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Ein Mumpsimpfstoff ist ein Impfstoff gegen Infektionen mit dem Mumpsvirus 1 Der Mumpsimpfstoff befindet sich auf der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation 2 Das Mumpsvirus Inhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften 2 Immunologie 3 Nebenwirkungen 4 Gegenanzeigen 5 Herstellung 6 Handelsnamen 7 Literatur 8 EinzelnachweiseEigenschaften Bearbeiten1945 erfolgten erste Impfversuche mittels attenuierter Mumps Lebendimpfstoffe durch John Franklin Enders und Karl Habel 3 In den USA wurde erstmals 1969 ein anderer attenuierter Mumps Lebendimpfstoff zugelassen und ersetzte einen weniger wirksamen inaktivierten Mumpsimpfstoff von 1948 4 Dieser erste praktisch apathogen stabiler Mumpsimpfstoff wurde in der Arbeitsgruppe von Maurice Hilleman 1965 entwickelt 3 Jeryl Lynn ist der Vorname von Hillemans Tochter und der Impfstamm wurde aus ihrem Rachen isoliert Anschliessend erfolgte die Attenuierung durch sieben Passagen in embryonierten Huhnereiern und zehn Passagen in CEF Zellen Diese Attenuierung wurde aufgrund von gelegentlich auftretender Parotitis als nicht ausreichend bewertet weshalb durch eine weitere Attenuierung level B die Vertraglichkeit erhoht wurde Der Impfstamm Jeryl Lynn stellte sich spater als eine Mischung von zwei verschiedenen Mumpsviren heraus 5 von denen JL 1 an Verozellen und embryonale Huhnerzellen chicken embryo fibroblast CEF Zellen angepasst ist und JL 2 an embryonierte Huhnereier 6 In Deutschland wurde diese Vakzine 1971 zugelassen 3 Der Leningrad 3 Impfstamm L 3 wurde in den 1950er Jahren von Anatoli Alexandrowitsch Smorodinzew und Mitarbeitern durch Passagieren in Nierenzellen von Meerschweinchen und in embryonalen Zellen der japanischen Wachtel entwickelt und unter anderem in der UdSSR eingesetzt Daraus wurde in Kroatien durch Passagieren in CEF Zellen der Impfstamm L Zagreb entwickelt der in Jugoslawien und Indien verwendet wurde 7 Der Urabe Impfstamm wurde zuerst in Japan zugelassen 8 und spater auch in Belgien Frankreich und Italien verwendet Der Rubini Impfstamm wurde durch uber 30 Passagen entwickelt und in der Schweiz verwendet besitzt jedoch eine geringere Impfwirkung und wird daher heute nicht mehr eingesetzt 9 Art und Gehalt der Mumpsimpfviren in den in Deutschland zugelassenen MMR bzw MMRV Impfstoffen 10 ZKID50 Zellkultur Infektionsdosis 50 Impfstoff Impfstamm DosisM M RVAXPRO Stamm Jeryl Lynn mind 12 500 ZKID50ProQuad Stamm Jeryl Lynn mind 20 000 ZKID50Priorix Tetra Stamm Jeryl Lynn mind 25 000 ZKID50Priorix Stamm Jeryl Lynn mind 5000 ZKID50Impfstamme heutiger attenuierter Mumpsviren sind z B der meistverwendete Impfstamm Jeryl Lynn sowie RIT 4385 basierend auf Jeryl Lynn Leningrad 3 L Zagreb basierend auf Leningrad 3 Hoshino Urabe AM9 und Rubini Mumpsimpfstoffe sind heutzutage ublicherweise Bestandteil der Mehrfachimpfstoffe MMR Impfstoff zusammen mit einem Masernimpfstoff und einem Rotelnimpfstoff Zulassung USA 1971 11 bzw 1980 in Deutschland 12 und MMRV Impfstoff zusatzlich mit einem Varicellaimpfstoff Zulassung USA 2005 13 bzw Deutschland 2006 12 Ursprunglich gab es auch eine Kombinationsimpfung mit Masern MM z B MM Diplovax in der Bundesrepublik Deutschland wurde diese Kombinationsimpfung 1976 14 erstmals empfohlen ab dem 2 Lebensjahr ab 1980 15 16 eine breite Anwendung ab dem 15 Lebensmonat Mittlerweile sind in Deutschland weder Mumps Einzelimpfstoffe noch MM Impfstoffe verfugbar 17 18 Die Wirksamkeit betragt nach einer einmaligen MMR Impfung etwa 64 66 nach einer 2 maligen Impfung sind etwa 83 88 der Geimpften geschutzt 18 Sollten Geimpfte an Mumps erkranken ist dort der Krankheitsverlauf leichter als im Vergleich zu nicht geimpften Personen Immunologie BearbeitenNach einer Impfung entstehen neutralisierende Antikorper die vor einer erneuten Mumpsinfektion schutzen Mumpsviren MuV sind relativ wenig variabel 19 alle Varianten gehoren zum selben Serotyp Nach einer Impfung besitzen etwa 78 der Geimpften eine Immunitat gegen das Mumpsvirus nach einer zweiten Impfung etwa 88 20 Die neutralisierenden Antikorper sind gegen die Oberflachenproteine des Mumpsvirus gerichtet 21 F1 synonym Hamagglutinin Neuraminidase HN und F2 die zusammen ein Heterodimer namens F Protein bilden Die Epitope fur neutralisierende Antikorper liegen auf dem F Protein 22 Im F Protein gibt es eine Fluchtmutation an der Position 373 die zu einer zusatzlichen Glykosylierung fuhrt ebenso kann durch Mutation an Position 323 eine Glykosylierung entfernt werden 22 Beim Impfstamm Jeryl Lynn JL5 wurden geringe Impfwirkungen auf Abweichungen in der Aminosauresequenz des F Proteins zuruckgefuhrt 23 Nebenwirkungen BearbeitenUnerwunschte Arzneimittelwirkungen bei Mumpsimpfstoffen umfassen Schmerzen an der Einstichstelle und eintagige grippeahnliche Symptome In sehr seltenen Fallen kann eine Meningitis auftreten 1 227 000 beim Impfstamm Jeryl Lynn Der Urabe Impfstamm besitzt eine hohere Wahrscheinlichkeit fur das Auftreten einer Meningitis 1 143 000 gegen 1 227 000 beim Impfstamm Jeryl Lynn 24 Es bestehen keine Sicherheitsbedenken gegen weitere MMR Impfung en bei bestehender Immunitat gegen eine der Komponenten Uberimpfen eine kombinierte Impfung fuhrt auch nicht zu vermehrten unerwunschten Wirkungen 25 Gegenanzeigen BearbeitenKontraindikationen sind Schwangerschaft und Immunsuppression Herstellung Bearbeiten nbsp Untersuchung eines embryonierten Huhnereis vor der InfektionDie Herstellung von Mumpsimpfstoffen erfolgt in infizierten embryonierten Huhnereiern mit anschliessender Virusisolierung Eine Impfdosis enthalt mehr als 103 7 bzw 5000 TCID50 an Impfviren Handelsnamen BearbeitenEin Handelsname fur Mumpsimpfstoffe war z B Mumpsvax Es gibt keinen Mumps Einzelimpfstoff mehr auf dem Markt die Mumpsimpfung ist nur noch als Kombination Masern Mumps Roteln MMR oder Masern Mumps Roteln Windpocken MMRV moglich Literatur BearbeitenD M Knipe Peter M Howley D E Griffin Hrsg Fields Virology 5 Auflage Lippincott Williams amp Wilkins Philadelphia 2007 ISBN 978 0 7817 6060 7 Einzelnachweise Bearbeiten Mumps virus vaccines In Weekly epidemiological record Band 82 Nr 7 16 Februar 2007 S 49 60 PMID 17304707 who int PDF WHO Model List of EssentialMedicines PDF In World Health Organization Oktober 2013 abgerufen am 22 April 2014 a b c Ulrich Heininger Wolfgang Jilg Mumps In Heinz Spiess Ulrich Heininger Wolfgang Jilg Hrsg Impfkompendium 8 Auflage Georg Thieme Verlag 2015 ISBN 978 3 13 498908 3 S 228 World Health Organization The Mumps Vaccine Nicht mehr online verfugbar In Immunization Vaccines and Biologicals Marz 1998 archiviert vom Original am 23 April 2006 abgerufen am 24 Mai 2006 G Amexis et al Quantitative mutant analysis of viral quasispecies by chip based matrix assisted laser desorption ionization time of flight mass spectrometry In Proc Natl Acad Sci USA Band 98 Nr 21 2001 S 12097 12102 doi 10 1073 pnas 211423298 PMID 11593021 PMC 59774 freier Volltext G Amexis et al Sequence diversity of Jeryl Lynn strain of mumps virus quantitative mutant analysis 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