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Totholz wird in der Okologie und insbesondere im Biotop und Artenschutz als Sammelbegriff fur abgestorbene Baume oder deren Teile verwendet Grob unterteilt wird dabei zwischen stehendem Totholz also noch nicht umgefallenen abgestorbenen Baumen oder deren Teilen und liegendem Totholz das bereits auf dem Erdboden liegt Grosse vom Sturm gefallte Buche stehendes und liegendes Totholz als Grundlage fur vielfaltiges neues LebenDie Bezeichnung Totholz wird hier in einem erweiterten Sinne gebraucht sie schliesst als Biotopholz hier auch kleinraumig geschadigte kranke oder absterbende Baume Straucher und deren Teile ein Stehendes Totholz ist seltener bietet aber meist eine grossere Vielfalt an Standortfaktoren und ist daher okologisch wertvoller als liegendes Inhaltsverzeichnis 1 Vorkommen Entstehung Formen von Totholz 2 Lebensraum Totholz 2 1 Auswahl von Kafern im Totholz 2 2 Auswahl von weiteren Insekten im Totholz 2 3 Reptilien Vogel und Saugetiere im Totholz 2 4 Pilze im Totholz 3 Mikroklimatische Besonderheiten von Totholz 4 Totholz in limnischen und semiterrestrischen Okosystemen 4 1 Wirkung von Totholz in Fliessgewassern 4 2 Einfluss auf die Biozonose in Fliessgewassern 4 3 Wirkung von Totholz in Mooren und Bruchwaldern 5 Bestandsruckgang und gesellschaftliche Zusammenhange 5 1 Forstwirtschaft 5 2 Baumpflege in offentlichen und privaten Grunflachen 5 3 Totholz Ersatzhabitate 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseVorkommen Entstehung Formen von Totholz Bearbeiten nbsp Alte Weide nbsp Stehendes Totholz im Kottenforst bei Bonn 2022In unberuhrten Urwaldern entsteht grossvolumiges Totholz durch den Alterstod der Baume Katastrophenereignisse Waldbrand Windwurf Blitzschlag durch massenhaftes Auftreten von Insekten und durch andere Umwelteinflusse schwankende Grundwasserstande etc vergleiche Mosaik Zyklus Konzept und Sukzession Kleinvolumiges Totholz entsteht in Ur wie auch in Wirtschaftswaldern vor allem durch Konkurrenzdruck in Jungbestanden Dieser fuhrt zum Absterben konkurrenzschwacher Baume sowie zum Absterben von Asten die durch das Hochwachsen der Baume nicht mehr ausreichend Sonnenlicht erhalten Je nach Waldgesellschaft liegt der Anteil von Totholz an der gesamten Holzbiomasse in einem Urwald in Mitteleuropa bei 10 30 Prozent in Wirtschaftswaldern macht dieser Anteil haufig nur noch 1 3 Prozent aus Einige Beispiele Anteile zum Vergleich Tropischer Regenwald Die tropischen Regenwalder sind bislang kaum auf ihre Totholzanteile untersucht worden Grundsatzlich gilt jedoch ein sehr hoher Totholzanfall aber ebenso eine wesentlich schnellere Verrottung mit anschliessendem Wiedereinbau in die lebende Biomasse Flachland Regenwald Australiens 20 uber 35 m ha 1 Walder der gemassigten Klimazone 2 3 4 In den kalten Klimazonen dauert die Verrottung von Totholz wesentlich langer Wahrend Buchen Totholz vergleichsweise rasch zersetzt wird bleibt starkeres Tannen und Eichen Totholz oft uber mehrere Jahrzehnte erhalten Finnische Altwalder 19 m ha Kiefernwald 60 m ha Fichtenwald Polen Bialowieza Urwald 87 160 m ha Frankreich Urwald Reservat im Wald von Fontainebleau 142 256 m ha Buchenurwalder der Karpaten 50 292 m ha Montane Mischwald Urwalder Slowakei und Slowenien 80 568 m ha Deutschland Im Durchschnitt gibt es in deutschen Waldern 20 6 m Totholz je Hektar dies entspricht ungefahr sechs Prozent der lebenden Holzmasse 336 m ha Die durchschnittliche Totholzmenge liegt in den einzelnen Bundeslandern zwischen 11 0 m ha Brandenburg Berlin und 28 8 m ha Baden Wurttemberg Im Zeitraum 2002 2012 hat die Totholzmenge in Deutschland um 2 1 m ha zugenommen 5 Altwald Heilige Hallen 244 m haSiehe auch Baum MikrohabitatLebensraum Totholz Bearbeiten nbsp Totholz mit Moosbewuchs nbsp Selten daher wertvoll stehend sterbende Eiche nbsp Stamm einer Rotbuche mit Zunderschwamm nbsp Vermodernde Kiefer auf deren Stamm sich bereits ein Samling angesiedelt hat nbsp Larvengange des Buchdruckers nbsp Spechthohlen in absterbendem NadelbaumTotholz wird durch eine Vielzahl von Organismen genutzt die sich im Laufe der Evolution an diesen Lebensraum angepasst haben Je nach Holzart und Zersetzungsgrad Stand des Verfallsprozesses sind etwa 600 Grosspilzarten und rund 1350 Kaferarten an der vollstandigen Remineralisierung eines Holzkorpers beteiligt Zwischen Pilzen und Insekten bestehen unterschiedlichste Abhangigkeiten Insekten ubertragen Pilzsporen auf den Holzkorper die Pilze konnen wiederum Nahrungsquelle und Teillebensraum fur Insekten sein Dies fuhrt dazu dass jeder Totholztyp ob liegend oder stehend Stamm Ammenstamm Kronenholz oder Holzart mit seiner eigenen Flora und Fauna assoziiert ist Es entstehen Lebensgemeinschaften in der Rinde im Holz im Baummulm in Baumhohlen und in Sonderstrukturen wie Saftflussen Ameisennestern oder Brandstellen Viele Tiere und Pflanzen die auf Totholz angewiesen sind stehen auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten Diese Arten sind in ihrer Lebensweise hochgradig auf bestimmte Zerfalls und Zersetzungsphasen von Holz angewiesen Pilze Flechten Moose Farne und viele Insekten wie etwa Ameisen Hautflugler und Schmetterlinge finden hier ihre Habitatnische Der uberwiegende Teil unserer 1000 Wespen und Bienenarten ist auf Alt und Totholz angewiesen Auswahl von Kafern im Totholz Bearbeiten Die Bedeutung des Totholzes fur den Artenschutz ist besonders gut bei den Kafern zu belegen So leben rund 25 Prozent aller in der Bundesrepublik Deutschland vorkommenden Kaferarten am Holz verschiedener Zerfallsstadien Die Gruppe der xylobionten Kafer weist in Deutschland einen sehr hohen Anteil bedrohter Arten auf Viele dieser Arten zeigen spezielle Anspruche hinsichtlich ihres Habitates Spezialisierungen gibt es unter anderem bezuglich Baumart bevorzugter Struktur Rinde Bast Kernholz Holzvolumen Zersetzungsgrad Lichtexposition Feuchte sowie Pilz und Insektenbefall Vorwiegend Laubgeholze bevorzugt etwa der Hirschkafer Lucanus cervus Seine Larven leben an morschen Wurzeln alter Eichen Ulmen und Obstbaumen seltener an Weichholzern Auch ein Grossteil der Bockkaferarten Cerambycidae wie der Grosse Eichenbock Cerambyx cerdo sind von Laubholzern abhangig Die Feuerkafer Pyrochroidae befinden sich unter der Rinde von trockenem Totholz die Larven dieser Tiere jagen Borkenkafer im Holz In Weichholzern wie den Weiden leben unter anderem die Larven des Moschusbockes Aromia moschata In Nadelholzern sind verschiedene Prachtkafer Buprestidae und Runzelkaferlarven Rhysodidae zu finden Der Hausbock Hylotrupes bajulus hat in trockenem Fichtenholz seinen naturlichen Lebensraum die Larven des Fichtenbocks Monochamus sutor und des Gemeinen Fichtensplintbocks Tetropium castaneum bevorzugen das Kambium von Fichten und Kiefern und verpuppen sich spater im Innern der Aste oder des Stammes Der Mulmbock Ergates faber bevorzugt Baumstumpfe von Kiefern ist aber in hoheren Lagen auch an Fichten und Tannen zu finden Viele Kafertaxa sind allerdings auch weniger spezialisiert Die Scheinbockkafer Oedemeridae und ihre Larven sind in terrestrischem Totholz aber auch in Treibgut und in verholzenden Teilen krautiger Pflanzen zu finden Die Larven des Nashornkafers Oryctes nasicornis entwickeln sich auch in Holzabfallen hierzulande findet man sie vornehmlich in Komposthaufen Ebenfalls an Holz und an anderen Substraten sind Buntkafer Cleridae zu finden Aus der Familie der Moderkafer Latridiidae bevorzugt vor allem Latridius lardarius schimmelndes Holz er ernahrt sich von Schimmelpilzen Fur eine Reihe von Kafern stellt Totholz auch ein Winterquartier dar etwa fur viele Marienkafer Coccinellidae Einige Arten kommen nur dort vor wo lange kontinuierlich viel Totholz vorhanden war Sie werden als Urwaldrelikte bezeichnet Auswahl von weiteren Insekten im Totholz Bearbeiten Staublause ernahren sich etwa von Pilzgewebe Sporen Flechten Grunalgen und sind unter Rinden an Baumstammen und Totholz zu finden Unter den Zweifluglern Diptera sind es vor allem Vertreter der Dungmucken Haarmucken und Gnitzen deren Larvalentwicklung in modrigem Totholz stattfindet Auch die Larven der Tummelfliegen leben im Totholz und ernahren sich von Baumpilzen Holzfliegen jagen Larven und Wurmer Die Mauerbienen bauen ihre Nester auch in Ritzen im Totholz und verlassenen Frassgangen anderer Insekten Die Holzbiene legt Brutzellen in trockenem sonnenexponiertem und leicht morschem Totholz an und uberwintert im Totholz Die Echten Wespen Vespidae benotigen Holz zum Nestbau und hangen ihre Bauwerke auch in trockene Hohlraume alter Baume Viele weitere Wildbienen Hummeln und Hornissen leben in abgestorbenen Holzstammen meist in aufrecht stehenden Baumstumpfen Reptilien Vogel und Saugetiere im Totholz Bearbeiten Totholz bietet grosseren Tieren die Moglichkeit ihre Bauten und Nester anzulegen und ist Lebensraum der Nahrung von Vogeln und anderen Wirbeltieren Von den Insektenlarven im Holz ernahren sich die Spechte und andere heimische Vogel Spechte zimmern ihre Bruthohlen in lebende aber auch abgestorbene Baume oder Baumteile Die so entstandenen Baumhohlen werden wenn die Spechte sie verlassen haben von anderen Tieren als Nistplatz genutzt so zum Beispiel von den Eulenarten Raufusskauz Sperlingskauz und Waldkauz sowie von der Hohltaube oder Kleinsaugern wie Siebenschlafer und Eichhornchen Auch Baummarder nutzen die Hohlen Verlassene Spechthohlen dienen ausserdem einer Reihe von Fledermausarten wie dem Grossen Abendsegler der Bechsteinfledermaus dem Braunen Langohr der Fransenfledermaus und der Wasserfledermaus in der Nahe von Gewassern Altarme Auwald als Sommer und Winterquartier Verschiedene Amphibien und Reptilien suchen liegendes Totholz als Tagesversteck Sonnenbad oder zum Uberwintern auf Darunter fallen etwa die Erdkrote und die Waldeidechse sowie die Europaische Sumpfschildkrote die Totholz in Gewassernahe braucht Blindschleichen und Kreuzottern suchen Baumhohlen in Bodennahe zum Uberwintern und als Nistplatz auf Die Blindschleiche nutzt alte Baumstamme tagsuber zum Sonnenbad Die Kreuzotter versteckt sich tagsuber bei grosser Hitze in oder unter Totholz Pilze im Totholz Bearbeiten nbsp Totholz bietet einen idealen Nahrboden fur PilzeTotholz wird uber Jahre hinweg von Bakterien Kafern und Baumpilzen wie beispielsweise dem Zunderschwamm dem Hallimasch und weiteren so genannten lignicolen Pilzen zersetzt Der entstehende Humus wird zum Nahrboden fur Pflanzen Totholz bildet auch ein Keimbett fur viele junge Baume seine Masse und Verteilung kann die nach dem naturlichen Zerfall neu entstehenden Bestands und Waldstrukturen beeinflussen Mikroklimatische Besonderheiten von Totholz BearbeitenAm Boden liegendes Totholz wirkt ausgleichend auf das Mikroklima in der direkten Umgebung Einerseits fuhren die dunkle Oberflache sowie die geringe Warmeleitfahigkeit von Holz dazu dass Totholz gegenuber der Umgebung zu bestimmten Zeiten eine erhohte Temperatur aufweist Andererseits kann Totholz seine unmittelbare Umgebung auch vor Uberhitzung schutzen da es infolge des erhohten Wassergehaltes Temperaturschwankungen auszugleichen vermag Letzteres ist auch der Grund dafur dass in der Nahe von liegendem Totholz der Boden weniger rasch austrocknet als an anderen Orten Totholz in limnischen und semiterrestrischen Okosystemen BearbeitenNicht nur in Geholzbiotopen und terrestrischen Land Okosystemen erfullt Totholz eine wichtige Funktion sondern auch in susswasserbeeinflussten Okosystemen limnische Okosysteme und semiterrestrischen Okosystemen wie Mooren und in Bruchwaldern Wirkung von Totholz in Fliessgewassern Bearbeiten nbsp Stehendes Totholz im Schweingartensee am Rande des Serrahner Urwaldes Muritz In naturbelassenen Gewassern Mitteleuropas kommt durch den Bewuchs stets ein hoher Anteil von Totholz in unterschiedlichen Erscheinungsformen vor und beeinflusst das Erscheinungsbild stark In Altarmen von Fliessgewassern an Flussen und Bachen wird die naturliche Fliessgewasserdynamik durch Geholze und durch Totholz massgeblich mitgepragt durch Uferfestlegung Erosionsminderung Schwemmgut und Akkumulation durch Schaffung von Bereichen unterschiedlicher Stromungsgeschwindigkeit oder von Verlandungs zonen An Stammen und kleinerem Treibgut staut sich das Wasser und senkt die Fliessgeschwindigkeit was zur Ablagerung von Sedimenten fuhrt Die abgelagerten Sedimente verringern ein Eingraben des Fliessgewassers Geschiebehunger Totholz tragt auch zur Regulierung des Grundwasserstandes bei Durch die aufstauende Wirkung kann es zu einer Veranderung des Stromstriches und zu einer seitlichen Verlagerung kommen das Maandrieren des Gewassers wird unterstutzt Es bilden sich aber auch Abschnitte mit hoherer Stromungsgeschwindigkeit Entstehung von Kolken Steilufern und Abbruchkanten Strukturvielfalt Gewasserstrukturgute und Wasserqualitat werden durch Sauerstoffanreicherung Selbstreinigungskraft verbessert Einfluss auf die Biozonose in Fliessgewassern Bearbeiten nbsp Bewachsenes Totholz in einem Fluss im Regenwald auf Vancouver IslandAn naturbelassenen Gewassern ist das Aufkommen von Totholz betrachtlich Auch kleinste Strukturunterschiede wie Stamm Geast Krone Quantitat von Totholz und das Verhaltnis von unter Wasser liegendem und uber Wasser liegendem Totholz sind Qualitatsmerkmale In Versuchen wurde die positive Entwicklung der Fisch Populationen nachgewiesen In fischokologischen Untersuchungen 6 stieg die Regenbogenforellen Population bereits im ersten Jahr nach dem kunstlichen Eintrag von Totholz an strukturarmen kanalisierten Fliessgewassern von 180 auf rund 500 im zweiten Jahr auf bis zu 1100 Individuen auf 150 Meter Gewasserabschnitt Der grosste Zuwachs wurde im Kronenbereich eingebrachter toter Baume festgestellt wo die Regenbogenforelle laichen konnte Auch stromunter wie stromoberseitig der angereicherten Gewasserabschnitte stieg die Zahl der Individuen Die Artenvielfalt der Fischzonosen hat in diesem Fall durch andere Umweltschaden Passierbarkeit Gewassergute nicht zugenommen Trotzdem kann angenommen werden dass von Totholz in Fliessgewassern auch Fische anderer Grossenordnungen sowie Krebse Muscheln sessile und viele andere Arten profitieren Im Wasser liegendes Totholz stellt an sich schon einen Lebensraum dar so nutzen etwa 60 heimische Kaferarten nur solches Totholz zur Eiablage das schon einmal im Wasser lag Vogel benutzen aus dem Wasser ragendes Holz als Ansitz Die Bruckenspinne eine Kreuzspinnen Art hat sich auf den Netzbau an Totholz und anderen Gegenstanden uber Gewassern spezialisiert In naturbelassenen Auen der Fliessgewasser stellt Totholz das pragende Element dar Besonders viel grossvolumiges Totholz fallt in Auwaldern an da durch stark schwankende Grundwasserpegel und regelmassige Hochwasser Baume in kurzeren Zeitabstanden absterben Bei ausbleibender Bewirtschaftung ist hier vor allem durch die periodische Uberflutung die Zerfallsphase der Walder verbreitet Hartholz und Weichholzauen sind haufig durch absterbende einzelne sonnenexponierte Baume gekennzeichnet sie bieten zusammen mit liegendem Totholz einen sehr artenreichen Lebensraum In Altarmen fordert Totholz durch Nahrstoffeintrag die Verlandung und sorgt so fur Stabilitat und Fliessgleichgewicht eines Stromes Wirkung von Totholz in Mooren und Bruchwaldern Bearbeiten Auch in Bruchwald und Sumpf ist das Mosaik Zyklus Konzept durch das beschleunigte Absterben verbreitet In semiterrestrischen Regenmooren und Niedermooren tragt Totholz entscheidend zur Herausbildung der typischen Standortfaktoren bei In Altarmen und Mooren sorgen vornehmlich schwankende Grundwasserstande und Klimaeinflusse auch auf naturliche Weise fur das Entstehen von Totholz In geringerem Masse ist Totholz auch an der Moorbildung beteiligt Bestandsruckgang und gesellschaftliche Zusammenhange BearbeitenAufgrund der Konkurrenz okologischer Zielsetzungen mit anderen Bedurfnissen und Anspruchen der Menschen an Walder Parks und ahnliche Umgebungen wird Totholz normalerweise grosstenteils entfernt oder seiner Entstehung wird vorgebeugt Zum einen spielen wirtschaftliche Aspekte hier eine wichtige Rolle Die Forstwirtschaft ist einer der wichtigsten Arbeitgeber in strukturschwachen Regionen Zum Schutz der offentlichen oder privaten Forstbetriebe vor Schaden durch grossflachigen Insektenfrass oder Waldbrand wird Totholz nur in beschrankter Menge toleriert Weiterhin stellt stehendes Totholz unter Umstanden ein erhebliches Risiko bezuglich Arbeitssicherheit bei der Waldarbeit dar Zudem sollte der Landschaftsschutz mitsamt seiner Wechselwirkung auf andere gesellschaftliche Interessen berucksichtigt werden Nationalparks mochte man in ihrem Zustand und ihrer Einzigartigkeit oft erhalten zumal der Tourismus in der Regel die Haupteinnahmequelle fur diese Einrichtungen darstellt Aber auch im Bereich der Naherholung in Parks und Waldern sind relevante Aspekte zu berucksichtigen Stehendes Totholz wird kritisch in Bezug auf die Sicherheit der Erholungssuchenden betrachtet ebenso kommen hier asthetische Gesichtspunkte hinzu nbsp Eine Anlage nur fur Totholz Der TotholzgartenIm dichtbesiedelten Deutschland sind grossvolumige Totholzbiotope insgesamt selten geworden Sie werden nach den Landesnaturschutzgesetzen nur in Sachsen explizit geschutzt hohlenreiche Einzelbaume und totholzreiche Altholzinseln In allen anderen Bundeslandern fallen Totholzbiotope als Kleinstrukturen nicht unter besonders geschutzte Biotope Ein Schutzstatus ist in Deutschland meist nur indirekt abzuleiten z B Streuobstwiese Wallhecken Hecken und Flurgeholze Bruchwalder Lebensraume bedrohter Arten nach FFH Richtlinie oder nach Einzelanordnung oder ausweisung zu erreichen Vereinzelt werden auch sogenannte Totholzgarten angelegt wo auf einem bestimmten Bereich meist in der Nahe von Naturflachen eine Anhaufung von Totholz vorgesehen ist Das Holz wird dort langerfristig abgelegt Solche Garten gibt es unter anderem in Schwabach Reilingen und Hof Saale Forstwirtschaft Bearbeiten nbsp Windbruchflache in Kiefernforst mit liegendem und stehendem Totholz in den Glauer Bergen BrandenburgIn Deutschland wird im Gegensatz zu vielen Landern der Welt traditionell ein ganzheitlicher inklusionistischer Ansatz der Forstwirtschaft fruher Kielwassertheorie verfolgt bei dem alle Funktionen auf ein und derselben Wirtschaftsflache gleichzeitig erbracht werden sollen also wirtschaftlicher und gesellschaftliche Nutzen sowie alle okologischen Funktionen insbesondere der Naturschutz Mit diesem Anspruch wird ein grosser Teil der Waldflache Deutschlands forstwirtschaftlich genutzt ohne dass die Forstgesetze operational die drei genannten Funktionen sicherstellen Dies ist gleichzeitig die wichtigste Ursache fur das Fehlen von starkem Totholz und damit die Hauptursache fur die Gefahrdung der zahlreichen darauf angewiesenen Arten Unabhangig von der Betriebsform Altersklassenwald oder Dauerwald werden die meisten Baume genutzt bevor sie den naturlichen Alterstod sterben konnten Damit fallen die fur einen Urwald typischen Alters und Zerfallsphasen an vielen Stellen aus Insbesondere der im Altersklassenwald stetig angestrebte Kronen und Dickungsschluss u a durch Aufforstung von kleinen Lichtungen vermindert die Sonneneinstrahlung und damit zusatzlich die Vielfalt unterschiedlicher Lichtmosaike und Zersetzungsbedingungen Insbesondere seit der gestiegenen Nachfrage nach Waldholz als Energietrager werden sogar wieder vermehrt solche Holzsortimente genutzt die vorher als unwirtschaftlich zu nutzen im Wald verblieben waren beispielsweise Weichholzer schwache Sortimente wie Aste und Zopfe oder anbruchiges oder verpilztes Holz Historisch betrachtet wurde aus der Not an Brennmaterial der Wald lange Zeit sauber gehalten da abgestorbene Aste und Baumreste als Rohstoff genutzt werden mussten Spater kam teilweise die Ansicht dazu den im Totholz lebenden Schadlingen vorzubeugen sodass oftmals bis in die 1990er Jahre die Ansicht vertreten wurde der Wald musse sauber sein Im Zuge der Hinwendung einiger Landesforstbetriebe zur naturnaheren Waldwirtschaftsformen seit Ende der 1980er Jahre wurde dem Fehlen von Totholzstrukturen im Wirtschaftswald vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt So erliessen die saarlandischen Landesforsten erstmals in Deutschland im Jahr 1992 eine Totholzstrategie die im offentlichen Wald die Forstdienststellen verbindlich anwies mindestens funf Prozent der stehenden Holzmasse uber 30 cm Brusthohendurchmesser als Biotopbaume dauerhaft von der Nutzung auszunehmen 7 Eine Totholzempfehlung ist inzwischen auch Bestandteil der Biodiversitatsstrategie der Bundesregierung welche jedoch im foderalen System nicht die unmittelbare Gesetzeskompetenz besitzt 8 Da die meisten Walder Deutschlands bewirtschaftet werden wird versucht die Interessen von Naturschutz und Forstwirtschaft in Forstrahmenplanen oder Landschaftsplanen miteinander in Einklang zu bringen Aufgrund der enormen Bedeutung fur Waldokosysteme ist das Vorhandensein von Totholz ein Kriterium bei der Zertifizierung nachhaltiger Forstwirtschaft Ein kleiner Prozentanteil der Flache muss aus der Nutzung genommen werden FSC oder es gibt Leitlinien zum Erhalt eines Minimums starker toter Baume PEFC Baumpflege in offentlichen und privaten Grunflachen Bearbeiten nbsp Verlegte Totholz Pyramide aus Platanen zum Schutz seltener ArtenIn offentlichen Grunanlagen vor allem an Strassen und in privaten Garten wird Totholz meist entfernt weil es als hasslich angesehen wird oder die Verkehrssicherungspflicht es notwendig macht Gerichte erkennen durch herabfallende Aste Geschadigten meistens einen Schadensersatzanspruch gegen den Besitzer eines Baumes zu Von der legalen Moglichkeit sich von dieser Pflicht auf Erholungsflachen zu befreien durch entsprechende Schilder Betreten Befahren auf eigene Gefahr machen Gartenamter und Privatleute meist keinen Gebrauch um mogliche Rechtsstreite zu vermeiden Eine solche formularmassige Freizeichnung ist nicht moglich wenn ein Baum oder Aste auf einen Verkehrsweg sturzen Gerichte erkennen eine formularmassige Freizeichnung von der Haftung durch solche Schilder nicht an Gefahrenbereiche konnen nur dadurch entscharft werden dass die Gefahrdung beseitigt wird oder der Bereich fur den offentlichen Verkehr wirksam gesperrt wird 60 BNatSchG beschrankt diese Haftungspflicht der Eigentumer jedoch gegenuber Erholungssuchenden auf Wegen der offenen Flur und ungenutzten Grundstucken Die Erholungsnutzung geschieht hier auf eigene Gefahr Ebenso zeichnet sich ab dass Astabbruche oder Baumsturz im Bestandswald als waldtypische Gefahren anzusehen sind fur die der Verkehrstrager nicht haftet ahnlich dem Fall Steinschlag auf Hochgebirgspfaden Als eine weitere Massnahme zur Minimierung des Lebensraumverlustes seltener Tierarten werden beseitigte Totholz Stamme an anderen Stellen als Totholz Pyramiden wieder aufgebaut Dies dient dem weiteren Erhalt streng geschutzter Arten Totholz Ersatzhabitate Bearbeiten nbsp Ersatzhabitat aus Lochziegeln Lehm und StrohZum Erhalt aller in Deutschland naturlich vorkommenden Waldgesellschaften ist auf reprasentativen Flachen ein Bewirtschaftungsverzicht erforderlich Dieser wird selbst innerhalb der bestehenden Nationalparke nur teilweise verwirklicht Deswegen soll im Rahmen der Nationalen Biodiversitatsstrategie 5 der Waldflache in Deutschland dauerhaft unbewirtschaftet bleiben 8 Bewusst geschaffene Nisthilfen wie Lochziegel und Brutkasten Holzscheite auf dem Balkon und im Garten konnen einigen Arten einen Ersatzlebensraum bieten Eine Besiedelung im Sinne eines Okosystems mit Saugetieren und Vogeln oder gar mit spezialisierten Kafern lasst sich damit nicht erreichen Wirkungsvoller sind Massnahmen in Waldern Grunanlagen und Garten Baumschnitt sollte nicht entfernt oder geschreddert werden Aus ihm lassen sich im Garten totholzreiche Hecken ahnlich der Benjeshecke als Sichtschutz und Gestaltungselement herstellen Abgesagte Stamme konnen angelehnt oder eingegraben das wichtige stehende Totholz darstellen Literatur BearbeitenLWF Merkblatt 17 Biotopbaume und Totholz PDF 0 9 MB Bayerische Landesanstalt fur Wald und Forstwirtschaft LWF Freising 2014 Jiri Zahradnik Kafer Mittel und Westeuropas Paul Parey Berlin 1985 ISBN 3 490 27118 1 Besonders geschutzte Biotope in Sachsen Sachsisches Landesamt fur Umwelt und Geologie Radebeul Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege Band 2 Dresden 1992 2 Auflage 1995 Frank Kohler Uta Schulte Bearb Totholzkafer in Naturwaldzellen des nordlichen Rheinlands Vergleichende Studien zur Totholzkaferfauna Deutschlands und deutschen Naturwaldforschung Naturwaldzellen in Nordrhein Westfalen Teil 7 Schriftenreihe der Landesanstalt fur Okologie Bodenordnung und Forsten Landesamt fur Agrarordnung Nordrhein Westfalen Bd 18 Landesanstalt fur Okologie Bodenordnung und Forsten LOBF Landesamt fur Agrarordnung Nordrhein Westfalen und Diakonisches Werk Forderturm Recklinghausen 2000 ISBN 3 89174 031 X Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Totholz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Forschungsbericht uber Totholz Kaferfauna in einem Eichen Naturwaldreservat Dossier Totholz waldwissen net Alt und Totholzkonzept Baden Wurttemberg waldwissen net Totholz Auf die Qualitat kommt es an Eidgenossische Forschungsanstalt fur Wald Schnee und Landschaft WSL Schwerpunkt Waldreservate Totholz im Wald Entstehung Bedeutung und Forderung PDF 7 7 MB WSL Merkblatt fur die Praxis NABU Projekt Wertvoller Wald durch Alt und Totholz Totholz und alte Baume kennen schutzen fordern Totholz Alte Baume voller Leben eine Sendung von radioWissen BR2 am 3 Februar 2023 mp3 22 Minuten Totholz und Fliessgewasser Totholz in FliessgewassernEinzelnachweise Bearbeiten Simon Grove Extent and composition of dead wood in Australian lowland tropical rainforest with different management histories Website der James Cook University Townsville Australien Abgerufen am 1 Juni 2013 Deadwood living forests WWF Report Gland 2004 W Gatter Deutschlands Walder und ihre Vogelgesellschaften im Rahmen von Gesellschaftswandel und Umwelteinflussen In Vogelwelt 125 2004 S 151 176 PDF Weitere Nationalparke fur Deutschland BfN 2013 PDF Bundeswaldinventur 3 2012 Abgerufen am 13 Marz 2015 hydra institute com Memento vom 5 Dezember 2004 im Internet Archive Waldbautechnische Rahmenrichtlinie fur die Bewirtschaftung des offentlichen Waldes im Saarland Minister fur Wirtschaft Grundsatzverfugung Saarbrucken 1992 OCLC 46184892 a b Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt beschlossen vom Bundeskabinett am 7 November 2007 nbsp Dieser Artikel wurde am 16 September 2004 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Normdaten Sachbegriff GND 4536147 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Totholz amp oldid 231686457