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Restriktionsenzyme genauer auch Restriktionsendonukleasen REN sind Enzyme die DNA an bestimmten Positionen erkennen und schneiden konnen Restriktionsendonukleasen treten unter anderem in Bakterien und Archaeen auf 1 und dienen dort der Abwehr von Bakteriophagen Die Restriktionsenzyme erkennen fremde DNA am fehlenden Methylierungsmuster oder an einer sonst nicht vorkommenden DNA Sequenz und hydrolysieren dann die Fremd DNA Sie treten daher im Bakterium immer zusammen mit typischen DNA Methyltransferasen auf die der bakterieneigenen DNA kennzeichnende Muster aufpragen RestriktionsenzymDie Restriktionsendonuklease EcoRI Homodimer an DNA gebundenBezeichnerGen Name n T2 R EnzymklassifikationEC Kategorie 3 1 21 4 EndonukleaseReaktionsart HydrolyseSubstrat DNAProdukte zwei DNA TeilstuckeVorkommenUbergeordnetes Taxon Bakterien Inhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften 2 Klassifizierung 3 Beispiele 4 Geschichte 5 Einzelnachweise 6 WeblinksEigenschaften BearbeitenDamit ein Bakterium uber Restriktionsenzyme als Abwehrsystem verfugen kann sind mindestens drei funktionell unterscheidbare Proteinbereiche notwendig Restriktions Methylierungs und Sequenzerkennungsdomane Diese drei Domanen konnen sich entweder auf nur einem Protein befinden oder auf mehrere verteilt sein 2 Jede Restriktionsendonuklease erkennt eine bestimmte DNA Basensequenz Die Spezifitat eines Restriktionsenzyms bei einem Restriktionsverdau ist unter anderem vom verwendeten Puffer und den Cofaktoren abhangig Restriktionsenzyme werden in der Biochemie zum Schneiden von DNA an definierten Stellen eingesetzt z B bei einer Restriktionsanalyse ein Restriktionsverdau mit anschliessender Agarose Gelelektrophorese oder einer Klonierung Daher werden diese Enzyme auch als molekulare Scheren bezeichnet Um die Schnittenden wieder kovalent zusammenzufugen wird bei sticky ends erst nach einer Hybridisierung eine Ligase benutzt Bei falschen Umgebungsbedingungen kann auch unspezifisch restringiert werden was als Star Aktivitat bezeichnet wird Die Spezifitat von Restriktionsendonukleasen kann durch ein Proteindesign gezielt an eine gewunschte DNA Sequenz angepasst werden z B bei Zinkfingernukleasen Die Positionen der Schnittstellen einzelner Restriktionsenzyme lassen sich in Restriktionskarten einer DNA darstellen Solche Karten gibt es beispielsweise fur Genome und Plasmide Uber die Lange der DNA Fragmente die beim Schneiden der DNA durch Restriktionsenzyme entstehen konnen DNA Abschnitte im Vergleich mit einer Restriktionskarte identifiziert werden Klassifizierung BearbeitenNach ihren Eigenschaften unterscheidet man vier Haupttypen die sich noch weiter in mehrere Subtypen aufspalten 3 Typ I schneidet die DNA an einer zufalligen Stelle weit von der Erkennungssequenz entfernt Benotigt ATP und transferiert eine Methylgruppe von S Adenosyl Methionin Typ II schneidet die DNA innerhalb oder in unmittelbarer Nahe der Erkennungssequenz Benotigt kein ATP und hat keine Methyltransferase Aktivitat Typ III schneidet die DNA etwa 20 bis 25 Basenpaare von der Erkennungssequenz entfernt Benotigt ATP und transferiert eine Methylgruppe von S Adenosyl Methionin Typ IV schneidet nur methylierte hydroxymethylierte glucosyl hydroxymethylierte DNA im Gegensatz zu den Typen I III die durch Methylierungsmuster gehemmt werden 4 5 Typ V z B der cas9 gRNA Komplex von CRISPRs nutzt Guide RNAs gRNAs um spezifische nicht palindromische Sequenzen auf eindringenden Organismen anzugreifen Er kann DNA variabler Lange schneiden wenn eine geeignete Guide RNA bereitgestellt wird Wegen ihrer Flexibilitat und einfachen Anwendung sind Typ V Restriktionsenzyme vielversprechende Kandidaten fur zukunftige gentechnische Anwendungen 6 7 Siehe auch sgRNA Der Typ II hat als bekannte Subtypen den Typ IIS und Typ IIG die ausserhalb der Erkennungssequenz schneiden 8 Im allgemeinen Sprachgebrauch wird der Begriff Restriktionsenzym meist mit den Restriktionsendonukleasen vom Typ II gleichgesetzt da die Enzyme der Typen I und III in der Molekularbiologie nur eine geringe Bedeutung besitzen Die Namen der Restriktionsenzyme geben ihre Herkunft an Der erste Buchstabe steht fur die Gattung der zweite und dritte fur die Art erweitert wird es durch Namenszusatze und die chronologische Abfolge der Entdeckung Das Enzym EcoRI ist beispielsweise das erste Enzym das im Stamm Escherichia coli R rough gefunden wurde und SmaI das erste Enzym aus Serratia marcescens Restriktionsenzyme unterschiedlicher Herkunft mit identischer Erkennungssequenz und gleichem Schnittmuster werden Isoschizomere genannt Schneiden sie innerhalb derselben Sequenz hinterlassen aber unterschiedliche Schnittenden bezeichnet man sie als Neoschizomere Die Erkennungssequenzen der Restriktionsendonukleasen vom Typ II bestehen meist aus palindromischen Sequenzen von vier sechs oder acht Basenpaaren Der Schnitt kann gerade sein engl blunt ends deut stumpfe Enden oder glatte Enden z B SmaI Solche blunt ends ergeben im Zuge einer Klonierung eine geringere Ausbeute bei der Ligation Die Erkennungssequenz von SmaI lautet 5 CCCGGG 3 Der Schnitt erfolgt zwischen dem C und dem G nbsp Der Schnitt kann auch versetzt sein englisch sticky ends deutsch klebrige Enden z B EcoRI Die Erkennungssequenz von EcoRI lautet 5 GAATTC 3 Der Schnitt erfolgt zwischen dem G und dem A nbsp Klebrige Enden sind leichter ligierbar da sie miteinander hybridisieren konnen und sich daher haufiger zusammenfinden Beispiele BearbeitenAusgewahlte Beispiele fur Restriktionsendonukleasen vom Typ II Subtyp P 9 10 Enzym Quelle Erkennungssequenz Schnitt EndenEcoRI Escherichia coli 5 GAATTC 3 3 CTTAAG 5 5 G AATTC 3 3 CTTAA G 5 5 Uberhang mit vier Basen klebrige Enden EcoRV Escherichia coli 5 GATATC 3 3 CTATAG 5 5 GAT ATC 3 3 CTA TAG 5 kein Uberhang glatte Enden BamHI Bacillus amyloliquefaciens 5 GGATCC 3 CCTAGG 5 G GATCC 3 3 CCTAG G 5 5 Uberhang mit vier Basen klebrige Enden HindIII Haemophilus influenzae 5 AAGCTT 3 TTCGAA 5 A AGCTT 3 3 TTCGA A 5 5 Uberhang mit vier Basen klebrige Enden HaeIII Haemophilus aegyptius 5 GGCC 3 CCGG 5 GG CC 3 3 CC GG 5 kein Uberhang glatte Enden NdeI Neisseria denitrificans 5 CATATG 3 3 GTATAC 5 5 CA TATG 3 3 GTAT AC 5 5 Uberhang mit zwei Basen klebrige Enden SacI Streptomyces achromogenes 5 GAGCTC 3 3 CTCGAG 5 5 GAGCT C 3 3 C TCGAG 5 3 Uberhang mit vier Basen klebrige Enden SmaI Serratia marcescens 5 CCCGGG 3 3 GGGCCC 5 5 CCC GGG 3 3 GGG CCC 5 kein Uberhang glatte Enden PvuI Proteus vulgaris 5 CGATCG 3 3 GCTAGC 5 5 CGAT CG 3 3 GC TAGC 5 3 Uberhang mit zwei Basen klebrige Enden SacI Streptomyces achromogenes 5 GAGCTC 3 CTCGAG 5 GAGCT C 3 3 C TCGAG 5 SalI Streptomyces albus 5 GTCGAC 3 CAGCTG 5 G TCGAC 3 3 CAGCT G 5 stumpfe Enden ScaI Streptomyces caespitosus 5 AGTACT 3 TCATGA 5 AGT ACT 3 3 TCA TGA 5 SphI Streptomyces phaeochromogenes 5 GCATGC 3 3 CGTACG 5 5 GCATG C 3 3 C GTACG 5 3 Uberhang mit vier Basen klebrige Enden XbaI Xanthomonas badrii 5 TCTAGA 3 3 AGATCT 5 5 T CTAGA 3 3 AGATC T 5 5 Uberhang mit vier Basen klebrige Enden Geschichte BearbeitenMit der Entdeckung der Restriktionsenzyme 1967 68 11 durch Isolierung aus Bakterien begann die Entwicklung der Molekularbiologie Sie ermoglichen die gezielte Herstellung von DNA Fragmenten Restriktionsfragmente die dann isoliert und seit 1972 mit Hilfe von Ligasen zu neuen Konstruktionen zusammengesetzt werden konnen Enzyme die klebrige Enden erzeugen sind dabei besonders hilfreich da sich die uberlappenden Enden leicht miteinander verbinden lassen Der erste Artikel einer Forschergruppe der Stanford University School of Medicine erschien 1973 in den Proceedings of the National Academy of Sciences Fur ihre grundlegenden Arbeiten zur Entdeckung der Restriktionsenzyme und ihre Anwendung in der Molekulargenetik bekamen Werner Arber Daniel Nathans und Hamilton Othanel Smith 1978 den Nobelpreis fur Physiologie oder Medizin 12 Der Name Restriktionsenzym stammt von dem bakteriellen Restriktions Modifikationssystem das der Abwehr fremder viraler DNA dient Viele Bakterien besitzen stammspezifische Restriktionsendonukleasen In der eigenen DNA sind die entsprechenden Erkennungssequenzen modifiziert methyliert und werden daher nicht geschnitten Wenn Viren die sich in den Bakterien vermehren Bakteriophagen ihre DNA in die Zellen injizieren ist diese nicht methyliert und wird abgebaut Nur Viren die aus Bakterien desselben Stammes kommen besitzen das richtige Methylierungsmuster und konnen sich weiter vermehren Die Vermehrung der Viren ist damit auf diesen Stamm eingeschrankt oder restringiert Restriktion Beschrankung Einzelnachweise Bearbeiten Applied Microbial Systematics F G Priest Michael Goodfellow ISBN 0 7923 6518 6 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Cornel Mulhardt Der Experimentator Molekularbiologie Genomics Springer 2008 ISBN 3 8274 2036 9 Seite 48 Vorschau bei Google Books Roberts R J et al 2003 A nomenclature for restriction enzymes DNA methyltransferases homing endonucleases and their genes PDF 93 kB In Nucleic Acids Res Bd 31 S 1805 1812 PMID 12654995 Cornel Mulhardt Allgemeine Mikrobiologie Georg Fuchs Hans G Schlegel Georg Thieme Verlag 2006 ISBN 3 13 444608 1 Seite 468 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Cornel Mulhardt Der Experimentator Molekularbiologie Genomics Springer 2008 ISBN 3 8274 2036 9 Seite 48 Vorschau bei Google Books R Barrangou C Fremaux H Deveau M Richards P Boyaval S Moineau D A Romero P Horvath CRISPR provides acquired resistance against viruses in prokaryotes In Science 315 Jahrgang Nr 5819 Marz 2007 S 1709 1712 doi 10 1126 science 1138140 PMID 17379808 bibcode 2007Sci 315 1709B P Horvath R Barrangou CRISPR Cas the immune system of bacteria and archaea In Science 327 Jahrgang Nr 5962 Januar 2010 S 167 170 doi 10 1126 science 1179555 PMID 20056882 bibcode 2010Sci 327 167H Restriktionsenzyme Werkzeuge der Molekularbiologie In New England Biolabs GmbH Abgerufen am 27 Februar 2020 R J Roberts Restriction and modification enzymes and their recognition sequences In Nucleic Acids Research 8 Jahrgang Nr 1 Januar 1980 S r63 r80 doi 10 1093 nar 8 1 197 d PMID 6243774 PMC 327257 freier Volltext Harvey F Lodish Molecular Cell Biology 5 Auflage W H Freeman and Company New York 2004 ISBN 0 7167 4366 3 archive org Hans Peter Kroner Humangenetik In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 635 641 hier S 640 Humangenetik in der molekularbiologischen Epoche Informationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 1978 an Werner Arber Daniel Nathans und Hamilton O Smith englisch Weblinks BearbeitenREBASE umfassendste Datenbank aller bekannten Restriktionsenzyme einschliesslich Verfugbarkeit durch alle kommerziellen Hersteller englisch NEBCutter Web basiertes Programm zum Schneiden von DNA mit samtlichen verfugbaren Restriktionsenzymen beachtet Methylierungssensitivitaten Simulation von Gelen englisch WatCut Web basiertes Programm zum Schneiden von DNA mit Restriktionsenzymen englisch Normdaten Sachbegriff GND 4266678 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Restriktionsenzym amp oldid 230478069