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Eine Hartholzaue auch Harte Au Harter Auwald Hartauwald 1 oder Hartholzwald ist ein aus Hartholzern bestehender Auwald Hartholzauen sind ein bis zweimal im Jahr zwischen 20 und 50 Tagen mit 0 5 m bis 3 m uberschwemmte Bereiche der Flusse und Strome des Mittel und des Unterlaufes oder in verlandenden Altarmen z B abgeschnittenen Maandern An den Oberlaufen der Mittelgebirgsregionen sind selten Hartholzauen zu finden Sie werden hier durch Grauerlen und Roterlen Eschen Uferwalder abgelost Hartholzaue im Bereich der MarchSchematische Darstellung der Zusammenhange von Wasserstand und Auenwaldart Wie alle Auwalder gehort die Hartholzaue zu den azonalen Vegetationseinheiten Mitteleuropas Inhaltsverzeichnis 1 Pflanzenarten 1 1 Baumschicht 1 2 Zweite Baumschicht und Strauchschicht 1 3 Krautschicht 2 Hartholzauen Gesellschaften 3 Landschaftsokologischer Wert 3 1 Tierarten der Hartholzauen 4 Ruckgangsursachen und rechtlicher Schutz 5 Literatur 6 EinzelnachweisePflanzenarten BearbeitenBaumschicht Bearbeiten Durch die gegenuber der Weichholzaue geringeren Stromungsgeschwindigkeit Uberschwemmungsdauer und Wassertiefe etablieren sich in der Hartholzaue Geholze die Wechselfeuchte d h den Wechsel zwischen Uberschwemmungen und Trockenheit tolerieren konnen Die wichtigsten Baumarten sind Stieleiche Feld Ulme Flatter Ulme Gemeine Esche Berg Ahorn wobei die Anteile der Arten von Region zu Region stark schwanken konnen Bestandspragend ist haufig die Stieleiche Quercus robur die sich vor allem durch ihre Bestandigkeit gegenuber Hochwasser auszeichnet Nach dem flachenhaften Ausfall der Ulme durch das Ulmensterben hat sie in vielen Auwaldern deren Lebensraum eingenommen Allerdings verjungt die Stieleiche derzeit in vielen Auwaldern nur noch zogerlich oder gar nicht und wird in der Verjungung und im Unterstand seltener ihr Anteil wird dann vor allem von der Esche eingenommen Die Baumarten der Hartholz Auwalder sind gegenuber den Weiden und Pappelarten der Weichholzaue konkurrenzuberlegen Diese sind allerdings nicht nur weniger empfindlich gegen lange andauernde Uberschwemmungen sondern ertragen auch mechanische Beschadigungen besser z B durch Eisgang Die Schwarz Erle ist nur bei hohem Grundwasserstand am Bestand beteiligt Ubergang zum Bruchwald Zweite Baumschicht und Strauchschicht Bearbeiten Traubenkirsche Prunus padus Wildapfel Malus sylvestris selten Walnuss Juglans regia Wildbirne Pyrus pyraster selten Feldahorn Acer campestre Roter Hartriegel Cornus sanguinea Pfaffenhutchen Euonymus europaeus Weissdorn Crataegus monogyna und C laevigata Gemeiner Schneeball Viburnum opulus Schwarzer Holunder Sambucus nigra Rote Heckenkirsche Lonicera xylosteum Kratzbeere Rubus caesius Hopfen Humulus lupulus Die Wilde Weinrebe Vitis vinifera subsp sylvestris Syn Vitis sylvestris hat ihre Urheimat in Auenwaldern Die Art kommt in Deutschland nur in den allerwarmsten Regionen in der Oberrheinebene vor Ob sie dort urwuchsig oder fruh aus der Kultur verwildert ist ist umstritten Krautschicht Bearbeiten Verbreitete Waldbodenkrauter und Nahrstoffzeiger sind Buschwindroschen Scharbockskraut Gelbes Windroschen Wald Gelbstern Echte Nelkenwurz Gundermann Waldziest Riesen Schwingel Wald Zwenke Gefleckte Taubnessel Giersch Eigentliche Auwaldarten sind selten und nur in wenigen Bestanden verbreitet Winter Schachtelhalm Schlangen Lauch regional Zweiblattriger Blaustern Hartholzauen Gesellschaften BearbeitenDie zonalen Gesellschaften der Buchen Eichen Mischwalder werden in den Auen unabhangig von der Vegetationszone von den azonalen Eichenmischwaldern der Hartholzauen abgelost siehe Waldgesellschaften Mitteleuropas In Bereichen die regelmassig uberschwemmt werden etablieren sich Bestande die zur Assoziation des Ulmen Stieleichen Auwalds Querco Ulmetum minoris gestellt werden benannt nach der Stieleiche Quercus robur und der Feldulme Ulmus minor Dieser Waldtyp ist der eigentliche Hartholzauenwald Gemeinsam mit den Bachauenwaldern bildet er im pflanzensoziologischen System den Verband Alno Ulmion innerhalb der Buchenwalder und buchenwaldartigen Laubwalder Europas Ordnung Fagetalia Trennarten des Ulmen Stieleichen Auwalds gegenuber den Bachauenwaldern sind Acer campestre Carpinus betulus Crataegus laevigata und C monogyna Hedera helix Ligustrum vulgare Malus sylvestris Populus alba Pyrus pyraster Quercus robur Ulmus laevis und U minor auffalligerweise also ausschliesslich Holzgewachse Der Ulmen Stieleichen Auwald als azonale Waldgesellschaft ist in Europa sehr weit verbreitet Entsprechend lassen sich regional oder bodenkundlich definierte Ausbildungen unterschieden Ausbildung mit Ulmus laevis Nur auf kalkarmen Boden Ausbildung mit Populus alba Malus sylvestris Gemeine Schmerwurz Tamus communis Juglans regia Mandelblattrige Wolfsmilch Euphorbia amygdaloides Weinrebe Vitis sylvestris Warmeliebende Rasse des Oberrheingebiets Ausbildung mit Anemone ranunculoides Glechoma hederacea Sambucus nigra Barlauch Allium ursinum Auf nahrstoffreichen Boden fehlt deshalb den Auwaldern der Alpenflusse Ausbildung mit Rohr Glanzgras Auf gleichmassig bodennassen Gley oder Nassgleyboden im oberen Donauraum und an den Alpenflussen In besonders bodennassen Auen Abschnitten an der unteren Donau am Rhein und am Main wird der Ulmen Stieleichen Auwald durch den ansonsten besonders in Bachauen verbreiteten Schwarzerlen Eschen Auwald das Pruno Fraxinetum ersetzt Neben den namensgebenden Arten Traubenkirsche Prunus padus und Esche Fraxinus excelsior sind hier auch Schwarzerle Alnus glutinosa und Flatterulme Ulmus laevis haufig wahrend die Stieleiche zurucktritt Der Schwarzerlen Eschen Auwald meidet aber die eigentliche Uferzone der Strome und grosseren Flusse Beim Abschneiden eines Maanders und der Entstehung eines Altarmes gehen Hartholzauen in Bruchwalder uber Bei stetiger Uberstauung entstehen Erlenbruche Nur in den am hochsten gelegenen Teilen der Hartholzaue gelingt es der Rotbuche in ozeanischen Klimaten Fuss zu fassen da sie empfindlich auf Staunasse und schwankende Grundwasserspiegel Uberschwemmungen und den damit verbundenen reduktiven Bodenbedingungen reagiert Stieleiche Hainbuche und Ulme vertragen diese Bedingungen besser als die Rotbuche Die geringe Stromungsgeschwindigkeit bei Hochwasser ereignissen fuhrt im Hartholz Auenwald meist zur Ablagerung feinerer Sedimente wie Lehm und Ton Auen Vega Lehm und Vergleyung Ausnahme sind hier die Alpenflusse bei denen Schotter auch im Hartholzauenwald den Untergrund bildet Meist nimmt man an dass die Auenlehm Ablagerung durch den Menschen bedingt ist 2 verstarkte Erosion im Einzugsgebiet v a aufgrund von Ackerbau Von Natur aus hatten auch die Flusse der Mittelgebirge kiesgepragte Auen 3 Landschaftsokologischer Wert Bearbeiten Von all unseren mitteleuropaischen Waldgesellschaften ist der Eichen Ulmen Auwald die vielseitigste nach Struktur Artenzahl und kleinflachigem Wechsel unterschiedlicher Ausbildungen Mit mehreren artenreichen Baum und Strauchschichten und damit einem hohen Anteil an Phanerophyten mit einem unregelmassigen Kronendach in dem einzelne Baumriesen die Hohe von 35 m uberschreiten konnen mit Lianen und einem warm luftfeuchten Bestandesklima weicht unser Auenwald von den meist baumartenarmen Waldern Mitteleuropas stark ab und stellt sich in die Nahe warmtemperierter ja tropischer Feuchtwalder Erich Oberdorfer 4 Hartholzauen sind wegen der haufigen naturlichen Storungen reich an grossvolumigem Totholz die verschiedenen Entwicklungsphasen des Waldes konnen kleinstraumig nebeneinander auftreten und bieten so eine grosse Vielfalt an Lebensraumen Hartholzauen bilden eine ausgepragte 2 Baumschicht bzw Strauchschicht die von den Altbaumen uberragt wird und bei langerem Hochwasser gestort wird Dadurch entstehen Walder mit sonnenexponierten alten Eichen und Ulmen die idealer Lebensraum fur stenoke Arten wie den Grossen Eichenbock sind Da Eichen und Ulmen lichtere Kronen als die Rotbuche besitzen wird die Entstehung eines sehr dichten Unterwuchses gefordert Tierarten der Hartholzauen Bearbeiten 400 uberwiegend nacht und dammerungsaktive Falterarten z B Grosser Schillerfalter Grosser Fuchs Violetter Silberfalter Landlebensraum fur Libellenarten z B Blauflugel Prachtlibelle Gebanderte Prachtlibelle Grosse Konigslibelle Kleine Mosaikjungfer Blutrote Heidelibelle Grosser Blaupfeil 1000 Kaferarten Hirschkafer Grosser Eichenbock Weberbock Moschusbock Kammmolch Bergmolch Erdkrote Teichfrosch Seefrosch Springfrosch Laubfrosch Kreuzkrote Geburtshelferkrote Knoblauchkrote Zauneidechse Ringelnatter Schlingnatter Waldkauz Waldohreule Spechte Singdrossel Pirol Nachtigall Mausebussard Schwarzmilan Weitere Tierarten sind Fledermause v a die Wasserfledermaus Fischotter Biber Igel Ruckgangsursachen und rechtlicher Schutz BearbeitenDie Hartholzauen gehoren zu den am starksten gefahrdeten Biotopen Mitteleuropas ebenso sind deren naturliche Waldgesellschaften vom Aussterben bedroht bzw gebietsweise ausgestorben Ursprunglich waren Hartholzauen an allen Flussen und Stromen v a an Elbe Donau und Rhein verbreitet und auch grossflachig pragend Hinzu kamen samtliche kleinere Flusse des Hugel und Tieflandes sofern dort nicht Moore Weichholzauen Wasserflachen und Bruche vorherrschten Die Uberstauung und die lang anhaltende Nasse fordert die Entstehung von Auen Vega Boden Diese sehr fruchtbaren Boden machten die Flussauen schon in der Romerzeit zu begehrten Siedlungsstandorten Durch die Siedlungstatigkeiten und die Nutzung als Hutewald Waldacker spater Weiden und Acker sowie durch den Holzbedarf waren die Hartholzauen wahrscheinlich schon im Hochmittelalter im Ruckgang In der Neuzeit wurden die Hutungen ausgeweitet und weitere Walder gerodet ab dem 18 Jahrhundert wurden Hartholzauen forstwirtschaftlich genutzt Die Umwandlung von Hartholzauen in Grunland und Acker hielt in Mitteleuropa bis in das spate 20 Jahrhundert an Im 19 und 20 Jahrhundert waren die menschlichen Eingriffe v a Bebauung Flussbegradigungen und Aufforstungen mit anderen Baumarten die starksten Ruckgangsfaktoren Der vom Grossen Ulmensplintkafer Scolytus scolytus ubertragene Pilz Ceratocystis ulmi fuhrt zum flachigen Absterben der Ulmen v a Ulmus minor und zu einer Veranderung der naturlichen Waldgesellschaften auch in naturbelassenen Hartholzauen Hartholzauwalder sind nach FFH Richtlinie Anhang I naturliche Lebensraume von gemeinschaftlichem Interesse fur deren Erhaltung besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden mussen In Deutschland sind sie nach 30 BNatSchG gesetzlich geschutzte Biotope die auch ohne weitere Anordnungen einem besonderen Schutz unterliegen Landesgesetze beachten Literatur BearbeitenHeinz Ellenberg Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in okologischer dynamischer und historischer Sicht UTB fur Wissenschaft Grosse Reihe Band 8104 5 stark veranderte und verbesserte Auflage Eugen Ulmer Stuttgart Hohenheim 1996 ISBN 3 8252 8104 3 Hans Peter Blume Lehrbuch der Bodenkunde Begrundet von Fritz Scheffer Paul Schachtschabel 15 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2002 ISBN 3 8274 1324 9 Eduard Strasburger Peter Sitte Hubert Ziegler Friedrich Ehrendorfer Andreas Bresinsky Lehrbuch der Botanik fur Hochschulen 34 Auflage Spektrum Heidelberg Berlin 1999 ISBN 3 8274 0779 6 Einzelnachweise Bearbeiten Manfred A Fischer Karl Oswald Wolfgang Adler Exkursionsflora fur Osterreich Liechtenstein und Sudtirol 3 verbesserte Auflage Land Oberosterreich Biologiezentrum der Oberosterreichischen Landesmuseen Linz 2008 ISBN 978 3 85474 187 9 S 1276 Judith Glaser Historische Auenwaldentwicklung im Leipziger Auenwald PDF Memento vom 24 Dezember 2013 im Internet Archive Dissertation TU Dresden 2002 Carlo Becker Jorg Putkunz Klaus Peter Lange Doris Lange Johannes Kranich Wiederherstellung ehemaliger Wasserlaufe der Luppe Voruntersuchung Machbarkeitsstudie PDF Memento vom 24 September 2015 im Internet Archive bgmr Landschaftsarchitekten Ecosystem Saxonia Leipzig 2006 Erich Oberdorfer Suddeutsche Pflanzengesellschaften Teil IV Walder und Gebusche 2 Auflage Gustav Fischer Jena Stuttgart New York 1992 ISBN 3 334 60385 7 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hartholzaue amp oldid 214726483