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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Auwald Begriffsklarung aufgefuhrt Auwald bezeichnet eine naturliche Pflanzengesellschaft entlang von Bachen und Flussen siehe auch Flussaue Auwalder sind azonale Waldgesellschaften die von Uberschwemmungen und hohen Grundwasserpegeln stark beeinflusst werden Damit lasst sich Auwald abgrenzen von permanent nassem sumpfigem Bruchwald sowie vom zuweilen trockenfallenden Sumpfwald Nationalpark Donau Auen bei Schonau an der DonauAuwald im Hochwasser Biospharenreservat Mittelelbe Auwalder kommen weltweit in allen waldfahigen Klimaten vor Durch den stetigen Wechsel der pragenden Umweltfaktoren bergen sie eine grosse Zahl okologischer Nischen auf engstem Raum sodass ihre biologische Vielfalt in der Regel wesentlich grosser ist als in den benachbarten terrestrischen Biotopen beziehungsweise in der Vegetationszone in der sie liegen In Mitteleuropa wo sie von Natur aus etwa 5 der Landflache einnehmen sind sie oftmals die letzten Ruckzugsraume fur bedrohte Arten 1 Die Wuchsbedingungen in Auwaldern sind aufgrund des permanenten Wasserangebotes besser als in anderen Lebensraumen siehe auch Optimalprinzip der Vegetation In Auen der kuhlgemassigten Breiten ist dies bereits an den Strukturmerkmalen zu erkennen die an Regenwalder erinnern Sie zeigen mit ihrem eng verzahnten Mosaik aus Gewassern Sumpfen und saisonalen Uberflutungszonen eine hohe Biomasseproduktivitat weisen viele lianenahnliche Kletterpflanzen etwa Gewohnliche Waldrebe und Efeu auf und einige Baumarten bilden Stutzwurzeln Flatterulme und Schwarzpappel mit Brettwurzeln Schwarzerle und Silberweide mit Stelzwurzeln oder ragen als 30 bis zu 40 m hohe einzelne Emergenten uber das eigentliche Kronendach des Waldes zum Beispiel Esche Stieleiche Flatterulme 2 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung des Biotops 2 Zonierungen und Auspragungen 2 1 Langsgliederung 2 2 Quergliederung 3 Anpassungen an das Wasser 4 Bedeutung und Bedrohung der Auwalder 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBeschreibung des Biotops BearbeitenIst der Standort haufig oder lang andauernd hoch und meist schnell durchstromt 100 bis 200 Tage im Jahr bildet sich eine Weichholzaue Bei kurzeren oder selteneren Uberflutungen mit geringer Fliessgeschwindigkeit in grosserer Entfernung zur Strommitte bildet sich eine Hartholzaue Ausgedehnte Hartholzauen sind daher nur in den grosseren Flusstalern anzutreffen Bei seltenen und unregelmassigen Uberschwemmungen finden sich Waldtypen die auch ausserhalb der Aue vorkommen haufig zum Beispiel Eichen Hainbuchenwald Durch die Staunasseempfindlichkeit der Buche fehlen die sonst in Mitteleuropa vorherrschenden Rotbuchenwalder allerdings konnen nach Ellenberg ausnahmsweise doch auch buchenreiche Auwalder vorkommen wenn das Bodensubstrat sandig und die Uberschwemmungshaufigkeit nicht zu hoch ist in diesem Fall sinkt der Grundwasserspiegel nach dem Hochwasser sehr schnell wieder ab Solche Walder sollen z B an der Ems vorkommen An Bachen und kleinen Flussen mit meist schmalen Auen und kurzer andauernder Uberschwemmung finden sich stattdessen bis zur Wasserlinie reichende bachbegleitende Erlen Eschen Walder in tieferen Lagen mit Schwarz Erle in den Alpen und den hoheren Mittelgebirgen ersetzt durch die Grauerle Floristisch stehen diese Erlen Eschen Walder den Hartholzauenwaldern nahe Aufgrund des kleinflachigen Mosaiks unterschiedlicher Standortverhaltnisse zahlen Auwalder zu den artenreichsten und vitalsten Lebensraumen Europas Durch die Bevorzugung der Flussauen als Siedlungsraum sind naturnahe Auwalder in Mitteleuropa nahezu verschwunden Sie sind europaweit nach FFH Richtlinie Anhang I geschutzt Auen Walder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior Alno Padion Alnion incanae Salicion albae Code 91E0 Hartholzauewalder mit Quercus robur Ulmus laevis Ulmus minor Fraxinus excelsior oder Fraxinus angustifolia Ulmenion minoris Code 91F0 Der erstgenannte Lebensraumtyp ist zudem prioritar geschutzt Die Mitgliedsstaaten sind nach der Richtlinie verpflichtet zur Erhaltung dieser Lebensraumtypen ein Netz von Schutzgebieten ausreichender Grosse einzurichten dieses hat den Namen Natura 2000 erhalten Nach Bundesnaturschutzgesetz gehoren Auwalder zu den Biotoptypen die nach 30 gesetzlich geschutzt sind als naturliche oder naturnahe Bereiche fliessender und stehender Binnengewasser einschliesslich ihrer Ufer und der dazugehorigen uferbegleitenden naturlichen oder naturnahen Vegetation sowie ihrer naturlichen oder naturnahen Verlandungsbereiche Altarme und regelmassig uberschwemmten Bereiche Zonierungen und Auspragungen Bearbeiten nbsp Alpiner Bachauwald mit Grauerle und Weiden am Halblech Ostallgau Auwalder werden durch die Dynamik des fliessenden Wassers gepragt Langs des Flusses beeinflusst die Stromungsgeschwindigkeit quer zur Fliessrichtung auch die Hohe und Dauer des Hochwassers massgeblich die Vegetation Bedeutsam ist auch ob die Hochwasser besonders im Fruhjahr bei Tieflands und Mittelgebirgsflussen oder im Sommer bei den Alpenflussen auftreten Es werden funf Zonen der flussparallelen Walder unterschieden Quelllauf Oberlauf Mittellauf Unterlauf Mundungslauf Die Oberlaufe sind im Gebirge im Mittelgebirge und im Tiefland sehr unterschiedlich ausgepragt Neben dieser Langsgliederung in Flussabschnitte ist eine mehr oder weniger ausgepragte Quergliederung erkennbar eine Stufenreihe der Formationen ausgehend von der Flussmitte bis zum Rand der Aue Vor allem in Mittel und Unterlauf sind diese zu erkennen Die typischen Merkmale fur den Auwald sind die Flusse mit Sedimentablagerung in Reihenfolge Kies Sand Ton Das spiegelt die Fliessgeschwindigkeit des Wassers und die dadurch unterschiedliche Transportkraft fur Sedimente wider Die umfangreichen Kies und Schotterkorper der mitteleuropaischen Flussauen sind in den Eiszeiten entstanden Nur in direkter Flussnahe ist die Fliessgeschwindigkeit hoch genug dass diese auch heute umgelagert und der Kies durch Erosion freigelegt wird Etwas weiter entfernt vom Gewasser lagern sich bei geringeren Fliessgeschwindigkeiten Sandbanke ab In 5 bis 10 Metern Entfernung wird die Stromung durch die Vegetation bereits stark abgebremst hier uberwiegt stark toniger Aue Lehm Auwalder verringern die Fliessgeschwindigkeit und beeinflussen die Morphologie des Gewassers Beim Auwald konnen verschiedene Sukzessions stadien nebeneinander auftreten Langsgliederung Bearbeiten nbsp Auenwald am Mittelrhein bei Bingen nbsp Auenwald bei Illertissen Au an der Iller bei Flusskilometer 20Am Quelllauf im Gebirge uberwiegen wegen der hohen Dynamik vegetationsfreie Schotterbanke Neben Weiden Salix Arten kann die Deutsche Tamariske Myricaria germanica manchmal niederwuchsige Gebusche ausbilden Die Auen der Quellen und Quellbache in Mittelgebirge und im Tiefland sind meist so schmal dass sich kein eigenstandiger Au oder Uferwald ausbildet Sie werden einfach vom angrenzenden Waldbestand mit uberschirmt Besondere Arten finden sich aber in der Krautschicht Als Quellwalder bezeichnete Waldtypen flachig sickerquelliger Vernassungen gehoren zum Bruchwald Der Auwald ist am Oberlauf meist nur als ein schmales flussbegleitendes Band ausgebildet Typisch sind hier die fluss und bachbegleitenden Erlen und Eschenwalder Im Gebirge ist die Grauerle hier die vorherrschende Baumart nach ihr ist der Grauerlen Auwald Alnetum incanae benannt In tieferen Lagen wird die Grauerle von der Schwarzerle und der Esche ersetzt Kennzeichnende Waldgesellschaft ist der Erlen Eschenwald das Alno Fraxinetum nach anderen Autoren nach der Gewohnlichen Traubenkirsche Prunus padus auch Pruno Fraxinetum genannt daneben eine Reihe ahnlicher und nahe verwandter Gesellschaften Am Mittellauf nimmt die Fliessgeschwindigkeit deutlich ab die Sedimentation nahrstoffreichen Feinmaterials Auenlehms uberwiegt Ausser der Vegetation der Kiesbanke bilden sich nun Weichholz und Hartholzauen aus Eine deutliche Abnahme des Gefalles und zunehmende Maander kennzeichnen die Situation am Unterlauf des Flusslaufes Die Fliessgeschwindigkeit sinkt folglich sinken auch kleinste Schwebteilchen Tone und Schluffe nieder Durch periodische oder zeitweise Uberschwemmungen entstehen abhangig vom Ausgangsgestein oder substrat sehr nahrstoffreiche Boden Charakteristischer Bodentyp ist der Braune Auenboden oder Vega an Alpenflussen haufiger Schwarzer Auenboden oder Tschernitza Weichholzaue und Hartholzaue sind hier im Naturzustand haufig in einem grossflachigen Mosaik aus Altarmen Bruchen und Uferzonen vorhanden Am Mundungslauf ist die Vegetationsentwicklung davon abhangig ob die Gezeiten den Wasserstand mit beeinflussen Ist dies wie bei den meisten mitteleuropaischen Flussen der Fall bilden sich gewassernah besondere Rohrichte aus Diese salzbeeinflussten Standorte sind also von Natur aus meist waldfrei In etwas hoher gelegenen Randbereichen der Aue werden die Tide Rohrichte weiterhin vom Hartholzauenwald begleitet Der Salzgehalt der Tide stellt einen begrenzenden Faktor dar Beispiel fur einen Tideauwald ist das Naturschutzgebiet Heuckenlock in Hamburg Wilhelmsburg Quergliederung Bearbeiten nbsp Schematische Darstellung der Zusammenhange von Wasserstand und Auenwaldart Die Stufenreihe im Mittel und Unterlauf folgt idealtypisch diesem Aufbau Flussbett Amphibischer Uferbereich Sand und Schotterbanke mit Kiesbettvegetation im Mittellauf mit alpinen Schwemmlingen und Pioniergesellschaften Deutsche Tamariske Pionierweiden Flussrohricht und Saumgesellschaften in feinsandigen Bereichen oder Flutmulden Leitelement kleiner Rohrkolben Weichholzaue Weidengebusch Hartholzaue Au en wald hochwasserfreier Bereich oft eiszeitliche SchotterterrassenIm Unterlauf mosaikartig eingelagert Altarme abgeschnittene Maanderschlingen und Nebengerinne umgewandelt zu Augewassern verschiedenen Typs meist nur in den tiefsten Lagen Bruchwalder z B March Der typische Auwald der Mittellaufe ist der Grauerlenwald der eine periodische Uberschwemmung erfordert zumindest 1 pro 10 Jahre Die Wurzel der Grauerlen haben die meiste Zeit direkten Kontakt zum flussbegleitenden Grundwasser Typisch fur Auen der Mittellaufe ist der Aulehm Zu den Auwaldern gehoren vor allem im Voralpenbereich naturlicherweise sogar Walder die ausgesprochen bodentrocken sind wenn die Aue uberwiegend aus kiesigem oder sandigem Material aufgebaut ist Das liegt daran dass bei Niedrigwasser der Grundwasserspiegel im Kiesboden der immer in Hohe des Flusswasserspiegels liegt so stark absinken kann dass das Wasser fur die Wurzeln vieler Pflanzen kaum noch erreichbar ist Vor allem in den Auen der aus den Alpen kommenden Flusse in Bayern Lech oder auf schotterreichen obersten Stufen der Auen finden sich extrem bodentrockene Schneeheide Kiefernwalder Lokal kann der Boden so stark austrocknen dass halb naturliche Magerrasen Brenne 3 oder Heisslande genannt in den Wald eingesprengt sind Anpassungen an das Wasser Bearbeiten nbsp Auwald an der OderDie Pflanzen des Auwaldes konnen im Wurzelbereich besondere Anpassungen an den wechselnden Wasserstand zeigen Die Flatterulme wechselt im Alter ihr Wurzelsystem von einer Pfahlwurzel zu einer Herzwurzel um wahrscheinlich moglichst viel Boden oberhalb des Grundwasserspiegels zu durchwurzeln Auf ganzjahrig wassergesattigten und nahezu sauerstofffreien Boden mit nur geringen und kurzzeitigen Hochwassern ist die Schwarz Erle zu finden die ihre Wurzeln uber Atemoffnungen im Stamm mit Sauerstoff versorgt Erlen und Weiden haben in ihren Wurzeln relativ grosse luftgefullte Zwischenraume zwischen den Zellen Interzellularen in denen Sauerstoff transportiert wird Dieser kann oberirdisch uber Korkwarzen Lentizellen aufgenommen werden und durch Diffusion und Thermoosmose zu den Wurzeln transportiert werden Manche Weiden verbreiten sich bevorzugt uber abgebrochene Aststucke die anlanden und Wurzeln schlagen z B Bruchweide Auch die hohe Wachstumsgeschwindigkeit ist typisch fur Baume der Weichholzaue da der naturliche Fluss standig die Morphologie des Uferbereiches verandert Bedeutung und Bedrohung der Auwalder BearbeitenEs wurden viele Auwalder abgeholzt und zu Weideland umgewandelt Der Wunsch die Flusslaufe zu regulieren und moglichst ganzjahrig schiffbar zu machen hat vor allem in Mitteleuropa nur noch Reste des ursprunglichen Auwaldvorkommens ubrig gelassen rund 300 km Auwald davon 60 km naturnah etwa den Leipziger Auenwald Die haufigeren und schwereren Flusshochwasser erhalten grossere offentliche Aufmerksamkeit Sie deuten auf eine Fehlentwicklung im Wasserbau hin siehe Wildbachverbauung Gewasserkorrektion Massnahmen um diese Fehlentwicklung zu korrigieren bestehen in der Renaturierung vor allem kleinerer Flusslaufe und Flussabschnitte z B Isar Nationalpark Donau Auen Literatur BearbeitenHeinz Ellenberg Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in okologischer dynamischer und historischer Sicht UTB fur Wissenschaft Grosse Reihe Band 8104 5 stark veranderte und verbesserte Auflage Eugen Ulmer Stuttgart Hohenheim 1996 ISBN 3 8252 8104 3 Hans Peter Blume Lehrbuch der Bodenkunde Begrundet von Fritz Scheffer Paul Schachtschabel 15 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2002 ISBN 3 8274 1324 9 Peter Sitte Elmar Weiler Joachim W Kadereit Andreas Bresinsky Christian Korner Lehrbuch der Botanik fur Hochschulen Begrundet von Eduard Strasburger 35 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2002 ISBN 3 8274 1010 X Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Auwalder Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Auwald im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Dossier Auwald auf Waldwissen net Leipziger Auwald Nationalpark Unteres Odertal Auen Nationalpark Dynamisierung der Donauauen zwischen Neuburg und Ingolstadt Aueninstitut NeuburgEinzelnachweise Bearbeiten Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e V Hrsg Mareike Roeder Rudiger Unseld Albert Reif Gregory Egger Autoren LEITFADEN ZUR AUWALDBEWIRTSCHAFTUNG Eigenschaften der Baumarten Anbaueignung und Beispiele von Oberrhein und Donau Broschure im Verbundvorhaben Auwald im Klimawandel Gulzow 2021 PDF S 5 Helen Sonya Miller Plant ecology of lowland Alnus Glutinosa woodlands The management implications of species composition requirements and distribution Aston University Birmingham GB 2012 PDF abgerufen am 20 Januar 2022 S 41 Badische Zeitung Selten und stark gefahrdet 7 August 2018 abgerufen am 18 Marz 2023 Normdaten Sachbegriff GND 4003486 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Auwald amp oldid 233708008