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Robert Herrlinger 24 April 1914 in Antwerpen 8 Februar 1968 in Kiel war ein deutscher Anatom und Medizinhistoriker Robert Herrlinger 1966 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Verdienste 3 Auszeichnungen 4 Verhalten in der Zeit des Nationalsozialismus 5 Veroffentlichungen Auswahl 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenDer Kaufmannssohn Herrlinger studierte bis 1938 Medizin an der Ruprecht Karls Universitat Heidelberg und Kunstgeschichte bis 1941 an der Universitat Jena wo er zu dieser Zeit als Assistent am Institut fur Anatomie und Physiologie arbeitete Unter Hermann Voss arbeitete er ab Oktober 1942 als Oberassistent am Anatomischen Institut der Reichsuniversitat Posen 1 2 wo er sich 1943 habilitierte und Privatdozent fur Anatomie wurde Nach dem Krieg betrieb er mit seiner Ehefrau eine Landarztpraxis in Munchsteinach und war ab 1949 zudem Lehrbeauftragter fur Einfuhrung in das Studium der Medizin Hodgetik an der Universitat Regensburg 1 3 Herrlinger bemuhte sich zudem um eine Professur fur Anatomie an der Julius Maximilians Universitat Wurzburg die ihm jedoch nicht ubertragen wurde vor allem auf Einfluss des Ordinarius fur Innere Medizin und Emigranten wahrend des Nationalsozialismus Ernst Wollheim 4 Stattdessen studierte er in Wurzburg Geschichte der Medizin 1951 wurde er dort zum Professor berufen hielt ab dem Wintersemester 1951 52 die Vorlesungen uber Geschichte der Medizin erhielt im Juli 1952 die Venia legendi fur Geschichte der Medizin und ubernahm als Nachfolger des 1934 emeritierten Georg Sticker 1952 53 kommissarisch die Leitung des nach dem Zweiten Weltkrieg am 13 Marz 1953 offiziell neugegrundeten Instituts fur Geschichte der Medizin im Gebaude des Anatomischen Instituts 5 Gemeinsam mit dem Anatomen Curt Elze baute er in Wurzburg das Fach Medizingeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg wieder auf 6 1961 war Herrlinger auf Platz zwei der Berufungsliste fur den neugegrundeten Lehrstuhl fur Geschichte der Medizin an der Ruprecht Karls Universitat Heidelberg Der Ruf erging jedoch an Heinrich Schipperges der bis dahin in Kiel tatig war 7 1962 folgte Herrlinger dem Ruf auf den Lehrstuhl fur Geschichte der Medizin an die Christian Albrechts Universitat zu Kiel Dort arbeitete er bis zu seinem Tode 1968 8 Herrlinger starb an einem Herzinfarkt 1 Verdienste BearbeitenRobert Herrlinger war einer der ersten der sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland mit der Geschichte des Krankenhauswesens in Lehre und Forschung beschaftigte Er veroffentlichte dazu grundlegende wissenschaftliche Beitrage Von 1958 bis 1961 war er pragender Schriftleiter der Neuen Zeitschrift fur arztliche Fortbildung 9 In Wurzburg gab er von Marz 1957 bis Mai 1962 Mitteilungen aus dem Georg Sticker Institut fur Geschichte der Medizin an der Universitat Wurzburg heraus 10 Die Deutsche Gesellschaft fur Krankenhausgeschichte wurde 1964 auf seine Initiative hin gegrundet Herrlinger entwarf auch die Satzung der Fachgesellschaft 11 Internationale Reputation erwarb er sich als Medizinhistoriker mit profunden Kenntnissen der Anatomie und medizinischer Illustration 8 Auszeichnungen BearbeitenStellvertretender Generalsekretar der International Academy of the History of Medicine Prasident der Gesellschaft fur Wissenschaftsgeschichte GWG Prasident der Deutschen Gesellschaft fur Krankenhausgeschichte e V Verhalten in der Zeit des Nationalsozialismus BearbeitenIn der Zeit des Nationalsozialismus profitierten das Anatomische Institut der Reichsuniversitat Posen unter Hermann Voss und seine Mitarbeiter von einer engen Zusammenarbeit mit der Gestapo Sie fertigten Praparate unmittelbar nach der Totung polnischer Haftlinge an und es entwickelte sich ein schwungvoller Handel mit Skeletten und Schadeln Herrlinger nahm fur seine Habilitation uber die Milz die er 1944 erlangte sogar an den dortigen Exekutionen durch die Guillotine teil um Sekunden spater an den Korpern der Hingerichteten Untersuchungen vornehmen zu konnen 12 13 14 Er veroffentlichte 1947 die so gewonnenen Erkenntnisse ohne zu verbergen wie er sie erlangt hatte 15 Die 1945 im Posener Institut gefundenen mit Formalin praparierten Leichen wiesen Folterspuren auf 16 17 Veroffentlichungen Auswahl BearbeitenDie Milzgefasse der weissen Ratten Dissertation Universitat Heidelberg 1938 Die Milz Wehr Baden 1958 Ciba Zeitschrift 8 1958 Nr 90 Der willkurliche Atemstillstand als Funktionsprufung In Z Gesamte Exp Med 109 1941 S 357 362 doi 10 1007 BF02611518 Vorwort In Erich Schoner Das Viererschema in der antiken Humoralpathologie Mit einem Vorwort und einer Tafel von Robert Herrlinger Sudhoffs Archiv fur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften Beiheft 4 Steiner Wiesbaden 1964 Zugleich Kiel Universitat Dissertation 1964 ISSN 0931 9425 mit H Voss Taschenbuch der Anatomie 14 15 Auflage Gustav Fischer Verlag 1975 ISBN 3 437 00168 X Korperproportionen im XIV Jahrhundert In Marburger Jahrbuch fur Kunstwissenschaft 14 Verlag des Kunstgeschichtlichen Instituts der Philipps Universitat Marburg 1949 mit Marielene Putscher Geschichte der medizinischen Abbildung 2 Bande Moos Verlag Munchen 1967 Band 1 Antike bis um 1600 und 1972 ISBN 3 7879 0060 8 Das Schicksal der holzernen Druckstocke zu Vesals anatomischem Lehrbuch In Munchener medizinische Wochenschrift 1950 Band 93 Nummer 12 Marz 1951 S 613 616 ISSN 0027 2973 PMID 14833327 Volcher Coiter 1534 1576 Habilitationsschrift Universitat Wurzburg Nurnberg 1952 Anatomie in Wurzburg zur Zeit der Renaissance und des Barock In Die Mainlandee Band 3 1952 S 79 80 Die Erfindung der deutschen Geburtszange In Arztliche Praxis 15 August 1953 Das Julius Spital zu Wurzburg In Munchner Medizinische Wochenschrift Band 95 1953 S 812 Hermann Joseph Brunninghausen In Neue Deutsche Biographie 2 1955 S 666 667 Die Entwicklung des medizinhistorischen Unterrichts an der Julius Maximilians Universitat In Mitteilungen aus dem Georg Sticker Institut fur Geschichte der Medizin an der Universitat Wurzburg Heft 1 Marz 1957 S 1 8 Die chirurgische Instrumentensammlung aus dem 18 und 19 Jahrhundert In Mitteilungen aus dem Institut fur Geschichte der Medizin der Universitat Wurzburg 3 1958 S 1 15 Der Gartenpavillon des Wurzburger Julius Spitals In Neue Zeitung fur arztliche Fortbildung Band 47 Neue Folge Band 1 1958 S 356 357 Die sechs Res non naturales in den Predigten Bertholds von Regensburg In Sudhoffs Archiv Band 42 1958 S 27 38 Ignaz Christoph Doellinger In Neue Deutsche Biographie 4 1959 S 20 21 Der mediterrane Einfluss bei der Grundung des Wurzburger Juliusspitals 1576 In Atti del Primo Congresso Europeo di Storia Ospitaliera Reggio Emilia 6 12 giugno 1960 Rocca San Casciano 1960 S 590 600 Die Nobelpreistrager der Medizin Ein Kapitel aus der Geschichte der Medizin Moos Verlag Munchen 1963 Die Geschichte der medizinischen Indikation des Abortus arteficialis In Arztliche Mitteilungen 41 1963 S 2081 2086 mit E Feiner Why did Vesalius not discover the fallopian tubes In Medical history Band 8 Oktober 1964 S 335 341 ISSN 0025 7273 PMID 14230138 PMC 1033409 freier Volltext mit Irmgard Krupp Albert von Bezold 1836 1886 Ein Pionier der Kardiologie Medizin in Geschichte und Kultur Band 4 Fischer Stuttgart 1964 mit Fridolf Kudlien Fruhe Anatomie Von Mondino bis Malpighi Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 1967 S 306 Die geschundene Haut im barocken anatomischen Titelkupfer In Verhandlungen des XX Internationalen Kongresses fur Geschichte der Medizin Berlin 22 27 August 1966 Hildesheim 1968 S 474 496 Literatur BearbeitenEdith Feiner Bibliographie Robert Herrlinger 1917 1968 In Mitteilungen aus dem Institut fur Geschichte der Medizin und Pharmazie an der Universitat Kiel Sonderheft Juni 1970 Michael Quick Bibliographie Robert Herrlinger 1914 1968 Korrekturen Erganzungen und Kommentar zu den Vorarbeiten Edith Feiners In Wurzburger medizinhistorische Mitteilungen 8 1990 S 307 324 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 2 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Robert Herrlinger Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b c Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Frankfurt am Main 2007 S 247 M Kessler Von Hippokrates zu Hitler Medizin ohne Menschlichkeit In UTOPIE kreativ 182 2005 S 1132 1136 PDF 76 kB Die Geschichte der Medizin als Unterrichtsfach in Wurzburg seit 1935 Mitteilungen aus dem Georg Sticker Institut fur Geschichte der Medizin an der Universitat Wurzburg Heft 1 Marz 1957 S 9 14 S 10 Deutsche Gesellschaft fur Innere Medizin e V Ernst Wollheim Robert Herrlinger Die Entwicklung des medizinhistorischen Unterrichts an der Julius Maximilians Universitat Mitteilungen aus dem Georg Sticker Institut fur Geschichte der Medizin an der Universitat Wurzburg Heft 1 Marz 1957 S 1 8 S 7 f sowie Die Geschichte der Medizin als Unterrichtsfach in Wurzburg seit 1935 Mitteilungen aus dem Georg Sticker Institut fur Geschichte der Medizin an der Universitat Wurzburg Heft 1 Marz 1957 S 9 14 S 9 f Michael Quick 1990 S 307 Die Medizinhistoriographie in Heidelberg a b H Rohrig Obituary Professor Robert Herrlinger In Med Hist 12 1968 S 303 304 PMC 1033842 freier Volltext Michael Quick 1990 S 308 und 313 Michael Quick 1990 S 313 Darstellung der Grundungsjahre der Deutschen Gesellschaft fur Krankenhausgeschichte Christoph Morgeli Anke Jobmann Erwin H Ackerknecht und die Affare Berg Rath von 1964 Zur Vergangenheitsbewaltigung deutscher Medizinhistoriker In Medizin Gesellschaft und Geschichte Band 16 1997 S 63 124 hier S 90 Gotz Aly Das Posener Tagebuch des Anatomen Hermann Voss In Biedermann und Schreibtischtater Materialien zu deutschen Tater Biographie Beitrage zur nationalsozialistischen Gesundheits und Sozialpolitik Band 4 Berlin 1987 S 32 62 und 64 f Olaf Edward Majewski Medizin an der Reichsuniversitat Posen 1941 1945 und der polnischen Untergrunduniversitat der westlichen Gebiete U Z Z 1942 1945 Medizinische Dissertation Heidelberg 2012 S 163 Robert Herrlinger Das Blut in der Milzvene des Menschen In Anatomischer Anzeiger Band 96 1947 S 226 234 D Bohde Pellis Memoriae Peccatorum Die Moralisierung der Haut in Frontispizen und Anatomietheatern der Niederlande im 17 Jahrhundert ein blinder Fleck in der Medizingeschichte nach 1945 Memento vom 9 Juni 2007 im Internet Archive PDF 6 3 MB In Zergliederungen Anatomie und Wahrnehmung in der Fruhen Neuzeit Zeitsprunge 9 1 2005 herausgegeben von Albert Schirrmeister unter Mitarbeit von Mathias Pozsgai Frankfurt 2005 S 327 358 G Aly Je mehr desto lieber Uber den Umgang mit Praparaten von Nazi Opfern vor 1945 und danach In Die Zeit Nr 6 3 Februar 1989 Normdaten Person GND 118703838 lobid OGND AKS LCCN n83073673 VIAF 69026698 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Herrlinger RobertKURZBESCHREIBUNG deutscher Anatom und MedizinhistorikerGEBURTSDATUM 24 April 1914GEBURTSORT AntwerpenSTERBEDATUM 8 Februar 1968STERBEORT Kiel Abgerufen von 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