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Als nominotypisches Taxon 1 auch fruher Nominatform wird in der zoologischen Nomenklatur ein Taxon bezeichnet das durch denselben namenstragenden Typus definiert ist wie das hoherrangige Taxon dem es selbst angehort In der Biologie werden neu entdeckte Formen Taxa wie beispielsweise eine Art anhand eines sogenannten Typusexemplars beschrieben und benannt So wurde die Kohlmeise 1758 von Carl von Linne wissenschaftlich unter dem Namen Parus major beschrieben Nachdem diese Art durch andere Biologen in mehrere Unterarten gegliedert wurde definieren Linnes Beschreibung und das namenstragende Typusexemplar nunmehr nicht nur die Art Parus major sondern auch die Unterart Parus major major Daher ist diese Unterart die Nominatform der Art Parus major Nach den Internationalen Regeln fur die Zoologische Nomenklatur wird heute allerdings der Begriff des nominotypischen Taxons verwendet Dieses Konzept gilt ausschliesslich fur die Ranggruppen Familie Gattung und Art Inhaltsverzeichnis 1 Erlauterung 2 Beispiele 2 1 Unterfamilie Homininae in der Familie Hominidae 2 2 Nominotypische Taxa innerhalb der Artgruppe 2 3 Nominotypische Taxa innerhalb der Gattungsgruppe 2 4 Nominotypische Taxa innerhalb der Familiengruppe 3 Verwendung in der Botanik 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksErlauterung BearbeitenDer Name eines Taxons einer Unterart Art Gattung oder Familie ist in den Regeln fur die Namensgebung Nomenklatur an ein tatsachlich vorhandenes Exemplar oder auch mehrere gebunden den sogenannten Typus 2 Der Sinn dieser Regel liegt darin den Trager des Namens eindeutig festzuschreiben auch fur den Fall dass das Taxon spater umdefiniert aufgeteilt oder mit einem anderen vereinigt wird Wird etwa eine Art aufgrund neu erkannter Merkmale in zwei Arten aufgespalten so wird anhand des Typus entschieden welche dieser Arten den ursprunglichen Namen behalt Die andere Art bis dahin als Teil derselben Art betrachtet erhalt dann einen neuen Namen Taxa die im Rang oberhalb der Art anschliessen wie Gattungen und Familien oder davon abgeleitete Range erhalten keinen eigenen Typus sondern ihnen wird der Typus einer Art zugewiesen Bei der Beschreibung einer neuen Gattung ist immer eine Typusart festzulegen analog fur Familien Der Typus dieser Art wird so auch zum Typus der Gattung bzw der Familie Durch diese Regelung wird sichergestellt dass sich bei taxonomischen Umgruppierungen der Name niemals vollig von der ursprunglichen Gruppe die der Erstbeschreiber zugrunde gelegt hatte wegbewegen kann egal wie oft und tiefgreifend sie spater umgruppiert wird Fur den Fall dass ein Taxon spater aufgespalten wird beispielsweise eine Familie in Unterfamilien regelt der nomenklatorische Code dass diejenige Unterfamilie die den Typus fur die Familie enthalt auch denselben Namen wie die Familie erhalt selbstverstandlich mit angepasster Endung Diese Unterfamilie mit dem namenstragenden Typus wird damit das nominotypische Taxon 3 Wird etwa die Familie Tipulidae in Unterfamilien gespalten erhalt so immer eine der Unterfamilien den Namen Tipulinae und zwar jene welche die Typus Gattung Tipula enthalt Typusart ist in diesem Fall Tipula oleracea Linnaeus 1758 deren Neo Typus im Museum Alexander Koenig in Bonn liegt Die Unterfamilie zu der das in Bonn aufbewahrte Museumsexemplar gehort muss also Tipulinae genannt werden egal wie sie sonst umschrieben und abgegrenzt wird Analoge Regelungen gelten fur Untergattungen 4 und Unterarten 5 Im Falle von Unterarten hat dies zur Folge dass immer mindestens eine nominotypische Unterart Nominatform existieren muss Dies ist nicht etwa die haufigste oder typischste sondern diejenige die das Typusexemplar der Art enthalt Beispiele BearbeitenUnterfamilie Homininae in der Familie Hominidae Bearbeiten Alle Gattungen der sogenannten Grossen Menschenaffen darunter auch die Gattung der Orang Utans bilden zusammen die Familie der Hominidae Dieses Taxon beruht auf dem Menschen d h der Gattung Homo als typischem Taxon dieser Familie In der Terminologie des zoologischen Nomenklaturcodes bildet damit die Gattung Homo als Typus Gattung den namenstragenden Typus 6 der Familie Hominidae Die Gattung Homo wiederum ist durch die Typus Art Homo sapiens als namenstragender Typus definiert Nun kann es vorkommen dass zur besseren Abbildung der systematischen Beziehungen in der Nomenklatur innerhalb einer Ranggruppe weitere Taxa unter oder ubergeordneter Range eingefuhrt werden z B eine neue Unterfamilie Eine solche Unterfamilie sind die Homininae in der Menschen Schimpansen und Gorillas nebst all ihren fossilen Vorfahren zusammengefasst sind die entfernter verwandten Orang Utans gehoren jedoch nicht dazu Auch die Unterfamilie Homininae ist durch die Gattung Homo als namenstragender Typus definiert Taxa solcher Range die auf demselben namenstragenden Typus eines Taxons hoheren Ranges aber innerhalb derselben Ranggruppe definiert sind nennt man nominotypische Taxa Nominotypische Taxa innerhalb der Artgruppe Bearbeiten Gray fuhrt 1855 die Pracht Erdschildkrote Rhinoclemmys pulcherrima unter der ursprunglichen Namenskombination Emys pulcherrimus ein Inzwischen wurde eine Vielzahl von Rhinoclemmys pulcherrima Unterarten aufgestellt Folglich existiert die Unterart Rhinoclemmys pulcherrima pulcherrima Gray 1855 als nominotypisches Taxon zu der Art Rhinoclemmys pulcherrima Gray 1855 Beide Taxa beruhen auf demselben namenstragenden Typus in diesem Fall einem bestimmten Typusexemplar Alle anderen pulcherrima Unterarten beruhen auf einem jeweils eigenem spezifischen Typusexemplar als namenstragenden Typus Nominotypische Taxa innerhalb der Gattungsgruppe Bearbeiten Hier seien nomenklatorische Handlungen an Taxa der Gattungsgruppe innerhalb der Trilobiten Familie Phacopidae Hawle amp Corda 1847 erlautert Wolfgang Struve fuhrt 1972 7 eine neue Untergattung unter dem Titel Phacops Pedinopariops n sg ein Namenstragender Typus ist die hier in der ursprunglichen Namenskombination zitierte Art Phacops Phacops lentigifer Struve 1970 Spater erhebt Struve Pedinopariops in den Rang einer Gattung und fuhrt als Untergattung Pedinopariops Hypsipariops Struve 1982 ein 8 Gemass diesen nomenklatorischen Handlungen ergibt sich eine Nomenklatur mit der Gattung Pedinopariops Struve 1972 und dessen nominotypischem Taxon Pedinopariops Pedinopariops Struve 1972 Beide beruhen auf der Art Phacops Phacops lentigifer Struve 1970 als namenstragenden Typus Eine weitere subordinierte Untergattung der Gattung Pedinopariops ist Pedinopariops Hypsipariops Struve 1982 mit der Art Pedinopariops Hypsipariops lyncops Struve 1982 als namenstragenden Typus Nominotypische Taxa innerhalb der Familiengruppe Bearbeiten Das ausfuhrliche aber komplexe Beispiel zeigt das Prinzip der Koordination im Zusammenwirken mit dem Prioritatsprinzip Der belgische Echinodermologe Georges Ubaghs fuhrt 1953 9 mit der Uberfamilie Melocriniticea Ubaghs nov ein neues nominelles Crinoiden taxon mit den Familien Melocrinitidae Zittel 1878 und Scyphocrinitidae Jaekel 1918 ein Aufgrund der Nomenklaturregeln interpretiert und korrigiert Ubaghs diese nomenklatorische Handlung spater 10 wie folgt Die Familie Melocrinitidae Zittel 1878 tritt in Synonymie mit der Familie Melocrinitidae d Orbigny 1852 pro Melocrinidae d Orbigny 1852 Durch das Prioritatsprinzip wird die Familie Melocrinitidae d Orbigny 1852 zum gultigen Namen Gemass dem Prinzip der Koordination wird dadurch gleichzeitig eine als latent von d Orbigny 1852 eingefuhrte Uberfamilie Melocrinitacea verfugbar Dieses Taxon erlangt als alteres Synonym gegenuber Melocriniticea Ubaghs 1958 Gultigkeit Nach den hier dargestellten nomenklatorischen Handlungen ergibt sich als gultige Nomenklatur die Uberfamilie Melocrinitacea d Orbigny 1852 mit der Familie Melocrinitidae d Orbigny 1852 als nominotypisches Taxon Beide beruhen auf der Gattung Melocrinites Goldfuss 1824 als namenstragender Typus Es existiert innerhalb der Uberfamilie die weitere Familie Scyphocrinitidae Jaekel 1918 mit der Gattung Scyphocrintes Zenker 1833 als namenstragenden Typus Verwendung in der Botanik BearbeitenIn der Botanik wird der Begriff des nominotypischen Taxons von manchen Wissenschaftlern ebenfalls verwendet auch wenn er im Code der botanischen Nomenklatur nicht vorkommt Stattdessen wird dort seit 1972 der Begriff Autonym verwendet 11 Literatur BearbeitenGerhard Becker 2001 Kompendium der zoologischen Nomenklatur Termini und Zeichen erlautert durch deutsche offizielle Texte Senckenbergiana lethaea 81 1 3 16 Frankfurt am Main Internationale Regeln fur die Zoologische Nomenklatur Angenommen von International Union of Biological Sciences Offizieller deutscher Text In Otto Kraus Bearb International Commission on Zoological Nomenclature Hrsg Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins in Hamburg NF 34 4 Auflage Einzelnachweise Bearbeiten IRZN 2000 S 168 Code Article 61 Principle of Typification Code Article 37 Nominotypical taxa Code Article 44 Nominotypical taxa Code Article 47 Nominotypical taxa Namenstragender Typus Die Typusgattung Typusart der Holotypus Lectotypus die Serie von Syntypen diese gelten insgesamt als namenstragender Typus oder der Neotypus sie alle gewahrleisten die objektive Bezugsgrundlage aufgrund deren die Anwendung eines Namens fur ein nominelles Taxon bestimmt werden kann IRZN 2000 169 Glossar W Struve 1972 Phacops Arten aus dem Rheinischen Devon 2 Untergattungs Zuweisung Senckenbergiana lethaea 53 2 395 Frankfurt am Main W Struve 1982 Neue Untersuchungen uber Geesops Phacopinae Unter und Mittel Devon Senckenbergiana lethaea 63 5 6 488 Frankfurt am Main G Ubaghs 1953 Classe des Crinoides In J Piveteau Hrsg Traite de Paleontologie 3 S 741 742 Paris G Ubaghs 1978 Camerata In R C Moore Hrsg Treatise on Invertebrate Paleontology Part T Echinodermata 2 Volume 2 T491 T492 Lawrence Kansas Gerhard Wagenitz Worterbuch der Botanik Morphologie Anatomie Taxonomie Evolution 2 erweiterte Auflage Nikol Hamburg 2008 ISBN 978 3 937872 94 0 Weblinks BearbeitenDas Beispiel Vespa crabro wird detailliert erklart Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nominotypisches Taxon amp oldid 188344665