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Dieser Artikel beschreibt das grosstenteils inaktive Biomolekul Das oft als Cortison abgekurzte Hydrocortison steht unter seinem systematischen Namen Cortisol Cortison von lateinisch cortex Rinde Schreibweise auch Kortison ist ein Steroidhormon das um 1935 in der Nebennierenrinde des Menschen gefunden wurde und auch synthetisch hergestellt werden kann Cortison ist die durch Oxidation inaktivierte Form des Glucocorticoids Cortisol das im Kohlenhydrathaushalt dem Fettstoffwechsel und dem Proteinumsatz Bedeutung besitzt Zu Therapiezwecken wurde der Essigsaureester Cortisonacetat eingesetzt 2 Umgangssprachlich werden Glucocorticoide 4 Medikamente mit Cortisolwirkung vor allem Prednisolon und Dexamethason haufig als Cortison bezeichnet Wenn von den Nebenwirkungen von Cortison die Rede ist geht es um die Nebenwirkungen der Glucocorticoide StrukturformelAllgemeinesFreiname CortisonAndere Namen 11 Dehydro 17 hydroxycorticosteron IUPAC 11 Dehydro 17 hydroxycorticosteron 21 acetat Cortisonacetat Summenformel C21H28O5 Cortison C23H30O6 Cortisonacetat Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 53 06 5 Cortison 50 04 4 Cortisonacetat EG Nummer 200 162 4ECHA InfoCard 100 000 149PubChem 222786ChemSpider 193441DrugBank DB14681Wikidata Q423185ArzneistoffangabenATC Code H02AB10Wirkstoffklasse GlucocorticoideEigenschaftenMolare Masse 360 45 g mol 1 Cortison 402 5 g mol 1 Cortisonacetat Schmelzpunkt 222 C Cortison 1 235 C Cortisonacetat 2 Siedepunkt Zersetzung ab 240 C 2 Loslichkeit sehr schwer in Wasser Cortison 280 mg l 1 bei 25 C 1 SicherheitshinweiseBitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht fur Arzneimittel Medizinprodukte Kosmetika Lebensmittel und Futtermittel beachtenGHS Gefahrstoffkennzeichnung 3 keine GHS PiktogrammeH und P Satze H keine H SatzeP keine P Satze 3 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Inhaltsverzeichnis 1 Entdeckungsgeschichte 2 Physiologische Wirkung 3 Therapeutische Anwendung 3 1 Einsatzgebiet 3 2 Pharmakologische Eigenschaften 3 3 Nebenwirkungen 3 4 Handelspraparate 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseEntdeckungsgeschichte Bearbeiten1929 30 wurde entdeckt dass Tiere denen man die Nebenniere entfernt hatte am Leben blieben wenn ihnen Extrakte aus der Nebennierenrinde verabreicht werden 5 Cortison wurde in den Jahren 1935 1940 von verschiedenen Arbeitsgruppen aus tierischen Nebennierenrinden isoliert und unterschiedlich bezeichnet als compound F von Oskar Wintersteiner als Substanz Fa durch Tadeus Reichstein und als compound E von der Arbeitsgruppe um Edward Calvin Kendall Die hydrierte Form Cortisol oder Hydrocortison wurde 1937 38 von Reichstein hergestellt Spater stellte sich heraus dass Cortison ein Oxidationsprodukt des eigentlichen Hormons Cortisol ist Die Partialsynthese von Cortison aus Desoxycholsaure gelang zuerst wahrend des Zweiten Weltkriegs Lewis Hastings Sarett bei Merck amp Co 6 Der Mediziner Philip Hench injizierte im Jahr 1948 erstmals einer Patientin mit schwerem Rheuma Cortison die daraufhin schmerzfrei war 5 Zwei Jahre spater erhielten Kendall Reichstein und Hench gemeinsam fur ihre Entdeckungen bei den Hormonen der Nebennierenrinde ihrer Struktur und ihrer biologischen Wirkungen den Nobelpreis fur Medizin Im Jahr 1951 fand Robert Woodward erstmals einen Weg fur die Totalsynthese von Cortison Physiologische Wirkung BearbeitenCortison selbst besitzt keinerlei Wirkung auf den Organismus da es weder an den Glucocorticoid Rezeptor noch an den Mineralocorticoid Rezeptor bindet Deshalb ist eine topische Anwendung zum Beispiel auf der Haut nicht sinnvoll In der Lokaltherapie kommen statt Cortison Corticosteroide zum Einsatz die nicht metabolisiert werden mussen um biologisch aktiv zu sein 7 Bei peroraler oder intravenoser Aufnahme wird Cortison durch das Enzym 11b Hydroxysteroid Dehydrogenase 1 in der Leber zu Cortisol umgewandelt das die eigentliche Wirkung zeigt siehe Cortisolwirkung 8 Therapeutische Anwendung BearbeitenZu Therapiezwecken ist der synthetisch hergestellte Resorptionsester Cortisonacetat geeignet da er nach oraler Verabreichung schnell resorbiert wird Nach der Hydrolyse zu Cortison wird in der Leber das biologisch aktive Cortisol gebildet Einsatzgebiet Bearbeiten Cortisonacetat ist fur die systemische Aufnahme in Form von Tabletten vorgesehen Der Wirkstoff kann verwendet werden um einen Mangel an korpereigenem Cortisol wie er bei der primaren Nebennierenrindeninsuffizienz auftritt auszugleichen Substitutionstherapie 9 Heute werden fur solche Therapiezwecke allerdings andere Glucocorticoide eingesetzt zum Beispiel Hydrocortison Cortisol und Prednisolon 9 Pharmakologische Eigenschaften Bearbeiten Cortisonacetat verfugt uber glucocorticoide und mineralocorticoide Eigenschaften Letztere sind ausgepragter als bei anderen neueren synthetischen Steroiden Die Bioverfugbarkeit von Cortisol aus Cortisonacetat entspricht etwa 80 einer vergleichbaren oral verabreichten Cortisol Dosis 10 Die Wirkungsdauer betragt etwa acht bis zwolf Stunden womit Cortison acetat ein kurzwirksames Glucocorticoid ist Die Halbwertszeit im Blutplasma liegt bei etwa einer Stunde 8 Nebenwirkungen Bearbeiten Bei Substitutionstherapie mit physiologisch angepassten Dosen wie nach Indikation vorgesehen sind keine Nebenwirkungen zu erwarten 11 Nach Uberdosierung uber einen langeren Zeitraum konnen sich Symptome eines Cushing Syndroms einstellen die sich in Muskelschwache oder Muskelschwund Cortisonmyopathie Osteoporose aseptischen Knochennekrosen Kopf des Oberarm und Oberschenkelknochens Dehnungsstreifen Striae rubrae verzogerter Wundheilung Steroidakne punktformigen Hautblutungen Petechien Blutergussen Steigerung des Augeninnendrucks Glaukom Linsentrubung Grauer Star Hemmung der Magenschleimproduktion in seltenen Fallen lang anhaltendem Schluckauf erhohtem Blutzuckerspiegel Zuckerkrankheit Diabetes mellitus Wassereinlagerung im Gewebe Vollmondgesicht vermehrter Kaliumausscheidung Wachstumsstorungen bei Kindern Storungen der Sexualhormonsekretion Ausbleiben der Menstruationsblutung abnormem Haarwuchs Impotenz Stiernacken Blutbildveranderungen Leukozytose Lymphopenie Eosinopenie Polyglobulie Erhohung des Infektrisikos und Immunschwache aussern Kurzfristige hochdosierte systemische Anwendung Bei kurzfristiger hochdosierter systemischer Anwendung konnen vor allem neuropsychiatrische Symptome auftreten wie Konvulsionen Schwindel Kopfschmerzen Schlaflosigkeit Euphorie Depressionen und Psychosen Daruber hinaus kann diese Anwendung zur Manifestation einer latenten Epilepsie fuhren Handelspraparate Bearbeiten Nach Herstellerangaben wurde im Jahre 2008 das letzte auf dem deutschen Markt verfugbare Fertigpraparat Cortison CIBA wegen Qualitatsproblemen des Zulieferers vom Markt genommen 12 Literatur BearbeitenLea Haller Cortison Geschichte eines Hormons 1900 1955 13 Chronos Zurich 2012 ISBN 978 3 0340 1115 0 Hanns Kaiser Norbert Klinkenberg Cortison Die Geschichte eines Medikaments Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1988 ISBN 978 3 534 80037 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Cortison Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Cortison die Wunderdroge gegen Rheuma kraniopharyngeom de Warum muss Cortison ausgeschlichen werden rheuma online de Einfuhrung zu Cortison allgemein und Cortison in der Rheuma TherapieEinzelnachweise Bearbeiten a b Eintrag zu Cortisone in der ChemIDplus Datenbank der United States National Library of Medicine NLM abgerufen am 14 Juli 2021 Seite nicht mehr abrufbar Inhalt nun verfugbar via PubChem ID 222786 a b c A W Frahm H H J Hager F v Bruchhausen M Albinus H Hager Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis Folgeband 4 Stoffe A K Birkhauser 1999 ISBN 978 3 540 52688 9 S 1099 a b Datenblatt Cortisone 98 bei Sigma Aldrich abgerufen am 14 September 2011 PDF Gemeint sind kunstliche Glucocorticoide a b Peter Dilg Cortison In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 275 Arthur A Patchett Lewis Hastings Sarett 1917 1999 PDF 156 kB In Biographical Memoirs Vol 81 2002 The National Academy Press Washington DC Florian Horn Biochemie des Menschen Das Lehrbuch fur das Medizinstudium 3 Auflage Thieme Verlag 2005 S 371 ISBN 3 13 130883 4 a b Eintrag zu Cortison bei Vetpharm abgerufen am 23 Juni 2012 a b K Hardtke et al Hrsg Kommentar zum Europaischen Arzneibuch Ph Eur 4 0 Cortisonacetat Loseblattsammlung 18 Lieferung 2004 Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart V J Heazelwood J P Galligan G R Cannell F Bochner R H Mortimer Plasma cortisol delivery from oral cortisol and cortisone acetate relative bioavailability In Br J Clin Pharmacol 17 1 1984 S 55 59 PMC 1463287 freier Volltext Fachinformation zu Cortison Ciba Wichtige Information In Glandula Novartis Pharma GmbH Heft 01 08 S 23 glandula online de PDF 2 4 MB Rezensionen bei Perlentaucher Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Normdaten Sachbegriff GND 4131407 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Cortison amp oldid 236609797