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Dieser Artikel behandelt den Bodentyp Zu weiteren Bedeutungen siehe Gley Begriffsklarung Ein Gley niederdeutsch Klei russisch glej Lehm Ton ist ein vom Grundwasser beeinflusster Boden und Namensgeber der Bodenklasse Gleye Schematisches Bodenprofil eines Normgleys mit den Prozessen der BodenentwicklungGleyNormgley Ah Go Gr Sudschwarzwald Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Horizontierung 3 Systematik 4 Vorkommen 5 Okologie und Nutzung 5 1 Fauna und Flora 5 2 Wasser und Klima 5 3 Nutzung und Gefahrdung 5 4 Schutz 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenNach der Bodenkundlichen Kartieranleitung 5 KA5 findet eine den Bodeneigenschaften entsprechende Differenzierung statt Der typische Gley ist der Normgley mit der Horizontabfolge Ah Go Gr wobei der G Horizont innerhalb von 4 dm unter der Gelandeoberflache GOF beginnt Weiterhin sind der Ah und der Go Horizont mindestens 4 dm und maximal 8 dm machtig Weitere Subtypen werden in der KA5 beschrieben z B der Oxigley hier fehlt der Gr Horizont weil das Grundwasser sauerstoffreich ist Gleye entstehen durch den bodenbildenden Prozess der Vergleyung bei der es durch Grundwasser im Bodenkorper zu Oxidations und Reduktionsprozessen kommt Reduziertes Eisen ist wasserloslich und bewegt sich im Bodenwasser so dass nach erneuter Oxidation Rostflecken und Eisenkonkretionen entstehen Boden die nicht vom Grundwasser sondern von Stauwasser gepragt sind werden als Pseudogleye bezeichnet Der Gley wurde als Grundwasserboden bezeichnet zum Boden des Jahres 2016 ausgerufen 1 Horizontierung BearbeitenDie typische Horizontabfolge eines Gleys lautet Ah Go Gr wobei Ubergangshorizonte zwischen Go und Gr bestehen konnen die je nach Auspragung der Merkmale entweder Gro oder Gor benannt werden Ah Horizont oberster Horizont h fur Humus der Horizont ist humos Go Horizont G fur Grundwasser o fur oxidiert Er liegt im Schwankungsbereich bzw Kapillarsaum des Grundwassers und ist periodisch durchluftet Er weist durch Eisen III Verbindungen eine rostfleckige Farbung auf Diese Eisenoxide bilden sich an den Aggregatoberflachen bzw in Wurzelrohren wo das in der Bodenmatrix reduzierte Eisen durch Diffusion hinwandert und in Kontakt mit dem Sauerstoff der Bodenluft gerat Gr Horizont r fur reduktiv Sauerstoffarmut Der Gr Horizont weist eine blau oder grun graue Farbung auf da er standig wassergesattigt und anoxisch ist Die den Boden sonst braun farbenden Eisen hydr oxide sind reduziert zu farblosem Fe II und die zumeist graue Farbe der weiteren Bodenbestandteile bestimmen die Farbe des Horizonts Beim Aufgraben eines solchen Horizontes ist ein etwas fauliger Geruch zu bemerken was durch die im anoxischen Milieu vorherrschenden Formen des Schwefels bedingt ist Systematik BearbeitenIn der Bundesrepublik Deutschland gehort die Klasse der Gleye G zu den Semiterrestrischen Boden Grundwasserboden Nach der Bodenkundlichen Kartieranleitung unterscheidet man die Bodentypen Gley GG Nassgley GN Anmoorgley GM und Moorgley GH mit jeweils verschiedenen Subtypen Die Subtypen des Gleys sind Normgley GGn Oxigley GGx Brauneisengley GGe Bleichgley GGi Wechselgley GGw Kalkgley GGc Humusgley GGh Hanggley GGg Quellengley GGq und Auengley GGa Es gibt zudem zahlreiche Ubergange zu anderen Bodentypen In der Internationalen Bodenklassifikation World Reference Base for Soil Resources WRB werden sie zu den Gleysols gezahlt Zu den Gleysols gehoren aber auch die meisten subhydrischen Boden Watten Marschen und Reduktosole Im US Bodenklassifikationssystem Soil Taxonomy gehoren Boden mit den Prafixen Endo Aqu dazu etwa Endoaquoll Mollisols oder Endoaquept Inceptisols Vorkommen BearbeitenGleyboden sind nicht an bestimmte Klimazonen oder Ausgangsgesteine gebunden 2 In Senken und Niederungen sowie Flusstalern kommt dieser Bodentyp vor da sich an diesen Standorten das Sickerwasser der Umgebung sammelt Gleyboden fuhren ganzjahrlich Grundwasser mit schwankendem Grundwasserflurabstand Haufig liegen die semiterrestrischen Boden im raumlichen Zusammenhang zu Mooren oder Gewassern 3 4 Okologie und Nutzung BearbeitenFauna und Flora Bearbeiten Gleyboden mit hoch anstehendem Grundwasser haben eine hohe naturschutzfachliche Bedeutung da der grundwasserbeeinflusste Bodentyp Lebensraum fur zahlreiche gefahrdete Tier und Pflanzenarten wie Breitblattriges Knabenkraut Dactylorhiza majalis und Sumpf Pippau Crepis paludosa bietet 5 Diese Grundwasserboden weisen einen sehr hohen Anteil an Biotopflachen auf 6 Auf Gleyboden wurden sich ohne menschliche Einflussnahme in Folge von Sukzession nassevertragliche Pflanzengesellschaften wie Bruch Feucht und Sumpfwalder sowie Auenwalder entwickeln welche die Potentielle Naturliche Vegetation PNV bilden 7 3 Auf Gleyboden kommen hygrophile Baumarten wie Stieleiche Quercus robur Gemeine Esche Fraxinus excelsior Flatterulme Ulmus laevis Hainbuche Carpinus betulus Schwarz Pappel Populus nigra Schwarz Erle Alnus glutinosa und Grau Erle Alnus incana vor 8 9 Wasser und Klima Bearbeiten Naturliche Gleyboden sind wichtiger Bestandteil von grundwasserabhangigen Landokosystemen da sie grosse Wassermengen speichern konnen 10 5 Der naturliche Wasserruckhalt ist durch die verzogerte Wasserabgabe erhoht Gleyboden leisten einen grossen Beitrag zur Grundwasserneubildung da das Wasser in der Landschaft gehalten wird 5 11 Diese hydromorphen Boden tragen zum vorbeugenden Hochwasserschutz bei In thermischen Belastungssituationen und Trockenperioden wirken sie aufgrund der hohen Verdunstungsleistung Evapotranspiration von Boden und Pflanzen als kuhlendes Landschaftselement 5 12 Nutzung und Gefahrdung Bearbeiten Durch den hohen Grundwasserstand der Gleyboden ist die land und forstwirtschaftliche Nutzung stark eingeschrankt 3 Traditionell werden sie aufgrund ihrer Beschaffenheit je nach Grundwasserstand als Grunland oder Wald genutzt Grunland eignet sich bei nicht zu hoch anstehendem Grundwasserstand am besten als landwirtschaftliche Nutzungsform da eine ackerbauliche Nutzung aufgrund der Nasseverhaltnisse nicht standortgerecht ist 6 5 13 Durch Meliorationsmassnahmen wurden jedoch viele Gleyboden entwassert und stark anthropogen verandert um diese Grenzertragsstandorte intensiver nutzen zu konnen Dadurch wurde der Ackerbau auf die grundwasserbeeinflussten Boden ausgedehnt Die Entwasserung und der Verlust der naturlichen Grundwasserdynamik veranderten die Standortbedingungen fur die heimische Flora und Fauna signifikant Die Grundwasserabsenkung bedingte durch die starkere Durchluftung des Oberbodens eine Humus Mineralisierung Der Humus wird infolge der Entwasserung aus dem obersten Bodenhorizont abgebaut bzw ausgewaschen und als Kohlenstoffdioxid mit weiteren Gasen freigesetzt Durch den Prozess wird der anthropogene Treibhauseffekt verstarkt Die Stickstoffdunger der grundwassernahen Ackerflachen fuhren zu einer Verschlechterung des chemischen Zustandes des Grundwassers durch die Bildung von Nitrit und das Infiltrieren von Nitrat 5 10 8 14 Das Befahren der Gleyboden mit landwirtschaftlichen Nutzfahrzeugen verursacht zudem eine starke Bodenverdichtung da die nassen Boden empfindlich auf mechanischen Druck reagieren 8 Das Bodenleben und der Pflanzenertrag wird dadurch negativ beeintrachtigt 5 Quartare Talfullungen die aus feinsandigen Sedimenten bestehen sind bei entwasserten Gleyboden ohne durchgangige Bodenbedeckung sehr winderosionsanfallig 10 Schutz Bearbeiten Aufgrund der Vielzahl an nachteiligen Auswirkungen der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung von Gleyboden auf die Umwelt wird eine nachhaltige Bewirtschaftung dieser Standorte angestrebt Eine bodenschonende Nutzung und Bewirtschaftung sichert den Erhalt dieser Grundwasserboden Das umfasst u a die Wiedervernassung der Boden durch den Ruckbau von Entwasserungseinrichtungen wie Graben und Drainagen 5 8 Siehe auch BearbeitenWorld Reference Base WRB for Soil Resources Klei Stagnogley VergleyungLiteratur BearbeitenW Amelung H P Blume H Fleige R Horn E Kandeler I Kogel Knabner R Kretschmar K Stahr B M Wilke Scheffer Schachtschabel Lehrbuch der Bodenkunde 17 Auflage Heidelberg 2018 ISBN 978 3 662 55870 6 E Leitgeb R Reiter M Englisch P Luscher P Schad K H Feger Hrsg Waldboden Ein Bildatlas der wichtigsten Bodentypen aus Osterreich Deutschland und der Schweiz Wiley VCH Verlag Weinheim 2013 ISBN 978 3 527 32713 3 S 387 circa 270 farbige Abb Weblinks BearbeitenGley auf ahabc deEinzelnachweise Bearbeiten Grundwasserboden 2016 Material Gley Westermann Diercke abgerufen am 24 Februar 2019 a b c Boden des Jahres 2016 Grundwasserboden Sachsisches Staatsministerium fur Umwelt und Landwirtschaft abgerufen am 23 Februar 2019 Monika Humer GLEY Boden des Jahres 2016 Bericht UI 06 2016 Institut fur Umwelt und Lebensmittelsicherheit des Landes Vorarlberg Oktober 2016 abgerufen am 24 Februar 2019 a b c d e f g h Der Grundwasserboden Gley Boden des Jahres 2016 Umweltbundesamt 21 Dezember 2015 abgerufen am 22 Februar 2019 a b Boden des Jahres 2016 Der Grundwasserboden Gley Hessisches Landesamt fur Naturschutz Umwelt und Geologie 2016 abgerufen am 22 Februar 2019 Potentielle Naturliche Vegetation Bayerns Bayerisches Landesamt fur Umwelt Juli 2012 abgerufen am 23 Februar 2019 a b c d Bernd Burbaum Heiner Fleige Boden des Jahres 2016 Grundwasserboden Land Schleswig Holstein Umweltbundesamt 2016 abgerufen am 23 Februar 2019 Wolfgang Koppe Infoblatt Gleye Ernst Klett Verlag 29 Juli 2014 abgerufen am 1 Marz 2019 a b c Beate Gall Rolf Schmidt Albrecht Bauriegel Gley Steckbriefe Brandenburger Boden Ministerium fur Landliche Entwicklung Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg MLUV 2005 abgerufen am 22 Februar 2019 Bodentypen Bayerisches Landesamt fur Umwelt abgerufen am 22 Februar 2019 B Burbaum H Fleige R Horn Boden des Jahres 2016 Grundwasserboden Gley Umweltbundesamt 2016 abgerufen am 23 Februar 2019 Bodentypen Bayerisches Landesamt fur Umwelt LfU abgerufen am 28 Februar 2019 Bernd Burbaum Anita Peter Prof Rainer Horn Heiner Fleige Gley steht Wasser bis zum Hals das ist gut so Bauernblatt 12 Dezember 2015 abgerufen am 1 Marz 2019 Boden des Jahres in Deutschland Schwarzerde 2005 Fahlerde 2006 Heide Podsol 2007 Braunerde 2008 Kalkmarsch 2009 Stadtboden 2010 Vega 2011 Moor 2012 Plaggenesch 2013 Weinbergsboden 2014 Stauwasserboden 2015 Grundwasserboden 2016 Gartenboden 2017 Felshumusboden 2018 Kippenboden 2019 Wattboden 2020 Lossboden 2021 Pelosol 2022 Ackerboden 2023 Normdaten Sachbegriff GND 4157510 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gley amp oldid 235437055