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Bodenschicht ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Weitere Bedeutungen sind unter Bodenschicht Begriffsklarung aufgefuhrt Ein Bodenhorizont oft kurz Horizont genannt ist ein Bereich im Boden der anhand seiner speziellen Eigenschaften von daruber und darunterliegenden Bereichen unterschieden werden kann Die Horizonte eines Bodens sind in einem sogenannten Bodenprofil Vertikalschnitt des Bodens in einer Aufgrabung seltener einer Bohrung erkennbar und liegen fast immer horizontal bzw hangparallel Die Horizontabfolge eines Bodens ist das massgebliche Kriterium fur die Ermittlung des vorliegenden Bodentyps Bodenhorizonte in einem Gley im Teutoburger KalkbuchenwaldDie Prozesse der Bodenbildung und entwicklung Pedogenese beeinflussen oder durchdringen den Boden in der Regel vertikal von oben nach unten Dies sind vor allem naturliche Prozesse also physikalische oder chemische Verwitterung durch Einwirkung von Hitze Kalte Niederschlagen biologische Aktivitat Pflanzenwurzeln Bodenlebewesen wuhlende Tiere Mikroorganismen oder Ein Auswaschung von Stoffen mit dem Niederschlags und Sickerwasser In besiedelten Regionen nimmt mittlerweile auch der Mensch einen grossen Einfluss Bodenumlagerung Materialeintrag Pflugen Inhaltsverzeichnis 1 Abgrenzung der Begriffe Horizont und Schicht 2 Abfolge 3 Unterscheidung 3 1 Organische Bodenhorizonte 3 2 Mineralische Bodenhorizonte 3 3 Weitere mineralische Bodenhorizonte 3 4 Subhydrische Bodenhorizonte 3 5 Boden im tropischen Regenwald 4 Horizontbezeichnungen in anderen Landern 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseAbgrenzung der Begriffe Horizont und Schicht BearbeitenVom Begriff Bodenhorizont ist der Begriff geogene oder anthropogene Schicht abzugrenzen Eine Schicht ist das Ergebnis geogener oder anthropogener Prozesse also z B von naturlicher Sedimentation oder kunstlicher Aufschuttung Sie ist erkennbar an einem nicht durch Bodenbildung entstandenen Wechsel des Materials z B Sand uber Ton Bodenhorizonte sind hingegen das Ergebnis der Pedogenese Bodenbildung Ein Boden kann aus einer oder mehreren festen oder lockeren Schichten entstanden sein In einer Schicht haben sich in der Regel mehrere Horizonte ausgebildet Lediglich geringmachtige Schichten oder Schichten mit noch nicht fortgeschrittener Pedogenese weisen manchmal nur einen einzigen Horizont auf Andererseits kann die Pedogenese dazu fuhren dass ursprunglich vorhandene Schichtgrenzen im Bodenprofil nicht mehr erkennbar sind und mehrere Schichten wie ein einziger Horizont erscheinen Folgendes Beispiel soll den Unterschied zwischen einem Horizont pedogen und einer Schicht geogen erlautern Im Voralpenland finden wir haufig eine Schicht aus Loss uber einer Schicht aus neogenen Ablagerungen Der Loss enthalt Calciumcarbonat die neogenen Sedimente sind oft carbonatfrei In beiden Schichten fand Pedogenese statt In der Loss Schicht kommt es zu Humusakkumulation Carbonatauswaschung Verwitterung von primaren Silikaten mit Bildung von Tonmineralen und Oxiden vor allem Eisenoxiden und schliesslich zur Lessivierung Tonverlagerung Wenn die Loss Schicht nicht allzu machtig war wird sie im Laufe des Holozan vollstandig carbonatfrei und besitzt keinen C Horizont mehr Dann lautet die Horizontfolge Ah Al Bt Auch in der neogenen Schicht findet Bodenbildung statt die oft schon lange vor dem Holozan eingesetzt hat Es kommt zu Silikatverwitterung mit Bildung von Tonmineralen und Oxiden Aus der geringmachtigen Loss Schicht sind oft noch Tonminerale in den oberen Teil der neogenen Schicht eingewaschen Die neogene Schicht hat somit die Horizontfolge Btv Bv ilCv Die Horizontfolge des gesamten Bodens lautet Ah Al Bt IIBtv IIBv IIilCv Die romischen Ziffern II bezeichnen dabei die zweite Schicht Abfolge BearbeitenDie bodenbildenden Prozesse sind nicht uberall im Boden gleich stark ausgepragt Viele von ihnen konzentrieren sich an der Oberflache Diese ist z B bewachsen Humusbildung besser durchluftet Aktivitat der Bodenlebewesen oder der Witterung ausgesetzt Verwitterung Feuchte Regionen zeigen eine bestandige Verlagerung von Stoffen von oben nach unten da die Niederschlage versickern Es bestehen also vertikale Gradienten der bodenbildenden Prozesse und ihrer Produkte was zu einer vertikalen Abfolge der durch sie gepragten Bereiche im Boden fuhrt Horizonte liegen daher von Natur aus immer mehr oder weniger ubereinander nicht aber nebeneinander Die Anzahl der Horizonte kann von Standort zu Standort erheblich schwanken Bei einer gerade aufgewehten Sanddune liegt sie bei 1 da nur reiner Sand vorliegt Bereits nach kurzer Zeit kommt es zur Ansiedlung von Pionierpflanzen und der Bildung von Humus Somit erhoht sich die Horizontzahl auf 2 da an der Oberflache ein Bereich Sand mit Humus im Gegensatz zum Untergrund reiner Sand entstanden ist Damit wird klar dass die Horizontabfolge nicht fix ist sondern auch zeitlich mit voranschreitender Bodenentwicklung variiert Siehe auch O C Boden Die Abfolge der Bodenhorizonte ist also charakteristisch fur die bisher abgelaufene Entwicklung des Bodens An ihr lassen sich alle wesentlichen bodenchemischen und biologischen Prozesse und Eigenschaften ablesen Humusbildung und einarbeitung Versauerung reduzierende und oxidierende Bedingungen Die Ansprache und Interpretation der vorhandenen Bodenhorizonte ist daher wesentlicher Bestandteil der Bodenkartierung z B im Rahmen der Forstlichen Standortsaufnahme bei der Entscheidung zur geeigneten Baumartenwahl Forstwirtschaft oder der Ermittlung der Ackerzahl Mit ihnen wird die systematische Einordnung der Boden in Bodentypen vorgenommen Unterscheidung Bearbeiten nbsp Darstellung typischer Horizonte von Boden in der Landwirtschaft in gemassigten Zonen O A B C nbsp Rendzina im Teutoburger Wald Hier fehlt der B Horizont weitgehendBodenhorizonte werden mit Buchstabenkombinationen Horizontsymbole benannt die wesentliche Merkmale und Prozesse kennzeichnen Die Bodenhorizonte lassen sich im Bodenprofil von oben nach unten grob wie folgt einteilen H L O Horizonte organische Horizonte Torf Streu nicht torfige organische Feinsubstanz A Horizonte mineralischer Oberboden Anreicherung von Humus im oberen Teil Auswaschung von Stoffen im unteren Teil Eluvialhorizont B Horizonte mineralischer Unterboden Mineralumwandlung Einwaschung von Stoffen Illuvialhorizont C Horizonte mineralischer Untergrund wenig verandertes Gestein physikalische Verwitterung Die nahere Charakterisierung erfolgt durch nachgestellte Kleinbuchstaben Ausserdem gibt es weitere vorangestellte Buchstaben zur Kennzeichnung besonderer Prozesse und Eigenschaften die nicht durch die Bodenbildung entstanden sind Beim Auftreten mehrerer pedogenetischer Prozesse die einen Horizont pragen werden nach bestimmten Regeln weitere Kombinationen von Symbolen gebildet Die folgende Auflistung und Beschreibung nennt die wesentlichen Horizonte und orientiert sich an der deutschen Bodensystematik vgl Bodenkundliche Kartieranleitung Organische Bodenhorizonte Bearbeiten Vereinbarungsgemass beginnt die Bodenoberflache 0 cm nach Entfernung des L Horizonts Organische Bodenhorizonte besitzen einen Anteil von mehr als 30 Masse ca 90 Vol organischer Substanz L Auflagehorizont weitgehend unzersetzte frische Streu engl litter mit weniger als 10 Vol organische Feinsubstanz fruher international als Ol Horizont bezeichnet heute wird l int fur capillary benutzt H Torf Anhangshorizont von Resten torfbildender Pflanzen engl peat or organic limnic Verbindung mit lebenden Torfmoosen an Oberflache besteht Abbau wird durch Wasser Sauerstoffabschluss gehemmt weitere Differenzierung moglich in nH aus Niedermoortorf hH aus Hochmoortorf O Organischer Horizont mehr als 10 Vol organische Feinsubstanz Of Pflanzenresten und 10 70 Vol organische Feinsubstanz als Ergebnis der Zersetzung fermentation Oh mehr als 70 Vol organische Feinsubstanz als Ergebnis der Humusbildung humus Mineralische Bodenhorizonte Bearbeiten Sie besitzen einen Anteil von organischer Substanz unter 30 Masse A Horizonte Aa durch Vernassung Humusanreicherung zwischen 15 und 30 Masse anmooriger Oberboden Ae Bleichung Auswaschung Auswaschungshorizont von Huminstoffen und Eisen eluvial typisch fur Podsol Ah Anreicherung von Humus lt 30 Masse Humus Ai nur geringmachtige Akkumulation organischer Substanz initial Al Auswaschung von Tonpartikeln Tonverlagerung Lessivierung typisch fur Parabraunerde und Fahlerde Ap regelmassige landwirtschaftliche Bearbeitung pflugen Mutterboden wird auch Pflughorizont genanntB Horizonte Bh Akkumulation von eingewaschenen Huminstoffen starke Farbung und in geringerem Masse von Sesquioxiden typisch fur Podsol s Ortstein Bs Akkumulation von eingewaschenen Sesquioxiden Eisen Mangan und Aluminiumverbindungen typisch fur Podsol s Ortstein Bt Akkumulation von eingewaschenem Ton Tonanreicherung typisch fur Parabraunerde Bv Eisenoxidation Mineralneubildung Verbraunung Verlehmung typisch fur Braunerde C Horizonte Cn unverwittertes Ausgangsgestein der Bodenbildung Locker oder Festgestein novus oder neu Cv Ausgangsgestein mit nur schwacher Verwitterung verwittert lC C Horizont aus lockerem grabbarem Lockergestein Loss Sand Kies etc mC C Horizont aus massivem Festgestein xC C Horizont mit hohem Grobbodenanteil z B Steine Weitere mineralische Bodenhorizonte Bearbeiten G Mineralbodenhorizonte mit Grundwassereinfluss typisch fur Gleye Auenboden und Marschen Go oxidiert zeitweilig grundwassererfullt zeitweise beluftet daher Rostflecken als Folge von Oxidationsprozessen Gr normalerweise grundwassererfullt kaum beluftet reduzierende Verhaltnisse vorherrschend grau als Folge von Eisenreduktion S Mineralbodenhorizont mit Stauwassereinfluss typisch fur Pseudogley Sw Stauwasserleiter zeitweilig luftarm wasserleitend Sd Stauwassersohle weitgehend dicht so dass es zu stark verlangsamter Versickerung kommt P Mineralischer Unterbodenhorizont gt 45 Masse Ton entstanden aus Ton oder Tonmergelgestein P von Pelosol T Mineralischer Unterbodenhorizont aus Losungsruckstand von Carbonatgesteinen mit mehr als 75 Masse Carbonat T von Terra rossa und Terra fusca in Deutschland nur reliktisch oder fossil M Mineralbodenhorizont aus erodiertem und kontinuierlich sedimentiertem holozanem Solummaterial typisch fur Auenboden und Kolluvisole M von lat migrare wandern E Mineralbodenhorizont aufgetragene durch meist jahrhundertelange Plaggenwirtschaft Esch als Flurbezeichnung Bodentyp Plaggenesch R Mineralischer Mischhorizont durch tiefreichende bodenvermischende Meliorationsmassnahmen Rigolen Tiefumbruch entstanden Bodentyp je nach Kulturtechnik Rigosol oder Treposol Subhydrische Bodenhorizonte Bearbeiten F Horizont am Gewassergrund entstanden mit in der Regel mehr als 1 Masse organischer SubstanzBoden im tropischen Regenwald Bearbeiten Im tropischen Regenwald dominiert die chemische Verwitterung aufgrund hoher Temperaturen und starker Niederschlage Das Ausgangsgestein ist daher oft tief aufgelost daher liegt der C Horizont oft in Tiefen von 20 bis 100 Metern Zudem gab es seit dem Tertiar kaum tektonische Veranderungen und deshalb konnte die Verwitterung sehr lange wirken und so entstanden sehr machtige tiefgrundige Verwitterungsdecken 1 Haufige Tropenboden sind nach der World Reference Base for Soil Resources WRB die Ferralsole und Acrisole und nach der USDA Soil Taxonomy die Oxisole und Ultisole Horizontbezeichnungen in anderen Landern BearbeitenWie Deutschland so haben auch zahlreiche andere Lander ihre Systeme zur Benennung von Horizonten mit Buchstabenkurzeln Die Systeme der nachfolgend genannten Lander sind in folgenden Dokumenten veroffentlicht Osterreich Osterreichische Bodensystematik 2000 in der revidierten Fassung von 2011 OBS 2 Schweiz Klassifikation der Boden der Schweiz KlaBS 3 USA Field Book for Describing and Sampling Soils 4 Australien Australian Soil and Land Survey Field Handbook 5 Das internationale Bodenklassifikationssystem World Reference Base for Soil Resources WRB empfahl fur einige Zeit die Verwendung der Horizontbezeichnungen aus den Guidelines for Soil Description 6 der FAO Mit ihrer 4 Auflage 2022 entwickelte die WRB eigene Horizontbezeichnungen die sie als Weiterentwicklung der Bezeichnungen der FAO Guidelines versteht 7 Siehe auch World Reference Base for Soil ResourcesLiteratur BearbeitenW Amelung H P Blume H Fleige R Horn E Kandeler I Kogel Knabner R Kretschmar K Stahr B M Wilke Scheffer Schachtschabel Lehrbuch der Bodenkunde 17 Auflage Heidelberg 2018 ISBN 978 3 662 55870 6 Blume H P Felix Henningsen P Fischer W R 1996 Handbuch der Bodenkunde Loseblattsammlung Ecomed Verlag Landsberg ISBN 3 609 72232 0 Ad hoc Arbeitsgruppe Boden Bodenkundliche Kartieranleitung Hrsg Bundesanstalt fur Geowissenschaften und Rohstoffe in Zusammenarbeit mit den Staatlichen Geologischen Diensten 5 Aufl 438 S 41 Abb 103 Tab 31 Listen Hannover 2005 ISBN 3 510 95920 5 Arbeitskreis Standortskartierung Forstliche Standortsaufnahme 7 Auflage 400 S IHW Verlag Eching 2016 ISBN 978 3 930167 80 7 Kuntze Roeschmann Schwerdtfeger Bodenkunde 5 Aufl UTB Verlag ISBN 3 8252 8076 4Weblinks BearbeitenArbeitskreis fur Bodensystematik der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft Aktueller Stand der wissenschaftlichen Bearbeitung der deutschen Bodensystematik Bodenhorizonte und Bodenprofil Lern und Arbeitsumgebung zum Themenfeld Boden im Unterricht Westfalische Wilhelms Universitat Munster Bodenhorizonte Memento vom 25 Februar 2017 im Internet Archive TRIANET Program of the European Union Socrates Comenius Bodenwelten Internetseite des Bundesministeriums fur Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit BMU Einzelnachweise Bearbeiten Der Regenwald der immerfeuchten Tropen und der Laubwald von Nadine Peiler O Nestroy et al Systematische Gliederung der Boden Osterreichs Osterreichische Bodensystematik 2000 in der revidierten Fassung von 2011 Bodenkundliche Gesellschaft der Schweiz Klassifikation der Boden der Schweiz 3 Auflage 2010 Memento des Originals vom 13 Oktober 2018 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www soil ch P J Schoeneberger D A Wysocki E C Benham and Soil Survey Staff Field Book for describing and sampling soils Version 3 0 NRCS NSSC Lincoln Nebraska 2012 Memento des Originals vom 29 August 2017 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www nrcs usda gov National Committee on Soil and Terrain Australian soil and land survey field handbook Third edition CSIRO Melbourne 2009 FAO Guidelines for Soil Description Rom 2006 IUSS Working Group WRB World Reference Base for Soil Resources fourth edition International Union of Soil Sciences Vienna 2022 abgerufen im 1 Januar 1 Normdaten Sachbegriff GND 4146147 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bodenhorizont amp oldid 237103023