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Ein extrasolarer Mond kurz Exomond ist ein naturlicher Satellit der einen Planeten ausserhalb des Sonnensystems umkreist Es wurde schon fruh angenommen dass es nicht nur Exoplaneten sondern auch extrasolare Monde gibt Zum Nachweis kommen verschiedene Entdeckungsmethoden in Betracht Transitbeobachtungen der Gravitationslinseneffekt oder Lucken in Ringsystemen Bislang konnte noch kein extrasolarer Mond zweifelsfrei entdeckt werden Spekulationen reichen bis zu Uberlegungen zur Bewohnbarkeit hin Eine kunstlerische Impression eines hypothetischen erdahnlichen Mondes der einen Saturn ahnlichen Gasriesen umkreist Inhaltsverzeichnis 1 Mogliches Vorkommen 2 Mogliche Entdeckungsmethoden 2 1 Nachweis durch Transitbeobachtungen 2 1 1 Kepler 1625b 2 2 Gravitationslinseneffekt 2 3 Lucken in Ringsystemen 3 Vermutete Charakteristika 4 Bewohnbarkeit 5 Kandidaten 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseMogliches Vorkommen BearbeitenWahrend bisher 4680 Exoplaneten nachgewiesen wurden konnten bisher Stand 12 Februar 2021 nur wenige mogliche Kandidaten fur einen Exomond gefunden werden die auch mit einer Ausnahme 1 als spekulativ anzusehen sind Der Blick in das Sonnensystem wo neben der Erde samtliche vier Gasplaneten massive Monde haben lasst jedoch vermuten dass solche oder auch noch schwerere Monde ausserhalb des Sonnensystems existieren Seit dem Start des Weltraum Teleskops Kepler ist deren Detektion moglich geworden 2 wenn auch mit Stand Juli 2018 noch nicht mit Sicherheit gelungen Mogliche Entdeckungsmethoden BearbeitenNachweis durch Transitbeobachtungen Bearbeiten Im Jahre 1999 schlugen die damals in Frankreich forschenden Astronomen Paola Sartoretti und Jean Schneider vor Exomonde uber die Variation des Transitzeitpunktes englisch Transit Timing Variation TTV zu finden 3 Dieser Effekt resultiert aus der Schlingerbewegung des Planeten die durch die Schwerkraft des Mondes auf seinem Orbit um den Planeten hervorgerufen wird Genauer gesagt umrunden beide Planet und Mond unter Vernachlassigung anderer Korper in guter Naherung den gemeinsamen Massenschwerpunkt Und so variiert die von der Erde aus beobachtete Auslenkung des Planeten vor dem Stern fur die Annahme streng periodischer Transits Dieser TTV Effekt so liess sich mathematisch zeigen lasst Schlussfolgerungen auf das Verhaltnis der Masse des Mondes zu seinem Abstand zum Planeten zu Die Losung der Gleichung ist dabei in den beiden Parametern entartet das heisst diese konnen nicht unabhangig voneinander bestimmt werden In einer Serie von Veroffentlichungen konnte der britische Astrophysiker David Kipping nachweisen dass ein weiterer Effekt des Planetentransits die Aufhebung der Entartung ermoglicht Dieser zweite Effekt besteht in der Variation der Transitdauer englisch Transit Duration Variation TDV Zum einen wird sie durch die variierende tangentiale Geschwindigkeitskomponente des Planeten hervorgerufen Wahrend jedes Transits uberquert der Planet aufgrund seines Umlaufs um den Massenschwerpunkt im Planet Mond System die Sternscheibe mit einer anderen Geschwindigkeit 4 Zum anderen kann eine Neigung des Planet Mond Orbits gegen den zirkumstellaren Orbit des Planet Mond Systems dafur sorgen dass der Planet die Sternscheibe in variierender Hohe durchquert 5 Der Weg uber die Scheibe ist also verschieden lang fur verschiedene Transits und so dauert jener abwechselnd bald kurzer bald langer Das Kepler Teleskop soll aus Kombination von TTV und TDV Monde bis zu einer unteren Grenze von einem Funftel der Masse der Erde detektieren konnen 2 Eine weitere Detektionsmethode liegt in der Beobachtung des Mondtransits selbst 6 7 Nur so eine Messung erlaubt die Bestimmung des Mondradius zumindest seines Verhaltnisses zum Sternradius der fur die Bestatigung und Charakterisierung des Mondes von erheblicher Bedeutung ist Das astronomische Forschungsprojekt The Hunt for Exomoons with Kepler HEK am Center for Astrophysics in Harvard sucht nach Signaturen von Exomonden in den Kepler Daten 8 9 10 11 12 Gemass einem Vorschlag von Mary Anne Peters und Edwin Turner konnten Exomonde starker Gezeitenheizung unterliegen und so mit zukunftiger Technologie direkt beobachtbar sein 13 Kepler 1625b Bearbeiten Fur einen bereits 2017 fur moglich gehaltenen Exomond um Kepler 1625b wurden im Oktober 2018 neue Analysen der Kepler Daten und neuer Beobachtungen des Hubble Weltraumteleskops veroffentlicht die tatsachlich einen etwa neptun grossen Begleiter dieses etwa jupiter grossen aber moglicherweise mehrere Jupitermassen schweren Exoplaneten nahelegen wenn auch nicht definitiv beweisen 14 15 Gravitationslinseneffekt Bearbeiten nbsp Kunstlerische Darstellung der beiden Moglichkeiten Planet und Mond links oder Brauner Zwerg und Planet rechts Im April 2014 meldete die NASA einen moglichen Exomond Kandidaten mittels Gravitationslinseneffekts gefunden zu haben 1 Die Beobachtungsdaten des Systems MOA 2011 BLG 262 stehen mit einem frei fliegenden Exoplaneten im Einklang der von einem Exomond der etwas kleiner als die Erde sein durfte in einem Abstand von etwa 0 13 AE etwa 20 Mio Kilometer umkreist wird Allerdings konnen die Daten auch mit einem System aus einem Braunen Zwerg und einem jupiterahnlichen Gasplaneten erklart werden 16 sodass keine definitive Entdeckung eines Exomondes vorliegt Lucken in Ringsystemen Bearbeiten In einer im Januar 2015 veroffentlichten Arbeit wird eine 2007 beobachtete sich uber 56 Tage hinziehende Folge von Abschwachungen des Lichtes des jungen ca 16 Millionen Jahre alten Sterns 1SWASP J140747 93 394542 6 als Vorubergang des Ringsystems eines nicht direkt beobachteten substellaren Objekts Exoplanet oder Brauner Zwerg J1407b interpretiert 17 18 Diesem Ringsystem wird ein Radius von ca 90 Millionen km also etwa dem 200 Fachen des Radius der Saturnringe zugeschrieben wobei 37 Einzelringe zu erkennen seien mit einer deutlichen Lucke in etwa 60 Millionen km Abstand vom Planeten Diese wiederum lasse sich analog zur Erklarung von Lucken in protoplanetaren Scheiben durch Planeten mit einem in Entstehung befindlichen Mond mit einer Masse von bis zu 0 8 Erdmassen erklaren Vermutete Charakteristika BearbeitenDa eine Entdeckung bisher noch aussteht kann man uber die Eigenschaften von Exomonden nur spekulieren Man vermutet eine grosse Vielfalt unterschiedlicher Mondtypen ausserhalb des Sonnensystems da auch die bekannten Monde sehr verschieden sind So ware es z B moglich dass um extrasolare Gasriesen Monde kreisen die eine erdahnliche Grosse besitzen Bewohnbarkeit BearbeitenEin erdgrosser Exomond konnte erdahnliche Charakteristika besitzen wenn er sich zusammen mit seinem Mutterplaneten in der sogenannten habitablen Zone des Heimatsterns befindet Eine erste Veroffentlichung zum moglichen Vorkommen von flussigem Wasser auf Monden was Astronomen und Biologen als Voraussetzung fur die Entstehung von Leben betrachten boten im Jahre 1987 Ray T Reynolds und zwei Kollegen 19 Sie schlugen dabei Gezeitenheizung innerhalb von Monden als essenzielle Energiequelle vor und berechneten am Beispiel des Jupitermondes Europa wie Gezeiten den Eispanzer kalter Monde im Aussenbereich eines Sternsystems zumindest unterirdisch schmelzen konnen Erst 10 Jahre spater dann waren bereits die ersten Gasplaneten ausserhalb des Sonnensystems gefunden wandten sich US amerikanische Wissenschaftler der Bewohnbarkeit von Monden wieder zu 20 In ihrem Artikel fanden Darren Williams und seine Co Autoren dass ein Mond mindestens 10 bis 20 der Erdmasse haben muss um uber Milliarden von Jahren Plattentektonik und ein starkes Magnetfeld zur Deflektion energiereicher Strahlung aufrechterhalten und eine massive Atmosphare an sich binden zu konnen Es sei angemerkt dass die beiden schwersten Monde des Sonnensystems Ganymed und Titan nur ungefahr 2 5 bzw 2 3 der Erdmasse haben In einer Serie von Veroffentlichungen schlugen der deutsche Astrophysiker Rene Heller und sein US amerikanischer Kollege Rory Barnes im Jahre 2012 ein mathematisches Modell vor das die Moglichkeit von flussigem Oberflachenwasser auf Monden anhand mehrerer physikalischer Einflusse bewertet 21 22 23 24 Dabei werden zunachst die stellare Einstrahlung das reflektierte Licht des Planeten die thermische Strahlung des Planeten und die Gezeitenheizung im Mond addiert Die Summe Fsglob des globalen Energieflusses auf dem Mond wird dann mit dem kritischen Energiefluss FRG verglichen der den Mond einem galoppierenden Treibhauseffekt englisch runaway greenhouse effect unterwerfen wurde im Zuge dessen wurde der Mond in seiner oberen Atmosphare den Wasserstoff ins Weltall verlieren und seine Ozeane somit austrocknen Ist die Summe aller durchschnittlichen globalen Energieflusse Fsglob kleiner als der kritische Energiefluss FRG und befindet sich der Mond samt Mutterplanet in der stellaren habitablen Zone gilt der Mond als bewohnbar Durch reflektiertes Licht und Gezeitenkrafte ist fur Exomonde die habitable Zone tatsachlich grosser als sie theoretisch ist Wie ein Planet kann theoretisch auch ein Mond superhabitabel sein man denke sich beispielsweise in unserem Planetensystem Mars und Jupiter samt der grossen Monde vertauscht und dann ware es auf diesen vermutlich angenehm warm Sollte der Nachweis eines extrasolaren Mondes um einen Planeten in der stellaren habitablen Zone gelingen konnte das 2022 gestartete James Webb Teleskop das Vorhandensein bzw die Abwesenheit von durch Leben hervorgerufenen spektralen Signaturen in der Mondatmosphare erbringen 25 Kandidaten BearbeitenExomond um Kepler 1625b vorgeschlagen im Jahre 2017Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Extrasolare Monde Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien K Lewis Moon formation and orbital evolution in extrasolar planetary systems A literature review In EPJ Web of Conferences Volume 11 2011 Detection and Dynamics of Transiting Exoplanets The European Physical Journal EPJ abgerufen am 22 Marz 2016 Auf der Suche nach bewohnbaren Monden Expertenartikel auf ScienceBlogs de Definition of a Planet Working Group on Extrasolar 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