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Die Biogeographie Biogeografie ist eine Forschungsrichtung der Biologie und zugleich der Geographie Sie kombiniert Aspekte beider Wissenschaften und nimmt eine Mittlerstellung zwischen Biookologie und Geookologie ein Sie befasst sich mit der heutigen Verbreitung der erdgeschichtlichen Entwicklung und den Umweltbeziehungen der Tier und Pflanzentaxa sowie mit der Verbreitung und den raumlichen Mustern von Populationen Lebensgemeinschaften und Biomen Eine moderne Ausrichtung die Befunde der Molekularbiologie Phylogenetik und Palaontologie mit Ausbreitungsszenarien genetischer Linien oder hoherer Taxa integriert ist die Phylogeographie Zoogeographische Regionen CMEC 2012 Quelle Journal Science AAASDie biogeographischen Regionen Europas Inhaltsverzeichnis 1 Biogeographie als geographische Wissenschaft 1 1 Die grossen zoogeographischen Regionen 1 2 Die Florenreiche 1 3 Die zonalen Modelle der Biogeographie 2 Zur Geschichte 3 Arbeitsrichtungen der Biogeographie 3 1 Allgemeine Biogeographie 3 1 1 Arealkunde oder Chorologie 3 1 2 Palaobiogeographie oder Historische Biogeographie 3 1 3 Inselbiogeographie 3 2 Spezielle Biogeographie 3 3 Angewandte Biogeographie 3 4 Tier und Pflanzenokologie 4 Wissenschaftliche Einrichtungen 5 Siehe auch 6 Literatur 6 1 Biogeographie 6 2 Vegetationsgeographie und Geobotanik 6 3 Tiergeographie Tierokologie Zoologie 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBiogeographie als geographische Wissenschaft BearbeitenBiogeographie als geographische Wissenschaft sieht die Lebewesen als Geofaktoren Flora und Fauna Elemente der Naturraume und Bioindikatoren zur Kennzeichnung der Erdraume und der dort existierenden Wirkungsgefuge Die Biogeographie kann in zwei Teildisziplinen eingeteilt werden Die Phytogeographie Pflanzen oder Vegetationsgeographie ist die Lehre von der raumlichen Verbreitung der Pflanzen und Pflanzengesellschaften Die Zoogeographie Tiergeographie ist die Wissenschaft von der raumlichen Verbreitung der Tiere Analog zu den Florenreichen gibt es hier Faunenprovinzen Ausserdem steht die Biogeographie in enger Verbindung zur Geobiologie siehe Geobotanik Geozoologie einer Teildisziplin der Biologie Die Kompetenzgebiete beider Wissenschaften weisen eine grosse Ahnlichkeit auf Sie unterscheiden sich durch ein anderes Erkenntnisobjekt Die grossen zoogeographischen Regionen Bearbeiten nbsp Zoogeographische Regionen nach Wallace 1876Man unterscheidet folgende zoogeographischen Regionen oder Faunenprovinzen Palaotropis oder palaotropische Region bestehend aus Orientalis oder orientalische Region Sudasien Afrotropis oder afrotropische Region Afrika sudlich der Sahara mit Madagaskar als Teilregion Holarktis oder holarktische Region bestehend aus Palaarktis oder palaarktische Region Europa Asien ohne Sud und Sudostasien Nordafrika Nearktis oder nearktische Region Nordamerika ohne Mittelamerika Neotropis oder neotropische Region Sud und Mittelamerika Australis oder australische Region Australien mit assoziierten Inseln Archinotis oder archinotische Region Antarktis Die Florenreiche Bearbeiten nbsp Die Florenreiche Hauptartikel Florenreich Die Aufteilung in Florenreiche entspricht vielfach der Einteilung in zoogeographische Regionen Gebietsweise gibt es jedoch auch deutliche Abweichungen So wird im Suden Afrikas eine besondere Kapregion abgegrenzt hingegen wird Afrika sudlich der Sahara mit den sudlichen Regionen Asiens zur Palaotropis zusammengefasst und Eurasien ohne Sudasien wird mit Nordamerika zur Holarktis zusammengefasst Es gibt sechs kontinentale und ein ozeanisches Florenreich Palaotropis Afrika sudlich der Sahara Sudasien und Sudostasien Capensis Kapgebiet Sudafrikas das kleinste Florenreich Holarktis Nordamerika Europa nordliches Eurasien Nordafrika Neotropis Sud und Mittelamerika Australis Australien Antarktis ozeanisches Florenreich kontinentalferne Inseln besonders im Pazifik wird von manchen Autoren zur Palaotropis gerechnetDie zonalen Modelle der Biogeographie Bearbeiten nbsp Die Vielfalt geozonaler Modelle animiert Hauptartikel Zonale Modelle der Biogeographie Bei globaler Betrachtung lassen sich aus den Ergebnissen der Biogeographie zahlreiche zonale Modelle ableiten Je nach Ausrichtung und Autor stehen sie unter Bezeichnungen wie Vegetationszonen Zonobiome Okozonen Naturlandschaftszonen Landschaftsgurtel geookologische Zonen Biozonen und noch einige mehr Ihr mehr oder weniger grosser Bezug zu den Klimazonen Modellen ist dabei offensichtlich Zur Geschichte BearbeitenErste Gedanken mit biogeographischen Zugen existierten im 17 Jahrhundert als Bibelgelehrte und Naturalisten die Wiederbesiedlung der Erde nach der Sintflut diskutierten Dass Tiere die unterschiedlichste klimatische Bedingungen benotigen von einem Punkt dem Berg Ararat ausgehend ihre heutigen Lebensraume gefunden hatten konnte erstmals erklart werden Siehe auch Arche Noah und der Naturalismus im Artikel Arche Noah Als Begrunder der Vegetationsgeographie gilt Alexander von Humboldt mit seinem Werk Ideen zu einer Geographie der Pflanzen Tubingen 1807 Er beschrieb die Vegetation als bestimmendes Merkmal des Gestaltcharakters der verschiedenen Erdregionen und begann mit einer physiognomischen Betrachtungsweise der Pflanzen August Grisebach pragte dann den Begriff der Pflanzengeographischen Formation als eine Gruppe von Pflanzen die einen abgeschlossenen physiognomischen Charakter tragt wie eine Wiese ein Wald usw Durch die Pionierleistung von Humboldt entwickelte sich ab ca 1830 die vegetationskundliche Arbeitsrichtung vertreten durch Oswald Heer Franz Unger Otto Sendtner und andere In den 1890er Jahren betrieb Eugenius Warming okologisch ausgerichtete Vegetationsgeographie und veroffentlichte sein Werk Okologische Pflanzengeographie Berlin 1896 Alfred Hettner wandte sich 1935 mit seiner Veroffentlichung Die Pflanzenwelt Vergl Landerkunde IV Leipzig 1935 dann jedoch wieder dem vegetationsgeographischen Aspekt zu Der Geograph Carl Troll definierte dann den Begriff Landschaftsokologie und fuhrte weltweit Hochgebirgsstudien durch Bereits in der Mitte des 19 Jahrhunderts bereiteten jedoch Charles Darwin und Alfred Russel Wallace durch ihre Entdeckung bzw Beitrage zur Evolution die Grundlagen durch die sich viele Vorgange und Muster der Biogeographie erklaren lassen Insbesondere Darwins Erklarungen zu Dispersalereignissen also der raumlichen Trennung durch Ausbreitung und anschliessenden Evolution der Populationen zu neuen Arten waren mit Grund die Ansatze von einer unverruckbaren und dauerhaften Verteilung der Arten zu revidieren Weitere Grundlagen zur Biogeographie lieferte der deutsche Alfred Wegener Zu Beginn des 20 Jahrhunderts begann Wegener sich der Theorie des Kontinentaldrifts zu widmen und versuchte sie zu beweisen Zeit seines Lebens wurden seine Bemuhungen dafur aber nicht anerkannt Erst Jahrzehnte spater wahrend eine weitere wegweisende Theorie der Biogeographie vorgestellt wurde namlich die Aquilibriumstheorie der Inselbiogeographie von Robert H MacArthur und Edward O Wilson wurde der Kontinentaldrift breiter wissenschaftlicher Konsens 1 In der Anfangszeit der Biogeographie behandelte der uberwiegende Teil der Veroffentlichungen Themen der Botanik Mit ein Grund war allein schon die reine Anzahl an Tieren im Verhaltnis zu Pflanzen 1 Das lange Zeit bedeutsamste Werk zur Fauna stammt von Wallace der es 1876 unter dem Titel The Geographical Distribution of Animals verlegen liess Darin wird die bis ins 21 Jahrhundert gultige Aufteilung der Welt in Faunenregionen dargestellt die auch auf den Ergebnissen von Philip Lutley Sclater beruhen Ein bedeutender Teil der Arbeit von Wallace war dabei die Entdeckung der spater nach ihm benannten Wallace Linie Erst Ende 2012 veroffentlichte ein Team des Center for Macroecology Evolution and Climate CMEC der Universitat Kopenhagen um Ben Holt und Jean Philippe Lessard eine moderne Studie 2 3 4 die das Werk von Wallace um wesentliche Aspekte erweitert Der Begriff Biogeographie wurde auch in der Anthropogeographie von Friedrich Ratzel genutzt um den Staat als bodenstandigen Organismus zu erklaren 5 Arbeitsrichtungen der Biogeographie BearbeitenDie Biogeographie gliedert sich in Allgemeine Biogeographie Spezielle Biogeographie und Angewandte Biogeographie Allgemeine Biogeographie Bearbeiten Die Allgemeine Biogeographie befasst sich mit theoretischen Grundlagen sowie mit Methodenentwicklung Sie gliedert sich in folgende Vertiefungen Arealkunde oder Chorologie Bearbeiten Das Areal ist das Verbreitungsgebiet einer Art Die Arealkunde Chorologie die Lehre von der geographischen Verbreitung der Organismen bzw einzelner Arten und systematischer Sippen Sie konzentriert sich auf die Darstellung komparative und okologische Analyse der Verbreitung von Tier und Pflanzenarten Als Arbeitsmethoden steht die Arealdiagnose zur Verfugung Da Pflanzen aufgrund ihrer eingeschrankten Mobilitat besonders klare Raumzuordnungen ermoglichen ist vor allem die Florenanalyse entwickelt Palaobiogeographie oder Historische Biogeographie Bearbeiten Die Palaobiogeographie beschaftigt sich mit den Ursachen fur die Entstehung und Verbreitung der Tiere und Pflanzen Als Arbeitsmethoden stehen die Radiokohlenstoffdatierung auch C14 Methode genannt die Pollenanalyse sowie die Dendrochronologie zur Verfugung Inselbiogeographie Bearbeiten In der Inselbiogeographie spielen sowohl theoretische Aspekte Gleichgewichtstheorie der Artenvielfalt als auch evolutionsbiologische Aspekte eine Rolle Bezuge bestehen uber das Konzept des Biotopverbundes und die Schutzgebietsplanung zum Naturschutz Spezielle Biogeographie Bearbeiten Die Spezielle Biogeographie adressiert einerseits bestimmte Regionen der Erde und andererseits die Verbreitungsmuster spezifischer Artengruppen Pflanzengeographie Tiergeographie Lebensgemeinschaften Vegetationsgeographie oder Okosysteme Das Ziel ist es die Bedeckung bzw Verbreitung dieser Einheiten moglichst umfassend zu charakterisieren Angewandte Biogeographie Bearbeiten In der Angewandten Biogeographie werden die Kenntnisse der Allgemeinen und Speziellen Biogeographie in die Praxis umgesetzt Beispiele sind Gewasserzonierung Bioindikation Forstliche Planung oder Schutzgebietsausweisung Enge Beziehungen der Biogeographie bestehen zur Tier und Pflanzenokologie Bearbeiten Die Tier und Pflanzenokologie beschaftigt sich mit der Beziehung der Tiere und Pflanzen untereinander und den Wechselwirkungen der Lebewesen mit ihrem Lebensraum Als Arbeitsmethoden stehen die Standortanalyse die Okosystemmodellierung die Stoffbilanzierung sowie das Biomonitoring zur Verfugung Wissenschaftliche Einrichtungen BearbeitenIn Deutschland gibt es an der Universitat Trier und an der Universitat Bayreuth einen Fachbereich Biogeographie mit entsprechenden Studiengangen An anderen Universitaten ist Biogeographische Forschung teilweise Bestandteil der Studiengange Landschaftsokologie Biologie und Geographie Bundesweit vernetzt der Arbeitskreis Biogeographie Wissenschaftler die zu unterschiedlichen Themen biogeographisch arbeiten Siehe auch BearbeitenBiogeographische Konvergenzzone MakrookologieLiteratur BearbeitenBiogeographie Bearbeiten Christopher Barry Cox amp Peter D Moore Einfuhrung in die Biogeographie UTB 1408 Fischer Stuttgart 1987 ISBN 3 437 20366 5 Carl Beierkuhnlein Biogeographie UTB L 8341 Ulmer Verlag Stuttgart 2006 ISBN 3 8252 8341 0 James H Brown amp Mark V Lomolino Biogeography 2 Aufl Sinauer Associates Sunderland Massachusetts 1998 ISBN 0 87893 073 6 H Freitag Einfuhrung in die Biogeographie von Mitteleuropa unter besonderer Berucksichtigung von Deutschland G Fischer Stuttgart 1962 Manfred Hofmann Biogeographie und Landschaftsokologie Grundriss Allgemeine Geographie Teil 4 Schoningh Verlag Paderborn 1985 ISBN 3 506 21144 7 Mark V Lomolino Brett R Riddle Robert J Whittaker Biogeography biological diversity across space and time 5 Aufl Sinauer Associates Sunderland Massachusetts 2016 ISBN 978 1 60535 472 9 Paul Muller Arealsysteme und Biogeographie Ulmer Verlag Stuttgart 1981 ISBN 3 8001 3422 5 Ulrich Sedlag amp Erich Weinert Biogeographie Artbildung Evolution Fischer Verlag Jena 1987 ISBN 3 334 00030 3 Vegetationsgeographie und Geobotanik Bearbeiten Richard Pott Allgemeine Geobotanik Biogeosysteme und Biodiversitat Springer Verlag Berlin 2005 ISBN 3 540 23058 0 Hans Jurgen Klink Vegetationsgeographie Das Geographische Seminar 3 Auflage Westermann Braunschweig 1998 ISBN 3 14 160282 4 Fred Gunter Schroeder Lehrbuch der Pflanzengeographie UTB 8143 Quelle und Meyer Wiesbaden 1998 ISBN 3 8252 8143 4 Heinrich Walter Allgemeine Geobotanik als Grundlage einer ganzheitlichen Okologie UTB 284 3 Auflage Ulmer Verlag Stuttgart 1986 ISBN 3 8001 2549 8 Heinz Ellenberg Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in okologischer dynamischer und historischer Sicht 5 stark veranderte und verbesserte Auflage Ulmer Stuttgart 1996 ISBN 3 8001 2696 6 1 Auflage 1963 Tiergeographie Tierokologie Zoologie Bearbeiten Werner J Kloft amp Michael Gruschwitz Okologie der Tiere UTB 729 2 Auflage Ulmer Verlag Stuttgart 1988 ISBN 3 8001 2576 5 Gustaf de Lattin Grundriss der Zoogeographie G Fischer Stuttgart 1967 Paul Muller Tiergeographie Struktur Funktion Geschichte und Indikatorbedeutung von Arealen Teubner Verlag Stuttgart 1977 ISBN 3 519 03406 9 Fritz Schwerdtfeger Lehrbuch der Tierokologie Parey Hamburg und Berlin 1978 ISBN 3 490 07718 0 Ulrich Sedlag Tiergeographie aus der Reihe Urania Tierreich Urania Berlin 1995 ISBN 3 332 00387 9 Alfred Russel Wallace Der Malayische Archipel Braunschweig 1869 Alfred Russel Wallace Die geographische Verbreitung der Thiere Dresden 1876 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Biogeografie Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Werkzeuge um die zoogeographische Verteilung von Arten naher untersuchen zu konnen Z B mit einer Datenbank oder mit Google Earth Dezember 2012 Die neue Weltordnung der Tiere Memento vom 5 November 2013 im Internet Archive 20 Dezember 2012 Die Einteilung der Welt gemessen nach Tierarten Der Standard 23 Dezember 2012Einzelnachweise Bearbeiten a b Lomolino Mark V Riddle Brett R Whittaker Robert J Biogeography biological diversity across space and time 5 Auflage Sinauer Associates Sunderland Massachusetts 2016 ISBN 978 1 60535 472 9 englischsprachige Presseaussendung des CMEC vom 20 Dezember 2012 PDF 19 kB deutschsprachige Pressemitteilung des LOEWE Biodiversitat und Klima Forschungszentrum Frankfurt am Main vom 20 Dezember 2012 PDF 111 kB Webseite der Kopenhagener Universitat mit weiterfuhrenden Informationen Friedrich Ratzel Politische Geographie 3 Auflage R Oldenbourg Munchen Berlin 1923 Normdaten Sachbegriff GND 4006801 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Biogeographie amp oldid 236454518