremde Reize uber vererbte Mechanismen die von Geburt an funktionieren wahrend die erworbene Immunantwort dazu Rezeptoren verwendet die erst nach Kontakt mit einem schadlichen pathogenen Organismus oder Substanz an diesen angepasst und in sehr grosser Bandbreite in jedem Individuum gebildet werden Die erworbene Immunantwort kann auf einen fremden pathogenen Organismus oder auf eine Substanz flexibel reagieren Wird er als ungefahrlich eingestuft wird in Zukunft keine Reaktion mehr ausgelost Immuntoleranz 2 Wird er als gefahrlich eingestuft wird eine Immunantwort ausgelost die eine Beseitigung des Organismus oder der Substanz zum Ziel hat Schematische Darstellung der primaren und sekundaren spezifischen ImmunantwortUbergeordnetReizantwortProzess des ImmunsystemsUntergeordnetAngeborene I Adaptive I Humorale I Gewebespezifische I Typ 2 ImmunantwortGene OntologyQuickGO Inhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften 2 Angeborene Immunantwort 3 Erworbene Immunantwort 3 1 Humorale Immunantwort 3 2 Zellulare Immunantwort 4 Organe und Gewebe der Immunantwort 5 Uberempfindlichkeiten und Allergien 6 Evolution 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEigenschaften BearbeitenAusloser einer Immunantwort konnen in den Korper eingedrungene Erreger z B Bakterien Viren Pilze Parasiten pathogene Molekule z B Prionen oder krankhaft veranderte Zellen des eigenen Korpers sein Krebszellen Eine Immunantwort gegen normale Korperzellen kann auftreten wenn korpereigene Stoffe falschlich als fremd erkannt werden Autoimmunitat 3 Auch an sich harmlose Substanzen aus der Umwelt konnen als gefahrlich eingestuft werden und eine Reaktion hervorrufen wie es bei Allergien vorkommt 4 Wenn es dagegen Krankheitserregern gelingt einer Immunantwort zu entkommen wird dies als Immunflucht bezeichnet 5 Die Mechanismen die im Verlauf einer Immunantwort die Beseitigung von eingedrungenen Erregern bewirken sind vielfaltig Das Komplementsystem besteht aus Proteinkomplexen die Erreger markieren oder direkt abtoten konnen Antimikrobielle Substanzen werden auch von Zellen ausserhalb des Immunsystems freigesetzt z B antimikrobielle Peptide Unterschiedlichste Fress und Killerzellen konnen aktiviert werden Antikorper binden hochspezifisch an fremdartige Strukturen In der Regel sind mehrere dieser Effektormechanismen gleichzeitig aktiv um eine vollstandige Beseitigung der Erreger zu gewahrleisten Eine Uberreaktion des Immunsystems muss jedoch verhindert werden da sie starke Gewebeschaden oder sogar den Tod verursachen kann Immunpathogenese 6 wie z B ein anaphylaktischer oder septischer Schock Weiterhin muss eine Reaktion gegen den eigenen Korper weitgehend ausgeschlossen werden um Autoimmunerkrankungen zu vermeiden 3 Daher bestehen innerhalb des Immunsystems vielfaltige Regulationsmechanismen um Selbstschadigung durch fehlerhafte oder ubertriebene Immunantwort zu vermeiden Mit bestimmten Medikamenten kann die Immunantwort verandert werden was als Immunmodulation bezeichnet wird Typische Medikamente zur Abschwachung einer Immunantwort sind die Cortison Verwandten Glucocorticoide und andere Immunsuppressiva beispielsweise bei Allergien 7 Organtransplantaten 8 Immunpathogenese oder Autoimmunerkrankungen 9 Bei manchen Impfstoffen werden dagegen manche Stoffe als Zusatz verwendet die eine Immunantwort verstarken wie manche Adjuvantien 10 wahrend bei Krebs Abwehr verstarkende Medikamente wie Immuncheckpoint Inhibitoren verwendet werden Angeborene Immunantwort Bearbeiten source source source Abbau eines grun fluoreszent gefarbten Bakteriums durch blau fluoreszent gefarbte Hornhautzellen in 6 Stunden Hauptartikel Angeborene Immunantwort An der angeborenen Immunantwort ist eine Vielzahl von Zelltypen und loslichen Faktoren beteiligt die zusammen ein eng verzahntes und gut abgestimmtes Abwehrsystem bilden Dazu gehoren das Komplementsystem aber auch die PAMP Rezeptoren 11 Ausgelost wird sie durch charakteristische Merkmale von Erregern PAMP englisch pathogen associated molecular patterns Pathogen assoziierte molekulare Muster die durch angeborene Rezeptoren erkannt werden Sie erfolgt vergleichsweise schnell Nur Minuten nach dem Eindringen werden die meisten Erreger erkannt und angegriffen und oftmals sind sie bereits nach wenigen Stunden vollstandig beseitigt 12 Daneben konnen unabhangig von Erreger basierten Signalen auch Schaden assoziierte Signale DAMP englisch damage associated molecular patterns Schaden assoziierte molekulare Muster eine angeborene Immunantwort auslosen Erworbene Immunantwort Bearbeiten nbsp Vereinfachtes Schema der Vorgange bei der primaren Immunantwort 13 Eine antigenprasentierende Zelle zum Beispiel ein Makrophage Fresszelle nimmt Erreger oder Teile davon per Phagozytose auf zerlegt ihn und prasentiert anschliessend Teile von Erregern Antigene auf der Zelloberflache und leitet somit die erworbene Immunantwort ein Dabei werden in Folge Rezeptoren auf B und T Zellen fur die Bindung an die Antigene optimiert 14 Die erworbene Immunantwort wird erst nach einem Erstkontakt ausgebildet woher die Bezeichnung erworben stammt Sie wird auch als adaptive Immunantwort bezeichnet weil die Rezeptoren an das Antigen angepasst werden Die Vorgange der Anpassung sind bei B und T Zellen die VDJ Rekombination und bei B Zellen noch die somatische Hypermutation Die erworbene Immunantwort unterteilt sich in zwei Bereiche die humorale und zellulare Immunantwort 15 Bei einem Erstkontakt mit einem Erreger dauert dieser Vorgang mehrere Tage 12 fuhrt aber zu einer flexiblen und passgenauen Erkennung Humorale Immunantwort Bearbeiten Hauptartikel Humorale Immunantwort Abwehrstoffe gegen Krankheitserreger die in den Korperflussigkeiten Blut und Lymphe vorkommen und im zellfreien Blutplasma oder Serum nachgewiesen werden konnen bezeichnet man als humoral von lateinisch h umor Feuchtigkeit Saft Flussigkeit Antikorper auch Immunglobuline genannt sind Proteine und kommen sowohl im Blut als auch in der Lymphe vor und werden durch Plasmazellen hergestellt und freigesetzt Im Menschen gibt es verschiedene Typen von Immunglobulinen mit unterschiedlichen Funktionen 16 Die Aktivierung einer B Zelle wird nach Prasentation durch Bindung eines Antigens an einen passenden B Zell Rezeptor eingeleitet Diese sind spezielle Immunglobuline die in der Zellmembran der B Zelle verankert sind Wurde der Antigen Antikorper Komplex erst einmal in die Zelle aufgenommen so wird in deren Lysosomen das Antigen durch proteinabbauende Enzyme auf eine Lange von 12 bis 16 Aminosauren gekurzt von MHC2 Proteinen gebunden und auf der Oberflache der Zelle prasentiert Diese Proteinfragmente werden von T Zell Rezeptoren auf T Helferzellen vom Typ 2 gebunden Durch die Erkennung sowie durch Bindung mindestens eines weiteren Signals Kostimulator wird die T Helfer Zelle aktiviert und gibt daraufhin Zytokine ab die von den B Zellen gebunden werden und zur zusatzlichen Aktivierung der B Zelle und letztlich auch zur Reifung neuer Plasmazellen fuhren Einige dieser B Zellen differenzieren zu B Gedachtniszellen und sind in der Lage bei erneuter Infektion durch denselben Erreger viel schneller Antikorper abzugeben die dann spezifisch an die jeweiligen Antigene binden und eine erneute Immunreaktion auslosen konnen 17 Andere B Zellen differenzieren zu B Plasmazellen Zellulare Immunantwort Bearbeiten Hauptartikel Zellulare Immunantwort Die zellulare Immunantwort wird durch eine Prasentation auf antigenprasentierenden Zellen gegenuber zytotoxischen T Zellen ausgelost und durch T Helfer Zellen vom Typ 1 verstarkt 18 Die cytotoxische T Zelle muss von einem spezifischen Antigen und durch ein kostimulatorisches Signal aktiviert werden bevor sie ihre Funktion erfullt das Abtoten infizierter oder entarteter Zellen Bei der Aktivierung wird die cytotoxische T Zelle zunachst von einer antigenprasentierenden Zelle aktiviert haufig von reifen dendritischen Zellen Das spezifische Antigen wird in antigenprasentierenden Zellen durch deren Proteasom in kurze Fragmente von acht bis elf Aminosauren zerlegt Diese Fragmente werden von den sogenannten MHC I Proteinen gebunden und den zytotoxischen T Zellen an der Zelloberflache prasentiert Die zytotoxischen T Zellen konnen die Antigenfragmente mit Hilfe ihrer T Zell Rezeptoren erkennen und werden dadurch erstmals aktiviert Erst durch die von den antigenprasentierenden Zellen gebildeten Kostimulatoren und von T Helferzellen des Typs 1 abgegebenen Zytokinen die zu den zytotoxischen T Zellen diffundieren und dort von Zytokin Rezeptoren gebunden werden werden die cytotoxischen T Zellen dazu veranlasst sich zu vollstandig aktivierten zytotoxischen T Zellen auszudifferenzieren Wenn die nun aktivierte zytotoxische T Zelle spezifisch mit ihrem Rezeptor an eine erkrankte Zelle bindet leitet die aktivierte T Killerzelle in dieser die Apoptose ein Dazu geben sie Perforin ab das die erkrankte Zelle perforiert Ist die Zellmembran erst einmal durchlochert dringen sogenannte Granzyme ein und aktivieren dort mehrere Enzyme die die Zelle verdauen Einige zytotoxische T Zellen differenzieren sich zudem zu T Gedachtniszellen und stehen kunftig fur die erneute Zerstorung von erkrankten Korperzellen mit demselben Antigen zur Verfugung 17 Organe und Gewebe der Immunantwort Bearbeiten nbsp Organe und Gewebe der ImmunantwortDie Zellen des Blutes und darunter auch die Immunzellen werden im Zuge der Hamatopoese im roten Knochenmark gebildet 19 Uber das Blutsystem und das Lymphsystem verteilen sie sich im Organismus B Zellen reifen im roten Knochenmark wahrend T Zellen den Thymus zur Reifung benotigen Die finale Aktivierung von B und T Zellen und die weitere Vermehrung findet in den sekundaren lymphatischen Organen wie Lymphknoten Milz und den Mucosa assoziierten lymphatischen Geweben darunter die Mandeln im Hals der Wurmfortsatz des Blinddarms und die Peyerschen Plaques des Ileums statt Uberempfindlichkeiten und Allergien Bearbeiten Hauptartikel Allergie Auch die Uberempfindlichkeiten antikorpervermittelte und zellvermittelte Allergien sind erworbene Immunreaktionen mit Erinnerung aufgrund von Gedachtniszellen 20 Auch gegen Substanzen kann nach einmaligem oder vielfach wiederholten Kontakt eine solche Immunreaktion als eine Kontaktallergie auftreten Die Abstossung korperfremder Organtransplantate kann ebenfalls eine zellvermittelte Immunreaktion sein Evolution BearbeitenIn Bakterien werden verschiedene Resistenzmechanismen ausgebildet wie z B Restriktionsenzyme die zellfremde Molekulstrukturen erkennen und zerstoren Daruber hinaus besitzen verschiedene Bakterienarten eine Form adaptiver Immunitat durch das CRISPR Kieferlose besitzen noch keine getrennten B und T Zellen und entsprechende B oder T Zell Rezeptoren fur eine adaptive Immunantwort sondern einen Variable lymphocyte receptor Bei Vogeln reifen antikorperproduzierende B Zellen in der Bursa Fabricii und sie besitzen nur einen Typ Antikorper Immunglobulin Y Literatur BearbeitenKenneth Murphy Casey Weaver Janeway s Immunobiology 9 Auflage ISBN 978 0 8153 4505 3 Die 5 englische Ausgabe ist online auf den Seiten des NCBI Bookshelf verfugbar online Abdul K Abbas Andrew Lichtman Shiv Pillai Cellular and Molecular Immunology 9 Auflage Elsevier 2018 ISBN 978 0 323 52324 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Immunreaktion Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Lukas Brausch Artikel von Science 2Day zum Thema Immunreaktion Memento vom 15 Juli 2010 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Nima Rezaei Encyclopedia of Infection and Immunity Elsevier 2022 ISBN 978 0 12 818731 9 S 1 Nima Rezaei Encyclopedia of Infection and Immunity Elsevier 2022 ISBN 978 0 12 818731 9 S 206ff a b A Marson W J Housley D A Hafler Genetic basis of autoimmunity In The Journal of clinical investigation Band 125 Nummer 6 Juni 2015 S 2234 2241 doi 10 1172 JCI78086 PMID 26030227 PMC 4497748 freier Volltext D Simon Recent Advances in Clinical Allergy and Immunology 2019 In International archives of allergy and immunology Band 180 Nummer 4 2019 S 291 305 doi 10 1159 000504364 PMID 31694018 S S Naz A Aslam T Malik An Overview of Immune Evasion Strategies of DNA and RNA Viruses In Infectious disorders drug targets Band 21 Nummer 7 2021 S e300821192322 doi 10 2174 1871526521666210317161329 PMID 33739247 B Yang K D Yang Immunopathogenesis of Different Emerging Viral Infections Evasion Fatal Mechanism and Prevention In Frontiers in immunology Band 12 2021 S 690976 doi 10 3389 fimmu 2021 690976 PMID 34335596 PMC 8320726 freier Volltext Ruby Pawankar Stephen T Holgate Lanny J Rosenwasser Allergy Frontiers Therapy and Prevention Springer 2010 ISBN 978 4 431 99362 9 Diana Boraschi Giselle Penton Rol Immune Rebalancing The Future of Immunosuppression Academic Press 2016 ISBN 978 0 12 803336 4 S 1 S Stratman R S Golpanian R Fayne R S Kirsner A D Maderal Malignancy Risk of Non Biologic Immunosuppressive Therapies A Review of the Literature with Evidence Based Treatment Recommendations In Experimental Dermatology doi 10 1111 exd 14647 F Z Firdaus M Skwarczynski I Toth Developments in Vaccine Adjuvants In Methods in molecular biology Band 2412 2022 S 145 178 doi 10 1007 978 1 0716 1892 9 8 PMID 34918245 C Hennessy D P McKernan Anti Viral Pattern Recognition Receptors as Therapeutic Targets In Cells Band 10 Nummer 9 08 2021 S doi 10 3390 cells10092258 PMID 34571909 PMC 8466445 freier Volltext a b Kenneth M Murphy Casey Weaver Janeway s immunobiology Garland Science Taylor amp Francis Group 9 Auflage 2017 ISBN 978 0 8153 4505 3 Kapitel 1 3 Abbildung 1 7 S 6 Spektrum Immunantwort Nima Rezaei Encyclopedia of Infection and Immunity Elsevier 2022 ISBN 978 0 12 818731 9 S 76ff Nima Rezaei Encyclopedia of 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