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Der Sumpfporst Rhododendron tomentosum Syn Ledum palustre L 1 ist eine Pflanzenart aus der Gattung Rhododendron innerhalb der Familie der Heidekrautgewachse Ericaceae SumpfporstSumpfporst Rhododendron tomentosum SystematikKerneudikotyledonenAsteridenOrdnung Heidekrautartige Ericales Familie Heidekrautgewachse Ericaceae Gattung RhododendronArt SumpfporstWissenschaftlicher NameRhododendron tomentosumHarmaja Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Vegetative Merkmale 1 2 Generative Merkmale 2 Okologie 3 Volkstumliche Bezeichnungen 4 Vorkommen Gefahrdung und Schutz 5 Taxonomie und Systematik 6 Giftigkeit 7 Heilwirkungen 8 Verwendung 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseBeschreibung Bearbeiten nbsp Illustration nbsp Habitus und Blutenstande nbsp Blutenstand mit funfzahligen Bluten im Detail nbsp Offene KapselfruchteVegetative Merkmale Bearbeiten Der Sumpfporst ist ein immergruner Strauch der Wuchshohen von 0 5 bis 1 5 Metern erreicht Der Sumpfporst erreicht ein Hochstalter von 30 Jahren Die ausladenden Zweige sind rostbraun und filzig behaart Der Sumpfporst verbreitet aufgrund seiner atherischen Ole einen eigentumlich harzigen bis kampferartigen Geruch Auch das Holz ist wohlriechend Die Blatter riechen stark aromatisch und weisen einen intensiven Geschmack auf der entfernt an Rosmarin und Balsamterpentin erinnert Die derben lederigen Laubblatter sind lineal lanzettlich am Rande eingerollt und auf der Unterseite dicht rostfarben oder rotbraun filzig behaart Sie sind durchschnittlich 3 Zentimeter lang und 3 Millimeter breit und 2 bis 4 Millimeter lang gestielt 2 Generative Merkmale Bearbeiten Die Blutezeit reicht von Mai bis Juli In einem endstandigen doldigen Blutenstand sitzen die zahlreichen Bluten Die zwittrigen Bluten sind radiarsymmetrisch und funfzahlig Der Kelch ist funfzahnig mit abgerundeten Zipfeln die Kelchblatter sind breit eiformig stumpf und drusig klebrig 2 Die funf weissen bis rosaroten Kronblatter sind 5 bis 8 mm lang und nur an ihrer Basis verwachsen Es sind zehn Staubblatter vorhanden die langer sind als die Kronblatter 2 Die inneren Staubblatter sind kurzer als die ausseren 2 Der Griffel ist etwas kurzer als die Staubblatter er tragt eine verdickte funfstrahlige Narbe und bleibt lange erhalten 2 Die hangenden unscheinbaren eiformigen Kapselfruchte sind 3 5 bis 4 Millimeter gross offnen sich von ihrem oberen Ende ausgehend und entlassen zahlreiche langliche Samen Die Fruchte sind zwischen Juli und August reif Die Samen sind spindelformig und bis 1 5 Millimeter lang 2 Die Chromosomenzahl betragt 2n 52 3 Okologie BearbeitenEs liegt eine Mykorrhiza vom Ericaceen Typ vor Die uberwinternden Laubblatter dienen als Reservespeicher fur den Austrieb im Folgenden Fruhjahr Entfernt man sie stirbt die Pflanze ab Blutenbiologisch handelt es sich um vorweibliche aromatisch betaubend duftende Nektar fuhrende Scheibenblumen vom Veronica Typ Der Pollen bildet Tetraden Die Bestaubung erfolgt durch Zweiflugler Spontane Selbstbestaubung erfolgt durch Einkrummen der Staubfaden Die Fruchtkapseln biegen sich bei der Reifung abwarts und stehen reif streng vertikal 2 Die einzelne Klappen offnen sich zuerst nicht am Griffelende sondern an der Basis 2 Bei den Kapselfruchten des Sumpfporstes handelt es sich um Wintersteher Die durch Lufteinschluss leichten Samen werden durch den Wind als Kornchenflieger ausgebreitet Die Keimung erfolgt erst im nachsten Jahr Volkstumliche Bezeichnungen BearbeitenFur den Sumpfporst oder Porst gibt es zahlreiche volkstumliche Bezeichnungen wie Altseim Baganz Bagen Bagulnik Bienenheide Borse Brauerkraut Grosses Flohkraut Flohkrebs Gichttanne Granze Gruitkraut Gruiz Grund Gruut Hartheide Heidenbienenkraut Keim Porst Kiefernporst Kuhnporst Kuhnrost Morose Mottenkraut Mutterkraut Pors Porsch Porst Porstkraut Post Postkraut Purst Rausch Rosmarinkraut Rosskraut Sautanne Schweineposse Tannenporst Waldrosmarin Wanzenkraut Weisse Heide Wilder Rosmarin Zeitheide oder Zeitheil Die Autoren alter Krauter und Arzneibucher verwendeten haufig die Bezeichnungen Herba Rosmarini sylvestris Led pal Ledo und Rosmarin sylvestre 4 In Skandinavien waren die Bezeichnungen Getpors Getpores Ledumpors Lunner Sqvattram und Suatram gebrauchlich Aufgrund vieler fur den Porst und Gagelstrauch gemeinsam verwendeter Namen kam es in der historischen Fachliteratur haufig zu Unklarheiten und Verwechslungen nbsp Habitus im HabitatVorkommen Gefahrdung und Schutz BearbeitenDen Sumpfporst findet man nachweislich vor allem noch in Skandinavien im Baltikum Nordamerika und Nordasien Er kommt in Gronland bis etwa 74 nordlicher Breite vor 2 Der Sumpfporst ist beispielsweise eine ortstypische Pflanzenart in der Bohmisch Sachsischen Schweiz und gehort in Tschechien zu den geschutzten Arten Der Sumpfporst wachst bevorzugt in Hochmooren auf nassen und kalkfreien Torfboden Er ist in Nordosteuropa eine Charakterart des Ledo Sphagnetum aus dem Verband Sphagnion magellanici 3 Durch die Einflussnahme des Menschen mit der Trockenlegung von Mooren und Feuchtwiesen Torfstich etc was vielerorts schon fruh in der Besiedlungsgeschichte begonnen wurde ist der Sumpfporst heute in Deutschland vor allem im Suden und Westen nahezu ausgerottet Vollrath 1964 der Sumpfporst durfte wohl erst um 1935 verschollen sein Geringe Bestande haben sich noch in Nord und Ostdeutschland erhalten In den 1990er Jahren gab es auch gross angelegte Anpflanzungen Das einzige Vorkommen in Baden Wurttemberg im Naturschutzgebiet Wildseemoor bei Kaltenbronn im nordlichen Schwarzwald in etwa 900 Metern Meereshohe wurde um 1800 entdeckt spater wieder angezweifelt dann wiederentdeckt und durch Belege bestatigt Bald nach 1900 ist es anscheinend erloschen Dann wurde der Wuchsort 1907 wieder neu bepflanzt war aber schon 1917 wieder erloschen Eine erneute Anpflanzung um 1960 konnte bis 1986 noch beobachtet werden 5 Der Sumpfporst steht auf der Roten Liste der gefahrdeten Pflanzenarten vieler Lander Auf der roten Liste von Niedersachsen steht er als Ledum palustre L in der Gefahrdungskategorie 2 allerdings ist er nur fur das Tiefland angegeben und fehlt somit sowohl an der Kuste als auch im niedersachsischen Hugel und Bergland Die Sippe ist somit stark gefahrdet und selten bis sehr selten in Niedersachsen es ist ein starker Bestandsruckgang zu erkennen Taxonomie und Systematik BearbeitenDie Erstbeschreung des Sumpfports erfolgt 1753 durch Carl von Linne in Species Plantarum Tomus 1 S als Ledum palustre In der Gattung Rhododendron konnte aber das Artepithet palustre keine Verwendung finden de es schon anderweitig verwendet war Das nachstalteste zur Verfugung stehende Epithet war tomentosum das Jonathan Stokes zu dem uberflussigen Namen nomen superfluum Ledum tomentosum verwendet hatte Harmaja verwendete es doch durfte die Herkunft von Stokes nicht genannt werden es musste ein von ihm allein neu verwendeter Namen nomen novum sein Diese Erstveroffentlichung des Namens Rhododendron tomentosum Harmaja erfolgte 1990 durch Harmaja in Annales Botanici Fennici Band 27 2 S 204 Synonyme fur Rhododendron tomentosum Harmaja sind Ledum palustre L Rhododendron palustre L Kron amp Judd nom illeg Ledum palustre var dilatatum Wahlenb Ledum tomentosum Stokes nom illeg Rhododendron tomentosum subsp tomentosum Harmaja 6 Der ursprungliche Gattungsname Ledum stammt von dem alten griechischen Namen dieser Pflanzenart ledon ab Je nach Autor gibt es einige Unterarten oder Varietaten hier stehen aber nur Synonyme Europaischer Sumpfporst Rhododendron palustre subsp palustre Sibirischer Sumpfporst Rhododendron palustre subsp sibiricum Engblattriger Sumpfporst Rhododendron tomentosum subsp decumbens Aiton Elven amp D F Murray Syn Ledum palustre var decumbens Aiton Ledum palustre subsp decumbens Aiton Hulten engl Trivialname Labrador tea Er kommt in der nordamerikanischen Arktis vor Ledum palustre var dilatatum Wahlenberg wachst in den chinesischen Provinzen Heilongjiang und Jilin im nordlichen Korea in Russland im nordostlichen Asien und in Nordeuropa 7 Giftigkeit BearbeitenDie Blatter aber auch andere Pflanzenteile sind leicht giftig Die Blatter des Porsts enthalten bis zu 2 6 giftige atherische Ole deren Hauptbestandteile das Ledol und Palustrol beides Sesquiterpene sind 1 Daneben enthalten die Pflanzenteile weitere Ole wie Myrcen Ericolin Quercetin Ausserdem sind verschiedene Gerbstoffe Bitterstoffe Flavonglykoside Arbutin sowie Spuren von Alkaloiden enthalten Mogliche Vergiftungserscheinungen sind Erbrechen Magen und Darmentzundungen mit Durchfall Schadigungen der Nieren und Harnwege Schlafdrang Schweissausbruche Muskelschmerzen und Aborte Es werden rauschartige Zustande hervorgerufen die mitunter auch aggressiv ausfallen Todesfalle wurden nicht beobachtet Bereits der langere Aufenthalt in Porstbestanden kann zu Schwindel und rauschartigen Zustanden fuhren Heilwirkungen BearbeitenSumpfporst wurde fruher in der Medizin bei Zahnproblemen und wegen seiner berauschenden Wirkung als Raucherstoff und Zauberpflanze verwendet Gegenwartig hat Sumpfporst noch in der Volksmedizin Bedeutung und wird dort bei Insektenstichen einschliesslich Zeckenstich Rheuma Arthritis und Gicht sowie gegen Keuchhusten Ausschlage und einige Hautkrankheiten wie Kratze eingesetzt 8 In Nordamerika wurde aus dem Engblattrigen Sumpfporst Rhododendron palustre subsp decumbens von Eskimos und Athabasken ein Tee zubereitet Labrador Tea der auch der Pflanze selbst ihren volkstumlichen Namen gab Diesem Tee wurde vielfache medizinische Wirkung zugeschrieben Verwendung BearbeitenSumpfporstblatter wurden zum Bierbrauen verwendet Die Wirkstoffe im Sumpfporst verliehen dem Bier eine berauschende die Alkoholwirkung verstarkende und konservierende Eigenschaft Einer der fruhesten Nachweise uber die Verwendung von Porst als Brauzusatz fand sich in einer bronzezeitlichen Bestattung aus dem 15 Jahrhundert v Chr aus Egtved Danemark 9 Bis in die fruhe Neuzeit wurde Sumpfporst manchmal vermischt mit dem aromatischen Gagel zum Brauen der sogenannten Grutbiere verwendet Man benutzt ihn auch gegen Kleidermotten Menschenlause und Kratze durch Abreiben wobei es ebenfalls zu leichten Vergiftungen kam Literatur BearbeitenHarri Harmaja New names and nomenclatural combinations in Rhododendron Ericaceae In Annales Botanici Fennici Volume 27 Issue 2 1990 S 203 204 Abschnitt Systematik Harri Harmaja Taxonomic notes on Rhododendron subsection Ledum Ledum Ericaceae with a key to its species In Annales Botanici Fennici Volume 28 1991 S 173 Abschnitt Systematik Gerhard Madaus Lehrbuch der Biologischen Heilmittel Neuauflage Olms Verlag 1999 ISBN 3 487 05889 8 Leipzig 1938 Christian Ratsch Enzyklopadie der psychoaktiven Pflanzen Aarau Schweiz 2007 S 317 319 Peter Lietz Die Roh und Zusatzstoffe in der Geschichte der Bierbereitung In GGB Jahrbuch 2004 Gesellschaft fur Geschichte des Brauwesens e V GGB Berlin 2004 ISSN 0072 422X S 156 Ruprecht Dull Herfried Kutzelnigg Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Lander Die haufigsten mitteleuropaischen Arten im Portrat 7 korrigierte und erweiterte Auflage Quelle amp Meyer Wiebelsheim 2011 ISBN 978 3 494 01424 1 Abschnitt Okologie Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Sumpfporst Rhododendron tomentosum Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Porst Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Ledum palustre L Sumpf Porst FloraWeb de Sumpfporst In BiolFlor der Datenbank biologisch okologischer Merkmale der Flora von Deutschland Thomas Meyer Datenblatt mit Bestimmungsschlussel und Fotos bei Flora de Flora von Deutschland alter Name der Webseite Blumen in Schwaben Bebilderte Beschreibung in der Datenbank der Deutschen Genbank Rhododendron Zur Giftigkeit des Sumpfporstes Fang Ruizheng 方瑞征 Fang Rhui cheng David F Chamberlain Ledum Ledum palustre L S 259 textgleich online wie gedrucktes Werk In Wu Zheng yi Peter H Raven Deyuan Hong Hrsg Flora of China Volume 14 Apiaceae through Ericaceae Science Press und Missouri Botanical Garden Press Beijing und St Louis 2005 ISBN 1 930723 41 5 Einzelnachweise Bearbeiten a b Spezielle Phytopharmakologie Ledum palustre L In Pschyrembel Online Juli 2018 abgerufen am 30 August 2022 a b c d e f g h i Gustav Hegi Illustrierte Flora von Mitteleuropa 1 Auflage unveranderter Textnachdruck Band V Teil 3 Seite 1623 1627 Verlag Carl Hanser Munchen 1966 a b Erich Oberdorfer Pflanzensoziologische Exkursionsflora fur Deutschland und angrenzende Gebiete Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Muller 8 stark uberarbeitete und erganzte Auflage Eugen Ulmer Stuttgart Hohenheim 2001 ISBN 3 8001 3131 5 S 729 730 Christian Ratsch Urbock Bier jenseits von Hopfen und Malz AT Verlag Arau 1996 ISBN 3 85502 553 3 Oskar Sebald Siegmund Seybold Georg Philippi Hrsg Die Farn und Blutenpflanzen Baden Wurttembergs 2 erweiterte Auflage Band 2 Spezieller Teil Spermatophyta Unterklasse Dilleniidae Hypericaceae bis Primulaceae Eugen Ulmer Stuttgart Hohenheim 1993 ISBN 3 8001 3323 7 S 353 Rhododendron tomentosum im Germplasm Resources Information Network GRIN USDA ARS National Genetic Resources Program National Germplasm Resources Laboratory Beltsville Maryland Abgerufen am 13 Januar 2016 Fang Ruizheng 方瑞征 Fang Rhui cheng David F Chamberlain Ledum Linnaeus In Flora of China vol 14 Ericaceae Ledum palustre Gerhard Madaus Lehrbuch der Biologischen Heilmittel Thieme Leipzig 1938 Auszug G Wiegelmann Bier In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Normdaten Sachbegriff GND 7602963 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sumpfporst amp oldid 238395859