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Makrophagen Abk MF von altgriechisch makros makros deutsch gross und altgriechisch fageῖn phagein deutsch essen Riesenfresszelle 1 zahlen zu den Fresszellen Phagozyten und sind Leukozyten weisse Blutkorperchen gehoren also zu den Zellen des Immunsystems Sie dienen der Beseitigung von Mikroorganismen durch Phagozytose und stellen stammesgeschichtlich phylogenetisch die vermutlich altesten Teile der angeborenen Immunabwehr dar So sind makrophagenartige Zellen in der Taufliege Drosophila und sogar in Pflanzen identifiziert worden 2 Ein Makrophage einer Maus mit zwei Ausstulpungen Pseudopodien die korperfremde Partikel umfliessen und diese zwecks Zerstorung aufnehmen Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung und Vorkommen 2 Funktion 3 Beteiligung an Krankheitssymptomen 4 Entdeckungsgeschichte 5 Immunophanotyp 5 1 M1 und M2 Makrophagen 5 2 Identifikation 5 3 Klinische Relevanz 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksEntwicklung und Vorkommen BearbeitenEs wird zwischen zwei Arten von Makrophagen aufgrund ihrer entwicklungsbiologischen Herkunft unterschieden Im Knochenmark entwickeln sich Monozyten und wandern in die Blutgefasse in denen sie im Blutstrom durch den Korper zirkulieren Kommen sie wahrenddessen in Kontakt mit Infektionen sind sie wie neutrophile Granulozyten in der Lage verstarkt in das betroffene Gewebe einzuwandern Dort differenzieren sie unter Einfluss von Cytokinen und Erreger Substanzen in Makrophagen Diese Makrophagen sind jedoch nur kurzlebig und mussen standig durch neue Knochenmarkszellen ersetzt werden Je nach Stimulierung konnen sie verschiedene Formen annehmen Einige verkleinern stark ihr Cytoplasma und werden dann Epitheloidzellen genannt wegen ihrer Ahnlichkeit zu epithelialen Zellen Aktivierte Makrophagen konnen auch fusionieren und mehrkernige Riesenzellen bilden um grossere Fremdkorper durch Phagozytose zu umschliessen und zu verdauen Des Weiteren finden sich Makrophagen in der Muttermilch in der sie der Sekretion des Enzyms Lysozym und immunstimulatorischer Substanzen dienen Unter Normalbedingungen werden keine Monozyten ins Gewebe rekrutiert um in Makrophagen zu differenzieren Es gibt aber in allen Organen residente Makrophagen Um ihre Lokalisierung in verschiedenen Geweben zu beschreiben wurden ihnen spezielle Bezeichnungen gegeben So heissen sie im Gehirn Mikroglia in der Leber Kupffer Sternzellen in der Lunge Alveolarmakrophagen mehrkernig und im Knochen vorkommend Osteoklasten im Knorpelgewebe Chondroklasten im Bindegewebe Histiozyten im Glaskorper des Auges Hyalozyten und in der Plazenta Hofbauerzellen Die meisten dieser residenten Makrophagen entwickeln sich jedoch nicht im Knochenmark sondern entstehen in der pranatalen Phase im Dottersack des Embryos sind langlebig und werden unabhangig von Stammzellen aus dem Knochenmark erhalten Die Bezeichnung kann auch nach dem investierten Material erfolgen dann nennt man sie z B Lipophagen fetthaltig z B Schaumzellen in atherosklerotischen Plaques oder bei Fettgewebsnekrosen Muziphagen schleimhaltig z B in Speicheldrusenzysten oder Siderophagen eisen bzw hamosiderinhaltig z B nach Blutungen oder als Herzfehlerzellen in der Lunge Funktion Bearbeiten nbsp Phagozytose bei Makrophagen a Aufnahme durch Phagozytose ein Phagosom wird gebildet b Die Vereinigung von Phagosom und Lysosom bildet ein Phagolysosom Der Krankheitserreger wird dann durch Enzyme aufgelost c Aufgelostes Material wird ausgeschieden oder assimiliert Zeichenerklarung 1 Krankheitserreger 2 Phagosom 3 Lysosom 4 Reststoffe 5 Zytoplasma 6 ZellmembranKorperfremde Proteine oder Glycoproteine wie etwa auf Oberflachen von Viren und Bakterien werden im Gewebe von Makrophagen erkannt In einem Phagocytose genannten Prozess werden die Mikroorganismen aufgenommen oder aktiv umflossen und teilweise intrazellular zerkleinert Gleichzeitig werden durch auf diese Art aktivierte Makrophagen und neutrophile Granulozyten chemische Lockstoffe Chemokine freigesetzt die weitere Zellen ihrer Art aus dem Blutstrom rekrutieren Freigesetzte Cytokine sorgen zugleich fur eine lokale Entzundung Die Bestandteile des zuvor aufgenommenen Erregers werden anschliessend an die Zelloberflache des Makrophagen transportiert und mit ihr durch ein MHC II Molekul verbunden Die Antigenprasentation erlaubt die Aktivierung von Zellen der erworbenen Immunabwehr T Helfer Zellen Diese wiederum geben nun an die Makrophagen ein Signal zur Zerstorung der zuvor aufgenommenen Erreger zuruck Im Gegensatz zu den dendritischen Zellen sind aktivierte Makrophagen nur begrenzt fahig naive also noch nicht mit einem Antigen in Kontakt gekommene T Zellen zu aktivieren Makrophagen besonders solche in sekundaren lymphatischen Organen tragen aber dazu bei dass sich T Zellen stark vermehren und in handelnde Effektor T Zellen und Gedachtnis T Zellen differenzieren 3 Neben dieser Aktivierung der erworbenen Immunabwehr beseitigen Makrophagen auch gealterte zerstorte sowie apoptotische korpereigene Zellen Nach einer erfolgreich bekampften Infektion sind Makrophagen an Heilungsprozessen beteiligt indem sie die Narbenbildung Granulationsgewebe und die Neubildung von Blutgefassen Angiogenese fordern Makrophagen konnen auch direkt an der Funktion eines Organs beteiligt sein Im Bindegewebe des Hodens beispielsweise sezernieren sie 25 Hydroxy Cholesterin eine Substanz die von benachbarten Leydig Zellen aufgenommen wird und dort der Synthese von Testosteron dient Im Falle einer Entzundung des Hodens nehmen die Makrophagen ihre immunologische Aufgabe wahr und stehen nicht mehr fur die Unterstutzung der Testosteron Bildung zur Verfugung Dies fuhrt zur Unfruchtbarkeit Beteiligung an Krankheitssymptomen Bearbeiten source source source source source source source track Video Makrophagen Typ M1 bei der Entstehungsphase einer Entzundung source source source source source source track track Video Makrophagen Typ M2 in der Abklingphase einer EntzundungIm Falle einer Tuberkulose nehmen Makrophagen gemass ihrer Funktion den Erreger meist Mycobacterium tuberculosis auf Im Gegensatz zu anderen Bakterien vermogen die Tuberkuloseerreger jedoch aufgrund der wachsartigen Beschaffenheit ihrer Zellwand innerhalb der Makrophagen zu uberleben Trotzdem werden aus dem Blut weitere Monozyten rekrutiert die sich in Epitheloidzellen umwandeln und zusammenlagern Diese durch ihren katzenzungenartigen Zellkern auffallenden Makrophagen Abkommlinge bilden einen Schutzwall in dessen Zentrum die befallenen Zellen absterben Das von Epitheloidzellen umschlossene Gebilde von bis zu 1 mm Durchmesser wird als Granulom bezeichnet Die Epitheloidzellen konnen ausserdem zu mehrkernigen Langhans Riesenzellen fusionieren die jedoch nicht mit den Langerhans Zellen der Epidermis zu verwechseln sind Bei Fettstoffwechselstorungen Fettsucht und Krankheiten wie dem Niemann Pick Syndrom oder dem Alport Syndrom konnen Makrophagen ein Ubermass an Lipiden aufnehmen und werden dann Schaumzellen genannt Im Blutstrom spielt diese Form eine Rolle bei der Entstehung der Arteriosklerose Bei herzkranken Patienten kann es zu einem Blutstau in den Lungen kommen was dort eine Akkumulation von Hamosiderin zur Folge hat Die ortlichen Alveolarmakrophagen nehmen diesen Eisen Protein Komplex auf Diese Zellen und ihre Fracht sind bei entsprechenden Patienten in ausgehusteten Absonderungen der Atemwegsschleimhaute nachweisbar Sie konnen so auch als diagnostische Hilfsmittel dienen was diesen Makrophagen die Bezeichnung Herzfehlerzellen eintrug Eine weitere Sonderform der Bindegewebs Makrophagen sind die Anitschkow Zellen die bei der Bildung des Rheumatischen Granuloms beteiligt sind Dieses Gebilde wird auch als Aschoff Knotchen bezeichnet Entdeckungsgeschichte BearbeitenAuf Rudolf Virchows Vorschlag basierend beschrieb Kranid Slavjanski 1863 erstmals dass er in Lungenblaschen von Kaninchen in deren Luftrohre er zuvor eine Zinnober Losung traufelte Zellen fand welche den Character weisser Blutkorperchen hatten und stellenweise auch Zinnober enthielten Entgegen vorheriger Theorien schloss er aus seinen Experimenten dass diese Zellen nicht als metamorphosierte Alveolarepithelien also der Lungen Schleimhaut entstammend zu sehen seien Es liege auf der Hand sie als weisse Blutzellen anzunehmen welche aus den Gefassen herauswandern 4 Nach heutigen Kenntnissen beschrieb er somit nicht nur die ersten verzehrenden Alveolar Makrophagen sondern auch ihre Fahigkeit aus dem Blutgefasssystem in Organe einzuwandern Erst Ilja Metschnikow beschrieb 1880 das Prinzip der Phagozytose Basierend auf seiner Untersuchung phagozytierender Zellen in Seesternen pragte er den Begriff Makrophage und erkannte deren Bedeutung fur das Immunsystem 5 Fur diese und weitere Leistungen bei der Beschreibung der zellularen Immunabwehr erhielt Metschnikow zusammen mit Paul Ehrlich im Jahr 1908 den Nobelpreis fur Physiologie und Medizin 6 In der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts wurde vermehrt die Funktion der festen Gewebe Makrophagen Histiozyten beschrieben Darauf aufbauend definierten Ludwig Aschoff und andere Wissenschaftler das Prinzip des Retikuloendothelialen Systems RES welches in den spaten 1960er Jahren unter dem Namen Mononuklear phagozytierendes System erweitert wurde 7 Verglichen mit anderen Zellen erwies sich in den Folgejahren die Untersuchung der Zellbiologie von Makrophagen als schwierig Erst ab Mitte der 1980er Jahre wurden neue Erkenntnisse uber die Bedeutung von Makrophagen gewonnen So wurde durch Makrophagen nach LPS Kontakt ein von ihnen produziertes und bis dahin unbekanntes Zytokin entdeckt der Tumornekrosefaktor 8 Auch durch die Entdeckung Makrophagen spezifischer Wachstumsfaktoren wie M CSF zu dieser Zeit wurden neue Einblicke in die Zell Differenzierung von Monozyten zu Makrophagen gewonnen 9 In den 1990er Jahren wurden vermehrt Oberflachenmarker verwendet um Subpopulationen von Makrophagen in verschiedenen Geweben zu lokalisieren 10 Auf diese Weise konnten bisherige Definitionen von Gewebe spezifischen Makrophagen gefestigt werden Immunophanotyp BearbeitenM1 und M2 Makrophagen Bearbeiten Makrophagen kommen in den meisten Geweben des Korpers vor Durch Polarisierung entstehen verschiedene Subpopulationen die spezifische Funktionen erfullen Die wichtigsten Subtypen von Makrophagen sind M1 und M2 Makrophagen 11 M1 Makrophagen entstehen insbesondere nach Kontakt mit Bakterien LPS und fordern durch die Ausschuttung von IL 6 und Tumornekrosefaktoren die Entstehung und Aufrechterhaltung einer Entzundung 12 Sie sind also pro inflammatorisch Demgegenuber entstehen M2 Makrophagen insbesondere nach Kontakt mit IL 4 und wirken anti inflammatorisch 13 Sie unterdrucken die Entzundungsreaktion und fordern korpereigene Reparaturprozesse Zu Beginn einer Infektion entstehen deshalb zunachst vor allem M1 Makrophagen um zur Immunabwehr beizutragen Spater werden dann zunehmend M2 Makrophagen polarisiert um eine uberschiessende Immunantwort zu verhindern und nach erfolgreicher Abwehr der Infektion zur Regeneration des Gewebes beizutragen Identifikation Bearbeiten Eine Unterscheidung zwischen diesen beiden Subpopulationen ist anhand ihrer Oberflachenmolekule moglich M1 Makrophagen besitzen an ihrer Oberflache folgende Marker CD80 CD86 CD16 32 Demgegenuber besitzen M2 Makrophagen an ihrer Oberflache Arginase 1 CD206 Mannose Rezeptor Klinische Relevanz Bearbeiten Die Unterscheidung zwischen M1 und M2 Makrophagen ist insbesondere in der Krebs Forschung relevant Tumoren rekrutieren Makrophagen und polarisieren sie zu M2 Makrophagen Diese Makrophagen werden dann als Tumor assoziierte Makrophagen TAM bezeichnet 14 Durch Ausschuttung anti inflammatorischer Mediatoren wie beispielsweise IL 10 hindern sie das Immunsystem daran den Tumor anzugreifen Verschiedene Strategien zur therapeutischen Einflussnahme auf diesen Prozess werden erforscht 15 Literatur BearbeitenAbul K Abbas Andrew Lichtman Molecular and Cellular Immunology 5 Auflage Saunders 2005 ISBN 1 416 02389 5 Abul K Abbas Andrew Lichtman Nelson Fausto Robbins Pathologic Basis of Disease 7 Auflage Saunders 2004 ISBN 0 7216 0187 1 Herbert Hof Rudiger Dorries Medizinische Mikrobiologie 3 Auflage Thieme 2005 ISBN 3 13 125313 4 T Gui A Shimokado u a Diverse roles of macrophages in atherosclerosis from inflammatory biology to biomarker discovery In Mediators of inflammation Band 2012 2012 S 693083 ISSN 1466 1861 doi 10 1155 2012 693083 PMID 22577254 PMC 3337637 freier Volltext Review Einzelnachweise Bearbeiten Wilhelm Gemoll Griechisch Deutsches Schul und Handworterbuch Munchen Wien 1965 Abul K Abbas Andrew Lichtman Shiv Pillai Cellular and Molecular Immunology 6 Auflage Saunders Elsevier 2007 S 30 K M Murphy u a Janeway Immunologie 7 Auflage Spektrum Akademischer Verlag 2009 ISBN 978 3 8274 2047 3 insbesondere Kapitel 2 und 8 Kranid Slavjanski Experimentelle Beitrage zur Pneumonokoniosis Lehre In Wurzburger Medicinische Zeitschrift Band IV 1863 E Metchnikoff Uber die intracellulare Verdauung bei Coelenteraten In Zoologischer Anzeiger 3 1880 S 261 263 Presentation Speech by Professor the Count K A H Morner Rector of the Royal Caroline Institute on December 10 1908 Laudatoren Rede R van Furth Cells of the mononuclear phagocyte system Nomenclature in terms of sites and conditions In Mononuclear Phagocytes Functional aspects Part I Martinus Nijhoff The Hague 1980 S 1 30 B Beutler J Mahoney N Le Trang P Pekala A Cerami Purification of cachectin a lipoprotein lipase suppressing hormone secreted by endotoxin induced RAW 264 7 cells In J Exp Med 161 5 1 Mai 1985 S 984 995 PMID 3872925 V Chitu E R Stanley Colony stimulating factor 1 in immunity and inflammation In Curr Opin Immunol 18 1 Februar 2006 S 39 48 PMID 16337366 S Gordon L Lawson S Rabinowitz P R Crocker L Morris V H Perry Antigen markers of macrophage differentiation in murine tissues In Curr Top Microbiol Immunol 181 1992 S 1 37 PMID 1424778 Fernando O Martinez Siamon Gordon The M1 and M2 paradigm of macrophage activation time for reassessment In F1000prime Reports Band 6 2014 ISSN 2051 7599 S 13 doi 10 12703 P6 13 PMID 24669294 PMC 3944738 freier Volltext Marco Orecchioni Yanal Ghosheh Akula Bala Pramod Klaus Ley Macrophage Polarization Different Gene Signatures in M1 LPS vs Classically and M2 LPS vs Alternatively Activated Macrophages In Frontiers in Immunology Band 10 2019 ISSN 1664 3224 S 1084 doi 10 3389 fimmu 2019 01084 PMID 31178859 PMC 6543837 freier Volltext Linnan Zhu Qingjie Zhao Tao Yang Wenjun Ding Yong Zhao Cellular metabolism and macrophage functional polarization In International Reviews of Immunology Band 34 Nr 1 Januar 2015 ISSN 1563 5244 S 82 100 doi 10 3109 08830185 2014 969421 PMID 25340307 Yueyun Pan Yinda Yu Xiaojian Wang Ting Zhang Tumor Associated Macrophages in Tumor Immunity In Frontiers in Immunology Band 11 2020 ISSN 1664 3224 S 583084 doi 10 3389 fimmu 2020 583084 PMID 33365025 PMC 7751482 freier Volltext Paulina Pathria Tiani L Louis Judith A Varner Targeting Tumor Associated Macrophages in Cancer In Trends in Immunology Band 40 Nr 4 April 2019 ISSN 1471 4981 S 310 327 doi 10 1016 j it 2019 02 003 PMID 30890304 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Makrophagen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Makrophage amp oldid 238062967