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Der Adlerfarn Pteridium aquilinum ist ein weltweit verbreiteter auffalliger Farn Er gehort zur Gattung der Adlerfarne Pteridium und zur Familie der Adlerfarngewachse Dennstaedtiaceae Obwohl Adlerfarn giftig ist wird er in einigen Regionen der Welt traditionell als Wildgemuse genutzt 1 AdlerfarnAdlerfarn Pteridium aquilinum SystematikFarneKlasse Echte Farne Polypodiopsida Ordnung Tupfelfarnartige Polypodiales Familie Adlerfarngewachse Dennstaedtiaceae Gattung Adlerfarne Pteridium Art AdlerfarnWissenschaftlicher NamePteridium aquilinum L Kuhn Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitung 2 Merkmale 3 Okologie 4 Giftigkeit 5 Nutzung 6 Systematik 7 Literatur 8 Einzelnachweise 9 WeblinksVerbreitung BearbeitenDer Adlerfarn kommt weltweit vor Lediglich in den polaren Gebieten und in Wusten fehlt er In Mitteleuropa ist er uberall verbreitet und haufig In manchen regenreichen Gegenden wie Irland oder Schottland pragt der Adlerfarn ganze Landschaften In den Allgauer Alpen steigt er am Sollerkopf bei Oberstdorf bis zu 1600 m uber Meereshohe auf 2 Er wachst gerne in lichten Waldern an Waldrandern und von solchen Waldrandern unterirdisch in Wiesen und Weiden hinaus hohe und dichte den Graswuchs verdrangende Bestande bildend oder in Gebuschen auf bodensaurem Untergrund Auf nahrstoffarmeren Boden kann er nach Kahlschlagen oder Waldbranden Massenbestande bilden Auch in lichten Kiefern Waldern breitet er sich haufig dominierend in der Krautschicht aus Er kommt in Mitteleuropa in Pflanzengesellschaften des Pruno Rubion des Quercion roboris und des Luzulo Fagenion vor 3 Die okologischen Zeigerwerte nach Landolt et al 2010 sind in der Schweiz Feuchtezahl F 3w massig feucht aber stark wechselnd Lichtzahl L 3 halbschattig Reaktionszahl R 2 sauer Temperaturzahl T 3 montan Nahrstoffzahl N 2 nahrstoffarm Kontinentalitatszahl K 2 subozeanisch 4 Fur die Forstwirtschaft werden dichte Bestande des Adlerfarn problematisch da sie verdammend wirken namlich so gut wie jede Naturverjungung der Baume unmoglich machen und auf Forstkulturflachen gepflanzte Baume rasch verdunkeln konnen Bei nicht genutzten landwirtschaftlichen Flachen kann sich Adlerfarn gelegentlich ebenfalls stark ausbreiten und eine erneute Nutzung verhindern Deshalb werden bei Bedarf Herbizide mit Glyphosat gegen den Adlerfarn eingesetzt Mechanische oder biologische Bekampfungen zeigen geringere Erfolge 5 Im Landkreis Lorrach beiderseits oberhalb des Wiesentals zwischen Todtnau und Zell breitet sich der Adlerfarn zum Teil auf bereits hektargrossen nicht mehr genutzten hoher gelegenen Weideflachen aus und verdrangt insbesondere Futtergraser und krauter in diesen historischen Kulturlandschaften Im Rahmen eines Naturschutzgrossprojektes im Sudschwarzwald wird versucht den Farn ohne chemische Unterstutzung durch Mahen und Mulchen sowie durch die Wiederaufnahme der Beweidung zuruckzudrangen 6 Dabei soll auf sehr steilen und eher sudwarts exponierten Hangen ein dichter klonaler Adlerfarn Bewuchs als Erosionsschutz erhalten bleiben Merkmale Bearbeiten nbsp Gefiederte Fieder eines Grosswedels des Adlerfarns nbsp Adlerfarn Pteridium aquilinum Illustration nbsp Der Adlerfarn in einem Wald Die Pflanze kann sehr breite Flachen einnehmen nbsp Ein fur die Weisskrain typischer Steljnik wo Adlerfarn als Einstreu fur Stalle angebaut wurde nbsp Adlerfarn im Herbst im Forst RundshornDer Adlerfarn besitzt ein im Boden kriechendes verzweigtes Rhizom das sehr ausgedehnt und alt werden kann Am Rhizom entstehen jedes Jahr die einzeln stehenden leicht uberhangenden Wedel Diese sind im Gegensatz zu anderen in Mitteleuropa vorkommenden Farnen 3 bis 4 fach gefiedert 7 und in der Regel 0 5 bis 2 Meter hoch Unter gunstigen Bedingungen sich anlehnend konnen sie allerdings auch Hohen von bis zu 4 Meter erreichen Die Sori stehen am Rande der Unterseite der Blattfiedern und werden nicht nur von einem Schleier Indusium sondern zusatzlich vom umgerollten Blattchenrand bedeckt Die Chromosomenzahl betragt 2n 104 3 Okologie BearbeitenDer Adlerfarn ist ein frostempfindlicher Rhizom Geophyt ein Spreizklimmer und der grosste heimische Farn Er bildet eine VA Mykorrhiza aus eine besondere Form der Symbiose mit einem Pilz der mit dem Feinwurzelsystem der Pflanze in Kontakt ist Abweichend von den ubrigen heimischen Farnen finden sich die Sporenanlagen Sporangien unter dem umgerollten Blattrand und es entstehen keine voneinander getrennten Sori Die Sporen bilden sich allerdings nur in sonnigen milden Klimalagen sie breiten sich als Kornchenflieger durch den Wind aus Sporenreife ist im Oktober Bei der geschlechtlichen Vermehrung entsteht aus der Spore zunachst noch kein neuer Farn sondern ein blattformiger gruner Vorkeim mit einfachem haploidem Chromosomensatz das Prothallium Das Prothallium bildet dann die eigentlichen Keimzellen aus Bei Anwesenheit von Wasser als Medium in dem sich die reifen Keimzellen fortbewegen konnen findet dann eine Befruchtung statt Aus der befruchteten Eizelle des Prothalliums entsteht eine neue diploide Farnpflanze mit wieder vollstandigem Chromosomensatz Die vegetative Vermehrung erfolgt durch die langen unterirdischen Kriechsprosse Rhizome Es wurden in Finnland Rhizome bis zu 60 m Lange gefunden entsprechend einem angenommenen Alter von 1 500 Jahren 7 Der Adlerfarn ist kalkmeidend Giftigkeit BearbeitenDie gesamte Pflanze ist giftig Die jungen Blatter enthalten den hochsten Gehalt an Wirkstoffen wie Blausaureglycoside Im Erwachsenenalter stellt die Pflanze eine grossere Bandbreite an Giftstoffen her unter ihnen das Enzym Thiaminase Ptaquilosid ein instabiles Glykosid 8 und ein Saponin Pteridin Reaktionen auf die Pflanze ergeben sich aus den Verzehrgewohnheiten und der damit verbundenen konsumierten Menge sowie den Empfindlichkeiten der Konsumenten Auch welcher Teil der Pflanze und zu welcher Jahreszeit er konsumiert wird kann einen Einfluss auf die Art der Schadigung haben Vergiftungen bei Pferden Ziegen und Schweinen zeigen sich durch eine Vitamin B1 zerstorende Wirkung hervorgerufen durch das Enzym Thiaminase Folgen fur das Tier sind Storungen des zentralen Nervensystems von aussen wahrnehmbar durch resultierende Storungen im Bewegungsablauf bzw motorische Storungen Bei Rindern zeigen sich andere Reaktionen Vergiftungen werden sichtbar durch das Auftreten von Blutungen in Maul Nase und Stoffwechselorganen Blut findet sich in Stuhl und Urin Blutharnen 9 Auch die Entstehung von Blasen und Darmkrebs bei Rindern die die Pflanze fressen gilt als nachgewiesen 10 Da die oberirdischen Pflanzenteile ihre Giftwirkung auch nach dem Trocknen noch beibehalten besteht durch die Kuhmilch auch eine Gefahr fur den Menschen Bei kleinen Wirbeltieren wie Hasen sind auch Erblindungen und das Auftreten von Krebs bekannt Nutzung Bearbeiten nbsp FiddleheadsDie jungen eingerollten Wedel sammelt man im April und Mai zur Suppe oder zum Gemuse und bewahrt sie teilweise getrocknet auf Wenn im Herbst die oberirdischen Teile absterben werden die horizontal sich verzweigenden Rhizome ausgegraben und zur Farnstarke benutzt 11 Junge Farnspitzen werden als Gemusebeilage gedampft oder gedunstet Aufgrund ihrer Ahnlichkeit mit dem Kopf einer Fiedel werden die eingerollten Farnspitzen im Englisch fiddle heads genannt 12 Trotz seiner Giftigkeit wird junger Adlerfarn regional als Salat oder Wildgemuse gegessen 13 14 In einigen Gebieten Nordamerikas und Asiens sowie in Neuseeland und Afrika wird der Adlerfarn verzehrt Ein verstarktes Auftreten von Tumoren der Speiserohre und Magenkarzinomen in diesen Gegenden wird damit in Verbindung gebracht In Europa wird Adlerfarn uberwiegend aus Versehen verspeist weil er mit dem geniessbareren Straussenfarn verwechselt wurde Verzehrt man den Farn roh oder unzureichend durchgegart treten jedoch nach dem Verzehr beider Arten Vergiftungserscheinungen auf 15 16 In asiatischen Landern wie China ist Farn dagegen bereits seit 3000 Jahren Teil des Speiseplans 17 Adlerfarn gilt dabei als die beliebteste Farnspezies von der alle Teile so zubereitet werden dass sie essbar sind 18 Eine besondere Behandlung macht den Farn dabei bekommlicher In Japan wird er vor dem Verzehr uber Nacht in eine heisse Natronlosung gelegt bevor sie am nachsten Tag in frischem Wasser gekocht werden Sie weisen eine schleimige Konsistenz auf und werden meist kalt mit Sojasauce gegessen Auch wird Starke durch Auswaschung aus den zerkleinerten Rhizomen gewonnen die fur Sussspeisen verwendet wird aber mehr und mehr durch ein Surrogat aus Susskartoffelstarke ersetzt wird In der Weisskrain wurde in sogenannten Steljniki Einstreuwalder von slowenisch stelja Streu Adlerfarn als Einstreu kultiviert 19 20 Systematik BearbeitenDie Systematik des Adlerfarns ist ziemlich unklar Er wird manchmal als einzige Art seiner Gattung angesehen manchmal werden der Gattung Pteridium auch noch einige andere tropische Arten zugeordnet Je nach Autor gehort er zu einer der Familien Dennstaedtiaceae Hypolepidaceae oder Pteridaceae Deren Einordnung in eine Ordnung wird wiederum unterschiedlich gehandhabt nbsp Pteridium aquilinum subsp aquilinum behaarte Blattspindel und gewimperte Blattfiedern UnterseiteIn Mitteleuropa werden zwei Unterarten unterschieden Pteridium aquilinum subsp aquilinum Mit behaarter Blattspindel Vorkommen im ganzen Bereich der Art Pteridium aquilinum subsp latiusculum Desv Underw ex A Heller Mit fast kahler Blattspindel und stets ungewimperten Blattfiedern Nordliches Mitteleuropa und Nordeuropa Asien und Nordamerika 21 Nach M Hassler kommt diese Unterart nur in Nordamerika vor 22 Literatur BearbeitenRuprecht Dull Herfried Kutzelnigg Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Lander Die haufigsten mitteleuropaischen Arten im Portrait 7 korrigierte und erweiterte Auflage Quelle amp Meyer Wiebelsheim 2011 ISBN 978 3 494 01424 1 Manfred A Fischer Karl Oswald Wolfgang Adler Exkursionsflora fur Osterreich Liechtenstein und Sudtirol 3 verbesserte Auflage Land Oberosterreich Biologiezentrum der Oberosterreichischen Landesmuseen Linz 2008 ISBN 978 3 85474 187 9 Thomas Gaskell Tutin et al Flora Europaea Volume 1 Psilotaceae to Platanaceae Zweite Auflage Cambridge University Press Cambridge UK 2010 ISBN 978 0 521 15366 9 Christiane Volger Der Adlerfarn und seine Bekampfung mit Aminotriazol Schriftenreihe der Forstlichen Fakultat der Universitat Gottingen und Mitteilungen der Niedersachsischen Forstlichen Versuchsanstalt Band 41 Sauerlander Frankfurt am Main 1969 104 Seiten Bernhard Marbach und Christian Kainz Farne Moose Flechten Zweite Auflage BLV Buchverlag Munchen 2010 ISBN 978 3 8354 0664 3 S 18 Einzelnachweise Bearbeiten Carine Dion Christian Haug Haifeng Guan Christophe Ripoll Peter Spiteller Aurelie Coussaert Elodie Boulet Daniel Schmidt Jianbing Wei Yijun Zhou Kai Lamottke Evaluation of the Anti inflammatory and Antioxidative Potential of Four Fern Species from China Intended for Use as Food Supplements In Natural Product Communications Band 10 Nr 4 April 2015 ISSN 1934 578X S 1934578X1501000 doi 10 1177 1934578X1501000416 sagepub com abgerufen am 15 Juli 2023 Erhard Dorr Wolfgang Lippert Flora des Allgaus und seiner Umgebung Band 1 IHW Eching 2001 ISBN 3 930167 50 6 S 65 a b Erich Oberdorfer Pflanzensoziologische Exkursionsflora fur Deutschland und angrenzende Gebiete 8 Auflage Verlag Eugen Ulmer Stuttgart 2001 Seite 74 ISBN 3 8001 3131 5 Pteridium aquilinum L Kuhn In Info Flora dem nationalen Daten und Informationszentrum der Schweizer Flora Abgerufen am 30 Marz 2021 Maxi Boronczyk Andrea Hahne Kristin Hess und Bianca Rau Problempflanze Adlerfarn Die Auswirkungen auf die Artenvielfalt und verschiedene Strategien zur Bekampfung Memento vom 8 Dezember 2015 im Internet Archive In Pulsatilla Heft 8 2005 S 33 39 PDF abgerufen am 29 November 2015 Massnahmen Adlerfarnbekampfung Naturschutzgrossprojekt Feldberg Belchen Oberes Wiesental abgerufen am 8 Juni 2019 a b Bernhard Marbach und Christian Kainz Farne Moose Flechten Zweite Auflage BLV Buchverlag Munchen 2010 ISBN 978 3 8354 0664 3 S 18 Carine Dion Christian Haug Haifeng Guan Christophe Ripoll Peter Spiteller Aurelie Coussaert Elodie Boulet Daniel Schmidt Jianbing Wei Yijun Zhou Kai Lamottke Evaluation of the Anti inflammatory and Antioxidative Potential of Four Fern Species from China Intended for Use as Food Supplements In Natural Product Communications Band 10 Nr 4 April 2015 ISSN 1934 578X S 1934578X1501000 doi 10 1177 1934578X1501000416 sagepub com abgerufen am 15 Juli 2023 Adlerfarn Pteridium aquilinum Botanikus de abgerufen am 24 August 2018 Ed M Potter und Mark S Baird Carcinogenic effects of ptaquiloside in bracken fern and related compounds In British Journal of Cancer Band 83 Nummer 7 Oktober 2000 S 914 920 doi 10 1054 bjoc 2000 1368 PMID 10970694 PMC 2374682 freier Volltext Johann Leopold Just Bernhard Adalbert Emil Koehne Hermann Theodor Geyler Karl Mortiz Schumann Friedrich Karl Georg Fedde Just s Botanischer Jahresbericht Systematisch geordnetes Repertorium der botanischen Literatur aller Lander Gebr Borntraeger 1889 Sebastian Schellhaas First Nations Cuisines Wandel und Professionalisierung indigener Ernahrungskulturen in British Columbia Kanada transcript Verlag 2020 ISBN 978 3 8394 5103 8 S 101 228 Theodor C H Cole Worterbuch der Lebensmittel Dictionary of Foods eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Michael Ashkenazi Jeanne Jacob Glossareintrag warabi In The Essence of Japanese Cuisine An Essay on Food and Culture eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Ist der Farn essbar Gartenjournal net aufgerufen am 6 April 2022 Bulletin 4198 Facts on Fiddleheads University of Maine aufgerufen am 6 April 2022 Carine Dion Christian Haug Haifeng Guan Christophe Ripoll Peter Spiteller Aurelie Coussaert Elodie Boulet Daniel Schmidt Jianbing Wei Yijun Zhou Kai Lamottke Evaluation of the Anti inflammatory and Antioxidative Potential of Four Fern Species from China Intended for Use as Food Supplements In Natural Product Communications Band 10 Nr 4 April 2015 ISSN 1934 578X S 1934578X1501000 doi 10 1177 1934578X1501000416 sagepub com abgerufen am 15 Juli 2023 Yujing Liu amp Wujisguleng Wujisguleng 2012 Food uses of ferns in China A review Acta Societatis Botanicorum Poloniae 81 4 263 270 doi 10 5586 asbp 2012 046 The Land of Birch Trees Prvi interaktivni multimedijski portal MMC RTV Slovenija rtvslo si abgerufen am 25 September 2018 Metlika Slovene regions and municipalities in numbers stat si abgerufen am 25 September 2018 Pteridium im Germplasm Resources Information Network GRIN USDA ARS National Genetic Resources Program National Germplasm Resources Laboratory Beltsville Maryland Michael Hassler Taxon in Suchmaske eintragen bei World Ferns Synonymic Checklist and Distribution of Ferns and Lycophytes of the World Version 12 10 vom Februar 2022 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Adlerfarn Pteridium aquilinum Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Adlerfarn Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Adlerfarn FloraWeb de Verbreitungskarte fur Deutschland In Floraweb Die Verbreitung auf der Nordhalbkugel nach Eric Hulten Thomas Meyer Datenblatt mit Bestimmungsschlussel und Fotos bei Flora de Flora von Deutschland alter Name der Webseite Blumen in Schwaben Die Giftpflanze Adlerfarn Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Adlerfarn amp oldid 235505479