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Das Mosaik Zyklus Konzept wird in den Bereichen Okologie und Naturschutz diskutiert Es dient neben der fachlich theoretischen Diskussion der Entwicklung Sukzession von Okosystemen auch zur Entwicklung und Umsetzung von Naturschutz und Nutzungsstrategien v a Forstwissenschaft Das Konzept wurde u a anhand von Untersuchungen von Wald Okosystemen Urwald relikten entwickelt Das Mosaik Zyklus Konzept geht von einer wiederkehrenden Abfolge Zyklen verschiedener Entwicklungsstadien Sukzessionsstadien von Okosystemen aus Innerhalb eines Okosystems seien alle verschiedene Sukzessionsstadien auf Teilflachen gleichzeitig anzutreffen Dabei setzen lokale und regionale Storungen den Sukzessionsprozess jeweils auf einzelnen Teilflachen asynchron zuruck so dass sich ein heterogenes Mosaik von Entwicklungsstadien ergibt Die Mosaik Zyklus Theorie ist ein Spezialfall einer dynamischen Betrachtung von Okosystemen die aber entgegen haufiger Darstellung nicht mit dem patch dynamics oder gap dynamics Konzept identisch ist insofern diese Konzepte kein Klimaxstadium kennen 1 wohl aber die Mosaik Zyklus Theorie 2 Die Autoren Hermann Remmert und Wolfgang Scherzinger beschrieben Anfang der 1990er Jahre dass sich Wald Okosysteme zyklisch verjungen und die Sukzession innerhalb eines Okosystems phasenverschoben und asynchron ablaufen kann 3 4 5 Die Ursachen hierfur konnen sowohl endogene innerhalb des Systems liegend als auch exogen ausserhalb des Systems liegend sein Ein flachendeckend einheitliches Klimaxstadium wird nach diesem Konzept entgegen alteren Meinungen Mono und Polyklimaxtheorie nie erreicht Vielmehr entwickelt sich ein Okosystem das aus einem dynamischen Mosaik verschiedener Pflanzengemeinschaften und Altersstufen besteht Inhaltsverzeichnis 1 Zyklen und Mosaike der Sukzession 2 Phasen Stadien des Mosaik Zyklus Konzeptes 3 Die Mosaik Zyklus Theorie in der Waldbewirtschaftung 4 Konsequenzen fur Okologie und Naturschutzpraxis 5 Verbindung zwischen Mosaik Zyklus und dem Einfluss grosser Weidetiere 6 Siehe auch 7 Literatur 8 EinzelnachweiseZyklen und Mosaike der Sukzession BearbeitenOkosysteme unterliegen wie alle naturlichen Systeme einer naturlichen Dynamik Ein Wald kann sich z B nur erhalten wenn einzelne Baume absterben die dadurch entstehenden Lucken aber wieder von neuen Baumen eingenommen werden Diese Regenerationsdynamik eines Systems hat komplexe Auswirkungen die sich unter Umstanden auf unterschiedlichen raumlichen und zeitlichen Skalen auswirken Die Verjungungslucken im Wald sind auf fur den Wald idealen Standorten im idealen Klima moglicherweise nicht grosser als ein einzelner Baum wenn dieser aus naturlichen Ursachen im Stehen abstirbt und zusammenbricht sie konnen mehrere Baumlangen umfassen wenn ein sturzender Baum andere Baume mit sich reisst Durch Faktoren wie Brande Sturmwurf Insektenkalamitaten u a konnen Bestande auch auf grossen Flachen absterben und grossere Lucken bilden Eine Lucke im System kann anfanglich von einem Individuum einer einzigen Art aufgefullt werden Oft kommt hier eine schneller wachsende Pionierart zum Zuge die erst nach langerer Zeit von der Ursprungsart verdrangt werden kann Es konnen auch mehrere solcher Pionierarten aufeinander folgen Bei der Beobachtung solcher Regenerationsvorgange in naturlichen Okosystemen stellten Forscher fest dass diese in verschiedenen Systemen regelhaft nach bestimmten Mustern ablaufen konnen So erkannten z B Sprugel und Bormann 6 in Balsamfichtenwaldern Nordamerikas langgezogene Streifen abgestorbener Baume im Urwald die zu einem Verjungungszyklus mit einer Periode von ca 80 Jahren gehoren der gleichsam wellenformig den Wald durchlauft Sousa 7 fasst verschiedene Untersuchungen zu nordamerikanischen Waldokosystemen zusammen die aus unterschiedlich grossen Flecken bestehen die jeweils auf einen Waldbrand zuruckgehen Nicht durch Brand entstandene Bestande kommen in diesen Waldern nicht vor Der erste Wissenschaftler der solche auf Verjungungszyklen zuruckgehende Muster beschrieben hat soll Andre Aubreville im Jahr 1938 gewesen sein 8 Beobachtet man die Entwicklung eines solchen Waldes an einem bestimmten Punkt uber einen langeren Zeitraum nimmt man eine gerichtete Veranderung eine Sukzession wahr Die gesetzmassige Abfolge solcher Zustande wird als Sukzessionsreihe bezeichnet Beobachtet man aber lange genug geht das letzte Stadium der Sukzessionsreihe wieder in das erste uber sie schliesst sich dadurch zu einem Kreis nach dem griechischen Wort einem Zyklus Die Grosse der Flachen auf der dieser Zyklus synchron durchlaufen wird ist die Grosse der Verjungungslucke im System Wenn die nebeneinander liegenden Verjungungslucken nicht miteinander synchronisiert sind laufen die Zyklen in jeder Lucke zeitversetzt zueinander ab Bei raumlicher Betrachtung zu einem beliebigen Zeitpunkt sieht man ein Mosaik aus quasi homogenen Teilflachen die sich jeweils in einem bestimmten Zustand des Verjungungszyklus befinden Diese zyklische Entwicklung eines vom Menschen unbeeinflussten Waldes erfolgt in unterschiedlichen Waldtypen zum Beispiel subalpin boreal usw also je nach Struktur der Systeme auf unterschiedlich grossen Teilflachen Diese verschiedenen Teilflachen unterschiedlicher Sukzessionsstadien bilden von oben betrachtet ein Mosaik Die Grosse der Mosaikflachen wird vor allem von den die Verjungungsdynamik steuernden Faktoren beeinflusst grossflachig z B Waldbrand kleinflachig z B individueller Alterstod der Baume Die Lange des Zyklus hangt naturgemass von der Lebensdauer der beteiligten Arten ab Sie kann aber wie im Falle aufeinander folgender Generationen von Pionierarten unter Umstanden erheblich langer sein als die Lebensdauer der langlebigsten Art Im Falle von Waldbranden hangt sie moglicherweise von Faktoren wie der Produktivitat ab Nachlieferung von gut brennbarem Totholz und ist dann unabhangig von der Lebensdauer der Arten Sie kann auch vollig von exogenen Faktoren abhangen z B von der durchschnittlichen Haufigkeit extremer Sturme Orkane Hurrikane Meist scheint eine Mischung aus endogenen und exogenen Faktoren vorzuherrschen Die Verjungungsdynamik von Urwaldern ist naturgemass in Mitteleuropa mit seinen jahrtausendealten Kulturlandschaften erheblich schwieriger zu erforschen als z B in Nordamerika Entsprechend ist die Verjungungsdynamik der mitteleuropaischen Urwalder innerhalb der Forschung stark umstritten Da Urwalder uberhaupt nur noch kleinflachig meist in Sudosteuropa in gebirgiger Lage erhalten sind und in Wirtschaftswaldern auch in naturnah bewirtschafteten der Mensch die Verjungungsdynamik bestimmt kann fur fast alle mitteleuropaischen Waldern die naturliche Dynamik nur muhsam durch Analogieschlusse erschlossen werden Von besonderem Wert sind hier die Ergebnisse der Urwaldforschung z B 9 Flachengrosse nach Schaden nach Scherzinger 1991 Zusammenbrechende uberalterte Vegetation Waldbaume 100 500 m Windwurf im Laubmischwald 1 2 ha selten bis 25 ha Windwurf im Nadelwald mehrere 100 ha Insektengradationen mehrere 100 ha 100 km Flachengrossen der Teilstucke nach Okosystemen nach Jedicke 1994 Bergmischwald 0 2 0 3 ha Buchenwald 1 2 ha subalpiner Fichtenwald bis 100 km Phasen Stadien des Mosaik Zyklus Konzeptes BearbeitenAngaben nach dem Konzept von Remmert Zeitangaben und Masse sind nur ungefahr anzugeben Ruderalphase t 0 bis 2 Jahre nach Zusammenbruch sehr selten Vegetation Graser Stauden zum Beispiel Brennnessel Urticaceae Geholze wie Brombeeren Rubus Bewuchshohe bis 2 m noch viel liegendes Totholz Fauna Indikatorart zum Beispiel Zauneidechse Lacerta agilis Wespenbussard Mausebussard Pionierwaldphase t 2 15 a Geholze wenige Jahre alt teilweise Ruderalfluren noch kein Kronenschluss Baume bis 5 m Weiden und Pappeln hoher Totholz nimmt ab Pionierarten treten verstarkt auf wie Weiden Salix Pappeln Populus Salicaceae aber auch Rotbuche Fagus sylvatica nur in eu ozeanischen Klimaten Tierarten Indikatoren Haselhuhn Wespenbussard tritt nur selten auf nach grossflachiger starker Storung Zusammenbruch Dickungsphase t 15 75 a Kronenschluss Baume bis 10 m Totholz nimmt ab Artenzusammensetzung je nach Standort Indikatoren Sperber Haselhuhn Schlusswaldphase t 75 100 a Kaum Totholz Bewuchs bis 15 20 m Buntspecht Sperber Optimalphase grosster Zuwachs Idealzustand fur Forstwirtschaft t 100 250 a vollstandig geschlossenes Kronendach Totholzanteil nimmt wieder zu Wuchshohe erreicht Optimum 20 30 m Starkholz nimmt zu Buntspecht Schwarzspecht Habicht Raufusskauz Plenterphase t 250 400 a umfallendes Totholz reisst Lucken Totholzanteil liegend stehend nimmt zu grosser Starkholzanteil Weissruckenspecht Hohltaube Trauerschnapper Zerfallsphase t 400 550 a Lucken im Bestand und Totholz pragend Schreiadler Baumpieper Gartenrotschwanz Grauspecht Waldkauz Zusammenbruch t 550 600 a wenige stehende Altbaume Bussard Mausebussard Haselhuhn Auerhuhn HeidelercheDie Mosaik Zyklus Theorie in der Waldbewirtschaftung BearbeitenBei den Wirtschaftswaldern Forsten wird das Okosystem durch den Menschen gestort Trotzdem ubernehmen bewirtschaftete Walder mit naturnaher Artenzusammensetzung Ersatzfunktionen fur ein gedachtes ungestortes Okosystem Die Phasen sind in Wirtschaftswaldern wiederzufinden jedoch unterscheiden sie sich mehr oder weniger stark massgeblich durch das Vorkommen von Totholz und in der Artenzusammensetzung und konnen u U als Ersatzgesellschaften angesehen werden Die Haufigkeit und raumliche Ausdehnung der Stadien ist je nach Bewirtschaftungsweise und Auslegung der theoretischen Lehrmeinungen sehr unterschiedlich Die Ruderalphase wird im Wirtschaftswald moglichst vermieden Eine Vergrasung wirkt als Konkurrenz fur Forstpflanzen und fordert schadigende Mausepopulationen Sie verzogert in der Regel die schnelle Entwicklung des neuen Bestandes und verursacht Kosten In Altersklassenwaldern versucht man durch entsprechende Verjungungsverfahren Lichtungshieb Femelhieb diese Phase moglichst schnell zu durchlaufen oder ganz zu vermeiden Die Ruderalphase wird hier insbesondere nach Kahlschlagen erreicht Die Ruderalflora und fauna entspricht annahernd denen des Kahlschlags Kahlschlage werden aber zunehmend verboten oder zumindest raumlich begrenzt In Dauerwaldern zum Beispiel Plenterwald ist die Ruderalphase ganz ausgeschaltet worden Stark vertreten ist sie in Nieder und Mittelwaldern die heute jedoch nur noch in Relikten vorhanden sind Diese werden alle 20 bis 30 Jahre auf den Stock gesetzt und dadurch wird in relativ kurzen Perioden die Ruderalphase erneut durchlaufen Das Verjungungsproblem kann in diesen Waldern umgangen werden da die Verjungung durch Stockausschlag erfolgt welcher in dieser Phase konkurrenzkraftiger als Kernwuchs ist Viele Nieder und Mittelwalder stehen unter Naturschutz da die entsprechende Kahlschlagflora sehr artenreich ist und Kahlschlage in den heutigen Wirtschaftsformen wie oben beschrieben immer seltener werden Die Pionierwaldphase entspricht in den Wirtschaftswaldern am nachsten den Kulturen im Altersklassenwald insbesondere nach Naturverjungung in Hinsicht auf Baumartenzusammensetzung oder bei Kulturen nach Kahlschlag in Hinsicht auf Lichteinfluss und damit verbundenem Auftreten von Pionierbaumarten Diese Altersklassenphase wird als sehr anfallig gegenuber Krankheiten Wildverbiss und kleinklimatischen Einflussen betrachtet und man versucht sie so kurz wie moglich zu halten Im Plenterwald wird diese Phase wiederum ausgeschaltet In Nieder und Mittelwaldern haben in der Zeit vom ersten Stockausschlag bis Kronenschluss Birke Weide und Pappel die Moglichkeit sich anzusiedeln Fruher wurden diese Pionierbaumarten oft als Konkurrenz und somit als Unkraut betrachtet und deshalb bei den Kulturpflegearbeiten beseitigt Die heutige Sichtweise ist eine andere Die Pionierbaumarten helfen den Kronenschluss schneller herbeizufuhren und werden in einem gewissen Grade als pflegende Baumarten akzeptiert Dickung wird auch im Schlaghochwald die entsprechende Entwicklungsstufe genannt die nach Kronenschluss einsetzt und mit beginnender naturlicher Astreinigung endet Im Nieder und Mittelwald nimmt diese Phase einen grossen Anteil der Umtriebszeit ein Im Plenterwald ist sie durch die starke Mischung von Baumen in unterschiedlichen Altern und Durchmessern nicht in der beschriebenen Form ausgebildet Die Schlusswald und Optimalphase entsprechen den forstlichen Entwicklungsstufen Stangen und Baumholz Letztere Phase wird in Niederwaldern nicht mehr erreicht da das Wirtschaftsziel bereits vorher erreicht wurde und die Bestande erneut auf den Stock gesetzt wurden hier wird der Zyklus vorzeitig abgebrochen und neu gestartet Erste Ertrage konnen in der Schlusswaldphase erzielt werden aber wirtschaftliches Ziel im heutigen Waldbau ist das Erreichen der Optimalphase mit starkem Zuwachs und hohem wirtschaftlichen Gewinn Das Absterben einzelner Baume durch Konkurrenzdruck und damit anfallendes Totholz ist jedoch im Wirtschaftswald je nach Bewirtschaftungsintensitat stark vermindert Die Selektion der zu entnehmenden Baume wird durch den Forstmann bestimmt und die ausfallenden Glieder Stamme werden aus dem Bestand gebracht und verkauft Die Plenterphase hat ihren Namen aus dem Plenterbetrieb erhalten Allerdings werden die Lucken im Wirtschaftswald nicht durch umfallendes Totholz sondern durch gezielte Holzernte geschaffen Im Plenterwald wird diese Phase durch die Bewirtschaftung langfristig manifestiert Andere Phasen kommen in deutlicher Ausformung hier nicht vor Im Altersklassenwald wird die Phase mit Beginn der Endnutzung erreicht sobald diese zum Beispiel als Lichtungs oder Femelhieb durchgefuhrt wird Das in die Locher einfallende Licht bereitet den Boden fur die Naturverjungung vor durch Erwarmung wird der Humusabbau beschleunigt und ermoglicht ersten Samlingen das Keimen Die Zerfallsphase und der Zusammenbruch werden im Altersklassenwald in der Endnutzung durchlaufen Allerdings fehlt das entsprechende Totholz und der Ablauf geht in sehr kurzer Zeit vonstatten Wirtschaftliches Ziel ist das noch stehende Holz zu nutzen und durch Auflichtung beziehungsweise Freistellung der Flachen die neue Generation einzuleiten Dieses entspricht auch dem Ende des Zyklus Zusammenfassend ist zu sagen dass die Strukturen des Mosaik Zyklus Konzepts auch in Wirtschaftswaldern wiederzufinden sind Die Zyklen werden jedoch in deutlich kurzeren Zeitraumen durchlaufen Diese konnen bei Fichtenbetrieben bei unter 100 Jahren liegen und erreichen in langsamwuchsigen Eichenbetrieben Zeiten von etwa 250 Jahren Einige Bewirtschaftungsformen wie Niederwald oder Plenterwald schliessen einzelne Phasen systematisch aus siehe oben Das immer mehr angestrebte Prinzip einer Dauerwaldbewirtschaftung mit Vermeidung von Kahlflachen tragt ebenfalls dazu bei die Ruderal und Pionierwaldphase zu verdrangen Allgemein abweichend ist in Wirtschaftswaldern auch das Fehlen von grosseren Mengen Totholz welches fur einige Phasen mitpragend ist Viele Betriebe versuchen durch Totholzprogramme dieses Manko auszugleichen Allerdings sind solche Massnahmen in der Regel an Einkommensverluste gekoppelt und werden daher oft nur halbherzig umgesetzt Konsequenzen fur Okologie und Naturschutzpraxis BearbeitenDie Anwendung des Mosaik Zyklus Konzepts in Naturschutz und Waldbewirtschaftung hat vor allem dazu gefuhrt dass die sehr grosse Bedeutung der zeitlichen Dynamik fur das Verstandnis der Okosysteme heute viel umfassender gewurdigt wird Die fruhere Betrachtung der Biotope an der Kulturlandschaft mit ihrer geringen Dynamik ausgerichtet fuhrte zu recht statischen Konzepten z B der Walder die von Waldgesellschaften als pflanzensoziologischen Einheiten und darauf ausgerichteten Konzepten wie der Klimaxvegetation oder der potenziellen naturlichen Vegetation gepragt waren Durch die patch dynamics und die Urwaldforschung ist dies als verkurzte Sichtweise des gesamten Systems zu verstehen Im Naturschutz entwickelte sich der Ansatz des Prozessschutzes der gezielt die naturliche Dynamik in die Betrachtung mit einbezieht 10 Jedicke leitet u a aus dieser Theorie die Forderung nach langfristig zu sichernden Grossschutzgebieten ab um einen Prozessschutz des Okosystems zu gewahrleisten Waldbrand Windwurf usw Bei einem grossflachigen Windwurf in einem unter Naturschutz stehenden Wald kann der Status eines Naturschutzgebietes wieder aufgehoben werden weil der Schutzzweck Erhaltung des Waldes entfallt In letzter Konsequenz musste der Schutzzweck auf die Prozesse der Sukzession ausgeweitet werden Die praktische Umsetzung und Uberprufung des Konzeptes wird zukunftig durch die Anlage von Wildnisentwicklungsgebieten ermoglicht Die praktische Anwendbarkeit des Mosaik Zyklus Konzepts im engeren Sinne auf die mitteleuropaischen Naturwalder wird in der Fachwelt heute allerdings uberwiegend kritisch gesehen Gerade die Ergebnisse der Urwaldforschung deuten darauf hin dass in den mitteleuropaischen Laubwaldern die Verjungungszellen also die Mosaik Flachen sehr klein sind und selten die Grosse eines Einzelbaums ca 2 000 m uberschreiten Weiterhin verjungt sich der Klimaxwald in der Regel direkt ohne dass Ruderal oder Pionierwaldphasen durchlaufen wurden In diese Richtung deuten auch experimentelle Befunde zur Waldverjungung 11 Wenn die Grosse des Mosaiks nicht grosser als ein Baum ist und die Dauer des Zyklus seiner Lebensspanne entspricht wird das Konzept trivial Vegetationskundler wie Heinz Ellenberg siehe Lit halten seine Anwendung daher fur nicht erforderlich Interessant sind Beobachtungen von Sperber 12 in Buchen Eichen Urwaldern im Iran sudlich des Kaspischen Meeres die den mitteleuropaischen Waldern in der Artenzusammensetzung in vielem entsprechen Er beobachtete kleine Verjungungslucken inmitten ausgedehnter Hallenwalder mit machtigen Urwaldriesen wie sie fur warm feuchte Regenwalder typisch sind Dabei scheinen in den einzelnen Lucken zunachst andere Arten als die ausgefallenen aufzukommen Verbindung zwischen Mosaik Zyklus und dem Einfluss grosser Weidetiere BearbeitenMit der Megaherbivorenhypothese existiert eine weitere Theorie die dynamische Vorgange in Naturwaldern betont und damit die herrschende wissenschaftliche Auffassung die einzelstammweise Verjungung ware fur die mitteleuropaischen Naturwalder entscheidend herausfordert Auch diese Theorie ist in ihrer Anwendbarkeit auf Mitteleuropa stark umstritten Durch Forschungen in halboffenen Weidelandschaften insbesondere in den Niederlanden ergeben sich zwischen beiden Hypothesen interessante Wechselbeziehungen 13 14 15 Angenommen wird ein durch v a Rinder Beweidung angetriebener Zyklus bei dem junge Baume nur im Schutz dorniger Straucher und Krauter aufwachsen konnen Die aufwachsenden Baume schatten ihre dornigen Ammenstraucher beim Aufwachsen aus Dadurch konne unter ausgewachsenen Baumen kein Baumjungwuchs aufkommen Sterben die Baume irgendwann ab bleibe eine offene Weide ubrig in der dornige Arten als Weideunkrauter aufkommen Damit ist der Zyklus geschlossen und kann neu beginnen Resultat ware ein aufgelichteter Wald mit mosaikartig eingestreuten Lichtungen Die Theorie wird auf Beobachtungen in niederlandischen Grossschutzgebieten mit frei laufenden Weidetieren gestutzt ist aber bisher noch spekulativ und nicht allgemein anerkannt Siehe auch BearbeitenWaldgesellschaften MitteleuropasLiteratur BearbeitenEugene Odum Prinzipien der Okologie Spektrum Heidelberg 1991 ISBN 3 89330 712 5 Eckhard Jedicke Biotopverbund Grundlagen und Massnahmen einer neuen Naturschutzstrategie 2 Auflage Ulmer Stuttgart 1994 ISBN 3 8001 3324 5 Heinz Ellenberg Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in okologischer dynamischer und historischer Sicht 5 stark veranderte und verbesserte Auflage Ulmer Stuttgart 1996 ISBN 3 8001 2696 6 Einzelnachweise Bearbeiten The most obvious role that disturbance plays in ecosystems is in the deflection of a community from some otherwise predictable successional path W e find that disturbance and environmental fluctuation prevent this path from being followed for any effective length of time S T A Pickett P S White Patch dynamics a synthesis In S T A Pickett P S White Hrsg The ecology of natural disturbance and patch dynamics Academic Press Orlando 1985 S 371 384 hier S 373 vgl S T A Pickett Non equilibrium coexistence of plants Bulletin of the Torrey Botanical Club 107 2 1980 S 238 248 Das Endstadium einer naturlichen Vegetation die Klimax erweist sich als ein Mosaik verschiedener Pflanzengesellschaften die jeweils einem eigenen Zyklus unterworfen sind Hermann Remmert Was geschieht im Klimax Stadium Naturwissenschaften 72 1985 S 505 512 hier S 509 Hermann Remmert Das Mosaik Zyklus Konzept und seine Bedeutung fur den Naturschutz eine Ubersicht In Laufener Seminarbeitrage 5 1991 S 5 15 Wolfgang Scherzinger Das Mosaik Zyklus Konzept aus der Sicht des zoologischen Artenschutzes In Laufener Seminarbeitrage 5 1991 S 30 42 Wolfgang Scherzinger Naturschutz im Wald Qualitatsziele einer dynamischen Waldentwicklung Ulmer Verlag Stuttgart 1996 ISBN 3 8001 3356 3 Douglas G Sprugel F H Bormann Natural Disturbance and the Steady State in High Altitude Balsam Fir Forests In Science 211 No 4480 1981 S 390 393 online Memento vom 16 Januar 2014 im Internet Archive PDF 526 kB Wayne P Sousa The role of disturbance in natural communities In Annual review of Ecology and Systematics 15 1984 S 353 391 online Memento des Originals vom 16 Januar 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot nature berkeley edu PDF 4 2 MB A Aubreville La foret coloniale In Annales de l Academie des Sciences Coloniales tome IX 1938 S 1 245 Stefan Korpel Die Urwalder der Westkarpaten Gustav Fischer Verlag 1995 ISBN 3 437 30702 9 Eckhard Jedicke Raum Zeit Dynamik in Okosystemen und Landschaften Kenntnisstand der Landschaftsokologie und Formulierung einer Prozessschutz Definition In Naturschutz und Landschaftsplanung 30 1998 S 229 236 Wolfgang Schmidt Dynamik mitteleuropaischer Buchenwalder Kritische Anmerkungen zum Mosaik Zyklus Konzept In Naturschutz und Landschaftsplanung 30 1998 S 242 249 Georg Sperber Buchen Eichen Mischwalder und die Megaherbivoren Forstliche Reiseeindrucke aus dem Iran In Grosstiere als Landschaftsgestalter LWF Bericht 27 2000 Herausgegeben von der Bayerischen Landesanstalt fur Wald und Forstwirtschaft online Memento vom 16 Januar 2014 im Internet Archive PDF 836 kB F W M Vera Grazing ecology and forest history CABI publishers New York 2000 H Olff F W M Vera J Bokdam E S Bakker J M Gleichman K de Maeyer R Smit 1999 Shifting Mosaics in Grazed Woodlands Driven by the Alternation of Plant Facilitation and Competition In Plant Biology 1 1999 S 127 137 J Bokdam Nature conservation and grazing management Free ranging cattle as a driving force for cyclic vegetation succession PhD thesis Wageningen University Wageningen the Netherlands 2003 online Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mosaik Zyklus Konzept 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