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Die Peptidsynthese behandelt Verfahren zur Herstellung der biochemisch wichtigen Stoffklasse der Peptide Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Alternativen 3 Verwendung 4 Geschichte 5 Literatur 6 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenDefinierte Peptide konnen nicht durch die direkte Kondensation von Aminosauren hergestellt werden Bereits bei der chemischen Reaktion von zwei verschiedenen unmodifizierten Aminosauren konnen vier verschiedene Dipeptide entstehen 1 Fur eine gezielte Synthese weiterer definierter Peptide muss deshalb sowohl die Aminogruppe der einen Aminosaure als auch die Carboxygruppe der anderen Aminosaure vorubergehend jeweils durch eine geeignete Schutzgruppe blockiert werden Ausserdem ist eine Aktivierung der Carboxygruppe erforderlich die mit der Aminogruppe der zweiten Aminosaure zur Peptidbindung reagieren soll da Carbonsauren mit Aminen gewohnlich nur unter Salzbildung reagieren und keine kovalente Bindung ausbilden Die Bildung der Peptidbindung muss unter Bedingungen erfolgen bei denen keine Racemisierung eintreten kann wenn enantiomerenreine Produkte entstehen sollen Ribosomal erzeugte Peptide und Proteine bestehen mit Ausnahme des achiralen Glycins ausschliesslich aus L Aminosauren Zum Schutz der Carboxygruppe kann beispielsweise die erste Aminosaure in Gegenwart von Schwefelsaure mit Isobuten unter Bildung des Aminosaure tert butylesters umgesetzt werden nbsp Schutz der Carboxygruppe einer Aminosaure links als tert Butylester rechts In manchen Fallen wie zum Beispiel bei Asparagin versagt diese Methode und der tert Butylester kann hier nur durch Umesterung mit Essigsaure tert butylester in Anwesenheit von starken Sauren erhalten werden 2 Zum Schutz der Aminogruppe der zweiten Aminosaure wird die Aminogruppe beispielsweise mit Chlorameisensaurebenzylester Abkurzung Z Cl oder Cbz Cl R1 Benzylgruppe Fluorenylmethyloxycarbonylchlorid Abkurzung Fmoc Cl R1 Fluorenyl 9 methylgruppe oder mit Di tert butyldicarbonat BOC Anhydrid zu den entsprechenden Urethanen umgesetzt nbsp Schutz der Aminogruppe einer Aminosaure Mitte als Urethan rechts R O ist dabei ein Fluorenyl 9 methoxy Rest oder ein Benzyloxy Rest nbsp Schutz der Aminogruppe einer Aminosaure mit der BOC Schutzgruppe rechts durch Umsetzung mit Di tert butyldicarbonat links Nach der Knupfung der Peptidbindung lasst sich der tert Butylester durch Sauren wie Trifluoressigsaure unter Abspaltung von tert Butanol hydrolysieren wobei die Carbonsaure wieder gebildet wird Die Spaltung der Urethane erfolgt entweder durch Umsetzung mit Chlorwasserstoff Eisessig Spaltung des tert Butylurethans durch eine Losung von Piperidin Spaltung von Fluorenyloxycarbonyl oder durch Hydrogenolyse Spaltung des Benzylurethans jeweils unter Freisetzung der Aminofunktion Die Aktivierung der Carboxygruppe gelingt beispielsweise uber die Umwandlung in ein Carbonsaurechlorid ein Carbonsaureazid oder einen 4 Nitrophenylester 3 Besonders haufig erfolgt die Aktivierung der Carboxygruppe durch die Anwendung von Dicyclohexylcarbodiimid DCC als Kupplungsreagenz Sehr gebrauchlich sind auch Aktivester von N Hydroxybenzotriazol HOBt 1 Hydroxy 7 azabenzotriazol oder N Hydroxysuccinimid HOSu welche entweder mit dem Kondensationsmittel N N Diisopropylcarbodiimid DIC mit 3 Ethyl 1 N N dimethyl aminopropylcarbodiimid EDCI oder mit HATU HCTU 4 TBTU Ethyl 2 cyano 2 hydroxyimino acetat Oxyma 5 COMU 6 TOMBU oder COMBU 7 hergestellt werden 8 nbsp Beispiel einer Peptidkupplung mit Aktiv EsterEine elegante Methode zur Peptidsynthese ist die Festphasensynthese nach Merrifield Bei der Peptidsynthese werden nach jedem Synthesezyklus die ungekoppelten Peptide mit Acetanhydrid acetyliert englisch capping bekappen damit sie auch nicht in folgenden Zyklen koppeln weil sie sonst einen Zyklus ausgesetzt hatten und fehlerhaft waren Als Festphase werden meistens Polystyrol PS Polyamid Polyethylenglykol PEG oder PEG modifiziertes PS verwendet Die Produkte einer Peptidsynthese werden meistens anschliessend gereinigt z B per Fallung oder per HPLC Durch Verwendung eines weiteren polymerisierbaren Molekuls im letzten Kopplungsschritt der Peptidsynthese konnen nach einer anschliessenden Polymerisation die korrekt synthetisierten Peptide von den fehlerhaften und acetylierten Kopplungsprodukten abgetrennt werden 9 Da die Ausbeute mit jeder gekoppelten Aminosaure sinkt werden Proteine mit einer Lange von mehr als 70 Aminosauren oftmals durch eine Proteinligation aus zwei oder mehreren Peptiden erzeugt Alternativen BearbeitenEine alternative Methode zur Peptidsynthese ist die Bailey Peptid Synthese Sie basiert auf der Verwendung von NCAs als Edukte 10 Eine aktivierte Carboxygruppe lasst sich ebenfalls uber die N Carbonsaureanhydrid Methode in Form von a Aminosaure N carboxyanhydriden NCAs oder Leuchs schen Anhydriden darstellen 11 12 Verwendung BearbeitenSynthetische Peptide dienen als Inhibitoren oder Substrate von Enzymen oder dienen als Antigene in der Immunologie Geschichte BearbeitenDie erste Peptidsynthese erfolgte durch den Nobelpreistrager Emil Fischer der von 1902 bis 1907 etwa 100 Peptide herstellte 13 14 von denen das langste aus 17 Aminosauren bestand 15 In spateren Jahren verbesserte sein Schuler Emil Abderhalden die Peptidsynthese bedeutend 16 Das erste erzeugte Peptid mit Hormonwirkung war Oxytocin ein zyklisches Nonapeptid das 1954 von Vincent du Vigneaud synthetisiert wurde 17 1955 erhielt er den Nobelpreis fur Chemie fur seine Arbeiten uber die biochemisch bedeutsamen Schwefelverbindungen insbesondere fur die erste Synthese eines Polypeptidhormons Oxytocin 18 Die ersten Synthesen von Insulin erfolgten in den Jahren 1963 bis 1966 durch Helmut Zahn Y Wang und Panayotis Katsoyannis 19 Die erste Festphasensynthese von Peptiden auf festen Polymeren als Substrate wurde 1966 von Bruce Merrifield und Arnold Marglin mit der Merrifield Synthese am Beispiel von Insulin durchgefuhrt 20 Dadurch stieg die Ausbeute pro Reaktionszyklus von 90 auf 99 5 und die Nebenreaktionsprodukte und Edukte konnten einfach durch Waschen entfernt werden wodurch auch langere Peptide mit akzeptabler Ausbeute erzeugt werden konnten 21 1984 erhielt er den Nobelpreis fur Chemie fur seine Entwicklung der Methodik zur chemischen Synthese auf einer festen Matrix 21 Literatur BearbeitenW C Chan P D White Fmoc Solid Phase Peptide Synthesis Reprint 2004 Oxford University Press ISBN 0 19 963724 5 Einzelnachweise Bearbeiten Siegfried Hauptmann Organische Chemie Harri Deutsch 1985 ISBN 3 87144 902 4 S 661 Emil Taschner Andrzej Chimiak Jan F Biernat Czeslaw Wasielewski Teresa Sokolowska Neue Veresterungsmethoden in der Peptidchemie IX Darstellung der w Tert Butylester von Carbobenzoxy glutaminsaure und asparaginsaure und ihre Verwendung zu Synthesen von a Dipeptiden In Justus Liebigs Annalen der Chemie 1963 663 188 193 doi 10 1002 jlac 19636630127 Hans Beyer und Wolfgang Walter Organische Chemie S Hirzel Stuttgart 1984 ISBN 3 7776 0406 2 S 791 794 C U Hjorringgaard A Brust P F Alewood Evaluation of COMU as a coupling reagent for in situ neutralization Boc solid phase peptide synthesis In Journal of peptide science an official publication of the European Peptide Society Band 18 Nummer 3 Marz 2012 S 199 207 doi 10 1002 psc 1438 PMID 22252935 R Subiros Funosas R Prohens R Barbas A El Faham F Albericio Oxyma an efficient additive for peptide synthesis to replace the benzotriazole based HOBt and HOAt with a lower risk of explosion In Chemistry Band 15 Nummer 37 September 2009 S 9394 9403 doi 10 1002 chem 200900614 PMID 19575348 R Subiros Funosas L Nieto Rodriguez K J Jensen F Albericio COMU scope and limitations of the latest innovation in peptide acyl transfer reagents In Journal of peptide science an official publication of the European Peptide Society Band 19 Nummer 7 Juli 2013 ISSN 1099 1387 S 408 414 doi 10 1002 psc 2517 PMID 23712932 Y E Jad S N Khattab B G de la Torre T Govender H G Kruger A El Faham F Albericio TOMBU and COMBU as Novel Uronium type peptide coupling reagents derived from Oxyma B In Molecules Band 19 Nummer 11 2014 S 18953 18965 doi 10 3390 molecules191118953 PMID 25412042 A El Faham F Albericio Peptide coupling reagents more than a letter soup PDF 7 3 MB In Chemical Reviews Band 111 Nummer 11 November 2011 S 6557 6602 doi 10 1021 cr100048w PMID 21866984 M Zhang D Pokharel S Fang Purification of Synthetic Peptides Using a Catching Full Length Sequence by Polymerization Approach In Organic letters Februar 2014 doi 10 1021 ol403426u PMID 24527740 Daniel Zerong Wang Comprehensive Organic Name Reactions and Reagents Band 1 John Wiley amp Sons Hoboken NJ 2009 ISBN 978 0 471 70450 8 S 156 159 englisch Hans Dieter Jakubke Hans Jeschkeit Aminosauren Peptide Proteine Verlag Chemie Weinheim 1982 ISBN 3 527 25892 2 S 164 166 Hans Rytger Kricheldorf a Aminoacid N Carboxy Anhydrides and Related Heterocycles Syntheses Properties Peptide Synthesis Polymerization Springer Verlag Berlin Heidelberg 1987 S 1 4 doi 10 1007 978 3 642 71586 0 ISBN 978 3 642 71588 4 Druck ISBN 978 3 642 71586 0 Online Ber d Deut Chem Ges 36 1903 S 3982 Ber d Deut Chem Ges 37 1904 S 2486 Ber d Deut Chem Ges 40 1907 S 1755 1764 Ber d Deut Chem Ges 1931 64 S 2070 Vincent du Vigneaud Charlotte Ressler John M Swan Carleton W Roberts Panayotis G Katsoyannis The Synthesis of Oxytocin In Journal of the American Chemical Society 76 1954 S 3115 doi 10 1021 ja01641a004 Informationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 1955 an Vincent du Vigneaud englisch Arnold Marglin Insulin and solid phase synthesis 1964 1970 In Biopolymers 90 2008 S 200 doi 10 1002 bip 20912 A Marglin R B Merrifield The synthesis of bovine insulin by the solid phase method In Journal of the American Chemical Society Band 88 Nummer 21 November 1966 S 5051 5052 PMID 5978833 a b Informationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 1984 an Robert Bruce Merrifield englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Peptidsynthese amp oldid 230431029