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Das Proteindesign synonym Proteinoptimierung oder rationales Proteindesign bezeichnet die gezielte Anpassung der Eigenschaften von Proteinen durch ortsspezifische Mutagenese der DNA Sie ist neben der zufallig entstehenden gerichteten Evolution eine der beiden Strategien des Protein Engineering Energiepotentiale verschiedener KonfigurationenEnergiepotentiale verschiedener Stoffgruppen Inhaltsverzeichnis 1 Prinzip 2 Verfahren und Effekte 2 1 Punktmutationen 2 2 Insertionen und Deletionen 2 3 Multimerisierung 2 4 Stabilisierung 2 5 Kopplung 2 6 Markierung 3 Beispiele 4 Software 5 Literatur 6 EinzelnachweisePrinzip BearbeitenZiele des Proteindesigns sind Veranderungen von Expressionsmengen Bindungseigenschaften z B Substrataffinitat Substratspezifitat Affinitat zu anderen Bindungspartnern katalytischen Eigenschaften z B Stoffumsatz Substratsattigung toxischen Eigenschaften immunologischen Eigenschaften z B Repetitive Epitope MHC Bindung Konsensussequenzen verschiedener Stamme Maskierung durch Glycosylierungen die Lokalisation in einem Zellkompartiment im Falle von Inclusion Bodies die Loslichkeit Erhohung der biologischen Halbwertszeit durch Minderung der Proteolyse und Erhohung der Denaturierungs und ThermostabilitatVerfahren und Effekte BearbeitenDie gezielte Veranderung rekombinanter Proteine kann zu Funktionsverlusten oder gewinnen fuhren Neben den gezielten Veranderungen an Protein werden zur Steigerung der Genexpression im Zuge eines Vektordesigns meistens auch DNA Abschnitte ausserhalb der proteincodierenden Sequenz verandert Durch die Wahl eines fur die jeweilige Art geeigneten Promotors Enhancers und Terminators kann die Genexpression gesteigert werden Weiterhin kann durch eine Shine Dalgarno Sequenz bei Bakterien oder eine Kozak Sequenz bei Eukaryoten die Erkennung der mRNA am Ribosom verbessert und durch ein Polyadenylierungssignal am 3 Ende und durch die Vermeidung von AUUUA Sequenzen kann der vorzeitige Abbau der mRNA gemindert werden Punktmutationen Bearbeiten Durch eine Codon Optimierung kann die Expressionsrate gesteigert werden indem nur diejenigen 20 Aminosaurecodons verwendet werden die in der jeweiligen Art am starksten exprimiert werden siehe Codon Usage 1 Eine gehaufte Verwendung suboptimaler Codons ist dagegen eine Methode zur Attenuierung von viralen Lebendimpfstoffen 2 Neben den Codons konnen auch andere RNA Sequenzen sich auf die Menge an gebildetem Protein auswirken und werden bei einer Codon Optimierung mit einbezogen 3 Posttranslational modifizierbare Aminosauren wie sie in Glycosylierungs Phosphorylierungs Methylierungs Acetylierungs Sulfatierungs Myristylierungs Palmitoylierungs Farnesylierungs GPI Anker und Geranylgeranylierungsstellen vorkommen konnen durch gezielte Punktmutationen in der DNA in das Protein eingefuhrt oder entfernt werden Durch die Veranderung eines katalytischen Zentrums einer Substratbindungsstelle oder einer fur eine Aktivierung notwendigen Bindungsstelle fur andere Molekule z B bei Kofaktoren temporaren Protein Protein Interaktionen oder bei Proteinkomplexen konnen kompetitive Inhibitoren erzeugt werden Die Biologische Halbwertszeit eines Proteins kann verlangert werden in dem Peptidaseschnittstellen PEST Sequenzen und bestimmte N terminale Aminosauren aus der N End Rule geandert werden Punktmutationen konnen auch uber die Veranderung der Primarstruktur die Sekundar Tertiar und Quartarstruktur beeinflussen wie unter anderem uber Disulfidbrucken ausbildende Cysteine a Helices konnen durch rotationsflexible Glycin helixbildende z B Alanin und helixbrechende Aminosauren Prolin modifiziert werden Unubliche Aminosauren konnen uber die Verwendung eines erweiterten genetischen Codes eingefuhrt werden 4 Insertionen und Deletionen Bearbeiten Neue Proteindomanen und damit einhergehende Funktionen konnen durch leserasterkonforme Insertionen von DNA Sequenzen aus Multiplen von drei Nukleotiden in ein Gen hinzugefugt werden die entstehenden hybriden Proteine bezeichnet man als Fusionsproteine Gelegentlich werden zur Aufreinigung und zum Nachweis kurze leserasterkonforme DNA Sequenzen hinter das Startcodon oder vor das Stopcodon des Gens eingefugt welche als Protein Tags bezeichnet werden Weitere ubliche Insertionen sind flexible Verbindungen engl linker zwischen zwei Proteindomanen eines Fusionsproteins daneben auch Inteine oder Protease Erkennungssequenzen die eine Abspaltung eines Teils des Proteins in vitro oder in vivo ermoglichen Transiente Insertionen konnen durch das Einfugen von Inteinen oder durch Verwendung des Cre lox Systems erzeugt werden Durch leserasterkonforme Deletionen von Multiplen von drei Nukleotiden konnen Eigenschaften entfernt werden Dabei konnen gelegentlich auch andere Eigenschaften des Proteins in den Vordergrund treten wie z B bei der Entfernung regulatorischer Domanen Die Lokalisation in einem Zellkompartiment kann durch Hinzufugen oder Entfernen von Signalsequenzen verandert werden Durch das Hinzufugen oder Entfernen einer Transmembrandomane konnen losliche Proteine und Membranproteine ineinander uberfuhrt werden Bei einer Insertion von codierenden Sequenzen fur zellpenetrierende Peptide kann der Zelleintritt eines Proteins erhoht werden Multimerisierung Bearbeiten Durch Veranderung von viralen Kapsidproteinen oder durch multimerisierende Proteine konnen grossere Proteinpartikel erzeugt werden 5 Stabilisierung Bearbeiten Verschiedene kleine Proteine meist unter 200 Aminosauren werden als Gerust zur Stabilisierung verwendet z B Affibodies Affimere ankyrin repeat proteins DARPins Repebodies Anticaline Fibronectine und Kunitz Proteindomanen 6 7 Cyclopeptide sind geschlossen ringformige Peptide die durch die Zyklisierung keine Enden aufweisen und eine grossere biologische Halbwertszeit aufweisen Durch Vernetzung konnen Proteine stabilisiert werden z B bei einer Immobilisierung Per Peptidsynthese erzeugte b Peptide besitzen ein verlangertes Peptid Ruckgrat Kopplung Bearbeiten Hauptartikel Vernetzung Chemie Durch Vernetzungsmittel konnen z B zwei Proteine in vitro aneinander gekoppelt werden Markierung Bearbeiten Hauptartikel Molekulmarkierung Im Zuge einer Markierung konnen verschiedene Signalmolekule an ein Protein gehangt werden Beispiele BearbeitenIm beginnenden 21 Jahrhundert beschleunigte sich die Entwicklung des Proteindesigns durch den Einsatz der molekularen Modellierung am Computer Beispiele fur diese Entwicklung umfassen stereoselektive Katalysen 8 die Detektion von Ionen 9 und antivirale Eigenschaften 10 Durch computergestutzte Methoden wurde im Jahr 2003 eine neue kunstliche Proteinfaltung erzeugt Top7 11 ebenso entstanden so auch Sensoren fur unnaturliche Molekule 12 Auch die Spezifitat fur Kofaktoren der Xylose Reductase von Candida boidinii wurde von NADPH zu NADH geandert 13 Dabei sind jedoch vermutlich nicht alle Proteinstrukturen per Proteindesign erhaltlich da manche Konfigurationen und Konformationen sich aus sterischen Grunden nicht ausbilden konnen Ebenso existieren Software basierte Grenzen der Veranderungsmoglichkeiten Software BearbeitenIPRO verandert die Proteine zur Erhohung der Affinitat zu einem Substrat oder Kofaktor 13 Dies wird durch mehrere zufallige Veranderungen des Proteinruckgrates im Bereich spezifischer Positionen zur Identifikation der niedrigsten Energiekombinationen der Rotamere und zur Bestimmung der Konfiguration mit der niedrigsten Energie bei einer gezielten Veranderung Der iterative Herangehensweise erlaubt IPRO die additive Berechnung mehrerer Mutationen zur Optimierung der Substratspezifitat oder Kofaktorbindung EGAD A Genetic Algorithm for protein Design 14 Ein kostenloses Softwarepaket zum Proteindesign und zur Voraussage der Effekte von Mutationen bezuglich der Proteinfaltung und der Affinitat EGAD bezieht auch parallel mehrere Strukturen beim Entwurf von Bindestellen oder fixierten Konformationen Daneben konnen auch bewegliche Liganden mit oder ohne rotierenden Bindungen berechnet werden EGAD kann auch mit mehreren Prozessoren verwendet werden RosettaDesign Ein Softwarepaket das kostenlos fur den akademischen Gebrauch ist 15 16 17 RosettaDesign ist uber einen Webserver erhaltlich 18 Sharpen ist eine Open Source Bibliothek zum Proteindesign und zur Strukturvorhersage 19 SHARPEN bietet unterschiedliche kombinatorische Optimierungsmethoden z B Monte Carlo Simulated Annealing FASTER 20 und bewertet die Proteine anhand des Rosetta all atom force field oder des molecular mechanics force fields OPLSaa Daneben beinhaltet SHARPEN auch die Moglichkeit zur Berechnung mit mehreren Prozessoren WHAT IF software Eine Software zur Modellierung zum Proteindesign zur Validierung und zur Visualisierung von Proteinen CheShift ist eine Software zur Validierung von Proteinstrukturen Abalone ist eine Software zur Modellierung und Visualisierung 21 ProtDes ist eine Software zum Proteindesign basierend auf dem CHARMM molecular mechanics package 22 Literatur BearbeitenFriedrich Lottspeich Haralabos Zorbas Bioanalytik Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 1998 ISBN 978 3 8274 0041 3 Hubert Rehm Thomas Letzel Der Experimentator Proteinbiochemie Proteomics 6 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2009 ISBN 978 3 8274 2312 2 E Buxbaum Fundamentals of Protein Structure and Function Springer New York 2007 ISBN 978 0 387 26352 6 P Kaumaya Protein Engineering Intech 2012 ISBN 978 953 510 037 9 englisch intechopen com K P Murphy Methods In Molecular Biology Vol 168 Protein Structure Stability And Folding Humana New Jersey 2001 ISBN 978 0 89603 682 6 T Vo Dinh Methods in Molecular Biology Vol 300 Protein Nanotechnology Protocols Instrumentation and Applications Humana New Jersey 2004 ISBN 978 1 58829 310 7 R Guerois M de la Paz Methods in Molecular Biology Vol 340 Protein Design Humana New Jersey 2006 ISBN 1 59745 116 9 K Arndt K Muller Methods in Molecular Biology Vol 352 Protein Engineering Protocols Humana New Jersey 2007 ISBN 978 1 58829 072 4 Kevin M Ulmer Protein engineering In Science 1983 Band 219 4585 S 666 671 PMID 6572017 Einzelnachweise Bearbeiten E Kotsopoulou V N Kim A J Kingsman S M Kingsman K A Mitrophanous A Rev independent human immunodeficiency virus type 1 HIV 1 based vector that exploits a codon optimized HIV 1 gag pol gene In J Virol 2000 Band 74 10 S 4839 4852 PMID 10775623 PMC 112007 freier Volltext S Mueller J R Coleman E Wimmer Putting synthesis into biology a viral view of genetic engineering through de novo gene and genome synthesis In Chemistry amp biology Band 16 Nummer 3 Marz 2009 S 337 347 doi 10 1016 j chembiol 2009 03 002 PMID 19318214 PMC 2728443 freier Volltext S Fath A P Bauer M Liss A Spriestersbach B Maertens P Hahn C Ludwig F Schafer M Graf R Wagner Multiparameter RNA and codon optimization a standardized tool to assess and enhance autologous mammalian gene expression In PLOS ONE Band 6 Nummer 3 Marz 2011 S e17596 doi 10 1371 journal pone 0017596 PMID 21408612 PMC 3048298 freier Volltext R Martin Methods in Molecular Biology Vol 77 Protein Synthesis Humana New Jersey 1998 ISBN 978 0 89603 397 9 Yen Ting Lai Eamonn Reading Greg L Hura Kuang Lei Tsai Arthur Laganowsky Francisco J Asturias John A Tainer Carol V Robinson Todd O Yeates Structure of a designed protein cage that self assembles into a highly porous cube In Nature Chemistry 2014 S doi 10 1038 nchem 2107 A Skerra Alternative non antibody scaffolds for molecular recognition In Current Opinion in Biotechnology Band 18 Nummer 4 August 2007 S 295 304 doi 10 1016 j copbio 2007 04 010 PMID 17643280 M Gebauer A Skerra Engineered protein scaffolds as next generation antibody therapeutics In Current opinion in chemical biology Band 13 Nummer 3 Juni 2009 S 245 255 doi 10 1016 j cbpa 2009 04 627 PMID 19501012 Alan Saghatelian Yohei Yokobayashi Kathy Soltani M Reza Ghadiri A chiroselective peptide replicator In Nature 409 S 797 801 doi 10 1038 35057238 T Nagai Circularly permuted green fluorescent proteins engineered to sense Ca2 In Proceedings of the National Academy 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