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In der physischen Geographie versteht man unter Naturraum eine durch messbare Parameter der Geofaktoren Klima Relief Wasserhaushalt Boden geologischer Bau und Biosphare charakterisierte Einheit des geographischen Raumes Der sehr ahnliche geographische Begriff der Landschaft wird teils in identischer Bedeutung verwendet teils auch differenzierend indem Naturraum allein die naturgesetzlich determinierte Komponente des jeweiligen Raumausschnittes beschreibt wahrend Landschaft weitere kulturlandschaftliche Komponenten wie die aktuelle Landnutzung einschliesst Die einzelnen Naturraume konnen entweder als raumliche Individuen deren Gesamtcharakter sich in einzelnen oder mehreren Geofaktoren von den benachbarten Flacheneinheiten unterscheiden oder als Typen die eine gleichartige Merkmalskombination aufweisen konzipiert sein In beiden Fallen sind landschaftliche Einheiten von bestimmter Erscheinung und Standortauspragung sowie Lagequalitat gegenuber benachbarten Flachen mit unterscheidbarer Charakteristik abgetrennt Inhaltsverzeichnis 1 Naturraumliche Gliederung 1 1 Globale Dimension 1 2 Regionische und chorische Dimension 1 2 1 Deutschland 1 2 2 Osterreich 1 2 3 Schweiz 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseNaturraumliche Gliederung BearbeitenNaturraume werden in der Regel nicht jeder fur sich ermittelt und abgegrenzt sondern flachendeckend fur mehr oder weniger ausgedehnte Ausschnitte der Landschaftssphare Je nach Auswahl und Kombination der betrachteten Geofaktoren ergeben sich Einheiten unterschiedlicher Grossenordnung die in hierarchischen Strukturen geordnet werden konnen Dabei sollen Naturraume gleicher Ebene durch gleiche Parameter bestimmt sein Ein Wechsel in der Rangstufe also zu hierarchisch uber bzw untergeordneten Einheiten geht stets mit einem entsprechenden Wechsel der charakterisierenden Merkmale einher Die Anzahl der ausgewiesenen hierarchischen Ebenen ist variabel desgleichen ihre Bezeichnungen Verallgemeinernd unterscheidet die Landschaftsforschung die Massstabsbereiche oder Dimensionsstufen topisch chorisch regionisch und planetarisch Die unterste topische Dimension wird von homogenen d h nicht weiter sinnvoll unterteilbaren Grundeinheiten Physiotopen Okotopen gebildet Die chorische Dimension meint Verbande oder Mosaike von Grundeinheiten in einer etwa dem umgangssprachlichen Begriff von Landschaften entsprechenden also fur den Menschen zumeist noch in der Natur uberschaubaren Flachengrosse Geochoren Die Grenze zwischen chorischer und regionischer Dimension ist nicht scharf gezogen Die planetarische oder globale Dimension ist die oberste ihr Gegenstand ist die gesamte Erdoberflache Uber die Frage der zweckmassigen Strukturierung oder naturraumlichen Gliederung wird bei Landeskundlern Geographen Biologen und anderen mit den raumlichen Strukturen Befassten schon seit der Mitte des 19 Jahrhunderts intensiv diskutiert Gegenwartig sind zwei Vorgehensweisen etabliert Die altere ist eine Gliederung im Wortsinn man geht also von grossen Einheiten aus und unterteilt anhand differenzierender Merkmale fortgesetzt in immer kleinere Einheiten Das jungere Verfahren der sogenannten naturraumlichen Ordnung beginnt dagegen mit einer Kompletterfassung der kleinsten Grundeinheiten und aggregiert dann anhand gemeinsamer bzw ubergeordneter Merkmale zu immer grosseren Einheiten Naturraumerfassung und gliederung ist oft anwendungsorientiert geht also auf spezifische Zwecke der jeweils vorgesehene bestimmt dabei das bearbeitete Gebiet wie auch seine inhaltlichen Schwerpunkte Deshalb kann es fur ein bestimmtes Territorium mehrere verschiedene Gliederungen geben und daran angrenzende Territorialgliederungen konnen inkompatibel sein auffallig wird das etwa wenn aneinander grenzende Kartenblatter ein uber ihrer Grenze liegendes Gebiet anders benennen oder unterteilen Globale Dimension Bearbeiten Hauptartikel Physiographische Regionen der Erde nach Fenneman Die Landschaftsformen oder physiographischen Regionen der Erde ihre naturraumlichen Einheiten werden vor allem in der angloamerikanischen Literatur nach Nevin Fenneman 1916 unterteilt 1 2 3 4 5 In der deutschen Geographie die sich teilweise von dieser fast rein auf Geomorphologie beziehungsweise der Kombination aus geologischen Verhaltnissen und Topographie gestutzten Betrachtungsweise unterscheidet brachte unter anderem Ernst Neef 6 diese Ubersicht naher Die Grobeinteilung erfolgt in Kontinente wobei es zwischen den einzelnen Kontinentalblocken durchaus wegen gemeinschaftlicher Vergangenheit oder ahnlicher Genese Verbindungen gibt Unterhalb der Kontinente als oberstes Gliederungskriterium folgen in diesem Schema Divisions Provinces Provinzen und Sections Sektionen entsprechend der Nomenklatur des USGS Regionische und chorische Dimension Bearbeiten Deutschland Bearbeiten Hauptartikel Naturraumliche Grossregionen Deutschlands und Naturraumliche Haupteinheiten Deutschlands Naturraumliche Grossregionen nach der Bundesanstalt fur Landeskunde Die Grenzen der Haupteinheitengruppen entsprechen von der Zusammenlegung einiger alter Gruppen abgesehen noch der Kartierung von 1960 des Handbuchs der naturraumlichen Gliederung Deutschlands und sind daher im Einzelfall randstandig nicht mit den erst spater ausgewiesenen Grossregionen 1 und 2 Ordnung kompatibel Das Handbuch der naturraumlichen Gliederung Deutschlands mit seinen Fortschreibungen stellt seit den 1950er Jahren das gebrauchlichste Gliederungsmodell in Deutschland dar Es dient in den meisten Bundeslandern als Planungs und Beobachtungsgrundlage und wird in leicht abgewandelter Form auch bei phanologischen Untersuchungen zum Beispiel des Deutschen Wetterdienstes herangezogen Die Gliederung erfolgt hierarchisch in sieben Ebenen Die Landflache Deutschlands hat Anteil an funf 7 als Naturraumliche Grossregionen 1 Ordnung 8 bezeichneten Einheiten der obersten Ebene Nach aktuellem Stand ergeben sich durch Untergliederung dieser Einheiten folgende Naturraumliche Grossregionen 2 Ordnung vorangestellter Pfeil 9 Norddeutsches Tiefland Marschland 61 67 68 10 Mecklenburgisch Vorpommersches Kustengebiet 71 Norddeutsches Jungmoranenland 70 72 75 N v 80 Norddeutsches Urstromtaler und Plattenland 58 60 62 64 69 76 89 ohne N v 80 Lossborden 10 44 ohne S 45 46 50 52 Teile von 58 und 62 Mittelgebirgsschwelle 11 Rheinisches Schiefergebirge Grundgebirgsschollenland 24 25 27 33 56 Niedersachsisch Hessisches Bergland Bruchschollentafelland Niedersachsisches Bergland 36 37 53 West 12 und Osthessisches Bergland 34 35 Harz Grundgebirgsschollenland 38 Thuringer Becken mit Randplatten Schichtstufenland 47 48 Ostliche Mittelgebirgsschwelle 10 Thuringisch Frankisches Mittelgebirge 39 Vogtland 41 Erzgebirge 42 Westliche Sudeten 43 S v 44 Oberpfalzisch Bayerischer Wald 40 Schichtstufenland beiderseits des Oberrheingrabens 10 Nordfranzosisches Schichtstufenland 17 19 26 Oberrheinisches Tiefland 20 23 Sudwestdeutsches Stufenland 08 16 Oberpfalzisch Obermainisches Hugelland 07 Alpenvorland Nordliches Alpenvorland 10 04 06 Voralpines Hugel und Moorland 03 Alpen Schwabisch Bayerische Voralpen 02 Nordliche Kalkalpen 01 Otto Klausing bezeichnet die zweite Ordnungsstufe der naturraumlichen Einheiten als Region 13 Naturraumliche Grossregionen 3 Ordnung entsprechen im Regelfalle den Haupteinheitengruppen sofern diese nicht bereits Grossregionen 2 Ordnung darstellen z B Harz und Oberrheingraben Jedoch wurden sehr viel Raum einnehmende Einheiten 3 Ordnung oftmals auf zwei oder mehr Gruppen aufgeteilt im Schichtstufenland etwa die Schwabisch Frankischen Gaue 12 13 Keuper Lias Lander 10 11 und Alben 08 09 im vorliegenden Falle auch aus kulturraumlichen Aspekten heraus Das Rheinische Schiefergebirge stellt trotz seiner Aufspaltung in immerhin 8 Haupteinheitengruppen gleichzeitig eine Einheit zweiter und dritter Ordnung dar Die weiteren Untergliederungen chorische Dimension 4 Ordnung Haupteinheit dreistellige Kennziffer 5 Ordnung Untereinheit dreistellige Kennziffer mit einer Nachkommastelle 6 Ordnung Teileinheit dreistellige Kennziffer mit zwei Nachkommastellen topische Dimension noch kaum ausgearbeitet 7 Ordnung Grundeinheit Fliese dreistellige Kennziffer mit drei Nachkommastellen Singularitat Einzelform Fliese meistens ohne Kennziffer In einzelnen Bundeslandern werden alternative Gliederungen erarbeitet und angewendet Das System der Naturraume in Sachsen beruht konsequent auf dem Prinzip der naturraumlichen Ordnung von unten nach oben Die Naturraume Thuringens sind auf chorischer Ebene zu Typen abstrahiert und dadurch nicht ohne weiteres mit den auf naturraumliche Individuen orientierten Gliederungen der benachbarten Territorien kompatibel Listen nach Bundeslandern Baden Wurttemberg Hessen Nordrhein Westfalen Rheinland Pfalz Saarland Sachsen Schleswig HolsteinEine nur geringfugig unter biogeographischen Aspekten modifizierte Variante dieser Gliederung verwendet das Bundesamt fur Naturschutz als Planungsgrundlage fur das europaische Schutzgebietssystem Natura 2000 Deutlichere Abweichungen entsprechend der speziellen Schwerpunktsetzung weist die Waldokologische Naturraumgliederung Deutschlands auf Osterreich Bearbeiten Traditionelle wissenschaftliche Gliederung Vorlander und randalpine Becken Alpen und Karpatenvorland Wiener Becken Sudostliches Alpenvorland Gneis und Granithochland Osterreichische Alpen Nordalpen Zentralalpen Sudalpen wobei der osterreichisch Anteil an diesem Gebirgszug recht gering ist Siehe Grosslandschaften OsterreichsSchweiz Bearbeiten In der Schweiz ist die geographische Gliederung historisch dreiteilig 14 15 Jura Mittelland Alpen Schweizer Alpen Die biogeographischen Regionen der Schweiz 16 Jura und Randen Ostliches Mittelland Westliches Mittelland Hochrhein und Genferseeregion Region lemanique Voralpen Nordalpen Ostliche Zentralalpen Westliche Zentralalpen Sudalpen Sudlicher TessinDie Zuteilung erfolgt auf Gemeindeebene Da es sich um eine Gliederung zu statistischen Zwecken handelt wurde keine feinere Gliederung vorgenommen Siehe auch Liste der Regionen in der SchweizLiteratur BearbeitenInstitut fur angewandte Geodasie Hrsg Landschaften Namen und Abgrenzungen Frankfurt Main 1979 Weblinks Bearbeiten Commons Naturraume Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Inge Gotzmann verantw fur den Inh Die Kulturlandschaft und ihre Bestandsaufnahme Betrachtungen aus geographisch landeskundlicher Sicht Begriffsbestimmungen sowie Uberblicksdarstellung der Landschafts und Naturraumerfassung in Vergangenheit und Gegenwart In und Ausland mit Beispielen und Karten BHU Bonn 2010 PDF 5 43 MB abgerufen am 29 Juli 2012 Otto Klausing Die Naturraume Hessens mit einer Karte der naturraumlichen Gliederung 1 200000 In Hessische Landesanstalt fur Umwelt Hrsg Schriftenreihe des Hessischen Landesanstalt fur Umwelt Nr 67 Wiesbaden 1988 ISBN 3 89026 066 7 Heft ohne Karte von 1988 Karte von 1974 Einzelnachweise Bearbeiten Nevin M Fenneman Physiographic Subdivision of the United States In Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America Band 3 Nr 1 National Academy of Sciences 15 Januar 1917 S 17 22 doi 10 1073 pnas 3 1 17 PMID 16586678 PMC 1091163 freier Volltext englisch Physiographic divisions of the conterminous U S U S Geological Survey abgerufen am 6 Dezember 2007 englisch Physiographic amp Landform World U S Indiana University of Pennsylvania archiviert vom Original am 12 Oktober 2007 abgerufen am 7 Dezember 2007 englisch The Atlas of Canada Physiographic Regions Abgerufen am 8 November 2021 englisch Harm J De Blij Physical geography of the global environment 3 Auflage Oxford University Press New York 2004 ISBN 0 19 517114 4 52 Physiographic Realms and Regions The Spatial Variation of Landscapes englisch Ernst Neef Das Gesicht der Erde Brockhaus DDR 1956 Bis 1979 gliederte das Institut fur Landeskunde noch in vier Grossregionen 1 Ordnung Emil Meynen Hrsg Handbuch der naturraumlichen Gliederung Deutschlands Selbstverlag der Bundesanstalt fur Landeskunde Remagen Bad Godesberg 1953 1962 Die Grenzziehung der Grossregionen 1 und 2 Ordnung stammt in der Hauptsache aus den Einzelblattern beiliegenden Ubersichten hier jene von Blatt Arnsberg 1968 die Grenzziehung auf Blatt Coburg von 1987 ist identisch in Sachsen Grenzziehung nach Naturraume in Sachsen Ubersicht mit Haupteinheitengruppen a b c d e Genauer Name der Grossregion 2 Ordnung nicht bekannt bzw nicht vergeben Der gelaufige Begriff Mittelgebirgsschwelle fasst die jungeren Bruchschollentafellander und die alteren Grundgebirgsschollenlander zwischen Rheinischem Schiefergebirge und Bohmischer Masse zusammen Die Erstgenannten bilden eine einfach zusammenhangende Mittelgebirgslandschaft wahrend die Grundgebirgsschollenlander in 3 Segmente geteilt werden deren kleinstes und nordlich mittleres der Harz darstellt In der Haupteinheitengruppe Westhessisches Bergland zahlt der Kellerwald nicht zum Bruchschollentafelland sondern als West Auslaufer des Rheinischen Schiefergebirges zum Grundgebirgsschollenland Otto Klausing Die Naturraume Hessens In Hess Landesanstalt fur Umwelt Hrsg Schriftenreihe des Hessischen Landesanstalt fur Umwelt Nr 67 Wiesbaden 1988 ISBN 3 89026 066 7 Zur Systematik der naturraumlichen Gliederung S 7 hlnug de PDF 4 1 MB Jurg Fruh Geographie der Schweiz Die Einzellandschaften der Schweiz Band III 1938 Rene Ch Schilter Versuch einer Landschaftsgliederung und typologie der Schweiz Zurich 1977 Yves Gonseth Thomas Wohlgemuth Bertrand Sansonnens Alexandre Buttler Die biogeographischen Regionen der Schweiz UM 137 D BAFU 2001 Normdaten Sachbegriff GND 4120789 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Naturraum amp oldid 236091160