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Der Pseudogley ist in der deutschen und mitteleuropaischen Bodensystematik der wichtigste Typ aus der Klasse der Stauwasserboden Veraltete Bezeichnungen sind Staugley Staunassegley nasser Waldboden oder gleyartiger Boden Die Boden dieses Bodentyps sind durch einen Wechsel von jahreszeitlich starker Staunasse und relativer Austrocknung gepragt Der Pseudogley unterscheidet sich dadurch von den Gleyen deren Bildung Vergleyung durch Grundwasser im Bodenkorper hervorgerufen wird Er ist unter der Bezeichnung Stauwasserboden zum Boden des Jahres 2015 ausgerufen worden 1 Pelosol Pseudogley auf Loss mit weit in den Staukorper vordringender TannenpfahlwurzelPseudogley Ah Sw Skw Sd auf Keuperlosslehm im Dinkelberggebiet Sudschwarzwald Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Nutzung 3 Klassifizierung 4 Verbreitung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenWasserstau entsteht dadurch dass ein sprunghaft weniger gut wasserdurchlassiger Horizont im Bodenprofil vorliegt Dies kann an einem bereits durch die Sedimentation bedingten Schichtwechsel der Fall sein aber auch durch eine sogenannte Einlagerungsverdichtung geschehen bei der Tonpartikel im Bodenprofil nach unten verlagert werden Lessivierung und den Querschnitt der Poren im dann tonangereicherten Horizont verkleinern Das Wasser verdrangt die Bodenluft aus den Poren Der Sauerstoff im Niederschlagswasser ist relativ bald von den Bodenmikroorganismen verbraucht und es entstehen reduzierende Bedingungen unter denen Eisen III und Mangan IV III bei gleichzeitiger Oxidation von organischer Substanz zu Fe II und Mn II reduziert werden In reduzierter Form als Fe2 bzw Mn2 sind sie in der Bodenlosung mobil Sie gelangen durch Diffusion auch ins Innere der Bodenaggregate Hier ist in mit Stauwasser gesattigten Horizonten oft noch Bodenluft eingeschlossen so dass Eisen und Mangan wieder oxidiert werden Das Konzentrationsgefalle bleibt so erhalten Mit der Zeit bilden sich gebleichte Aggregataussenbereiche einerseits und rostfarbene bis schwarze Eisen und Mangan hydr oxid Flecken bzw Konkretionen im Aggregatinnern andererseits Nutzung BearbeitenPseudogleye sind wegen der Staunasse und der damit einhergehenden Sauerstoffarmut im Fruhjahr problematische Standorte und werden vornehmlich mit Wald bestockt oder als Wiesen genutzt Die Walder sind oft schlechtwuchsig weil die Wurzeln der Baume die jahreszeitlich sauerstoffarmen Horizonte meiden und entsprechend nur flach wurzeln Wenn im Laufe des Jahres das Stauwasser schliesslich versickert bzw von den Pflanzen aufgenommen worden ist konnen sie dann uber ihr flaches Wurzelsystem nicht mehr ausreichend Wasser aufnehmen Vor einer Ackernutzung sind zum Teil umfangreiche Drainagemassnahmen notig Ertragsausfalle oder einbussen sind trotzdem nicht ausgeschlossen Dennoch sind vor allem die durch Einlagerungsverdichtung aus Parabraunerden oder Fahlerden entstandenen Pseudogleye auch brauchbare Ackerstandorte Klassifizierung BearbeitenIn der deutschen Bodensystematik wird der stauende Horizont mit dem Horizontsymbol Sd bezeichnet der daruberliegende Horizont in dem das Stauwasser jahreszeitlich steht mit dem Symbol Sw Boden die oberhalb von 40 cm einen S Horizont aufweisen werden als Pseudogley bezeichnet halten die Stauwasserbedingungen im Jahr sehr lange an spricht man von Stagnogleyen In Haftpseudogleyen tritt Stauwasser ohne einen eigentlichen Stauhorizont sondern allein aufgrund der Korngrossenverteilung und der von ihr bedingten Porengrossenverteilung auf In der internationalen Bodenklassifikation World Reference Base for Soil Resources WRB gehoren die Pseudogleye mit abrupter Tongehaltszunahme also die meisten primaren Pseudogleye zu den Planosols die ohne eine solche abrupte Zunahme also die meisten sekundaren Pseudogleye zu den Stagnosols Verbreitung BearbeitenPseudogleye sind in Mitteleuropa weit verbreitet Man findet sie sowohl im Tiefland als auch in den Mittelgebirgen In den Moranenlandschaften sind sie typische Boden der Grundmoranen Man findet sie dort bevorzugt in den eher niederschlagsreichen und kustennahen Gebieten z B Niedersachsen Mecklenburg Vorpommern Ebenfalls haufig sind sie auf den Hochflachen der Mittelgebirge wo Tone Ton und Schluffsteine anstehen oder wo im Tertiar die tropische Verwitterung zu tonigem Ausgangsmaterial der holozanen Boden gefuhrt hat Literatur BearbeitenW Amelung H P Blume H Fleige R Horn E Kandeler I Kogel Knabner R Kretschmar K Stahr B M Wilke u a Scheffer Schachtschabel Lehrbuch der Bodenkunde 17 Auflage Heidelberg 2018 ISBN 978 3 662 55870 6 W Ziechmann U Muller Wegener Bodenchemie BI Wissenschaftsverlag Mannheim Wien Zurich 1990 G Roeschmann Pseudogley Tschernoseme und deren Ubergangsbildungen zu Parabraunerden im Lossgebiet der Hildesheimer Borde In Geologisches Jahrbuch 85 Hannover 1968 S 841 860 E Leitgeb R Reiter M Englisch P Luscher P Schad K H Feger Hrsg Waldboden Ein Bildatlas der wichtigsten Bodentypen aus Osterreich Deutschland und der Schweiz Wiley VCH Verlag Weinheim 2013 ISBN 978 3 527 32713 3 Weblinks BearbeitenErlauterungen zur Pseudovergleyung Memento vom 15 Marz 2005 im Internet Archive Uni Zurich Pseudogley auf der Seite der Uni Munster Boden des Jahres de Kuratorium Boden des Jahres www bodentypen de pseudogley Memento vom 14 September 2019 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Stauwasserboden 2015Boden des Jahres in Deutschland Schwarzerde 2005 Fahlerde 2006 Heide Podsol 2007 Braunerde 2008 Kalkmarsch 2009 Stadtboden 2010 Vega 2011 Moor 2012 Plaggenesch 2013 Weinbergsboden 2014 Stauwasserboden 2015 Grundwasserboden 2016 Gartenboden 2017 Felshumusboden 2018 Kippenboden 2019 Wattboden 2020 Lossboden 2021 Pelosol 2022 Ackerboden 2023 Normdaten Sachbegriff GND 4176129 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pseudogley amp oldid 230333186