www.wikidata.de-de.nina.az
Proteinreinigung auch Proteinaufreinigung bezeichnet den Vorgang aus einem komplexen biologischen Gemisch oder einer Losung die mehrere Biomolekule enthalt eines oder mehrere Proteine anzureichern und zu reinigen Diese Anreicherung kann in mehreren aufeinanderfolgenden Reinigungsschritten unter Anwendung unterschiedlicher Reinigungsmethoden verlaufen deren Effektivitat die sinnvolle Aufeinanderfolge und deren Effizienz der Reinigungsgrad mit analytischen Methoden verfolgt und quantifiziert wird Meistens werden die Proteine per Uberexpression mit einem Expressionsvektor erzeugt Inhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften der Proteine 2 Zellaufschluss 2 1 Zellfraktionierung 2 2 Zusatze 3 Trennprinzipien 3 1 Isoelektrischer Punkt 3 2 Molekulmasse 3 3 Dichte 3 4 Polaritat 3 5 Affinitat 3 6 Loslichkeit 4 Trennverfahren 4 1 Chromatographie 4 2 Elektrophorese 4 3 Extraktion amp Fallung 4 4 Filtration 4 5 Sedimentation 4 6 Evaporation 5 Nachweisverfahren 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEigenschaften der Proteine BearbeitenProteine sind meist zwitterionische Biopolymere aus Aminosauren mit einer molaren Masse zwischen einem und 350 Kilodalton Proteinkomplexe nicht eingerechnet wobei die meisten Proteine um die 20 bis 70 Kilodalton liegen Aufgrund der Proteinfaltung nehmen sie weniger Volumen ein als Nukleinsauren oder Polysaccharide Auch konnen sekretorische Proteine durch Disulfidbrucken intramolekular quervernetzt sein Durch die Peptidbindung absorbieren Proteine ultraviolettes Licht bei einer Wellenlange von etwa 205 nm 190 nm bis 230 nm daneben absorbieren auch Phenylalanin Tyrosin und Tryptophan UV Licht bei Wellenlangen von 280 nm bis 288 nm Diese Absorption kann zur photometrischen Quantifizierung und zur Bestimmung der Reinigungsfaktoren verwendet werden Im Gegensatz zu Kohlenhydraten und Nukleinsauren kommen durch die verschiedenen enthaltenen Aminosauren manche Strukturmotive nur bei Proteinen vor z B Sulfhydryl enthaltende Cysteine Diese konnen fur eine selektive Molekulmarkierung verwendet werden Zellaufschluss Bearbeiten Hauptartikel Zellaufschluss Da aufzureinigende Proteine meistens rekombinante Proteine nach einem Zellaufschluss durch Inaktivierung Denaturierung oder Proteolyse gefahrdet sind wird eine Proteinreinigung oftmals zugig bei 4 C durchgefuhrt Wenn die biologische Aktivitat des gesuchten Proteins erhalten bleiben soll werden Pufferlosungen mit physiologischem pH Wert meist sein pK Wert 1 und isotonischer Ionenstarke meist 50 100 mM verwendet Als Puffer werden oftmals Good Puffer oder TBS Puffer verwendet Je nach folgender Verwendung werden unterschiedliche Mengen an Protein benotigt bis zu 100 mg bei einer Rontgenkristallstrukturanalyse Bei grosseren benotigten Mengen kann eine rekombinante Uberexpression durchgefuhrt werden Zellfraktionierung Bearbeiten Gelegentlich erfolgt bei eukaryotischen Zellen nach dem Zellaufschluss und vor einer Proteinreinigung eine Zellfraktionierung durch differentielle Zentrifugation um zytosolische Bestandteile und Zellkompartimente wie Zellkerne Mitochondrien und Mikrosomen voneinander zu trennen Zusatze Bearbeiten Oftmals wird ein Zellaufschluss und eine Proteinreinigung in Anwesenheit von Proteaseinhibitoren durchgefuhrt Einige Proteaseinhibitoren werden nur verwendet sofern die Funktion des aufzureinigenden Proteins nicht gemindert wird oder ein Erhalt dessen Funktion unerheblich ist da manche das Protein uber eine kovalente Bindung dauerhaft modifizieren konnen Sofern keine zweiwertigen Kationen wie Ca2 oder Mg2 als Cofaktoren fur die biologische Aktivitat notwendig sind oder eine biologische Aktivitat nicht erforderlich ist werden Chelatoren wie EDTA oder EGTA verwendet wodurch im Lysat enthaltene Metalloproteasen gehemmt werden Zur Vermeidung einer unerwunschten Ausbildung von Disulfidbrucken werden oftmals milde Reduktionsmittel zugesetzt darunter Sulfhydryle wie Mercaptoethanol Dithiothreitol oder Dithioerythritol sowie Phosphane wie Tris 2 carboxyethyl phosphin sofern keine Disulfidbrucken fur die biologische Aktivitat notwendig sind oder eine biologische Aktivitat nicht erforderlich ist Zum Abbau von Nukleinsauren wird gelegentlich die Nuklease A Serratia marcescens oder Benzonase verwendet wodurch nebenbei die Viskositat des Lysats sinkt Bei hydrophoben Proteinen wie Membranproteine kann die Verwendung von Detergenzien notwendig sein Detergenzien lassen sich oftmals schlecht entfernen und storen chromatographische Trennverfahren weshalb sie meist in Konzentrationen unterhalb ihrer CMC eingesetzt werden um keine zweite Phase einzufuhren Proteinlosungen mit physiologischem pH Wert sind anfallig fur Bakterien oder Pilzwachstum weshalb fur eine langerfristige Lagerung im flussigen Zustand Biozide wie 0 1 mM Natriumazid 0 005 Merthiolat oder Ethanol zugesetzt werden Natriumazid ist sehr giftig inaktiviert Peroxidasen wie die Meerrettichperoxidase zur Immunfarbung reagiert mit eventuell notwendigen zweiwertigen Cofaktoren und bildet mit Metallionen in trockenem Zustand explosive Metallazide Trennprinzipien BearbeitenUm Proteine zu trennen nutzt man ihre durch die Sequenz und spezifische Struktur bedingten unterschiedlichen Merkmale aus Meistens werden mehrere Methoden nacheinander durchgefuhrt die Auswahl der Methode richtet sich dabei nach den Eigenschaften des Proteins den jeweiligen Methoden abhangigen storenden Begleitsubstanzen fur anschliessende Verfahren und einer eventuell einhergehenden Denaturierung Hohere Reinigungsgrade bzw Reinigungsfaktoren eines Verfahrens ermoglichen eine geringere Anzahl an Reinigungsschritten z B bei der Tandem Affinity Purification Isoelektrischer Punkt Bearbeiten Bei der Ionenaustauschchromatographie und der isoelektrischen Fokussierung erfolgt die Trennung anhand unterschiedlicher isoelektrischer Punkte Molekulmasse Bearbeiten Bei der SDS PAGE die Molekulmasse und posttranslationale Modifikationen bei der Grossenausschlusschromatographie und bei der Zentrifugation die Molekulmasse und Konformation Dichte Bearbeiten Die isopyknische Zentrifugation separiert anhand der Dichte Polaritat Bearbeiten Die hydrophobe die Umkehrphasen und die polare Chromatographie trennen nach der Polaritat der verschiedenen exponierten polaren Aminosauren und posttranslationalen Modifikationen Affinitat Bearbeiten Die Affinitatschromatographie nutzt die Unterschiede in der Affinitat zu einem selektiven Liganden bzw in den jeweiligen Dissoziationskonstanten Loslichkeit Bearbeiten Die Fallung mit kosmotropen Salzen 1 aus der Hofmeister Reihe wasserloslichen organischen Losungsmitteln oder Temperatur beruht auf den veranderten Loslichkeiten Die Extraktion mit einem Extraktionsmittel meistens eine andere Phase oder Polyethylenglykol 1 basieren auf der Polaritat und den unterschiedlichen Loslichkeiten in einem Losungsmittel oder Detergens wie z B Mischungen von Phenol Chloroform und Isoamylalkohol mit oder ohne Chaotrope wie Guanidiniumthiocyanat 2 oder die Phasentrennung von einprozentigen m V Losungen von Triton X 114 bei 4 C 3 4 5 6 Trennverfahren BearbeitenChromatographie Bearbeiten Ionenaustauschchromatographie IEX Grossenausschlusschromatographie SEC Affinitatschromatographie Polare Chromatographie Hydrophobe Interaktionschromatographie HIC und Umkehrphasen Chromatographie RPC Elektrophorese Bearbeiten SDS PAGE BAC PAGE CTAB PAGE Nativ PAGEExtraktion amp Fallung Bearbeiten Serielle Extraktionen z B DNA Extraktion RNA Extraktion Serielle Fallungen z B Ammoniumsulfat Fallung PEG Fallung TCA Fallung Ethanolfallung HitzefallungFiltration Bearbeiten Dialyse Tangential Flow Filtration MikrofiltrationSedimentation Bearbeiten Zentrifugation Pulldown Assays MACS bead assays und Immunoprazipitation mit Hilfe von AntikorpernEvaporation Bearbeiten LyophilisationNachweisverfahren BearbeitenNach den einzelnen Etappen einer Proteinreinigung erfolgt eine Proteincharakterisierung und Quantifizierung der aufgereinigten Proteine Die Effizienz der gesamten Reinigung wird durch die Bilanz bestimmt wobei ein Reinigungsgrad als Kehrwert des Massenanteils aus der Proteinmasse oder bei Enzymen auch ein Reinigungsgrad aus den Enzymaktivitaten bestimmt werden kann z B der Quotient aus der Gesamtmasse an aufgereinigtem Protein und der Ausgangsmasse des betrachteten Proteins im Ausgangsmaterial oder der analog gebildete Quotient mit den Aktivitaten Literatur BearbeitenFriedrich Lottspeich Haralabos Zorbas Bioanalytik Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 1998 ISBN 978 3827400413 Hubert Rehm Thomas Letzel Der Experimentator Proteinbiochemie Proteomics 6 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2009 ISBN 978 3827423122 Weblinks BearbeitenVirtueller Kurs bei ChemgaPediaEinzelnachweise Bearbeiten a b J Wen S Zhao D He Y Yang Y Li S Zhu Preparation and characterization of egg yolk immunoglobulin Y specific to influenza B virus In Antiviral Res 2012 93 1 154 159 PMID 22127067 P Chomczynski N Sacchi Single step method of RNA isolation by acid guanidinium thiocyanate phenol chloroform extraction In Anal Biochem 1987 162 1 156 159 PMID 2440339 H Everberg N Gustavasson F Tjerned Enrichment of membrane proteins by partitioning in detergent polymer aqueous two phase systems In Methods Mol Biol 2008 424 403 412 PMID 18369878 P O Magalhaes A M Lopes P G Mazzola C Rangel Yagui T C Penna A Pessoa Jr Methods of endotoxin removal from biological preparations a review In J Pharm Pharm Sci 2007 10 3 388 404 PMID 17727802 M Wetterhall G Shevchenko K Artemenko M O Sjodin J Bergquist Analysis of membrane and hydrophilic proteins simultaneously derived from the mouse brain using cloud point extraction In Anal Bioanal Chem 2011 400 9 2827 2836 PMID 21553125 R A Mathias Y S Chen E A Kapp D W Greening S Mathivanan R J Simpson Triton X 114 phase separation in the isolation and purification of mouse liver microsomal membrane proteins In Methods 2011 54 4 396 406 PMID 21272644 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Proteinreinigung amp oldid 218662900