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Vegetation mittellateinisch vegetatio Wachstumskraft Grunung und spatlateinisch vegetare leben wachsen im Deutschen auch Pflanzendecke oder Pflanzenkleid nennt man im Allgemeinen die Gesamtheit der Pflanzenformationen einer Landflache Im Gegensatz zur Flora bei der vorrangig die Pflanzensippen und arten betrachtet werden bezieht sich der Begriff Vegetation auf gleichartige Verteilungsmuster Gestalt und Wuchsformen Offenland Wald Tundra Steppe Tropischer Regenwald u dgl In Geobotanik Biogeographie und Okologie werden neben den Pflanzen alle Lebensformen zur Vegetation gerechnet die sich nicht aktiv fortbewegen konnen also auch Flechten und Pilze 1 In der Medizin versteht man unter Vegetation die Besiedlung mit Bakterien beziehungsweise Biofilm zum Beispiel auf Herzklappen bei infektioser Endokarditis Das Verb vegetieren bedeutet untatig zu leben wie eine Pflanze 2 Neben Pflanzen hier vor allem Baume und Moose zahlen auch Flechten vorn links auf dem Fels und Pilze am Baumstumpf zur Vegetation Absolutes Pessimum In extremen Kaltewusten sind Flechten oftmals die einzige Vegetationsform Absolutes Optimum Die besten grossflachigen Standortfaktoren der Erde bieten die tropischen RegenwalderSofern die Bedingungen fur Leben Luft Licht Wasser Nahrstoffe zumindest zeitweise gegeben sind stellt sich auf jeder Oberflache im Laufe der Zeit eine standorttypische Vegetation ein In extrem kalten oder trockenen Regionen kann sie aus sehr wenigen Arten bestehen etwa ausschliesslich Flechten Die Zeit in der der Bewuchs wachsen kann heisst Vegetationsperiode Je warmer und feuchter es ist und je langer diese Bedingungen anhalten desto komplexer ist das entstehende Okosystem Bis zu seiner optimalen Ausgestaltung ohne wiederkehrende Storungen Klimaxvegetation genannt durchlauft der Bewuchs eine erprobte Abfolge von Stadien mit ganz unterschiedlicher Artenzusammensetzung Diese Entwicklung nennt man Sukzession Im Laufe sehr viel langerer Zeitraume fuhrt die zwangslaufige Entstehung von Boden durch die fortlaufende Umwandlung anorganischer Nahrstoffe in organische Verbindungen sowie die zunehmende Ablagerung toter Biomasse zu einem langsamen Wandel der Vegetation Wenn sich wahrenddessen die klimatischen Bedingungen andern und sich in der permanenten Evolution neu entstandene Lebensformen oder vom Menschen eingebrachte Neobiota als Bestandteil des Okosystems langfristig bewahren und anpassen konnen vollig neue Vegetationstypen mit zum Teil ganzlich neuen Eigenschaften entstehen die vorher nicht existierten Im Idealfall beeinflusst und stabilisiert die Vegetation selbst die Umweltbedingungen in einer fur sie zutraglichen Weise etwa die Aufrechterhaltung des feuchtheissen Klimas im tropischen Regenwald durch den Wald Die Pflanzenwelt stellt durch ihre Photosyntheseleistung Erzeugung von Zucker aus Wasser und Kohlenstoffdioxid unter Verwendung von Lichtenergie die mit Abstand grosste Menge von Primarproduzenten fur die Biomasse an Land und bildet damit die entscheidende Lebensgrundlage fur nahezu jedes Okosystem Inhaltsverzeichnis 1 Wachstum nach dem Optimalprinzip 2 Vegetationskonzepte 2 1 Ursprungliche naturliche Vegetation 2 2 Reale Vegetation 2 3 Potenzielle naturliche Vegetation 2 4 Rekonstruierte naturliche Vegetation 3 Siehe auch 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseWachstum nach dem Optimalprinzip Bearbeiten Sukzessionsabfolge nach Biomasse Primarproduktion und Artenvielfalt im Kusten Mischwald von New York Eine schlanke Wuchsform der Fichten ermoglicht die optimale Ausnutzung der ganzjahrig tiefstehenden Sonne in den nordlichen NadelwaldernObwohl die Vegetation weit voneinander entfernter und nicht miteinander verbundener Regionen zu einem grossen Teil aus nicht direkt verwandten Arten besteht strebt die Natur immer nach einer moglichst grossen Umwandlung der vorhandenen abiotischen Faktoren in Biomasse Haufig entstehen unabhangig voneinander die gleichen Uberlebensstrategien analoge Entwicklungen wie beispielsweise die Wasserspeicherfahigkeit von Sukkulenten oder der Laubfall als Kalteschutz die sich aufgrund gemeinsamer Strategien gegen vorherrschende extreme Umweltbedingungen Trockenheit oder Nasse Hitze oder Kalte regelmassige Klimaschwankungen im Tages oder Jahresgang Feuer Fressfeinde usw evolutionar entwickelt haben Die naturliche Sukzession des Artenwandels der Pflanzendecke strebt im voll entwickelten Schlussstadium immer und uberall zu einem optimalen Zustand der Vegetation nach Gustav Wendelberger 1978 zur Optimalgesellschaft 3 Seine Gesellschaft hochster Lebensfulle die in der Waldokologie auch Optimalphase 4 genannt wird kann nach heutigen Erkenntnissen als Vegetationstyp verstanden werden der je nach den vorherrschenden Umweltfaktoren insbesondere Klima u Bodenbeschaffenheit in einer Region folgende Zustande optimal verbindet 5 6 7 ein ideal angepasstes Artenspektrum Fliessgleichgewicht zwischen konkurrierenden Arten und Besatz moglichst jeder okologischen Nische sowie eine unter diesen Bedingungen maximale Menge an Biomasse 8 Auch Artenvielfalt und Biodiversitat befinden sich auf einem hohen Niveau Allerdings besteht die maximaler Vielfalt nicht in der Schlussgesellschaft sondern wahrend der gesamten Sukzessionsfolge in unterschiedlicher Zusammensetzung So zeigte etwa eine 20 jahrige Studie aus dem Raum Bremen dass die Pflanzenvielfalt zu Beginn der naturlichen Besiedlung einer Deponie am hochsten war wahrend die Vielfalt der Tierarten viel geringer war als zum Ende des Zeitraumes So fuhrte die grosse Zahl potenzieller Pionierpflanzen zu einer schnellen und sicheren Besiedlung aller Nischen des Gebietes ohne dass zu viele Pflanzenfresser diesen Prozess verlangsamten Die grosste Biodiversitat entsteht bei einem moglichst grossen Nebeneinander verschiedenster Sukzessionsstadien und nicht innerhalb einer voll entwickelten Schlussgesellschaft 9 Diese Betrachtung erklart auch die hohere Artenvielfalt bauerlicher Kulturlandschaften im Gegensatz zum geschlossenen naturlichen Laubwald Die Kriterien der vorgenannten Optimalgesellschaft erreichen von Menschen gepragte Ersatzgesellschaften nicht nachhaltig So ist etwa die photosynthetische Effizienz als Vorbedingung fur die Primarproduktion bei einem naturlichen Wald wesentlich hoher als bei einem landwirtschaftlichen Acker im gleichen Klima Die Menge der Biomasse aus lebenden und toten Pflanzen und Tieren Boden lag bei einem Vergleich im Buchenwald bei 211 t C ha und im Maisfeld bei 62 5 t C ha 10 Sofern intensive Dungung oder Monokulturen zu einer hoheren Biomasseproduktion fuhren ware dies unter naturlichen Bedingungen nur vorubergehend der Fall da die anderen Kriterien optimales Zusammenspiel der Arten keine langfristige Existenz garantieren Die Kustenmammutbaumwalder in Kalifornien sind der biomassereichste Vegetationstyp der ErdeDie Anpassungsstrategien der Natur um dauerhaft eine moglichst hohe Primarproduktion zu erreichen sind evolutionar in sehr langen Zeitraumen entstanden Wir sehen sie heute etwa im Blattflachenindex optimale Ausnutzung des Sonnenlichts durch die Anordnung und Flache des Laubes in der Wuchshohenregel nach Reiner Schwarz je feuchter wintermilder sommerwarmer strahlungsreicher das Klima bei eher nahrstoffarmen Boden desto hoher reicht das Kronendach eines Waldes 8 oder der an den Einfallswinkel der Sonnenstrahlen ausgerichteten Wuchsform von Baumen zum Beispiel schlanke Nadelbaume mit offenem Kronendach im tiefen Sonnenstand der borealen Zone sodass die Strahlen moglichst viele Nadeln erreichen gegenuber deutlich breiteren Kronen in Breitengraden mit hoheren Sonnenstanden Die besten Bedingungen fur einen uppigen Pflanzenwuchs sind ein immerfeuchtes kuhles fast frostfreies Klima mit sehr grossen Niederschlagsmengen und hoher Luftfeuchtigkeit gedampfte Sonneneinstrahlung und staunasse Boden Im Redwood Nationalpark an der kalifornischen Pazifikkuste sind diese Bedingungen offenbar ideal denn nirgends sonst auf der Erde erzeugt die Vegetation so viel Biomasse pro Flacheneinheit und ist der Blattflachenindex so hoch wie bei den dortigen uber 80 m hohen Kustenmammutbaumwaldern 11 Ungeklart ist in diesem Zusammenhang die Tatsache dass an den Standorten von Urwaldrieseen in feuchtwarmen Regenwaldern die Biomasseproduktion wesentlich hoher ist als zu erwarten ware Phanomen der uberproportionalen Flachenproduktivitat Trotz vielfaltiger Strategien zur optimalen Energienutzung und Produktion ist auch die Optimalgesellschaft nur ein Modell Sobald beispielsweise jahrlich regelmassige Buschbrande auftreten typisch etwa fur Savannen oder riesige Herden grosser Pflanzenfresser etwa die fruheren Bisonherden der Prarien Nordamerikas die Ubergangsbereiche zu Waldgebieten baumfrei halten kann die Sukzession nicht bis zum optimalen Klimax fuhren Vegetationskonzepte BearbeitenEs wird zwischen verschiedenen Vegetationskonzepten unterschieden Ursprungliche naturliche Vegetation Bearbeiten Die ursprungliche naturliche Vegetation ist die v a mittels Gesteinsanalysen Klimamodellen sowie Pollenanalysen und Analysen anderer organischer Funde rekonstruierte Vegetation die vor dem Erscheinen von menschlicher Kultur in einem Gebiet und einem bestimmten naturgeschichtlichen Zeitraum ausgebildet gewesen sein konnte 12 Da die ursprungliche naturliche Vegetation anderen klimatischen Bedingungen unterworfen war und aus einem anderen Artenpool gebildet wurde unterscheidet sie sich in der Regel mehr oder weniger deutlich nicht nur von der realen heutigen Vegetation sondern auch von der heutigen potenziell naturlichen Vegetation Reale Vegetation Bearbeiten Die reale Vegetation ist die in einem Gebiet tatsachlich vorkommende Vegetation Diese ist haufig durch den Menschen beeinflusst zum Beispiel durch Eingriffe land und forstwirtschaftlicher Art Falls kulturelle Einflusse zu erheblichen Veranderungen der Vegetation fuhrten handelt es sich um Ersatzgesellschaften welche die naturlichen Pflanzengesellschaften abgelost haben 13 Potenzielle naturliche Vegetation Bearbeiten Der Begriff potenzielle naturliche Vegetation pnV bezeichnet den Endzustand der Vegetation den man im jeweiligen Gebiet erwarten wurde sofern dort fortan keine menschlichen Eingriffe mehr erfolgen 14 Dabei sollen etwaige Anderungen abiotischer Faktoren die im Laufe einer hypothetischen Sukzession eintreten konnten gedanklich ausgeschlossen sein 15 Die pnV ist also die aufgrund der aktuellen naturlichen und ggf anthropogen veranderten Standortfaktoren erwartete Vegetation wenn der menschliche Einfluss beendet wurde Die pnV ist daher zumeist nicht mit jener Vegetationsform identisch die man erwarten wurde wenn der Mensch nie eingegriffen hatte Rekonstruierte naturliche Vegetation 16 Man kann den Begriff der pnV auf verschiedene Zeiten beziehen Bezieht man ihn auf die heutige Zeit so spricht man von der heutigen potenziell naturlichen Vegetation hpnV Wenn keine Zeitangabe gemacht wird meint pnV die hpnV 17 Der Begriff der potentiellen naturlichen Vegetation baut primar auf dem Konzept einer Schlussgesellschaft von Pflanzen der sogenannten Klimaxvegetation auf 18 Damit wird eine langerfristig stabile Vegetationsform bezeichnet die sich an einem Wuchsort nach einer Sukzessionsreihe wahrend der sich die Standorteigenschaften des Wuchsortes verandern konnen einstellt Die Klimaxvegetation selbst unterliegt in sehr langen Zeitraumen einem allmahlichen Wandel durch klimatische geologische und floristische Veranderungen an einem Wuchsort z B Vegetationsentwicklung im Holozan Ein alternatives Konzept zur Klimaxvegetation ist das Mosaik Zyklus Konzept Rekonstruierte naturliche Vegetation Bearbeiten Die rekonstruierte naturliche Vegetation ist die rekonstruierte Vegetation die man in einem Gebiet erwarten wurde wenn der Mensch dort niemals erschienen ware Sie berucksichtigt im Gegensatz zur potentiellen Vegetation also keine anthropogenen Veranderungen sondern schliesst diese durch Extrapolierungen aus 18 Die rekonstruierte naturliche Vegetation wird fur den Naturschutz im Prozessschutz und fur das Wildniskonzept relevant Siehe auch BearbeitenVegetationszoneWeblinks Bearbeiten Wiktionary Vegetation Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Jorg S Pfadenhauer Frank A Klotzli Vegetation der Erde Springer Spektrum Berlin Heidelberg 2014 ISBN 978 3 642 41949 2 S 2 Zeno org Vegetieren Abgerufen am 11 April 2021 Gustav Wendelberger Das vierdimensionale Vegetationsgefuge der Erde in Verhandlungen der Zoologisch Botanischen Gesellschaft in Wien Fruher Verh des Zoologisch Botanischen Vereins in Wien seit 2014 Acta ZooBot Austria Band 116 117 1978 pdf abgerufen am 11 Februar 2022 S 150 151 Richard Pott Allgemeine Geobotanik Biogeosysteme und Biodiversitat Springer Berlin Heidelberg New York 2005 ISBN 3 540 23058 0 S 459 Wolfgang Frey Rainer Losch Geobotanik Pflanze und Vegetation in Raum und Zeit 3 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2010 ISBN 978 3 8274 2335 1 S 276 307 309 Zitat Sowohl bei der primaren wie der sekundaren Sukzession andert sich im Laufe der Zeit in den verschiedenen Sukzessionsstadien die Artenzusammensetzung Die Entwicklung strebt zu einem stabilen Endzustand der Schlussgesellschaft oder dem Klimaxstadium entgegen Dort andert sich die Artzusammensetzung kaum oder nicht mehr Hochste Akkumulation an Biomasse aus Albert Ludwigs Universitat Freiburg Sukzession Zusammenfassung Kurs Biologie und Okologie Vorlesungsteil Vegetationskunde 2 Fachsemester Umweltnaturwissenschaften auf studocu com online abgerufen am 25 Februar 2022 S 6 2 Zitat Ein aus Biodiversitatssicht optimaler Zustand wird dann annahernd erreicht wenn der Wald solche Baumarten aufweist welche der jeweiligen potenziellen naturlichen Vegetation entsprechen und deren genetische Zusammensetzung vom Menschen moglichst unbeeinflusst ist genugend Totholz und Veteranenbaume aufweist sich ohne negativen Wildeinfluss und Waldweide naturlich verjungen kann in Bundesforschungszentrum fur Wald BFW Praxisinformation Biodiversitat im Wald Nr 37 Wien 2015 ISSN 1815 3895 PDF abgerufen am 25 Februar 2022 S 7 a b Reiner Schwarz Die Wuchshohenregel der okologischen Pflanzengeographie in Erdkunde 53 1999 S 245 247 Hartmut Koehler u Josef Muller Entwicklung der Biodiversitat wahrend einer 20 jahrigen Sukzession als Grundlage fur Managementmassnahmen Universitat Bremen Zentrum fur Umweltforschung und Umwelttechnologie Bremen 2003 pdf abgerufen am 11 Februar 2022 S 98 180 Umweltbundesamt Der gute okologische Zustand naturnaher terrestrischer Okosysteme ein Indikator fur Biodiversitat Tagungsband zum Workshop in Dessau 19 20 9 2007 Texte 29 08 Dessau Rosslau 2008 ISSN 1862 4804 pdf S 24 Robert Van Pelt Stephen C Sillett William A Kruse Russell Kramer Emergent crowns and light use complementarity lead to global maximum biomass and leaf area in Sequoia sempervirens forests in Forest Ecology and Management 375 2016 DOI 10 1016 j foreco 2016 05 018S S 279 308 Otti Wilmanns Okologische Pflanzensoziologie Heidelberg 1993 S 56 Vgl Reinhold Tuxen Die Grundlagen der Urlandschaftsforschung Ein Beitrag zur Erforschung der Geschichte der anthropogenen Beeinflussung der Vegetation Mitteleuropas Niedersachsisches Jahrbuch fur Landesgeschichte 8 1931 S 59 105 Otti Wilmanns Okologische Pflanzensoziologie Heidelberg 1993 S 55 Reinhold Tuxen Die heutige potentielle naturliche Vegetation als Gegenstand der Vegetationskartierung Angew Pflanzensoz 13 1956 S 5 42 Otti Wilmanns Okologische Pflanzensoziologie Heidelberg 1993 S 55 Otti Wilmanns Okologische Pflanzensoziologie Heidelberg 1993 S 56 Otti Wilmanns Okologische Pflanzensoziologie Heidelberg 1993 S 55f a b Alessandro Chiarucci Miguel B Araujo Guillaume Decocq Carl Beierkuhnlein amp Jose Maria Fernandez Palacios The concept of potential natural vegetation an epitaph Journal of Vegetation Science 21 1172 1178 2010 Normdaten Sachbegriff GND 4187458 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vegetation amp oldid 231252216