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Ein Rotelnimpfstoff ist ein Lebendimpfstoff gegen Infektionen mit dem Rotelnvirus Der Rotelnimpfstoff befindet sich auf der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation 1 Inhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften 2 Immunologie 3 Impfstoffproduktion 4 Anwendung 5 Nebenwirkungen 6 Gegenanzeigen 7 Handelsnamen 8 Literatur 9 EinzelnachweiseEigenschaften BearbeitenDer Rotelnimpfstoff ist ein attenuierter Lebendimpfstoff Er basiert auf einem attenuierten Rotelnvirusstamm Impfstamm der in geeignetem Gewebe vermehrt und isoliert wird und weiteren Begleitstoffen Mogliche Impfstamme sind z B Cendehill veraltet HPV 77 veraltet Wistar RA 27 3 Takahashi Matsuura oder TO 336 2 In den USA wurden 1969 die ersten drei Rotelnimpfstoffe zugelassen 3 der von Maurice Hilleman entwickelte Impfstoff Meruvax Der damals verwendete Impfstamm HPV 77 DE 5 wurde in Entenembryonen duck embryo vermehrt und basiert auf HPV 77 High Passage Virus 77 mal passagiert 4 einem ursprunglich in Nierenzellen von Westlichen Grunmeerkatzen GMK attenuierten Impfstamm durch die Arbeit von Paul Parkman and Harry Meyer 5 der Impfstoff Rubelogen der korrespondierende Impfstamm HPV 77 DK12 wurde in Nierenzellen von Hunden dog kidney vermehrt und Cendevax dessen Impfstamm GMK 3 RK53 Cendelhill in Nierenzellen von Kaninchen rabbit kidney gezuchtet wurde GMK 3 RK53 durch die Arbeit von Abel Prinzie und Constant Huygelen 5 Nach Zulassung des monovalenten Rotelnimpfstoffes Meruvax II von MSD 1979 wurden alle oben genannten Impfstoffe wegen des besseren Sicherheits und Wirksamkeitsprofils seitens Meruvax II vom Markt genommen Er basiert auf den Impfstamm Wistar RA 27 3 der gegenuber den anderen Impfstammen eine bestandige Immunogenitat entfaltet eine Resistenz gegenuber eine Reinfektion induziert sowie eine geringe Rate an Nebenwirkungen aufweist 2 Das Rotelnvirus R des im heute verwendeten Impfstammes Wistar RA 27 3 wurde ursprunglich 1965 aus dem Gewebe eines abgetriebenen A mit Roteln infizierten Fotus isoliert 2 1964 brach eine Rotelnepidemie in den USA aus deren Ursprung 1963 in Europa lag 6 Dadurch kam es in den USA zu vielen Abtreibungen aufgrund aufgetretener Rotelnembryofetopathien das Virus wurde schliesslich aus dem 27 abgetriebenen Fotus einer dritten Gewebeprobe Nierenzellen isoliert 6 Anschliessend wurde dieser von Stanley Plotkin am Wistar Institute durch 25 Passagen in der humanen embryonalen Fibroblasten Zelllinie WI 38 nacheinander bei 35 C 33 C und schliesslich 30 C attenuiert Ein Vergleich der Aminosauresequenz der drei ausseren strukturellen Proteine das Kapsidprotein sowie die beiden Glycoproteine E1 und E2 zeigt dass sich diese beim Impfstamm Wistar RA 27 3 in insgesamt 31 Aminosauren vom Wildrotelnvirus unterscheidet 7 Mittlerweile sind die meisten Impfstoffe auf Basis des Impfstammes Wistar RA 27 3 weltweit zugelassen 8 nur in Japan bzw China verwendet man andere Impfstamme wie Matsuura TO 336 bzw BRD II 2 In Deutschland wird seit den 1980er Jahren ebenfalls der Impfstamm Wistar RA 27 3 fur die Rotelnkomponente eingesetzt 9 In Impfstoffen werden die Rotelnviren des Impfstammes Wistar RA 27 3 entweder in humanen Zelllinien wie WI 38 z B M M RVaxPro 10 ProQuad 11 oder MRC 5 z B Priorix 12 bzw Priorix Tetra 13 vermehrt Rotelnimpfstoffe sind heutzutage ublicherweise Bestandteil der MMR Zulassung USA 1971 14 bzw Deutschland 1980 15 zusammen mit einem Mumps und einem Masernimpfstoff bzw MMRV Mehrfachimpfstoffe Zulassung USA 2005 16 bzw Deutschland 2006 15 zusatzlich mit einem Varicellaimpfstoff 17 Seit 2012 ist in Deutschland kein Roteln Einzelimpfstoff mehr verfugbar 18 Immunologie BearbeitenNach einer Impfung entstehen neutralisierende Antikorper die vor einer erneuten Rotelninfektion schutzen Der Impfstoff wird meistens zweimal verabreicht Nach einer Impfung entsteht in 95 der uber 12 Monate alten Geimpften eine Immunitat nach zweimaliger Impfung sind 99 der Geimpften geschutzt 19 Mehr als 90 der Geimpften sind fur mindestens 15 Jahre immun meistens lebenslang 3 Die Serokonversion bei einem Rotelnimpfstoff alleine oder bei einem MMR oder MMRV Impfstoff sind ahnlich 3 Zwar sinkt der Spiegel der nach der Impfung gebildeten spezifischer sekretorischer Antikorper der Klasse IgA mit der Zeit ab teilweise sogar unterhalb der Nachweisgrenze Dennoch besteht auch weiterhin ein Schutz vor einer Erkrankung moglicherweise aufgrund eines immunologischen Gedachtnisses 17 Impfstoffproduktion BearbeitenHumane diploide Zellkulturen MRC 5 oder WI 38 werden mit dem Impfstamm z B Wistar RA 27 3 infiziert Bei Wistar RA 27 3 werden die Zellkulturen bei 30 C inkubiert nach 4 bis 7 Tagen wird der virushaltige Uberstand entfernt und neues Medium hinzugegeben 2 Dadurch konnen alle zwei bis drei Tage virushaltiges Medium fur mehrere Wochen gewonnen werden Vor Lyophilisierung wird dem virushaltigen Medium ein Stabilisator generell Puffersalze Saccharose oder Sorbit Glutaminsaure oder andere Aminosauren hinzugegeben nach Lyophilisierung liegt der Impfstoff hyperton vor Der Impfstoff ist recht haltbar 2 So bleibt die Wirksamkeit bei 4 C mindestens 5 Jahre bestehen Nur bei Raumtemperatur verliert der Impfstoff nach 3 Monaten seine Wirksamkeit Der Impfstoff sollte zwischen 2 und 8 C im Dunkeln gelagert werden Anwendung BearbeitenDie Impfstoffe liegen lyophilisiert vor und werden in 0 5 ml Wasseraq gelost 17 Er sollte dann innerhalb 8 Stunden appliziert werden 2 Jeder Rotelnimpfstoff enthalt mindestens 1000 ZKID50 zellkulturinfektiose Dosis 50 bzw PFU plaque forming units 2 und Begleitstoffe wie Humanalbumin und Dextran Spuren an Neomycin konnen vorhanden sein 17 Der Impfstoff wird subkutan verabreicht Studien uber andere Applikationsformen z B eine intranasale Anwendung oder uber ein Aerosol zeigen keine Uberlegenheit gegenuber der subkutanen 2 Nebenwirkungen BearbeitenUnerwunschte Arzneimittelwirkungen bei Mumpsimpfstoffen umfassen Schmerzen an der Einstichstelle und eintagige grippeahnliche Symptome Es bestehen keine Sicherheitsdenken gegen weitere MMR Impfung en bei bestehender Immunitat gegen eine der Komponenten Uberimpfen eine kombinierte Impfung fuhrt auch nicht zu vermehrten unerwunschten Wirkungen 18 20 Gegenanzeigen BearbeitenKontraindikationen sind Schwangerschaft einschliesslich 4 Wochen vor einer Schwangerschaft 21 und Immunsuppression Handelsnamen BearbeitenHandelsnamen fur Rotelnimpfstoffe sind z B Meruvax II Die seit 1969 zugelassenen Einzelimpfstoffe Meruvax I Rubelogen und Cendevax werden seit 1979 nicht mehr verwendet 3 Literatur BearbeitenD M Knipe Peter M Howley D E Griffin Hrsg Fields Virology 5 Auflage Lippincott Williams amp Wilkins Philadelphia 2007 ISBN 978 0 7817 6060 7 Einzelnachweise Bearbeiten WHO Model List of EssentialMedicines PDF In World Health Organization Oktober 2013 abgerufen am 22 April 2014 englisch a b c d e f g h i Susan E Reef Stanley A Plotkin Rubella Vaccines In Stanley A Plotkin et al Hrsg Plotkin s Vaccines 7 Auflage Elsevier Philadelphia 2017 ISBN 978 0 323 35761 6 S 979 ff doi 10 1016 B978 0 323 35761 6 00052 3 englisch a b c d Pinkbook Rubella Epidemiology of Vaccine Preventable Diseases In CDC 25 September 2019 abgerufen am 29 Mai 2020 englisch Jeanette Wilkins et al Viremia in a Recipient of HPV 77 Rubella Virus Vaccine In California Medicine Band 110 Nr 3 Marz 1969 S 224 227 PMID 5773481 PMC 1503454 freier Volltext englisch a b Susan L Plotkin Stanley A Plotkin A Short History of Vaccination In Stanley A Plotkin u a Hrsg Plotkin s Vaccines 7 Auflage Elsevier Philadelphia 2017 ISBN 978 0 323 35761 6 S 11 englisch elsevier com a b Stanley A Plotkin et al Attenuation of RA 27 3 Rubella Virus in WI 38 Human Diploid Cells In American Journal of Diseases of Children Band 118 Nr 2 1 August 1969 S 178 185 doi 10 1001 archpedi 1969 02100040180004 englisch Hira L Nakhasi et al Nucleotide sequence of capsid E2 and E1 protein genes of Rubella virus vaccine strain RA27 3 In Nucleic Acids Research Band 17 Nr 11 12 Juni 1989 S 4393 4394 doi 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