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Eutrophierung von griech eytrofos eutrophos gut nahrend ist ein Terminus aus der Okologie Damit wird allgemein die Anreicherung von Nahrstoffen in einem Okosystem oder einem Teil desselben bezeichnet Im engeren Sinne ist meist die durch den Menschen bedingte anthropogene Erhohung des Nahrstoffgehalts von Gewassern durch geloste Nahrstoffe besonders Stickstoff und Phosphor gemeint 1 die meist mit nachteiligen Folgen fur die Okologie der Gewasser und ihre Nutzbarkeit durch den Menschen verbunden ist Eutrophierung beruht also auf Nahrstoffeintrag mit Nahrstoffanreicherung im System Der Duden definiert sie als unerwunschte Zunahme eines Gewassers an Nahrstoffen und damit verbundenes nutzloses und schadliches Pflanzenwachstum 2 Eutrophierungserscheinungen im nordlichen Bereich des Kaspischen Meeres ostlich der Wolgamundung Algenblute durch hohe Dungerzufuhr Satellitenaufnahme von 2003 Die Zunahme erfolgt meist durch den Zufluss der Nahrstoffe aus Abwassern sowie durch Eintrag aus intensiv gedungten landwirtschaftlichen Nutzflachen Die Eutrophierung eines Gewassers verursacht eine Erhohung seiner Primarproduktion welche eine gesteigerte Sauerstoffzehrung zur Folge hat 1 Inhaltsverzeichnis 1 Eutrophierung von Gewassern Definition 2 Naturliche Eutrophierung 3 Anthropogene Eutrophierung 4 Siehe auch 5 Quellen 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEutrophierung von Gewassern Definition BearbeitenDie Eutrophierung eines Gewassers ist kein Zustand sondern ein Prozess Pflanzennahrstoffe werden aus dem Einzugsgebiet in das Gewasser das als naturliche Senke wirkt eingetragen heute ist in einigen Fallen auch der Eintrag aus der Luft Auswaschung von Luftschadstoffen oder Staub durch Regen bedeutsam Der Eintrag kann dabei in anorganischer Form als geloste Nahrsalze oder in Form von Biomasse erfolgen Die hydrobiologische Forschung hat dabei zwei Schlusselnahrstoffe identifiziert die fur nahezu alle Eutrophierungsvorgange verantwortlich sind Stickstoff und Phosphor Dabei ist in Seen und anderen limnischen Systemen fast immer Phosphor entscheidend wahrend Stickstoff vor allem in Randmeeren und Astuaren sowie in terrestrischen Systemen bedeutsam ist Die Nahrstoffe reichern sich im System an Dabei bilden der freie Wasserkorper die Wasserorganismen und das Sediment jeweils Nahrstoffreservoire aus zwischen denen intensive und mannigfaltige Wechselbeziehungen bestehen Bei den Organismen sind dabei die hoheren in der Regel wurzelnden Wasserpflanzen zum Beispiel Rohricht Arten Wasserpflanzen wie Wasserpest und Tausendblatt die sogenannten Makrophyten und die im Wasser schwebenden einzelligen Algen das Phytoplankton zu unterscheiden Bei der Eutrophierung ist von extrem flachen Gewassern abgesehen meist das Phytoplankton fur den Gewasserzustand von grosserer Bedeutung Die von den Organismen gebildete Biomasse wird normalerweise nicht vollstandig mineralisiert ein Teil sinkt zu Boden und bildet eine nach und nach anwachsende organische Sedimentauflage aus die letztlich zum Verlanden eines Gewassers fuhren kann Der jeweilige Zustand des Gewassers wird uber das sogenannte Trophiesystem klassifiziert Wahrend die Limnologen bis in die 1950er Jahre nur zwei Klassen unterschieden oligotroph arm an Nahrstoffen und eutroph reich an Nahrstoffen wurden spater weitere Zustande erganzt Insbesondere wurden jenseits der eutrophen Klasse polytrophe und hypertrophe Gewasser unterschieden deren Nahrstoffgehalt noch hoher liegt als die eutrophe Stufe Wahrend ein eutrophes Gewasser die naturliche Endstufe eines verlandenden Flachgewassers darstellt und im Prinzip ein naturlicher Zustand ist treten von seltenen Ausnahmefallen abgesehen die hoheren Trophiestufen nicht mehr naturlicherweise auf Eutrophierung ist die Zustandsveranderung entlang der so definierten Trophie Achse hin zu den nahrstoffreicheren Zustanden Ein Gewasser kann sowohl naturlicherweise als auch aufgrund von Sanierungsmassnahmen sich entlang der Achse in umgekehrter Richtung bewegen also nahrstoffarmer werden dies wird dann Oligotrophierung genannt Fur den Zustand des Gewassers sind dabei nur die Nahrstoffe entscheidend die gelost oder loslich und damit pflanzenverfugbar sind Die Festlegung von Phosphat in unloslichen Mineralen oder durch Ausfallung von Seekreide in kalkhaltigen Gewassern wirkt also der Eutrophierung entgegen Bei der Definition von Eutrophierung betrachten viele Hydrobiologen nicht nur die Nahrstoffgehalte allein sondern berucksichtigen teilweise auch deren Wirkungen im Gewasser Dies liegt daran dass verschiedene Gewasser trotz gleicher absoluter Nahrstoffgehalte sehr unterschiedlich empfindlich auf Eutrophierungsvorgange reagieren konnen Eutrophe Gewasser sind in der Regel durch hohe Phytoplankton Bestande die Algenbluten ausbilden konnen stark getrubt und haben eine geringe Sichttiefe Neben den Nahrstoffgehalten werden uber die Wirkung der Organismen weitere physikalische und chemische Parameter beeinflusst insbesondere der Gehalt an gelostem Sauerstoff der in eutrophen Gewassern meist einen ausgepragten Tagesgang zwischen Ubersattigung tagsuber und Sauerstoffzehrung nachts aufweist Im tiefen Wasser in dem wegen Lichtmangel kein Algenwachstum moglich ist uberwiegt die Zehrung so dass im Tiefenwasser und im Sediment oft anoxische Zustande auftreten Auch die Artenzusammensetzung der Lebewesen verschiebt sich da viele Arten unter diesen Bedingungen nicht mehr existieren konnen wahrend wenige begunstigte Arten nun zu Massenvermehrungen neigen So uberwiegt im Sediment von eutrophen Seen meist die Zuckmucken Gattung Chironomus in oligotrophen die Gattung Tanytarsus Viele Limnologen haben diese Auswirkungen in ihre jeweilige Definition von Eutrophierung aufgenommen Sie hangen neben den Nahrstoffgehalten von weiteren Faktoren ab etwa der Temperatur dem Licht und damit der Tiefe des Gewassers seinem Basengehalt und weiteren Naturliche Eutrophierung BearbeitenEutrophierung ist in eher seltenen Fallen ein naturlicher Prozess So konnen im Zuge der Verlandung eines Sees vermehrt Nahrstoffe in den See gelangen In der Vergangenheit ist der Nahrstoffeintrag durch klimatische Veranderungen wie etwa bei skandinavischen Seen nach dem Ruckzug der Gletscher am Ende der letzten Eiszeit gestiegen 3 Anthropogene Eutrophierung BearbeitenHeute wird unter Eutrophierung meist die vom Menschen verursachte anthropogene Zufuhr vor allem von Phosphat verstanden Die Phosphate gelangen aus Abwassern und dem Bodeneintrag der landwirtschaftlichen Dungung durch Niederschlage in die Gewasser Der erhohte Phosphateintrag fuhrt primar zu einer erhohten pflanzlichen Produktion Der Effekt ist dabei in Seen grosser als in Flussen da in letzteren die Nahrstoffe wesentlich rascher ausgeschwemmt werden Im Anschluss an die pflanzliche Biomasse steigt auch die Biomasse der Konsumenten und Destruenten Damit steigt auch die Menge an organischem Material das zu Boden sinkt sedimentiert In diesem Bereich Profundal steigt durch den mikrobiellen Abbau der organischen Substanz der Sauerstoffverbrauch Sauerstoffzehrung Sinkt die Sauerstoffkonzentration im Wasser unter 1 mg l so erfolgt eine weitere Phosphatfreisetzung aus dem Sediment Phosphatmobilisierung Dies fuhrt zu einer Selbstverstarkung der Eutrophierung Am Gewasserrand Litoral bewirkt die Eutrophierung auch eine Veranderung bei den hier wachsenden Pflanzengesellschaften 3 In Fliessgewassern fuhrt Eutrophierung ebenfalls zu einer Steigerung der Produktion Dabei vermehren sich in Gebirgsbachen besonders die epilithischen Algen in grosseren Gewassern die Makrophyten was zur sogenannten Verkrautung fuhrt In aufgestauten Flussen wachst besonders das Phytoplankton was zur Veralgung fuhrt Es kommt ebenfalls zu einer Verschiebung in der Artenzusammensetzung 3 Wie in Pflanzenklaranlagen konnen Wasserhyazinthen auch in naturlichen Gewassern den Phosphorkreislauf positiv beeinflussen und so einer Eutrophierung entgegenwirken 4 5 6 Siehe auch BearbeitenSeentherapie Massnahmen zur Verbesserung des okologischen Zustands von SeenQuellen BearbeitenAnne Jones Lee amp G Fred Lee Eutrophication Excessive Fertilization In Jay H Lehr Jack Keeley Editors Water Encyclopedia Volume 3 Surface and Agricultural Water Wiley Hoboken NJ 2005 ISBN 978 0 471 73685 1 Seite 107 114 Walter Rast Jeffrey A Thornton Trends in eutrophication research and control Hydrological Processes 10 295 313 doi 10 1002 SICI 1099 1085 199602 10 2 lt 295 AID HYP360 gt 3 0 CO 2 F Sikko Parma 1980 The history of the eutrophication concept and the eutrophication in the Netherlands Hydrobiological Bulletin 14 5 11 PDF downloadWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Eutrophierung Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Eutrophierung Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Eutrophierung Die Rolle von Nahrstoffen an der Kuste Story Map Cascade Seite erstellt vom AWI Nordseeburo und dem Helmholtz Zentrum Geesthacht Einzelnachweise Bearbeiten a b Matthias Schaefer Worterbuch der Okologie 4 neu bearb u erw Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg Berlin 2003 ISBN 3 8274 0167 4 Gunther Drosdowski Hrsg DUDEN Deutsches Universalworterbuch 2 vollig neu bearb u stark erw Auflage Dudenverlag Mannheim Wien Zurich 1989 ISBN 3 411 02176 4 S 468 469 a b c Jurgen Schwoerbel Einfuhrung in die Limnologie 8 Auflage Gustav Fischer Stuttgart 1999 ISBN 3 437 25990 3 S 334 339 Naturliche Klaranlagen schwimmen auf den Flussen des Sambesi In Eawag 26 November 2020 abgerufen am 4 Dezember 2020 R Scott Winton Fritz Kleinschroth Elisa Calamita et al Potential of aquatic weeds to improve water quality in natural waterways of the Zambezi catchment In Scientific Reports Band 10 22 September 2020 doi 10 1038 s41598 020 72499 1 Fritz Kleinschroth R Scott Winton Elisa Calamita et al Living with floating vegetation invasions In Ambio Band 50 28 Juli 2020 S 125 137 doi 10 1007 s13280 020 01360 6 Normdaten Sachbegriff GND 4015799 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eutrophierung amp oldid 221594671