www.wikidata.de-de.nina.az
Die Ionenaustauschchromatographie IC oft auch nur Ionenchromatographie ist eine analytische Methode in der Chemie und Biologie Mit Hilfe dieses chromatographischen Verfahrens konnen Stoffe anhand ihrer Ladung getrennt werden An einer polymeren Matrix befinden sich geladene funktionelle Gruppen die reversibel Gegenionen Kationen beim Kationenaustauscher und Anionen beim Anionenaustauscher gebunden haben Eine Ionenchromatographie Arbeitsstation Inhaltsverzeichnis 1 Kurzer historischer Abriss 2 Das ionenchromatographische System 3 Die mobile Phase und der Eluent 4 Die stationare Phase und die Trennsaule 5 Der Suppressor 6 Detektor 7 Auswertung 8 Beispielanalyse 9 Literatur 10 Weblinks 11 Siehe auch 12 EinzelnachweiseKurzer historischer Abriss BearbeitenDer Ionenaustausch gehort zu den altesten in der Literatur beschriebenen Trennprozessen Als der Vorganger der Ionenaustauschchromatographie gilt die klassische Saulenchromatographie bei der die Probe in einzelne Bestandteile mehr oder weniger aufgespalten und mit Hilfe eines automatischen Fraktionssammlers aufgefangen wird Nun wurden die aufgefangenen Proben oftmals nasschemisch untersucht Das Eluensvolumen betrug oft mehrere Liter Die enorme Steigerung der Leistungsfahigkeit ist auf Hamish Small zuruckzufuhren Er entwickelte reproduzierbare Ionenaustauscherharze mit niedriger Kapazitat und hoher chromatographischer Effizienz Dies fuhrte zu einer Verminderung der Injektionsvolumina auf zehn bis 100 Mikroliter wodurch die Auflosung gesteigert werden konnte man erhalt sehr schmale Signale Wichtige Verbesserungen stellen die automatische Detektion die nun kontinuierliche Aufzeichnung der Signale ermoglicht und die Einfuhrung der Leitfahigkeits Detektion dar Das ionenchromatographische System BearbeitenMit der Pumpe wird die mobile Phase durch das gesamte System gefordert Der Einlass der zu analysierenden Probe erfolgt mit Hilfe eines Schleifeninjektors Die Probe wird zuerst injiziert und dann mit der Offnung des Ventils durch die mobile Phase zum Trennsystem befordert Injektionsvolumina von funf bis 100 Mikroliter sind typisch Der wichtigste Bestandteil des ionenchromatographischen Systems ist die analytische Trennsaule Bei den Tragermaterialien handelt es sich meist um Quarzglas beschichtet Ethylen Tetrafluorethylen ETFE Epoxidharze Divinylbenzol 1 Polymere oder Polyetheretherketon PEEK mit einer niedrigen Kapazitat an funktionellen Gruppen Der Ionenaustausch wird meist bei Raumtemperatur betrieben Der Detektor dient zum qualitativen und quantitativen Nachweis eines Analyten Da es sich um eine Relativmethode handelt muss eine Kalibrierung zur Quantifizierung erfolgen Am haufigsten wird der Leitfahigkeitsdetektor eingesetzt daneben werden noch UV VIS amperometrische und Fluoreszenz Detektoren verwendet Das System kann aber auch uber einen Ionisator mit einem Massenspektrometer gekoppelt werden Die Aufgabe des dem Leitfahigkeitsdetektor vorausgeschalteten Suppressors liegt in der Unterdruckung der Eigenleitfahigkeit des Eluenten wodurch die Nachweisgrenze des Analyten deutlich verbessert wird Durch den Suppressor wird meist der Eluent aus dem Analytstrom entfernt und verworfen Dies ist dementsprechend nur bei der Verwendung eines Leitfahigkeitsdetektors notig Die Detektoren besitzen heutzutage oft Schnittstellen so dass sie mit einem PC verbunden werden konnen Die Auswertung erfolgt in der Regel uber spezielle Chromatographiesoftware die auch die Steuerung von Pumpen Ventilen und Suppressor ubernimmt Die mobile Phase und der Eluent BearbeitenAls mobile Phase werden alle flussigen oder gelosten Substanzen die als Stoffgemisch durch das ionenchromatographische System mit Hilfe der Pumpe gelangen bezeichnet Die mobile Phase besteht in der Regel aus Analysensubstanz die zu analysierenden Ionen sind in der Abbildung mit A gekennzeichnet und dem Eluenten die Eluentionen sind mit E gekennzeichnet Die Aufgabe des Eluenten ist es die nachzuweisenden Ionen nachdem sie an der stationaren Phase ausgetauscht und gebunden wurden wieder loszulosen damit ein Nachweis dieser Ionen ermoglicht wird Fur diese Gleichgewichtsreaktion kann folgende allgemeine Formel angegeben werden y A M x x E S y y A S x x E M y displaystyle mathsf y cdot A M x x cdot E S y Leftrightarrow y cdot A S x x cdot E M y nbsp Hierbei steht A fur das Analytion E fur das Eluention S fur stationare Phase M fur mobile Phase x fur den Betrag der Ladung des Analytions und y fur den Betrag der Ladung des Eluentions Die Art der einsetzbaren Elutionsmittel hangt von der verwendeten Detektionsart ab Die Elutionsmittel fur die Leitfahigkeitsdetektion werden wie folgt untergliedert Elutionsmittel fur die Leitfahigkeitsdetektion mit chemischer Unterdruckung der Grundleitfahigkeit und Elutionsmittel fur die Leitfahigkeitsdetektion mit elektronischer Kompensation der Grundleitfahigkeit Des Weiteren mussen die Affinitaten von Eluent und Solut nachzuweisenden Ionen zur stationaren Phase in etwa gleich sein Die stationare Phase und die Trennsaule BearbeitenAls die stationare Phase bezeichnet man die ruhende Phase die in der Trennsaule als Tragermaterial dient In der Hochleistungsflussigkeitschromatographie verwendet man vor allem Ionenaustauscher auf Polymerbasis da diese im Gegensatz zu den Saulen auf Kieselgelbasis auch im alkalischen Bereich stabil sind und arbeiten Saulen die mit Tragermaterial auf Kieselgelbasis arbeiten besitzen eine etwas hohere chromatographische Effizienz sie arbeiten jedoch nur im pH Bereich von zwei bis acht Die stationaren Phasen konnen in der Anionenaustauschchromatographie nicht nur durch die Art ihres Grundgerusts unterschieden werden sondern auch durch die Porenweite und die Kapazitat des Tragermaterials Die Ionenaustausch Kapazitat ist definiert als die Zahl der Ionenaustauschergruppen pro Gewichtseinheit des Saulenfullmaterials Die Einheit ist Milliaquivalent pro Gramm Harz Je hoher die Austauschkapazitat ist desto langer ist die Retentionszeit fur das nachzuweisende Ion Durch Zugabe von zusatzlichem Elutionsmittel kann dieser Effekt teilweise wieder kompensiert werden Als Beispiel sollen hier Latex Anionenaustauscher aufgefuhrt werden welche folgende Vorteile besitzen Das Substrat ist gegenuber mechanischen Einflussen relativ resistent und es garantiert einen moderaten Ruckdruck Die Latexteilchen weisen eine geringe Grosse auf woraus eine hohe chromatographische Effizienz der Trennsaule resultiert Eine solche Trennsaule unterliegt nur geringen Schwell und Schrumpfprozessen auf Grund der Oberflachenzusammensetzung und funktionalisierung Es konnen billige Elutionsmittel verwendet werden beispielsweise Natriumhydroxidlosung Die Saulen lassen sich fur viele Trennprobleme anwenden Die Selektivitat wird von den Faktoren Hohe des Vernetzungsgrades des Latexpolymers und Art der funktionellen Gruppe am Latexpolymer beeinflusst Die Ionenaustauschkapazitat hangt von folgenden Faktoren ab Partikelgrosse des Substrats antiproportional Grosse des Latexteilchens proportional Latexbedeckungsgrad an der Substratoberflache proportional Der Suppressor BearbeitenSuppressoren werden angewendet wenn die Detektion mittels Leitfahigkeitsmessung erfolgt Ihre Aufgabe ist es die Grundleitfahigkeit des Eluenten zu vermindern deshalb erfolgt die Suppression bevor die mobile Phase in die Leitfahigkeitsmesszelle eintritt Ein Suppressor besteht im einfachsten Fall aus einer Ionenaustauschsaule in Wasserstoffform das heisst die Austauschionen sind H bzw H3O Zunachst wurden sogenannte Saulen Suppressoren eingesetzt die periodisch mit H zu beladen regenerieren waren Vor 25 Jahren wurde dieses Verfahren von kontinuierlich arbeitenden Membran Suppressoren abgelost Allerdings werden in letzter Zeit auch wieder vermehrt Saulen Suppressoren eingesetzt wobei ein System aus 3 Saulen eingesetzt wird die automatisch abwechselnd zur Suppression verwendet und regeneriert werden Die Regeneration von Suppressoren erfolgt entweder kontinuierlich durch Elektrolyse von Wasser oder diskontinuierlich durch Sauren Folgende Gleichungen sollen diesen Austauschprozess verdeutlichen der Eluent ist Natriumhydrogencarbonat NaHCO3 H a r z S O 3 H N a H C O 3 H a r z S O 3 N a C O 2 H 2 O displaystyle mathrm Harz SO 3 H NaHCO 3 longrightarrow Harz SO 3 Na CO 2 H 2 O nbsp der Eluent ist Natronlauge NaOH H a r z S O 3 H N a O H H a r z S O 3 N a H 2 O displaystyle mathrm Harz SO 3 H NaOH longrightarrow Harz SO 3 Na H 2 O nbsp Die nachzuweisenden Substanzen werden in analoger Weise in ihre korrespondierenden Sauren uberfuhrt Analysensubstanz ist Natriumchlorid NaCl H a r z S O 3 H N a C l H a r z S O 3 N a H C l displaystyle mathrm Harz SO 3 H NaCl longrightarrow Harz SO 3 Na HCl nbsp Analysensubstanz ist Natriumbromid NaBr H a r z S O 3 H N a B r H a r z S O 3 N a H B r displaystyle mathrm Harz SO 3 H NaBr longrightarrow Harz SO 3 Na HBr nbsp Aus diesen Gleichungen folgt dass nur die schwach dissoziierende Kohlensaure bzw Wasser als Reaktionsprodukt der Suppressorreaktion der Eluenten in die Leitfahigkeitsmesszelle gelangen Diese Produkte sind fast nicht elektrisch leitend Die Reaktionsprodukte der Analysensubstanzen sind im Gegensatz dazu sehr gut leitend da sie im Wasser weitgehend dissoziieren H C l H 2 O H 3 O C l displaystyle mathrm HCl H 2 O longrightarrow H 3 O Cl nbsp H B r H 2 O H 3 O B r displaystyle mathrm HBr H 2 O longrightarrow H 3 O Br nbsp Bei der Nutzung von Carbonat als Eluent kann die Grundleitfahigkeit durch Entfernen der Kohlensaure weiter verringert werden Dies kann z B durch einen zweiten Suppressor oder das Anlegen eines leichten Unterdrucks erreicht werden Detektor BearbeitenDie Detektionsarten werden in elektrochemische und spektroskopische Verfahren unterschieden Zu den elektrochemischen Verfahren gehoren Leitfahigkeitsdetektion und die amperometrische Detektion Die Wahl der Detektionsart hangt von dem Trennverfahren und dem dazu benotigten Elutionsmittel ab die Leitfahigkeitsdetektion nimmt dabei eine zentrale Stellung ein da sie universell eingesetzt werden kann Die elektrische Leitfahigkeit wird in Siemens pro Zentimeter angegeben und besitzt folgende Formel x l A R displaystyle chi frac l A cdot R nbsp mit l displaystyle l nbsp Lange des Leiters A displaystyle A nbsp Querschnitt des Leiters R displaystyle R nbsp WiderstandDie Leitfahigkeit ist proportional zur Konzentration der Ionen zur Ladungszahl der Ionen und zur Beweglichkeit der Ionen damit ist eine quantitative Analyse moglich Des Weiteren steigt die Leitfahigkeit bei Temperaturerhohung da die Temperatur jedoch konstant gehalten wird ist dieser Fakt zu vernachlassigen Von dem Detektor wird das Signal an den Computer zur Datenverarbeitung gesendet Auswertung BearbeitenDie analytische Auswertung erfolgt wie auch bei anderen Formen der Chromatographie durch Vergleich der Flachen von Peaks Im Rahmen einer Kalibrierung wird das Verhaltnis von Peakflache zu Konzentration eines gesuchten Stoffes mit Hilfe von Standardsubstanzen ermittelt Zur Identifikation mehrerer Analyten dient die Retentionszeit des Stoffes Zur quantitativen Bestimmung darf es keine Uberlagerung von Peaks unterschiedlicher Substanzen geben Dies wird entweder durch geeignete Wahl des Chromatographiesystems oder durch einen Wechsel zu einem anderen Detektionssystem gewahrleistet Beispielanalyse Bearbeiten nbsp Diese Messung wurde mit einer Kationenaustauschsaule IonPac CS18 von Dionex Sunnyvale USA vorgenommen Als Eluent diente eine wassrige Losung von Methansulfonsaure Erkennbar ist eine nahezu vollstandige Trennung aller Komponenten Am Beispiel von Lithium 1 und Trimethylamin 7 lasst sich die unterschiedliche spezifische Leitfahigkeit der Substanzen nahezu gleiche Peakhohe bei annahernd 40 fachem Konzentrationsunterschied demonstrieren Calcium 9 und Phenethylamin 16 weisen ein leichtes Tailing auf nbsp Diese Messung zeigt das Chromatogramm von Anionen in Trinkwasser Houston USA nach Addition von Chlorit Bromat und Chlorat als Eluent wurde eine wassrige Na2CO3 Losung eingesetzt Die Messung wurde mit einer Anionenaustauschsaule Metrosep A Supp 7 250 von Metrohm durchgefuhrt Erkennbar sind grosse Konzentrationsunterschiede zwischen den alltaglichen Anionen Chlorid Fluorid und Sulfat gegenuber zugesetztem Chlorit und Bromat Durch die Vergrosserung der Auflosung ist das Tailing dieser Substanzen deutlicher sichtbar Zwischen Chlorid und Nitrit besteht in diesem Fall keine Trennung auf Basislinienniveau Literatur BearbeitenHamish Small Ion Chromatography ISBN 0 306 43290 0 Joachim Weiss Handbook of Ion Chromatography Dionex Corporation ISBN 978 3527287017 Joachim Weiss Ionenchromatographie ISBN 978 3527286980 James S Fritz and Douglas T Gjerde Ion Chromatography ISBN 3527299149 P R Haddad and P E Jackson Ion Chromatography Journal of Chromatography Library ISBN 0444882324Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ionenchromatographie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ionenchromatographie Forschungszentrum Julich abgerufen am 27 Oktober 2011 Ionenaustauschchromatographie auf ChemgapediaSiehe auch BearbeitenIonenaustauscher Isoelektrischer Punkt HochleistungsflussigkeitschromatographieEinzelnachweise Bearbeiten dionex com IonPac CS18 Cation Exchange Column PDF 584 kB abgerufen am 17 November 2013 Normdaten Sachbegriff GND 4122222 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ionenaustauschchromatographie amp oldid 232198547