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Unter Attenuierung von lateinisch attenuare dunn werden schwachen vermindern oder auch Virulenzminderung Attenuation und Abschwachung versteht man in der Mikrobiologie die gezielte Verminderung der krankmachenden Eigenschaften eines Erregers Virulenz wobei aber gleichzeitig seine Vermehrungsfahigkeit erhalten bleibt oder nur gering herabgesetzt wird Ein ahnliches Konzept ist Antivirulenz mit dem Unterschied dass der Erreger nicht im Labor sondern direkt im Korper durch entsprechende Arzneistoffe entscharft wird Bei der Attenuierung wird auch angestrebt die fur die Immunabwehr wesentlichen Oberflacheneigenschaften des Erregers Epitope und so seine Immunogenitat zu erhalten Daher ist die Attenuierung eine Moglichkeit Lebendimpfstoffe Lebend Vakzine fur eine aktive Immunisierung herzustellen Inhaltsverzeichnis 1 Prinzip 2 Antivirulenz 3 Geschichte 4 Literatur 5 EinzelnachweisePrinzip BearbeitenBei der Attenuierung wird die naturliche Eigenschaft des Erregers ausgenutzt sich in einem fur ihn ungunstigen Wirt zu Beginn zwar gering vermehren zu konnen jedoch oft keine Erkrankung auszulosen Dies wird etwa bei Viren dadurch erklart dass jene Rezeptoren der Virusoberflache die eine Aufnahme in eine spezifische Zielzelle ermoglichen nicht auf die Zellen des neuen Wirtes angepasst sind Weiterhin sind in Zellkulturen die Gene zur Immunevasion und manche Virulenzfaktoren unnotig und werden daher oftmals deletiert z B beim Modified Vaccinia Ankara Virus Nach mehrmaligen Passagen entweder in einer Zellkultur Huhnerembryo oder einem lebenden Tier werden jene Mutanten des Erregers selektiert die sich noch vermehren konnen und bei einer Ubertragung auf den ursprunglichen Wirt etwa den Menschen in geringerer Anzahl oder mit geringeren Erkrankungssymptomen repliziert werden Zur Abschwachung der Virulenz wird auch die Anzucht des Erregers bei ungunstigeren niedrigen Temperaturen etwa 25 C verwendet bei der die Erreger ebenfalls ihre Virulenz verlieren konnen z B beim Influenza Impfstamm Ann Arbor Bei der Attenuierung von Bakterien werden meist stabile Stamme angezuchtet die ihre krankheitsauslosenden Gene Pathogenitatsinseln gezielt oder zufallig verloren haben Die Attenuierung verwendet man bei folgenden Erregern zur Impfstoffherstellung Influenzavirus Influenzaimpfstoff Masernvirus Masernimpfstoff Mumpsvirus Mumpsimpfstoff Rotelnvirus Rubellaimpfstoff oder kombiniert im MMR Impfstoff Gelbfiebervirus Gelbfieberimpfstoff Poliovirus Polioimpfstoff Varizella Zoster Virus Varicellaimpfstoff Respiratory Syncytial Virus Humane Rotaviren Rotavirusimpfstoff Pockenviren Pockenimpfstoff Mycobacterium tuberculosis als Bacillus Calmette Guerin und Salmonella typhi Typhusimpfstoff Antivirulenz BearbeitenAntivirulent wirkende Stoffe verringern die Virulenz des Erregers wahrend der Infektion Dies kann beispielsweise durch Blockade der Toxinfunktion des Toxintransports der Zelladhasion oder der Regulation von Virulenzgenen passieren Ausschlaggebend ist dass dabei keine die Fitness des Erregers beeintrachtigenden Wirkungen stattfinden da dies sofort zu einem Selektionsdruck und zur Ausbildung von Resistenz gegen den Wirkstoff fuhren wurde 1 2 3 In einer Studie bestatigten Mellbye und Schuster an Pseudomonas aeruginosa die Vermutung dass keine Resistenzen gegen Wirkstoffe ausgebildet werden die das Quorum sensing in Bakterienkulturen hemmen 4 Geschichte BearbeitenDie Attenuierung wurde versehentlich 1879 im Labor von Louis Pasteur entdeckt Ein Mitarbeiter sollte vor seinem Urlaub Huhner mit einer frischen Kultur von Pasteurella multocida infizieren um ihre Resistenz zu untersuchen Die Infektion erfolgte jedoch erst nach einem Monat mit einer gealterten Kultur woraufhin die Huhner weniger ausgepragte Symptome aufwiesen und uberlebten Bei einer spateren Infektion mit einer frischen Kultur waren diese Huhner immun was Pasteur falschlicherweise auf den langeren Sauerstoffkontakt der Bakterienkultur zuruckfuhrte 5 Literatur BearbeitenC Mims H M Dockrell et al Medizinische Mikrobiologie Infektiologie Munchen Elsevier 2006 S 551f ISBN 3 437 41272 8 A Bauernfeind und M Shah Lexikon der Mikrobiologie und der Infektiologie 2 Auflage Stuttgart 1995 L Pasteur Chamberland und Roux De l attenuation des virus et de leur retour a la virulence In Comptes rendus 92 1881 492 M Theiler H H Smith The effect of prolonged cultivation in vitro upon the pathogenicity of Yellow Fever Virus In J Exp Med 1937 Band 65 Nr 6 S 767 786 PMID 19870633 PMC 2133530 freier Volltext Einzelnachweise Bearbeiten R Frechette 22 New Developments in Antibacterial Drug R amp D In J E Macor Hrsg Annual Reports in Medicinal Chemistry Band 42 S 360 Academic Press 2007 ISBN 0 12 373912 8 A E Clatworthy E Pierson D T Hung Targeting virulence a new paradigm for antimicrobial therapy In Nature Chemical Biology Band 3 Nummer 9 September 2007 S 541 548 doi 10 1038 nchembio 2007 24 PMID 17710100 Review D A Rasko V Sperandio Anti virulence strategies to combat bacteria mediated disease In Nature reviews Drug discovery Band 9 Nummer 2 Februar 2010 S 117 128 doi 10 1038 nrd3013 PMID 20081869 Review B Mellbye M Schuster The sociomicrobiology of antivirulence drug resistance a proof of concept In mBio Band 2 Nummer 5 2011 S doi 10 1128 mBio 00131 11 PMID 21990612 PMC 3190357 freier Volltext historyofvaccines org 1879 First Laboratory Vaccine Memento des Originals vom 15 Januar 2021 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www historyofvaccines org Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Attenuierung amp oldid 233936313