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Ein Bruchwald ˈbʁuːx Zusammensetzung mit dem Wort Bruch fur Feuchtgebiet regional auch Broich Brook oder Brok ist ein permanent nasser ortlich uberstauter langfristig gefluteter sumpfiger Wald Damit lasst er sich vom zeitweilig gefluteten Sumpfwald und vom regelmassig gefluteten Auwald abgrenzen beide sind durch kurzere und ausgepragtere Wasserstandsanderungen gekennzeichnet Bruchwald in Plau am SeeBirkenbruchwald im Trendelmoor Schleswig Holstein Inhaltsverzeichnis 1 Biotop 2 Bruchwaldtypen in Mitteleuropa 2 1 Erlenbruche 2 2 Birken Kiefern und Fichtenbruche 3 Bruch und Moorwalder 3 1 Moorwalder in Nordamerika 3 2 Torfwalder in Sudostasien 4 Gefahrdung 5 Sonstiges 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseBiotop BearbeitenDie Landschaftsokologie und die Vegetationskunde fassen den Begriff Bruchwald relativ eng Ein echter Bruchwald zeichnet sich demnach durch folgende Merkmale aus Die Standorte sind permanent grundwassernah Schwankungen des uber oder knapp unter Flur befindlichen Grundwasserspiegels sind im Jahresverlauf in der Regel geringer als einen Meter Uberschwemmungen finden vorwiegend im zeitigen Fruhjahr nach Schneeschmelze statt und dauern uber mehrere Wochen bis Monate an Bei Uberschwemmungen werden im Gegensatz zu Auenwaldern kaum anorganische Lockersedimente wie Sand und Schlick eingetragen und abgelagert Der Oberboden besteht aus einer mindestens 10 bis 20 Zentimeter machtigen vom Wald selbst erzeugten Torfschicht aus mehr oder weniger zersetztem Pflanzenmaterial Neben diesen idealtypischen Auspragungen treten in der Landschaft Ubergange zu anderen Waldgesellschaften auf die sich durch Abweichungen bestimmter exogener Standortfaktoren wie Basen und Nahrstoffversorgung Anteil von mineralischem Substrat Dauer von Uberschwemmungen Bewegtheit des Wasserkorpers anthropogene Eingriffe beispielsweise in den Wasserhaushalt und anderes mehr ergeben und zu einer anderen Vegetationszusammensetzung fuhren Weitere Formen von Nasswaldern in Mitteleuropa sind unter anderem Auenwalder Quellwalder und nasse Auspragungen von Eichen Hainbuchen sowie Birken Eichen Waldern Bruchwaldahnliche Walder die aber beispielsweise nicht das Kriterium der entsprechenden Torfmachtigkeit erfullen werden im Naturschutz oft als sonstige Sumpfwalder klassifiziert 1 Dies gilt selbst dann wenn sowohl die dominierenden Baumarten als auch die Pflanzenarten der Krautschicht siehe unten denen von echten Bruchwaldern gleichen Ein ungestorter Bruchwald wird als naturliche azonale Waldgesellschaft verstanden die ein stabiles Klimaxstadium der Vegetation unter diesen Standortbedingungen darstellt Alle Gesellschaften von echten Bruchwaldern sind landschaftsokologisch als von Baumbewuchs gepragte Moore aufzufassen Je nach der Hydrologie des jeweiligen Moortyps und der daraus resultierenden Basen und Nahrstoffversorgung handelt es sich um Formen minerotropher Niedermoore oder hydrologisch mitunter aber gestorter hauptsachlich regengespeister Ubergangs und Hochmoore Insbesondere Letztere werden auch Moorwalder genannt und zeichnen sich durch massig bis stark saure Boden aus Manche Autoren verwenden die Begriffe Sauer Bruchwald und Moorwald synonym andere differenzieren zwischen primarem Bruchwald und sekundarem Moorwald auf entwasserten Armmoor Standorten Ein weitgehend unberuhrtes Bruchwaldgebiet gibt es im ehemaligen Landkreis Elchniederung heute Oblast Kaliningrad Russland Allein das Grosse Moosbruch umfasste 125 Quadratkilometer und galt als grosstes geschlossenes Hochmoor im Deutschen Reich 2 Bruchwaldtypen in Mitteleuropa BearbeitenErlenbruche Bearbeiten nbsp Erlenbruchwald ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Siehe auch Erlenbruchwald Begriffsklarung nbsp Schwaanhavel nbsp Erlenbruchwald bei Uhyst in der TeichlausitzErlenbruchwalder wachsen haufig auf besser nahrstoffversorgten Niedermoorboden mit Schwerpunkt in planaren bis submontanen Regionen Namensgebend ist die dominante Charakterart Schwarzerle Alnus glutinosa Typisch ist bei den Baumen der mit Stelzwurzeln versehene Stammfuss dank ihrer Adventivwurzeln kann die Schwarzerle die starke Vernassung und auch schwankende Wasserstande vergleichsweise besser verkraften als viele andere Baumarten Der Unterwuchs Krautschicht ist seggenreich beispielsweise mit der Walzen Segge Carex elongata oder der Sumpf Segge Carex acutiformis haufig sind freie Wasserflachen ausgebildet in denen die Kleine Wasserlinse Lemna minor flottiert Weitere kennzeichnende Pflanzenarten dieses Biotoptyps sind der Bittersusse Nachtschatten Solanum dulcamara und die Schlangenwurz Calla palustris An Hochstauden siedeln hier unter anderem Wasserschierling Cicuta virosa Wasserdost Eupatorium cannabinum Ufer Wolfstrapp Lycopus europaeus Gewohnlicher Gilbweiderich Lysimachia vulgaris Blutweiderich Lythrum salicaria Zungen Hahnenfuss Ranunculus lingua und Fluss Ampfer Rumex hydrolapathum Pflanzensoziologisch wird der Verband der Erlenbruchwalder Alnion glutinosae je nach hydrologisch edaphischen Standortbedingungen sowie der Pflanzengeographie in Mitteleuropa in die folgenden Assoziationen differenziert Moorseggen Erlenbruch Carici laevigatae Alnetum euatlantisch Walzenseggen Erlenbruch Carici elongatae Alnetum subatlantisch subkontinental Torfmoosreicher Erlenwald Sphagno Alnetum in den Hochlagen der Mittelgebirge Nach der Nahrstoffversorgung konnen darin weitere Subassoziationen unterschieden werden beim haufigsten und am weitesten verbreiteten Walzenseggen Erlenbruchwald beispielsweise der nahrstoffreiche Schwertlilien Erlenbruch der Typische Erlenbruch mit Sumpf Seggen oder Sumpffarn sowie der mesotraphente Moorbirken Erlenbruch Nach Entwasserungsmassnahmen finden sich je nach vormaliger Untergesellschaft brombeer farn oder brennnesselreiche Degenerationsstadien die nach der Mineralisation des Torfkorpers eher Feucht bis Sumpfwalder darstellen Der so genannte Schaumkraut Erlenbruch bzw Erlen Quellwald unter anderem mit Milzkrautern und Bitterem Schaumkraut bildet eine Ubergangsgesellschaft zu den Erlen Eschen Auenwaldern aus dem Alno Ulmion Hartholzaue und wird oft eher diesen zugerechnet Meist eine Vorstufe von Erlen Bruchwaldern bildet in der Sukzessionsabfolge der pflanzensoziologische Verband Salicion cinereae Weidengebusche und Bruchwalder der auf nassen Anmoor Gleyen oder Niedermoortorfen wachst und von Strauchweiden wie der namensgebenden Grau Weide und der Ohr Weide bestimmt wird Weitere Kennarten verschiedener Assoziationen dieses Verbandes sind beispielsweise die Esche Strauch Birke die Lorbeer Weide und der Gagel Birken Kiefern und Fichtenbruche Bearbeiten nbsp Birkenbruchwald im GiebelmoorBirkenbruchwalder wachsen auf relativ nahrstoffarm sauren Torfboden am Rand von Hoch und Zwischenmooren sowie an dystrophen Gewassern Sekundar konnen auch degradierte also entwasserte Hochmoorstandorte von Birken bzw Kiefern Nasswaldern Moorwaldern eingenommen werden Auf sehr sauer nahrstoffarmen Standorten zentrale Hochmoorflachen entwickeln sich lediglich Moorgeholze mit eingeschrankter Wuchskraft Bei gunstigerer Nahrstoffversorgung der Standorte nehmen diese einen Waldcharakter an Die Krautschicht ist vielfach durch die Dominanz von Torfmoosen Sphagnum bei teilentwasserten Auspragungen durch Zwergstraucher Vaccinium Pfeifengras Molinia caerulea oder Adlerfarn Pteridium aquilinum gekennzeichnet Ein Konkurrenzvorteil von Moorbirken und Waldkiefern gegenuber der Schwarzerle besteht insbesondere auf solchen Moorboden deren Basenversorgung ein gewisses Minimum unterschreitet Ob sich dann eher Moorbirken Waldkiefern oder auch Fichten als Hauptbaumart durchsetzen hangt von der grossklimatischen Lage ab Im atlantisch subatlantisch gepragten Nordwesten Mitteleuropas tritt die Moorbirke in den Vordergrund im subkontinentalen bis kontinentalen Bereich neben dieser auch die Kiefer in Gebirgen und in Nordosteuropa die Fichte An massig basenversorgten Ubergangsstandorten treten entsprechende intermediare Formen zwischen Birken und Erlenbruchwald auf Pflanzensoziologisch werden innerhalb des Verbandes der Birken und Kiefernbruchwalder Betulion pubescentis folgende Gesellschaften unterschieden Birkenbruchwald Betuletum pubescentis Atlantisch subatlantisch verbreiteter lichter Moorbirkenwald auf nahrstoffarmen Torfboden am Rand von Hochmooren sowie dystrophen Gewassern im nass oligotrophen Bereich Rauschbeer Waldkiefern Bruchwald Vaccinio uliginosi Pinetum sylvestris Subatlantisch bis subkontinental vorkommende naturliche lichte Moorwalder aus Moor Waldkiefern Pinus sylvestris fo turfosa und Moorbirken verbreitet im nordwestdeutschen Tiefland Kiefernbruchwald Ledo Pinetum sylvestris Nordisch kontinental verbreitete Gesellschaft an Moorrandern in Deutschland ostlich der Elbe mit der Differentialart Sumpfporst Ledum palustre Karpatenbirkenbruch Betuletum carpaticae Lichter Birken Moorwald mit der Differentialart Karpaten Birke Betula pubescens ssp carpatica an den Randern quelliger Hoch und Zwischenmoore in den montanen Lagen der Mittelgebirge beispielsweise im Ebbegebirge im Spessart Solling und Kaufunger Wald Daruber hinaus werden Fichtenbruchwalder in der Klasse der boreal subalpinen Nadelwalder Vaccinio Piceetea eingeordnet und hierbei unter anderem die Assoziationen Fichten Moorwald Vaccinio Piceetum in der montanen bis subalpinen Hohenstufe der Alpen und in Mittelgebirgen und Bergkiefern Moorwald Vaccinio uliginosi Pinetum rotundatae Spirkenmoore im Alpenvorland und in diversen Mittelgebirgen unterschieden Bei der erstgenannten fungiert die Fichte Picea abies als Differentialart bei der Letzteren die Moor Spirke Pinus rotundata bzw Pinus mugo ssp uncinata als Charakterart Bruch und Moorwalder BearbeitenMoorwalder in Nordamerika Bearbeiten nbsp Moorwald in Minnesota Hauptartikel Everglades In der borealen Zone Nordamerikas sind Moorwalder mit Schwarz Fichte Picea mariana und Ostamerikanischer Larche Larix laricina sowie Abendlandischem Lebensbaum Thuja occidentalis entwickelt Im Suden und Sudosten der Vereinigten Staaten existieren Sumpfmoore und Moorwalder die sich aus der Sumpfzypresse Taxodium distichum und dem Tupelobaum Nyssa aquatica zusammensetzen Bekanntestes Beispiel sind die Everglades in Florida Es handelt sich um Uberflutungsmoore in Flusstalern und im Kustenbereich oder durch Zulaufwasser gespeiste Versumpfungsmoore Torfwalder in Sudostasien Bearbeiten Indonesiens Walder sind uberwiegend auf machtigen Torfflozen aufgewachsen Hier vor allem auf Sumatra und Borneo finden sich die grossten Torfwalder weltweit deren Baume bis zu 50 Meter hoch werden konnen Diese Moore umfassen insgesamt etwa 170 000 km also fast die Halfte der Flache Deutschlands Auf einem Hektar finden sich bis zu 120 Baumarten Charakteristisch ist auch die hohe Vielfalt an Kannenpflanzen Ursachen fur die Torfbildung sind ein sehr geringes Gefalle des Gelandes und die grossen Wassermassen welche die Flusse aus dem Landesinneren in die Kustenebenen bringen In der Regenzeit staut sich das Wasser und uberflutet den Waldboden monatelang Die Torfwalder in Indonesien und Malaysia werden in erschreckendem Masse fur die Anlage von Palmol Plantagen vernichtet Haufig werden sie dazu angezundet Im Sommer 2015 haben die Waldbrande extreme Ausmasse angenommen Gefahrdung BearbeitenGefahrdet sind Bruchwalder in Europa insbesondere durch Entwasserung und die anschliessende land oder forstwirtschaftliche Nutzung wie beispielsweise die Aufforstung mit biotopfremden Baumarten insbesondere Hybridpappeln Eutrophierung ist als weitere Gefahrdungsursache insbesondere der nahrstoffarmen Untergesellschaften anzusehen da hierbei starkwuchsige nitrophile Stauden die konkurrenzschwacheren Moorpflanzen verdrangen Siehe auch MoorSonstiges Bearbeiten nbsp Elsbruch in SaarmundNaturnahe Sauer Bruchwalder primare Moorwalder werden als prioritare Lebensraumtypen im Anhang I der Fauna Flora Habitat Richtlinie der EU aufgefuhrt Natura 2000 Code 91D0 3 Fur solche Vorkommen mussen eigens Schutzgebiete eingerichtet werden Insbesondere in Brandenburg werden die noch erhaltenen Erlenbruche auch als Elsbruch bezeichnet Els ist der niederdeutsche Ausdruck fur Erle Siehe auch Erlenbruchwalder in BrandenburgSiehe auch BearbeitenBruchwald bei Ehrenburg Bruchwald Grotzingen Maudacher Bruch Luch Landform Zehlaubruch Bruch Landschaft Feuchtgebiet SumpfLiteratur BearbeitenHeinz Ellenberg Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in okologischer Sicht 4 verbesserte Auflage Ulmer Stuttgart 1986 ISBN 3 8001 3430 6 Richard Pott Die Pflanzengesellschaften Deutschlands UTB fur Wissenschaft Ulmer Verlag Stuttgart 1992 ISBN 3 8252 8067 5 Michael Succow Lebrecht Jeschke Moore in der Landschaft Entstehung Haushalt Lebewelt Verbreitung Nutzung und Erhaltung der Moore Verlag Harry Deutsch Thun Frankfurt am Main 1990 ISBN 3 87144 954 7 Weblinks BearbeitenTorfwalder in Indonesien Memento vom 5 April 2013 im Internet Archive PDF Seite 27 abgerufen am 6 Mai 2016 352 kB Einzelnachweise Bearbeiten Olaf von Drachenfels Bearb Kartierschlussel fur Biotoptypen in Niedersachsen Stand September 1994 Naturschutz und Landschaftspflege in Niedersachsen A 4 ISBN 3 922321 69 0 S 1 192 Die Urlandschaft LRT 91D0 Moorwalder PDF 816 kB Bundesamt fur Naturschutz Normdaten Sachbegriff GND 4333508 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bruchwald amp oldid 217059094