www.wikidata.de-de.nina.az
Okosystem altgriechisch oἶkos oikos Haus und systhma systema das Zusammengestellte das Verbundene ist ein Fachbegriff der okologischen Wissenschaften Ein Okosystem besteht aus einer Lebensgemeinschaft von Organismen mehrerer Arten Biozonose und ihrer unbelebten Umwelt die man als Habitat oder Biotop bezeichnet Der Begriff Okosystem wird in den Naturwissenschaften in einem werturteilsfreien Sinne gebraucht In Politik und Alltagswelt wird dagegen oftmals so gesprochen als seien Okosysteme an sich schutzenswert Wenn dies geschieht sind nicht Okosysteme im Allgemeinen gemeint sondern ganz bestimmte Okosysteme oder Biotope die man als nutzlich wertvoll oder schutzenswert ansieht Die Bezeichnung wird bisweilen auch in anderen Bedeutungszusammenhangen verwendet etwa in der Wirtschaft Okonomie oder Informationstechnik Inhaltsverzeichnis 1 Abgrenzung des Begriffs 1 1 Definitionen 1 2 Ahnliche Begriffe 2 Eigenschaften von Okosystemen 2 1 Einteilung 2 2 Grosse und Grenzen 2 3 Beziehungen 2 4 Offenheit Dynamik Komplexitat 3 Funktionsprinzipien von Okosystemen 3 1 Thermodynamische Interpretation 3 2 Kontrollmechanismen 4 Zeitliche Dimension von Okosystemen 4 1 Dynamik und Konstanz Stabilitat 4 2 Der Begriff Storung 5 Gefahrdung und Bewertung von Okosystemen 5 1 Bewertung 5 1 1 Erhaltung zwecks Okosystemdienstleistungen vs Naturschutz 5 2 Wissenschaft 5 2 1 Rascher Okosystem Wandel Okosystem Kollaps 6 Begriffsgeschichte 7 Verwendung der Bezeichnung ausserhalb der Okologie 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 QuellenangabenAbgrenzung des Begriffs BearbeitenDefinitionen Bearbeiten Ein Okosystem ist ein dynamischer Komplex von Gemeinschaften aus Pflanzen Tieren und Mikroorganismen sowie deren nicht lebender Umwelt die als funktionelle Einheit in Wechselwirkung stehen Diese gangige Definition wird in der Biodiversitatskonvention verwendet 1 Sehr ahnlich sind folgende Definitionen von Okologen Beziehungsgefuge der Lebewesen untereinander Biozonose und mit ihrem Lebensraum Biotop Matthias Schaefer 2 Okologisches System bestehend aus allen Organismen in einem Gebiet und der physikalischen Umgebung mit der sie interagieren Terry Chapin 3 Zusammenfugung von Organismen unterschiedlicher Kategorien Arten oder Lebensformen zusammen mit ihrer abiotischen Umwelt in Raum und Zeit Kurt Jax 4 Wesen und Eigenschaften eines Okosystems werden dabei von den Okologen unterschiedlich aufgefasst Einige gehen von ihrer tatsachlichen Existenz aus die von den Forschern nur entdeckt und beschrieben wird ontologischer Ansatz Die meisten Forscher betrachten sie aber als durch den Beobachter erst geschaffene Abstraktionen die fur einen bestimmten Zweck angemessen sein mussen aber in anderem Zusammenhang auch anders definiert und abgegrenzt werden konnten epistemologischer Ansatz Betrachten wir zur Erlauterung ein bestimmtes Okosystems etwa einen Nadelwald im Norden Skandinaviens in dem Kiefern vorherrschen Ist es noch das gleiche Okosystem wenn dort stattdessen nach einigen Jahren deutlich mehr Fichten als Kiefern wachsen Wenn also die haufigsten Nadelbaumart durch eine andere ersetzt wurde Einige Okologen sagen dass das Okosystem seinen Charakter verandert hat wenn seine Lebensgemeinschaft sich durch so einen Austausch von Arten stark verandert hat Fur andere ware es noch dasselbe System da seine allgemeine Gestalt und wichtige okologische Prozesse wie die Primarproduktion in etwa gleich geblieben sind Fur sie ware es erst dann ein anderes System wenn sich seine funktionalen Komponenten also Energie und Stoffflusse verandern Fur diese Okologen ist die Artenzusammensetzung weniger bedeutsam 4 Ahnliche Begriffe Bearbeiten Zusammenhangende grossraumige Okosysteme eines konkreten Raumes werden auch als Okoregion oder Biom bezeichnet 5 Die Grundtypen grossraumiger terrestrischer und aquatischer Okosysteme bezeichnet man auch als Biome Zu unterscheiden sind hier die wissenschaftliche und die landlaufige Verwendung des Begriffs Okosystem Vieles was popular unter Okosystem lauft wurde man fachlich meist eher als Biom bezeichnen Der Begriff des Bioms geht auf Frederic Edward Clements zuruck erfuhr seine heutige Pragung aber stark durch den Geobotaniker Heinrich Walter Biome bzw als kleinere Einheit Biogeozonosen sind empirisch und deskriptiv abgeleitete Ausschnitte der Erdoberflache die durch eine bestimmte Lebensgemeinschaft vor allem Vegetation charakterisiert werden konnen Der funktionale Aspekt des Oko Systems kann dabei in den Hintergrund treten Biome konnen als Okosysteme betrachtet werden mussen es aber nicht haufig werden sie rein biogeographisch gefasst Da der Begriff aber ausserhalb der Fachoffentlichkeit vollig ungebrauchlich ist steht in popularen Veroffentlichungen dafur meist Okosystem 6 Biome hier am Beispiel der Walder waren zum Beispiel tropischer Regenwald gemassigter Regenwald borealer Nadelwald subtropischer Hartlaubwald Lorbeerwald gemassigter temperater Laubwald Vergleichbare Okosysteme getrennter Grossraume die zwar nach ihrem Erscheinungsbild ahnlich aufgebaut sind jedoch nicht in der Artenzusammensetzung konnen zu abstrakten Einheiten zusammengefasst werden z B borealer Nadelwald Wuste Steppe Je nach Betrachtung wird in der Fachliteratur u a von Pflanzen oder Vegetationsformationen Vegetationszonen Zonobiomen oder Okozonen gesprochen 7 Eigenschaften von Okosystemen BearbeitenEinteilung Bearbeiten Grundsatzlich werden die grossen Lebensgemeinschaften in zwei Kategorien gegliedert Als terrestrische Okosysteme werden alle bezeichnet die sich auf der Landoberflache befinden und nicht primar aus Wasser bestehen Zumeist wird der Begriff Biom synonym verwendet Demgegenuber stehen die aquatischen Okosysteme der Gewasser die nochmals nach dem Salzgehalt des Wassers in die marinen Okosysteme der Meere und die limnischen Okosysteme der stehenden und fliessenden Susswasserlebensraume differenziert werden 8 Grosse und Grenzen Bearbeiten Die Definition von Okosystem beinhaltet keine Einschrankung auf eine bestimmte Grosse Skalenunabhangigkeit 9 10 sei diese Grosse nun raumlich oder funktional definiert Okosysteme konnen also unterschiedliche Grossen aufweisen So kann ein sich zersetzender Baumstumpf als Okosystem verstanden werden ebenso der Wald in dem der Baumstumpf steht Von vielen Okologen wird der Begriff Okosystem jedoch eher in grosseren Zusammenhangen verwendet Als grosstes Okosystem gilt die Biosphare die die Gesamtheit aller terrestrischen und aquatischen Okosysteme einschliesst 11 Als offene Systeme haben Okosysteme keine tatsachlichen Systemgrenzen gegenuber der ubrigen Biosphare Abgegrenzte Okosysteme sind durch den Untersucher ausgewahlte Konstrukte Die Abgrenzung ist also eine pragmatisch durch die Fragestellung das Untersuchungsinteresse oder das zur Verfugung stehende Budget begrundete Entscheidung und entspricht nicht unbedingt einer tatsachlich vorfindlichen Abgrenzung in der Natur 12 Idealerweise sollten Teilsysteme ausgewahlt werden deren Beziehungsgefuge innerhalb bedeutsamer ist als dasjenige nach aussen die also durch moglichst basale und moglichst wenige Wechselwirkungen mit ihrer Umgebung verknupft sind Fur die raumliche Abgrenzung und Verortung eines Okosystems wurde der Begriff Okotop gepragt der ausserhalb der Landschaftsokologie aber nicht sehr gebrauchlich ist Zum besseren Verstandnis der Zusammenhange konstruieren Wissenschaftler gelegentlich stark vereinfachte Okosysteme im Labor die nur wenige Arten enthalten dafur hat sich der Fachbegriff Mikrokosmen eingeburgert 13 Beziehungen Bearbeiten Der Systembegriff impliziert eine funktionale uber eine blosse morphologische topographische Beschreibung hinausgehende Betrachtung von kausalen Beziehungen vor allem in Gestalt von Stoff und Energieflussen Wird ein Naturausschnitt als Okosystem betrachtet wird oft ein Verstandnis der naturlichen Regelmassigkeiten und Zusammenhange durch die Bildung eines Modells der Wirklichkeit angestrebt Ein solches Modell kann verbal graphisch oder mathematisch sein In der Okosystemforschung werden beispielsweise meist quantitative Modelle angestrebt die sich in mathematischer Sprache ausdrucken lassen 14 Einige Aspekte von Okosystemen lassen sich durch Systeme von Differentialgleichungen ausdrucken Verwendet werden auch Begriffe der Thermodynamik und statistischen Physik Zwischen der Organismengemeinschaft eines Okosystems existieren vielfache Wechselbeziehungen und Abhangigkeiten Hierzu zahlen beispielsweise die trophischen Beziehungen verschiedener Arten des Okosystems wie Stoffaustausch zwischen Primarproduzenten und heterotrophen Gliedern der Nahrungskette in Form von symbiotischer Beziehung Mykorrhiza Parasitismus und Saprophilie Die Organismen der Biozonose beeinflussen den Stoffkreislauf und werden beeinflusst durch die abiotischen Faktoren Diese werden in der Botanik als Standortfaktoren bezeichnet Offenheit Dynamik Komplexitat Bearbeiten In der Wissenschaft wird der Okosystembegriff als etwas unscharfe Betrachtungsebene verwendet die die Okologie der Lebensgemeinschaften mit Ansatzen der Systemtheorie 15 und Kybernetik 16 verbindet Der Begriff ist aber eher ein Paradigma der einen bestimmten Blickwinkel vorgibt und kann nicht zur Vorhersage konkreter Eigenschaften des Forschungsgegenstands verwendet werden 17 Einige Okologen vermeiden den Begriff sogar ganz weil aus ihrer Sicht die Lebensgemeinschaft und ihre Okologie zur Bearbeitung hinreichen so wird er in einem sehr weit verbreiteten Lehrbuch der Okologie nicht verwendet 18 Zur Beschreibung der allgemeinen Eigenschaften von Okosystemen werden oft folgende Begriffe eingesetzt offen Okosysteme sind offene Systeme die zur Erhaltung ihres Systemzustands einen Energiefluss durch das System benotigen dynamisch Okosysteme verharren meist nicht an festen Punkten ihres Zustandsraumes sondern es finden auf verschiedenen raumlichen und zeitlichen Skalen dynamische Entwicklungen statt Zu diesen zahlen Sukzessionsvorgange aber auch Entwicklungen mit geschlossener Phasenraumkurve und viele andere Formen der Dynamik Daneben gibt es langfristige Selbstorganisations und Anpassungsprozesse die ein Okosystem fortwahrend verandern konnen komplex Okosysteme haben biotische und abiotische Elemente und Strukturen Diese Strukturen sind durch Wechselwirkungen miteinander verbunden Mit der Anzahl der im System verwirklichten Wechselwirkungen steigt seine Komplexitat an Die Beziehung zwischen der Komplexitat einerseits und der Stabilitat von Okosystemen andererseits ist aktives Forschungsgebiet der Okologie Die Anwendung des Okosystemsbegriffs auf einen Naturausschnitt allein kann jedoch nicht zur Vorhersage der spezifischen Eigenschaften Strukturen oder Prozesse des Naturausschnitts verwendet werden Okosysteme konnen z B vergleichsweise komplex oder einfach aufgebaut sein sich eher stabil oder eher instabil verhalten nahe an einem Gleichgewichtszustand verharren oder sich fernab davon bewegen Die Betrachtung als Okosystem gibt lediglich einen gewissen analytischen Blickwinkel vor Funktionsprinzipien von Okosystemen Bearbeiten nbsp Produzenten und Destruenten im Stoffkreislauf Einfaches Modell eines OkosystemsBei Betrachtung der Organismen eines Okosystems wird verbreitet von den konkreten Arten abstrahiert und eher ihre funktionelle Rolle im Systemganzen betont Das bedeutet dass einzelne Arten bezuglich ihrer Funktion oft in gewissem Sinn als gegeneinander austauschbar betrachtet werden 17 Die Organismen konnen unterteilt werden nach ihrer trophischen Funktion im System als Primarproduzenten die organische Stoffe aus anorganischen Stoffen und Energie Sonnenlicht chemische Energie aufbauen Dies sind vor allem grune Pflanzen die Photosynthese betreiben und autotrophe Bakterien und Archaeen die auch chemische Energie nutzen konnen Konsumenten die sich von den Produzenten anderen Konsumenten oder von Destruenten ernahren Es handelt sich insbesondere um Tiere einschliesslich des Menschen Konsumenten geben dabei Kohlenstoffdioxid und mehr oder weniger energiereiche organische Substanz ab Urin Kot Korperabrieb Haare und Leichen Die Konsumenten werden weiter untergliedert in Konsumenten erster Ordnung die Pflanzenfresser Phytophage oder Herbivore und Konsumenten hoherer Ordnungen zusammen als Fleischfresser Karnivore bezeichnet Wichtigste Karnivore sind die Rauber Pradatoren Destruenten welche die abgestorbenen Produzenten und Konsumenten deren Ausscheidungen oder Organe z B Pflanzenstreu und Falllaub abbauen und zuletzt mineralisieren also wieder in abiotische Stoffe zuruckfuhren Die funktional entscheidenden Destruenten sind insbesondere Bakterien und Pilze Unterschieden werden oft zwei Teil Nahrungsnetze Die Grundlage beider Nahrungsnetze sind die grunen Pflanzen oder ggf die anderen Primarproduzenten Die Pflanzen werden ganz oder in Teilen von speziellen Konsumenten den Phytophagen Pflanzenfressern verzehrt Dies geschieht etwa wenn ein Eichenspinner die Blatter einer Eiche frisst eine Miesmuschel kleine Algen einstrudelt oder ein Mensch eine Mohre verzehrt Dies ist das Konsumenten Nahrungsnetz Oft fallen aber grosse Mengen abgestorbenen Pflanzenmaterials an die ohne Zwischenschaltung von Konsumenten von den Destruenten abgebaut werden Dadurch kann sich eine sehr grosse Gemeinschaft an Destruenten aufbauen Diese Destruenten werden ihrerseits z B von bakterien und pilzfressenden Arten gefressen Hierher gehoren viele Protozoen Nematoden und Oligochaeten aber auch Arthropoden wie Hornmilben und Springschwanze Diese Organismen bilden dann ein Destruenten Nahrungsnetz Verschiedene Substanzen konnen auf ihrem Weg durch das Okosystem verfolgt werden Dies gilt zum Beispiel fur das Wasser und auch fur einzelne chemische Elemente C N P etc Die Okosystemforschung untersucht die sich ergebenden Stoffkreislaufe und bildet sie in Stoffflussdiagrammen und komplexen Modellen ab Gleiches gilt fur den Energiefluss Der Begriff des Stoffkreislaufs deutet an dass viele Stoffe mehrfach im Okosystem umgesetzt werden Allerdings hangt dies von der Art des Okosystems ab So ist der Kreislaufanteil in einem Wald fur viele Elemente eher hoch Dies gilt insbesondere fur Elemente die nicht regelmassig als Gas in die Atmosphare abgegeben werden Dagegen ist das Okosystem eines Flusses vom standigen nicht wiederkehrenden Substanzdurchsatz gepragt Werden geologische Zeitraume betrachtet so fallt auf dass erhebliche Stoff und Elementmengen fur ggf hunderte Millionen Jahre aus dem Kreislauf ausscheiden siehe z B Kalkstein Kohlefloz Okosysteme beeinflussen sich gegenseitig durch Informations Substanz und Energieflusse Der Aufbau und die Veranderung von Okosystemen kann starke Ruckwirkungen auf die abiotischen Faktoren haben Die einzelnen Wirkmechanismen und deren relative Bedeutung sind ein aktives Forschungsfeld Z B beeinflussen marine Okosysteme durch ihren Stoff und Energiehaushalt die Atmosphare und damit auch terrestrische Okosysteme Ein Beispiel globaler Wechselbeziehungen ist die Zunahme des Treibhauseffekts und der dadurch verursachte Klimawandel Um aus dieser Erkenntnis praktischen Nutzen zu ziehen muss die relative Starke der Wechselwirkungen bekannt sein Thermodynamische Interpretation Bearbeiten Physikalische Begriffe aus der Thermodynamik konnen auch auf Okosysteme angewendet werden entweder in qualitativer Form als Analogien oder zur Modellierung und Vorhersagen 19 Schlusselbegriffe fur die thermodynamische Interpretation sind die Entropie und die Dissipation Die Entwicklung und Erhaltung von Leben findet dabei weitab des Thermodynamischen Gleichgewichts statt Als physikalisch offene Systeme konnen Okosysteme komplexe Strukturen aufbauen Die geringe Entropie in der Biosphare wird durch Erhohung der Entropie in ihrer physikalischen Umwelt mehr als ausgeglichen Dies ist nur in einer Umgebung moglich die ebenfalls fernab des Gleichgewichts ist Ein Okosystem benotigt also einen thermodynamischen Gradienten als Antrieb Es muss einerseits energetische oder stoffliche Ressourcen von aussen erhalten und auf der anderen Seite Abfalle mit einer hoheren Entropie als diejenige der Ressourcen abgeben Fur die Erde als Ganzes besteht dieser Gradient grossteils aus der Differenz zwischen der energiereichen Sonneneinstrahlung und dem kalten Weltall in das energiearmere Warmestrahlung abgegeben wird Die Entropie Produktion eines Okosystems ist nicht direkt messbar da wichtige Teilgrossen v a die chemische Energie der lebenden Biomasse nicht messbar bzw noch nicht einmal befriedigend definierbar sind Okologen versuchen verschiedene Grossen zu definieren um dieses Problem zu umgehen Mit diesen Grossen sollen allgemeine Aussagen uber Okosysteme moglich werden die Vorhersagen zur Struktur und Entwicklung von Okosystemen zulassen Wichtige Ansatze sind Ascendancy in etwa Aufstieg 20 Emergie mit einem m in der Mitte 21 Exergie und Oko Exergie 22 23 Kontrollmechanismen Bearbeiten In der Okologie ist es bis heute umstritten wodurch die Dynamik und Struktur von Okosystemen letztlich kontrolliert wird Traditionell gibt es zwei Grundannahmen Von unten nach oben engl bottom up Primarproduzenten produzieren diesem Ansatz zufolge etwa soviel Biomasse wie ihre Ressourcen erlauben Ein Teil davon steht Primarkonsumenten Herbivoren zur Verfugung Aufgrund der energetischen Verluste konnen diese nicht mehr als 10 der genutzten Nahrungsenergie fur den Aufbau ihrer eigenen Biomasse nutzen Dies setzt sich in den weiteren trophischen Niveaus Konsumenten zweiter dritter Ordnung fort Die Lange der Nahrungsketten wird durch die Produktivitat begrenzt weil irgendwann die verbleibende Energie nicht mehr fur ein weiteres trophisches Niveau ausreicht Als Begrunder dieser Theorie gilt der Limnologe Raymond L Lindeman 24 Von oben nach unten engl top down Diesem Modell zufolge wird die Biomasse und Produktion grunen Pflanzen von den Herbivoren kontrolliert und gesteuert Die Herbivoren waren durchaus imstande mehr oder weniger die gesamte Biomasse fur sich zu nutzen Die Welt bleibt nur deshalb so grun weil auch die Produktion der Herbivoren durch Pradatoren in Schach gehalten wird 25 26 Alternativen oder Varianten zu diesen Grundmodellen existieren in grosserer Zahl Ein neueres Modell 27 betont die besondere Rolle von Umwelt Stressfaktoren auf das Artengefuge Demnach wirken sich ungunstige Umweltfaktoren starker auf die Konsumenten als auf die Produzenten aus z B weil die Umwelt weniger vorhersagbar wird und starke Schwankungen fur Arten hoher in der Nahrungskette starkere Auswirkungen haben Demnach waren in fur die Organismen gunstigen Okosystemen die Konsumenten entscheidend Unter ungunstigen Umweltbedingungen und damit geringer Produktivitat ware die Konkurrenz der Pflanzen ausschlaggebend In der okologischen Wissenschaft hat jedes dieser Modelle seine Anhanger Auch Kombinationen der Grundmodelle wurden in grosser Zahl vorgeschlagen z B 28 29 Zeitliche Dimension von Okosystemen BearbeitenAls naturliche Systeme besitzen Okosysteme eine raumliche und eine zeitliche Dimension Auf der zeitlichen Ebene versucht man bei der Erforschung die ablaufenden Veranderungen das heisst die Dynamik des Systems zu verstehen Systeme konnen dabei mehr oder weniger unverandert bleiben oder sie unterliegen gerichteten oder zufalligen Veranderungen Da lebende Organismen auf Veranderungen reagieren konnen konnen in Okosystemen anders als in unbelebten Systemen selbstregulierende Prozesse ablaufen durch die die Reaktion des Systems auf Veranderungen unter Umstanden nur schwer vorhersagbar ist Fur die holistisch organismische Denkschule in der Forschung sind diese selbstregulierenden Prozesse von alles entscheidender Bedeutung fur sie ist ein Okosystem daher analog zu einem lebenden Organismus Die starker reduktionistisch ausgerichtete Hauptstromung der Wissenschaft erkennt die sich bei der Entwicklung der Systeme ergebenden Muster und Regelmassigkeiten an halt aber die starke Betonung der Konstanz die sich aus der Organismus Metapher ergibt fur nicht angemessen Vollig chaotisch und ungeregelt ablaufende Veranderungen zu erforschen ist allerdings zwar moglich aber wissenschaftlich wenig ergiebig da man so gewonnene Erkenntnisse kaum auf irgendetwas ausserhalb des untersuchten Systems selbst verallgemeinern konnte Die Okosystemforschung konzentriert sich daher meist auf mehr oder weniger konstante Systeme oder zumindest auf solche deren Veranderung auf erklarende Faktoren zuruckgefuhrt werden kann Ausgangspunkt der Forschung sind daher wie generell in der Wissenschaft Muster und Regelmassigkeiten in der Natur selbst Dynamik und Konstanz Stabilitat Bearbeiten In zahlreichen untersuchten Okosystemen beobachtet man bei Untersuchungen uber einen langeren Zeitraum keine wesentlichen Veranderungen sie sind zeitlich stabil Die Stabilitat ist trivial wenn sich die Umweltfaktoren und die abiotischen Komponenten des Systems nicht verandert haben Interessanter ist es wenn ein System auch bei Veranderung ausserer Faktoren seine Stabilitat erhalten kann Die Erforschung dieser Zusammenhange wurde lange Zeit durch die Mehrdeutigkeit des Stabilitatsbegriffs behindert Grimm und Wissel fanden z B in einer Literaturstudie 163 verschiedene Definitionen von Stabilitat die sich auf 70 Konzepte bezogen 30 Heute wird nach Pimm 1984 31 meist unterschieden Persistenz man beobachtet wenig Veranderungen bei Beobachtungen uber lange Zeit Resilienz Das System kehrt nach Storungen wieder in seinen Ausgangszustand zuruck 32 Resistenz Das System bleibt bei Storungen lange unverandert Stabilitat und Konstanz in Okosystemen sind dabei von der betrachteten raumlichen und zeitlichen Skala abhangig Die Populationsgrosse einer Art mag z B Jahr fur Jahr schwanken aber auf langere Sicht in gleicher Hohe bleiben Stabilitat und Stabilitatsbedingungen von Okosystemen vor allem der Zusammenhang zwischen Stabilitat und Komplexitat sind aktive Forschungsfelder der okologischen Wissenschaften Die traditionellen Ansichten das Okosysteme in der Regel im okologischen Gleichgewicht seien und ihre Stabilitat mit Erhohung der Artenzahl oder der Biodiversitat ansteigt werden seit etwa 30 Jahren zunehmend in Zweifel gezogen 33 Der Begriff Storung Bearbeiten Bei der zeitlichen Entwicklung eines Okosystems ist der Begriff der Storung ein Schlusselbegriff Ohne Storungen unterliegt ein System ausschliesslich endogener Dynamik Veranderungen konnen z B durch Wechselwirkungen der beteiligten Arten untereinander ablaufen Wichtig ist in diesem Zusammenhang dass in der Okologie der Begriff der Storung vollig werturteilsfrei genutzt wird Eine Storung ist nichts per se Schlechtes oft lassen sich bestimmte Okosysteme sogar nur durch regelmassige Storungen erhalten siehe unten Die Grosse einer Population kann durch das Beziehungsgefuge auf einer bestimmten Hohe eingeregelt werden oder z B durch zeitlich verzogerte Reaktionen konnen zyklische Schwankungen auftreten fur Saugetierpopulationen z B 34 Gerichtete dauerhafte Veranderungen des Systems bezeichnet man als Sukzession Eine Storung ist ein von ausserhalb dieses internen Beziehungsgefuges einwirkender das System verandernder Faktor Haufig wird zwischen seltenen und grossen Storungen Katastrophen und kleineren und wiederkehrenden Storungen unterschieden Der Storungsbegriff ist dabei ebenfalls skalenabhangig z B kann das Abfressen durch ein weidendes Tier fur eine einzelne Pflanze als Storung fur das Okosystem Wiese aber als konstituierender und systemimmanenter Faktor gewertet werden Einen Versuch zur absoluten Definition von Storungen haben White und Pickett unternommen 35 eine Definition fur klimatische Extremereignisse als Storung liefert Smith 36 Das zeitliche Muster der Storungen oder Storungsregime ist ein pragender Faktor fur viele Okosysteme wiederkehrende Storungen wie Mahd oder Beweidung im Grunland Uberflutungen im Auwald aber auch katastrophische Storungen wie Waldbrand oder Sturmwurf in Waldokosystemen konnen Struktur und Zusammensetzung eines Okosystems entscheidend pragen Gefahrdung und Bewertung von Okosystemen BearbeitenBewertung Bearbeiten Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Okosystem im biologisch wissenschaftlichen Sinn ist ein wertfreier Begriff Die Rede von der Existenz eines bestimmten Okosystems oder der Stabilitat eines seiner Zustande impliziert daher auf dieser begrifflichen Ebene nicht von sich aus eine positive Wertschatzung Bemuhungen zum Schutz von Okosystemen sind gesondert zu begrunden Naturwissenschaft kann solche Begrundungen nicht liefern da sie gehalten ist immer wertfreie Beschreibungen und Erklarungen zu liefern So sind die nach Zerstorung eines hoch entwickelten Okosystems auftretenden Zustande genauso als Okosystem anzusprechen wie der Ausgangszustand solange noch irgendeine Form von Leben in ihnen auftritt Einen Wert besitzt ein Okosystem nur dann wenn sie ihm durch eine Wertentscheidung von Menschen zugewiesen worden ist Eine Ansicht dazu ist dass die Wertentscheidung dabei ausserhalb der Naturwissenschaft steht Sie kann durch wissenschaftliche Argumente gestutzt aber nicht aus der Wissenschaft oder aus der wissenschaftlich beschriebenen Natur abgeleitet werden vgl hierzu Naturalistischer Fehlschluss Humes Gesetz Beispielsweise sind der Erhalt der menschlichen Zivilisation das Vermeiden von Leid der Schutz von menschlichem Leben der Erhalt der ausgepragten Bewohnbarkeit der Erde und eine Beibehaltung oder Erhohung der menschlichen Lebensqualitat Ziele die nicht naturwissenschaftlich eindeutig als gut eingestuft werden konnen dazu bedarf es einer subjektiven Bewertung die etwa auf ethischen bzw moralischen Auffassungen beruht Erhaltung zwecks Okosystemdienstleistungen vs Naturschutz Bearbeiten nbsp Im Rahmen der globalen Erwarmung spielt die Speicherung von Kohlenstoff in Okosystemen eine zentrale RolleWerte die einem Okosystem zugeschrieben werden konnen sich auf seine funktionale Ebene beziehen man spricht dann oft von Okosystemfunktionen und Okosystemdienstleistungen engl ecosystem services 37 Beispielsweise konnte die Erhaltung eines Waldes mit seiner Funktion als Kohlenstoff Speicher zur Verhutung des Treibhauseffekts mit seiner erosions verhutenden Rolle 38 an Steilhangen oder mit seiner positiven Rolle fur die Neubildung von nutzbarem Grundwasser und nicht zuletzt durch das hier geerntete Holz oder das erlegte Wild begrundet werden Okosystemdienstleistungen sind haufig ersetzbar So ist denkbar dass mit entsprechendem technischen und finanziellen Aufwand CO2 in tiefe Gesteinsschichten eingepresst und damit der Atmosphare entzogen wird Erosionsschutz konnte auch durch Grasland Grundwasserschutz durch den Einsatz technischer Filter oder aufbereitetes Oberflachenwasser substituiert werden Umweltokonomische Studien zeigen dass die Kosten einer technischen Substitution oft jedoch so hoch sind dass naturliche oder naturnahe Okosysteme schon aus wirtschaftlichen Grunden nicht leichtfertig degradiert werden sollten Zu bedenken ist weiterhin dass die Nutzbarkeit eines Okosystems auch durch stete Einflusse graduell immer mehr herabgesetzt werden kann was bei einer kurzzeitigen Betrachtung nicht erkennbar ist Innerhalb der Umweltokonomie hat sich zum Studium der Okosystem Dienstleistungen ein Spezialgebiet herausgebildet siehe TEEB Studie Der Schutz naturlicher Okosysteme beruht zu einem grossen Teil allerdings nicht auf dieser rein funktionalen Ebene Wenn Menschen die Artenvielfalt bestimmter Okosysteme erhalten wollen tun sie dies in der Regel nicht aus funktionalen Grunden obwohl sich Menschen finden die dies z B mit der Erhaltung ungewohnlicher Naturstoffe als Basis fur neue Medikamente begrunden wollen Vielmehr wird hier der Vielgestaltigkeit und Komplexitat der Natur ein eigener Wert zugesprochen Umweltokonomen tun sich etwas schwer mit dieser Begrundung weil sie sich nicht in das universelle Wertmedium der Okonomie d h Geld umrechnen lasst Hilfsweise wird versucht den Wert dadurch zu fassen dass in Befragungen abgefragt wird wie viel Geld die Befragten zur Rettung naturlicher Okosysteme abzugeben bereit waren Die menschlichen Bemuhungen Okosysteme zur Erhaltung der Natur selbst z B der Artenvielfalt zu schutzen werden als Naturschutz zusammengefasst Die meisten Bemuhungen die auf die funktionale Ebene d h direkte Nutzbarkeit und Okosystemdienstleistungen abzielen sind die Domane des Umweltschutzes Die verschiedenen Begrundungen und Werte die zur Erhaltung von Okosystemen herangezogen werden konnen untereinander in Konflikt geraten Genutzte Okosysteme werden durch die Nutzung verandert und sind damit nicht mehr vollig autonom und naturlich Heute ist durch die globalen Emissionen aus technischen Prozessen davon auszugehen dass es praktisch keine vollkommen unbeeinflussten Naturlandschaften mehr gibt Die Okologie teilt die Okosysteme in diesem Zusammenhang nach dem Grad der menschlichen anthropogenen Beeinflussung in sogenannte Hemerobie Grade ein Je geringer der Grad desto geringer der anthropogene Einfluss Oft wird bei der Wertung zwischen der volligen Zerstorung und der Degradation von Okosystemen aufgrund starker menschlicher Einflusse unterschieden 39 Die intaktesten Okosystem Komplexe liegen in den oligohemeroben naturnahen gering beeinflussten Wildnis gebieten der Erde Die Artenvielfalt genutzter Okosysteme nimmt haufig mit steigender Hemerobie ab sie kann aber auch zunehmen Fur terrestrische Okosysteme und deren Biodiversitat stellt in Mitteleuropa etwa die Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung von Gunstflachen bei gleichzeitiger Nutzungsaufgabe von marginalen Flachen ein grosses Problem dar Auf traditionelle Nutzungsformen beruhende Kulturlandschaften wie Heiden und Magerrasen versucht der Naturschutz aufgrund ihrer Artenvielfalt zu erhalten Er schrankt damit ihre Nutzbarkeit fur den Menschen ein Verscharft treten diese Konflikte in armeren Staaten mit weitraumigen und artenreichen Okosystemen die aber kaum nutzbar sind auf Letztes Argument fur ihre Erhaltung ist dann oft ihre Bedeutung fur den Tourismus aus den reichen Staaten Zunehmend wird aber auch uber direkte Transferzahlungen der reichen an die armen Nationen geredet 40 Im globalen Massstab spielen heute vor allem die Belastungsgrenzen der Erde eine zentrale Rolle da ihre Uberschreitung die Stabilitat und Funktionalitat der okosystemischen Gesamtzusammenhange auf der Erde gefahrden die die Grundlage allen Lebens bilden Diese weltumspannenden Verknupfungen werden auch im Rahmen der Gaia Hypothese diskutiert die die Erde mit einem Organismus vergleicht Wissenschaft Bearbeiten Uber 15 000 Wissenschaftler haben 2017 eine eindringliche Warnung an die Menschheit veroffentlicht die belegt dass viele Okosystemdienstleistungen erheblich gefahrdet sind und die Chancen ihres Erhaltes derzeit negativ eingeschatzt werden 41 Rascher Okosystem Wandel Okosystem Kollaps Bearbeiten In diesem Artikel oder Abschnitt fehlen noch wichtige Informationen Hilf der Wikipedia indem du sie recherchierst und einfugst Siehe auch Kippelemente im Erdklimasystem nbsp Log log lineare Beziehung zwischen der raumlichen Grosse und der zeitlichen Dauer 42 untersuchter Okosystemkollapse 42 Im Marz 2020 zeigten Forscher dass grossere Okosysteme schneller als zuvor vermutet komplett kollabieren konnen der Amazonas Regenwald etwa zu einer Savanne in 50 und die Korallenriffe der Karibik in 15 Jahren 43 44 45 42 Begriffsgeschichte BearbeitenDie Ansicht dass Lebewesen und Lebensraume gemeinsam betrachtet werden mussen lasst sich in der Wissenschaft bis ins 19 Jahrhundert zuruckverfolgen als John Scott Haldane davon schrieb dass die Teile eines Organismus und seine Umgebung ein System formen 1928 sprach der Leipziger Biologe und Limnologe Richard Woltereck von Okologischen Gestalt Systemen 46 1935 schuf der britischen Biologe und Geobotaniker Arthur George Tansley unabhangig davon den heutigen Begriff ecosystem Okosystem Seine Definition von ecosystem das gesamte System im physikalischen Sinne unter Einschluss nicht nur des Komplexes der Organismen sondern auch des ganzen Komplexes der physikalischen Faktoren die das formen was wir die Umwelt nennen die Habitatfaktoren im weitesten Sinn In den Systemen gibt es standigen Austausch in verschiedenster Form innerhalb des Systems nicht nur zwischen den Organismen sondern zwischen organischem und anorganischem Bereich ist in dieser Form bis heute uneingeschrankt weiter gultig Sein Systembegriff ist der eines teilweise Beobachter konstruierten gedanklichen Isolats mental isolate 47 Unmittelbarer Anlass fur Tansleys Formulierung war eine Serie von Artikeln des sudafrikanischen Okologen John Phillips uber das Wesen der biotischen Gemeinschaft biotic community 48 Phillips war angeregt durch den Holismus Jan Christiaan Smuts Phillips trat in diesen Artikeln fur eine starke Interpretation der biotischen Gemeinschaft im Sinne des von Frederic Edward Clements gepragten Konzepts eines Komplexorganismus ein Tansley wendet sich mit seinem eher mechanistischen Vorschlag in scharfer Form gegen die Verwendung einer im wissenschaftstheoretischen Sinne idealistischen empirisch nicht zuganglichen Organismus Metapher zu der sein Begriff ausdrucklich als Alternative dienen sollte Die Entwicklung eines physikalisch gepragten Okosystembegriffs hat wichtige Grundlagen in der europaischen und nordamerikanischen Gewasserokologie insbesondere der Limnologie 49 1877 hatte der Kieler Zoologieprofessor Karl August Mobius den Begriff der Biozonose fur die organismische Vergesellschaftung in Austern banken gepragt Im Jahr 1887 sprach Stephen Alfred Forbes ein Limnologe aus Illinois Seen als organische Systeme mit zyklischen Stoffumsatzen matter cycling an in denen ubergeordnete Steuerungsmechanismen ein Gleichgewicht aufrechterhielten Wahrend die Arbeiten Forbes ausserhalb des US amerikanischen Mittelwestens wenig rezipiert wurden baute August Thienemann ab 1891 in Plon die Hydrobiologische Abteilung der Kaiser Wilhelm Gesellschaft auf Von dort aus verbreitete Thienemann seine Ansicht von Seen als biotischen Systemen die sich aus der Interaktion von Lebewesen und Umwelt ergeben Lebensraum Milieu und Lebensgemeinschaft Biocoenose als eine feste organische Einheit 1916 Thienemann verwendet dabei den mit Okosystem weitgehend identischen aber der holistischen organismischen Sichtweise von Clements und Phillips naher stehenden Begriff des Holocoens den der Entomologe Karl Friedrichs 1927 eingefuhrt hatte 50 51 Ab den 1920er Jahren begannen zunehmend genauere Analysen von Nahrungsketten und den darin ablaufenden Stoff und Energieumsatzen aufzutauchen z B Charles Sutherland Elton E V Borutsky Chancey Juday 52 Diese Studien fuhrten 1939 zu Thiemanns Unterscheidung von Produzenten Konsumenten Herbivore und Karnivore und Reduzenten Die erste systematische empirische Anwendung erfuhr Tansleys Okosystemkonzept Ende der 1930er Jahre durch den in Minnesota arbeitenden Limnologen Raymond Laurel Lindeman der die erste Komplettdarstellung der Energieumsatze in einem See Okosystem vorlegte Eine weitere einflussreiche Forschungsrichtung war die vom Russen Wladimir Iwanowitsch Wernadski begrundete Biogeochemie die sich den Stoffaustausch zwischen Lebewesen und Umwelt als Austausch innerhalb eines chemischen Systems vorstellte 1944 schuf der sowjetische Biologe Wladimir Nikolajewitsch Sukatschow daraus seinen Begriff der Biogeozonose der im osteuropaischen Raum lange Zeit anstelle von Okosystem verwendet wurde von geographisch gepragten Landschaftsokologen teilweise bis heute In Zusammenarbeit mit Lindemann verbreitete George Evelyn Hutchinson den russischen Ansatz Zum internationalen Durchbruch verhalf dem Okosystem Konzept der amerikanische Okologe Eugene P Odum Odum veroffentlichte 1953 sein kurzes Lehrbuch Principles of Ecology Dessen erste Seiten entfalten implizit jenes Forschungsprogramm dem die Okosystemforschung bis Ende der 1960er Jahre weitgehend folgte 53 2022 schlugen Forschende des IUCN die Nomenklatur von Okosystemen nach funktionalen Merkmalen vor was auch Implikationen auf die Benennung einzelner Lebewesen habe 54 Der Vorstoss wird als mogliche Ablosung der auf Carl von Linne beruhenden Taxonomie gehandelt 55 Verwendung der Bezeichnung ausserhalb der Okologie BearbeitenWirtschaftUrsprunglich aus dem Englischen entlehnt wird der Begriff ecosystem auch auf den Bereich der Wirtschaft ubertragen und steht dann fur die Gesamtheit der Akteure innerhalb einer Branche business ecosystem Im Deutschen spricht man auch von Wirtschaftsokosystemen oder Unternehmensokosystemen Im Speziellen wird mit Blick auf die Grunderszene bzw die Forderung des Unternehmertums auch von Grunderokosystemen und Start up Okosystemen gesprochen Diesen Begriff versucht das RKW zu etablieren 56 Das bekannteste Beispiel eines ganzheitlichen Startup Okosystems ist das Silicon Valley in Europa auch die urbanen Viertel von Berlin Siehe auch Grunder Okosystem im Artikel Unternehmertum InformationstechnikMit dem Begriff digitales Okosystem wird im ubertragenen Sinne in der Informationstechnik eine Soft und Hardware Architektur bezeichnet welche auf jeweils ganz eigenen Geraten Systemen und Zugangsvoraussetzungen beruht und damit entsprechendes Zubehor voraussetzt und hervorbringt Ein Beispiel fur ein geschlossenes digitales Okosystem sind die Produkte des Unternehmens Apple Siehe auch Geschlossene Plattform AstrobiologieAuch in der Astrobiologie wird der Begriff fur moglicherweise existierende extraterrestrische ausserirdische Okosysteme auf Exoplaneten und Exomonden verwendet 57 Siehe auch BearbeitenOkosystemverfall Okosystemischer Ansatz nach BronfenbrennerLiteratur BearbeitenJ Maynard Smith Models in Ecology Cambridge University Press Cambridge 1974 ISBN 0 521 20262 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Okosystem Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Literatur von und uber Okosystem im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek DFG Science TV Natur am Start Leben im Tagebau Von der Mondlandschaft zum Okosystem Video Serie zur Entstehung eines OkosystemsQuellenangaben Bearbeiten Ubereinkommen uber die Biologische Vielfalt abgeschlossen bei der UN Konferenz in Rio de Janeiro am 5 Juni 1992 Artikel 2 Begriffsbestimmungen Ubersetzung der Schweizerischen Bundesverwaltung Matthias Schaefer Worterbucher der Biologie Okologie UTB 430 3 Auflage Gustav Fischer Jena 2002 ISBN 3 334 60362 8 S 231 F Stuart Chapin Pamela A Matson Harold A Mooney Principles of Terrestrial Ecosystem Ecology Springer 2002 ISBN 0 387 95439 2 a b Kurt Jax Ecological Units Definitions and Application In Quarterly Review of Biology 81 3 2006 S 237 258 David M Olson Eric Dinerstein Eric D Wikramanayake Neil D Burgess George V N Powell Emma C Underwood Jennifer A D amico Ilanga Itoua Holly E Strand John C Morrison Colby J Loucks Thomas F Allnutt Taylor H Ricketts Yumiko Kura John F Lamoreux Wesley W Wettengel Prashant Hedao Kenneth R Kassem Terrestrial Ecoregions of the World A New Map of Life on Earth A new global map of terrestrial ecoregions provides an innovative tool for conserving biodiversity In BioScience 51 11 2001 S 933 938 Murray W Nabors Botanik Pearson Studium 2007 ISBN 978 3 8273 7231 4 S 611ff Richard Pott Allgemeine Geobotanik Biogeosysteme und Biodiversitat Springer Berlin Heidelberg New York 2005 ISBN 3 540 23058 0 S 10 11 356 359 Christian Kubb Das Okosystem auf Biologie Schule de Online abgerufen am 6 September 2023 Thomas W Hoekstra Timothy F H Allen Curtis H Flather Implicit Scaling in Ecological Research In BioScience Vol 41 No 3 1991 S 148 154 J A Wiens Spatial scaling in ecology In Functional Ecology 3 1989 S 385 397 Richard Pott Allgemeine Geobotanik Biogeosysteme und Biodiversitat Springer Berlin Heidelberg New York 2005 ISBN 3 540 23058 0 S 16 17 David M Post Martin W Doyle John L Sabo Jacques C Finlay The problem of boundaries in defining ecosystems A potential landmine for uniting geomorphology and ecology In Geomorphology Volume 89 Issues 1 2 2007 S 111 126 doi 10 1016 j geomorph 2006 07 014 Veikko Huhta The role of soil fauna in ecosystems A historical review In Pedobiologia 50 2007 S 489 495 doi 10 1016 j pedobi 2006 08 006 Zum Modellbegriff S T A Pickett M L Cadenasso The Ecosystem as a Multidimensional Concept Meaning Model and Metaphor In Ecosystems 5 2002 S 1 10 William S Currie Units of nature or processes across scales The ecosystem concept at age 75 In New Phytologist 190 2010 S 21 34 doi 10 1111 j 1469 8137 2011 03646 x Bernard C Patten Eugene P Odum The Cybernetic Nature of Ecosystems In The American Naturalist Vol 118 No 6 1981 S 886 895 a b Robert V O Neill Is it time to bury the ecosystem concept with full military honors of course In Ecology 82 12 2001 S 3275 3284 Michael Begon John L Harper Colin R Townsend Okologie Individuen Populationen und Lebensgemeinschaften aus dem Englischen ubersetzt von Dieter Schroeder und Beate Hulsen Birkhauser Verlag 1991 ISBN 3 7643 1979 8 S 680 zur Anwendung vgl Axel Kleidon Yadvinder Malhi Peter M Cox Maximum entropy production in environmental and ecological systems In Philosophical Transactions of the Royal Society Series B Volume 365 Issue 1545 2010 doi 10 1098 rstb 2010 0018 R E Ulanowicz B M Hannon Life and the production of entropy In Proceedings of the Royal Society London B 232 1987 S 181 192 H T Odum Environmental Accounting Emergy and Environmental Decision Making Wiley 1996 Sven Erik Jorgensen An Integrated Ecosystem Theory In Annals European Acadademy of Science Liege 2006 2007 S 19 33 Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3Dhttp 3A 2F 2Fwww eurasc org 2Fannals 2Fdocs 2FJorgensen TeamR f 252815 2529 pdf GB 3D IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D Einen Uberblick uber das Fachgebiet gibt Stijn Bruers Energy and Ecology On entropy production and the analogy between fluid climate and ecosystems Thesis Universiteit Leuven 2007 Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3Dhttps 3A 2F 2Flirias kuleuven be 2Fbitstream 2F1979 2F1016 2F2 2FThesis pdf GB 3D IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D R L Lindeman The trophic dynamic aspect of ecology In Ecology 23 1942 S 399 418 N G Hairston F E Smith L B Slobodkin Community structure population control and competition In American Naturalist 44 1960 S 421 425 Stephen D Fretwell Food chain dynamics the central theory of ecology In Oikos 50 Nov 1987 S 291 301 B A Menge J P Sutherland Community regulation Variation in disturbance competition and predation in relation to environmental stress and recruitment In American Naturalist 130 1987 S 730 757 L Oskanen S D Fretwell J Aruda P Niemela Exploitation ecosystems in gradients of productivity In American Naturalist 118 1981 S 240 261 M E Power Top down or bottom up forces in food webs Do plants have primacy In Ecology 73 1992 S 733 746 Volker Grimm Christian Wissel Babel or the ecological stability discussions an inventory and analysis of terminology and a guide for avoiding confusion In Oecologia Band 109 Nr 3 7 Februar 1997 S 323 334 doi 10 1007 s004420050090 PMID 28307528 Stuart L Pimm The complexity and stability of ecosystems In Nature 307 1984 S 312 326 PDF Memento vom 7 November 2012 im Internet Archive Der Begriff Resilienz wurde eingefuhrt durch C S Holling Resilience and stability of ecological systems In Annual Review of Ecology and Systematics 4 1973 S 1 23 Anthony R Ives Stephen R Carpenter Stability and Diversity of Ecosystems In Science 317 2007 S 58 62 doi 10 1126 science 1133258 A R E Sinclair Mammal population regulation keystone processes and ecosystem dynamics In Philosophical Transactions of the Royal Society London B 2003 358 S 1729 1740 download unter rstb royalsocietypublishing org vgl Peter S White Anke Jentsch The Search for Generality in Studies of Disturbance and Ecosystem Dynamics In Progress in Botany Vol 62 Springer Verlag Berlin Heidelberg 2001 Melinda D Smith An ecological perspective on extreme climatic events a synthetic definition and framework to guide future research In Journal of Ecology 99 2011 S 656 663 doi 10 1111 j 1365 2745 2011 01798 x vgl Rudolf de Groot Luke Brander Sander van der Ploeg Robert Costanza Florence Bernard Leon Braat Mike Christie Neville Crossman Andrea Ghermandi Lars Hein Salman Hussain Pushpam Kumar Alistair McVittie Rosimeiry Portela Luis C Rodriguez Patrick ten Brin Pieter van Beukering 2012 Global estimates of the value of ecosystems and their services in monetary units In Ecosystem Services Volume 1 Issue 1 S 50 61 doi 10 1016 j ecoser 2012 07 005 Rattan Lal 2014 Soil conservation and ecosystem services In International Soil and Water Conservation Research Volume 2 Issue 3 S 36 47 doi 10 1016 S2095 6339 15 30021 6 J P Rodriguez K M Rodriguez Clark J E M Baillie N Ash J Benson T Boucher C Brown N D Burgess B Collen M Jennings D A Keith E Nicholson C Revenga Belinda Reyers M Rouget T Smith M Spalding A Taber M Walpole I Zager T Zamin Establishing IUCN Red List Criteria for Threatened Ecosystems In Conservation Biology 25 2011 S 21 29 doi 10 1111 j 1523 1739 2010 01598 x Tobias Kaufer Olforderung in Ecuador Ablasshandel im Regenwald In Spiegel online 29 Juni 2009 abgerufen am 8 Mai 2011 William J Ripple Christopher Wolf Thomas M Newsome Mauro Galetti Mohammed Alamgir Eileen Crist Mahmoud I Mahmoud William F Laurance und 15 364 Biowissenschaftler aus 184 Landern World Scientists Warning to Humanity A Second Notice In BioScience Band 67 Nr 12 2017 S 1026 1028 doi 10 1093 biosci bix125 a b Gregory S Cooper Simon Willcock John A Dearing Regime shifts occur disproportionately faster in larger ecosystems In Nature Communications 11 Jahrgang Nr 1 10 Marz 2020 ISSN 2041 1723 S 1175 doi 10 1038 s41467 020 15029 x PMID 32157098 PMC 7064493 freier Volltext bibcode 2020NatCo 11 1175C englisch Ecosystems the size of Amazon can collapse within decades In The Guardian 10 Marz 2020 Amazon rainforest could be gone within a lifetime In EurekAlert 10 Marz 2020 Ecosystems the size of Amazon can collapse within decades In The Guardian 10 Marz 2020 abgerufen am 13 April 2020 englisch Richard Woltereck Uber die Spezifitat des Lebensraumes der Nahrung und der Korperformen bei pelagischen Cladoceren und uber Okologische Gestalt Systeme In Biologisches Zentralblatt 48 1928 S 521 551 A G Tansley The use and abuse of vegetational terms and concepts In Ecology 16 1935 S 284 307 John Phillips The Biotic Community In Journal of Ecology Vol 19 No 1 Feb 1931 S 1 24 Frank Benjamin Golley A History of the Ecosystem Concept in Ecology More than the Sum of the Parts Yale University Press New Haven London 1993 S 35ff Frank Benjamin Golley A History of the Ecosystem Concept in Ecology More than the Sum of the Parts Yale University Press New Haven London 1993 S 40 Kurt Jax Holocoen and Ecosystem On the Origin and Historical Consequences of Two Concepts In Journal of the History of Biology Band 31 Nr 1 1998 S 113 142 doi 10 1023 A 1004261607170 Frank Benjamin Golley A History of the Ecosystem Concept in Ecology More than the Sum of the Parts Yale University Press New Haven London 1993 S 44ff Frank Benjamin Golley A History of the Ecosystem Concept in Ecology More than the Sum of the Parts Yale University Press New Haven London 1993 S 62ff David A Keith Jose R Ferrer Paris Emily Nicholson Melanie J Bishop Beth A Polidoro A function based typology for Earth s ecosystems In Nature Band 610 Nr 7932 20 Oktober 2022 ISSN 0028 0836 S 513 518 doi 10 1038 s41586 022 05318 4 PMID 36224387 PMC 9581774 freier Volltext nature com abgerufen am 2 November 2022 Brian J McGill Stephanie N Miller New catalogue of Earth s ecosystems In Nature Band 610 Nr 7932 Oktober 2022 S 457 458 doi 10 1038 d41586 022 03078 9 nature com abgerufen am 2 November 2022 Neues RKW Magazin zum Treffpunkt Grunderokosystem RKW abgerufen am 20 November 2015 Matti Jalasvuori u a On the astrobiological relevance of viruses in extraterrestrial ecosystems In International Journal of Astrobiology Volume 8 Issue 2 2009 S 95 100 bibcode 2009IJAsB 8 95J Probing extraterrestrial lifeforms in extreme earth environments europlanet eu org abgerufen am 6 Marz 2012 Normdaten Sachbegriff GND 4043216 6 lobid OGND AKS LCCN sh85014266 NDL 01151188 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Okosystem amp oldid 237303637