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Hartlaubvegetation ist der Oberbegriff fur die immergrune Vegetation des subtropisch mediterranen Klimas mit winterlicher Regen und sommerlicher Trockenzeit Der Begriff stammt aus der Geographie und bezeichnet verallgemeinernd einen bestimmten Landschaftstyp der globalen Massstabsebene der im Fachjargon auch Sklerarea genannt wird 1 Steineichenwald auf Port Cros eine selten gewordene ursprungliche Hartlaubvegetation des MittelmeerraumesCharakteristisch fur die verschiedenen Formen der Hartlaubvegetation sind Walder und oder Strauchformationen die je nach Untertyp von Hartlaubgewachsen dominiert werden Diese Geholze zeichnen sich durch relativ kleine steife ledrige und langlebige Blatter aus Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Verbreitung und Zustand 3 Charakteristik 3 1 Klimatische Voraussetzungen 3 2 Flora 3 2 1 Nordhalbkugel 3 2 2 Sudhalbkugel 4 Nutzung Entwicklung Gefahrdung und Naturschutz 4 1 WWF Okoregionen 5 Literatur 6 Anmerkungen 7 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenAus Sicht der Geobotanik Pflanzengeographie ist die Hartlaubvegetation ein naturlicher Vegetationstyp der vor allem unter den Bedingungen des Klimas der Winterregengebiete entsteht In ihrer geozonalen Ausdehnung gehort die Hartlaubvegetation zu den Vegetationszonen Aus Sicht der Okologie gehort die Zone der Hartlaubvegetation zu den grosstmoglichen abstrakten Okosystemen die zusammen die Biosphare bilden Sie selbst wird aus typischen Biomen oder Okoregionen gebildet die sich wiederum aus den zugehorigen kleinraumigen konkreten Bio und Okotopen zusammensetzen Anmerkung 1 Diese untergliedern wiederum das weltweit ausgebildete Mediterrane Zonobiom bzw die Okozone der winterfeuchten Subtropen Verbreitung und Zustand BearbeitenDie Zone der mediterranen Hartlaubvegetation liegt in den Subtropen etwa zwischen dem 30 und 40 Breitengrad auf der Nordhalbkugel auch bis zum 45 Breitengrad 2 Dabei beschrankt sich das Vorkommen auf die kustennahen Westseiten der Kontinente Es gibt weltweit funf voneinander isolierte Regionen der Hartlaubvegetation in denen sich unabhangig voneinander eine vergleichbare Vegetation entwickelt hat das Mittelmeergebiet die Mallee Sudwest und Sudostaustraliens den Chaparral in Kalifornien Mittelchiles Matorral und den Fynbos in Sudafrika 3 Die Hartlaubgebiete gehen polwarts haufig in gemassigte Laubwalder an den Kusten auch in gemassigte Regenwalder und Richtung Aquator in heisse Halbwusten oder Wusten uber Die mediterranen Gebiete die eine sehr hohe Artenvielfalt aufweisen befinden sich unter grossem Nutzungsdruck durch die Bevolkerung Dies gilt insbesondere und bereits seit der Antike fur den Mittelmeerraum Durch Ubernutzung Holzeinschlag Beweidung agrarische Nutzung und haufige von Menschen verursachte Brande ist die ursprungliche Waldvegetation zumeist in Degradationsstadien umgewandelt worden Macchie Garigue Im Extremfall verschwindet die Hartlaubvegetation ganz und wird durch offene Felsheiden ersetzt 4 Bezogen auf die potentielle naturliche Vegetation sind heute ca 2 der irdischen Landoberflache Hartlaubgebiete 5 Darin enthalten sind auch einige Hartlaubgebiete kolliner Gebirgsregionen der sommerfeuchten Tropen die naher am Aquator liegen als die mediterrane Zone etwa die niedrigeren Randbereiche der Madrean Pine Oak Woodlands des Mexikanischen Hochlandes zwischen 800 und 1800 2000 m oder die um 2000 m hoch gelegene Hochebenen des Asir Gebirges am Westrand der Arabischen Halbinsel 6 Charakteristik BearbeitenDie Hartlaubvegetation ist das Ergebnis einer Anpassung der Flora an die sommerliche Trockenperiode des winterfeuchten Klimas sowie in den meisten Skleraea Biomen der Erde an regelmassig auftretende Buschbrande Die baumarmen Macchien und Gariguen aber auch bestimmte feuerselektierte Eichen und Kiefernwaldbiotope z B Dehesa in Spanien oder kalifornische Eichen Savannen gehoren damit zu den Feuerlandschaften 7 Die ledrigen wachsuberzogenen Blatter der immergrunen Hartlaubgewachse werden auch als Sklerophylle bezeichnet sklerophyll Leder Hartblattrigkeit Der Name Sklerophyll leitet sich vom stark entwickelten Sklerenchym der Pflanzen ab welches fur die Harte bzw Steifheit der Blatter verantwortlich ist Dieser Aufbau der Blatter hemmt die Transpiration und verhindert damit grossere Wasserverluste wahrend der Trockenzeiten 4 Typform sklerophyller Baume ist in der palaarktischen Florenregion die Steineiche Quercus ilex L Klimatische Voraussetzungen Bearbeiten Die Hartlaubgebiete der Erde liegen in den ausseren an die gemassigte Zone angrenzenden Subtropen auch warmgemassigte Zone genannt Dementsprechend liegen die Jahresdurchschnittstemperaturen mit 13 20 C relativ hoch 8 mindestens vier Monate lang werden im Schnitt uber 18 C erreicht acht bis zwolf Monate ist es uber 10 C und kein Monat liegt im Mittel unter 5 C Frost und Schnee treten nur gelegentlich auf und die Wachstumsperiode dauert langer als 150 Tage und liegt im Winterhalbjahr 3 Entscheidend fur die Vegetation ist jedoch das subtropische Winterregenklima das praktisch ausschliesslich auf den Westseiten der Kontinente zu finden ist daher auch Westseitenklima Dort herrschen deutliche Temperaturunterschiede zwischen Sommer und Winter Die Sommer sind trocken und heiss Arides Klima mit einer Trockenzeit von maximal sieben Monaten mindestens jedoch zwei bis drei Monaten Die Winter sind niederschlagsreich und kuhl Humides Klima Die Untergrenze des moderaten Jahresniederschlages liegt bei 300 die Obergrenze bei 900 mm 8 Nach der effektiven Klimaklassifikation von Koppen Geiger spricht man bei den vorgenannten Bedingungen vom Mittelmeerklima Kurzel CS Flora Bearbeiten Die meisten Pflanzenarten der Hartlaubzone sind nicht nur gegen die sommerliche Durre unempfindlich sondern sie haben sich ebenso mit verschiedenen Strategien an haufige Brande winterliche Starkregenfalle und Nahrstoffmangel angepasst 3 Nordhalbkugel Bearbeiten In der Mittelmeerregion gehoren Steineiche Korkeiche Kermeseiche und Olive zu den typischen Hartlaubbaumen Daruber hinaus gibt es unter den Baumen der Vegetationszone etliche Kiefernarten Die Strauchschicht beziehungsweise die baumfreie Gebuschvegetation in den heute waldfreien Gebieten weist zahlreiche Halbstraucher und Krauter wie Zistrosen Rosmarin Thymian und Lavendel auf In Mittel und Sudkalifornien sind die Hugel an der Kuste von einer Hartlaubvegetation bedeckt die als Chaparral bezeichnet wird die Kalifornische Steineiche ist ein typischer Baum 3 Sudhalbkugel Bearbeiten In Sudafrika finden sich in der Kapregion mediterrane Offenwalder die als Fynbos bezeichnet werden Wie in Australien finden sich hier unter anderem Baumarten aus der Familie der Silberbaumgewachse Der Reichtum an Endemiten ist so aussergewohnlich 68 der 8600 Gefasspflanzenarten des Gebietes dass das sudafrikanische Hartlaubgebiet als Kapflora das kleinste der sechs Florenreiche der Erde bildet 9 Im Sudwesten Australiens dominieren Eukalyptusbaume besonders Jarrah Eucalyptus marginata und Marri Eucalyptus calophylla Silberbaumgewachse oder auch Karribaume die Mallee Gebiete die sich dort in den Winterregengebieten entwickelt haben In Chile liegt sudlich der Wustengebiete immergrunes Buschland das Matorral genannt wird 3 Typische Geholze sind hier zum Beispiel Colliguaja odorifera Wolfsmilchgewachse Baccharis linearis und Kageneckia oblonga Nutzung Entwicklung Gefahrdung und Naturschutz BearbeitenWahrend die Winterregengebiete Amerikas Sudafrikas und Australiens bis zur Landnahme durch Europaer mit einer ungewohnlich grossen Vielfalt an Nahrungsmittelpflanzen optimale Sammelgebiete fur Wildbeuter waren breiteten sich im Mittelmeerraum seit der Jungsteinzeit Ackerbau und Viehzucht aus die das Gesicht der Landschaft nachhaltig veranderten In den kustennahen Hartlaubregionen etablierten sich Dauerkulturen wie Oliven und Weinanbau doch die heute pragenden Landschaftsformen der degenerierten Gebusch und Strauchheiden Macchie und Garigue sind vorwiegend eine Folge der Beweidung vor allem mit Ziegen 3 Im Verlauf der letzten Jahrtausende wurde die ursprungliche Vegetation in fast allen Gebieten dieser Vegetationszone durch den Einfluss des Menschen stark verandert Wo die Pflanzen nicht durch Weinberge und Olivenhaine ersetzt worden sind ist ein niedriges dichtes Buschwerk die Macchie die vorherrschende Vegetationsform am Mittelmeer Die Macchien wiederum sind vielerorts zur niedrigen Strauchheide der Garigue degradiert Zu beiden Vegetationsgesellschaften gehoren viele Pflanzenarten die reich an aromatischen Olen sind 3 Die Artenvielfalt und die daruber hinausgehende Biodiversitat der ursprunglichen Hartlaubvegetation ist hoch bis enorm hoch 3000 5000 Arten pro ha 10 Insgesamt leben 10 aller Pflanzenarten der Erde dort 9 WWF Okoregionen Bearbeiten Hauptartikel WWF Okoregion Die Umweltstiftung WWF USA hat eine beispielhafte weltweite Klassifizierung nach Okoregionen vorgenommen Die Abgrenzungen dieser Regionen beruhen auf einer Kombination verschiedener biogeographischer Konzepte Sie sind fur die Zwecke und Ziele des Naturschutzes besonders gut geeignet Anmerkung 2 Der Begriff Mediterranean Forests woodlands and scrubs wird nach den WWF Kategorien fur eines von 14 Haupt Biomen Major habitat types verwendet dem in etwa das Mediterrane Zonobiom Warmtemperate durre und episodisch frostbelastete Gebiete mit Hartlaubwaldern entspricht 83 Okoregionen Ecoregions untergliedern dieses Haupt Biom Literatur BearbeitenGeorg Grabherr Farbatlas Okosysteme der Erde Ulmer Stuttgart 1997 ISBN 3 8001 3489 6 Richard Pott Allgemeine Geobotanik Biogeosysteme und Biodiversitat Springer Berlin Heidelberg New York 2005 ISBN 3 540 23058 0 S 353 398 Klaus Rother Mediterrane Subtropen Mittelmeerraum Kalifornien Mittelchile Kapland Sudwest und Sudaustralien Westermann Geographisches Seminar Zonal Holler und Zwick Braunschweig 1984 ISBN 3 89057 314 2 Michael Richter Allgemeine Pflanzengeographie Teubner Stuttgart 1997 ISBN 3 519 03436 0 J Pfadenhauer F Kotzli Vegetation der Erde Springer Spektrum Heidelberg 2014 ISBN 978 3 642 41949 2 Georg Eberle Pflanzen am Mittelmeer 1 Auflage Waldemar Kramer Frankfurt am Main 1965 Anmerkungen Bearbeiten Die einzelnen Vegetationstypen Biome und Okoregionen wie auch ihre zonalen Entsprechungen Vegetationszonen Zonobiome und Okozonen sind nicht deckungsgleich Verschiedene Autoren unterschiedliche Parameter und fliessende Grenzen sind die Ursache Weitergehende Informationen bietet der Artikel Zonale Modelle der Biogeographie Eine animierte Kartendarstellung im Artikel Geozone verdeutlicht die Problematik Die WWF Okoregionen konnen sich aufgrund der Betrachtungsweise unter Einbeziehung der potenziell vorkommenden Pflanzen und Tierarten durchaus bis in benachbarte Vegetationszonen hinein erstrecken Die reine Betrachtung der Pflanzenformationen wird hier demnach nicht angewendet Einzelnachweise Bearbeiten Matthias Schaefer Worterbuch der Okologie Spektrum Berlin 2003 ISBN 3 8274 0167 4 S 269 270 Jorg S Pfadenhauer und Frank A Klotzli Vegetation der Erde Springer Spektrum Berlin Heidelberg 2014 ISBN 978 3 642 41949 2 S 289 291 a b c d e f g Susanne Heise Vegetationszonen Die Zone der immergrunen Hartlaubgewachse in TERRA Online Realschule auf Klett de Klett Leipzig 2003 Version vom 26 Januar 2006 abgerufen am 17 Dezember 2020 a b Online Lexikon der Biologie Eintrag Hartlaubvegetation auf spektrum de Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 1999 abgerufen am 17 Dezember 2020 gemittelter Wert aus umfangreichen Recherchen und Vergleichen in einschlagiger Fachliteratur siehe jeweilige Beschreibung Quellen der im folgenden genannten Dateien Vegetationszonen png FAO Ecozones png Zonobiome png und Oekozonen png Zusammengetragen und ermittelt im Zuge der Erstellung der vorgenannten Landkarten fur Wikipedia siehe auch Tabellarische Ubersicht verschiedener Landschaftszonenmodelle und ihrer Anteile PDF 114 kB Josef Schmithusen Hrsg Atlas zur Biogeographie Meyers grosser physischer Weltatlas Bd 3 Bibliographisches Institut Mannheim Wien Zurich 1976 ISBN 3 411 00303 0 S 19 Asir Gebirge S 43 Mexikanisches Hochland Feuerokologie Informationen des Global Fire Monitoring Center GFMC am Max Planck Institut fur Chemie abgerufen am 16 April 2022 a b In der Biogeographie existiert eine Vielzahl von Grenzwerten verschiedener Autoren die voneinander abweichen zum Teil veraltet sind und bis zur Jahrtausendwende nie verifiziert wurden siehe Quelle Beierkuhnlein amp Fischer S 249 sowie Geozonen Datengrundlage Die hier genannten Spannen der Jahresdurchschnittstemperaturen und niederschlagssummen sind gemittelte Werte aus den Bezugsrahmen die zwei moderne Studien 2017 u 2021 zur Ermittlung der realistischen Abgrenzungen von Biomen geschaffen haben Fur die detaillierteren Biom Untergliederungen und unter Berucksichtigung konzeptionell festliegender Werte wurde nach Moglichkeit auf die Einteilungen und Festlegungen von Post et al 1982 und Muller Hohenstein 1989 zuruckgegriffen da sie den Studienergebnissen am ehesten entsprechen Carl Beierkuhnlein u Jan Christopher Fischer Global Biomes and Ecozones Conceptual and Spatial Communalities and Discrepancies In Erdkunde Band 75 Nr 4 2021 erdkunde uni bonn de PDF ISSN 2702 5985 S 257 261 sowie erganzend Appendix III 2D Kernel graphs for all condensed biomes doi 10 3112 erdkunde 2021 04 01b Mingkai Jiang Benjamin Felzer Uffe N Nielsen Belinda E Medlyn Biome specific climatic space defined by temperature and precipitation predictability Research Paper in Wiley Global Ecology an Biogeography September 2017 doi 10 1111 geb 12635 S 1275 1277 W M Post W R Emanuel P J Zinke A G Stangenberger Grafik Die Kohlenstoffvorrate im Mineralboden in Abhangigkeit von Klima und Vegetation in Anwendung des life zone Modelles nach Holdridge 1947 aus Soil carbon pools and world life zones in Nature 298 1982 S 156 159 ubernommen in Jurgen Schultz Die Okozonen der Erde 4 vollig neu bearbeitete Auflage Ulmer UTB Stuttgart 2008 ISBN 978 3 8252 1514 9 S 79 Klaus Muller Hohenstein Die geookologischen Zonen der Erde 1989 S 6 7 in Heinz Nolzen Hrsg Handbuch des Geographieunterrichts Bd 12 I Geozonen Aulis Verlag Deubner amp Co KG Koln 1995 ISBN 3 7614 1618 0 S 9 a b WWF Terrestrial Ecoregions Mediterranean Forests woodlands and scrubs Informationen des WWF International abgerufen am 25 Dezember 2020 Klaus Muller Hohenstein Die geookologischen Zonen der Erde In Geographie und Schule Heft 59 Bayreuth 1989 Vegetationszonen und nicht zonale Biome Walder Tropischer Regenwald Subtropischer Regenwald Wolken und Nebelwald Mangrovenwald Monsunwald Lorbeerwald Gemassigter Regenwald Sommergruner Laubwald Laub und Nadelmischwald Bergwald Borealer NadelwaldUbergangsbiome Tropisch Subtropischer Trockenwald Feuchtsavanne Oase Hartlaubvegetation Waldsteppe WaldtundraOffenland Trockensavanne Dornstrauchsavanne Heisse Halbwuste und Wuste Winterkalte Halbwuste und Wuste Steppe Hochland Wustensteppe Salzwiese Tundra Kaltewuste Normdaten Sachbegriff GND 4061205 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hartlaubvegetation amp oldid 235207681