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Ein Bioindikator auch Indikatorart Zeigerart Zeigerorganismus oder Indikatororganismus ist ein Lebewesen welches auf Umwelt Einflusse mit Veranderungen seiner Lebensfunktionen reagiert oder Stoffe anlagert oder in den Organismus einbaut Unterschieden werden dabei im Wesentlichen Zeigerpflanzen und Zeigertiere Die Umwelteinflusse sind haufig vom Menschen hervorgerufen Die Reaktion auf bestimmte Belastungen sowie Standort und Umweltbedingungen zum Beispiel Feuchtigkeit Licht Warme pH Wert Nahrstoffverhaltnisse des Bodens und Wasser oder Luftverschmutzung wird in der Umweltbeobachtung bzw dem Umweltmonitoring genutzt Messbare Stoffwechselprodukte von Bioindikatoren werden auch als Biomarker bezeichnet Die Aussagekraft eines Bioindikators ist umso hoher je empfindlicher er auf Veranderungen der ausseren Einflusse reagiert Der Wert der Nutzung von Bioindikatoren liegt in den dadurch gesparten Messungen oder Untersuchungen die in der Regel uber deutlich langere Zeitraume durchgefuhrt werden mussten Inhaltsverzeichnis 1 Systematik 1 1 Beispiele 2 Verwendung 3 Vor und Nachteile der biologischen und der chemisch physikalischen Methoden 3 1 Biologische Methoden 3 2 Chemisch physikalische Methoden 4 Literatur 5 EinzelnachweiseSystematik BearbeitenEs gibt sensitive oder reaktive Bioindikatoren Reaktionsindikatoren Dies sind sensible Lebewesen welche schnell selektiv und hochsensibel auf Schadstoffeintrage in ihren Lebensraum reagieren z B Goldfische in Chemiebetrieben welche Grundwasserverschmutzungen hochst sensibel zeigen eine heute nicht mehr sehr gebrauchliche Methode Tierschutz Daneben gibt es die akkumulativen Bioindikatoren Akkumulationsindikatoren Dies sind Lebewesen zumeist Pflanzen welche bestimmte Schadstoffeintrage ansammeln z B der Holunder als Fluorsammler und so nachweisbar machen ohne selbst dabei fruhzeitige Schaden zu zeigen Man kann aktive und passive Verfahren unterscheiden Beim aktiven Verfahren werden Bioindikatoren in eine andere Umgebung ausgesetzt exponiert um dort beobachtet oder spater zur Analyse entnommen zu werden Beim passiven Verfahren werden Bioindikatoren in ihrer naturlichen Umgebung beobachtet bzw zur Analytik aus ihrer naturlichen Umgebung entnommen Verfahren Indikatoren Einsatz Messwert AussagezielPassive Verfahren Flechtenkartierung R Artenzahl und verteilung Allgemeine Belastung von OkosystemenBodenmoose auf Freiflachen im Waldbestand Moosmonitoring A Akkumulation von Schwermetallen und Stickstoff Regionale Hintergrund Belastung der letzten 2 3 JahreNadelgeholze im Waldbestand R Morphometrie Chronische Belastung durch LuftverunreinigungenNadelgeholze im Waldbestand A Akkumulation von Schwefel Fluor Schwermetallen u a Langfristige Belastung mit akkumulierbaren Schadstoffenkrautige Pflanzen Graser Straucher Geholze R Beginn phanologischer Entwicklungsphasen der Pflanzen zeitliche Veranderung des Phasenbeginns Klimaanderung PhanologieAktive Verfahren Flechtenexposition R Nekrotisierung Allgemeine Belastung von OkosystemenTabakpflanzen R Nekrotisierung Wirkung oxidierender LuftverunreinigungenKlonfichten R Morphometrie Chronische Belastung durch LuftverunreinigungenKlonfichten A Akkumulation von Schwefel Fluor Schwermetallen u a Langfristige Belastung mit akkumulierbaren SchadstoffenGraskultur z B Welsches Weidelgras A Akkumulation von Schwefel Fluor Schwermetallen u a Aktuelle Belastung mit akkumulierbaren SchadstoffenR Reaktionsindikatoren A Akkumulationsindikatoren Beispiele Bearbeiten Naturlich vorkommende Bioindikatoren sind u a Wasserlebewesen zur Bestimmung der Gewassergute Saprobienindex Pflanzen bzw Pflanzengesellschaften zur Bestimmung der Bodenqualitat Gehalt an Stickstoff pH Wert Wasserversorgung Fachgebiet GeobotanikKunstlich eingebrachte Bioindikatoren sind inzwischen auch schon standardisiert Beispiele Flechten zur Bestimmung der Luftverunreinigung Graskultur Luftbelastung Bodenmoose Luftbelastung durch Schwermetalle Moosmonitoring Tabakpflanzen Ozonbelastung Luftschadstoffe Daphnien Krebse Wasserqualitat Elritzen Fische Uberwachung der Trinkwasserqualitat Verwendung BearbeitenBioindikatoren werden seit ca 4 Jahrzehnten in der Umweltkontrolle wie z B der Emittentenuberwachung Grunkohl Weidelgras eingesetzt Seit neuerer Zeit finden sie auch in der Naturschutz und Landschaftsplanung Erfolgskontrollen Zustandsanalysen sowie in der Naturschutzforschung Verwendung Je nach Ziel und Aufgabenstellung konnen etliche Tier und oder Pflanzenarten Indikatorfunktionen ubernehmen Zeigerarten fur die Charakterisierung von Still und Fliessgewassern sind zum Beispiel Libellen da sie komplexe Anspruche an den Lebensraum bezuglich der Strukturvielfalt der Vegetation des Vorhandenseins verschiedener Teilhabitate und deren Vernetzung stellen Gleichzeitig bietet sich die Moglichkeit mit Hilfe des Nachweises von Exuvien Larvenhaute der aquatisch lebenden Libellenlarven die Fortpflanzungsrate oder auch die Wasserqualitat zu bewerten Auch Vogel als bereits seit der Antike intensiv beobachtete Tierklasse sind wichtige Bioindikatoren deren Bestandsruckgange in der Vergangenheit wichtige Erkenntnisse in Bezug auf Verseuchungen durch Pestizide z B DDT Quecksilber und andere Giftstoffe lieferten Auch lieferten die Beobachtungen von Vogeln vor mehr als einem halben Jahrhundert Stand 2015 und noch vor eindeutigen Ausserungen aus der Meteorologie Hinweise auf die globale Erwarmung 1 Bei der Beurteilung der Qualitat von Gewassern nutzt man auch die im Wasser aufgefundenen Saprobien bestimmte Arten von Pilzen Bakterien und Protozoen als Indikatoren Verschiedenen Saprobien sind dabei typisch fur bestimmte Verschmutzungsgrade Vor und Nachteile der biologischen und der chemisch physikalischen Methoden BearbeitenBiologische Methoden Bearbeiten Vorteilegeben die Gesamtheit aller Einzelkomponenten mit Toleranzwerten an lassen flachendeckende exakte Aussagen zu sind fur flachendeckende Aussagen nicht auf Rechenmodelle angewiesen geben mit einer Stichprobe den Langzeitwert von Einzelkomponenten an geben die Einhaltung Unter oder Uberschreitung von Toleranzwerten von Einzelkomponenten an liefern Informationen uber Einzelwirkungen und das Zusammenwirken verschiedener Komponenten einfach verursachen geringe Kosten arbeiten mit Messgeraten die nicht ausfallen konnen empfindlich da sie auch geringste Schadstoffkonzentrationen uber langere Zeit hinweg kumulieren und damit nachweisbar machen konnen konnen bisher unbekannte Giftstoffe nachweisenNachteileDie Quantifizierung zeigt eine geringe Prazision Chemisch physikalische Methoden Bearbeiten VorteileChemisch analytische Methoden liefern genaue Werte fur ausgewahlte Einzelkomponenten Diese Methoden geben mit einer Stichprobe den momentanen Wert von Einzelkomponenten an geringe Tragheit Langzeitmessungen erlauben die Bestimmung exakter Schwankungen der gemessenen Einzelkomponenten NachteileDiese Methoden lassen nur punktuell exakte Aussagen zu Flachendeckende Aussagen konnen nur uber Rechenmodelle erzielt werden Informationen sind punktuell und konnen nur indirekt Informationen uber Einzelwirkungen oder das Zusammenwirken verschiedener Komponenten geben Analytische Systeme sind kompliziert und verursachen laufende Kosten durch Wartung und Reagenzien Beim unerwarteten Ausfall von Messgeraten ergeben sich Zeitperioden ohne Messwerte Literatur BearbeitenHans Gunther Dassler Einfluss von Luftverunreinigungen auf die Vegetation 4 Auflage 1991 ISBN 3 334 00391 4 M Laun Erfahrungen mit dem aktiven Biomonitoring in der Anlagenuberwachung In B Heuel Fabianek H J Schwefer J Schwab Hrsg Umweltvertraglichkeit in der Abfallwirtschaft Springer Verlag 1998 ISBN 3 540 63732 X S 131 149 U Rieken Planungsbezogenen Bioindikation durch Tierarten und Tiergruppen Grundlagen und Anwendung In Schrift R f Landschaftspflege und Naturschutz 36 1992 S 187 Hans Peter Haseloff Bioindikatoren und Bioindikation In Biologie in unserer Zeit 12 Nr 1 1982 S 20 26 doi 10 1002 biuz 19820120106 Lore Steubing Pflanzen als Bioindikatoren fur Luftverunreinigungen In Chemie in unserer Zeit 19 Nr 2 1985 S 42 47 doi 10 1002 ciuz 19850190203 Sylvia Reckel Manfred Aoschner Marion Stock Flechten als Anzeiger der Luftqualitat In Biologie in unserer Zeit 29 Nr 6 1999 S 364 370 doi 10 1002 biuz 960290608 Roland Klein Zum Einsatz von Bioindikatoren zur Uberwachung des Umweltzustands In Gefahrstoffe Reinhaltung der Luft 68 Nr 10 2008 ISSN 0949 8036 S 430 434 Lutz Genssler Jutta Rademacher Uwe Rammert Arbeitskreis Bioindikation Wirkungsermittlung Konzeption In UWSF Z Umweltchem Okotox 13 6 375 378 2001 Ludwig Peichl Landesweite Erhebung von Immissionswirkungen mit Bioindikatoren In UWSF Z Umweltchem Okotox 9 5 273 282 1997 L Peichl L Radermacher G Wagner Empfehlung zum emittentenbezogenen Einsatz von pflanzlichen Bioindikatoren In UWSF Z Umweltchem Okotox 11 4 207 211 1999 Roland Pesch Winfried Schroder Helga Dieffenbach Fries Lutz Genssler Optimierung des Moosmonitoring Messnetzes in Deutschland In UWSF Z Umweltchem Okotox 2006 OnlineFirst 12Einzelnachweise Bearbeiten Peter Berthold Bienefresser in Island Silberreiher in Sibirien Wie Vogel weltweit auf den Klimawandel reagieren In Jochem Marotzke Martin Stratmann Hrsg Die Zukunft des Klimas Neue Erkenntnisse neue Herausforderungen Ein Report der Max Planck Gesellschaft Munchen 2015 23 34 S 23 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bioindikator amp oldid 232511267